Finis Germania

Der deutsche Kulturbetrieb ist am Ende. Finis.

Mit der Streichung des Buches „Finis Germania“ des letztes Jahr verstorbenen Rolf Peter Sieferle von der „Spiegel“-Bestseller-Liste war der Höhepunkt erreicht und der letzte Nachweis erbracht, welche Hohlköpfe zumindest im deutschen Literatur-Betrieb tonangebend sind.

„Wertende Begriffe

- „Miserabel“

- „Subterrestrisch“

- „Nicht ungefährlich“

- „Antisemitisch“

- „Verschwörungstheoretisch“

- „Paranoid“

- „Zwanghaft“

- „Rechtsextrem“

- „Ekelhaft“

- „Ahistorisch“

- „Dürftig“

- „Geistige Abstellkammer“

Kritiker über „Finis Germania“ (Platz 12)“

https://www.michael-klonovsky.de/acta-diurna/item/611-20-juli-2017

Michael Klonovsky hat dankenswerterweise die Bestseller-Liste des „Stern“ abgebildet mit den aufgeführten „wertenden Begriffen“.

Was ist das für ein furchtbares Buch?

 

Finis Germania

 

Rüdiger Safranski: „Aber wenn ich jemand was dazu sage, dann würde ich sagen, und das haben leider unsere Juroren auch nicht bemerkt: Das Genre dieser Schrift sind die Nachtgedanken.

Da gab es im frühen 17. Jahrhundert den Edward Young, der die Nachtgedanken als literarisches Genre etabliert hat, bis hin zu Heine, "Denk ich an Deutschland in der Nacht". Nachtgedanken, das sind Nachtgedanken, sehr pessimistisch, sehr melancholisch. Sie sind auch zum Teil glanzvoll formuliert. Dieser politische Eifer dieser Juroren hat das gar nicht bemerkt, das ist ja auch ein Punkt der ästhetischen Desensibilisierung, bei so Leuten wie Seibt … Ist doch ein bisschen schade, ich finde das bedauerlich, diesen Fehltritt. Also, ich würde sagen, das ist ein Beispiel für Nachtgedanken aus dem 20. Jahrhundert, denn diese Schrift ist ja in den letzten 20 Jahren entstanden.“

http://www.deutschlandfunkkultur.de/rolf-peter-sieferle-und-sein-finis-germania-eine.2162.de.html?dram:article_id=389507

 

Antisemitisch?

 

Mensch könnte auf den ersten Blick meinen, dass Absätze über die „Verbrecherische Verstocktheit der Juden“ antisemitisch seien.

Sind sie aber nicht, da Rolf Peter Sieferle an dieser Stelle die Sicht des Christentums auf das Judentum schildert. Gerne verweist der Wurm an dieser Stelle auf den entsprechenden Beitrag, in dem die passenden Stellen in der Bibel aufgezählt sind: http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/285-antisemitismus.html

Mit etwas gutem Willen ist das aus dem Zusammenhang heraus zu erkennen.

Das wäre auch beim am häufigsten genannten Zitat um den „Auschwitz-Mythos“ zu erkennen gewesen.

Rüdiger Safranski im Gespräch mit Joachim Scholl:

Scholl: Ist dieses Buch, Herr Safranski, nun tatsächlich ein Skandal oder wird es nur skandalisiert?

Safranski: Nein, es wird nur skandalisiert. Es wird aber allerdings auch auf eine Weise skandalisiert, die ich selber wiederum als Skandal empfinde. Man hat ja dem Buch vorgeworfen, über das man ja auch viel Kritisches sagen kann natürlich, wie über jedes Buch, man hat ihm vorgeworfen eigentlich, es sei rechtsradikal. Herr Münkler hat ja sogar von Strafwürdigkeit gesprochen.

Ich finde das fahrlässig und hysterisch, muss ich sagen. Ein Beispiel: Es wird auch immer gerne zitiert - Auschwitz-Mythos. Nun, die fahrlässige und schlampige Lektüre macht daraus, dass es nah dran ist an der Auschwitz-Leugnung. Es wird nicht begriffen, das sagt ja der Autor hier ganz deutlich, dass … Dieses Ereignis wird nicht geleugnet, es wird aber verbunden mit vor allem pädagogischen Mythen. Es wird ein Mythos daraus gemacht. Das heißt nicht, es wird geleugnet.

Das ist einfach ein Vorgang, der irgendwie ganz selbstverständlich in der politischen Kultur ist: Wir haben die Währungsreform gehabt, ein historisches Ereignis, und das ist zugleich ein Mythos der Begründung der Bundesrepublik. Oder ein harmloses Beispiel: Das Wunder von Bern, Fußballweltmeister für 1954, es wird daraus ein Mythos gemacht in einem ganz bestimmten Sinne. Man müsste … Dieses Missverständnis darf sich ja gar nicht einschleichen, dass damit das Ereignis selbst geleugnet wird.

Jetzt ist nur die Frage - darüber kann man jetzt streiten -: Welche Art Wahrheit wird damit verknüpft? Da hat Sieferle in seinem Text eine bestimmte Position entwickelt, über die kann man sich also dann natürlich auch streiten.

Im Kern geht es um diese Singularität, dass dieses Auschwitz nicht zu vergleichen ist mit anderen gigantischen Verbrechen des 20. Jahrhunderts, gewissermaßen ein Alleinstellungsmerkmal dieses Großverbrechens … Wird kritisiert im Hinblick darauf, dass dieses 20. Jahrhundert so voll von den Großverbrechen war. Also, da kann man dann darüber streiten, man kann aber nicht sagen, hier ist eine rechtsextreme Position, die Auschwitz leugnet.

Also, so was, muss ich sagen, erregt mich, selbst wenn ich die Positionen von Sieferle nicht teile. Ich finde darin auch eine Hysterie und eine Unsorgfalt im Umgehen mit politischen Positionen, die einem nicht genehm sind.

Scholl: Aber sagen Sie, Herr Safranski, der Ton macht ja dann oft die Musik bei solchen Büchern, bei solchen Texten, bei solchen Überlegungen. Und da findet man bei Sieferle ja doch Wendungen wie: Die ominösen sechs Millionen ermordeter Juden, die Gräuel, die ihnen widerfahren seien, also das Verbrechen als Schicksal, oder eine, wie ich finde, einfach schaurig klingende Analogie vom Mord an Christus und dem Mord an den Juden.

Das ist eine Position, wie sie Gustav Seibt und Herfried Münkler einfach als intellektuell unredlich eingestuft haben und damit auch nicht diskutabel. Sie sind da anderer Meinung. Warum?

Safranski: Ich bin da anderer Meinung. Vielleicht auch gerade dieses letzte Beispiel, wo er also von dem auserwählten Volk schreibt, über die Juden, der Sieferle. Das ist eine Passage, wo er das gläubige jüdische Selbstverständnis referiert, und da ist es nun mal so, dass es eine Selbsterfahrung, eine religiöse Selbsterfahrung als auserwähltes Volk gibt, und daran knüpft nun Sieferle diese andere These, dass im allgemeinen Diskurs Auschwitz gewissermaßen als der Höhepunkt der Offenbarung des Bösen gedeutet werden kann, als das monströse Modernitätsverbrechen.

Ich neige auch zu dieser Auffassung, dass Auschwitz ein monströses Modernitätsverbrechen ist. Ich sehe auch, dass Sieferle auf eine bestimmte Argumentation hinaus will, dass nämlich in der allgemeinen Überlieferung sich dann ein auserwähltes Volk und das extrem Böse, das Deutsche, sich gewissermaßen gegenübersteht, auf einer metaphysischen Deutungsebene. Die kann man auch ganz beiseitelassen. Wenn man sie mal intellektuell ernst nimmt, dass man es so sehen kann – so hat es übrigens Hans Jonas gesehen, ein jüdischer Gelehrter, ein jüdischer Philosoph –, dann muss man sich damit auseinandersetzen und kann nicht jetzt kommen und solche Gedanken unter Tabu stellen.“

http://www.deutschlandfunkkultur.de/rolf-peter-sieferle-und-sein-finis-germania-eine.2162.de.html?dram:article_id=389507

 

Elitär und neo-liberal

 

„Antisemitisch“ und „rechtsradikal“ sind die gängigen Vorwürfe. Diese Vorwürfe kommen jedoch nicht von „linken“ Kritikern. Von dort hätte das Buch nämlich angegriffen werden müssen, weil es elitärem, neo-liberalem und unsozialem Gedankengut nachgeht.

