Abschaffung des 8-Stunden-Tags

„Im Koalitionsvertrag der neuen Regierung aus CDU/CSU und SPD ist zu lesen: „Die Arbeitswelt ist im Wandel. Beschäftigte und Unternehmen wünschen sich mehr Flexibilität. Deshalb wollen wir im Einklang mit der europäischen Arbeitszeitrichtlinie die Möglichkeit einer wöchentlichen anstatt einer täglichen Höchstarbeitszeit schaffen – auch und gerade im Sinne einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“

Mit anderen Worten: Der 8-Stunden-Tag könnte bald Geschichte sein. Das sind keine guten Aussichten, denn diese Errungenschaft musste über Jahrzehnte hinweg von der Arbeiterbewegung mühsam erkämpft werden. Wenn jetzt so getan wird, als bringe das auch für Arbeitnehmer mehr Vorteile, lenkt dies von den eigentlichen Problemen ab: Nicht nur sind viele Tätigkeiten schon acht Stunden am Tag enorm kräftezehrend, auch wird so getan, als hätten die Arbeiter bald freie Wahl.

Mitnichten sieht es danach aus. Eher scheint die Abschaffung des 8-Stunden-Tags nur der Anfang zu sein, um dauerhaft die Arbeitszeit zu verlängern.

Denn was viele nicht wissen: Die 40-Stunden-Woche ist keineswegs gesetzlich festgeschrieben.“

https://www.youtube.com/watch?v=nmlMNyf805o

 

„Der Chef der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Frank Werneke, stellt sich anlässlich des Tag der Arbeit am 1. Mai gegen Pläne von Union und SPD, Regeln für die tägliche Höchstarbeitszeit aufzuweichen. "Damit werden 13 Stunden Arbeit am Stück möglich und rechtlich zulässig", sagte Werneke laut einer Mitteilung. Die Belastung für Beschäftigte in Deutschland werde "unerträglich", sollte die wohl nächste Bundesregierung an ihren Plänen festhalten.

Schwarz-Rot will laut Koalitionsvertrag die Möglichkeit einer wöchentlichen anstatt einer täglichen Höchstarbeitszeit schaffen. Standards im Arbeitsschutz und die geltenden Ruhezeitregelungen sollen dabei jedoch beibehalten werden. Der Acht-Stunden-Tag gilt seit 1918 in Deutschland. Im Arbeitszeitgesetz heißt es heute: "Die werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf acht Stunden nicht überschreiten." Nur in Ausnahmen sind zehn Stunden pro Tag möglich.

Der Gewerkschaftsvorsitzende stellt sich hinter die aus seiner Sicht Leidtragenden: "Abertausende Beschäftigte im Handel, in der Paketzustellung, der Logistik, der Pflege und in vielen anderen Bereichen werden massiv unter Druck gesetzt." Werneke warnte, dass "unter dem Deckmantel angeblichen Bürokratieabbaus" der Sozialstaat und Schutzrechte angegriffen würden.

In Deutschland werde nicht zu wenig gearbeitet, argumentiert der Gewerkschaftler. "Die Beschäftigten schieben 600 Millionen Überstunden vor sich her und können sie wegen der Arbeitsbelastung nicht abbauen", so Werneke. Auch von den Jusos, der Jugendorganisation der SPD, hatte es Kritik an den Koalitionsplänen zur Arbeitszeit gegeben.“

https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/werneke-acht-stunden-tag-100.html

 

Nina Scholz: „Gewerkschafter werden auch dieses Jahr am ersten Mai in ihren Reden auf die Errungenschaften der Arbeiterbewegung verweisen, den Achtstundentag und die „Samstag gehört Vati mir“-Kampagne. Auch starken Gewerkschaften zum Dank halten aktuell einige die 40-Stunden-Woche für gesetzt (ist nicht so) und vor gar nicht so langer Zeit (ein, drei oder fünf Jahre ist es vielleicht her), konnte man sogar den Eindruck bekommen, die Arbeitszeit würde ganz natürlich immer weiter sinken: Mancher Kollege ging in die Vier-Tage-Woche, die außerdem zur politischen Forderung wurde. In der Industrie wurde teilweise die 35-Stunden-Woche durchgesetzt.

