https://www.youtube.com/watch?v=Rpj5ZiH4GQ8
„Ich hatte zwar die meiste Zeit ein schreckliches Leben, dafür war es aber auch interessant“.
Vor 75 Jahren starb George Orwell. Sein Streben nach Erkenntnis-Gewinn kam nicht nur ihm selbst zugute, sondern auch seinen Lesern. Aus erster Hand erfahren diese aus der Welt des Imperialismus, vom Leben der Ärmsten der Armen, vom Spanischen Bürgerkrieg.
Und von einem hellsichtigen Schriftsteller, der konsequent im Denken ist, sich nichts schönredet und die Menschen so beschreibt, wie sie sind.
George Orwell
https://www.youtube.com/watch?v=WI9Pqg4Y67Y
Nikodem Skrobisz: „Wann und wo auch immer es um den Kampf für politische Freiheit geht, dauert es meist nicht lange, bis der Titel von George Orwells berühmtesten Buch „1984“ fällt. Wie kaum eine andere Dystopie veranschaulicht dieser vom Stalinismus inspirierte Roman die Schrecken eines totalitären Überwachungsstaates. Orwells zweitbekanntestes Buch „Farm der Tiere“ ist eine kritische Parabel auf die russische Revolution und den darauffolgenden Sowjetterror. Im Ostblock wurde die Lektüre seiner Bücher daher mit Gefängnisstrafen geahndet, während sie sich im liberalen Westen sehr schnell und bis heute als Schullektüren und Longseller etablierten. George Orwell ist damit der wahrscheinlich einflussreichste politische Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Die CIA erwarb sogar die Rechte an den Romanen und ließ sie verfilmen und während des Kalten Krieges für antikommunistische Propaganda verwenden – dabei war Eric Arthur Blair, wie der Schriftsteller eigentlich hieß, selber ein Sozialist.
George Orwell kam als Eric Arthur Blair am 25. Juni 1903 in der indischen Region Bengalen als Sohn eines Kolonialbeamten zur Welt. Zusammen mit seiner Mutter und seinen beiden Schwestern zog er bereits im Alter von einem Jahr nach England, wo er aufwuchs und bald das private Internat Preparatory School St.Cyprian’s besuchte. Er war dort als schüchterner und oft kranker Junge umgeben von Schülern aus viel reicheren Familien als der seinen. Entsprechend erlebte er viel Ausgrenzung, Mobbing und Einsamkeit. Eric Arthur Blair entwickelte dadurch seinen für ihn typischen unbeugsamen und nonkonformistischen Individualismus und seine Liebe zur Freiheit und Gerechtigkeit, die sich wie ein roter Faden durch sein ganzes Leben ziehen sollten. Die prägenden und traumatischen Erfahrungen dieser Zeit fasste er später in dem posthum veröffentlichen Essay mit dem ironischen Titel „Die Freuden der Kindheit“ zusammen. Darin griff er die Grausamkeit und den Snobismus sowohl seiner Mitschüler als auch der Lehrer und die Heuchelei der damals bestehenden puritanischen Moralvorstellungen und des Bildungssystems an. Nichtsdestotrotz war Eric Arthur Blair ein intelligenter Schüler: Ein königliches Stipendium ermöglichte es ihm auf das renommierte Eton College zu gehen. Die finanzielle Situation seiner Familie machte es ihm allerdings unmöglich sein Studium fortzusetzen, weshalb er sich mit neunzehn Jahren zum Polizeidienst im südostasiatischen Burma (heute Myanmar) meldete.
Die Brutalität der Kolonialherren, die Unterdrückung der einfachen Leute, der Zwang Gesetze zu vollstrecken, an die er selber nicht glaubte, und der Mangel an Freiheit, die er dort erlebte, widersprachen allerdings seinem Charakter und formten nachhaltig seine Ablehnung des Imperialismus und jeglicher Herrschaft von Menschen über andere Menschen. Er konnte sich nicht mit der repressiven Kolonialgesellschaft identifizieren, und tat alles, um sich von ihr abzugrenzen, indem er zum Beispiel mit einem Motorrad fuhr, statt ein Pferd zu reiten, doch es reichte nicht aus. Nach fünf Jahren quittierte er 1927 den Polizeidienst und beschloss Schriftsteller zu werden. Er zog zuerst nach Paris, wo er als Lehrer arbeitete und nebenbei schrieb. Nachdem er jedoch seine Anstellung verlor, reichten die Einnahmen aus der Schriftstellerei nicht aus, um sich allein über Wasser zu halten. Eigentlich hätte Orwell einfach zu seinem Elternhaus zurückkehren können, doch ihn faszinierte das Leben der Armen und er war der Überzeugung, für seine Literatur die Armut am eigenem Leib erleben zu müssen, weshalb er sich von der Mittelschicht abwandte und begann, zuerst in Paris und dann in London unter den Armen ein Vagabundenleben zu führen. Mehrere Monate zog er als Landstreicher umher und schlug sich dank der Hilfe von Freunden und mit gelegentlichen Anstellungen als Lehrer, Tellerwäscher, Erntehelfer und Buchhändler durch. Seine Erfahrung verarbeitete er in seinem ersten autobiographischen Roman „Erledigt in Paris und London“, der bereits 1933 unter seinem Pseudonym George Orwell erschien. Ein Jahr darauf folgte sein erster fiktionaler Roman „Tage in Burma“, in welchem er seine Kritik an Herrschaft allgemein, und insbesondere am Imperialismus und Kapitalismus literarisch ausformulierte. Seine wohl aber ausführlichste Reportage über das Leben der Armen aus dieser Zeit, ist das Buch „Der Weg nach Wigan Pier“, für das er sich unter die Bergbauleute mischte, und das damals mit seiner schonungslosen Ehrlichkeit und seiner klaren, für jeden verständlichen Prosa das lesende Bürgertum schockierte. Aufgrund dieser Recherchen in prekären Milieus und seines linken Aktivismus, wurde Orwell bereits ab 1929 von der Polizei und später auch vom Inlandsgeheimdienst, dem MI5, beobachtet.
Zu der Zeit erlangte der britische Faschist Oswald Mosley zunehmend an Popularität, was Orwells sozialistische Ansichten festigte, wobei er im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen keinen autoritären Realsozialismus, sondern einen demokratischen–liberalen Sozialismus vertrat. Seine Beziehung mit der politisch aktiven Psychologie-Studentin Eileen O’Shaughnessy bestärkte ihn vermutlich darin noch mehr. Er heiratete sie im Juni 1936. Im Dezember des gleichen Jahres reiste er nach Barcelona, um im spanischen Bürgerkrieg gegen die faschistische Rebellion Francos zu kämpfen. Er schloss sich der anarchistisch-marxistischen Miliz der P.O.U.M (Partido Obrero de Unificación Marxista) an, die einen freiheitlichen Sozialismus durch den Abbau aller Herrschaftsstrukturen einführen wollte. Orwell stieg aufgrund seiner Bildung und Vergangenheit als Polizist sehr schnell bis zum Leutnant auf und war dabei zeitweise im Korrespondentenbüro der britischen linken Partei I.L.P. (Independent Labour Party) tätig, das er sich mit Ernest Hemingway, André Malraux und Leopold Kohr teilte. Ende Mai 1937 erlitt Orwell bei Kämpfen einen Halsdurchschuss. Während er im Lazarett lag, begannen die Stalinisten die Macht unter den Widerstandskämpfern an sich zu reißen und Säuberungsaktionen durchzuführen, deren Ziel auch anarchistische Bewegungen wie die P.O.U.M. waren. Er musste sich vor den Kommunisten verstecken und schaffte es dann im Sommer zusammen mit seiner Frau Eileen über Frankreich zurück nach England zu fliehen. Mehrere seiner Freunde wurden von den moskautreuen Kommunisten ermordet, wodurch er die Kommunisten als Verräter der linken Sache betrachtete und zu einem glühenden Kritiker Stalins wurde. Dies und seine Bewunderung für die klassenlosen Verhältnisse unter den linken Freiheitskämpfern und seine Erfahrungen mit Kriegspropaganda, die ihn lehrten, Nachrichten zu misstrauen, sollten seine literarische Kritik von Herrschaft präzisieren und ihn zu einem politischen Außenseiter machen. Eine erste Aufarbeitung verfasste er bereits 1937 unter dem Titel „Mein Katalonien“. Nach seiner Rückkehr nach London konnte er jedoch für diesen und viele seiner anderen Texte nur mit Mühe Verleger finden. Die meisten seiner linken Freunde rieten ihm von der Veröffentlichung ab. Dazu kam, dass der 2. Weltkrieg ausbrach und man in England sich mit Kritik an Stalin öffentlich zurückhielt und sogar durch die Politik und die Medien eine prosowjetische Haltung propagiert wurde, da die Sowjetunion ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen die Achsenmächte war.
Während des Krieges arbeitete Orwell für den BBC, kündigte aber nach zwei Jahren, weil der Sender, für ihn inakzeptabel, Propaganda verbreitete. Er wurde Kriegsberichterstatter in Paris und danach Korrespondent in Köln, bis er im März 1945 die Nachricht von dem Tod seiner Frau erhielt und zurück nach England reiste, um sich um seinen Adoptivsohn zu kümmern.
Im August erschien 1945 sein erster großer literarischer Erfolg, die Fabel „Farm der Tiere“, die eine mit sprechenden Tieren besetzte Parabel auf den Verrat der Mächtigen im Verlauf einer Revolution ist und vor allem auf den Verrat der sozialistischen Ideale der russischen Revolution durch den Stalinismus anspielt. Das Buch erhielt anfangs sehr gemischte Kritiken, verkaufte sich allerdings als erstes von Orwells Büchern sehr gut und ist bis heute ein Klassiker. Die daraus stammende berühmte Redewendung „Alle (Tiere) sind gleich, aber manche sind gleicher“ ist mittlerweile ein geflügeltes Wort.
Im Mai 1947 zog Orwell in ein verlassenes Farmhaus ohne Strom und Telefon auf der abgeschiedenen Insel Jura vor der Westküste Schottlands. Dort schrieb er sein großes Meisterwerk, welches die Erfahrungen seines gesamten Lebens verarbeitete: die Dystopie „1984“. In dieser zeichnete er mit analytischer Schärfe die düstere Zukunftsvision eines totalitären Überwachungsstaates nach Vorbild der Sowjetunion, in welchem die Bevölkerung durch überall hängende Bildschirme überwacht wird, mit Massenmedien, Pornographie und inszenierten Ereignissen manipuliert und mit gnadenloser Gewalt unterdrückt wird. Zwischenzeitlich musste er während des Schreibens aufgrund einer Lungenentzündung, die seinen linken Lungenflügel beinahe zerstörte, ins Krankenhaus und schaffte es nur mit Mühe, weiter zu arbeiten. Dezember 1948 vollendete er dann den Roman, der im Juni 1949 erschien. Seitdem wurde „1984“ in über dreißig Sprachen übersetzt, verfilmt und mehrere Millionen mal verkauft. Bis heute taucht es immer wieder auf der Bestsellerliste auf, vor allem wenn Skandale rund um Überwachung, wie die NSA-Affäre, die Öffentlichkeit erschüttern, und prägt unsere Literatur und Kultur nachhaltig. Auch Neologismen und Redewendungen aus „1984“ sind mittlerweile in den allgemeinen Sprachgebrauch übergangen, wie „big brother is watching you“, „doppelplusungut“, „Neusprech“, „Wahrheitsministerium“ und „Doppeldenk“, aber auch die Bezeichnung „orwellsch“ bzw. „orwellian“ für totalitäre Verhältnisse, und sind heute wichtiger Bestandteil im Diskurs um Pressfreiheit und politische Freiheit.
Von all dem Erfolg bekam Orwell allerdings nicht mehr viel mit, da er bereits am 21. Januar 1950 im Alter von 46 Jahren an einer durch Tuberkulose verursachten Lungenblutung starb. Sein großes Vermächtnis lebt jedoch weiter. Wie kein Zweiter hat er die Gefahren von Macht und Überwachung und die Wichtigkeit von politischer Freiheit und Wahrheit literarisch verständlich gemacht, weshalb er uns zurecht bis heute als einer der wichtigsten Advokaten der Freiheit in Erinnerung geblieben ist.“
https://freiheitslexikon.de/george-orwell/
Tage in Burma
Martin Grzimek: „Das zweistöckige Holzhaus in der burmesischen Stadt Katha, in dem vor knapp einhundert Jahren der Engländer Eric Arthur Blair wohnte, steht zwar immer noch, aber es sieht so aus, als würde es demnächst in sich zusammenfallen. Blair trat als Neunzehnjähriger in den Polizeidienst der britischen Kronkolonie Burma ein. Nach fünfjähriger Dienstzeit kehrte er nach England zurück und entschloss sich, nicht nur seinen Beruf zu wechseln, sondern auch seinen Namen. So wurde 1927 aus dem Polizisten Eric Arthur Blair der später weltberühmte Schriftsteller George Orwell.
Im burmesischen Polizeidienst
Es dauerte aber wiederum etliche Jahre, die Orwell als Gelegenheitsarbeiter in England und auch Paris verbrachte, bis er 1934 seinen ersten Roman veröffentlichen konnte. Schon der Titel „Tage in Burma“ weist darauf hin, dass er darin seine Erfahrungen im burmesischen Polizeidienst verarbeitet hat. Der kleinen Stadt Katha, in der es nach Reiseberichten heute noch genauso aussieht wie damals, gab er den fiktiven Namen Kyauktada, während er sich selbst in der etwas abgewandelten Figur des Holzhändlers John Flory zu verstecken schien.