Einer, der zumindest teilweise darauf eingeht, ist Dirk Maxeiner: „Wer sich in die Traktate der deutschen Umwelt-Kassandras und Klima-Alarmisten vertieft, entdeckt sogleich, dass Sieferle kein Alien ist, sondern dass große Teile seines Denkens perfekt in diese Szene passen. Wer sich mit ihr längere Zeit befasst und ihre Publikationen und Verlautbarungen gelesen hat, dem kommt das meiste nur allzu bekannt vor …

In Sieferles posthumem Finis Germania springt Schellnhubers eingangs erwähnte „Mitläuferdemokratie“ dann gleich wieder aus der Kiste. Diesmal klingt sie so: „Wer keine stabilen, verhaltenssicheren und selbstbewußten Herrschaftseliten haben will, darf vor den kulturellen Konsequenzen der Demokratisierung nicht zurückschrecken.“ Und weiter: „Man fragt sich allerdings, ob diese stilistischen Greuel nicht ebenso Preis der Massendemokratie sind, wie zum Massenkonsum eben auch die Verkehrsstaus, die grellen Supermärkte und die Müllberge gehören“. Das könnte sinngemäß auch von Schellnhuber, Welzer oder Leggewie stammen. Great minds think alike …

Gemeinsam ist ihnen auch die Belehrung von oben herab. Sieferle hat genau wie unsere Öko-Elite ein Ressentiment gegen die einfachen Leute, die von einem VW-Golf und einem Urlaub auf Mallorca träumen. „Die Massenzivilisation ist deshalb so unkultiviert (und merkt es nicht einmal), weil in ihr ein vulgärer Typus an der Herrschaft ist: der Massenmensch, für den Fastfood und Entertainmentkultur geschaffen sind und dessen Bedürfnissen sie exakt entsprechen.“

Das ist es auch, was an der jetzt erschienenen Schrift sofort stört: Die Verachtung für den „Kleinbürger“, die „nachdrängenden Parvenüs“, die „Reichen“, die „einfach nur reich gewordene kleine Leute seien“. Er spricht von CDU-Politikern, die „vor allem auf Landesebene“, den „Bratwurstdunst nicht ablegen können“. Sein Lieblingswort scheint „vulgär“ zu sein. Im Osten macht er Funktionäre aus, die „die Züge Walesa oder eines Kohl“ trügen: „Sie kommen aus dem kulturellen Nichts, und das sieht man ihnen auch an.“ Deshalb sei es durchaus verständlich, „wenn sich der deutsche intellektuelle Gesellschaftskritiker im Senior Room eines englischen College wohler fühlt als an einer der überlaufenen Hochschulen im eigenen Land“ …

Auch diese merkwürdigen Analogien sind also keineswegs ein Alleinstellungsmerkmal von Rolf Peter Sieferle, sondern im erlauchten Kreis der Öko-Internationale durchaus en vogue.“

http://www.achgut.com/artikel/finis_germania_trifft_finis_klima

 

Viel Lärm um Nichts

 

Wg. des Stils von Rolf Peter Sieferle sind einige Intellektuelle begeistert. Aus Sicht des Wurms handelt es sich jedoch um zu vernachlässigendes Geschwurbel.

Je nach Passage fragt sich der Wurm, ob der Autor das Geschriebene ernst meint, einen in der Waffel hat, zum Nachdenken anregt, bewusst provokativ ist oder einen Schabernack treibt – mensch kann es so interpretieren, wie es ihm gerade passt.

Hier ein kleiner Auszug: „Der Strand ist, so weit das Auge reicht, von einem dichten Teppich Zivilisationsmüll bedeckt. Die Brandung hat vieles von dem zurückgeworfen, was in das Meer gekippt worden ist: Flaschen, Plastikbehälter, Verpackungen, Folien, viele undefinierbare kleine Kunststoffpartikel … Könnte der Mensch nicht stolz darauf sein, daß die Spuren seiner Werke selbst an den entferntesten, nur scheinbar unberührten Stränden zu finden sind? Jede Plastikflasche ein Liebesgruß unserer Mitbürger. Unser Auge wartet darauf, etwas zu finden, was wir nicht sind, statt sich darüber zu trösten, daß wir überall sind. Wir wenden daher den Blick von der verdorbenen Küste zu einem Horizont, über dem noch immer die Sonne Homers steht.“

Wg. des Buch-Inhalts gibt es keinen Grund, sich für „Finis Germania“ zu begeistern und auch keinen, es zu verdammen.

An dieser Stelle erinnert der Wurm gerne an Voltaires berühmten Satz „Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie äußern dürfen“.

 

Latein

 

Immer und überall gibt es Klugscheisser, die daher kommen und behaupten, dass es sich beim Titel um schlechtes Latein handelt. Korrekt würde er nicht „Finis Germania“ lauten, sondern „Finis Germaniae“. Der verstorbene Autor hat dies auch gewusst, aber den Titel bewusst so gewählt.

Damit das traurige Buch ein lustiges Ende findet, verweist der Wurm gerne auf eine Szene aus „Das Leben des Brian“:

 

 

Finis Media

 

Die Nominierung

 

Mats Schönauer: „Dass es überhaupt bekannt geworden ist, ist dem „Spiegel“-Journalisten Johannes Saltzwedel zu verdanken, der es mit zweifelhaften Mitteln auf die Bestenliste der „Sachbücher des Monats“ gesetzt hatte. Die Liste wird seit mehr als 15 Jahren unter anderem von NDR und „Süddeutscher Zeitung“ herausgegeben und regelmäßig von einer Jury zusammengewählt, der auch Saltzwedel angehörte. Jedem Jurymitglied stehen für die Wahl mehrere Punkte zur Verfügung, die in der Regel auf mehrere Bücher verteilt werden – Saltzwedel aber vergab seine gesamten Punkte an „Finis Germania“. Das war laut den Statuten zwar offenbar erlaubt, jedoch galt es als üblich und gewünscht, die Punkte aufzuteilen.

Nach Bekanntwerden des Vorfalls trat Saltzwedel aus der Jury aus und erklärte, er habe mit seiner Empfehlung „bewusst ein sehr provokantes Buch der Geschichts- und Gegenwartsdeutung zur Diskussion bringen wollen“. Er brachte es nicht nur zur Diskussion, sondern vor allem in die Läden: Die Verkaufszahlen schossen in die Höhe, vergangene Woche stand das Buch auf Platz 6 der „Spiegel“-Sachbuch-Bestsellerliste."

http://uebermedien.de/18120/der-rechte-rechte-platz-ist-frei-spiegel-loescht-heimlich-skandalbuch-aus-bestsellerliste/

René Aguigah im Gespräch mit Joachim Scholl: „Die Jury des NDR setzt sich aus zahlreichen Radio- und Feuilletonredakteuren zusammen. Haben sich die Juroren wissentlich für eine rechtsextreme Publikation ausgesprochen? Aguigah verneint entschieden:

"Es ist tatsächlich ein Verfahrensproblem. Es ist keine Jury, die zusammen diskutiert und am Ende einen Konsens herstellt. Sondern das ist eine Jury – das gibt es bei anderen Literaturjurys auch -, wo die einzelnen Juroren Punkte abgeben. Das heißt, wir erfahren auch erst am Ende, bei der Veröffentlichung, das Ergebnis."

Aguigah zufolge habe sich lediglich ein einzelner Juror für das Buch stark gemacht. Der namentlich ungenannt bleibende Juror habe das Buch durch Punkteakkumulation gezielt lanciert, erklärte Lothar Müller heute im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung. Der betreffende Kollege sei bereits gestern Abend aus der Jury ausgetreten - die verbliebene Jury distanziert sich geschlossen von dem Buch, so Aguigah. In Rundmails habe es nach Bekanntgabe der Liste zudem "heftige" Diskussionen gegeben.“

http://www.deutschlandfunkkultur.de/streit-um-ndr-bestenliste-rechtsruck-im-feuilleton.1270.de.html?dram:article_id=388465

Herfried Münkler im Gespräch mit Joachim Scholl: „"Im Prinzip sind alle anständigen Jury-Mitglieder davon ausgegangen, dass sie die 20 Punkte, die sie pro Monat zur Verfügung haben, auf tendenziell vier Texte teilen", sagt Münkler. Der "Spiegel"-Journalist Johannes Saltzwedel habe eine Lücke im Reglement ausgenutzt und als einziger alle Punkte diesem Buch gegeben. Dadurch habe er die Jury als Geisel genommen, um "hinterrücks und heimtückisch ein solches miserables Buch so weit vorne zu platzieren", kritisierte Münkler. Einen Grund mit Saltzwedel persönlich ins Gespräch zu kommen, sieht er nach dem Skandal nicht.

"Er hat in einem Rundumschlag dann der Jury Illiberalität und Neigung zum Mainstreaming und derlei mehr vorgeworfen", sagt der Politologe. "Das ist einfach geschmacklos." Es sei eine "verlogene Erklärung", wenn Saltzwedel jetzt sage, er habe dieses Buch zur Diskussion stellen wollen. Dann hätte er stattdessen als "Spiegel"-Redakteur dort dazu publizieren können und seinen eigenen Namen nennen, statt in der Anonymität einer großen Jury zu agieren. Dass Saltzwedel alle 20 Punkte für dieses Buch eingesetzt habe, zeige, dass er einen "bedingungslosen Willen" aufgebracht habe, um das Buch in dieser Weise zu platzieren.“

http://www.deutschlandfunkkultur.de/herfried-muenkler-zur-finis-germania-debatte-ein-miserables.1270.de.html?dram:article_id=388847

„In diesem Fall konnte ein einzelner Juror durch wiederholtes Voting die Empfehlung durchsetzen. Die Voten werden von den Jurymitglieder bislang anonym eingereicht. Hier wird, sollte die Liste fortgesetzt werden, ein neuer Modus ausgearbeitet werden müssen, um solche U-Boote zu verhindern. Der Juror, ein Mitarbeiter des Spiegel, hatte sich auf wiederholte Anfragen aus dem Kreis der Juroren nicht gemeldet und erst einmal keinen Versuch gemacht, seine Entscheidung zu begründen. Schließlich warf er den anderen Jury-Mitglieder Illiberalität und zensierende "Konsenswärme" vor und begründete seine Empfehlung als "Votum gegen einen Zeitgeist, der die Preisgabe der europäischen und der deutschen Kultur zugunsten eines diffusen Weltbürgertums propagiert". - Florian Rötzer

