Geschichte ist Gegenwart. Das zeigt sich nicht nur, aber auch zu bestimmten Jahrestagen und in deren Vorfeld.
Vor 100 Jahren startete der Völkermord der Türken an den Armeniern. Da meinen heute noch, 100 Jahre später, Parlamente von Ländern sich dazu äußern zu müssen, die weit weg von der Türkei liegen und es gibt hitzige Diskussionen darüber, ob für die Vorfälle der Begriff „Völkermord“ verwendet werden solle oder nicht.
Warum das alles? Nach so langer Zeit. Weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart haben sich diese Länder und deren Parlamente groß um Verbrechen anderer Länder gekümmert bzw. drehen selbst jetzt gerade krumme Dinger in der Welt, bei denen Menschen zu Tode kommen.
Als Begründung für das damalige türkische Vorgehen werden zumeist drei Gründe angeführt:
1. Bösartigkeit der Türken bzw. deren Regierung
2. Armenier als „Sündenböcke“ für eigenes militärisches Versagen, etwa hier: http://www.heise.de/tp/artikel/44/44632/1.html
3. Moslems sind an sich böse und töten Christen
Die ersten beiden Argumente sind die gängigen, haben aber einen Denkfehler, da auch (was gerne vergessen bzw. nicht erwähnt wird) Menschen aus anderen christlichen Gruppen getötet wurden.
Das 3. Argument wird gerne von den Islam-Hassern gebraucht. Damit kann zwar das Ergebnis erklärt werden, nicht aber, wie es dazu kam. Mal davon abgesehen, dass die damalige Türkei sehr gut mit christlichen Bündnispartnern im 1. Weltkrieg, hauptsächlich Deutschland, zurecht kam, gehen Moslems mit Christen traditionell besser um als umgekehrt.
Auf jeden Fall handelt es sich immer um durchgeknallte Türken, die unverhältnismäßig handeln.
Dem ist aber nicht so. Auch, wenn der Wurm das damalige Verbrechen keinesfalls billigt und den Verantwortlichen lieber nicht im Garten über den Weg laufen möchte, ist deren Verhalten tatsächlich rational und nachvollziehbar - und die Armenier sind nicht nur die armen, unschuldigen Opfer.