Im Sinne der Diversität

Jens Berger: „Allen Unkenrufen zum Trotz kann man das Turnier durchaus als Erfolg bezeichnen – keine Pannen, keine Zwischenfälle, eine gute Organisation; auch wenn das allen voran den deutschen Medien natürlich nie über die Lippen kommen wird.“

https://www.nachdenkseiten.de/?p=91525

 

Es war nicht nur eine gute Fußball-Weltmeisterschaft in Katar – es war eine revolutionäre WM, die den Niedergang Europas in der Welt verdeutlicht.

 

Vorteile für Katar

 

Rainer Balcerowiak: „Für Katar war die WM ein voller Erfolg. Geschätzt rund 220 Milliarden Dollar ließ sich das Emirat die Ausrichtung dieser global beachteten Großveranstaltung kosten, Bestechungsgelder für die Vergabe noch nicht eingerechnet. Zum Vergleich: Die vergangenen sieben Weltmeisterschaften haben Schätzungen zufolge zusammen rund 44 Milliarden Dollar gekostet, hat das Handelsblatt errechnet. Gut investiertes Geld, das diesen Zwergstaat mit seinen gigantischen Öl- und Gasvorkommen für mehrere Wochen in den Fokus der Weltöffentlichkeit rückte. Ein arabisches Land als Gastgeber einer exzellent organisierten Großveranstaltung, ein unüberhörbares Signal für die Zukunft.“

https://www.nachdenkseiten.de/?p=91778

 

Mensch mag kritisieren, dass immer noch viel zu viel Geld ausgegeben wurde, dass etliche der neu gebauten Stadien nicht mehr genutzt bzw. sinnvoll verwendet werden.

Mag alles sein – aber Katar wusste das auch vorher, hat sich für die Ausrichtung der WM beworben und den Zuschlag dafür erhalten. Wie jedes andere Land, das sich um die Ausrichtung von sportlichen Großereignisse bewirbt, hatte auch Katar Erwartungen, dass der langfristige Ertrag größer ist als die Investitionen.

 

Katar ist kein Unbekannter auf der sportlichen Weltbühne.

Jürgen Hübschen: „Dafür nur ein paar Beispiele: 2015 fand die Handballweltmeisterschaft in Katar statt, 2019 war es die Weltmeisterschaft der Leichtathleten, und 2021 wurde erstmalig ein Formel-1-Rennen in Katar ausgetragen, und das soll ab 2023 jährlich stattfinden. Man könnte viele weitere internationale Sportereignisse nennen, ohne dass es zu nennenswerten Protesten im Ausland gekommen wäre.“

https://www.nachdenkseiten.de/?p=90561

 

Tief im „Westen“ verankert

 

Jürgen Hübschen: „Die „Al Udeid Air Base” ist der größte US-Stützpunkt im Nahen Osten. Hier sind circa 10.000 amerikanische Soldaten stationiert. Neben dem „US Central Command“ für die Region und verschiedensten US Air Force und US-Army-Verbänden ist „Al Udeid“ auch ein Standort der britischen Royal Air Force und seit einiger Zeit auch von türkischen Truppen. Von Katar aus koordinieren die USA seit 2014 die Einsätze gegen die Terror-Organisation „Islamischer Staat“ in Syrien und im Irak, und auch die US-Operationen in Afghanistan wurden vom „US Central Command“ geführt. Die ersten Gespräche zwischen den USA und den afghanischen Taliban wurden ebenso wie die späteren Verhandlungen in Doha, der Hauptstadt von Katar, geführt. Auch die Europäer knüpften ihre Kontakte zu den Taliban in Doha.

Katar verfügt über die drittgrößten Erdgasreserven der Welt. Das hat u.a. dazu geführt, dass auch Deutschland versucht, die nicht mehr zur Verfügung stehenden russischen Gaslieferungen durch Verträge mit Katar zu kompensieren. Dem aufmerksamen Beobachter ist der tiefe Diener unseres Wirtschaftsministers vor dem Emir von Katar bei seinem Besuch in Doha noch gut in Erinnerung. Es ist nur schwer vorstellbar, dass neben einer möglichen Gaslieferung an Deutschland auch die Menschenrechtslage bei diesem Besuch thematisiert wurde.“

https://www.nachdenkseiten.de/?p=90561

 

Katar und die deutsche Wirtschaft

 

Deutschland in Katar: Planung

 