Stellungnahme der Jury: Auf die Sachbuch-Bestenliste des Monats Juni ist auf Position 9 das Buch "Finis Germania" von Rolf Peter Sieferle geraten. Die Jury distanziert sich von Buch und Verlag und bedauert dessen Nominierung. Der Titel ist durch die Akkumulation von Punkten eines einzelnen Mitgliedes der Jury, Dr. Johannes Saltzwedel, Der Spiegel, auf die Liste gekommen. Da die Nominierungen für die Sachbuchliste ohne Abstimmung untereinander erfolgen, war die Nominierung von "Finis Germania" den anderen Jurymitgliedern vor Veröffentlichung nicht bekannt. Johannes Saltzwedel hat inzwischen seinen Rücktritt aus der Jury erklärt und eine eigene Meldung veröffentlicht. Einstimmigkeit herrscht darüber, dass jedes Jurymitglied frei ist, seine Meinung durch die Vergabe von Punkten kundzutun. Wir akzeptieren jedoch keine politische Instrumentalisierung dieser Liste durch gezielte Platzierung. Im übrigen werden wir das Verfahren der listenmäßigen Nominierung derart erneuern, dass eine solche Einzelplatzierung nicht mehr möglich ist.

gez. Andreas Wang für die Jury der Sachbuch-Bestenliste Berlin, d. 12.06.2017“

https://www.heise.de/tp/features/Sachbuecher-des-Monats-Juni-2017-3729482.html

 

Die Diskussion

 

Erst mal ein paar Zitate:

„Nicole Dittmer: Kann ich schon jetzt ein bisschen verstehen, auch wenn ich's selbst noch nicht gelesen habe, aber viel drüber gelesen. Es geht um das Buch "Finis Germania", es ist von dem im September verstorbenen Autor Rolf Peter Sieferle, und zu lesen sind dort Sätze wie diese: "Auschwitz ist der letzte Mythos einer durch und durch rationalisierten Welt." Da mag ich persönlich - ehrlich gesagt - gar nicht anfangen zu lesen.“

http://www.deutschlandfunkkultur.de/sz-literaturkritiker-gustav-seibt-ueber-finis-germania-ein.1008.de.html?dram:article_id=388580

„"Alle sprechen darüber, und das ist eigentlich das Schlimme daran", sagt der Politologe Herfried Münkler im Deutschlandfunk Kultur. Es handele sich bei "Finis Germania" um ein schlechtes Buch, das möglicherweise sogar strafrechtlich relevante Passagen enthalte und zutiefst von antisemitischen Vorstellungen getränkt sei. Undurchsichtig sei auch, wie viel von dem Text tatsächlich von Sieferle stamme und wie viel der Verleger hinzugefügt habe.“

http://www.deutschlandfunkkultur.de/herfried-muenkler-zur-finis-germania-debatte-ein-miserables.1270.de.html?dram:article_id=388847

Florian Rötzer: „Sieferle selbst macht sich auch für eine Holocaust-Leugnung stark, Auschwitz wird als "Mythos“ bezeichnet, die Juden würden "den Tätern und ihren Symbolen die Kraft ewiger Verworfenheit" zuschreiben.“

https://www.heise.de/tp/features/Sachbuecher-des-Monats-Juni-2017-3729482.html

Das ganze Elend der deutschen (Links-)Intellektuellen wird in der Diskussion um dieses kleine Büchlein offenbar.

Häufig kommt als erstes die Aussage „ich hab’s nicht gelesen, aber darüber gehört“. Alleine das bietet ein tiefes Bild des Jammers und wird schon Kindern beigebracht: nämlich sich ein eigenes Urteil zu bilden und nicht das nachzuplappern, was andere sagen.

Die „Holocaust-Leugnung“ ist zutiefst absurd. Der eine aus dem Zusammenhang gerissene Satz mit dem „Mythos“ gibt das schon nicht her. Rolf Peter Sieferle geht auf den Holocaust noch ein paar Mal ein und nimmt Bezug auf ihn. – Jene, die ihm eine Holocaust-Leugnung unterstellen, sind entweder dumm oder bösartig. Oder beides.

Zu behaupten, das Werk hätte antisemitische Passagen, ist nicht so dermaßen daneben wie die angebliche Holocaust-Leugnung. Ist deswegen aber nicht richtig. Der Wurm hat das schon weiter oben geschrieben.

Rolf Peter Sieferle geht es auch nicht um die Juden, sondern um Deutschland und die Deutschen. Was er da schreibt, wird nicht jedem gefallen – deswegen ist es aber noch lange nicht antisemitisch.

Dass die intellektuelle Elite am elitären, neo-liberalen und unsozialen Gedankengut von „Finis Germania“ nichts auszusetzen hat, wirft ein deutliches Licht auf eben diese Elite: das, was sich heute als „links“ oder als „intellektuell“ bezeichnet, hat nicht das geringste Interesse an sozialer Problematik. Diejenigen, die etwa als Leiharbeiter am Arsch sind, brauchen aus dieser Ecke auf keinerlei Unterstützung zu warten. Im Gegenteil: sie müssen sich noch beschimpfen lassen, dass sie an ihrer Lage selbst schuld seien.

Siehe dazu unter anderem die Beiträge zur letztjährigen US-Präsidentenwahl http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/251-zeitenwende.html und http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/254-weisser-muell.html .

 

Der Verlag

 

„Der Skandal um „Finis Germania“ hat exakt dazu geführt, daß plötzlich die Leser wissen wollten, was das für ein schrecklicher Text sein muß. Auf Amazon stand das Buch innerhalb kürzester Zeit auf Platz 1 unter „Bücher allgemein" und hielt sich dort wochenlang. Die Kommentare und Bewertungen durchgehend positiv. Und das, obwohl Amazon den Antaios-Verlag prinzipiell boykottiert und alle Titel nur „über Drittanbieter“, heißt vom Verlag selbst zu bestellen, anbietet.“

https://www.unzensuriert.de/content/0024544-Finis-Germania-Spiegel-zensiert-eigene-Bestseller-Liste-wegen-unbequemen-Buches

Gustav Seibt: „Darüber liest man gar nichts bei ihm, und insofern verrät er auch das, was er mal gewesen ist, nämlich die Rolle des Intellektuellen. Und das Ganze ist natürlich auch ein Triumph für die Verleger – das finde ich auch noch so problematisch. Der Verleger dieses Buches ist ja der Antaios-Verlag, und das ist nun diese Gruppe um Götz Kubitschek in Schnellroda. Das sind Leute, die also wirklich Feinde unserer Verfassung und unserer Demokratie sind, die einfach auf der Suche nach kulturellem Kapital sind. Deren Programm ist eigentlich, sie wollen provozieren, um dadurch den Diskurs zu verändern, also das nennen die Metapolitik.

Also in dem Moment, wo man über sie redet, egal ob man sie beschimpft oder ob man ihnen zustimmt – im Gegenteil, Beschimpfung ist denen sogar fast lieber –, ist die begriffliche Landschaft schon in ihrem Sinne verändert, weil sie dann sagen können, ja, da gibt es ein Thema, über das man angeblich nicht reden kann und über das nur wir reden, und die freie Gesellschaft ist gar nicht frei, weil sie diese Themen eben verbietet.“

http://www.deutschlandfunkkultur.de/sz-literaturkritiker-gustav-seibt-ueber-finis-germania-ein.1008.de.html?dram:article_id=388580

Hier ist der „böse“ Verleger Götz Kubitschek im Gespräch mit Jasmin Kosubek:

 

 

Treffend über die Literatur-Kritik in der 13. Minute: „Ich verstehe es, wenn Lieschen Müller so reagiert. Ich verstehe nicht, wenn Dr. Lieschen Müller so reagiert.“

Was mensch auch immer von Götz Kubitschek halten mag – der Mann kann sich ausdrücken. Hat mensch ihn beispielsweise schon mal in einer Talkshow gesehen? Oder Menschen mit einer ähnlichen Meinung?

Nein? Vielleicht deshalb, weil deren Meinung nicht bekannt werden soll? Vielleicht gibt es gute Gründe dafür – dann sollten jedoch die Worte „Meinungsfreiheit“ und „Demokratie“ nicht in den Mund genommen werden.

Letztendlich kreist der politisch-mediale Komplex um sich selbst. So ähnlich, wie wenn in den Talkshows ausschließlich die Abgesandten von „McDonald’s“ und „Burger King“ um das Essen diskutieren würden. Es gibt ja tatsächlich eine gewisse Vielfalt – aber eben nur das, was dort angeboten wird. Der Konsument dieser Talkshows erfährt nicht, dass es noch andere Sachen zum Essen gibt.

Auch dann, wenn mensch Götz Kubitschek oder das, was er tut oder sagt, nicht mag, erinnert der Wurm gerne an Voltaire: „Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie äußern dürfen“.

 

Die Streichung

 

Den maßgeblichen Menschen im Literatur-Betrieb ist ja nun einiges vorzuwerfen. Zumindest bei einem Teil kommt noch maßlose Dummheit dazu: nämlich ein unerwünschtes Buch, das kurz in den Bestseller-Listen war und gleich wieder verschwunden wäre, dermaßen in das Licht der Öffentlichkeit zu zerren, dass jetzt so ziemlich jeder wissen will, was denn nun so Schlimmes in diesem „verbotenen“ Buch drinnen steht.