„Flory war ein Mann von etwa fünfunddreißig Jahren, mittelgroß, von guter Statur. Er hatte pechschwarzes, borstiges Haar mit tiefem Ansatz, trug einen kurzgeschnittenen Schnurrbart, und seine Haut, von Natur aus fahl, war dunkel von der Sonne. (...) Das erste, was einem an Flory auffiel, war ein hässliches Muttermal, das sich in einem gezackten Halbmond die linke Wange hinunterzog, vom Auge bis zum Mundwinkel.“
Der Außenseiter in der Gemeinschaft
Nicht nur wegen des Muttermals ist Flory ein Außenseiter. Es sind vor allem seine gesellschaftspolitischen Ansichten, die bei den in Kyauktada lebenden britischen Geschäftsleuten auf Ablehnung stoßen. Sie treffen sich im sogenannten Europäischen Club, in dem sie sich zu jeder Tages- und Nachtzeit mit reichlich Gin und Whisky versorgen, Zeitung lesen und sich vor allem über die Minderwertigkeit der einheimischen Bevölkerung auslassen. Jeden, der nicht weißer Hautfarbe ist, nennen sie „Nigger“, junge Frauen behandeln sie durchweg wie Prostituierte und die Bediensteten und Arbeiter wie ihre Sklaven. Einer der Engländer, Ellis, der Polizeichef von Kyauktada, weiß auch, wie man mit diesen „Niggern“ umgehen sollte.
„Tja, die guten alten Deutschen. Die wussten, wie man einen Nigger behandelt. Vergeltungsmaßnahmen! Nilpferdpeitschen! Da wurden Dörfer überfallen, Vieh abgeschlachtet, Felder verbrannt, da gab es Hinrichtungen, die Kerle wurden aus der Kanone geschossen.“
Orwell schildert den Rassismus und die brutale Arroganz der Nutznießer des britischen Kolonialismus mit solcher Direktheit, dass sein Verleger den Roman zunächst nicht veröffentlichen wollte. Er fürchtete, einzelne Personen könnten sich in verschiedenen Romanfiguren wiedererkennen. Aber Orwell hatte kein Pamphlet und auch keinen Schlüsselroman geschrieben.
Die Liebe zu Zeiten des Kolonialismus
Vordergründig erzählt er voller Einfallsreichtum die wechselvolle Liebesgeschichte zwischen Flory und der jungen, mittellosen Engländerin Elizabeth. Sie wurde zu Verwandten nach Kyauktada geschickt, um dort nach einer guten Partie Ausschau zu halten. Orwell beschreibt sie als jugendstilig zeitlose Schönheit.
Ebenso schwärmt er aber auch von der tropischen Vielfalt der Pflanzenwelt Burmas und schätzt die schüchterne Natürlichkeit der einfachen Bevölkerung. Doch dass es auch unter den Burmesen eine machthungrige Oberschicht gibt, erfahren wir gleich zu Beginn des Romans anhand der Figur des Unterbezirksrichters U Po Kyin. Er ist ein fettleibiger korrupter Beamter, der sich seiner vielen Vergewaltigungen rühmt und sich sein Geld mit brutalen Erpressungsmethoden beschafft. Aber:
„Nach buddhistischer Überzeugung werden diejenigen, die in ihrem Leben Böses getan haben, die nächste Inkarnation in Gestalt einer Ratte, eines Froschs oder sonst eines niedrigen Tiers verbringen. U Po Kyin war ein guter Buddhist und gedachte gegen solche Gefahr Vorsorge zu treffen.“
Solche „Vorsorge“ sollte etwa darin bestehen, dass er in seinen letzten Lebensjahren möglichst viele Pagoden bauen würde, solche, wie sie bis heute in Bagan zu bewundern sind. Bis zu deren Vergoldung aber könnte er weiter ungestraft vergewaltigen und intrigieren. Denn U Po Kyin hat ein großes irdisches Ziel: Er will in den Europäischen Club der britischen Herrscher aufgenommen werden. Um das zu erreichen, verleumdet er seinen Kontrahenten, den indischen Arzt und Verbündeten Florys Dr. Veraswami durch anonyme Schmähbriefe, finanziert einen Aufstand der Einheimischen, der natürlich mit seiner Hilfe niedergeschlagen wird, und schafft es am Ende sogar mit perfider Hinterlist, Elizabeth so sehr von Flory zu entfremden, dass sich der Unglückliche das Leben nimmt.
Lebendige Bilder der Vergangenheit
So komplex der Roman in seinen Themen und Figuren erscheint, so durchdacht sind sein Aufbau und die Ausführung der Handlungsstränge. Nach und nach lernen wir die unterschiedlichsten Protagonisten kennen, und vor unseren Augen entstehen lebendige Bilder der Vergangenheit und der ursprünglichen Schönheit des fernen Landes. Zugleich aber zeigt uns Orwell das in der Korrumpierbarkeit charakterlich schwacher Individuen mitbegründete System menschenverachtender Ideologien, das bis heute nichts von seiner Aktualität verloren hat.“
https://www.deutschlandfunk.de/george-orwell-tage-in-burma-liebe-in-kolonialen-zeiten-100.html
Erledigt in Paris und London
„George Orwell versammelt in dieser Lebenserinnerung Anekdoten und Beobachtungen aus seiner Zeit in Paris und London in den 1920er Jahren.
Das Buch beginnt mit seinem Aufenthalt in Paris, wo er als angehender Schriftsteller versucht, sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser zu halten und dabei trotzdem so manche Durststrecke durchzumachen hat. Bevor er einen Job als Tellerwäscher ergattert, erlebt er viele Tage, an denen er hungert, seine wenigen Habseligkeiten verpfändet und durch die Straßen tigert, um die Tage zu füllen – immer bemüht, den Anschein von Anstand und Wohlstand zu wahren. Auf diesen Streifzügen begegnet er einer Armee von Arbeitslosen, Tagträumern und Glücksrittern, die das Leben mit niedrigsten Mitteln meistern. Orwell sammelt deren Lebensgeschichten, ihre Hoffnungen und Überlebensstrategien und gibt ihnen Namen. Er selbst beginnt in einem Restaurant zu arbeiten und was er dort erlebt, ist haarsträubend, anstrengend und kräftezehrend. Er verfällt einer Routine, die ihm jeglichen Willen für eine solide Zukunftsplanung nimmt. Doch irgendwann bricht diese Ziellosigkeit über ihm zusammen und er hat genug.
Als er durch einen Bekannten von einer Stelle in London erfährt, macht er sich auf die Reise nach England, um festzustellen, dass er diese Tätigkeit erst in zwei Monaten wird antreten können. Noch immer pleite, schließt er sich einem Tramp an, der ihm die Geheimnisse des Überlebens als Obdachloser beibringt. Übernachtungen in wohltätigen Herbergen, Wanderlust und Schacherei sind an der Tagesordnung - Ziel ist es, den verhassten Armenhäusern zu entkommen. Dieser Kontrast zu seinem Dasein in Paris kitzelt er in diesem Bericht hervor.
Neben diesen Erinnerungen reflektiert Orwell das Leben am Rande der Gesellschaft und stellt einige eigene Thesen auf, die gegen Ende des Buches zunehmend sozialkritisch werden. Sicher sind einige Stellen im Sinne des Effekts dramatisch überzeichnet, aber dennoch glaubwürdig. Manche seiner Erfahrungen sind herzzerreißend, andere humorig. Vieles traurig und bewegend. Orwell schreibt sehr plakativ und dennoch eingängig. Er hat eine Botschaft und die heißt: schau zweimal hin, bevor du jemanden wegen seiner Armut verurteilst. Er kritisiert Staat und Wirtschaft, es sich in ihrem Umgang mit den mittellosen Bürgern zu einfach zu machen und spielt Gedankenexperimente durch, deren Situation zu verändern. Anhand von Listen und Prosastücken bekommt man als Leser einen Eindruck vom Alltag seiner Leidensgenossen.
“Erledigt in Paris und London” ist einerseits ein schnell zu lesendes Büchlein, aber auch etwas, das in Erinnerung bleibt. Nicht zu vergleichen mit “1984” oder “Farm der Tiere”, aber ebenso empfehlenswert.“
https://www.buechertreff.de/details/27718-george-orwell-down-and-out-in-paris-and-london/
George Orwell beschreibt nicht den „edlen Armen“, sondern gibt ein realistisches Bild. Mensch lese und schaudere!
Der Wurm möchte eine Passage zitieren über ein Thema, welches viele Menschen nicht verstehen oder erst gar nicht kennen: Dankbarkeit.
Ein bedürftiger Mensch bekommt etwas, das er unbedingt braucht oder was ihm zumindest nützt. Auf den Gutmenschen, welcher Dankbarkeit (also untertäniges Verhalten) erwartet, wird kaum jemand von den Beschenkten gut zu sprechen sein. Dafür ist die Freude echt, wenn das Geschenk anonym erfolgt oder keine Dankbarkeit erwartet wird.
George Orwell: „Gegen Nachmittag waren wir entsetzlich hungrig, und Paddy fiel eine Kirche in der Nähe der Station King’s Cross ein, in der es einmal pro Woche für Tramps Tee umsonst gab. Jener Tag war der betreffende Tag, und wir beschlossen, hinzugehen …
Vor der Kirche wartete eine ganze Hundertschaft abgerissener Typen, die von nah und fern wegen der Kunde vom Gratistee herbeigekommen waren wie die Motten zum Licht. Dann öffnete sich das Portal, und ein Kirchendiener und ein paar Mädchen geleiteten uns zu einer Galerie oben in der Kirche …
Nach dem Tee fand ein Gottesdienst statt, und die „normale“ Gemeinde saß in der tiefen Grube unter uns. Es war ein Wochentag, und die Gemeinde zählte nur etwa zwei Dutzend Leute, von denen die meisten verhutzelte alte Frauen waren, die einen eher an Suppenhühner erinnerten. Wir reihten uns im Gestühl der Empore auf und nahmen den Tee in Empfang; für jeden gab es einen Ein-Pfund-Marmeladentopf Tee und sechs Scheiben Brot mit Margarine. Kaum war das Teegelage zu Ende, da riß ein Dutzend Tramps, die sich in Türnähe stationiert hatten, aus, um dem Gottesdienst zu entgehen; die anderen blieben, allerdings weniger aus Dankbarkeit als vielmehr aus Mangel an Mut zum Gehen.
Die Orgel äußerte ein paar Pfeifer als Vorgeplänkel, und dann begann der Gottesdienst. Und als hätte ihnen jemand ein Zeichen gegeben, fingen die Tramps an, sich auf schlimmste Weise schlecht zu benehmen. Man hält solche Szenen in einer Kirche einfach nicht für möglich. Auf der ganzen Empore lümmelten sich die Männer auf ihren Sitzplätzen hin, lachten, plauderten angeregt, lehnten sich über die Brüstung und warfen Brotkugeln hinunter in die Gemeinde; mehr oder weniger mit Gewalt mußte ich den Mann neben mir davon abhalten, sich eine Zigarette anzuzünden. Die Tramps benahmen sich, als hielten sie den Gottesdienst für nicht mehr als ein komisches Spektakel …
Es dauerte nicht lange und wir machten weit mehr Geräusch als der Pfarrer. Hin und wieder kam ein integriertes „Pscht!“ von unten herauf, verfehlte aber den rechten Eindruck. Wir hatten uns nun einmal vorgenommen, den Gottesdienst lächerlich zu machen, und da gab es nichts, das uns bremsen konnte.
Es war eine seltsame, ziemlich abstoßende Situation,. Da unten war die Handvoll einfacher, wohlmeinender Menschen, die mit Inbrunst danken wollten; und oben waren die hundert Männer, die sie gesättigt hatten, und diese Männer machten das Danken absichtlich unmöglich. Ein Kreis schmutziger, haariger Gesichter grinste von der Empore hinab und höhnte unverblümt. Was sollten einige wenige Frauen und alte Männer schon gegen hundert feindlich gesonnene Tramps ausrichten? Sie hatten Angst vor uns, und wir quälten sie aufs deutlichste. Es war unsere Rache dafür, daß sie uns gedemütigt hatten, indem sie uns zu essen gaben …
Sogar, als der Geistliche das Höllenfeuer beschwor, drehten wir unsere Zigaretten, und beim letzten Amen stampften wir die Treppe hinunter und schrien, und viele waren sich einig, nächste Woche wiederzukommen - zum Gratistee.
Die Szenerie hatte mich interessiert. Sie hatte so gar nichts mit dem gewöhnlichen Betragen von Tramps zu tun - der kriecherischen, wurmartigen Dankbarkeit, mit der sie normalerweise Wohltaten annahmen. Natürlich, die Erklärung war die, daß wir zahlenmäßig stärker waren als die Gemeinde und deshalb keine Angst hatten. Ein Mensch, dem Gutes widerfährt, haßt praktisch den, der ihm Gutes tut - ein unabänderliches Charakteristikum der menschlichen Natur; und wenn er fünfzig oder hundert andere hinter sich weiß, dann zeigt er das auch …
Bald erschien der Pfarrer, und die Männer stellten sich in einer Reihe und hintereinander so auf, wie sie gekommen waren. Der Pfarrer war ein freundlicher, pausbäckiger, noch junger Mann und merkwürdigerweise sehr wie Charlie, mein Freund in Paris. Er war schüchtern und verwirrt und sagte außer einem kurzen Guten Abend! nichts weiter; er eilte ganz einfach die Männerreihe entlang, knallte jedem einen Gutschein vor die Brust und wartete gar nicht erst ein Dankeschön ab. Das hatte, dieses Mal wenigstens, zur Folge, daß hier nun aufrichtige Dankbarkeit herrschte, und alle meinten, der Pfarrer sei ein verdammt feiner Kerl gewesen. Einer rief (ich glaube, in seiner Hörweite) aus: „Na, der wird nie‘n Arschbischof!“ - was in diesem Falle natürlich als echtes Kompliment galt.“
Der Weg nach Wigan Pier
„In den 1930er Jahren begab sich George Orwell auf eine eindringliche Erkundung des rauen industriellen Herzens Nordenglands, angestoßen von einem linken Buchclub, der ihn beauftragte, die krassen Realitäten der Arbeiterklasse ans Licht zu bringen. Vollständig in das Leben der Kohlenbergwerke eingetaucht, ließ er sich in die Tiefen der Kohlenminen hinab und wohnte in ihren heruntergekommenen Häusern. Mit seinen scharfen Beobachtungen und kraftvollen Worten beleuchtete er die rauen Lebensbedingungen dieser Menschen. Achtzig Jahre später ist die düstere Verzweiflung und allgegenwärtige Armut, die er lebhaft schildert, von einer erschreckenden Aktualität, die Zeit und Grenzen überwindet. Gleichzeitig ist *Der Weg nach Wigan Pier* Orwells persönliche Reise zum Sozialismus, die seine Entwicklung vom Mitglied der britischen Mittelklasse zu einem leidenschaftlichen Kritiker der gesellschaftlichen Spaltungen widerspiegelt, die er einst akzeptierte. Für Orwell verkörpert der Sozialismus die grundlegenden Ideale von Gerechtigkeit und Freiheit.
