Mit dem Regenwurm ist es so eine Sache. Meist nimmt ihn keiner wahr und ernst nehmen tut ihn kaum jemand. Und doch: meist ist er da und oft auch wichtig. Ein eigenes Leben hat er allemal, wenn auch überwiegend unter der Erde - da wühlt und gräbt er sich durch alles durch und kommt mit allem in Kontakt, was es da so gibt im Wurzelbereich und drunterhinaus. Was dahin gerät - und das meiste kommt früher oder später mal da an - betrifft ihn und seine Freunde. Ab und zu kommt Rupert (so der Name des Regenwurms) an die Erdoberfläche, um zu sehen, was die da oben schon wieder alles treiben. Und gibt Kunde davon seinen staunenden Kumpels im Erdreich und jenen über der Erde, die sich für ihn interessieren.
Zur Zeit läuft in den Kinos der 5. Teil der „Terminator“-Reihe. Zusammen mit dem Film-Experten Hans Has hat sich der Wurm diesen angesehen.
„Terminator: Genisys“ wurde von der Kritik eher unfreundlich aufgenommen. Und alle, die Arnold Schwarzenegger nicht leiden können und sowieso nicht ins Kino gehen, erzählen rund herum „ich habe gehört, dass der neue ‚Terminator‘ nicht gut sein soll“.
Gut, die Geschichte ist nicht so gut wie die der ersten beiden Teile – aber bei den Zuschauern handelt es sich zumeist nicht gerade um Intellektuelle, die sich einen „Terminator“-Film wg. der inspirierenden Geschichte ansehen würden.
Ansonsten steht der „Terminator“ für zwei Sachen: reichlich Action und (vor allem ab dem 2. Teil) großartige Augenblicke voller Selbstironie. Die wird mensch in „Terminator: Genisys“ zur Genüge finden.
Wer trockenen Humor mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen und wer auf anregende Ideen kommen will, kann dies auch tun.
„Jetzt auf einmal wird in Europa Deutsch gesprochen“. Volker Kauders Satz aus dem Jahr 2011, der schon damals in Europa schlecht ankam, war nie wahrer als heute.
Letztes Wochenende mit dem Höhepunkt des Montags wird in die Geschichtsbücher eingehen. Dies ist auch jedem bewusst und den meisten ist zudem bewusst, dass es sich um ausnahmslos schlechte bis sehr schlechte Folgen handeln wird.
Für Griechenland, für Europa, für Deutschland, für die Weltwirtschaft, möglicherweise auch für die Geopolitik.
Diese Woche wurde Wolfgang Clement 75 Jahre alt. Unter anderem war er von 1998 bis 2002 Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und von 2002 bis 2005 Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit.
Der Wurm gratuliert ihm nicht.
Einer, der Wolfgang Clement am besten kennt, ist Wolfgang Lieb, der selbst in mehreren Funktionen in der Regierung in Nordrhein-Westfalen tätig war und heute einer der Betreiber der „Nachdenkseiten“ ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Lieb
Wolfgang Lieb über Wolfgang Clement (jeweils aus dem Jahr 2008):
„Clement ist ein jähzorniger Egomane, bei dem man gerade nach seiner heutigen Wutattacke noch nachträglich erschrickt, dass so jemand in höchsten Staatsämtern Verantwortung getragen hat.“
„Dabei beruhte Clements politische Karriere doch weitgehend darauf, gegen die Ziele der SPD anzukämpfen. Er wurde von den bürgerlichen Medien gehätschelt und gerade deshalb zum „Star“, weil er ständig seiner eigenen Partei vors Schienbein trat. Schröder holte ihn, damit er mit ihm gemeinsam die SPD auf einen Kurs zwingen konnte, der mit der Sozialdemokratie nur noch wenig zu tun hatte. Lange Zeit sind die Genossen ihm – sicher oft mit geballter Faust in der Tasche – gefolgt. Jetzt, wo ihn die Partei abserviert hat, zeigt er nur sein wahres Gesicht. Aber das hätte man schon lange erkennen können …
Wolfgang Clement tarnte sich mit dem Etikett des Modernisierers und Erneuerers. Das passt zu seinem Charakter und zu seinem Temperament, und es passte zu den Propagandisten der „neuen Mitte“ à la Schröder und Hombach. Wobei man „Modernisierung“ zwanglos als eine Politik übersetzen konnte, die sich darin gefiel (und dabei von der überwiegend bürgerlichen Presse applaudieren ließ), Errungenschaften und erkämpfte Rechte der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften in Frage zu stellen oder als „traditionalistisch“ zu bekämpfen. Clement war – und deshalb holte der Kanzler ihn nach Berlin – zusammen mit Schröder einer der wichtigsten Türöffner der neoliberalen Ideologie nicht nur für die Sozialdemokratie …
Die EU hat den Karren an die Wand gefahren und ist darüber empört, dass die griechische Regierung das Volk befragen will, wie es weiter gehen soll.