Mittlerweile hat sich der Wind gedreht. Der Kampf der Arbeitgeber um die Entgrenzung der Arbeitszeit hat längst begonnen. Eine besonders dicke Kröte musste zum Beispiel Verdi bei den Tarifverhandlungen des Öffentlichen Diensts schlucken. Aktuell stimmen die Mitglieder auch darüber ab, ob sie eine „freiwillige“ wöchentliche Arbeitszeitverlängerung auf 42 Stunden akzeptieren werden. Das darf als Angriff der Arbeitgeber verstanden werden, vor allem aber auch als Testballon wie stark beziehungsweise schwach die Gewerkschaften gerade dastehen.

Politischen Rückenwind haben die Arbeitgeber: Die im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD zum Thema festgehaltenen Vorhaben lassen erhöhte Wochenarbeitsstunden, Deregulierung der Kernarbeitszeiten und überhaupt Mehrarbeit befürchten.

Medial werden Kriege, Krisen, leere Kassen beschworen: Jetzt sei also wirklich die falsche Zeit, um sich auszuruhen. Dabei ist die Belastung jetzt schon enorm, vor allem in den Branchen, in denen ein individueller Umstieg auf die Vier-Tage-Woche gar nicht geht, weil der Lohn zu knapp ist. Work-Life-Balance muss man sich leisten können! Die Mehrbelastung von Frauen durch Carearbeit wird im aktuellen Diskurs mittlerweile meist komplett unterschlagen.

Auf den diesjährigen Ersten-Mai-Feierlichkeiten werden die Gewerkschafter auch sagen: Wer an den Achtstundentag geht, wird mit unserem Widerstand zu rechnen haben. Aber stimmt das denn? In kleineren Tarifkämpfen haben die Gewerkschaften in den letzten Jahren bewiesen, wie sie mit Mitgliedereinbindung und harten Auseinandersetzungen Entlastung nicht nur erfolgreich erstreiten, sondern damit auch neue Mitglieder gewinnen konnten.

Wie können die großen Gewerkschaften diese Auseinandersetzungen hochskalieren und sich bereit machen für die Gegenangriffe, die jetzt kommen? Wenn sie keine Antwort finden, haben sie bald die längste Zeit am 1. Mai über ihre Errungenschaften gesprochen.“

https://www.freitag.de/autoren/nina-scholz/tag-der-arbeit-in-den-reden-zum-1-mai-taete-eine-warnung-not

 

Ralf Wurzbacher: „Zugleich dreht sich die Kampagnentrommel immer schneller. Umfragen werden lanciert, wonach eine Mehrheit der Bevölkerung Lust auf Mehrarbeit hat. Die Wissenschaft liefert die passenden Befunde, etwa den, dass jene, die lange arbeiten, nicht erschöpfter, ungesünder und gestresster sind als Teilzeitkräfte. Deshalb: „Um unseren Wohlstand zu sichern, müssen wir längere Arbeitszeiten wieder attraktiver machen.“ Freilich darf auch der Vergleich mit den deutschen Wettbewerbern nicht fehlen. Wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ermittelt haben will, belegen die Deutschen in puncto Arbeitseifer bei jährlich im Jahresschnitt „nur“ 1.036 geleisteten Stunden den drittletzten Rang unter allen Industriestaaten. Bloß die Franzosen und Belgier seien träger, während die Neuseeländer fast 400 Stunden mehr abreißen würden. „Umso wichtiger dürfte es deshalb werden, die individuelle Arbeitszeit in Deutschland zu erhöhen“, folgerten die Forscher.