Zusammenfassung von Kapitel 1
Schauplatz und erste Eindrücke
Die Erzählung beginnt mit den morgendlichen Geräuschen der Holzschuhe der Fabrikmädchen und beschreibt eine elendige Wohnsituation in einem Gasthaus, das einst eine reguläre Wohnung war, jetzt jedoch ein Kuttelgeschäft und Pension der Brookers ist. Die beengten und dreckigen Verhältnisse umfassten unzureichende Möbel, schlechte sanitäre Bedingungen und einen allgegenwärtigen unangenehmen Geruch.
Wohnverhältnisse
Der Protagonist teilt sich ein Schlafzimmer mit drei weiteren Mietern: Mr. Reilly, einem Mechaniker, der in einer Kohlenmine arbeitet; einem schottischen Bergarbeiter, der bei einem Unfall verletzt wurde; und durchreisenden Handelsreisenden. Jeder hat seine eigenen Kämpfe, und der Autor gibt Einblicke in ihr Leben, wobei er das Unbehagen und den Mangel an Privatsphäre hervorhebt.
Die Brookers
Mr. und Mrs. Brooker werden als unsympathische und mürrische Charaktere dargestellt, wobei Mr. Brooker für seine Unsauberkeit berüchtigt ist und Mrs. Brooker anscheinend unter selbstverschuldeten Krankheiten leidet, die mit ihrem übermäßigen Essen zusammenhängen. Die allgemeine Atmosphäre ist drückend, mit einer Gemeinschaftsküche, die sowohl als Wohnraum als auch als Lagerfläche für ihr Geschäft dient.
Die Geschichten der Mieter
Mehrere feste und vorübergehende Mieter veranschaulichen die Schwierigkeiten ihres Lebens. Die beiden Rentner, die im Dachgeschoss wohnen, und Joe, ein arbeitsloser Mann, der von einem minimalen Einkommen lebt, sind typische Vertreter der Arbeiterklasse. Jeder Charakter wird mit einer Mischung aus Humor und Tragik dargestellt, die die Auswirkungen wirtschaftlicher Notlagen auf die menschliche Würde und die Dynamik der Gemeinschaft verdeutlicht.
Reflexionen über die Arbeiterklasse
Der Autor reflektiert über die Klagen und Beschwerden der Brookers über ihre Situation, was zu einem Verständnis ihres Charakters als wirtschaftlich marginalisierte und tief verbitterte Menschen führt, die nicht in der Lage sind, mit denjenigen zu empathisieren, die zu ihrem Lebensunterhalt beitragen.
Fazit
Das Kapitel endet mit den Gefühlen des Autors von Unbehagen und Traurigkeit über das stagnierende Dasein der Brookers und ihrer Mieter. Er bemerkt die sich wiederholende Natur ihres Lebens und die entmutigende Realität der Auswirkungen der Industrialisierung auf die Arbeiterklasse – und stellt fest, dass diese erniedrigenden Lebensbedingungen in vielen Industriegebieten Englands verbreitet sind, was die Themen soziale Ungerechtigkeit und wirtschaftliche Ungleichheit weiter betont.
Zusammenfassung von Kapitel 2
Einführung in den Bergbau
George Orwell beschreibt lebhaft die Bergleute, während sie aus den Schächten kommen, und weist auf ihre blassen Gesichter hin, die von Kohlenstaub bedeckt sind, ein Zeugnis der harten Arbeitsbedingungen. Ihre markanten blauen Narben, ein Ergebnis des in die Haut eindringenden Kohlenstaubs, werden hervorgehoben, ebenso wie ihre gemeinsamen körperlichen Merkmale wie die kleine Körpergröße und das raue Aussehen.
Rituale nach der Schicht
Nach einer anstrengenden Schicht gurgeln die Bergleute oft Wasser, um den Kohlenstaub zu entfernen, bevor sie entscheiden, ob sie sich waschen. Viele ziehen es vor, zuerst zu essen, und setzen sich mit schmutzigen Gesichtern zu ihren Mahlzeiten, um später zu waschen, häufig mit begrenztem Wasser zu Hause. Während einige Bergwerke über Waschhäuser am Schacht verfügen, die nur für einen Bruchteil der Bergleute zugänglich sind, bleiben viele die ganze Woche über schmutzig aufgrund unzureichender sanitärer Einrichtungen zu Hause.
Alltagsleben und Schichtprobleme
Die tägliche Routine der Bergleute geht weit über die tatsächlichen Arbeitszeiten hinaus, da die beträchtliche Reisezeit ihr tägliches Leben beeinflusst. Die Schichtarbeit führt zu unregelmäßigen und erschöpfenden Zeitplänen, mit mittelschichtlichen Missverständnissen über ihren Nahrungsbedarf. Je nach Schichten stehen sie vor Herausforderungen wie Essgewohnheiten und Aberglaube bezüglich des Kontakts mit Frauen vor der Arbeit.
Missverständnis von Verdiensten
Orwell hinterfragt das Missverständnis, dass Bergleute gut bezahlt sind. Er erklärt die irreführende Natur von Lohnansprüchen und betont, dass die tatsächlichen Verdienste, nach Abzügen und unter Berücksichtigung von Arbeitstagen, oft unter dem wahrgenommenen Durchschnitt liegen. Die harte Realität des finanziellen Kampfes der Bergleute wird deutlich, da sie trotz der erschöpfenden Arbeit kaum über die Runden kommen.
Risiken im Bergbau und Gesundheitsprobleme
Das Kapitel skizziert die extremen Gefahren des Bergbaus, wo Unfälle häufig und oft tödlich sind. Orwell beschreibt die hohen Quoten von Verletzungen und Toten, denen Bergleute ausgesetzt sind, und weist auf den Mangel an sofortiger medizinischer Hilfe in Notfällen hin. Trotz des Risikos von Unfällen bleiben viele Bergleute körperlich robust, leiden jedoch unter spezifischen Gesundheitsproblemen wie Nystagmus aufgrund ihrer Arbeitsbedingungen.
Wohnverhältnisse
Orwell gibt eine erschreckende Darstellung der Wohnverhältnisse der Bergleute, die durch Überfüllung, Verfall und Mangel an grundlegenden Annehmlichkeiten gekennzeichnet sind. Der Mangel an adäquatem Wohnraum zwingt Familien dazu, ekelerregende Lebensbedingungen zu tolerieren, die durch schlechte Hygiene und fehlende Privatsphäre weiter verschärft werden. Er dokumentiert die grauenhaften Verhältnisse in verschiedenen Häusern und hebt die Kämpfe der Familien hervor, die unter solchen Druckbedingungen leben.
Wohnwagen-Siedlungen
Der Autor weist auch auf die Existenz von Wohnwagensiedlungen hin, in denen Familien oft unter erbärmlichen Bedingungen aufgrund der Wohnungsnot leben. Diese Unterkünfte, die an extreme Armut erinnern, verdeutlichen die verzweifelten Umstände vieler Menschen, die ohne traditionelle Häuser dastehen.
Städtische Umsiedlungsinitiativen
Gegen Ende des Kapitels untersucht Orwell die Umsiedlungsinitiativen der Regierung, die zwar darauf abzielen, die Lebensbedingungen zu verbessern, jedoch mangelnde Effektivität aufweisen. Der Druck auf neuen Wohnraum erfolgt oft auf Kosten von Gemeinschaftsbindungen und Autonomie, wobei viele Bewohner ihre Unzufriedenheit äußern, obwohl sie in besseren physischen Bedingungen leben als zuvor.
Schlussgedanken
Während er die Bemühungen im Umsiedlungsprozess anerkennt, reflektiert Orwell über den inhärenten Mangel an Würde und Komfort im Leben der Bergleute. Er erfasst das Paradoxon, Familien in bessere Wohnungen zu bringen und sie gleichzeitig ihrer Gemeinschaft und ihres Zugehörigkeitsgefühls zu berauben, und fasst die komplexe Beziehung zwischen Lebensbedingungen und persönlicher Identität innerhalb der Arbeiterklasse zusammen.
Zusammenfassung von Kapitel 3
Überblick über die Arbeitslosigkeit in England
In diesem Kapitel wird die gravierende Arbeitslosigkeitskrise in England thematisiert, wo die offiziellen Zahlen das wahre Ausmaß des Leidens unterschätzen. Der Autor hebt hervor, dass die Arbeitslosigkeitsstatistiken nur diejenigen berücksichtigen, die Leistungen beziehen, und abhängige Personen sowie Erwerbstätige mit unzureichenden Löhnen ausschließen. Dies führt zu einer geschätzten unterernährten Bevölkerung von mindestens zehn Millionen, wobei einige Schätzungen sogar zwanzig Millionen erreichen.
Fallstudie: Wigan
Wigan dient als repräsentatives Beispiel für Industriestädte in England. Ein erheblicher Teil der Erwerbsbevölkerung ist arbeitslos, wobei eine Arbeitslosenquote von einem von drei Einwohnern betroffen ist. Das Kapitel beschreibt die finanziellen Schwierigkeiten, mit denen Familien konfrontiert sind, die auf Arbeitslosengeld angewiesen sind, das gerade über der Armutsgrenze liegt.
Soziale Folgen des Einkommenstests
Der Einkommens-Test schafft eine Reihe von sozialen Problemen, die Familienstrukturen beeinflussen und zu Szenarien führen, in denen ältere Familienmitglieder ihre Wohnungen verlassen müssen, um eine Kürzung der Leistungen ihrer arbeitenden Angehörigen zu vermeiden. Diese strenge Politik verschärft die Armut und zwingt viele dazu, ihre Bedingungen hinzunehmen und ein Leben von staatlicher Unterstützung zu normalisieren.
Vergleich von Armut im Norden vs. London
Trotz der Armut im Norden wird angemerkt, dass die sichtbaren Zeichen der Verelendung, wie Betteln, dort weniger verbreitet sind als in London. Die gemeinschaftliche Natur kleinerer Städte bietet trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten ein Gefühl von Stabilität.
Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf Identität und psychische Gesundheit
Das Kapitel untersucht die psychologischen Auswirkungen von langanhaltender Arbeitslosigkeit, die auf ein anfängliches Gefühl von Scham und persönlichem Versagen reagieren. Mit der weit verbreiteten Arbeitslosigkeit entsteht jedoch eine Evolution in der Wahrnehmung, die von persönlicher Schuld zu einem kollektiven Verständnis von systemischen Problemen übergeht.
Anpassung an wirtschaftliche Herausforderungen
Die Arbeiterklasse passt sich den Herausforderungen der Arbeitslosigkeit an und findet oft Möglichkeiten, in ihrem Alltag ein gewisses Maß an Normalität aufrechtzuerhalten. Der Konsum erschwinglicher Luxusgüter wie Kino und Glücksspiel bietet vorübergehende Erleichterung, trotz anhaltendem Hunger und Entbehrungen.
Ernährung und Diät unter den Arbeitslosen
Das Kapitel betont die Ernährungs- und Diätprobleme, mit denen Arbeitslose konfrontiert sind, und beschreibt die begrenzten Budgets, die Familien zwingen, minderwertige oder weniger nahrhafte Lebensmittel zu priorisieren. Der Mangel an angemessener Ernährung trägt zu einem Rückgang der körperlichen Gesundheit bei, insbesondere in der schlechten Zahngesundheit und der niedrigen Vitalität der Bevölkerung.
Schlussfolgerung: Abhängigkeit von billigen Luxusgütern
Orwell schließt mit einem Nachdenken über das Paradox der Situation: Während sich die Arbeiterklasse an ein Leben mit reduzierten Erwartungen angepasst hat, bietet die zunehmende Verfügbarkeit billiger Luxusgüter vorübergehende Ablenkungen von ihren schlimmen Umständen. Diese Anpassungen gehen jedoch auf Kosten ihres Wohlbefindens und führen zu einer komplexen Beziehung zu ihrer sozioökonomischen Realität.
Zusammenfassung von Kapitel 4
Beobachtungen der Industrie-Landschaft
Wenn man von Südengland nach Norden reist, verändert sich die industrielle Landschaft nach Birmingham markant und offenbart die grelle Hässlichkeit des Industrialismus, die durch Schlackenhalden und trostlose Umgebung geprägt ist. Konkrete Beschreibungen heben die harten Bedingungen in Städten wie Wigan hervor, mit ihrer kargen, verschmutzten Umwelt und der allgegenwärtigen Präsenz von Rauch und Industrieabfällen. Sheffield wird als besonders hässlich beschrieben, mit einer überwältigenden Anzahl von Fabrikschloten und einer insgesamt bedrückenden Atmosphäre.
Wahrnehmungen des Industrialismus
Das Kapitel stellt nachdenkliche Fragen zur Natur der industriellen Hässlichkeit und schlägt vor, dass sie nicht intrinsisch mit dem Industrialismus selbst verbunden ist, sondern eher ein Spiegelbild architektonischer Vernachlässigung und gesellschaftlicher Prioritäten der damaligen Zeit. Während Fabriken der Nachkriegszeit Anzeichen von Verbesserung zeigen, besteht das zentrale Problem im tiefergehenden gesellschaftlichen Schaden, den der Industrialismus anrichtet – verkörpert durch den Einfluss auf menschliche Leben und Gesundheit.
Kulturelle Nordlichkeit vs. Südlichkeit
Orwell diskutiert die kulturelle Kluft zwischen dem Norden und Süden Englands und hebt die snobistischen Einstellungen hervor, die Nordengländer gegenüber Südengländern und umgekehrt haben. Er verbindet diese Diskussion mit einer Kritik an Stereotypen: Die nordenglische Kultur ist von einem Gefühl von Entschlossenheit und Echtheit geprägt, während der Süden oft als privilegiert und faul abgetan wird. Diese historische Wahrnehmung hat Bestand gehabt und vertieft regionale Trennungen und fördert eine mythische kulturelle Überlegenheit des Nordens.