Roger Letsch: „Papiertaschentücher sind „Tempos“, glutamatverranzte Speisewürze heißt „Maggi“ und wer wissen will, wie sich ein Buch verkauft, nutzt den jahrzehntealten Goldstandard für Bestsellerlisten: die des Spiegels. Bisher zumindest war das so. Aber dann klaffte aktuell an Platz 6 der Online-Version der Hardcover-Sachbuch-Bestseller plötzlich eine unerklärliche Lücke, ein White-Out und man überlegt, warum der Seitenzimmermann hier wohl ein Loch gelassen hat. Bis man dahinterkommt, dass es da ja dieses eine Buch gibt, das nach seiner versehentlichen Empfehlung durch einen Spiegel-Redakteur, der sich erdreistete, eine eigene Meinung zu haben, in den Blick der Öffentlichkeit gelangte. Ein Buch, so schlimm und ungezogen, dass es in Deutschland kluge Menschen gibt, die behaupten, Meinungsfreiheit sei ja ganz nützlich, aber hier werde sie „missbraucht“ – dabei waren nicht mal Zeichnungen von Mohammed drin! Empörte Leser und Kunden von Amazon beschwerten sich über die „Lücke“, in der den Zahlen nach eigentlich eben dieses Buch, nämlich „Finis Germania“ stehen müsste, worauf der Seitenzimmermann die Liste so zu spachteln begann, dass es verschieden große Lücken gab und der ausgefallene Platz 6 nicht mehr so auffallen musste. Na sowas, denkt der Leser. War da nicht was? Fehlt da nicht was? Nun ist es so, dass die Spiegel-Liste an vielen Orten im Netz rezipiert wird. Amazon wird die Werke selbstredend mit den eigenen Artikeln verlinken, andere Online-Händler tun das mit ihren. Und so kam es, dass die Liste noch an einem Ort unverfälscht zu finden war, nämlich bei Thalia. Überall sonst hat man der Wahrheit ein klein wenig „nachgeholfen“. Ein Vorgehen, das wir aus der Zeit stalinistischer Säuberungen kennen, als gewissen in Ungnade gefallene Genossen aus Bildern und Dokumenten getilgt und gelöscht wurden. Damnatio memoriae!“

http://unbesorgt.de/ein-buch-ein-problem-kein-buch-ein-skandal/

Marvin Schade: „Wer in dieser Woche einen Blick in die Bestsellerliste des Spiegel wirft, bekommt kein wahrheitsgetreues Bild der erfolgreichsten Buchtitel des Landes präsentiert. Die Chefredaktion hat in das Ranking eingegriffen und einen Titel gestrichen: das als antisemitisch kritisierte Buch Finis Germania. Für den Schritt steht der Spiegel nun in der Kritik. Auf einen Vermerk hat die Redaktion nämlich verzichtet.

Normalerweise sollte Finis Germania, das als antisemitisch kritisierte Sachbuch des verstorbenen Historikers Rolf Peter Sieferle, auf Platz 6 der Bestsellerliste geführt werden. Doch in dieser Woche war es verschwunden – nicht etwa, weil der Titel keine Käufer mehr fand, sondern die Chefredaktion des Spiegel ihn nicht mehr sehen wollte und gestrichen hat, wie eine Sprecherin des Verlages auf Anfrage von MEEDIA bestätigt. Sie erläutert: „Sie (die Chefredaktion; Anm. d. Red.) tut dies nur in absoluten Ausnahmefällen, aber sie hält das Buch für klar antisemitisch, hat dies auch bereits öffentlich geäußert und möchte die Verbreitung nicht unterstützen.“ Bei der Bestsellerliste des Spiegel handele es ich um ein kuratiertes Ranking, für dessen Erstellung auch qualitative Kriterien gelten, heißt es weiter. Zuvor hatte der Buchreport, der die Liste zusammenstellt, den Eingriff der Chefredaktion in die Liste gegenüber Übermedien bestätigt.

Für sein Handeln steht der Spiegel nun in der Kritik. Dabei sorgt nicht nur der Eingriff in die Liste für Empörung, sondern auch die Intransparenz, mit der die Redaktion vorgegangen ist. Auf einen entsprechenden Vermerk oder eine Angabe von Gründen hat das Nachrichtenmagazin verzichtet. Für den Leser war also nicht nachvollziehbar, weshalb das Buch nicht mehr im Ranking zu finden ist. Zusätzlich richtete der Spiegel Chaos mit der Bestsellerliste auf den eigenen Plattformen an. Während Finis Germania aus der Print-Ausgabe sowie aus den online erscheinenden Listen (beispielsweise bei Spiegel Online und Amazon) gestrichen wurde, wird der Titel in der Digital-Ausgabe weiter gelistet. Grund dafür ist nach Verlagsangaben ein technischer Fehler, an dessen Behebung noch gearbeitet wird. Kritiker – die vorwiegend aber nicht nur dem rechten Spektrum entstammen – werfen dem Spiegel nun Unglaubwürdigkeit vor."

http://meedia.de/2017/07/25/kritik-an-mangelnder-transparenz-spiegel-loescht-umstrittenes-sachbuch-finis-germania-aus-bestseller-liste/

„Viele diskutieren, warum die Chefredaktion des SPIEGEL den Titel "Finis Germania" aus der SPIEGEL-Bestsellerliste genommen hat - hier erklärt die stellvertretende Chefredakteurin Susanne Beyer den Vorgang.

„Die SPIEGEL-Chefredaktion hat sich entschieden, das Buch "Finis Germania" des Autors Rolf Peter Sieferle von der Bestsellerliste zu nehmen. Die SPIEGEL-Bestsellerliste stützt sich auf Verkaufszahlen, wird aber vielerorts als Empfehlungsliste verstanden. Eingriffe in die Bestsellerliste sind den Regularien zufolge möglich, allerdings selten.

Uns erreichen dazu Anfragen. Darum möchten wir erklären, warum wir uns in diesem Fall zu diesem Schritt entschlossen haben.

Unser Kollege Johannes Saltzwedel hatte das Buch "Finis Germania" für die "Sachbücher des Monats" empfohlen, diese Empfehlung wurde Anfang Juni veröffentlicht. Die Liste der "Sachbücher des Monats" wurde über 20 Jahre lang von NDR Kultur gemeinsam mit der "Süddeutschen Zeitung" und mit Unterstützung des Börsenblatts des Deutschen Buchhandels erstellt. Die Empfehlung des Kollegen hat innerhalb der Jury der Bestenliste erhebliche Verwerfungen ausgelöst. Johannes Saltzwedel trat daraufhin aus der Jury aus. SPIEGEL ONLINE veröffentlichte am 12. Juni 2017 einen Text in eigener Sache mit einem Zitat des SPIEGEL-Chefredakteurs Klaus Brinkbäumer: "Ich habe nach der Lektüre der wesentlichen Kapitel kein Verständnis dafür, dass der Kollege Saltzwedel dieses Buch empfohlen hat, und wegen des entstandenen Schadens begrüße ich seinen Rücktritt aus der Jury."

In der SPIEGEL-Ausgabe 25 hat Sebastian Hammelehle, stellvertretender Ressortleiter Kultur, eine Rezension von "Finis Germania" geschrieben und das Buch als "völkische Angstfantasie" bezeichnet. Ich habe in einem zweiten Text, wiederum in eigener Sache, aus Sicht der Chefredaktion die Vorgänge geschildert und das Buch als "rechtsradikal, antisemitisch und geschichtsrevisionistisch" bewertet. Der SPIEGEL, der sich auch bei historischen Themen als Medium der Aufklärung versteht, will den Verkauf eines solchen Buches nicht befördern.

Das Buch "Finis Germania" hat in der SPIEGEL-Bestsellerliste von Heft 29 Platz 6 erreicht. Ohne die Empfehlung unseres Kollegen hätte das Werk des im vergangenen Jahr verstorbenen Autors es unserer Einschätzung nach nicht in die Liste geschafft; das Buch ist in einem kleinen und durch rechtsextreme Publikationen geprägten Verlag erschienen. Insofern haben wir in diesem Fall eine besondere Verantwortung. Deswegen haben wir das Buch in Heft 30 von der Liste heruntergenommen.““

http://www.spiegel.de/kultur/literatur/finis-germania-und-die-spiegel-bestsellerliste-in-eigener-sache-a-1159667.html#js-article-comments-box-pager

 

Manipulation allüberall

 

Wenn es offiziell heisst „Eingriffe in die Bestsellerliste sind den Regularien zufolge möglich, allerdings selten“, bedeutet das, dass bereits in der Vergangenheit „Eingriffe“ vorgenommen wurden.

Anders ausgedrückt: es handelt sich bei der SPIEGEL-Bestsellerliste nicht um eine Liste der bestverkauften Bücher – sondern um die Liste politisch korrekter Bücher, die gelesen werden sollen.

Wobei nicht ausgeschlossen ist, dass bei den Platzierungen innerhalb der Liste manipuliert wurde. Solche Fälle, bei denen die Manipulationen hinterher aufgedeckt wurden, hat es in der Vergangenheit gegeben. Der Wurm erinnert gerne an einige Beispiele und fragt sich, wo überall noch manipuliert worden ist:

Unsere Besten war der Titel einer Fernsehreihe des ZDF von 2003 bis 2008, Fortsetzungssendungen 2014 hießen Deutschlands Beste! Die im Rahmen einer von Johannes B. Kerner moderierten Rankingshow präsentierten Rankings wurden vorgeblich durch eine im Vorfeld stattfindende, nicht repräsentative Zuschauerabstimmung ermittelt. Zu jeder Sendung wurden zum Thema passende Gäste eingeladen. Nachdem im Juli 2014 publik wurde, dass gravierende Manipulationen bei der Ranking-Show vorgenommen worden waren, wurde die Sendung aus dem Programm genommen und der zuständige Programmdirektor Oliver Fuchs entlassen …

Wie sich erst im Nachhinein herausstellte, beginnend mit Anfragen des Zapp-Magazins und des Medienjournalisten Stefan Niggemeier, wurde indes lediglich eine zweite Forsa-Umfrage zum Ranking der jeweils „besten“ 50 herangezogen, das ZDF-Online- und das Hörzu-Voting wurden nicht berücksichtigt. Begründet wurde dies unter anderem mit der angeblichen Einflussnahme von Fangruppen auf das Onlinevoting. Darüber hinaus kam es zu willkürlichen Manipulationen durch die Redaktion, bei denen eingeladene Gäste wie Claus Kleber und Franz Beckenbauer auf vordere Positionen verschoben wurden, dafür hingegen der Moderator von RTL aktuell, Peter Kloeppel, auf eine hintere Position gesetzt wurde.