Die Diskussion ist in ihrer Dumpfheit schwer zu ertragen und die Argumente der Akteure leicht zu entkräften.

Historie

Geregelte Arbeitszeiten, im Speziellen der Acht-Stunden-Tag, sind eine zentrale Errungenschaft der Arbeiterbewegung. In Deutschland. 1918 gesetzlich festgeschrieben, hat die Regelung der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft Grenzen gesetzt und einen verlässlichen Rahmen für Freizeit und Erholung von Werktätigen abgesteckt und dafür, sich mehr um ihre Familie kümmern zu können. Weniger Lohnarbeit ist insofern ein Ausdruck gesellschaftlichen Fortschritts. Als solcher wurde später dann auch die Einführung der 35-Stunden-Woche in der Elektro- und Metallindustrie und anderen Branchen verstanden. Mehrarbeit forciert die ohnehin schon grassierenden Belastungs- und Überlastungsphänomene der modernen Arbeitswelt noch und stellt aus emanzipatorischer Sicht einen gesellschaftlichen Rückschritt dar.

Rationalisierung

Die fortschreitende Rationalisierung ersetzt sukzessive menschliche Arbeitskraft. Angesichts von Digitalisierung und dem Siegeszug der Künstlichen Intelligenz werden absehbar Millionen mehr Industriearbeitsplätze verloren gehen. In praktisch allen Bereichen der Gesellschaft wird der Mensch Maschinen das Feld räumen müssen. Schon heute gibt es hierzulande wieder rund drei Millionen Arbeitslose, Tendenz steigend. Mittel- und langfristig wird man nicht umhin kommen, die begrenzte Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen. Andernfalls werden die sozialen Sicherungssysteme dem Ansturm Bedürftiger nicht gewachsen sein und Massen in Armut und Elend landen. Sozialkürzungen, worauf die neue Regierung setzt, werden auf Dauer keine Lösung sein. Wenn doch, stehen der BRD massive gesellschaftliche Verwerfungen ins Haus.

Fachkräftemangel

Engpässe an Arbeitskräften bestehen vor allem in gering vergüteten Beschäftigungsfeldern oder bei Tätigkeiten mit hohen Verschleißfaktoren, etwa im Einzelhandel, bei der Pflege oder im Bildungsbereich, zum Beispiel in Kitas und Schulen. Den Betroffenen noch mehr Lasten aufzubürden, wird die Lage verschärfen, viele endgültig aus dem Beruf vergraulen, während noch weniger Berufseinsteiger nachrücken. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält dazu fest: „Wenn es um eine nachhaltige Fachkräftesicherung geht, dann spielen lebensphasen- und gesundheitsgerechte sowie insgesamt kürzere Arbeitszeiten eine zentrale Rolle: Sie sind wesentliche Elemente, wenn nicht gar der Schlüssel zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit, von gesunden sowie attraktiven Arbeitsbedingungen.“

Täuschen mit Zahlen

Der Verweis des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) auf eine Statistik der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), um so die These von den arbeitsscheuen Deutschen zu belegen, ist irreführend. Die Erhebung von 2023 vermengt Daten zur Voll- und Teilzeitbeschäftigung und leitet daraus einen Pro-Kopf-Wert an geleisteten Arbeitsstunden ab. Vor zwei Jahren arbeiteten hierzulande rund 30 Prozent der Erwerbstätigen in Teilzeit, in Italien waren es rund 18 Prozent, in Polen nur sechs Prozent. „Das ist Äpfel mit Birnen vergleichen, die Statistik ist daher relativ wertlos“, moniert die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi. Schaut man sich die Vollzeitbeschäftigten an, liegt Deutschland mit mehr als 40 Arbeitsstunden pro Woche im EU-Durchschnitt.

