„Es galt den edlen Männern aller Zeiten
Als ihres Strebens schönster, höchster Lohn,
Fürs Vaterland zu kämpfen und zu streiten
Als ganzer Mann und als getreuer Sohn.
Und rief die Not sie alle auf zur Wehre
Da fehlte „keiner“ in den wackern Reih’n,
Sie waren stolz, sich auf dem Feld der Ehre
Mit Leib und Blut dem Vaterland zu weihn.
Doch heute sind verhallt die Kampfeslieder,
Herein bricht eine neue feige Zeit,
Erbärmlich murmeln sie „Die Waffen nieder“,
Genug, genug, wir wollen keinen Streit.
Ist das das Volk, das, wenn Geschütze krachten,
Im Pulverdampf oft frohen Mutes stand,
Und das, stets ungebeugt, in vielen Schlachten
Der Feinde Scharen siegreich überwand?
Ermannet Euch! Gefährten, Freunde, Brüder,
Die ihr doch stets das Vaterland geliebt,
Nun merket wohl: Es gibt kein Waffen nieder,
Weil’s keinen Frieden ohne Waffen gibt!
Drum haltet fest den Säbel in der Rechten,
Laßt nimmer ihn entsinken eurer Hand
Und ruft die Not, dann seid bereit zu fechten,
Bereit zu sterben für das Vaterland.“
Sollte jemand wissen wollen, um wen es sich bei diesem 17jährigen edlen Säbel-Rassler handelt, der dieses Gedicht geschrieben hat: es handelt sich um Rainer Maria Rilke, der es als Antwort auf den Roman „Die Waffen nieder!“ von Bertha von Suttner dichtete.
Vor 100 Jahren starb einer der größten Menschen, den die Erde je gesehen hat: Bertha von Suttner. Zwar ist sie nicht ganz vergessen, aber doch irgend wie in den Kleiderschrank zu den Mottenkugeln gelegt. Zumindest gibt es keinen großen Film über sie und zu ihrem 100jährigen Todestag am 21. Juni haben es das deutsche und österreichische Fernsehen nicht nötig, eine Dokumentation über sie zu senden – obwohl an diesem Tag mehrere historische Dokumentationen über andere Themen gezeigt werden.