Moderiert wurde die Sendung abermals von Johannes B. Kerner. In der ersten Folge am 2. Juli 2014 um 20:15 wurden die Männer präsentiert, am darauffolgenden Tag folgten die Frauen. Als Gäste im Studio waren Maria Höfl-Riesch, Michael Bully Herbig, Claus Kleber, Günther Jauch und Franz Beckenbauer sowie Hannelore Kraft, Rosi Mittermaier, Katarina Witt, Ruth Maria Kubitschek und Hans Sigl, die (Sigl ausgenommen) auch alle im Ranking auftauchten. Zudem fungierte Olaf Schubert als Co-Moderator.

Im Zusammenhang mit den 2014er Manipulationen wurde bekannt, dass bereits 2007 in der Sendung Unsere Besten – Musikstars aller Zeiten die Band Böhse Onkelz heimlich von Platz 1 auf Platz 25 mit Wissen des damaligen Programmdirektors Thomas Bellut herabgestuft wurde.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Unsere_Besten

„In drei Fällen hat der HR Rankings nachträglich verändert. Der RBB hat zwei Mal eingegriffen, der WDR gar zehn Mal. Nach ZDF und NDR geben damit nun bereits Sender Nummer drei, vier und fünf Manipulationen bei Online-Votings zu.“

http://www.spiegel.de/kultur/tv/manipulationen-in-ranking-sendungen-beim-wdr-und-rbb-a-985762.html

„Die Wahl zum "Lieblingsauto der Deutschen" war ursprünglich als Publikumspreis gedacht - und als solcher wurde er in der Öffentlichkeit verkauft. Stattdessen war diese Kategorie des Autopreises "Gelber Engel" ein Preis der ADAC-Willkür.

Was die Süddeutsche Zeitung schon für das Jahr 2014 berichtet hatte, musste der ADAC heute auch für die Vorjahre bestätigen. Die Rangliste wurde seit 2009 fast jedes Jahr manipuliert. Die noch weiter zurückliegenden Wahlen waren möglicherweise auch nicht sauber, doch hierfür fehlten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte die Daten.

Nur in einem Jahr, 2013, passten die Top Five des Publikums ins Konzept des ADAC - sie blieben unverändert. Besonders auffällig ist hingegen das Jahr 2010, denn hier gab es einen völlig neuen Gesamtsieger. Statt des vom Publikum auf Rang eins gewählten Audi A5 Cabrio landete die Mercedes E-Klasse auf dem ersten Platz, obwohl letztere eigentlich nur Vierte geworden war. Mit diesem Platz musste schließlich der eigentliche Gewinner aus Ingolstadt vorliebnehmen.“

http://www.sueddeutsche.de/auto/manipulation-beim-adac-preis-der-willkuer-1.1891156

 

Glaubwürdigkeit dahin

 

Roger Letsch: „Wir tolerieren in diesem Land Leute, die an Chemtrails glauben oder dass Elvis noch lebt oder dass die Linke eine demokratische Partei ist – aber für ein unbequemes Buch aus einem zum Paria erklärten Verlag müssen wir zu Lüge und Fälschung greifen? Wo sind wir hier nochmal? In einem Land, in dem Zensur nicht stattfindet? Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, das Buch zu besprechen, es zu loben oder zu verreißen ist Teil des liberalen Betriebssystems unserer Gesellschaft – oder sollte es zumindest sein. Niemand muss es kaufen und es gibt für die meisten Menschen sicher fast keinen Grund, dies zu tun. Aber Zahlen fälschen? Warum? Für den guten Zweck, das höhere Wohl? Zum Wohle der Allgemeinheit oder die Reinhaltung der Literatur? Die Spiegel-Bestseller-Liste war eine Institution, eine Instanz, die nur auf harten Zahlen basierte. Zuverlässig, weil unbestechlich und unbeeinflussbar – außer durch Absatz von Büchern oder eben dessen Ausbleiben. Das ist nun vorbei. Auch dieses letzte Fünkchen von Objektivität der Presse reiht sich ein in die Doktrin einer selbsternannten Meinungselite, wie sie Jean-Claude Juncker trefflich definiert hat: „Wenn’s drauf ankommt, muss man lügen.“

http://unbesorgt.de/ein-buch-ein-problem-kein-buch-ein-skandal/

Stefan Niggemeier: „Manchmal sind es die kleinen, unscheinbaren Sätze, die das ganze Elend offenbaren. „Uns erreichen dazu Anfragen“ ist so ein Satz.

„Uns erreichen dazu Anfragen“, schreibt die stellvertretende „Spiegel“-Chefredakteurin Susanne Beyer in einem Artikel auf „Spiegel Online“ in eigener Sache. Es geht um die Tatsache, dass der „Spiegel“ das Buch „Finis Germania“ klammheimlich von seiner Bestsellerliste gestrichen und sich dabei auch noch dilettantisch angestellt hat.

Seit Donnerstag wird in verschiedenen Blogs über das dubiose Verschwinden des Buches von verschiedenen Versionen dieser Liste bei Online-Händlern diskutiert. Am Samstag macht das Henryk M. Broder in der „Welt“ zum Thema. Spätestens zu diesem Zeitpunkt lässt sich die Geschichte nicht mehr als eine abtun, die nur in irgendwelchen vermeintlich leicht zu ignorierenden Ecken des Internets Widerhall findet. Am Montag hat Übermedien darüber berichtet, am Dienstag der Branchendienst „Meedia“.

Am Dienstagabend, nach fünf Tagen, findet der „Spiegel“ endlich seine Stimme wieder, möchte aber sicherheitshalber für alle, die es nicht mitbekommen haben, nicht den Eindruck erwecken, dass da draußen eine größere und teils überaus heftige Debatte über ihn tobt. Deshalb erwähnt er sie nicht, deshalb nennt er die Quellen nicht oder verlinkt sie gar, deshalb versteckt er das alles in dem leblosen Satz: „Uns erreichen dazu Anfragen.“

Der legendäre Satz von „Spiegel“-Gründer Rudolf Augstein, mit dem sich das Nachrichtenmagazin heute noch manchmal schmückt, lautet: „Sagen, was ist.“ Der aktuelle Werbespruch des “Spiegel” lautet: „Keine Angst vor der Wahrheit.“

Aber der „Spiegel“ traut sich nicht zu sagen, was ist. Der ganze Artikel ist ein Dokument der Angst.

Und dies zu einem Zeitpunkt, an dem es ohnehin nicht mehr darum ging, ob die Wahrheit rauskommt. Zu diesem Zeitpunkt, an Tag fünf der Eskalation, hätte der „Spiegel“ nur noch beweisen können, dass er der Wahrheit nicht ausweicht. Dass er sich ihr stellt. Mit einer offenen, schonungslosen, selbstkritischen, auch selbstbewussten Analyse des Debakels.

Nicht einmal das hat er gewagt. Er veröffentlicht einen Artikel, der kein „Spiegel“-Artikel ist, sondern ein Stück trauriger PR-Verdruckstheit, das sich nicht einmal traut, die heiklen Fragen zur Kenntnis zu nehmen.

Der „Spiegel“ scheut die Öffentlichkeit. Das klingt irre, aber es ist so. Ausgerechnet das traditionsreiche deutsche Nachrichtenmagazin misstraut der Möglichkeit, dem Publikum Dinge erklären zu können. Nicht nur mitzuteilen, sondern zu erklären – sich zu erklären.

Der „Spiegel“ hat ein Buch, das er als „rechtsradikal, antisemitisch und geschichtsrevisionistisch“ bewertet, von der Bestsellerliste genommen, die seinen Namen trägt und in seinem Auftrag und nach seinen Regeln erhoben wird. Ich halte das für eine schlechte Idee und eine falsche Entscheidung, aber natürlich gibt es Argumente dafür. Nicht zuletzt den, dass die Titel auf dieser Liste in besonderer Weise beworben werden, immer unter dem Namen des „Spiegel“.

Wenn der „Spiegel“ aber meinte, gute Argumente für seine Entscheidung zu haben, hätte er diese Entscheidung der Öffentlichkeit auch mitteilen können – eben um diese Argumente in die Öffentlichkeit zu bringen. Das hätte vermutlich wütende Proteste ausgelöst, und es wäre teilweise auch kontraproduktiv zum erklärten Ziel gewesen, „Finis Germania“ keine weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Es hätte sich aber eine Diskussion entwickeln können – über die Grenzen der Toleranz des „Spiegels“, über die Bestsellerliste, über das Buch. Eine Diskussion, in der der „Spiegel“ Handelnder und Teilnehmer wäre.

Noch besser wäre es gewesen, der „Spiegel“ hätte auf die unangenehme Wahrheit, dass da ein solches Buch auf „seiner“ Liste steht, nicht durch Streichung reagiert, sondern durch Kommunikation – und Thematisierung seines eigenes Dilemmas. Insbesondere weil der vermutlich weit verbreitete Irrglaube, der „SPIEGEL-Bestseller“-Aufkleber sei ein Qualitätssiegel des Nachrichtenmagazins, hier nicht zum ersten Mal problematisch sein kann.

Aber nun ist das alles passiert und schief gegangen und rausgekommen, und viele Leute sehen sich in ihrem Verdacht bestätigt, dass Medien wie der „Spiegel“ die Wirklichkeit nach ihren Vorlieben retouchieren. (Manche sehen sich auch an Bücherverbrennungen oder die Diffamierung und Zerstörung „entarteter Kunst“ durch die Nationalsozialisten erinnert, was völlig irrwitzig, aber leider gar nicht überraschend ist).