Dazu kommt: Für 2022 hatte das IW noch 1.031 Arbeitsstunden pro Beschäftigtem in Deutschland ermittelt, fünf weniger als im Jahr darauf. Das deckt sich mit einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Demnach habe das Gesamtarbeitsvolumen 2023 mit 55 Milliarden Stunden „seinen bisherigen Höhepunkt“ erreicht. 2005 seien es lediglich 47 Milliarden Stunden gewesen. Von Rekord zu Rekord klettert seit Jahren auch die Zahl der hiesigen Erwerbstätigen, 2024 waren es 46,1 Millionen. Nach IW-Angaben sind knapp 77 Prozent der Bevölkerung im Erwerbsalter berufstätig, im OECD-Durchschnitt jedoch bloß 69 Prozent. Insgesamt arbeiten in der BRD also im Verhältnis mehr Menschen tendenziell mehr als noch vor drei Jahren. Damals war vom faulen Deutschen keine Rede …

Die Teilzeitfalle

Teilzeitarbeit, Minijobs, Leiharbeit und andere prekäre Beschäftigungsverhältnisse suchen sich die Betroffenen in der Regel nicht aus freien Stücken aus. Vor allem für Frauen sind sie oft der saure Apfel, in den sie beißen müssen, um Familie und Berufstätigkeit vereinbaren zu können oder als Alleinerzieherin oder Pflegende von Angehörigen irgendwie über die Runden zu kommen. Häufig sind die entsprechenden Jobs – in Einzelhandel, Gesundheitswesen oder Gastronomie – schlecht bezahlt und stressig. „Dass – meist weibliche – Beschäftigte aufgrund von Arbeitsverdichtung in Teilzeit wechseln, sei beispielsweise in der Pflege längst zu beobachten, wodurch sich der Fachkräftemangel dort vergrößere“, heißt es dazu in einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung von 2022.

Es war eine bewusste politische Entscheidung, ausgehend von den Hartz-Reformen unter Gerhard Schröder (SPD), den Niedriglohnsektor in Deutschland massiv auszubauen und der allgemeinen Lohndrückerei Vorschub zu leisten. Nun so zu tun, als wäre das Unheil vom Himmel gefallen und es damit getan, das Heer an Billig- und Kurzzeitjobbern zu mehr Arbeit zu nötigen, ohne substanziell bei den Lohn- und Arbeitsbedingungen nachzubessern, ist dummdreist. Oder, wie es das WSI ausdrückt: „Die vermeintlich einfache Gleichung ‚längere Arbeitszeiten sorgen für höhere wirtschaftliche Leistung und mehr Geld in den Sozialkassen‘ funktioniert so nicht.“ Vielmehr spreche die empirische Evidenz für flexible Arbeitszeitmodelle, „um eine hohe, adäquate und nachhaltige Erwerbsbeteiligung in allen Gruppen sicherzustellen“.

Ungleichheit

Eine „hohe und nachhaltige Erwerbsbeteiligung aller Gruppen“ setzt die Überwindung der Ungleichheiten beim Zugang zu Bildung voraus. Wachsende Teile der Bevölkerung sind aufgrund ihrer Herkunft nahezu chancenlos, ihren sozialen Status mit guter Bildung und gut honoriertem Job zu verbessern. Zugleich ist es für Kinder aus reichem Elternhaus ein Leichtes, später auch beruflich zu reüssieren. Und manch einer muss sich gar nicht mehr anstrengen, um zu den oberen Zehntausend zu gehören. Möglich machen dies Erbschaften und das quasi leistungslose Vermehren von Vermögen an den Finanzmärkten. Angesichts dieser sozialen Unwuchten einfachen Arbeitnehmern noch mehr Arbeit aufbrummen zu wollen, zeugt von völliger Blindheit gegenüber der gesellschaftlichen Wirklichkeit.

