Letzte Woche, genauer gesagt am 29. April, erlebte das deutsche Fernsehen mit „Die Anstalt“ eine Sternstunde. Doch bevor der Wurm näher darauf eingeht, möchte er ein paar Zitate bringen und fragen, von wem die sein könnten:
"Man sollte vielleicht früher bedenken, was das Ergebnis ist, wenn man im Vorhof einer anderen Großmacht von außen für politische Veränderungen sorgt."
"Ich würde es umdrehen: Man muss sich fragen, ob man jemanden wie Putin nicht wesentlich früher hätte in den Prozess einbinden sollen – statt die Gespräche erst dann zu beginnen, wenn es zu spät ist."
"Hier ist eine Situation entstanden, in der sich Russland in die Ecke gedrängt fühlte"
Hier die Auflösung: es handelt sich um Topmanager der deutschen Wirtschaft: Frank Appel (Deutsche Post), Herbert Haimer (adidas) und Heinrich Hiesinger (ThyssenKrupp) in einem Gespräch mit der „Welt“.
Was die deutsche Wirtschaft insgesamt von der aktuellen Ukraine-Krise hält, wird, wenn überhaupt, nur sehr am Rande erwähnt und wird den meisten erst bewusst, als US-Senator John McCain diese Haltung scharf kritisiert. Aus einem weiteren Artikel der „Welt“:
„Der Einfluss der "Industrielobby" sei so groß, als säßen die Interessensvertreter selbst in der Bundesregierung, schimpfte McCain: "Eine Schande" und "peinlich" sei das.“
Der Schreiber des Artikels scheint der gleichen Meinung zu sein wie McCain und schreibt „Zu Hause muss sie (Angela Merkel) ihre Politik, sich von Putin nicht alles bieten zu lassen, gegen eine russlandfreundliche Öffentlichkeit verteidigen. Dort identifizieren sich nicht nur die überwältigende Mehrheit der Wirtschaft und führende Publizisten, sondern auch die Mehrheit der Leserbriefschreiber mit dem Aggressor.“
Bemerkenswert ist die Wortwahl („sich von Putin nicht alles bieten zu lassen“, „Aggressor“) und die Frage, wer diese „führenden Publizisten“ sein sollen. In erster Linie aber ist es „die überwältigende Mehrheit der Wirtschaft“, die sich mit dem „Aggressor“ „identifiziert“. In anderen Worten: zum Maß halten aufruft.