Und selbst jetzt ist der „Spiegel“ noch gelähmt vor Angst und schafft es nicht, Teil der Konversation zu werden. Sich zu Fehlern zu bekennen. Einzuräumen, wie problematisch das eigene Verhalten angesichts der Vorwürfe ist, der sich Medien heute ausgesetzt sehen. Wenigstens das Dilemma zu formulieren. Oder am Ende selbstbewusst die eigene Entscheidung zu verteidigen, trotz aller Kritik.

Selbst jetzt schafft es der „Spiegel“ noch nicht, einen Artikel zu veröffentlichen, der die Vorwürfe, die ihm gemacht werden, überhaupt auch nur benennt. Selbst jetzt geht er noch nicht in den Dialog, sondern lässt verlautbaren.

„Eingriffe in die Bestsellerliste sind den Regularien zufolge möglich, allerdings selten“, schreibt die stellvertretende Chefredakteurin. Die Regularien sind anscheinend nicht öffentlich einsehbar. Da ist kein Link, keine Erklärung, in welchen Fällen solche Eingriffe „möglich“ sind; in welchen Fällen sie schon geschehen sind; wann der Satz „keine Angst vor der Wahrheit“ sich nicht auf unangenehme Wahrheiten in den Verkaufszahlen bezieht.

Sie schreibt, der „Spiegel“ habe das Buch „von der Liste heruntergenommen“, weil er „in diesem Fall eine besondere Verantwortung“ hatte: Erst durch die Kontroverse um eine im Verborgenen gemachte Empfehlung eines „Spiegel“- Redakteurs hatte es so große Aufmerksamkeit bekommen. Aber heißt das, dass der „Spiegel“ Bücher, die er für „rechtsradikal, antisemitisch und geschichtsrevisionistisch“ hält, in anderen Fällen auf der Liste behalten hätte?

Einige Kritiker unterstellen dem „Spiegel“ Allmachtsfantasien. Mit dem Löschen des Buches von der Bestsellerliste habe er das Buch an sich auslöschen wollen. Doch das vermurkste Agieren des „Spiegel“ in den verschiedenen Phasen dieser Affäre ist wohl weniger Ausdruck von Selbstüberschätzung, als von Verunsicherung und von Angst.

Man mag die Aufregung um diese Liste für übertrieben halten, aber sie trifft eine zentrale Unterstellung der „Lügen“- oder „Lückenpresse“-Rufer. Sie vermuten geheime Manipulationen der „Wahrheit“, und sei es nur der „Wahrheit“ einer Bestseller-Liste. Und plötzlich stellt sich raus: Solche Manipulationsversuche gibt es tatsächlich.

Und den „Spiegel“ erreichen dazu Anfragen.“

http://uebermedien.de/18209/der-spiegel-und-seine-angst-vor-der-wahrheit/

 

Zum Antisemitismus

 

Es ist beliebt, jemanden, den mensch nicht mag, als „Antisemiten“ zu bezeichnen. Oft ist diese Person in ihrer bloßen Existenz gefährdet. Ausführlich hat sich der Wurm etwa in http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/285-antisemitismus.html damit beschäftigt.

Wie sehr daneben und gefährlich das linke Antisemitismus-Spektakel ist und wohin es führt, andere Meinungen zu unterdrücken, beschreibt der ehemalige Rabbiner-Student Armin Langer: „Eine jüdische Buchhandlung in Berlin muss unter dem Druck von Linken schließen. Die linke Israelverehrung verkehrt sich so in ihr Gegenteil …

Nun starren sich diese Israelis fassungslos auf deutschem Boden an, denn ihre von zwei Israelis betriebene Lieblingsbuchhandlung muss wegen Drohungen schließen.

Das Topics wollte schon immer ein hipper, kreativer und provokativer Raum für alle sein. Bücher sind hier nach Kategorien wie "im Gefängnis geschrieben", "weibliche Detektive" oder "der Antichrist" sortiert. Neben dem Verkauf von Büchern organisierten Amir und Doron, die Betreiber von Topics, in den vergangenen drei Jahren regelmäßig Veranstaltungen mit Hunderten von Besuchern.

Im vergangenen März war dort eine Diskussion rund um die Schriften des italienischen Kulturpessimisten und Rassentheoretikers Julius Evola geplant. Die Veranstalter haben die Diskussion über den bis heute in rechten Kreisen verehrten Autor mit jüdischem, also schwarzem Humor angekündigt. Ein Witz, den einige selbst ernannte Kämpfer gegen Antisemitismus anscheinend nicht verstehen oder verstehen wollen.

Das linksradikale Kollektiv TOP B3rlin rief auf Facebook seine Fans auf, ihre "Punkerfreunde und ihre Hunde" zusammenzutrommeln und bei der Veranstaltung "vorbeizuschauen". Amir und Doron, beide Enkelkinder von Holocaustüberlebenden, wurden von Linken als Nazis beschimpft und monatelang bedroht. Laut Zeitungsberichten stammen die meisten Randalierer aus der antideutschen Szene. Das sind radikale Linke, die Deutschland hassen, jede Kritik an den USA ablehnen und sich bedingungslos mit dem Staat Israel identifizieren …

Dass eine jüdische Buchhandlung in Neukölln nun wegen der Machttrunkenheit, Sturheit und Humorlosigkeit selbstgerechter Nachfahren der Täter pleiteging, löste keine empörte Debatte in der Politik, den Talkshows im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und den Kolumnen besorgter Deutscher aus. Es ist deswegen an der Zeit, über den destruktiven Philosemitismus in der deutschen Gesellschaft und besonders innerhalb der antideutschen Linken zu reden.

Anlässe dafür gab es in der jüngsten Vergangenheit genug: Der Linken-Abgeordnete Oliver Höfinghoff griff im Sommer 2016 beim Berliner Christopher Street Day (CSD) zusammen mit einigen Genossen Mitglieder der Gruppe Berlin Against Pinkwashing an. Den Protest von israelischen Juden und einigen Arabern, die zusammen gegen den israelischen Botschafter demonstrieren wollten, konnte der Abgeordnete nicht aushalten, er musste zuschlagen. Ramin Rachel, Vorstandsmitglied der SPD Neukölln, drohte in einer Facebook-Diskussion zu diesen Protesten damit, einen jungen Israeli zu schlagen, falls er wieder gegen seine Regierung demonstrieren würde …

Vor wenigen Monaten wurde die Jewish Anti Fascist Action Berlin gegründet, die heute eine der größten jüdischen Bürgerinitiativen in der Bundesrepublik ist und sich bereits an zahlreichen antirassistischen Demos beteiligt hat – und von meist biodeutschen Philosemiten immer und immer wieder als eine Ansammlung von "selbsthassenden Juden" diffamiert wird.

Wir, die Nachfahren der Opfer der Schoah, die den besagten offenen Brief unterzeichnet haben, die die Topics-Buchhandlung eröffnet oder allgemein kritische Diskussionen und Auseinandersetzungen mit Rechten befördern, werden von den Nachfahren der Täter dämonisiert, diffamiert und delegitimiert – mit dem Argument, dass sie sich gegen Nazismus einsetzen würden. Der Antisemitismus wird umdefiniert, aus den Opfern werden Täter gemacht.“

http://www.zeit.de/gesellschaft/2017-07/topics-berlin-neukoelln-juden-israelischer-buchladen-schliessung

 

Was passiert, wenn es ernst wird?

 

Wenn schon bei einem derart harmlosen und uninteressanten Büchlein dermaßen manipuliert wird, kann mensch davon ausgehen, dass es dann, wenn es nach Meinung des politisch-medialen Komplexes gefährlich wird, so richtig rabiat zur Sache geht.

Der Wurm hatte sich bereits mehrfach mit dieser Thematik beschäftigt. Unter anderem in http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/267-mediale-hinrichtung.html und http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/54-schuss-nach-hinten.html .

Und er erinnert gerne an Akif Pirincci:

„„In vielen Schlagzeilen wurde die Bemerkung so verkürzt wiedergegeben, dass der Eindruck entstand, der Autor habe sich gewünscht, dass es noch KZs gebe. Danach kündigten Verlage Pirinçcis Verträge und Buchhändler bis hin zu Amazon nahmen seine Werke aus dem Sortiment. Ein nordrhein-westfälischer Händler hat für das Wochenende sogar eine öffentliche Buchvernichtung angekündigt, zu der Kunden ihre Pirinçci-Bücher mitbringen sollen …

Akif Pirincci: Solange ich aber keine Aufrufe zur Gewalt tätige, darf ich eigentlich sagen, was ich möchte. Inzwischen ist es in Deutschland aber so, dass die Presse es nicht mehr akzeptiert, wenn jemand eine andere Meinung vertritt oder Kritik übt. Dann soll diese Stimme zerstört werden. Alle meine Bücher sind nicht mehr verkäuflich, sie sind weder im Buchhandel noch über das Internet erhältlich, das ist unfassbar. Sogar mein Hauptverlag Random House hat mir alle Verträge gekündigt …