Überstunden

Wer über Mehrarbeit spricht, sollte unbezahlte Arbeit nicht vergessen. Nach Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit wurden in Deutschland 2023 rund 1,3 Milliarden Überstunden geleistet, aber nicht einmal die Hälfte davon bezahlt. Für 775 Millionen Stunden sahen die Beschäftigten keinen Cent. Setzt man dafür nur den Mindestlohn an, entspricht das fast zehn Milliarden Euro, um die sie geprellt wurden. „Wir stellen umgehend Überstundenzuschläge steuerfrei, die über die tariflich vereinbarte beziehungsweise an Tarifverträgen orientierte Vollzeitarbeit hinausgehen“, verspricht die Regierung. Aber kein Wort verliert sie in ihrem Koalitionsvertrag zum augenscheinlich systematischen Lohnklau.

Produktivität

Die entscheidende Größe zur Bemessung der menschlichen Arbeitskraft ist die Produktivität. In Deutschland werden pro Kopf im Jahr gut 45.000 Euro erwirtschaftet, in Polen sind es 31.000 Euro, in Griechenland 28.000 Euro – obwohl dort pro Kopf mehr Stunden abgerissen werden. Tatsächlich ist die Produktivität hierzulande immer noch sehr hoch, weit oben im EU-Ranking, wenngleich schwach rückläufig. Das liegt jedoch nicht an den Beschäftigten selbst, sondern dem Umfeld, in dem sie arbeiten, etwa auch der maroden Infrastruktur oder fehlenden Innovationen, zum Beispiel der deutschen Autobauer. Weil dem so ist, setzten diese aktuell in großem Stil Menschen auf die Straße oder schicken ihre Mitarbeiter in schlechter bezahlte Kurzarbeit. Ihnen vorzuhalten, zu wenig arbeiten zu wollen, ist der blanke Hohn.

Weniger ist mehr

Die Erfolgsformel lautet: Weniger Arbeit – mehr Leistung. Diesen Zusammenhang haben inzwischen etliche Untersuchungen nachgewiesen. Zum Beispiel ließ die Universität Münster im Rahmen eines bundesweiten Pilotprojekts 45 Organisationen aus verschiedenen Branchen sechs Monate lang eine Vier-Tage-Woche praktizieren. Ergebnis: „Das Wohlbefinden steigt, wenn die Arbeitszeit sinkt – bei gleichbleibender oder sogar leicht steigender Produktivität.“ Die Mitarbeiter berichteten von signifikanten Verbesserungen ihrer mentalen und körperlichen Gesundheit, weniger Stress und Burnout-Symptomen, höherem Aktivitätslevel und besserem Schlaf.

Eine neuere Umfrage des gewerkschaftsnahen WSI ergab, dass sich 80 Prozent der Beschäftigten in Vollzeit eine Vier-Tage-Woche wünschen, der Großteil davon jedoch nur bei gleichem Lohn. In der fraglichen Veröffentlichung wird auf entsprechende Evaluationsstudien verwiesen. „Aus diesen ist bekannt, dass Betriebe höhere Lohnausgaben durch eine erhöhte Produktivität der Beschäftigten kompensieren können.“ Insofern handelt es sich „um ein Arbeitszeitarrangement, das nicht nur betriebliche Gewinne verspricht, sondern auch individuell breit favorisiert wird“. Ein Toyota-Werk in Göteborg machte bereits 2003 die Probe aufs Exempel und führte den Sechs-Stunden-Tag bei vollem Lohnausgleich ein. Die Bilanz: Gleiche Produktivität, gesteigerter Umsatz und zufriedenere und gesündere Mitarbeiter.

