Ansichten eines Regenwurms

Mit dem Regenwurm ist es so eine Sache. Meist nimmt ihn keiner wahr und ernst nehmen tut ihn kaum jemand. Und doch: meist ist er da und oft auch wichtig. Ein eigenes Leben hat er allemal, wenn auch überwiegend unter der Erde - da wühlt und gräbt er sich durch alles durch und kommt mit allem in Kontakt, was es da so gibt im Wurzelbereich und drunterhinaus. Was dahin gerät - und das meiste kommt früher oder später mal da an - betrifft ihn und seine Freunde. Ab und zu kommt Rupert (so der Name des Regenwurms) an die Erdoberfläche, um zu sehen, was die da oben schon wieder alles treiben. Und gibt Kunde davon seinen staunenden Kumpels im Erdreich und jenen über der Erde, die sich für ihn interessieren.

Taxi Teheran

Zur Zeit läuft der Film „Taxi Teheran“ in den Kinos und der Wurm hat ihn sich zusammen mit Hans Has angesehen.

http://www.taxi.weltkino.de/#home

„Jafar Panahi ist einer der besten iranischen Regisseure, gilt aber bei seiner klerikal-puritanischen Regierung so wenig wie der sprichwörtliche Prophet im eigenen Land. Man hat ihn gemaßregelt, eingesperrt, nicht ausreisen lassen, diverse Betätigungsverbote über ihn verhängt. Nötig gewesen wären alle diese Kunstförderungsmaßnahmen aus dem Züchtigungsarsenal der tough love eigentlich nicht gewesen; ein Melancholiker mit vor keinem satirischen Detail versagenden Blick war er zuvor auch schon.

In „Taxi“ lädt er sich während knapp achtzig Minuten ausgesucht unlösbare Probleme seiner leidenden Heimat in den Wagen, die nach ein paar Kreuzungen dann stets tatsächlich komplett ungelöst wieder aussteigen müssen, um weiteren Sorgen Platz zu machen: Mitläuferstumpfsinn, frauenfeindliches Erbrecht, Kleinkriminalität, Armut, Aberglauben und die Rechtsunsicherheit nicht nur der Opposition treten auf und ab. Die kleine Nichte des Autors darf schließlich zusammenfassend davon erzählen, welche Stoffe, Themen und Erzählhaltungen nach Auskunft ihrer Lehrerin aus dem schulischen Filmunterricht auf keine iranische Kinoverbreitungslizenz hoffen dürfen – nämlich alle, die unter die Generalklausel gegen „sordid realism“ fallen, wie das Verbotene in den englischen Untertiteln bei der Berlinale-Wettbewerbsvorführung von „Taxi“ heißt oder wie die deutschen sagen: „Schwarzmalerei“.“

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/jafar-panahis-taxi-wahrheit-als-mitfahrer-13413962.html

Ein Abgrund von Landesverrat

Der Generalbundesanwalt wurde vom Justizminister in den vorzeitigen Ruhestand geschickt. Dies ist bislang der Höhepunkt der Affäre um netzpolitik.org.

Wenn mensch fragt, was da eigentlich los war, wird er in den meisten Fällen folgende Antworten zu hören bekommen:

- ungerechtfertigterweise wurde gegen Blogger der Vorwurf des Landesverrats erhoben

- bei Regierung, Behörden und Spitzenbeamten geht’s zu wie bei Hempels unterm Sofa

- ein durchgeknallter Staatsanwalt, der den Justizminister zu seiner Entlassung genötigt hat

Mehr oder weniger ist das Thema erledigt, den „einfachen“ Menschen hat das ohnehin nur am Rande interessiert.