Ärger klingt wohl etwas zu harmlos. Meine Existenz wurde zerstört.“

http://www.heise.de/tp/artikel/46/46362/1.html

„Akif Pirinçci hat im Interview mit der Jungen Freiheit berichtet, dass seine soziale Ächtung nunmehr eine nahezu totale sei, nicht allein dass man seine Bücher beinahe komplett aus dem Handel getilgt habe – einzig die erzliberalen Jungs von Manuscriptum wirken beim volksgemeinschaftlichen Boykott nicht mit –, er werde auch auf offener Straße angepöbelt, in Restaurants nicht mehr bedient, man habe ihm Cola über den Kopf geschüttet (ein vergleichsweise moderater Aversionsakt verglichen damit, was auf Twitter, Facebook, Amazon über den Mann ausgekübelt wird, der angeblich die KZs wieder aufmachen will, obwohl er genau das Gegenteil geäußert hat) etc. pp. In einer Zeitung sei ein Foto seines Bonner Hauses samt Adresse veröffentlicht worden – der auf seine dreißig Silberlinge angewiesene deutsche journalistische Meutenfeigling wagt es zwar selber nicht, handgreiflich zu werden, aber man kann der Straße ja mal einen Wink geben, ob wer vielleicht einen Stein oder Farbbeutel oder, man wird doch träumen dürfen, einen Molli …? Hat ja bei anderen auch schon geklappt! Wieso soll dieser literarische Hetzer denn allein und vor allem unbehelligt in einem so großen Haus wohnen dürfen? Der deutsche Autor Pirinçci existiere nicht mehr, sagte Pirinçci, er überlege, das Land zu verlassen. Und der Gutmensch denkt mit sinnendem Nicken: Ja, das kommt davon, das hat er nun davon …“

http://www.deutschland-von-sinnen.de/

Es ist gerade mal ein paar Wochen her, als der Wurm in http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/189-ein-gutmensch-ist-ein-schlechter-mensch.html Folgendes schrieb:

„Der Gesinnungs-Terror der Gutmenschen erstreckt sich natürlich auch in ihren Moral-Vorstellungen. Wehe, wenn da einer ausschert! Da reicht es nicht, wenn derjenige, der sich daneben benommen hat, seiner gerechten Strafe zugeführt wird. Nein, es wird gefordert, dass seine Existenz vernichtet wird – und sie wird vernichtet. Siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/44-alles-in-allem-ein-durchschnittsleben.html

Auch, wenn ein Mensch gegen kein einziges Gesetz der Welt verstoßen hat, kann es ihm passieren, dass er sich im Lande kaum noch blicken lassen kann, siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/58-respekt-vor-edathy.html

Es reicht auch schon aus, ein konservatives Weltbild zu haben. Da wird von den Gutmenschen nur darauf gewartet, dass der entsprechende Mensch sich angreifbar macht. Irgend etwas lässt sich dann schon konstruieren. Da schützt selbst die Position eines hochrangigen Bischofs nicht. Siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/40-flug-lug-und-betrug.html

Die Meute der Gutmenschen stört auch schon, wenn sie sich in ihrem Tagesablauf gestört fühlt. In den passen Gewerkschaften, die ihre Arbeit machen und sich für ihre Mitglieder einsetzen, natürlich nicht hinein. Nur dank des starken Rückhalts seiner Gewerkschafts-Mitglieder konnte sich Klaus Weselsky der gegen ihn laufenden Hetze behaupten, siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/119-niedere-beweggruende.html“ .

Es ist wieder soweit: der Ketzer wird nicht mehr auf dem Scheiterhaufen verbrannt – er wird medial hingerichtet und seiner materiellen Existenz beraubt …

Was mensch auch immer von Akif Pirincci halten mag – es rechtfertigt in keinster Weise, dass seine Bücher nicht mehr zu kaufen sind.

Eines muss mensch ihm auf jeden Fall zugute halten: Er hat es geschafft, dem deutschen Gutmenschentum die Maske vom Gesicht zu reissen. Bei offiziellen Gedenkfeiern lassen sie noch Toleranz und Meinungsfreiheit hoch leben; im Praxistest sind sie zutiefst intolerant und wollen keine andere als ihre eigene Meinung hören. Manipulation, Lüge, Propaganda, Zensur sind die üblichen Mittel, die bis hin zur existentiellen Vernichtung gehen.

Wer sich (wie der Wurm) beschwert, dass in der heutigen Zeit Künstler oder Intellektuelle keine eigene Meinung haben bzw. sich für ihre geäußerten Meinungen bezahlen lassen (siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/153-was-gesagt-werden-muss.html ), muss auch akzeptieren, wenn einer eine andere Meinung als die seine vertritt.

Das, was (und auf welche Art und Weise) Akif Pirincci zum Besten gibt, ist nicht immer des Wurms Sache. Nichtsdestotrotz – er ruft nicht zu Gewalt auf und er vertritt überhaupt eine Meinung.

Wer es mit „Je suis Charlie“ und der Meinungsfreiheit ernst meint, muss auch „Je suis Akif“ sagen.“

http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/192-die-vernichtung-des-akif-pirincci.html

 

Das Migrationsproblem

 

Wesentlich interessanter als „Finis Germania“ ist „Das Migrationsproblem – Über die Unvereinbarkeit von Sozialstaat und Masseneinwanderung“ von Rolf Peter Sieferle aus dem Jahr 2016.

Der Wurm hat einige Kritikpunkte am Buch. Aber: es ist ein Buch, das sehr gut als Diskussions-Grundlage dient. Anders als der übliche Gutmenschen-Quark, der hauptsächlich ideologischen Unfug bietet.

 

Immigranten

 

Bei den Immigranten handelt es sich nicht um die Ärmsten ihrer Herkunfts-Länder, die mit Erwartungen in ihr Zielland kommen. Auch, wenn sie materiell besser gestellt sein sollten, werden sie in den meisten Fällen doch einen sozialen Abstieg hinnehmen müssen.

Wie wird die Reaktion der meist jungen Männer darauf sein? Wenn es nicht in innere Emigration oder sich-schön-reden hinaus läuft, wird versucht, auf andere Weise einen höheren Status zu erlangen: etwa durch Kriminalität oder ideologische Radikalisierung.

 

Situation in den Ziel-Ländern

 

Die wirtschaftlich Erfolgreichen (Sieferle nennt sie „Gewinner der Globalisierung“) plädieren für eine multikulturelle Gesellschaft, in der auch sie persönliche Vorteile haben, etwa durch billigere Personalkosten wie bei Putzfrauen.

Die weniger Erfolgreichen werden dagegen sein, weil deren Löhne unter Druck geraten und deren Sozial-Leistungen weiter eingeschränkt werden.

Die Immigranten werden zu einem großen Teil für die Arbeitsmärkte untauglich sein, wobei es mehrere Generationen dauern würde zu deren Assimilierung.

Anders ausgedrückt: die Sozial-Leistungen werden zwangsläufig sinken, da zu sehr beansprucht, wobei die Tendenz in die Richtung geht, dass es gar keine sozialen Leistungen mehr gibt.

Nun gibt es aber politisch maßgebliche Kräfte, die eine unbegrenzte Einwanderung wollen. Warum? „Schlichte Irrtümer“? „Gesinnungsethische Aufladungen“ oder bewusste „Zerstörung der ethnisch-kulturellen Identität der Völker“?

 

Angeführte Gründe zur Massen-Einwanderung

 

Appell an das Mitgefühl mit dem Ausdruck „Flüchtlinge“: Menschen auf der Flucht muss geholfen werden.

Gut und schön – nur diejenigen, die so gutherzig sind, übersehen dabei, dass die meisten als „Flüchtlinge“ bezeichneten Menschen keineswegs verfolgt sind und haben bislang keinerlei Wert darauf gelegt, den Menschen vor Ort zu helfen. Sieferle zitiert Entwicklungshilfeminister Gerd Müller, der sagt, dass ein im Irak eingesetzter Dollar die 30-fache Wirkung eines in München eingesetzten Dollars hätte.

„Flüchtlinge“ müssten nicht integriert werden, da sie ja in ihre Heimatländer nach Ende der Flucht-Ursachen wieder zurück wollen. Wer diese integrieren will, dessen Ziel ist nicht Hilfe für Flüchtlinge, sondern Massen-Einwanderung.

Für die Linken wurden die „Proletarier“ als Heilsfigur durch „unterdrückte Völker“ ersetzt, die hilfsbedürftig sind.

Dass die Unterdrückten eine eigene kulturelle Identität haben, wollen diese Linken nicht sehen. Sieferle nennt „Frauenfeindlichkeit“, „Homophobie“, „autoritäres Gehabe“, „Gewaltbereitschaft“ und süffisanterweise „Verweigerung von Mülltrennung und Energieeinsparung“.

Sieferle verweist darauf, dass die „Verfolgten“ so exotisch wie möglich sein sollten – Flüchtlinge etwa aus der Ukraine hätten nicht so viel Mitgefühl abbekommen.

In Südosteuropa sind die Menschen vor solchen Gefühls-Wallungen gefeit – mit den Zigeunern hätten sie schon seit Jahrhunderten eine Gruppe von Menschen vor Augen, die sich nur schlecht, wenn überhaupt integrieren lassen. Die brauchen nicht noch mehr davon.

Der demographische Faktor sticht nicht, da Europa ohnehin schon sehr dicht bevölkert und zersiedelt ist. Durch den Import von „Analphabeten“ kommt es zu einer sinkenden Produktivität und steigenden sozialstaatlichen Ausgaben – die Folge-Generation hat nicht nur eine höhere „Altenlast“, sondern auch noch eine „Migrantenlast“ zu tragen, wodurch sich das Problem noch verschärft.

„Analphabeten, die aus Tribalgesellschaften kommen“ sind laut Sieferle nicht geeignet, den Anforderungen eines Industrielandes gerecht zu werden, zumal 70% derjenigen, die eine Ausbildung begonnen haben, sie nach ein paar Monaten wieder abgebrochen hätten. Bis Mitte 2016 hätten alle Dax-Konzerne zusammen gerade einmal 54 Migranten eingestellt. Die Bundesarbeitsministerin meint, dass nur 10% der Immigranten vermittelbar wären.

Selbst wenn einer Arbeit findet, Steuern und Sozialabgaben zahlt, wird das von finanziellem Nachteil sein. Dann nämlich, wenn Frau und Kinder nachkommen.