Fazit

Praktisch alles spricht gegen eine Ausweitung der Arbeitszeiten, an erster Stelle der Mensch selbst, der dem kapitalistischen Verwertungsregime schon heute mit flagranten Symptomen körperlichen und mentalen Zerfalls mehr schlecht als recht gewachsen ist. Das Kalkül, durch mehr Deregulierung des Arbeitsrechts und Verbilligung des Faktors Arbeit der deutschen Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen, mag mithin kurzfristige Effekte zeitigen. Auf lange Sicht geht die Sache nach hinten los, weil der Verschleiß zu groß und die gesellschaftlichen Folgekosten (Gesundheit, Arbeitsmarkt, Soziales) überhand nehmen werden. Angezeigt wäre im Gegenteil eine seriöse Debatte über eine gerechtere Verteilung der im Schwinden begriffenen Erwerbsarbeit im Zeichen von Digitalisierung und Rationalisierung.“

https://www.nachdenkseiten.de/?p=133790

 

Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt ab der 38. Minute:

„… stattdessen liberalisiert man immer weiter die Arbeitsschutzgesetze zu Gunsten des Kapitals.

Denn auch wenn eine Ausdehnung der Arbeitszeit über einen bestimmten Punkt hinaus auch für das Kapital schädlich ist, bedeutet das noch lange nicht, dass das Unternehmertum diesen Punkt nicht gerne genau ausloten würde. Karl Marx schrieb im ersten Band des „Kapitals“, also vor 160 Jahren, vom „Trieb nach Verlängerung des Arbeitstags“ und vom „Werwolfs Heißhunger, der für Mehrarbeit“, der allen Kapitalisten eigen ist.

Genau diese Tendenz wird nun wieder sichtbar. Die Nachkriegs-Jahrzehnte waren eine Phase, in der sich das deutsche Unternehmertum mit Verkürzungen der Arbeitszeit arrangieren konnte. Die Produktivitäts-Gewinne waren so hoch und die Angst vor dem sozialistischen Ostblock so groß, dass Konzessionen an die gut organisierte Arbeiterschaft nötig waren. Nun gibt es keinen Systemrivalen mehr und das deutsche Kapital kommt an die Grenze seiner Verwertbarkeit, auch wegen strategischer und unternehmerischer Fehlentscheidungen.

Dafür können ja die Arbeiter gar nichts, also das ist ja auch interessant, dass man jetzt so tut, als sei das der Faulheit oder sowas geschuldet gewesen. Also, dass man sich strategisch mit der Auto-Industrie so ins Aus manövriert hat, ist ja nicht die Schuld der Arbeiter gewesen, sondern ist ja die Schuld der Manager, ist die Schuld jener Politiker, die keine vernünftigen Rahmen setzen wollten, um Planungs-Sicherheit zu gewährleisten und und und, könnte man jetzt alles aufzählen, aber ausgetragen werden all diese Probleme, die wir gerade haben, es kommen ja mit den Zöllen noch einige dazu, auf dem Rücken der Arbeiterschaft - zumindest solange die sich nicht wehrt.

Ganz genau, denn das ist es ja, was wir feststellen können nach der heutigen Episode. Es gibt zwei Gründe, warum im Kapitalismus das Kapital Arbeitszeit-Verkürzungen akzeptiert: erstens, wenn die Produktivitäts-Gewinne so hoch sind, dass es nicht sonderlich weh tut oder aber zweitens: das Kapital hat Angst vor der organisierten Arbeiterschaft und sagt dann: na ja, bevor die uns jetzt zu sehr auf die Pelle rücken, vielleicht sogar diese Eigentumsordnung hinterfragen, dann gibt es da lieber bestimmte Konzessionen.

Und deshalb möchten wir hier auch noch mal ganz klar appellieren: Es wird ja in einer knappen Woche wieder Tag der Arbeit gefeiert am 1 Mai. Das ist ein Feiertag der Arbeiter-Bewegung, der einst dazu diente, die Forderung nach einem 8-Stunden-Tag groß zu machen. Das war vor 150 Jahren undenkbar, dass es wirklich mal einen 8-Stunden-Tag geben könnte und dann, nach dem Ersten Weltkrieg, gab es zum ersten Mal dieses Fenster, wo das auf einmal möglich wurde und im Laufe der Jahrzehnte wurde das dann tatsächlich als Praxis erkämpft, die für die allermeisten doch gilt. Und jetzt ist es an der Zeit, das zu verteidigen in Form von Bündnissen, in Form von Gewerkschaften.