Klassenbeziehungen und Arbeitsethik
Der Text untersucht Klassenbeziehungen, insbesondere die Dynamik innerhalb von Arbeiterfamilien im Vergleich zu Mittelklassehaushalten. Es wird argumentiert, dass Arbeiterfamilien oft echte Harmonie zeigen, während Mittelklasseangehörige häufig von gesellschaftlichen Erwartungen und dem Druck, ihren Status aufrechtzuerhalten, belastet werden. Die Wärme und Einfachheit des Arbeiterlebens bilden einen scharfen Kontrast zu den Komplexitäten, die in der Mittelklassekultur vorherrschen.
Spekulation über die Zukunft
Orwell spekuliert über mögliche Zukünfte für das Familienleben der Arbeiterklasse und schlägt vor, dass das Wesen dieser Haushalte sich im Laufe der Zeit aufgrund gesellschaftlicher Fortschritte erheblich verändern wird. Er kontrastiert die zeitgenössischen Erfahrungen der Häuslichkeit mit denen der Zukunft und der Vergangenheit und betont die flüchtige Natur des Glücks, das aus Arbeiterumgebungen stammt.
Durch reiche Beschreibungen und nachdenkliche Einsichten unterstreicht das Kapitel die komplizierten Beziehungen zwischen industriellem Wachstum, regionalen Identitäten und den gelebten Erfahrungen unterschiedlicher gesellschaftlicher Klassen in England.
Zusammenfassung von Kapitel 5
Einführung in die Reise
Die Reise von Mandalay nach Wigan ist lang und hat den Zweck, die ernste Arbeitslosigkeit und die Situation der englischen Arbeiterklasse zu erkunden. Orwell reflektiert über seine persönliche Geschichte, um seine Ansichten zu Klassenschranken zu veranschaulichen, und hebt die Komplexitäten der sozialen Schichten in England hervor.
Klassenidentität und Autobiographie
Orwell identifiziert sich als Angehöriger der unteren oberen Mittelschicht, einer Gruppe, die durch finanzielle Instabilität gekennzeichnet ist, trotz ihrer Ansprüche an Anstand. Er beschreibt die Klassenstruktur und betont, dass Geld allein den sozialen Status nicht definiert und dass traditionelle Werte weiterhin Einfluss haben.
Rückgang der oberen Mittelschicht
Die obere Mittelschicht wird als im Rückgang begriffen dargestellt, die mit den Überresten früherer Anständigkeit in einer sich wandelnden Gesellschaft kämpft. Orwell weist auf den Besitzmangel an Land hin und erklärt, wie Einzelne semi-aristokratische Bestrebungen durch Berufs- und Militärkarrieren aufrechterhielten.
Einstellungen zur Arbeiterklasse
Orwell diskutiert das Bewusstsein für Armut unter der unteren oberen Mittelschicht, das ihre Einstellungen zur Arbeiterklasse prägt. Er analysiert die snobistischen und gleichzeitig feindlichen Perspektiven, die häufig von Angehörigen der unteren Klassen vertreten werden, beeinflusst von tief verwurzelten Vorurteilen.
Körperliche Abneigung und Klassenhass
Ein zentraler Punkt ist die Idee, dass die bürgerliche Erziehung den Kindern ein Gefühl der körperlichen Abneigung gegenüber der Arbeiterklasse vermittelt, was die Klassenbeziehungen kompliziert und Diskriminierung aufrechterhält. Dieses grundlegende Missverständnis schafft Barrieren für Gleichheit.
Änderungen in den Klassendynamiken nach dem Krieg
Nach dem Krieg ändern sich die Klassenhaltungen teilweise aufgrund der sich wandelnden gesellschaftlichen Bedingungen und des wirtschaftlichen Drucks auf die Arbeiterklasse. Orwell argumentiert, dass diese Veränderungen die zugrunde liegenden Vorurteile nicht verändern, die in privaten Äußerungen anstatt in öffentlichen Diskursen bestehen bleiben.
Reaktionäre Ansichten und Widersprüche
Er kontrastiert die Ansichten von offen reaktionären Individuen mit denen von vermeintlich fortschrittlichen sozialistischen Angehörigen der Mittelschicht und merkt an, dass letztere immer noch intrinsische Vorurteile tragen, was eine Diskrepanz zwischen ihrer theoretischen Unterstützung für den Sozialismus und den tatsächlichen sozialen Praktiken offenbart.
Persönliche Erfahrungen und Begegnungen
Orwell erzählt von seinem wachsenden Bewusstsein und seiner Abneigung gegen Imperialismus während seines Dienstes in Burma, wobei er die moralischen Dilemmata seiner Position erkennt. Er reflektiert über sein sich entwickelndes Bewusstsein für Ungerechtigkeit im größeren Maßstab, was ihn dazu führt, die Erfahrungen der Arbeiterklasse in England zu suchen.
Verlangen nach Verbindung zur Arbeiterklasse
Entschlossen, mit der Arbeiterklasse in Verbindung zu treten und ein Verlangen nach Solidarität mit den als Unterdrückten wahrgenommenen zu äußern, plant er, sich in ihre Welt zu vertiefen, indem er das Leben als Landstreicher erfährt. Seine anfängliche Besorgnis führt zu einer überraschenden Akzeptanz bei den arbeitenden Menschen, denen er begegnet.
Schlussfolgerung der Erfahrungen
Orwell schließt, indem er seine ersten Erfahrungen des Lebens unter Landstreichern als befreiend und transformativ beschreibt. Diese Erfahrungen dienen als wichtiger Wendepunkt in seinem Verständnis von Klassen und offenbaren die menschlichen Verbindungen, die gesellschaftliche Barrieren überwinden.
Zusammenfassung von Kapitel 6
Klassenunterschiede und soziale Interaktionen
Der Autor reflektiert über die Komplexität der Klasseninteraktionen und betont, dass die Freundschaft zu Landstreichern und Außenseitern die zugrunde liegenden Klassenprobleme nicht löst. Während oberflächliche Freundschaften möglich sind, ist es wesentlich schwieriger, echte Nähe und Verständnis zur Arbeiterschaft zu entwickeln. Die Leichtigkeit, mit sozialen Außenseitern in Kontakt zu treten, steht im krassen Gegensatz zur Schwierigkeit, mit typischen Vertretern der Arbeiterklasse zu interagieren, was tiefere gesellschaftliche Spaltungen offenbart.
Wahrnehmung von Klassenvorurteilen
Orwell diskutiert die Wahrnehmung von Klassenvorurteilen und stellt fest, dass viele Menschen glauben, davon frei zu sein, während sie sich ihrer eigenen Vorurteile nicht bewusst sind. Besonders Intellektuelle kritisieren häufig die Oberschicht, während sie gleichzeitig ihren eigenen sozialen Status verteidigen. Diese heuchlerische Haltung führt zu einer Diskrepanz zwischen Theorie und persönlichem Verhalten und veranschaulicht, dass viele, die Klassenunterschiede verurteilen, insgeheim überzeugt sind, dass eine Veränderung unwahrscheinlich ist.
Der Rückgang und die Falschdarstellung des Sozialismus
Das Kapitel behandelt den Rückzug des Sozialismus angesichts des aufkommenden Faschismus, obwohl dieser potenzielle Lösungen für gesellschaftliche Probleme bietet. Der Autor stellt fest, dass viele gewöhnliche Menschen trotz offensichtlicher Bedürfnisse und zunehmendem Bewusstsein für sozioökonomische Ungleichheiten den Sozialismus ablehnen, aufgrund der Methoden und Charaktere seiner Anhänger. Das Kapitel betont die Notwendigkeit, diese öffentlichen Empfindungen zu verstehen und anzugehen, um negative Wahrnehmungen gegenüber dem Sozialismus zu bekämpfen.
Kritik an sozialistischen Bewegungen
Orwell kritisiert die bestehenden sozialistischen Bewegungen und zeigt auf, dass sie oft von Mittelklasseangehörigen geleitet werden, die von den Realitäten der Arbeiterklasse entfremdet sind. Viele Selbstbezeichnende Sozialisten zeigen Ansätze von Snobismus und Exzentrik, die potenzielle Unterstützer aus der einfachen Bevölkerung entfremden. Er postuliert, dass, obwohl es echte Wünsche nach sozialer Verbesserung gibt, diese oft durch die Art der sozialistischen Diskussion und Darstellung untergraben werden.
Bourgeoise versus proletarische Erfahrungen
Der Autor untersucht die Herausforderungen, die auftreten, wenn Bourgeois versuchen, mit dem Proletariat in Kontakt zu treten, und stellt fest, dass die oft oberflächlichen Verbindungen beide Seiten unzufrieden zurücklassen. Die Unfähigkeit, authentisch zu verstehen und sich zu verbinden, schafft eine Kluft zwischen diesen Klassen und erschwert Bemühungen um Einheit und Versöhnung. Die Analyse hebt die Gefahren hervor, die daraus entstehen, wenn Interaktionen erzwungen werden, was zu erhöhten Spannungen anstatt zu echtem Verständnis führen kann.
Abschließende Gedanken zur Zukunft des Sozialismus
Zusammenfassend stellt Orwell fest, dass die gegenwärtigen Methoden zur Förderung des Sozialismus oft die Personen abstoßen, die er zu erheben versucht. Er betont die Bedeutung einer ehrlicheren und verständnisvolleren Interaktion mit der Arbeiterklasse, während die zugrunde liegenden Klassenvorurteile, die in der Gesellschaft verbreitet sind, angesprochen werden sollten. Ohne solche Bemühungen sinkt die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen sozialistischen Aufbruchs, was letztlich dazu führt, dass sich Individuen entfremdet und skeptisch gegenüber größeren ideology shifts fühlen.
Zusammenfassung von Kapitel 7
Einführung in die sozialistische Opposition
Orwell behandelt die ideologische Opposition zum Sozialismus und stellt fest, dass viele intelligente Menschen ihn nicht aufgrund von Bedenken hinsichtlich seiner Wirksamkeit ablehnen, sondern weil sie die potenziellen Folgen für die Gesellschaft in der Zukunft fürchten.
Spiritueller Rückzug vom Sozialismus
Er weist darauf hin, dass die Ablehnung des Sozialismus durch einige spirituell und ideologisch motiviert ist und sich von rein wirtschaftlichen Kritiken entfernt. Orwell argumentiert, dass viele diese Perspektive nicht verstehen, insbesondere Marxisten, die oft die psychologischen und emotionalen Faktoren, die die Ängste und den Widerstand der Menschen gegen den Sozialismus antreiben, vernachlässigen.
Die Verbindung zwischen Sozialismus und Industrialisierung
Orwell hebt hervor, dass der Sozialismus eng mit der Maschinenproduktion und dem städtischen Leben verbunden ist und zeitgleich mit der Industrialisierung entstanden ist. Er behauptet, dass echter Sozialismus umfassende Mechanisierung erfordern würde, was zu einer hoch organisierten, aber potenziell entmenschlichten Gesellschaft führen könnte.
Kritik an der Maschinenzivilisation
Viele Menschen empfinden das unermüdliche Streben nach mechanischem Fortschritt als unangenehm und betrachten es nicht als Erlösung, sondern als Bedrohung für wesentliche menschliche Qualitäten. Diese Perspektive kritisiert den Trend zu einem stark geordneten und mechanisierten Dasein und deutet darauf hin, dass es die menschliche Kreativität, Autonomie und genuine Interaktion mit der Umgebung mindert.
Die Herausforderung des Konzepts von Arbeit und Spiel
Orwell stellt die Vorstellung in Frage, dass Mechanisierung die Menschheit von der Arbeit befreien wird. Stattdessen argumentiert er, dass dies genuine persönliche Anstrengungen und Lebenserfahrungen auf bloße mechanische Aufgaben reduziert, wodurch Individuen den echten Sinn und die Zufriedenheit aus der Arbeit verlieren.
Feindseligkeit gegenüber Maschinen und Fortschritt
Er erkennt ein verbreitetes Gefühl der Ablehnung gegenüber Maschinen an, da viele sie als unterminierend für das echte Menschsein empfinden. Diese Feindseligkeit wird oft von Sozialisten nicht wahrgenommen, die Mechanisierung als vorteilhaft fördern und die Nuancen der öffentlichen Meinung abtun.
Die sich entwickelnde Natur menschlichen Strebens
Die Dynamik von Erfindung und Arbeit hat sich seit der Industrialisierung verschoben, was zu einer zunehmenden Abhängigkeit von Maschinen und einem allmählichen Verlust traditioneller Fähigkeiten geführt hat. Dieser Prozess entmutigt Menschen im Grunde, sich an kreativen und erfüllenden Bemühungen zu beteiligen.
Die Schnittstelle von Politik und Gesellschaft
Orwell warnt, dass der Faschismus als Antwort auf bestimmte wirtschaftliche Realitäten und Misserfolge innerhalb des Sozialismus entsteht und zeigt, dass Sozialisten effektiv ihre Vision formulieren müssen. Er betont, dass die Ideale von Gerechtigkeit und Freiheit in Anbetracht des aufkommenden Faschismus, der Unzufriedenheit und Angst unter den Massen ausnutzt, tiefere Resonanz finden müssen.
Fazit: Die Zukunft des Sozialismus und des Faschismus
Das Kapitel endet mit einer ernsten Warnung über die Gefahren, die Prinzipien des Sozialismus aus den Augen zu verlieren. Orwell betont, dass der einzige echte Widerstand gegen den Faschismus darin besteht, die wesentlichen Ideale des Sozialismus – Freiheit und Gleichheit – wiederzubeleben, während er davor warnt, die Mechanisierung der Gesellschaft die menschlichen Bedürfnisse und Bestrebungen bestimmen zu lassen.
