Mensch stelle sich vor, er hätte die Gelegenheit, mit einer der folgenden historischen Persönlichkeiten einen Abend zu verbringen:
- König Ludwig XIV. von Frankreich („Sonnenkönig“)
- Kaiser Napoleon Bonaparte
- Donatien Alphonse Francois Marquis de Sade, nach dem der „Sadismus“ (sexuelle Erregung durch Quälen anderer Menschen) benannt worden ist
Auf wen würde die Wahl fallen?
Bei der Wahl sollte mensch berücksichtigen, für wie viele Tote die jeweiligen Personen verantwortlich sind: die beiden Erstgenannten haben durch ihre mutwillig angezettelten Kriege jeweils Hunderttausende von Menschen auf dem Gewissen, der Marquis de Sade keinen einzigen.
Mensch sollte sich nicht von Schein und Propaganda täuschen lassen. Bei Ludwig XIV. etwa wird gerne an Versailles und höfische Etikette gedacht.
Aber nicht an seine Kriege, etwa den Pfälzischen Erbfolgekrieg, bei dem viele deutsche Städte und Dörfer wg. „Politik der verbrannten Erde“ zerstört wurden (unter anderem Heidelberg, Mannheim, Durlach, Speyer, Worms).
http://de.wikipedia.org/wiki/Pf%C3%A4lzischer_Erbfolgekrieg
Das „Klima“ unter Ludwig XIV. ist in Buchform beschrieben. „Die 120 Tage von Sodom“ des Marquis de Sade beginnen folgendermaßen:
„Die ungeheuren Kriege, die Ludwig XIV. im Verlaufe seiner Regierung zu führen hatte und welche die Gelder des Staates und die Hilfsmittel des Volkes erschöpften, boten dennoch einer enormen Anzahl von Blutsaugern die Gelegenheit, sich zu bereichern. Diese Blutegel waren immer in der Nähe des Unglücks, das sie noch vermehrten, anstatt es zu verringern, und zogen daraus den größtmöglichen Nutzen für sich selbst. Das Ende dieser im übrigen so glorreichen Regierung ist vielleicht eine jener Epochen des französischen Reiches, in der die meisten jener gewissen geheimen Reichtümer gewonnen wurden, jener Reichtümer, die eine Schwelgerei und Ausschweifung gebaren, so geheim und verschwiegen wie sie selbst. Es war am Ende dieser Regierung, einige Zeit ehe der Regent durch das berühmte Tribunal die Männer des Gerichtshofes wie tolle Hunde losgelassen hatte, um jener Bande von Verrätern die Gurgel abzudrehen – als vier von ihnen die seltsamste Wollust erdachten, die jemals bekannt geworden ist. Man täte unrecht zu meinen, daß nur Diebe sich mit Gelderpressungen abgaben, dieses Gewerbe hatte an seiner Spitze sehr vornehme Herren. Der Herzog von Blangis und sein Bruder, der Bischof von …, die sich beide auf diese Weise unermeßliche Vermögen erworben hatten, sind unantastbare Beweise dafür, daß der Adel ebensowenig wie die anderen die Mittel verschmähte, um sich auf solche Art zu bereichern.“
Hiermit ist der Wurm beim Marquis angelangt, der diese Woche vor 275 Jahren geboren wurde. Eigentlich ist es üblich, die Werke eines Schriftstellers aus seinem Leben zu erklären. In diesem Falle macht es Sinn, zuerst auf die Werke und dann auf das Leben einzugehen.