Denn es ist völlig klar: wenn jetzt die Gewerkschaften sich hier auf der Nase rumtanzen lassen und da aus Angst vor Standort-Problemen oder sonst was sich das ernsthaft bieten lassen, dann ist das mit der Arbeiter-Bewegung in Deutschland noch mal heikler, als es ohnehin schon ist. und das heißt wirklich eine Menge, weil es steht schon schlecht um die Arbeiter-Bewegung in Deutschland.

Die Abschaffung der täglichen Höchstarbeitszeit ist angekündigt und wie lange die neue Wochen-Arbeitszeit sein wird, hat die GroKo noch nicht verkündet. Bislang beträgt sie, wie schon gesagt, 48 Stunden pro Woche in Deutschland. Es ist zu befürchten, dass es dabei bleibt und dass also eine der großen Errungenschaften der letzten 150 Jahre des Arbeiter-Kampfes damit verloren geht.

Insofern ist das sehr wichtig, wenn am 1. Mai und auch darüber hinaus dagegen protestiert wird, Gewerkschaften sich wirklich da massiv entgegenstellen und nicht so zaghaft, und „wir haben ja Verständnis“ und so weiter und vielleicht könnten auch alle, die jetzt in der Verwandtschaft oder sonst wo Leute haben, die sagen: „Ja, ist doch eigentlich gut, wenn der 8-Stunden-Tag oder so flexibilisiert wird“, doch mal ein paar Argumente dann liefern, zur Not die Folge per WhatsApp verschicken, um zu erkennen, was das eigentlich bedeutet.

Denn eigentlich hätte es den großen Aufschrei geben müssen, als das im Koalitionsvertrag stand. Aber oft ist es ja so, dass bei Journalisten gar kein Bewusstsein mehr dafür da ist, was das eigentlich bedeutet und welche Errungenschaft da verloren geht und es geht hier nicht um „wir machen für alle alles ein bisschen flexibler“, sondern es geht um sehr viel mehr.“

https://www.youtube.com/watch?v=nmlMNyf805o

 

 

Ich bin Philanthrop, Demokrat und Atheist. Rupert Regenwurm

 

 

Das Böse verlachen

- Satire, Realsatire, ernst Gemeintes -

 

Wochenkommentar von Ferdinand Wegscheider | 26. April

Rathaus-Ramadan! - Im neuen Wochenkommentar geht es heute um die spannende Wien-Wahl, um wirksame Instrumente gegen Hass und Hetze und um Kinder, die von deutschen Vätern erstochen werden.

https://www.servustv.com/aktuelles/v/aa1sf22vychdchewrxsd/

 

Danke Ansbach für den tollen Abend !

https://www.youtube.com/watch?v=i9dCRYiVdKQ

 

Hasstalavista- Serdar reagiert auf die Hoite Scho

https://www.youtube.com/watch?v=tB_D6rWrZS0

 

Hasstalavista - Serdar reagiert auf R.Miesepeter

https://www.youtube.com/watch?v=bRVopoKPtTM

 

Simone Solga: Klatsch und Tratsch und Kevin | Folge 162

https://www.youtube.com/watch?v=ANXjdG3CJyw

 

Papst Deal / Steimles Aktuelle Kamera / Ausgabe 187

https://www.youtube.com/watch?v=X51ofVNc3-I

 

HallMack  Aktuelle Kamera 129 - Wohnflächensteuer

https://www.frei3.de/post/730fdca5-8adb-4e1c-b3b2-ea36ed4d3a82

 

HallMack  Aktuelle Kamera 130 - CDU Gruselkabinett

https://www.frei3.de/post/900575d1-bcbd-4430-96c6-354babcac146