Wer statt unqualifizierten Arbeitskräften qualifizierte haben möchte, möge ein Einwanderungs-Gesetz erlassen. Dann wird definiert, wie viele Menschen mit welchen Qualifikationen aus welchen Ländern nach Deutschland gelassen werden.

„Kulturell Gleichgesinnte“ neigen dazu, sich zu vertrauen. Sieferle erinnert an die 1960er, als es noch Geldbriefträger oder Kassierer etwa von Stadtwerken oder Wohnungsgesellschaften gab, die leicht erkennbar mit viel Geld durch die Straßen gingen – heutzutage undenkbar, da es andauernd Überfälle gäbe.

Sieferle hält Kultur-Relativismus für „selbstdestruktiv“ und führt folgende Beispiele an: „exzessiver Egalitarismus“, „Inklusion“, „Fernstenliebe“, „sektiererische Moden“ wie veganer Ernährung (auch für Katzen).

 

Politik des Verschwindens

 

Die umfassende politische Stimmung der Gutmenschen trägt geradezu totalitäre Züge: diejenigen, die skeptisch sind und auf die Folgen hinweisen, werden als „Rassisten“, „Pack“, „Dunkeldeutschland“ bezeichnet – eine offene, rationale Debatte ist nicht möglich.

Sieferle führt diese Irrationalität auf die Verbrechen des Nationalsozialismus zurück und auf den Wunsch der „meisten Deutschen“, als Volk zu „verschwinden“, also in „Europa“ oder der „Menschheit“ aufzugehen.

Systematisch würde die Tradition vernichtet – an den Schulen würden klassische und biblische Texte nicht mehr gelehrt; deutsche Vergangenheit sei auf die Verbrechen des Nationalsozialismus geschrumpft.

 

Demokratie / Technokratie

 

Demokratie hat die Tendenz zur Ochlokratie, also zur Herrschaft des Pöbels und damit zur Unregierbarkeit. Sieferle sieht Europa und damit auch Deutschland auf dem Weg dorthin.

Eine Alternative wäre die Technokratie, die Herrschaft der Experten, die das Gemeinwohl besser vertreten könne als eine Demokratie. Natürlich gibt es auch in jeder Demokratie technokratische Elemente, bei denen nicht über alles und jedes von allen abgestimmt wird.

Die „westlichen sozialstaatlich korrumpierten Demokratien“ können die anstehenden Probleme sehr wahrscheinlich nicht lösen und so könnte die Richtung in eine technokratische Lösung, wie etwa in China, gehen. Die EU ginge schon in diese Richtung.

Dabei stören aber die vielen heterogenen Länder mit all ihren Sonderwünschen. Laut Sieferle wäre es demnach für die Technokraten zum Regieren schön, wenn sie es nicht mehr mit mehreren Völkern zu tun hätten, sondern mit sehr vielen Individuen, die kaum noch ihre großen Sonderwünsche artikulieren könnten. Das Regieren wäre wesentlich einfacher. Deshalb die Förderung der Massen-Einwanderung.

Dieser Schuss wird aber leider nach hinten losgehen: wahrscheinlich kommt es nicht zu einer Atomisierung der Bevölkerung, sondern zu einer „Multitribalisierung“: die neu entstandenen „Stämme“ würden größeren Widerstand leisten als die frühere halbwegs homogene Bevölkerung. An anderer Stelle gibt Sieferle ein Beispiel für eine neue Zusammen-Mischung: die Kultur der „Afro-Amerikaner“, obwohl aus vielen afrikanischen Stämmen stammend, die nichts miteinander zu tun hatten.

Ein anderer Grund ist der massive Widerstand, den es neben Großbritannien vor allem aus den osteuropäischen Ländern gibt.

 

Rechtsstaat oder multitribale Gesellschaft

 

Sieferle schildert die historischen Entwicklungen in Europa, die zum Rechts-, Sozial- und Nationalstaat führten und dass die Ergebnisse und deren Existenz als Individuen keineswegs selbstverständlich sind.

Treffen nun „Menschen aus Tribalgesellschaften“ auf diesen Rechtsstaat, wird es unweigerlich zu Problemen kommen – dem Staat und dessen Institutionen wird fundamental misstraut. Streitigkeiten werden nicht per Gericht ausgetragen, sondern erst mal innerhalb der verschiedenen Clans. Gibt es keine friedlichen Einigungen, wird es unfriedlich. Der Staat hat sich nicht einzumischen.

„Sehr wahrscheinlich“ ist demnach der Rückzug des Rechtsstaates aus der Regelung von Alltagskonflikten.

Zum Schluss geht Sieferle auf die „Dominanz der Gesinnungsethik“ ein, wobei seit Angela Merkels Kanzlerschaft die Politik eine „sensationelle Infantilisierung“ erlebt.

Die Linken stellten einen Zusammenhang zwischen Wohlstand und Armut her: Europa sei so reich, weil es die ärmeren Länder ausbeutet. Es sei deshalb nur „gerecht“, wenn die Armen den Europäern ihren Reichtum weg nehmen würden. Die Verarmung der Europäer wäre ihnen (den Linken) damit gleichgültig oder sogar recht.

 

Kritik des Wurms

 

Es gibt einige Punkte, die der Wurm anders sieht, etwa in den Bereichen Rente oder Bedingungsloses Grundeinkommen.

Wie schon bei „Finis Germania“ stört auch hier den Wurm das elitäre, neo-liberale, unsoziale Gedankengut.

Möglicherweise bewusst provokativ gemeint, nichtsdestotrotz daneben ist der Ton, in dem sich Rolf Peter Sieferle manchmal vergreift. Die „Gesinnungsdeppen in den Medien“ stoßen beim Wurm noch auf Heiterkeit, dass Einwanderer pauschal als „Analphabeten“ oder mehrfach als „Barbaren“ bezeichnet werden, verleiht ihm keine größere Glaubwürdigkeit. So etwas wie „… und die zahlreichen kriminellen Übergriffe im Alltag, die von ungebildeten Prädatoren verübt werden“ ist reichlich daneben. „Prädatoren“ sind Raubtiere. Über deutsche Kriminellen wäre dieses Wort wohl nicht gefallen.

Rolf Peter Sieferle ist übrigens kein Rassist. So vergleicht er die Regierungen und Bevölkerungen von Haiti und Barbados miteinander. Beide sind sich ethnisch sehr ähnlich, beide sind Nachkommen westafrikanischer Sklaven, beide verwalten sich selbst. Sind jedoch kulturell sehr verschieden: „Nach dem UN Human Development Index von 2010 steht Barbados auf Platz 42, Haiti auf Platz 145 (von 169). Harrisons Folgerung: ‚Culture matters, race doesn’t‘“.

Was mensch auch immer über dieses Buch sagen mag – es bietet eine Diskussions-Grundlage, über die mensch reden kann und soll.

 

 

Dada

 

Unsere kleine Polizei-Station

 

Wir befinden uns im Jahre 2017 unserer Zeitrechnung. Ganz Deutschland ist von Verbrechern besetzt … Ganz Deutschland? Nein! Eine von unbeugsamen Hütern des Gesetzes bewohnte Polizei-Station hört nicht auf, dem Verbrechen Widerstand zu leisten.

Und so ist halt noch vieles in Ordnung in der Region. Denn für Ruhe, Ordnung und Gerechtigkeit sorgt der Polizeiposten Rüppurr.

Kleine und große Spitzbuben, mehr oder weniger Leichtgläubige, Verrückte und Alkoholisierte, mehr oder weniger wilde Tiere treiben hier ihr Unwesen. Der Polizeioberkommissar und Chronist Karl Sauter hält diese Vorkommnisse fest im Buch „Tatort Rüppurr – Karl Sauters Notizen aus dem Polizei-Alltag“ aus dem Jahr 2005, jeweils monatlich im lokalen „Rieberger Bläddle“ und „Monatsspiegel“ und im Internet:

http://www.polizei.rueppurr.de/index.php?action=berichte

http://www.polizei.rueppurr.de/index.php?action=cms&id=1

Von Zeit zu Zeit möchte der Wurm eine dieser Geschichten zitieren. Diesmal geht es um folgenden Fall:

 

Sachbeschädigung

 

Dass es nicht nur hier in Rüppurr Kriminalität gibt, zeigt nun ein Fall aus Pfaffenrot, den mir unser Jugendsachbearbeiter Fritz Schweikle zugetragen hat. Dort stand nämlich eine aus drei Strohballen zusammengestellte Strohpuppe am Ortseingang, von Langenalb kommend, und sie liebe Leser/innen werden es nicht glauben, sie wurde umgeworfen. Nach § 303 Absatz 2 des Strafgesetzbuches besteht hier zumindest der Anfangsverdacht einer Sachbeschädigung, da das äußere Erscheinungsbild der Puppe verändert wurde. Verändert insofern, dass sie nun aus drei Teilen bestand und als Puppe nicht mehr erkennbar war.

Wie mir weiter berichtet wurde, konnte sie mit vereinten Kräften wieder zusammengesetzt werden. Von den Tätern fehlt aber nach wie vor jede Spur.

 

Das Leben geht weiter: Ob Freispruch oder Zuchthaus – und auf die Guillotin' hat unser Herr Polizeioberkommissar Karl Sauter eh niemanden geschickt.

Es ist eine liebe Zeit – trotz der Vorkommnisse, menschlich halt. Und darum kommt es immer wieder zu diesen Szenen – beim Polizeiposten Rüppurr.

 

 

 

Auch die alten Rittersleut‘ waren Dadaisten – zumindest einige von ihnen. Wie in Estella gezeigt wird, fochten sie lustige Kämpfe mit ihren Lanzen.