Vor knapp zwei Wochen fand im österreichischen Spielberg ein Formel 1-Rennen statt, das in Österreich heftige Reaktionen ausgelöst hat. Das hat weniger mit dem Rennen als mit der Interpretation der Nationalhymne von Andreas Gabalier zu tun:
https://www.youtube.com/watch?v=LtXzh6NOJ_w
Nun sind nicht alle Menschen mit der österreichischen Nationalhymne bewandert – deshalb hier der Text der ersten Strophe, den Andreas Gabalier gesungen hat und der von 1947 bis 2011 gültig war:
„Land der Berge, Land am Strome,
Land der Äcker, Land der Dome,
Land der Hämmer, zukunftsreich!
Heimat bist du großer Söhne,
Volk, begnadet für das Schöne,
Vielgerühmtes Österreich.
Vielgerühmtes Österreich.“
Gut und schön, aber was da störte, war die Zeile „Heimat bist du großer Söhne“, die letztendlich durch „Heimat großer Töchter und Söhne“ ersetzt wurde.
http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichische_Bundeshymne
Der Wurm wundert sich, dass das erst so spät im Jahr 2011 war bzw. dass der Text überhaupt so durchgegangen ist. „Heimat großer Menschen“ – gut, damit sind alle gemeint. In dem Moment, wo eine Gruppe besonders hervor gehoben wird, heisst das automatisch, dass diejenigen Menschen, die einer anderen Gruppe zugehören, nicht gemeint sind.
Wenn der Text hieße „Heimat bist du großer Katholiken“, „großer Politiker“, „großer Vegetarier“, „großer Menschen ab 1,80 m Körpergröße“ oder „großer Dirndlträger“, wäre damit klar, dass Interessen hinter diesem Text stehen und von großen Teilen der Bevölkerung bewusst oder unbewusst so verstanden würden. Bei diesen Beispielen würde ein Österreicher sagen, dass auf die Nicht-Katholiken, Nicht-Politiker, Nicht-Vegetarier, Menschen unter 1,80 m Körpergröße oder Nicht-Dirndlträger „gschissen“ sei.
Warum das bei „Heimat großer Söhne“ anders sein soll, erschließt sich dem Wurm nicht. Und es ist ja auch nicht so, dass Österreich keine großen Töchter gehabt hätte. Spontan fallen dem Wurm die Regentin Maria Theresia und Bertha von Suttner ein: http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/101-die-waffen-nieder.html
Die Diskussion, die gerade in Österreich abläuft, nimmt die Nationalhymne als Anlass, geht aber viel tiefer und könnte genau so gut in Deutschland statt finden. Deshalb möchte der Wurm in diesem Falle beide Länder zusammen fassen.