Diese Reflexion über die Schnittstelle von Ideologie, mechanischem Fortschritt und gesellschaftlichen Werten dient als Aufruf für Sozialisten, ihre Ansätze zu überdenken und sich mit breiteren menschlichen Anliegen neu zu verbinden, um die drohende Gefahr des Faschismus herauszufordern.
Zusammenfassung von Kapitel 8
Hauptproblem des Sozialismus
In diesem Kapitel wird die dringende Notwendigkeit behandelt, den Sozialismus als Mittel gegen die wachsende Gefahr des Faschismus zu fördern. Orwell betont, dass es wichtig ist, anständige und normale Menschen zu gewinnen, die dem Sozialismus aus Missverständnis oder Vorurteilen ablehnend gegenüberstehen könnten.
Wahrnehmung des Sozialismus
Es gibt zwei Hauptgründe, warum sich einige Menschen unwohl mit dem Sozialismus fühlen: die persönlichen Mängel mancher Sozialisten und die negativen Assoziationen des Sozialismus mit Mechanisierung und „Fortschritt“. Orwell argumentiert, dass es unzureichend ist, den Sozialismus aufgrund einer Abneigung gegen das moderne Leben abzulehnen, da die Realität ist, dass die Gesellschaft bereits auf Maschinen angewiesen ist. Die Hauptalternativen sind derzeit Sozialismus und Faschismus.
Humanisierung des Sozialismus
Orwell glaubt, dass es die Aufgabe rationaler Individuen ist, den Sozialismus zu verbessern und zu humanisieren. Er fordert Einheit unter den Linken und drängt die Sozialisten, sich auf das primäre Ziel zu konzentrieren – den Sturz der Tyrannei, anstatt sich in interne Streitigkeiten über Ideologie zu verstricken.
Klassendynamik
Das Kapitel behandelt die Komplexität der Klassendistinktion in England und stellt fest, dass die Klasse nicht immer mit dem wirtschaftlichen Status übereinstimmt. Ökonomische Kämpfe betreffen verschiedene soziale Schichten, einschließlich der Mittelschicht, die potenziell mit den sozialistischen Zielen übereinstimmen könnte. Orwell argumentiert, dass die sozialistische Bewegung die wahre Natur der Ausbeutung herausstellen und alle Arbeiter ansprechen muss, unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund.
Herausforderungen der Klassensolidarität
Orwell warnt davor, für die Klassenunity zu dringen, während zugrunde liegende soziale Vorurteile ignoriert werden. Er schlägt vor, dass ein gemeinsamer wirtschaftlicher Kampf verschiedene Klassen vereinen kann, indem gemeinsame Interessen betont werden, anstatt soziale Unterschiede, die potenzielle Verbündete entfremden könnten.
Weg nach vorn für den Sozialismus
Das Kapitel endet mit einem Aufruf an die sozialistische Bewegung, einen inklusiveren und weniger dogmatischen Ansatz zu verfolgen. Orwell betont die Bedeutung, den Sozialismus auf eine nachvollziehbare Weise darzustellen, während Gerechtigkeit und Freiheit im Vordergrund stehen. Er hebt hervor, dass eine effektive sozialistische Partei gebildet werden muss, um die bevorstehende Bedrohung des Faschismus abzuwenden. Er äußert die Hoffnung, dass durch gemeinsame Erfahrungen in der Bewegung Klassenvorurteile im Laufe der Zeit abnehmen und zu echter Solidarität unter der Arbeiterklasse führen können.“
https://www.bookey.app/de/book/der-weg-nach-wigan-pier
Essays und Reportagen
Es ist eine Freude, Reportagen und Essays von George Orwell zu lesen oder sich vorlesen zu lassen.
Zu „Reise durch Ruinen – Reportagen aus Deutschland und Österreich 1945“:
„„Die Leute zu Hause haben keine Ahnung, wie das hier aussieht.“ Zwischen März und November 1945 reist George Orwell durch Deutschland und Österreich und gibt seine Erschütterung über das Ausmaß der Zerstörung in seinen Reportagen Ausdruck. Er berichtet von einfachen Leuten, befreiten Kriegsgefangenen, vom Schicksal der Displaced Persons und von festgenommenen Nazis. Vor Ort wandelt sich die Perspektive: Aus Monstern werden zuweilen armselige Menschen, und zwingender als Rache oder Wiedergutmachung ist die Frage, wie hier und jetzt die Zukunft gestaltet wird. Immer wieder reflektiert Orwell das Tauziehen zwischen Ost und West um die Mitte Europas und die große Herausforderung, die mit dem Ende des Krieges für die Welt gerade erst begonnen hat. Dabei begreift er, dass es nicht an das Schicksal einzelner Nationen geht, sondern um das der Weltgemeinschaft.“
https://www.youtube.com/watch?v=XhkSdpwaZIs
https://www.youtube.com/watch?v=OvinBeMOcag&list=PLjrjhiVJao6BorMi76HtuAViWimGe06A0&index=2
https://www.youtube.com/watch?v=EjU6GU6VVPo&list=PLjrjhiVJao6BorMi76HtuAViWimGe06A0&index=3
https://www.youtube.com/watch?v=wI7BG0oDdGc&list=PLjrjhiVJao6BorMi76HtuAViWimGe06A0&index=4
https://www.youtube.com/watch?v=HROMMIAgAvk&list=PLjrjhiVJao6BorMi76HtuAViWimGe06A0&index=5
https://www.youtube.com/watch?v=20wO04kLSZQ&list=PLjrjhiVJao6BorMi76HtuAViWimGe06A0&index=6
https://www.youtube.com/watch?v=lco1AXR39Qc&list=PLjrjhiVJao6BorMi76HtuAViWimGe06A0&index=8
https://www.youtube.com/watch?v=aMIDC27ck0g&list=PLjrjhiVJao6BorMi76HtuAViWimGe06A0&index=7
Mein Katalonien
Noch immer herrscht bei vielen Menschen die Meinung vor, im Spanischen Bürgerkrieg ging es um den Kampf zwischen Links und Rechts. Wer „Mein Katalonien“ gelesen hat, wird wissen, dass es auch einen Kampf innerhalb der Linken gegeben hat: zwischen moskau-hörigen Kommunisten und den ursprünglich in Spanien vorherrschenden Anarchisten. Die Eliminierung der Anarchisten durch die Kommunisten hat wesentlich zum Sieg der Faschisten beigetragen.
„Historischer Hintergrund
Der Spanische Bürgerkrieg in Katalonien
Nachdem 1931 in Spanien unter breiter Zustimmung der Bevölkerung die Monarchie abgeschafft und die Republik eingeführt worden war, hatte es zunächst den Anschein, als würden längst überfällige Modernisierungen im Bereich der Landwirtschaft, des Militärs und der Bildung in Angriff genommen. Doch schon wenige Jahre später machte eine aus hohen Militärs, der Kirche und Großgrundbesitzern gebildete konservative Regierung alle Reformen rückgängig. Der darauffolgende Aufstand von Sozialisten, Gewerkschaften und anderen politischen Kräften wurde von General Francisco Franco gewaltsam niedergeschlagen. Als bei den Wahlen 1936 die Volksfront, ein zur Rettung der Republik gebildetes Bündnis aus Linken und Liberalen, den Sieg errang, ließ die Reaktion nicht lange auf sich warten. Am 17. Juli 1936 putschten hohe Militärs, Faschisten und Monarchisten. Doch ihr Plan, mit Unterstützung durch Benito Mussolinis Faschisten und deutschen Nationalsozialisten Spanien im Sturm zu erobern, scheiterte am organisierten Widerstand der Arbeiterschaft. Der Bürgerkrieg begann.
Am stärksten war der Widerstand in der Provinz Katalonien, die auf eine lange Tradition anarchistischer Unabhängigkeitsbewegungen zurückblickte. In der Hauptstadt Barcelona stellten sich Arbeiter mit ihren durch Enteignung gewonnenen Waffen Francos Soldaten entgegen und schlugen sie zurück. Die Siege der Arbeiterschaft hatten tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen zur Folge: Belegschaften übernahmen Betriebe, Handel und Verkehrswesen und führten sie in Eigenregie. Nicht nur in Katalonien, auch in anderen Regionen Spaniens waren zeitweise Arbeiter- und Bauernräte an der Regierung. Durch das Erstarken der Kommunistischen Partei Spaniens (PCE) und ihrer katalonischen Schwesterpartei PSUC, die Stalins UdSSR auf ihrer Seite hatten und von ihr mit Waffen versorgt wurden, wurde die Revolution indes abgebremst und gelangte schließlich zum Stillstand. Die Arbeiterpartei POUM, die eine marxistische, antisowjetische Linie vertrat, wurden mithilfe der Sowjetunion aus der militärischen Führung verdrängt, ihre Milizen aufgelöst, ihre Mitglieder verfolgt und verhaftet, gefoltert und ermordet.
Der Bürgerkrieg in Spanien rief nicht nur Faschisten und Nationalsozialisten, sondern auch Kommunisten und Sozialisten aus ganz Europa auf den Plan. Allein aus Großbritannien kamen über 2000 Freiwillige nach Spanien, um die linke Volksfront im Kampf gegen Francos Faschisten zu unterstützen. Die erste Milizgruppe der POUM wurde im September 1936 gebildet, und durch den anhaltenden Zustrom Freiwilliger aus ganz Europa entstanden im Winter und im Frühjahr des folgenden Jahres weitere Einheiten. Nach den Straßenkämpfen, die im Mai 1937 in Barcelona zwischen Anhängern der PSUC und der POUM ausbrachen und mit dem Sieg der Kommunisten endeten, wurden zunehmend auch ausländische Milizionäre inhaftiert und ermordet. Diese Ereignisse hatten zur Folge, dass viele vormals überzeugte Kommunisten auf Distanz zu ihrer Bewegung gingen.
Entstehung
Über Paris und Perpignan gelangte Orwell im Dezember 1936 nach Barcelona – zunächst in der Absicht, Reportagen über den Bürgerkrieg zu schreiben. Mit einem Empfehlungsschreiben der britischen Independent Labour Party, die der POUM nahestand, trat er jedoch sogleich der Arbeitermiliz bei. Im Winter 1936/37 nahm Orwell an den Kämpfen an der Huesca-Front im nordspanischen Aragonien teil. Nach einer schweren Verletzung verbrachte er mehrere Wochen mit seiner Frau in Barcelona. Hier wurde er Zeuge der Spannungen innerhalb der linken Volksfront und der Straßenkämpfe zwischen Befürwortern und Gegnern einer sozialen Revolution.
Nicht nur in Spanien, auch in der ausländischen Presse wurde die POUM zum Sündenbock für die gewaltsamen Auseinandersetzungen gemacht. Diese Beschuldigungen veranlassten Orwell, der mit seiner Frau gerade noch rechtzeitig aus Spanien entkommen konnte, ein halbes Jahr nach den Ereignissen, einen Bericht darüber zu schreiben. Sein Ziel war, das in der internationalen Wahrnehmung verzerrte Bild geradezurücken, den Terror der moskautreuen Kommunisten offenzulegen und die POUM zu rehabilitieren. Mein Katalonien erschien im April 1938 in London.
Wirkungsgeschichte
Orwells Bericht über den Spanischen Bürgerkrieg löste in seiner britischen Heimat unterschiedliche Reaktionen aus. Während die einen lobten, das Buch räume mit jeglicher Revolutionsromantik auf, kritisierten viele Kommunisten die angeblich einseitige Darstellung des Konflikts. Nach Orwells späteren Romanerfolgen Farm der Tiere und 1984 wurde Mein Katalonien neu aufgelegt und 1964 auch ins Deutsche übersetzt. Das Buch beeinflusste Ken Loachs Film Land and Freedom aus dem Jahr 1995 über einen britischen Arbeitslosen, der als freiwilliger Kämpfer in den Spanischen Bürgerkrieg zieht.
Worum es geht
Die Realität des Krieges und der Revolution
Als im Sommer 1936 der Spanische Bürgerkrieg ausbrach, kamen Freiwillige aus aller Welt nach Spanien, um die republikanischen Truppen gegen Francos Faschisten zu unterstützen. Auch Orwell reiste voller Enthusiasmus nach Barcelona und meldete sich bei der dortigen Arbeitermiliz. Doch während der vier Monate an der Front verlor er nach und nach alle Illusionen. Mangelnde Koordination, Planlosigkeit und vollkommen veraltete Waffen machten jede Kampfhandlung zu einer Farce. Statt gegen Faschisten kämpften die Soldaten der Arbeitermiliz gegen die Kälte und die Langeweile. Auch politisch erlebte Orwell eine Ernüchterung. Nachdem er erkannt hatte, wie moskautreue Kommunisten mit faschistischen Mitteln die Vorherrschaft über linke Strömungen gewannen, wandte er sich gegen jede Form von Totalitarismus – das große Thema seiner späteren Romane. In Mein Katalonien lernt man den Journalisten Orwell kennen, der einen engagierten, dabei heiter-lakonischen Stil pflegt. Das Ergebnis ist eine ebenso realistische und detailreiche wie persönliche Reportage aus der Feder eines großen Literaten.
Take-aways
George Orwells Mein Katalonien ist ein ernüchternder Bericht über den Spanischen Bürgerkrieg.
Inhalt: Im Winter 1936/37 kämpft Orwell in der Arbeitermiliz gegen Francos Faschisten. Nach Monaten der Langeweile an der Front wird er durch einen Halsschuss schwer verletzt. In Barcelona beobachtet er gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen stalinistischen Kommunisten und Linkssozialisten. Im letzten Moment gelingt es ihm, einer Verhaftung zu entkommen.
Orwell schrieb den Bericht ein halbes Jahr nach den Ereignissen.
Sein Ziel war es, die revolutionäre Arbeiterpartei gegen Verleumdungen durch die moskautreuen Kommunisten zu verteidigen.
Er setzte seinen Augenzeugenbericht gegen die seiner Ansicht nach realitätsfernen Berichte der internationalen Presse.
Orwell zeichnet ein unheroisches Bild vom Krieg, voll Chaos, Schmutz und Langeweile.
Positiv wertet er rückblickend die Erfahrung von Kameradschaft und Gleichheit in der Arbeitermiliz.
Orwells Stil ist knapp, präzise und oft witzig-lakonisch.