Das Thema ist aber nicht ganz „ohne“ und verzweigt sich in mehreren Punkten. Der Wurm möchte die zwei wichtigsten Punkte vorweg nehmen:

- bei Regierung, Behörden und Spitzenbeamten geht’s zu wie bei Hempels unterm Sofa

- trotz aller handwerklicher Fehler handelte es sich um einen rational nachvollziehbaren Versuch des Staates, kritische Geister mundtot zu machen

Lust am Töten

Aufregung um einen getöteten Löwen in Simbabwe:

„Die Aufregung erscheint umso nachvollziehbarer, weil Löwe Cecil keineswegs auf die vermeintlich ehrenhafte Weise erlegt wurde, wie sie aus Geschichten von Ernest Hemingway bekannt ist. Die Jäger lockten das 13 Jahre alte Tier, nach Angaben des Hwange Nationalparks in Simbabwe eine Ikone seiner Art, vielmehr zunächst aus der geschützten Zone des Parks. Daraufhin schoss Walter P. es erst einmal mit Pfeil und Bogen an.  

Erst 40 Stunden später, so heißt es, sei die Raubkatze danach von ihren Verfolgern erneut aufgespürt und mit einem Schuss getötet worden. Daraufhin entfernten die Jäger Cecils Kopf sowie sein Fell von seinem Körper. Und sie versuchten offenbar noch vergeblich, ein GPS-Gerät, das der Löwe am Hals trug, zu zerstören.“

http://www.manager-magazin.de/politik/artikel/loewe-cecil-afrikas-milliardengeschaeft-mit-der-grosswildjagd-a-1045883.html

Verbrechen, Dummheit, Irrsinn: europäische Flüchtlings-Politik

„Der Bericht des Uno-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) liefert überraschende Antworten.

Weltweit sind laut dem Report 2014 fast 60 Millionen Menschen auf der Flucht, darunter

◾19,5 Millionen Flüchtlinge, die ihre Heimat verlassen mussten,

◾38,2 Millionen als Vertriebene innerhalb ihres eigenen Landes,

◾1,8 Millionen Asylbewerber.

Das sind so viele wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr - was sich vor allem auf Europa auswirkt: Fast 218.000 Menschen aus Afrika oder Asien gelangten im vergangenen Jahr nach Schätzung des UNHCR mit dem Boot übers Mittelmeer. Etwa 3500 kamen jedoch laut dem Bericht bei der Überfahrt ums Leben. Das Ausmaß der weltweiten Vertreibung stelle "alles bisher Gesehene in den Schatten", sagt Uno-Flüchtlingskommissar António Guterres …

Die meisten Asylanträge wurden 2014 in Russland gestellt. Deutschland liegt in der Statistik des UNHCR auf Platz zwei: 2014 beantragten mehr als 170.000 Flüchtlinge erstmals Asyl - fast 60 Prozent mehr als im Jahr zuvor.“

http://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlinge-60-millionen-menschen-weltweit-auf-der-flucht-a-1039321.html

Die Zahl der Flüchtlinge (darunter viele „Wirtschafts-Flüchtlinge“) nach Europa ist in den letzten Jahren stark gestiegen mit dem Höhepunkt in diesem Jahr. Die Folgen sind starke innenpolitische Probleme bis hin zu Gewalttaten.

Die Mensch-Maschine

Zur Zeit läuft in den Kinos der 5. Teil der „Terminator“-Reihe. Zusammen mit dem Film-Experten Hans Has hat sich der Wurm diesen angesehen.

„Terminator: Genisys“ wurde von der Kritik eher unfreundlich aufgenommen. Und alle, die Arnold Schwarzenegger nicht leiden können und sowieso nicht ins Kino gehen, erzählen rund herum „ich habe gehört, dass der neue ‚Terminator‘ nicht gut sein soll“.

Gut, die Geschichte ist nicht so gut wie die der ersten beiden Teile – aber bei den Zuschauern handelt es sich zumeist nicht gerade um Intellektuelle, die sich einen „Terminator“-Film wg. der inspirierenden Geschichte ansehen würden.

Ansonsten steht der „Terminator“ für zwei Sachen: reichlich Action und (vor allem ab dem 2. Teil) großartige Augenblicke voller Selbstironie. Die wird mensch in „Terminator: Genisys“ zur Genüge finden.

Wer trockenen Humor mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen und wer auf anregende Ideen kommen will, kann dies auch tun.