Da der Wurm sich ausführlich informiert und seine Gedanken dazu gemacht hat, ist es zu einem recht umfangreichen Text gekommen. Deshalb die Zusammenfassung vorab:
- Euro war von Anfang an ein Fehlkonstrukt, das früher oder später zu Verwerfungen führen musste
- Griechenland wurde wider besseres Wissen der EU-Verantwortlichen in den Euroraum aufgenommen
- dass Griechenland 2001- 2008 über seine Verhältnisse gelebt hätte, ist bis dahin aber niemandem aufgefallen. Im Gegenteil: Griechenlands Wirtschaftswachstum war im innereuropäischen Vergleich außerordentlich, Griechenlands Entwicklung wurde als Beispiel dafür gefeiert, wie der Euro es den ärmeren Ländern ermöglicht, an die reicheren Länder anzuschließen, und Analysten, etwa des IWF, hatten keinerlei Bedenken, dass sich die Wachstumsaussichten Griechenlands in der mittleren Frist weiterhin im deutlich positiven Bereich bewegen würden
- Finanzkrise löste eine Negativspirale aus, die fast nichts mit der griechischen Wirtschaft und fast alles mit dem europäischen Bankensystem und der globalen Finanzkrise zu tun hatte
- frühzeitiger Schuldenschnitt hätte relativ poblem- und geräuschlos über die Bühne gehen können
- Günter Verheugen: „Es ging niemals um die Rettung Griechenlands, es ging immer um die Rettung bestimmter europäischer Banken“
- private Risiken bzw. Schulden der Investoren werden auf Allgemeinheit übertragen
- nur ca. 12% der 230 Milliarden Euro flossen in den griechischen Staatshaushalt
- Sparprogramme mit katastrophalen Folgen für Wirtschaft und Menschen (auch in Portugal, Spanien, Irland)
- Privatisierungen: Staaten wurden gezwungen, zum Bruchteil des eigentlichen Wertes Staatseigentum zu verkaufen
- Deutschland:
- im schlimmsten Fall haftet Deutschland für über 80 Milliarden Euro (maximal 3 Milliarden Euro pro Jahr)
- bereits jetzt über 100 Milliarden Euro an Finanzkrise verdient (unter anderem wg. niedriger Zinsen bei Kredit-Aufnahme)
- in Deutschland pro Jahr ca. 30 Milliarden Euro Verlust wg. Steuerflucht ins Ausland – darüber aber herrscht kaum Aufregung
- deutsches „Wirtschaftswunder“ nach dem 2. Weltkrieg erst durch Schuldenschnitt auch mit Hilfe Griechenlands ermöglicht
- zu geringe Löhne in Deutschland ermöglichen höhere Exporte, was zu großen Problemen gerade in Südeuropa führt: Deutschland lebt unter seinen Verhältnissen
- dadurch wirtschaftliche und politische Hegemonie Deutschlands in EU
- massive Manipulation und Medienhetze gegenüber Griechen in deutschen Staatsmedien
Syriza:
- stellt als einzige halbwegs glaubwürdige Partei seit diesem Jahr die Regierung
- von EU-Seite wird alles getan, damit Syriza scheitert
- scheitert Syriza, werden in ganz Europa (rechts-)extreme Parteien gewinnen
- die letzten Verhandlungen wurden von EU-Seite so geführt, dass griechische Regierung scheitert
- Lügen von Juncker, Schulz, Schäuble, Gabriel
- Schuldenschnitt und Investitions-Programm längst fälliger Schritt zur Gesundung Griechenlands und damit der EU
Legendär ist „Die Anstalt“ zum Thema Griechenland. Verständlich erklärt auch für diejenigen, die nicht „im Thema drin“ sind.