Nils-Viktor Sorge im Jahr 2010: „Die Bundesrepublik exportiert so viele Maschinen, Autos und Dienstleistungen nach Katar wie fast kein anderes Land. In dem reichen Golfstaat haben vor allem deutsche Baufirmen auch nach der großen Finanzkrise die Möglichkeit, Projekte zu verwirklichen, für die anderswo Wagemut und Geld fehlen würde: Darunter ein komplettes Eisenbahnsystem, eine gut 40 Kilometer lange Straßen- und Schienenverbindung in den benachbarten Inselstaat Bahrain oder eine komplett neue Stadt für 200.000 Einwohner …

Die Fußballweltmeisterschaft eröffnet deutschen Firmen noch verlockendere Perspektiven. "Die Chancen deutscher Firmen in Katar sind sehr groß. Alle, die sich dort engagieren, werden von der WM-Vergabe profitieren", sagt Katar-Expertin Helene Rang, Geschäftsführender Vorstand beim Nah- und Mittel-Ost Verein (Numov) …

Der ohnehin hohe deutsche Anteil an der Wertschöpfungskette dürfte weiter wachsen. So sind in Sachen Fußballweltmeisterschaft schon jetzt deutsche Firmen gut im Geschäft. Das Frankfurter Architektenbüro Albert Speer & Partner (AS&P) hat das Konzept für das Großereignis ausgearbeitet.

"I love my Germans", soll seine Exzellenz Scheich Mohammed bin Hamad bin Khalifa Al-Thani persönlich ins Telefon gerufen haben, als er sich bei den Hessen bedankte. Die Bewerbung selbst hatte die Münchener Agentur Serviceplan gestaltet.

Bei der Umsetzung wird Katar kaum auf die Dienste der Deutschen verzichten wollen. Er habe das Versprechen des Emirs, alle Stadien bauen zu dürfen, sagte AS&P-Partner Gerhard Brand. Der Auftrag, der den Bau von acht Stadien mit Solar-Klimaanlage beinhaltet, hat ein Volumen von drei Milliarden US-Dollar.

Über das Geheimnis hinter der einträglichen Verbindung zwischen Deutschland und Katar gibt es unter Fachleuten kaum Dissens. "In Katar steht deutsches Knowhow und deutsche Wertarbeit weiterhin hoch im Kurs, Made in Germany ist ein Qualitätsmerkmal", sagt Numov-Vorstand Rang. "Deutschland hat einen Ruf wie Donnerhall", sagt der Geschäftsführer der deutschen Außenhandelskammer in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Peter Göpfrich.“

https://www.manager-magazin.de/politik/weltwirtschaft/a-733129.html

 

Hagen Seidel im Jahr 2010: „Stefan Klos und Philipp Michler gehören zu einer Minderheit: Anders als den meisten Deutschen fällt den beiden jungen Ingenieuren zum Wüstenstaat Katar so viel ein, dass sie stundenlang erzählen könnten. Klos, 35, kommt inzwischen auf 17 Einreisestempel im Pass, Michler, 34, hat zehn der vergangenen zwölf Monate in Katar verbracht. Mit Erfolg: Der Wüstenstaat, halb so groß wie Hessen, aber wegen seiner Öl- und Gasvorkommen ungleich reicher, darf im Jahr 2022 die Fußball-Weltmeisterschaft austragen.

Daran haben die beiden Ingenieure vom Frankfurter Planungsbüro Proprojekt maßgeblich mitgearbeitet, Seite an Seite mit Scheich Mohammed bin Hamad bin Khalifa Al-Thani entwarfen sie die Bewerbung. Mit dabei waren auch Kollegen vom Büro des Frankfurter Stararchitekten Albert Speer (AS&P), das acht der zwölf Stadien bauen wird. In der deutschen Wirtschaft nährt diese Beteiligung Hoffnung auf Nachfolgeaufträge.

Doch nicht nur in Sachen WM ist Katar plötzlich interessant für die Deutschen. Nur wenige Tage nach der Entscheidung des Welt-Fußballverbandes stieg der Staatsfonds Katars mit 9,1 Prozent beim größten deutschen Baukonzern Hochtief ein. Der betreibt im Emirat bereits mehrere Gemeinschaftsfirmen mit Einheimischen und baut gerade das gigantische, acht Kilometer lange Einkaufszentrum Barwa Commercial Avenue und eine riesige Brücke nach Bahrain …