Die Ereignisse im Spanischen Bürgerkrieg waren für Orwell ein Schlüsselerlebnis, das er später in seinen Romanen verarbeitete.
Zitat: „Dieser Krieg, in dem ich eine so wirkungslose Rolle spielte, hat vor allem schlechte Erinnerungen in mir hinterlassen, und doch würde ich es bedauern, nicht daran teilgenommen zu haben.“
Zusammenfassung
Sozialistische Träume
Eigentlich fährt George Orwell Ende 1936 nach Spanien, um über den Bürgerkrieg zu berichten. Doch kaum in Barcelona angekommen, beschließt er, in die Miliz einzutreten. Er ist begeistert von der Stimmung in der katalanischen Stadt, die von Arbeitern beherrscht und von der Bourgeoisie befreit zu sein scheint. Überall hängen die Fahnen der Kommunisten und Anarchisten, durch die Straßen schallen revolutionäre Gesänge, Kellner und Bediente begegnen einem ohne die übliche Unterwürfigkeit, es gibt weder Bosse noch Bettler, weder Prostituierte noch Rechtsanwälte. Alle tragen die gleiche Arbeiterkluft, bekommen den gleichen Lohn und essen das gleiche Essen. Man duzt sich und nennt sich Kamerad. Es scheint, als sei das Zeitalter von Gleichheit und Freiheit angebrochen.
An der Front
Als Kämpfer der Arbeitermiliz lernt Orwell an der Front in Aragonien indes auch die unangenehmen Begleiterscheinungen der Revolution kennen: Chaos und Schmutz. Weder gibt es einheitliche Uniformen noch Decken oder Brennholz gegen die winterliche Kälte. Es herrscht Dauerregen, die notdürftigen Behausungen versinken im Schlamm, die karge Landschaft ist mit Müll und Kot übersät. Disziplin ist eher schwach und die Ausbildung an den Waffen ein Witz. Die wenigen verfügbaren Gewehre sind Schrott, Stahlhelme und Handgranaten Mangelware und viele der Soldaten noch Kinder. Die militärische Hierarchie ist weitgehend aufgehoben. Befehle werden aus revolutionärer Überzeugung und Loyalität zur Arbeiterklasse, nicht aus Furcht ausgeführt, was indes erstaunlich gut funktioniert. Immerhin herrscht kein Hunger – dafür aber Stillstand und unendliche Langeweile.
„Vor allen Dingen aber glaubte man an die Revolution und die Zukunft. Man hatte das Gefühl, plötzlich in einer Ära der Gleichheit und Freiheit aufgetaucht zu sein.“
Nicht nur fehlt es an Waffen, auch Karten und Pläne gibt es nicht. Die hauptsächliche Beschäftigung der Soldaten besteht darin, zu essen und sich warm zu halten. Ab und zu knattert zielloses Gewehrfeuer zwischen den über 500 Metern auseinanderliegenden Schützengräben der Faschisten und der Arbeitermiliz hin und her. Wenn einmal einer getroffen wird, dann nur zufällig. Die meisten Verwundeten und Toten sind Opfer von Unfällen – durch unsachgemäßen Waffengebrauch oder Missverständnisse. Schließlich kommt es nach all dem Warten doch noch zu einer direkten Konfrontation mit den Faschisten, allerdings ohne große Verluste auf beiden Seiten.
„Nun, nachdem ich die Front gesehen hatte, war ich gründlich angeekelt. Das nannte man Krieg! Wir hatten sogar kaum Berührung mit dem Feind!“
Als Freiwilliger beteiligt sich Orwell an einem Überfall auf eine gegnerische Feldschanze. Mit Gewehr und Bajonett kriecht er durch den tiefen Schlamm. Die Faschisten merken auf und eröffnen das Feuer. Mitten im Kugelhagel errichten die Kämpfer der Arbeitermiliz Barrikaden aus schweren Sandsäcken. Erstmals packt Orwell angesichts des Lärms, der Dunkelheit und des Chaos die Angst. Er spürt: So ist Krieg. Aber irgendwie macht es ihm auch Spaß, und er beschließt einfach, keine Angst zu haben. Auch der Anflug von Mitleid, den er verspürt, als er Gegner mit einer Handgranate trifft, geht schnell vorüber. Erschöpft, verdreckt und völlig aufgeweicht erreichen Orwell und seine Mitkämpfer ihren Unterstand. Immerhin haben sie die Faschisten zum Teilabzug gezwungen und etwas Munition erbeutet. Und zum Glück ist die Zigarre, die Orwell sich aufbewahrt hat, in all dem Chaos nicht zerbrochen.
Parteienkämpfe unter Antifaschisten
Anfangs erscheint es Orwell noch einfach, in diesem Krieg Richtig und Falsch auseinanderzuhalten. Er hält das Ganze für einen politischen Krieg, eine Verteidigung der Demokratie gegen den Faschismus. Das ist auch die Formel, auf die der Spanische Bürgerkrieg im restlichen Europa gebracht wird. Für die Parteienkämpfe zwischen Kommunisten und Anarchisten interessiert Orwell sich nicht. Doch langsam geht ihm auf, dass innerhalb der antifaschistischen Volksfront ein heftiger Grundsatzstreit entbrannt ist. Während die Kommunisten der PSUC für eine zentralistische parlamentarische Demokratie kämpfen und zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Revolution für falsch halten, streben die als „Trotzkisten“, also als Verräter verunglimpften Anhänger der POUM einen sofortigen proletarischen Umsturz an. Demokratie und Kapitalismus sind für sie nicht die kleineren Übel, sondern ebenso zu bekämpfen wie der Faschismus. Die Anarchisten der FAI wiederum sind gegen jede Art von Zentralismus und haben sich Gleichheit und Freiheit auf die Fahnen geschrieben.
„Wir kämpften gegen die Lungenentzündung, aber nicht gegen Soldaten.“
In Katalonien, wo Orwell gelandet ist, haben die POUM und die Anarchisten die Oberhand gewonnen. In den anderen Gegenden Spaniens sind die Kommunisten und ihre Verbündeten, die Liberalen, am stärksten. Mit ihrer Parole „Erst den Krieg gewinnen, dann Revolution“ haben sie nicht nur die Arbeiter, sondern auch den Mittelstand hinter sich gebracht. Sie wirken am fähigsten, sind am besten organisiert und betreiben geschickt Propaganda. In Zeitungen und auf Plakaten verdächtigen sie die Anhänger der POUM der heimlichen Kollaboration mit den Faschisten, prangern sie öffentlich als Spione an – und die linke Presse in der ganzen Welt wiederholt diese Anschuldigungen. Erst allmählich wird Orwell klar, dass die Kommunisten der PSUC die Revolution nicht auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, sondern ganz vermeiden und zum Kapitalismus zurückkehren wollen.
Revolution und Gegenrevolution
Es wird Frühling. Hitze und Moskitos lösen Kälte und Dauerregen ab. Und wieder ereignet sich außer gelegentlichem Schützengeplänkel nichts. Orwell hat das Gefühl, eine der nutzlosesten Perioden seines Lebens zu verbringen. Er ist angetreten, gegen den Faschismus zu kämpfen, und sitzt nur tatenlos herum. Aber, denkt er sich, so ist der Krieg wahrscheinlich für die meisten Soldaten. Dennoch: Rückblickend erkennt er, dass er wertvolle Erfahrungen gesammelt hat. Er hat bei der Miliz ein Zusammenleben in vollkommener Gleichheit kennengelernt, ohne Geldgier, Privilegien und Unterwürfigkeit. Er hat Hoffnung und echte Kameradschaft erfahren – Dinge, von denen all jene, die die sozialistische Idee als Spinnerei abtun, keine Ahnung haben. Für kurze Zeit und in begrenztem Rahmen ist die Vision des Sozialismus und der klassenlosen Gesellschaft Wirklichkeit geworden.
„Es ist einer der scheußlichsten Züge des Krieges, dass alle Kriegspropaganda, alles Geschrei, alle Lügen und aller Hass ständig von Leuten kommen, die nicht mitkämpfen.“
Während seines Fronturlaubs im April 1937 ist Orwell überrascht von der Veränderung, die in Barcelona stattgefunden hat. Die revolutionäre Aufbruchsstimmung ist verflogen. Die von der UdSSR mit Waffen unterstützten Kommunisten hetzen gegen die Milizen der POUM, die nach und nach in die Volksarmee überführt werden. Auf den Straßen sieht man wieder feine Leute, die es sich in Restaurants und Hotels gut gehen lassen – während die Masse der Arbeiter nach Brot Schlange steht. Die Kellner und Verkäufer sind in ihre unterwürfige Haltung zurückgefallen, Trinkgelder – in den Revolutionsmonaten verpönt – sind wieder gebräuchlich und die Bordelle sind wieder geöffnet. In den Straßen patrouillieren Polizisten der Vorrevolutionszeit. Orwell begreift, dass er sich bei seinem letzten Aufenthalt in der Stadt hat täuschen lassen: Tatsächlich haben die wohlhabenden Bürger nur revolutionäre Begeisterung simuliert. Diesmal spürt er deutlich die Spannungen zwischen den Kommunisten, die die Revolution verhindern wollen, und den Anarchisten, die sie vorantreiben wollen.
„Als eine der traurigsten Wirkungen dieses Krieges erkannte ich, dass die Presse der Linken bis ins Kleinste genauso falsch und unehrlich ist wie die der Rechten.“
Dann bricht plötzlich der Straßenkampf aus. Angehörige der Zivilgarde schießen auf Angehörige der Arbeiterklasse – und zwar nicht, wie viele denken, aus eigener Initiative, sondern auf Geheiß der regierenden PSUC. Zwischen den Häusern liefern sie sich Schießereien mit Anarchisten und POUM-Anhängern, die sich hinter Barrikaden verschanzen. Orwell beteiligt sich an der Verteidigung eines POUM-Gebäudes – ein unsinniges, langweiliges Unterfangen, denn es wird gar nicht angegriffen. Ebenso plötzlich wie die Schießereien begonnen haben, hören sie wieder auf. Alle fragen sich, ob es endlich vorbei sei. Da geht der Straßenkampf wieder los, unberechenbar wie ein Hurrikan oder ein Erdbeben. Orwell weiß, er nimmt an einem wichtigen historischen Ereignis teil, aber tatsächlich spürt er nur Unbehagen, Langeweile und Hunger.
Misstrauen und Verleumdungen
Die kommunistische Regierung in Valencia nimmt die Straßenkämpfe in Barcelona zum Vorwand, um ganz Katalonien stärker zu kontrollieren. Die Milizeinheiten sollen aufgelöst und in die Volksarmee eingegliedert werden. Die Gefängnisse quellen über, Unschuldige werden aufgrund vager Beschuldigungen ohne Prozess monatelang festgehalten. Es herrscht eine Atmosphäre des Misstrauens und der Feindseligkeit. Orwell ist von den Kämpfen, dem Lärm, der ständigen Anspannung und dem Hunger der letzten Tage zermürbt.
„Ich war in die Miliz eingetreten, um gegen den Faschismus zu kämpfen. Ich hatte jedoch kaum gekämpft, sondern nur wie ein passives Objekt existiert.“
Nach ihrer Niederlage im Straßenkampf haben die Arbeiter deutlich an Macht verloren. Rückblickend lässt sich feststellen, dass die Aufstände im Frühjahr 1937 aller Wahrscheinlichkeit nach spontan und ungeplant waren. Die Anführer der Anarchisten und der POUM folgten den Arbeitern eher widerwillig und ermutigten sie nur zögernd. Von revolutionären Absichten, die der POUM im Nachhinein unterstellt wurden, kann jedenfalls ebenso wenig die Rede sein wie von einer Zusammenarbeit mit den Faschisten.
„Man hatte in einer Gemeinschaft gelebt, in der die Hoffnung normaler war als die Gleichgültigkeit oder der Zynismus, wo das Wort Kamerad für Kameradschaft stand und nicht, wie in den meisten Ländern, für Schwindel.“
In der ausländischen antifaschistischen Presse indes werden die Straßenkämpfe allein der POUM in die Schuhe geschoben und als ein Aufstand von Anarchisten und Trotzkisten dargestellt, die der Regierung in den Rücken gefallen seien. Sicher ist es nicht klug, untereinander zu streiten, wenn man gemeinsam gegen einen Feind – in diesem Fall Franco – kämpft. Doch die Linken und Anarchisten fühlten sich durch die Forderung provoziert, sie sollten ihre im Sommer 1936 erbeuteten Waffen abgeben, die an der Front dringend benötigt würden. Die Kommunistische Partei Spaniens war seit dem Beginn des Krieges stark gewachsen, sie hatte die Macht an sich gerissen und bekam Unterstützung durch ausländische Kommunisten. Dass die radikalen Kräfte das als Bedrohung empfanden, ist verständlich.
Das Ende der Illusionen
Zurück an der Front ist Orwell der anfängliche Idealismus abhandengekommen. Alles, so scheint ihm, läuft auf eine zentralisierte, stärker rechtsgerichtete Regierung der Kommunisten hinaus. Sie werden die Macht der Arbeiter und der Gewerkschaften brechen. Die Volksfront hat sich als große Illusion erwiesen. Aber besser als Francos Faschismus, der die großen, feudalen Landbesitzer, Kirche und Militär vertritt, wäre eine kommunistische Regierung allemal. Es lohnt sich, für das kleinere Übel zu kämpfen. Zudem macht es Orwell einfach Spaß, von seinem Posten hinter der Brustwehr aus auf Faschisten zu schießen – auch wenn er ein ziemlich schlechter Schütze ist und nie trifft. Stattdessen wird er selbst eines Morgens schwer verwundet. Eine Kugel durchschlägt seinen Hals, und er glaubt, sterben zu müssen.
