Ansichten eines Regenwurms

Mit dem Regenwurm ist es so eine Sache. Meist nimmt ihn keiner wahr und ernst nehmen tut ihn kaum jemand. Und doch: meist ist er da und oft auch wichtig. Ein eigenes Leben hat er allemal, wenn auch überwiegend unter der Erde - da wühlt und gräbt er sich durch alles durch und kommt mit allem in Kontakt, was es da so gibt im Wurzelbereich und drunterhinaus. Was dahin gerät - und das meiste kommt früher oder später mal da an - betrifft ihn und seine Freunde. Ab und zu kommt Rupert (so der Name des Regenwurms) an die Erdoberfläche, um zu sehen, was die da oben schon wieder alles treiben. Und gibt Kunde davon seinen staunenden Kumpels im Erdreich und jenen über der Erde, die sich für ihn interessieren.

Leben im Elfenbeinturm

„Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“

So lautet die Parole der Flugschrift „Der Hessische Landbote“ aus dem Jahre 1834, an der Georg Büchner maßgeblich beteiligt war. „Der Hessische Landbote“ richtete sich an die hessische Landbevölkerung und lässt zusammen mit seinen Briefen aus der Zeit deutlich eine revolutionäre Gesinnung verraten.

http://gutenberg.spiegel.de/buch/416/1
http://gutenberg.spiegel.de/buch/6788/2

 

Heute vor 200 Jahren wurde Büchner geboren. Der Schriftsteller, Mediziner und Naturwissenschaftler hat bedeutende Werke hinterlassen, deren revolutionärer Charakter sich allerdings in Grenzen hielt.

http://hpd.de/node/276

 

Nichtsdestotrotz drängt sich einem Wurm die Frage auf, wie heutige deutsche Intellektuelle bzw. Wissenschaftler auf soziale Ungleichheiten oder Ungerechtigkeiten reagieren und wie sie sich für ihre Mitmenschen einsetzen.

Und dem Wurm kommt der Gedanke, dass diese Intellektuellen oftmals in einer Parallelgesellschaft leben, vom richtigen Leben wenig mitkriegen und auch gar kein Interesse daran haben.

Fragen eines lesenden Kinogängers

Hans Has ist ein leidenschaftlicher Kinogänger und staunt immer wieder aufs Neue, was die Menschen so zustande bringen. Zwar sind die Kinobetreiber längst seinen Anblick gewöhnt, aber da die Menschen schreckhafte Wesen sind, die schon beim Anblick harmloser Tiere schreiend davon rennen, gibt es für ihn spezielle Sitze, wo er nicht auffällt (besonders gern erinnert er sich daran, wie er mal mit Salome Spinne im Kino war und eine Massenpanik auslöste). Hans Has geht oft in Begleitung ins Kino; häufig geht er aber auch alleine dort hin.

Damit unterscheidet er sich von den meisten Menschen, denn die wenigsten sehen sich einen Film an, um sich einen Film anzusehen, sondern gehen ins Kino, um gemeinsam etwas zu machen. Es mag vielleicht nicht uninteressant sein, was da gerade läuft, aber im Grunde ist es eher nebensächlich. Selbst dann, wenn der Film von brennendem Interesse ist und zwei Menschen unbedingt diese eine Vorstellung zu einem bestimmten Zeitpunkt sehen wollen – mensch kann davon ausgehen, dass die meisten ablehnen würden, wenn bekannt wird, dass es zwar noch Plätze gibt, aber nicht nebeneinander. Und das, obwohl die beiden während der Laufzeit des Films immer nur gerade aus gucken würden und miteinander keinen Körperkontakt hätten.

