Mensch stelle sich mal vor, er hätte eine Krankheit. Eine, die sich in sehr, sehr heftigen Kopfschmerzen auswirkt und die mehrere qualvolle Tage dauern kann.
Das Gute daran ist, dass diese Kopfschmerzen „nur“ ab und zu auftreten und dass die Anzeichen das Stunden bis Tage vorher ankündigen.
Und die Lösung des Problems ist ganz einfach: bei auftretenden Anzeichen nimmt mensch die entsprechende Tablette und hat sich die entsprechenden Kopfschmerzen erspart.
Ganz so einfach ist das jetzt allerdings nicht, denn wir befinden uns im Mittelalter, in der es eine unheilige Allianz zwischen Katholischer Kirche und Ärzteschaft gibt. Für die Religiösen, denen ein Großteil des Medizin-Wesens untersteht, sind Kopfschmerzen der Wille Gottes und dürfen nicht behandelt werden. Wer räumlich oder sonstwie von den Religiösen abhängig ist, ist dazu verdammt, die kommenden Kopfschmerzen auszuhalten.
Es gibt aber noch die Möglichkeit, einen nicht-religiösen Arzt aufzusuchen und um ein Rezept zu bitten. Arzt und Patient kennen die Krankheit und so ist das kein Problem. Allerdings bekommt der Patient nur eine einzige Tablette für den aktuellen Fall. Da der Arzt durch die Beratung bzw. das bloße Rezept-Ausstellen gutes Geld verdient, weigert er sich (und das machen alle Ärzte so), dem Patienten eine kleine Vorratspackung zu verschreiben oder eine Art „Dauer-Rezept“ zu geben, das der Patient bei Bedarf bei der Apotheke vorzeigen kann und dann seine Tablette bekommt (die übrigens keine nennenswerten Nebenwirkungen hat).
Diese Praxis ist nicht ideal, weil sie unnötig Zeit kostet (mensch braucht die Tablette ja recht hurtig), der Arzt nur ungern und unwirsch kurzfristige Termine gibt und, wenn er schlecht drauf ist, einem auch noch Vorwürfe wg. der Krankheit macht. Wenn mensch selbst krank ist, er sich um eines der erkrankten Kinder oder Pflege bedürftigen Menschen kümmern muss, oder einen oder mehrere wichtige Termine hat, ist das alles andere als schön.
Große Freude! Der Kaiser weist den besonders konservativen Landesherrn an, dass das so nicht weiter geht, dass der Patient sich den Gang zum Arzt sparen und die Tablette gleich in der Apotheke holen kann. Das ist ein großer Vorteil, aber er muss persönlich zum Apotheker und mit diesem ein Beratungs-Gespräch führen (noch mal: es handelt sich um ein ungefährliches Präparat) und bekommt eine einzige Tablette ausgehändigt. Dass der Patient diese Tablette vor den Augen des Apothekers einnehmen muss, konnte nur mit großer Mühe von den Ratgebern des Landesherrn verhindert werden. Ein kleiner Vorrat darf nicht angelegt werden.
Wer jetzt drüber schmunzelt, wie inhuman es im Mittelalter zugegangen ist, dem sei geschrieben: Mittelalter ist heute. So oder so ähnlich ging bzw. geht es zu mit der „Pille danach“, die seit der letzten Woche rezeptfrei gekauft werden darf.