„Das Zentrum für politische Schönheit erregt mit seiner subversiven Kunstaktion "Die Toten kommen" die Gemüter der Nation. Tausende Menschen haben am Sonntag symbolische Gräber vor dem Reichstag ausgehoben, um gegen die tödliche Abschottungspolitik an den europäischen Außengrenzen zu protestieren. Aufgebrachte Stimmen mussten nicht lange auf sich warten lassen. Doch möchten wir wirklich in einer Gesellschaft leben, die sich mehr über einen zerstörten Rasen als über das Massensterben im Mittelmeer empört?
Wie werden einst künftige Historiker auf unsere heutige Gesellschaft blicken? Werden sie ihr, angesichts des vermeidbar gewesenen Elends auf der Welt, etwas anderes als Selbstbezogenheit attestieren können? Es ist unbestreitbar: Der Kampf um die Menschenrechte wird viel zu höflich geführt. Angetrieben von dieser tragischen Erkenntnis vertritt die Künstlergruppe um das Zentrum für politische Schönheit einen "aggressiven Humanismus". Es ist ein Humanismus, der dazu bereit ist, Grenzüberschreitungen zu wagen, sofern dies der Verteidigung der Menschenrechte dient.
Widerstand und Provokation können dabei nicht ausgeschlossen werden. Das Zentrum nutzt dafür nicht nur die Mittel der Kunst, sondern auch den straffreien Raum, der durch sie ermöglicht wird. Das Material der Aktionskünstler ist die Gesellschaft, die es zu gestalten gilt. In Zeiten emotionaler Kälte ist das Zentrum für politische Schönheit ein kreatives Sprachrohr menschlicher Wärme, ein gesellschaftliches Korrektiv.
Es war ein Akt politischer Schönheit, als am Sonntag mehr als 5.000 Menschen die Wiese vor dem Reichstag eigenverantwortlich besetzten und couragiert symbolische Gräber aushoben. Von reiner Zerstörungswut oder gar Vandalismus kann nicht die Rede sein. Denn hinter dem entschlossenen aber weitgehend friedlichen Ungehorsam stand ein ernsthaftes Anliegen. Allein in einer einzigen Woche im April 2015 starben über tausend Flüchtlinge im Mittelmeer. Mitverantwortlich ist die europäische (Anti-)Flüchtlingspolitik, die Grenzen statt Menschen schützt. Wer möchte bestreiten, dass die unterlassene Hilfeleistung ein Skandal ist? Ist es nicht verständlich, ja notwendig, dass gegen diese tödliche Abschreckungspolitik revoltiert wird?“
Zur Flüchtlings-Problematik mit Gründen und Lösungs-Ansätzen hatte sich der Wurm bereits an anderer Stelle geäußert (http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/154-krokodilstraenen-der-internationalen-verbrecherbande.html ) und wird das nicht noch mal tun. Hierzu nur so viel: Es geht nicht darum, alle, die wollen, in Europa aufzunehmen, sondern dafür zu sorgen, dass sie in ihren Heimatländern ihr Auskommen haben. Bei entsprechendem politischen Willen der westlichen Länder wäre dies sogar machbar.
Allein: der politische Wille zur Lösung bei denjenigen, die das Schlammassel überhaupt erst angerichtet haben, ist nicht oder nur wenig vorhanden. Umso mehr bedarf es solcher Aktionen, um die lethargische Bevölkerung aufzurütteln und der Politik Feuer unterm Arsch zu machen. Ob jede Aktion gut oder unterstützenswert ist, sei dahin gestellt. Aber es wird etwas getan.