„,Es‘ – das Gefecht in den Straßen – wurde jetzt wie eine Naturgewalt betrachtet, wie ein Hurrikan oder ein Erdbeben, von dem alle gleichzeitig betroffen wurden und das aufzuhalten niemand von uns die Kräfte besaß.“
Auf der Fahrt ins Lazarett hält der Zug voll Kranker und Schwerverletzter an einem Bahnhof. Auf dem Gleis gegenüber steht ein Zug mit neuen ausländischen Kämpfern. Die Verletzten schwenken zum Gruß ihre Krücken und bandagierten Arme – ein allegorisches Bild für den Krieg: Die einen fahren stolz und voller Zuversicht in Richtung Front, die anderen kehren verwundet zurück. Trotz allem können sie sich angesichts der frischen Soldaten und Kanonen des Gefühls nicht erwehren, dass der Krieg eine tolle Sache ist. Orwell erholt sich schnell von seiner Verletzung und kehrt zur weiteren Genesung nach Barcelona zurück.
„Statt heroisch zu sein, musste man auf seinem Posten bleiben, voller Langeweile, vor Schlaf umfallend und vollständig desinteressiert daran, worum es eigentlich ging.“
Dort haben die stalinistischen Kommunisten inzwischen endgültig die Macht übernommen. Überall sind Soldaten, es herrscht Pressezensur und Angst vor politischer Verfolgung. Die POUM wird verboten, ihre Sympathisanten – darunter auch Freunde Orwells – landen als „faschistische Verschwörer“ im Gefängnis. Alles deutet auf einen Schauprozess und ein Gemetzel unter „Trotzkisten“ hin. Als ehemaliges Mitglied der POUM-Miliz ist Orwell selbst in Gefahr und muss untertauchen. Die Herrschaft des Terrors hat begonnen.
Zurück in einer vermeintlich heilen Welt
Der Bürgerkrieg in Spanien war eine Katastrophe, doch er hat Orwell keineswegs zu einem enttäuschten Zyniker gemacht. Sein Glaube an die Anständigkeit der Menschen ist nicht kleiner geworden, sondern im Gegenteil sogar gewachsen. Zurück in seiner englischen Heimat kommt Orwell das, was er während seines halben Jahres in Spanien erlebt hat, unwirklich vor. Zu Hause ist alles unverändert: Pferde grasen, Bäche fließen, Plakate kündigen Kricketspiele und königliche Hochzeiten an, und auf dem Londoner Trafalgar Square fahren die roten Busse wie eh und je. Orwell scheint es, als seien die Engländer in einem Tiefschlaf versunken, aus dem sie erst das Krachen von Bomben wecken wird.
Zum Text
Aufbau und Stil
Orwell hat seinen journalistischen Bericht Mein Katalonien in 14 Kapitel unterteilt. Die Darstellung der Ereignisse ist chronologisch, wird aber immer wieder unterbrochen, wenn der Autor Erklärungen über die politischen Verhältnisse in Spanien einschiebt. Orwell pflegt einen knappen Stil, ohne überflüssige Ausschmückungen. Bedient er sich doch einmal sprachlicher Bilder, dann sind diese ungewöhnlich und überraschend. So assoziiert er das Kanonenfeuer mit Schlägen auf einen Golfball, und eine Granate klingt wie ein pfeifender Mann, der auf einem Fahrrad vorbeifährt. In heiter-lakonischem Tonfall erzählt Orwell von der Langeweile in den Schützengräben, von sinnlosen Schießereien und spanischer Improvisationskunst, und ruft so, bei aller Dramatik, komische Effekte hervor. Seine Beschreibungen von Sinneseindrücken, von Gerüchen und Geräuschen, sind anschaulich und lebendig. Orwell bedient sich auch gern einer lautmalerischen Comicsprache, etwa wenn er vom „Krack, Krack, Krack“ der Gewehrkugeln, dem „Piep, Piep, Piep“ des Funkgeräts oder dem „Platsch, glucks!“ beim Waten durch Bewässerungsgräben berichtet.
Interpretationsansätze
Orwell wollte das Bild des Spanischen Bürgerkriegs richtigstellen, wie es vor allem in der britischen Presse verbreitet wurde. Die Zeitungsberichte, meinte er, würden „fern vom Geschehen von Journalisten fabriziert“. Dagegen versuchte er, als Augenzeuge, objektiv über die Kämpfe zu schreiben, auch wenn er sich seiner eigenen Voreingenommenheit und Parteilichkeit durchaus bewusst war. Am Ende des Berichts warnt er den Leser sogar davor, den Bericht für die einzige Wahrheit zu halten: Auch er, der Autor, habe nur „eine Ecke des Geschehens“ gesehen.
Der Originaltitel, Homage to Catalonia, lässt erkennen, was das Buch neben einem Kriegsbericht auch noch ist: eine Liebeserklärung an ein Land und seine Bewohner. Die Spanier beschreibt Orwell zwar als rückständig und chaotisch. Zugleich bescheinigt er ihnen jedoch, jenseits aller Klischees, Leistungsfähigkeit im entscheidenden Moment und Organisationstalent sowie angeborenen Anstand und Großzügigkeit.
Orwell vergleicht die Methoden der Kommunisten mit denen der Faschisten. Im Geist gleiche die spanische Geheimpolizei der Gestapo. Es fehle den Spaniern aber an der Tüchtigkeit und Beständigkeit, die für einen modernen totalitären Staat – sei er nun faschistisch oder kommunistisch – nötig seien.
Orwell lehnt eine Idealisierung des Arbeiters ab – bei aller Sympathie für die Arbeiterklasse als solche. Seine Solidarität gilt nicht einem leeren Gedankenkonstrukt, sondern dem „lebendigen Arbeiter aus Fleisch und Blut“.
Orwell bemüht sich um politische Differenzierung. So stellt er etwa fest, dass Franco eigentlich kein Faschist wie Hitler oder Mussolini sei. Ihm gehe es vielmehr um die Wiederherstellung des Feudalismus. Auch bringt er republikanische Untaten, wie etwa die Zerstörung der Landgüter von Franco-Getreuen, zur Sprache.
Die Erfahrungen im Spanischen Bürgerkrieg waren für Orwell ein Schlüsselerlebnis hinsichtlich totalitärer Herrschaft. Er bearbeitete das Thema später in seinen Romanen 1984 und Animal Farm. Darin erzählt er auf allegorische Weise davon, wie die ursprüngliche sozialistische Idee durch stalinistische Einflüsse verfälscht wird und in eine Herrschaft des Terrors mündet.“
https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/mein-katalonien/5986
Farm der Tiere
https://www.youtube.com/watch?v=Xrej4985B3M
https://www.youtube.com/watch?v=O6ZZxgqaJlo
„Worum es geht
Eine Satire auf das Scheitern einer Revolution
George Orwells Farm der Tiere wurde gelegentlich als Märchen für Kinder missverstanden. In Wahrheit ist es eine knallharte satirische Streitschrift gegen den Stalinismus. Erzählt wird der traurige Verlauf einer Revolution in Form einer Fabel: Bald nachdem die Tiere ihren Herrn vom Hof vertrieben haben, übernehmen die Schweine die Herrschaft. Mittels Propaganda und Terror zerstören sie systematisch alle Errungenschaften der Revolution und stellen das alte System aus Herrschertum und Knechtschaft wieder her. Am Schluss haben die Schweineführer die Gestalt der Menschen angenommen und unterdrücken die gewöhnlichen Tiere mit der Peitsche. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die pessimistische Parabel im Westen als antikommunistisches Lehrstück gefeiert und zum Standardwerk der politischen Erziehung erhoben. Dabei wollte Orwell eigentlich die perversen Auswüchse von Stalins Diktatur attackieren, um der wahren Idee des Sozialismus wieder zur Geltung zu verhelfen. Besonders lesenswert macht Farm der Tiere die Verbindung einer scharfen politischen Karikatur mit der Kindermärchensprache.
Take-aways
Farm der Tiere ist neben 1984 George Orwells bekanntestes Buch.
Die Fabel ist eine Satire auf die Russische Revolution von 1917 und die Errichtung einer Diktatur unter Josef Stalin.
Die unzufriedenen Tiere auf einer Farm in England führen erfolgreich eine Rebellion durch: Sie vertreiben ihren brutalen Herrn und übernehmen den Hof.
Gemeinsam formulieren die Tiere sieben Gebote für eine gerechtere Gesellschaft: die Prinzipien des "Animalismus".
Nach und nach übernehmen die Schweine die Führung und verschaffen sich immer mehr Privilegien. Dabei biegen und brechen sie ein Gesetz nach dem anderen.
Das Führerschwein Napoleon verjagt seinen Rivalen Schneeball von der Farm, betreibt einen Führerkult und errichtet mit einer Hundepolizei ein Terrorregime.
Am Schluss herrschen auf der Farm wieder die gleichen Machtverhältnisse wie vor der Revolution: Die Schweine sind von den alten Herren nicht mehr zu unterscheiden.
In dem Satz "Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher" wird die absurde Verdrehung der kommunistischen Ideale unter der Schweineherrschaft auf den Punkt gebracht.
Orwells Kritik geht über eine bloße Stalinismusschelte hinaus: Er warnt davor, dass jede Revolution zu neuer Unterdrückung führen kann.
Während des Zweiten Weltkriegs war in England Kritik am Verbündeten Stalin tabu, und Farm der Tiere fand deshalb bis 1945 keinen Verleger.
Während des Kalten Kriegs war das Buch in den Staaten des Ostblocks verboten, im Westen wurde es dagegen als antikommunistisches Lehrstück gefeiert.
Farm der Tiere wurde 1956 als Zeichentrickfilm furios umgesetzt.
Zusammenfassung
Das Gespenst der Revolution auf dem Bauernhof
Auf einer Farm in England versammelt eines Nachts ein alter Eber namens Old Major alle Tiere in der Scheune. Der Hof gehört Mr. Jones, einem brutalen und trunksüchtigen Herrscher. Old Major hält eine aufwieglerische Rede. Er führt den Tieren vor Augen, wie elend und grausam ihr Leben auf der Farm ist. Schweine, Hühner, Pferde und Kühe seien nichts als Sklaven und die Menschen ihr natürlicher Feind. Als Gegenbild zu diesem "Schweineleben" malt Old Major ein Traumbild von freien Tieren, die nur für sich selbst arbeiten und den ganzen Ertrag teilen. Der alte Eber ruft die Tiere zur Rebellion auf. Der Kampf gegen den selbstsüchtigen Menschen müsse gewonnen werden. Zum Schluss der Versammlung singt Old Major eine Hymne auf die Freiheit: "Tiere Englands". Die Tiere auf der Farm sind so begeistert, dass sie das Lied gleich fünfmal hintereinander singen. Unglücklicherweise wird Mr. Jones durch den Lärm geweckt. Er löst die Versammlung der Tiere mit einer Ladung Schrot auf. Obwohl Old Major drei Nächte später stirbt, wirkt seine revolutionäre Rede nach. Die Tiere bereiten sich auf die Rebellion vor. Dabei übernehmen die Schweine als die schlauesten unter ihnen die Führung. Unter den Schweinen wiederum tun sich zwei junge Keiler besonders hervor: der wuchtige und durchsetzungsfähige Napoleon sowie der einfallsreiche Schneeball. Zusammen mit dem brillanten Redner Schwatzwutz arbeiten die beiden Old Majors Lehre zu einem kompletten Denksystem aus: dem Animalismus.
Der Umsturz und seine Blüten
Die Revolution kommt überraschend schnell. Als Mr. Jones einmal einen ganzen Tag lang vergisst, die Tiere zu füttern, drückt eine aufgebrachte Kuh mit den Hörnern die Futterkammer ein. Die hungernden Tiere bedienen sich. Mr. Jones und seine Leute wollen dies mit der Peitsche verhindern, aber sie werden mit Stößen und Tritten eingedeckt. Die Menschen geraten in Panik und flüchten von der Farm. Nun sind die Tiere an der Macht. Im Zuge der Revolutionsfeierlichkeiten singen sie ohne Ende "Tiere Englands".
„Kein Tier in England ist frei. Das Leben eines Tieres ist Jammer und Sklaverei: das ist die nackte Wahrheit.“ (Old Major)
Die Schweine haben in den letzten Monaten schreiben und lesen gelernt. Sie taufen den Hof in "Farm der Tiere" um. Dann pinseln Napoleon und Schneeball mit weißer Farbe die sieben Gebote des Animalismus an die Scheunenwand. Die Gebote lauten: 1. Alles was auf zwei Beinen geht, ist ein Feind. 2. Alles, was auf vier Beinen geht oder Flügel hat, ist ein Freund. 3. Kein Tier soll Kleider tragen. 4. Kein Tier soll in einem Bett schlafen. 5. Kein Tier soll Alkohol trinken. 6. Kein Tier soll ein anderes Tier töten. 7. Alle Tiere sind gleich.
„Tiere Englands, Tiere Irlands, / Tiere, ihr, von fern und weit, / Höret meine frohe Botschaft / Von der gold’nen Zukunftszeit.“ (Old Major)
Nach dieser Unabhängigkeitserklärung gehen alle Tiere aufs Feld, um gemeinsam die erste eigene Ernte einzubringen. Aus ihrer Unterjochung befreit, arbeiten sie fleißig wie nie. Die größte Heuernte der Farmgeschichte wird erzielt. Alle helfen mit - nur die Schweine konzentrieren sich auf das Dirigieren. Das selbst verdiente Futter schmeckt den Tieren viel besser. Boxer, das starke Arbeitspferd, übertrifft alle anderen mit seinem Einsatz. Es handelt stets nach dem Motto: "Ich will und werde noch härter arbeiten!"
„Jeder Bissen Futter war ein echter Hochgenuss, jetzt wo es wirklich ihr eigenes Futter war, von ihnen selbst und für sie selbst produziert und nicht mehr von einem missgünstigen Herrn widerwillig an sie ausgeteilt.“
Sonntags wird nicht gearbeitet. In einer Zeremonie hissen die Tiere stattdessen die neue Flagge der Farm: ein weißer Huf mit weißem Horn auf grünem Tuch. Nach dem sonntäglichen Fahnenakt treffen sich die Tiere in der Scheune zu politischen Debatten. Die Schweine lernen nun immer mehr menschliche Fertigkeiten. Schneeball gründet verschiedene Komitees mit dem Ziel, die Tiere zu besseren Leistungen zu bringen. Der Erfolg der Lese- und Schreibklassen fällt allerdings zwiespältig aus. Für die Schafe sind die sieben Gebote zu anspruchsvoll. Sie beschränken sich auf das Auswendigblöken der vereinfachten Maxime: "Vierbeiner gut, Zweibeiner schlecht." Napoleon schafft heimlich neun Hundewelpen zur Seite, um sie für seine Zwecke ausbilden zu lassen. Die Schweine trinken nicht nur alle Milch selbst, sondern beanspruchen nun auch das Fallobst für sich. Schließlich seien sie die Kopfarbeiter.