Proprojekt-Mitinhaber und Geschäftsführer Stefan Klos hat Ähnliches erlebt: „Es gibt in Katar eine Tradition, Versprechen zu halten. Das kommt uns Deutschen sehr entgegen. Ein enger Mitarbeiter des Scheichs sagte uns gleich am Anfang: ‚Ich liebe die deutsche Effizienz.‘“

Rund 50 Milliarden Dollar will der Monarch bis 2030 ausgeben, um sein kleines Land in die Moderne zu katapultieren. Die WM und die Hochtief-Beteiligung sollen dabei helfen. „Sie haben diese Vision Katar 2030 – und die ziehen sie konsequent durch“, schwärmt Bauingenieur Los. Das sei in einer arabischen Monarchie nun mal einfacher zu machen als in einer Demokratie. „Das, was wir innerhalb eines Jahres in Katar erreicht haben, würde in Deutschland wohl drei Jahre dauern“, sagt Michler. Er ist seit der Heim-WM 2006 in diesem Geschäft tätig.

Wie Proprojekt, das auch an der Bewerbung Münchens für die Olympischen Winterspiele 2018 arbeitet und am gescheiterten Projekt Leipzig 2012 beteiligt war, an den Auftrag für 2022 kam, klingt wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. „Auf der Messe SportAccord 2009 fragten uns Vertreter Katars, ob wir ihnen für ihre WM-Bewerbung ein Stadion planen könnten“, erinnert sich Michler. Er und seine Kollegen fragten nach, „wer denn die anderen Stadien plant und wie es mit der Infrastruktur steht. Das war alles noch offen. Und dann sagten sie uns, das wir das doch bitte alles gleich mitplanen mögen.“ So einfach kann das gehen, wenn der Auftraggeber ein Scheich ist.“

https://www.welt.de/wirtschaft/article11552783/Deutsche-Firmen-jubeln-ueber-WM-Vergabe-nach-Katar.html

 

Deutschland in Katar: Ausführung

 

Christoph Sydow im Jahr 2014: „Die Reporterin Kristina Milz hat für die Zeitschrift "zenith" als eine der wenigen ausländischen Journalisten die Baustellen und Arbeiterunterkünfte in Katar besucht und mit Betroffenen gesprochen. Ihr Fazit nach mehrwöchiger Recherche vor Ort: "Die Kritik an den Zuständen in Katar ist oberflächlich und geht am Kern des Problems vorbei."

Die Polemik gegen die reichen Scheichs vom Golf, die andere für sich schuften lassen, um selbst anstrengungslosen Wohlstand zu genießen, lässt nämlich außer Acht: Auch deutsche Unternehmen verdienen an der Ausbeutung mit. 200 Milliarden US-Dollar will Katars junger Emir Tamim Bin Hamad in den kommenden Jahren investieren. Deutsche Firmen wie Hochtief, Bilfinger Berger und Siemens sind etwa am Bau der Planstadt Lusail und der Errichtung moderner Stadtviertel in Doha beteiligt. Hinzu kommen ein neuer Flughafen und ein modernes Schienennetz …

Schon jetzt werden die geltenden Gesetze, die Katars Gastarbeiter schützen sollen, oft schlicht ignoriert. In einer Verordnung des Ministeriums für Wohnungswesen aus dem Jahr 2005 ist etwa eindeutig geregelt, dass jedem Arbeiter in seiner Unterkunft mindestens vier Quadratmeter Platz zur individuellen Entfaltung zustehen. Außerdem steht eigentlich jedem Arbeiter ein Einzelbett zu. Die Realität, die Milz in Arbeiterunterkünften zu sehen bekam, sah ganz anders aus: Sechs Männer teilten sich ein Zimmer, das nur für vier Personen ausgelegt war. Entgegen der Vorschrift mussten die Arbeiter in engen Doppelstockbetten schlafen. "Der Raum war so eng, dass sich die Männer kaum um ihre eigene Achse drehen konnten", sagt Milz.

Boris van Thiel, als Chef des Deutschen Wirtschaftskreises Katar der oberste Netzwerker der im Land tätigen deutschen Unternehmen, kann die Schelte nur zum Teil nachvollziehen. "Ich finde es unfair, die Arbeitsbedingungen mit denen in Deutschland zu vergleichen", sagte van Thiel der "zenith". "Ich frage mich schon, warum dieses Thema gerade jetzt so präsent wird - wo waren die Argumente vor einigen Jahren?"

Tatsächlich sind die schlechten Bedingungen, unter denen Südasiaten in den Golfstaaten schuften müssen, kein neues Phänomen. Die Glitzerfassaden der Skylines von Doha oder von Abu Dhabi und Dubai in den benachbarten Vereinigten Arabischen Emiraten sind schließlich ihr Werk.“

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/fussball-wm-in-katar-deutsche-firmen-an-ausbeutung-beteiligt-a-962999.html

 

Katar in Deutschland

 

Thomas Fromm: „Deutschlands Industrie ohne die Investoren aus der Wüste? Schwer vorstellbar inzwischen. RWE, Volkswagen, Deutsche Bank, Siemens, die Hamburger Reederei Hapag-Llyod - die Liste der großen Konzerne, in die Katar investiert hat, ist lang. Gleichzeitig verkauft Deutschland nicht nur Aktienanteile an seinen Großkonzernen, sondern auch Autos, Maschinen, Rüstungsgüter und chemische Produkte in die Wüste - die Handelsbeziehungen werden seit Jahren immer enger und dürften nach dem Krieg in der Ukraine noch enger werden. Die Frage ist, ob dies auf Dauer nicht neue Abhängigkeiten schafft. Vor allem dann, wenn Katar in den kommenden Jahren, die wirtschaftlich schwierig werden dürften, noch weitere Milliarden in Deutschland anlegt und seine Macht immer mehr ausbaut …

Hier die Politik, da die Wirtschaft - und ein Investor, der anscheinend immer schon da zu sein scheint, wenn man ihn braucht. Beim Börsengang der VW-Sportwagentochter Porsche war der katarische Staatsfonds zeitig zur Stelle und sicherte sich an die fünf Prozent der Anteile - mit VW und der Holding Porsche SE dürften die Investoren damit unter den größten Anteilseignern sein. Großaktionär bei einem Luxusauto-Konstrukteur aus Zuffenhausen zu werden, das passt vermutlich zu einem Wüstenstaat, der durch seine Ölressourcen unfassbare Geldreserven angesammelt hat.

Dabei ist Porsche hier auch nur ein Mosaikstein, wenngleich ein teurer: Heute hat das Land über seine Qatar Holding 17 Prozent der Stimmrechte am Volkswagen-Konzern - mehr haben nur das Land Niedersachsen und die Gründerfamilien Porsche und Piëch. Und schon im Sommer 2009 war Katar zur Stelle, als nach der gescheiterten Beherrschung von Volkswagen durch Porsche dringend Hilfe gesucht wurde. Das Emirat half damals mit seinem Geld aus, dafür bekamen die arabischen Investoren ein üppiges Aktienpaket zugeschoben. Das verschlungene VW-Reich der Porsches und Piëchs ist heute längst zu einem der wichtigsten Investment-Zentren des Emirats geworden und ein sicherer Hinweis darauf, wo die Katarer bevorzugt ihre Milliarden anlegen: in Deutschland."

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kater-rwe-porsche-fluessiggas-1.5668535

 

Katar und die deutschen Heuchler

 

Rainer Balcerowiak: „An der Heimatfront bemühten sich die großen Medien nach Kräften, möglichst viele Haare in der WM-Suppe zu finden. Nach dem Reportagen-Tsunami über tote Gastarbeiter, Menschenrechte und Korruptionsverdacht wurde nunmehr genüsslich über halbleere Stadien, kleinere logistische Pannen und öde Stimmung wegen Alkoholverbot lamentiert. Als ob man sich nach Weltmeisterschaften sehnt, bei denen Massenschlägereien von betrunkenen Fan-Gruppen zum quasi offiziellen Begleitprogramm gehören oder gar, wie 1998 in Frankreich, darin gipfelten, dass deutsche Hooligans einen französischen Polizisten zum Krüppel schlugen.

Doch je länger die WM dauerte, desto kleinlauter wurden die Menschenrechtskämpfer. Vor allem die Fangruppen aus Marokko, Tunesien, Mexiko und Argentinien vermittelten ein farbenfrohes, fröhliches Bild, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Stadien. Das scheint auch ohne große Mengen Alkohol möglich zu sein – eine in Deutschland und einigen anderen Ländern vollkommen abwegige Vorstellung. Es ist wohl auch kein Zufall, dass zwei jener europäischen Mannschaften, die mit dem Gedöns nicht viel am Hut hatten, am erfolgreichsten spielten, nämlich Frankreich und Kroatien, während die „One Love“-Protagonisten wie Deutschland und Dänemark schon früh aus dem Turnier flogen …

Die bittere Erkenntnis wird hierzulande für viele sein, dass die Welt immer weniger am deutschen Wesen genesen will. Bei den Sanktionen gegen Russland klappt das nicht so richtig, und auch bei dieser WM ist es gründlich schiefgegangen. Die „korrekten“ Kneipen können ihre Boykottschilder wieder entfernen, und die „One Love“-Binde wird es wohl nicht mal ins Deutsche Historische Museum schaffen. Auch die angeblich bei dieser WM deutlich gesunkenen Einschaltquoten werden nicht mehr täglich als Erfolgsmeldungen für den Menschenrechtskampf bejubelt werden."

https://www.nachdenkseiten.de/?p=91778

 

Jens Berger: „Man könnte sogar vermuten, dass das allgegenwärtige FIFA- und Katar-Bashing vor allem dem naheliegenden Motiv folgt, Europa und den europäischen Profifußball besser dastehen lassen zu wollen; der oben schon genannte Wippschaukeleffekt. Dabei sind DFB, UEFA, Champions League und die nationalen Profiligen doch keinen Deut demokratischer. Auch hier bestimmen dubiose Funktionäre und milliardenschwere Sponsoren, wo es lang geht. Der Fan ist Staffage. Er darf den Zirkus bezahlen, mehr auch nicht.

Da soll noch einer mitkommen. Katar ist böse, weil auf den Baustellen Migranten aus asiatischen Ländern zu Hungerlöhnen schuften. Das ist zu kritisieren. Aber wo bleibt die Kritik daran, dass beispielsweise der deutsche Konzern Adidas seine Kleidung zu Hungerlöhnen in Kambodscha fertigen lässt? Adidas ist Ausrüster des DFB-Teams und offizieller Sponsor der UEFA sowie Hauptsponsor des DFB. Ist die Ausbeutung eines nepalesischen Bauarbeiters so viel schlimmer als die Ausbeutung einer kambodschanischen Näherin?

Ach ja, in Katar sitzen ja auch nur reiche Männer in den VIP-Lounges, für die Fußball ein prestigeträchtiges Beiwerk ist. Sicher, aber ist das im deutschen und europäischen Fußball so anders? In vielen europäischen Stadien sind Champions-League-Karten nicht für unter 100 Euro zu bekommen und die vier- bis fünfstelligen Preise für die VIP-Lounges sind für „normale“ Fans ohnehin nicht bezahlbar. Ist der europäische Fußball in den oberen Rängen nicht auch nur Staffage für eine wohlhabende Schicht, der es mehr ums „Meet and Greet“ als um den Fußball geht?

Dafür spielt es in Europa jedoch keine Rolle, welche sexuelle Orientierung die Fans haben; solange sie sich die Karten leisten können. Die Frage, wie Katar mit Schwulen umgeht, wurde von den deutschen Medien daher zur Gretchenfrage des Kommerzfußballs hochgejazzt. Selbstverständlich darf man die Homophobie im arabischen Kulturraum kritisieren. Das Ganze wird jedoch lächerlich, wenn es zur Farce wird. Es ist ja eigentlich kaum zu fassen, aber noch heute gibt es in der Bundesliga keinen einzigen Spieler, der sich offen zur seiner Homosexualität bekennt. Der Musiker Marcus Wiebusch hat die Gründe dafür in seinem Song „Der Tag wird kommen“ eindrücklich aufgezeichnet. Auch wenn dies keiner öffentlich wahrhaben will: Auch der deutsche Fußball hat ein strukturelles Homophobie-Problem. Doch das spielt ja alles keine Rolle, wenn man mit dem Finger auf Katar zeigen kann.“

https://www.nachdenkseiten.de/?p=90705

 

Jürgen Hübschen: „Hauptargumente der Gegner der diesjährigen Fußballweltmeisterschaft:

- Katar hat den Zuschlag nur mit Hilfe von Bestechung erhalten. Dieser Vorwurf ist sicherlich nur schwer bis gar nicht zu entkräften, trifft allerdings wohl auch auf frühere Weltmeisterschaften zu.

- Eine Fußballweltmeisterschaft bei Tagestemperaturen von 50° Celsius und mehr kann weder den Spielern noch den Zuschauern zugemutet werden. Die FIFA ist diesem Argument gefolgt und hat die Spiele in den Dezember verlegt.

- Eine Fußballweltmeisterschaft im Winter ist völliger Blödsinn und gibt den Spielern in den Ligen zwischen Hin- und Rückrunde zu wenig Zeit zur Erholung. Dazu ist festzustellen, dass man im Dezember nur in den Ländern der Nordhalbkugel Winter hat und die Belastungen für alle Spieler mehr oder weniger dieselben sind.

- In Katar werden Homosexuelle diskriminiert. Das kann man so sehen, obwohl man fremde Kulturen grundsätzlich respektieren sollte. Nicht jedes Land findet die deutsche Regelung, beim Geschlecht nicht mehr nur nach männlich und weiblich, sondern auch nach divers zu unterscheiden, nachvollziehbar. Außerdem sei daran erinnert, dass Homosexualität in Deutschland nach §175 StGB bis 1994 noch unter Strafe gestellt war.

- Insgesamt ist die sexuelle Orientierung in Katar eingeschränkt. Auch wenn vielleicht kein unmittelbarer Zusammenhang besteht, sei daran erinnert, dass Eltern noch bis 1969 Gefahr liefen, nach § 180 StGB wegen Kuppelei bestraft zu werden, wenn sie es z.B. erlaubten, dass der Freund ihrer Tochter in derselben Wohnung übernachtete. Es musste nicht einmal dasselbe Zimmer sein!

- Frauen sind in Katar nicht gleichberechtigt, und auch das ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Auch die Stellung der Frau in der Gesellschaft ist in erster Linie eine Frage der jeweiligen Kultur und deshalb zunächst einmal von Besuchern zu respektieren. Davon einmal abgesehen, sei daran erinnert, dass in Deutschland noch bis 1977 die Zustimmung des Ehemanns erforderlich war, wenn die Ehefrau einen Beruf ausüben wollte. Für Lehrerinnen galt in Deutschland im vergangenen Jahrhundert noch jahrzehntelang das s.g. „Lehrerinnenzölibat“. Im Klartext heißt das, dass Lehrerinnen nicht heiraten durften, und wenn sie das trotzdem wollten, wurden sie aus dem Schuldienst entlassen. Erst 1957 erklärte das Bundesarbeitsgericht, dass eine „Zölibatsklausel“ im Arbeitsvertrag verfassungswidrig ist.

- Katar ist keine Demokratie. Das ist zweifellos richtig. Aber auch bei uns hat die Demokratie bis zur heutigen Ausprägung einen langen Entwicklungsprozess hinter sich. Es gibt sie erst seit 1918, und zwischen 1933 und 1945 wurde sie von den Nationalsozialisten abgeschafft. Noch bis zum Beginn der 1980er Jahre gab es vor den Wahlen in der katholischen Kirche Aufrufe von der Kanzel, nur Kandidaten mit „christlicher Grundhaltung“ zu wählen …

Offensichtlich waren die Menschenrechte in Katar für alle bisherigen internationalen Aktivitäten, Vorhaben und Ereignisse bislang kein entscheidendes Kriterium. Auch die hochmoderne Infrastruktur des Landes, all diese beeindruckenden, in den Himmel ragenden Gebäude sind sicherlich nicht von den Kataris selbst errichtet worden; denn davon gibt es weniger als 300.000. Nach UN-Angaben hat Katar die höchste Quote an Arbeitsmigranten der Welt. Auf die gesamte Bevölkerung bezogen sind etwa 88 Prozent der Einwohner (2,2 Millionen Menschen) ausländischer Herkunft. Es kann sicherlich nicht ausgeschlossen werden – um es einmal vorsichtig zu formulieren – dass die Arbeits- und Lebensbedingungen für die ausländischen Bauarbeiter auch in der Vergangenheit nicht entscheidend besser waren als während der Phase, in der die Infrastruktur für die Fußballweltmeisterschaft geschaffen wurde.

Was aktuell geschieht, ist, um es einmal banal zu sagen, das Zuschieben des Schwarzen Peters an all diejenigen, die für die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft und die Menschenrechtslage in Katar überhaupt nicht zuständig, geschweige denn verantwortlich sind. Deutschland hatte – andere Länder natürlich auch – 12 Jahre Zeit, gegen die Entscheidung, die Fußballweltmeisterschaft in Katar auszutragen, vorzugehen, im Extremfall, die Veranstaltung zu boykottieren. Das ist nicht geschehen und jetzt überschlagen sich Politiker und Medien in ihren negativen Aussagen und Kommentaren zu dieser Weltmeisterschaft. Das könnte man noch als eine nicht unübliche Verhaltensweise beschreiben, nämlich „Verrat zu schreien“, obwohl man selbst daran beteiligt war. Das Schäbige an der aktuellen Vorgehensweise ist, dass man versucht, all denjenigen ein schlechtes Gewissen einzureden, die sich einfach nur auf eine Fußballweltmeisterschaft freuen. Man versucht den Gastwirten, den Veranstaltern von Public Viewings und vor allem den Fans einzureden, dass das Schauen von Fußballspielen im Rahmen dieser Weltmeisterschaft letztlich das Ignorieren der Menschenrechtslage in Katar ist, quasi ein ganz persönlicher Verstoß gegen die Menschenrechte. Mittlerweile sind wir in Deutschland fast so weit, dass sich niemand mehr traut zuzugeben, dass er sich diese Fußballspiele ansehen wird, weil er Angst haben muss, als jemand, dem die Menschenrechte egal sind, nicht nur ins fußballerische, sondern auch ins gesellschaftliche Abseits gestellt zu werden.

Viel mehr Pharisäertum seitens der Verantwortlichen ist für mich kaum vorstellbar.“

https://www.nachdenkseiten.de/?p=90561

 

Asiatisches Jahrhundert

 

Jahreszeit

 

Dass die Vergabe der Fußball-WM mit Bestechung zu tun hatte (wie alle anderen sportlichen Großereignisse auch), lässt sich nicht leugnen.

Ärgerlich an der ganzen Sache ist, dass die WM zum vereinbarten Termin im europäischen Sommer wg. unerträglicher Hitze in Katar nicht durchführbar ist und der Termin deshalb auf den November/Dezember verlegt werden musste.

Bisher war es so, dass nach Ende einer langen Saison noch einige Wochen verblieben, um sich auf die bevorstehende WM vorzubereiten. Nicht nur die Spieler, sondern auch die Freunde des Fußballs, deren Vorfreude sich wochenlang steigerte.

Diesmal betrug die Zeit nach letztem Bundesliga-Spiel (13. November) und Eröffnungs-Spiel der WM (20. November) gerade mal eine Woche – viel zu wenig für die Vorbereitung.

Nichtsdestotrotz ist alles eine Frage der Organisation und diese Bedingungen gelten für europäische Spieler bzw. Vereine. Für andere Länder ist diese Zeit wesentlich passender.

Sollte sich in Zukunft die Austragungs-Zeit der WM vom europäischen Sommer lösen (wovon auszugehen ist), wären immer mehr Länder in der Lage, eine Fußball-WM auszurichten.

 

free palestine

 

Und es werden dem Rest der Welt und vor allem dem europäischen Zuschauer Themen nahegebracht, die ihm ansonsten medial vorenthalten oder zumindest stark vernachlässigt oder beschönigt werden:

„Die "One Love"-Kapitänsbinde war eines der beherrschenden Themen der ersten WM-Woche. Sieben europäische Teams hatten in Katar mit dem bunten Stück Stoff auflaufen wollen, um damit ein Zeichen für Diversität und gegen Diskriminierung zu setzen. Nach einem Verbot und Androhung von Sanktionen seitens der FIFA machten die Verbände einen Rückzieher …

In den vergangenen Tagen präsentierten sich nun vermehrt arabische Fußballfans im Umfeld der Spiele mit einer grün-weißen Binde. Darauf abgebildet: die Flagge Palästinas. So waren in den sozialen Netzwerken zahlreiche Anhänger Katars zu sehen, die den Armschmuck beim zweiten Gruppenspiel des Gastgebers gegen den Senegal (1:3) trugen.

Auch auf der Ehrentribüne seien die Armbinden getragen worden, beobachtete Sportschau-Reporter Philipp Sohmer. Er bestätigte auch, dass es seitens Katars und der arabischen Länder vor dem Turnier Überlegungen gegeben habe, dass ihre Mannschaften mit der 'Pro-Palästina'-Binde auflaufen - als Reaktion auf die europäischen Bestrebungen mit der "One Love"-Binde.

Ein Vorhaben, das aufgrund des FIFA-Verbots nicht umgesetzt wurde - weder von den Europäern noch von den Arabern. Stattdessen gibt es die "Pro Palästina"-Bekundungen auf der Tribüne. Sei es mit der Binde - oder mit "Free Palestine"-Fahnen. Auch bei den Spielen arabischer und nordafrikanischer Teams, etwa Saudi-Arabien oder Tunesien, kam es immer wieder zu Solidarisierungen mit Palästina. Von Sanktionen seitens der Sicherheitskräfte, wie sie europäische Anhänger erfahren mussten, ist bislang nichts bekannt.

Für ARD-Korrespondent Ramin Sina sind die "Pro Palästina"-Bekundungen eine "klare Reaktion auf die 'One Love'-Binden. Hier wird gezeigt: 'Wenn ihr die WM für politische Botschaften nutzt, dann können wir das auch'", sagte er im Gespräch mit der Sportschau.

Die Diskussionen in Europa um die "One Love"-Armbinde und auch das Tragen derselben durch bekannte Persönlichkeiten wie etwa durch die deutsche Innenministerin Nancy Faeser seien in der katarischen Bevölkerung registriert worden, so Sina: "Das ist nicht gut angekommen. Für viele ist das eine Provokation, dass in ihrem Land politische Botschaften gesetzt werden - und darauf erfolgt jetzt die Reaktion."

Deshalb glaubt Sina, dass es bei der WM rund um die Spiele weiterhin Bekundungen für Palästina geben wird. Mit einer starken Zunahme - etwa durch den Nachahmereffekt und die sozialen Netzwerke - rechnet der ARD-Korrespondent nicht. Befürworter der Aktion gibt es seiner Meinung nach aber viele. "Die Solidarität mit Palästina zieht sich durch die arabische Welt, da gibt es genug Fans, die die Binde tragen würden. Da geht es auch ein bisschen darum zu zeigen, dass nicht nur West-Europa solche Statements geben darf."“

https://www.sportschau.de/fussball/fifa-wm-2022/pro-palaestina-armbinde-wm-das-steckt-dahinter-100.html

 

Im Sinne der Diversität

 

In welche Richtung der Fußball und die Welt gehen, lässt sich an den offiziellen „Partnern“ der FIFA ablesen. Von den sieben „Partnern“ stammen im Jahr 2022 einer aus Europa, zwei aus den USA und vier aus Asien.

https://www.fifa.com/de/about-fifa/commercial/partners

 

Jens Berger: „… Der Großteil der Welt sieht das jedoch ganz anders. Man tanzt nicht mehr nach der europäischen Pfeife, sondern hat sich emanzipiert. In der FIFA gilt nunmal das urdemokratische Prinzip „Ein Land, eine Stimme“. Da können sich die Deutschen noch so sehr aufplustern. Am Ende ist die Stimme Deutschlands in der FIFA genauso viel wert wie die Stimme Grenadas, Montserrats oder der Britischen Jungferninseln. Und die deutsche „Soft Power“ ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Für Sponsoren ist der asiatische Wachstumsmarkt längst wichtiger als der gesättigte deutsche Markt. Die Musik spielt nicht mehr in Europa und das nicht nur im Fußball.

Wahrscheinlich ist dies eine Entwicklung, die zumindest historisch gerecht ist. Jahrhundertelang hat Europa der Welt seine Regeln diktiert – und diese Jahrhunderte waren zumindest für den Rest der Welt nicht die besten. Das jetzige Jahrhundert könnte ein asiatisches werden. Verhindern kann Europa das nicht und flüchtet sich derweil in einen aussichtslosen Moralimperialismus. Die alberne One-Love-Debatte und das verdiente Ausscheiden der Deutschen sind Bausteine dieses relativen Abstiegs. Aber warum nicht? Was ist so schlimm daran, dass die Welt nicht mehr nach unserer Pfeife tanzt und uns bestenfalls belächelt?“

https://www.nachdenkseiten.de/?p=91525

 

 

Ich bin Philanthrop, Demokrat und Atheist. Rupert Regenwurm

 

 

Das Böse verlachen

- Satire, Realsatire, ernst Gemeintes -

 

LEISE STIRBT DIE BRD - Intermezzo des Tages #34 - Alien's Best Friend - Satire

https://www.youtube.com/watch?v=lLp0rFo_Uek

 

Scheindemokratisch vs. gutes Umfrageergebnis

https://www.youtube.com/watch?v=kiFJLxuW1Mc

 

FLEISCHHAUER – 9 MINUTEN NETTO: KLIMALOCKDOWN STATT CORONA-LOCKDOWN. GEHT’S BALD WIEDER LOS?

https://www.bitchute.com/video/eN3fk7zIQUHY/

 

Uwe Steimle / Eierscheckenrand / Steimles Aktuelle Kamera / Ausgabe 87

https://www.youtube.com/watch?v=7zDgOLh_a_8

 

Immer auf die Kleinen …

https://www.youtube.com/watch?v=Yv41DN5S0N0