Zur Zeit läuft „Die andere Heimat“ im Kino und da Rupert Regenwurm schon von den ersten drei Teilen der „Heimat“ von Edgar Reitz begeistert war, wollte er zusammen mit Hans Has den 4. Teil sehen. Der Hase und der Wurm waren auch diesmal wieder überwältigt. Der Film dauert knapp 4 Stunden (plus Pause), hat keinen Bösewicht, hat kein Happy End (allerdings auch kein schlechtes Ende) und ist in schwarz-weiss gedreht. Die Halligalli-Truppe, die zum Amusement ins Kino geht, war also nicht im Publikum vertreten. Dafür all diejenigen, die ausdrücklich Interesse am Film hatten. Wenigstens mal etwas Positives, das wurm über die Menschen sagen kann: Es gibt noch einige Wenige, denen es um die Sache geht.

Thema des Films sind die Menschen im Hunsrück in den 1840er Jahren und was um sie herum passiert. Sehr kunstvoll, sehr schön gefilmt. Neben guten Dingen gibt es auch schlechte: Missernten, Hunger, Kinder sterben, Willkür der Obrigkeit, politische Unfreiheit. Aber der Kaiser von Brasilien wirbt Menschen im Hunsrück an und so wandern mehr und mehr Menschen aus dem Hunsrück aus in Richtung Brasilien.

Tod eines Kritikers

https://www.youtube.com/watch?v=40gs4L_1F-o

Das war ein Ausschnitt aus der Trauerfeier für Marcel Reich-Ranicki, die letzte Woche stattfand. Das Erdreich trauert mit. Warum? Er war einer von wenigen Menschen, wie wir sie uns alle wünschen würden: intelligent, gebildet, aufrichtig, authentisch, hilfsbereit, naiv im positiven Sinne. Keiner, der von vornherein alles besser wusste, sondern bis zum Schluss sich die Fähigkeit zum Staunen bewahrt hat.

Steinbrück und der Typus „Typ“

„Normale“ Menschen gibt es mehr als genug. Da sollte es kein Schaden sein, wenn es auch solche gibt, die etwas abseits der Norm sind (und die niemandem schaden). Und in der Tat haben eher ungewöhnliche Charaktere gute Chancen im kulturellen oder sportlichen Bereich. Und sogar in der Religion werden solche nicht selten angebetet.

Wehe, wenn so jemand aber im Alltag auftaucht. Menschen sind Gruppenwesen und nur wenige dulden ein „Anderssein“, auch wenn es ihnen überhaupt nicht schadet. Mensch hat sich angepasst zu verhalten, ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er Probleme bekommen wird.

Das WIR entscheidet: Vorbild Skandinavien

Die Bundestagswahlen stehen an. Zeit darüber, nachzudenken, wohin das Land gehen soll, welche Ziele es sich setzen soll.

Anfang der 1970er Jahre lautete die Antwort der SPD auf diese Frage: Wir wollen dahin, wo Schweden jetzt schon ist.

Das ist lange her und Schweden als Ziel sagt so gut wie niemandem etwas. Und wurm hat manchmal den Eindruck, die aktuelle SPD steuert mehr in Richtung Manchester denn nach Stockholm.

Dabei lohnt ein Vergleich mit Schweden bzw. ganz Skandinavien. Dankenswerterweise hat Joachim Jahnke da schon ordentlich Vorarbeit geleistet.

Wer ist Joachim Jahnke? Hier ein Auszug aus seiner Homepage: „Ich war zuletzt für zehn Jahre in internationalen Funktionen im Management der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London, davon sechs Jahre als Vorstandsmitglied und Vizepräsident. In früheren beruflichen Phasen gehörte ich dem Kabinett eines der Vizepräsidenten der Europäischen Kommission an und arbeitete im Bundesministerium für Wirtschaft als Ministerialdirigent und Stellvertretender Leiter der Außenwirtschaftsabteilung. Auch war ich während einiger Jahre für die deutsche finanzielle Förderung des internationalen Airbusprojekts verantwortlich.“

Der Mann sollte also wissen, worüber er spricht. Hier ein Auszug aus seinem Skandinavien-Schwerpunkt: