Flug, Lug und Betrug

In Deutschland ist der Teufel los! Zumindest könnte wurm den Eindruck gewinnen, dass er sich in Gestalt des Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst in das Bistum Limburg eingeschlichen hat. Da kennt der Teufel aber die Deutschen schlecht! Einmal aus der Ruhe gebracht, können die sehr böse werden. So böse, dass der Bischof „auf unbestimmte Zeit“ sich nicht mehr nach Limburg traut und seine Amtsgeschäfte ruhen lässt bzw. ruhen lassen muss.

 

Was ist da los? Was wirft mensch dem Bischof vor? Da ist zum einen die Flug-/Lügenaffäre. Tebartz-van Elst ist „First Class“ zu den Armen nach Indien geflogen. Üblich wäre die „Business Class“ gewesen, die er eigenen Aussagen nach durch privat gesammelte „Meilen“ aufgebessert hat. Ob das stimmt oder nicht, mag dahin gestellt sein.

Schimpferei wird es auf jeden Fall geben, da er nicht mit der einfachen (und billigeren) „Economy Class“ geflogen ist, wie es einfachere Menschen tun würden. Menschen schimpfen gerne über Bagatellen bei jenen, die sie nicht leiden können. Jemand, der ein gutes Ansehen genießt, kann sich so ziemlich alles leisten. Die verstorbene Lady Di hätte bestimmt keiner gefragt, wie sie geflogen ist und kaum einer hätte sich darüber aufgeregt, wenn sie „First Class“ zu den Armen geflogen wäre.

Nun beantragt die Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl wg. falscher Versicherung an Eides statt, da Tebartz-van Elst meinte, von keinem Reporter zum Thema befragt worden zu sein. Was nachweislich falsch ist. Möglicherweise hat er da etwas falsch verstanden, hatte einen „Blackout“ oder litt gerade in dem Moment an Unterzuckerung. Auf diese Weise hatte sich schon mal der damalige CSU-Generalsekretär und spätere Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann 1961 von einem Meineid raus geredet bzw. seine „verminderte geistige Leistungsfähigkeit“ bescheinigen lassen.

Wie auch immer diese Geschichte ausgehen mag – für die Bewohner des Erdreichs und für die meisten Menschen dürfte das für ihr weiteres Leben völlig ohne Belang sein.

Die meisten gläubigen Christen beziehen ihr Wissen über ihren Glauben vom Schulunterricht, vom Kirchgang und von den Medien. Zum überwiegenden Teil wird das Christentum so dargestellt, wie es sich selbst gern sehen würde. Und da ist vielen das achte der zehn Gebote „Du sollst nicht lügen“ bekannt.

Aber: warum halten die sich selbst nicht dran? Für Jeremias Juchtenkäfer, Leiter der Arbeitsgruppe REA (Religiöses, Esoterisches, Abstruses), ist die Sache klar: theoretisch glauben sie, praktisch nehmen sie ihren Glauben aber nicht ernst. Das ist die große Masse. Diejenigen, die sich in ihrem Glauben besser auskennen, kennen auch folgende Stelle aus dem Brief an die Römer 3;7 „Wenn nun aber die Wahrheit Gottes erst dadurch richtig zur Geltung kommt, dass ich ein Lügner bin, und sein Ruhm erst dadurch richtig groß wird, warum werde ich dann noch als Sünder gerichtet?“

http://bibel-online.net/buch/neue_evangelistische/roemer/3/#1

 

Und zum Ruhme Gottes ist ja so ziemlich alles, was dem normalen Menschen und erst recht einem Kirchenmenschen nützt.

Wurm hat schon Menschen mit ausdrücklich humanistischem Gedankengut erlebt, die ein ethisches Denken und Leben zumindest anstreben. Die berufen sich nicht auf religiöses Tam-Tam, sondern auf so etwas wie Menschenrechte. Die Morddrohungen an die Familie von Tebartz-van Elst stammen sehr wahrscheinlich nicht von Humanisten, sondern von gläubigen Christen.

Hier ein Auszug aus bunte.de: „Die Familie des wegen enormer Kosten für seine Residenz unter Druck geratenen Bischofs von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst (53) fühlt sich bedroht. „Wir bekommen täglich Morddrohungen. Per Telefon oder in Briefen“, sagte der Schwager des Geistlichen, Johannes Winkels, der Illustrierten BUNTE. Auch am Heimatort im Niederrhein werde die Familie beschimpft. „Mein Schwager liegt doch schon am Boden. Aber man will ihn noch weiter vernichten. Und seine Familie dazu. Am liebsten würden wir alles hinwerfen und Deutschland verlassen.“ Auch die 87-jährige Mutter des Bischofs leide unter Situation, aber die Familie stehe zu ihm.“

http://www.bunte.de/society/bischof-tebartz-van-elst-wir-bekommen-taeglich-morddrohungen_aid_49302.html

 

Das zweite, was Tebartz-van Elst vorgeworfen wird, sind bauliche Maßnahmen. Zum einen handelt es sich um einen „Protzbau“, der 31 Millionen Euro kosten soll und zum anderen soll er die Kostensteigerung verheimlicht bzw. gelogen haben. Die Vorwürfe wird eine Kommission klären, wobei es sehr wohl möglich ist, dass Tebartz-van Elst keine oder nur geringe Schuld trifft.

Wenn etwas aus dem Ruder gelaufen sein sollte, so müssen sich die Kontrollgremien die Frage stellen lassen, was sie die ganze Zeit getan haben bzw. ob es überhaupt die nötigen Kontroll-Möglichkeiten gegeben hat und die innerkirchlichen Strukturen fehlerhaft sind.

Dem Wurm sind keine Klagen bekannt geworden, dass Tebartz-van Elst sich persönlich bereichert haben soll. Wem ist überhaupt ein Schaden entstanden? Das Bistum wird’s verkraften können. Bei einem angeblichen flüssigen Vermögen von 300 Millionen Euro fallen die 31 Millionen kaum ins Gewicht, zumal die nicht zum Fenster raus geschmissen werden, sondern langfristige bauliche Werte mit dem Geld geschaffen werden. Wer glaubt, das Geld wäre statt des Baues an Bedürftige gegangen, möge sich weiter seinen Träumen hin geben.

Um mal Jakob Augstein zu zitieren: „Die Kosten mögen zu hoch sein. Aber sie sind gut investiert. "Das Diözesane Zentrum ist exzellente Baukunst, eines der besten deutschen Neubauvorhaben seiner Art aus den letzten Jahren", hat Rainer Haubrich in der "Welt" geschrieben und das glaubt man mit Blick auf die Bilder sofort. Ein "Protz-Bischof", wie er auf dem Boulevard beschimpft wird, ist dieser Tebartz-van Elst gerade nicht, sondern ganz im Gegenteil ein geschmackvoller Mann, dem man allerdings ein solches Bauvorhaben nicht anvertrauen sollte. Aber für solche Differenzierung ist nur wenig Raum im Strudel all der Empörung.

Das Keifen der Menge ist übrigens in der Architektur des öffentlichen Raumes kein guter Maßstab. "Wird die Stadt Paris sich wirklich den (...) geschäftstüchtigen Phantastereien einer Maschinenkonstruktion anschließen, um sich für immer zu schänden und zu entehren?", hieß es seinerzeit in einem Manifest gegen den Eiffelturm. Und man sollte auch daran erinnern, dass demokratische Legitimierung und saubere Rechnungslegung gerade bei den großen kirchlichen Bau- und Kunstwerken historisch eher die Ausnahme waren.“

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/jakob-augstein-ueber-bischof-tebartz-van-elst-a-927705.html

 

Wie ein richtiger Protzbau aussieht, kann mensch in Bukarest bestaunen, wo gerade eine Kirche für 300 Millionen Euro gebaut wird. Dazu gibt es einen sehr schönen Link:

http://www.dailymotion.com/video/xli8kh_tur-virtual-al-catedralei-mantuirii-neamului_shortfilms

 

Wenn den einzelnen Pfarreien im Bistum gesagt wurde, es stünde kein Geld für einfache Reparaturen zur Verfügung (und die das auch noch geglaubt haben), so hat das weder was mit dem Bischof zu tun noch mit seinen baulichen Maßnahmen: so ein Verhalten ist gängige Praxis unter Christen. Zumindest in deutschen Bistümern.

Auf den Punkt bringt es das „Christliche Forum“, das die Doppelmoral beklagt, in dem sie den Limburg-Bau mit dem der diesjährigen Sanierung des bischöflichen Ordinariats in Rottenburg vergleicht, der 39,2 Millionen Euro gekostet hat und zitiert das katholische PUR-Magazin: “Das Gebäude ist ein exklusives, aufwendig gestaltetes Objekt, das vielfach mit naturnahen und sehr kostspieligen Materialien gestaltet ist. Der Sprecher des Diözesanrates, J. Warmbrunn, zeigte sich froh darüber, daß das Großprojekt in mehrfacher Hinsicht zu einem guten Abschluß kam. Der Diözesanrat als Gremium mit Finanzhoheit habe es in jeder Phase gefördert und die nötigen Mittel bewilligt. Presse, Politik und Kirche lobten den Bau.”

http://charismatismus.wordpress.com/2013/09/06/medien-und-doppelmoral-causa-limburg-im-vergleich-zur-causa-rottenburg/

 

Während bei einem mit „sehr kostspieligen Materialien“ gebauten 39,2 Millionen Euro teuren Projekt „Hosianna“ gesungen wird, heisst es bei 31 Millionen Euro „ans Kreuz mit ihm“.

Es sieht sehr danach aus, als ob gezielt eine Kampagne gegen den Limburger Bischof aus den eigenen Reihen gefahren wurde. Der Tipp, mal nach dem Indien-Flug zu fragen, die Weitergabe der Flugdaten nach Rom an die Presse, die Fotos von seinem Aufenthaltsort in Rom und weitere Details – offensichtlich wollten etliche Leute Tebartz-van Elst loshaben. Es mag ja gute Gründe dazu geben. Aber ein Flug nach Indien und eine etwas übertriebene Inneneinrichtung als Anlass zu nehmen, den Volkszorn auf ihn zu lenken – es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr Menschen manipulierbar sind. Meint selbst Bonifaz Breitmaulfrosch, Leiter der Arbeitsgruppe MMM (Macht, Medien, Manipulation).

Hier der Tebartz-van Elst-Link zu Wikipedia, der die innerkirchlichen Konflikte nicht ausspart:

http://de.wikipedia.org/wiki/Franz-Peter_Tebartz-van_Elst

 

Die Bibel ist übrigens der Meinung, dass ihr Gott eine repräsentative Wohnstätte haben sollte, ausgestattet mit Gold, Silber, Kupfer, Purpur, Karmesin, Byssus, Ziegenhaare für Teppiche, rotgefärbte Widderfelle, feines Leder, Akazienholz, Öl für den Leuchter, Spezereien für das Salböl und das wohlriechende Räucherwerk sowie Edelsteine in großen Mengen. Wie prächtig Gott sich sein Heiligtum und die Kleidung seiner Priester ausstatten lässt, (vor allem mit reinem Gold), lese mensch am besten selbst. Und zwar in: Exodus 25-28, Exodus 30, Exodus 35; 4-29, Exodus 36; 8-29, Exodus 38, Numeri 31; 48-54, Josua 6; 19-24, Esra 1; 7-11, Esra 8; 24-30.

Auf Grund „einer Schrift aus der Hand Jahwes“ (1. Buch der Chronik 28; 11-19) baut schließlich Salomo einen Tempel. Was da an Gold, Silber und anderen „Herrlichkeiten“ verbraucht wurde, lässt sich nachlesen im 2. Buch Samuel 8; 11- 12, im 1. Buch der Chronik 18; 11 und 22; 14-16 und vor allem im 6. Kapitel im 1. Buch der Könige.

Das war das Alte Testament, aber Jesus sagt doch bestimmt etwas anderes dazu? Der war doch arm und mittellos?

Selig sind die, die an alles glauben, was ihnen erzählt wird.

Auffällig sind die vielen Kontakte von Jesus zur Oberschicht: ein römischer Hauptmann (Matthäus 8; 5-13), „Älteste der Juden“ (Lukas 7; 3-5), ein königlicher Beamter (Johannes 4; 46-53), Joseph von Arimatäa, ein reicher Mann und angesehener Ratsherr (Matthäus 27; 57 und Markus 15; 42-43), der Ratsherr Nikodemus (Johannes 3; 1-2) und überhaupt glaubten "viele Ratsherren" an Jesus (Johannes 12; 42). Ferner ein führender Pharisäer (Lukas 14;1), ein Hausherr, der ein großes Obergemach zur Verfügung stellt (Markus 14; 14-16), der Hohepriester (Johannes 18; 15), viele Zöllner (Matthäus 9; 10 und Lukas 5;29) und der reiche Oberzöllner (Lukas 19; 1-10).

Mit Jesus und seinen Aposteln zogen einige Frauen. Unter anderem „Johanna, die Frau des Chuza, eines Verwalters des Herodes, und Susanna und viele andere, die ihnen mit ihrem Vermögen dienten“ (Lukas 8; 1-3).

Das muss ein ordentliches „Vermögen“ gewesen sein und der „Verwalter der Kasse“ ist namentlich erwähnt. Sein Name: Judas (Johannes 12; 6 und 13; 29).

Passenderweise erzählt Jesus arbeitnehmer-unfreundliche Gleichnisse (Lukas 17; 7-10 und Matthäus 18; 21-35) und sagt solche Sprüche wie „Oder darf ich mit dem Meinen nicht tun, was ich will?“ (Matthäus 20; 15) und das Zinsgleichnis mit dem Ende „Denn jedem, der hat, wird gegeben werden, und er wird Überfluss haben. Wer aber nicht hat, dem wird auch das, was er hat, genommen werden …“ (Matthäus 25; 29-31.

Als eine Frau kostbares Salböl über sein Haupt gießt, kommt sofort Widerspruch, das Öl hätte verkauft und den Armen gegeben werden können. Die Antwort von Jesus lautete: „… Sie hat eine gute Tat an mir getan. Denn Arme habt ihr allezeit bei euch und könnt ihnen Gutes tun, sooft ihr wollt, mich aber habt ihr nicht allezeit …“ (Markus 14; 3-9).

Jeglicher Protz-Bischof kann sich mit diesem Jesus verständigen und das Gleiche sagen. Wenn es eine Figur der Weltgeschichte geben sollte, die sich für soziale Belange einsetzt – Jesus ist es nun wirklich nicht. Selig sind die geistig Armen, die das Gegenteil glauben.

Im Rahmen der Berichterstattung über Tebartz-van Elst interessiert sich jetzt erstmals eine größere Menge der Menschen für das Vermögen der großen Kirchen. Es geistert im Moment eine Zahl von 270 Milliarden Euro alleine in Deutschland herum. Da sind Kirchen und Kunstgegenstände mitgerechnet, die eigentlich unverkäuflich sein sollten. Auch wenn mensch die raus rechnet, bleiben immer noch sehr viele Milliarden übrig.

Da der Wurm aber weiss, dass Menschen sich nicht lange konzentrieren können, macht er für heute Schluss und wird über die kirchlichen Finanzen zu einem späteren Zeitpunkt nachdenken. Wer es bis dahin nicht aushalten kann, dem seien die Bücher von Horst Herrmann „Die Kirche und unser Geld“ und die von Carsten Frerk empfohlen.

http://hpd.de/node/16960

 

Als Trost folgt die Tebartz-Satire in der „heute-show“:

https://www.youtube.com/watch?v=8RiO9G7fN9Y