„Glaubt nicht, Genossen, dass Führerschaft ein Vergnügen ist! Im Gegenteil, sie bedeutet eine tiefe und schwere Verantwortung.“ (Schwatzwutz)
Die Besitzer der beiden Nachbarsfarmen, Mr. Pilkington von Fuchswald und Mr. Frederick von Knickerfield, sind von der Angst getrieben, ihre eigenen Tiere könnten von revolutionären Ideen angesteckt werden. Sie verbünden sich mit Farmer Jones zu einer Rückeroberungsaktion. Der Überfall findet im Oktober statt. Mr. Jones schreitet mit einer Flinte bewaffnet voran, gefolgt von einem halben Dutzend Leuten. Die Tiere wehren sich mit Zähnen und Hufen. Unter dem Kommando von Schneeball gewinnen sie die "Schlacht am Kuhstall".
Der Streit um die Windmühle
Die beiden Leitschweine Napoleon und Schneeball geraten immer öfter in Streit. Schneeball brilliert dabei mit seinen Reden, Napoleon hält mit Intrigen dagegen. Er befürwortet die Aufrüstung zwecks Verteidigung. Schneeball schlägt stattdessen die Aussendung von Tauben vor, um die Rebellion auf den Nachbarsfarmen zu schüren. Außerdem will er eine Windmühle bauen, um den Hof zum Wohl der Tiere mit Strom zu versorgen. Napoleon ist gegen dieses Projekt. Nach wochenlangen Diskussionen versammeln sich die Tiere zur Abstimmung über das Windmühlenprojekt. Mit einer flammenden Rede über den Fortschritt zieht Schneeball alle auf seine Seite. Doch vor der voraussehbaren Abstimmungsniederlage schlägt Napoleon zu: Er hetzt neun riesige Hunde auf Schneeball, der Hals über Kopf flüchten muss. Napoleon hat die entwendeten Welpen zu Kampfhunden dressiert. Diese begleiten ihn von nun an und pflegen störende Fragen der anderen Tiere durch Knurren abzuwürgen. Bald schafft Napoleon die Sonntagvormittagstreffen ganz ab. Eiserne Disziplin wird zur neuen obersten Maxime erhoben. Völlig überraschend lässt Napoleon verkünden, dass die Windmühle nun doch gebaut werde.
Propaganda und Terror
Die Tiere arbeiten wieder wie Sklaven, sind jedoch glücklich. Mit Drohungen einer Kürzung der Rationen führt Napoleon die Sonntagsarbeit ein. Der Bau der Windmühle verlangt zusätzliche Anstrengungen. Boxer leistet beim Heranschleppen der Steine Überpferdliches. Eines Sonntags verkündet Napoleon eine neue Politik: Um Materialien wie Nägel, Schnur oder Hundekuchen zu bekommen, will er Handelsbeziehungen zu den Nachbarfarmen aufnehmen. Dazu sollen Teile der Ernte sowie Eier verkauft werden. Resolutionen aus der Anfangsphase der Revolution werden von den Schweinen außer Kraft gesetzt. So ziehen sie ins Farmhaus ein, weil es der "Würde des Führers" besser entspreche. Das vierte Gebot wird heimlich abgeändert in: "Kein Tier soll in einem Bett schlafen - mit Leintüchern". Die Schweine schlafen im Bett aber so gut, dass sie ab jetzt sogar eine Stunde später aufstehen.
„Wenn Genosse Napoleon es sagt, dann muss es richtig sein.“ (Boxer)
Die Windmühle ist fast fertig, als ein schwerer Sturm sie zum Einstürzen bringt. Napoleon sieht darin einen Sabotageakt Schneeballs, den er - in Abwesenheit - zum Tode verurteilt. Unter lauten Parolen wird sofort wieder mit dem Wiederaufbau begonnen - mit doppelt so dicken Mauern. Während Schwatzwutz exzellente Reden über die Freude des Dienens hält, schuften sich die Tiere bei halber Ration fast zu Tode.
Hungersnot und Säuberungen auf der Farm
Ende Januar wird den Hühnern mitgeteilt, dass sie ihre Eier abliefern müssen, damit die Farm Vorräte kaufen kann. Spontan entsteht ein kleiner Hühneraufstand, den Napoleon aber brutal niederschlägt. Schneeball wird jetzt von Napoleon und seinen Leuten systematisch angeschwärzt. Seine Heldentaten in der Schlacht werden von Schwatzwutz umgedeutet. In einem großen Schauprozess erreicht der Terror auf der Farm der Tiere einen vorläufigen Höhepunkt: Vier aufmüpfige Schweine und die drei Rädelsführerinnen des Hühneraufstands werden zu Geständnissen gezwungen und als Feinde der Revolution hingerichtet. Eine Gans und drei Schafe, die aus Angst weitere kleine Vergehen beichten, werden ebenfalls getötet. Boxer wird von Napoleons Hunden angegriffen, kann sich aber wehren. Im Schock über dieses Gemetzel scharen sich die Tiere zusammen und stimmen wehmütig "Tiere Englands" an. Napoleon erklärt daraufhin das Lied für abgeschafft und lässt eine Ersatzhymne komponieren.
„Den Frühling und Sommer über arbeiteten sie sechzig Stunden in der Woche, und im August verkündete Napoleon, dass auch sonntagnachmittags gearbeitet werden würde. Diese Arbeit war rein freiwillig, doch wurden jedem Tier, das ihr fernblieb, die Rationen auf die Hälfte gekürzt.“
Nachdem sich das Entsetzen etwas gelegt hat, erinnern sich die Tiere an das sechste Gebot. An der Scheunenwand heißt dieses jetzt aber: "Kein Tier soll ein anderes Tier töten - ohne Grund." Die Tiere arbeiten härter und länger als je und kriegen weniger zu essen. Schwatzwutz präsentiert derweil lange Zahlenkolonnen, die die verbesserte Produktion beweisen sollen. Um Napoleon, den "Vater aller Tiere", entwickelt sich immer mehr ein Führerkult.
Das Schicksal der Windmühle
Die Fertigstellung der Windmühle wird mit einem Triumphtanz gefeiert, obwohl die Maschinerie noch fehlt. Napoleon will zur Devisenbeschaffung einen großen Stapel Bauholz verkaufen. Nach Scheinverhandlungen mit Mr. Pilkington verkündet er, den Stapel an Mr. Frederick zu verkaufen. Die Tiere sind erstaunt, weil Frederick zuvor als Feind gegolten hat und weil bekannt ist, dass er die Tiere auf seiner Farm quält. Die Parole "Tod Frederick" wird aber kurzerhand in "Tod Pilkington" abgeändert. Frederick transportiert das Bauholz rasch ab, im Tausch gegen eine Schüssel voll Banknoten. Doch Napoleon ist hinters Licht geführt worden: Die Banknoten sind gefälscht. Schon am nächsten Morgen wird die Farm von Mr. Frederick angegriffen. Diesmal sind es 15 Männer, einige davon mit Schrotflinten bewaffnet. Als sie die Windmühle in die Luft sprengen, geraten die Tiere außer sich vor Wut und greifen an, ohne Rücksicht auf Verluste. Die Schlacht ist um einiges blutiger als die erste: Fast alle Tiere werden verwundet, doch Fredericks Leute ergreifen die Flucht, als sie Napoleons Hunde erblicken. Die Windmühle ist bis auf die Grundmauern zerstört. Trotz des vergossenen Blutes feiern die Schweine den Sieg in der "Schlacht an der Windmühle" mit einer Flasche Whiskey.
„Ich will und werde noch härter arbeiten!“ (Boxer)
Die Farm wirtschaftet nicht schlecht, die Tiere haben aber nichts davon. Einerseits sind durch Zuzug und Vermehrung immer mehr Mäuler zu stopfen, andererseits beanspruchen die Schweine immer mehr Privilegien. Alle Schweine dürfen nun Bänder tragen, und Napoleon isst große Mengen von Zucker. Außerdem muss ein Schulzimmer für seine 31 Nachkommen erstellt werden. Um den wachsenden Widerwillen der Tiere im Keim zu ersticken, befiehlt Napoleon, in "Spontan-Demonstrationen" die Triumphe der Farm zu feiern. Im April ruft Napoleon die Republik aus und lässt sich einstimmig zum Präsidenten wählen.
„Nun, da Schwatzwutz das Geschehen so anschaulich schilderte, schien es den Tieren, als erinnerten sie sich daran.“
Aus Boxer ist ein müder Arbeitsgaul geworden. Eines Tages bricht er beim Schleppen von Steinen zusammen. Die Tiere tragen Boxer in den Stall, wo er sich mit der Hoffnung auf seinen Ruhestand tröstet. Doch statt auf die grüne Wiese wird Boxer zum Pferdemetzger gebracht. Schwatzwutz erstickt das Entsetzen der Tiere mit Lügen über Boxers friedlichen Tod im Spital. Die Schweine haben plötzlich Geld, um sich noch mehr Whiskey zu kaufen.
Das Ende aller Illusionen
Einige Jahre sind vergangen und nur noch wenige Tiere, die die Revolution selbst mitbekommen haben, sind am Leben. Mr. Jones ist in einer Trinkerheilanstalt gestorben. Schneeball und Boxer sind längst vergessen. Die Farm ist größer geworden. Sogar die Windmühle läuft jetzt. Sie wird allerdings nicht zur Stromproduktion verwendet, sondern um die Gerste für das Bier der Schweine zu mahlen. Die Tiere merken langsam, dass etwas schief gelaufen ist: Keiner ist je in den Ruhestand getreten, von der Dreitagewoche wird längst nicht mehr gesprochen. Dafür haben sich Bürokratie und Repression zu einem riesigen Apparat aufgebläht. Die Tiere halten sich an dem letzten Überbleibsel der Ideologie fest: Niemand geht auf zwei Beinen. Doch auch dies ändert sich an einem lauen Abend, als plötzlich alle Schweine auf den Hinterbeinen über den Hof stolzieren. Napoleon tritt, umringt von seinen Hunden, in den Hof und schwingt eine Peitsche. Bevor jemand an Protest denken kann, brechen die Schafe in ein ungeheures Blöken aus. Schwatzwutz hat ihnen rechtzeitig das neue Lied beigebracht: "Vierbeiner gut, Zweibeiner besser!"
„Ich verstehe das nicht. Ich hätte nicht geglaubt, dass auf unserer Farm solche Dinge passieren könnten. Der Fehler muss irgendwo bei uns selbst liegen.“ (Boxer)
Als die Tiere diesmal einen Blick auf die sieben Gebote werfen wollen, steht da nur noch eines: "Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher." Von nun an tragen die Schweine auch Mister Jones’ Kleider. Eines Abends empfangen sie eine Delegation von Nachbarsbauern. Die anderen Tiere schleichen sich neugierig ans Fenster des Esszimmers. Mr. Pilkington hält gerade eine Rede, in der er die Schweine für ihr hartes Regime lobt. Alle Farmer würden sich ein Beispiel nehmen an der Farm der Tiere, wo die niederen Tiere für weniger Futter arbeiteten als irgendwo sonst. Napoleon lobt seinerseits das neue nachbarschaftliche Auskommen mit den Menschen. Als er die "Farm der Tiere" wieder in "Herren-Farm" umtauft, schleichen die Tiere stumm davon, aller Illusionen beraubt. Sie kehren nur kurz zurück, als unter den Menschen und Schweinen beim Kartenspiel ein Streit entbrennt. Als die Tiere aber auf die zwölf Streitenden blicken, sind Schweine und Menschen nicht mehr zu unterscheiden.
Zum Text
Aufbau und Stil
Auf den ersten Blick ein Märchen für Kinder, ist George Orwells Farm der Tiere in Wahrheit eine äußert scharfe politische Streitschrift. Die Geschichte der Revolution der Tiere auf dem Bauernhof ist nüchtern und einfach erzählt, aber voll von Anspielungen auf historische Begebenheiten. Orwell überzeichnet mit den Stilmitteln der Ironie und der Satire die Entwicklung der Sowjetunion von der Russischen Revolution bis zur Diktatur unter Josef Stalin. Die kommunistische Utopie wird durch die Satire als Umsturz brutaler Schweine entlarvt und entpuppt sich letztlich als Anti-Utopie. Die Dummheit der Tiere und ihre Unfähigkeit zum Handeln angesichts der Machenschaften der Schweine wirken im Ergebnis so abschreckend, dass der Leser zu einer politischen Stellungnahme herausgefordert wird. Das Buch ist in zwölf Kapitel gegliedert. Farm der Tiere ist ein Musterbeispiel der literarischen Allegorie. Fast jedes Tier auf dem Hof lässt sich einer bestimmten politischen Figur jener Epoche zuordnen. Die Handlung zeichnet recht detailliert die geschichtlichen Ereignisse in der Sowjetunion nach. Die "sieben Gebote des Animalismus" und die Lieder der Tiere sind eine deutliche Parodie auf die Parolen und Propaganda des Kommunismus.
Interpretationsansätze
Farm der Tiere ist eine satirische Streitschrift gegen den Stalinismus und vor allem gegen dessen Zerstörung der sozialistischen Ideale. Die Geschehnisse auf der Farm sind eine Parodie auf die Entwicklungen im Russland nach der Revolution, wo sich bald Bürokratie, Repression und ein Führerkult entwickelten.
Die Fabel ist voll von konkreten Analogien zur realen Geschichte. So stellen die beiden rivalisierenden Führerschweine Napoleon und Schneeball Josef Stalin und seinen politischen Gegner Leo Trotzki dar. Der Angriff des Nachbarfarmers Frederick, der die Windmühle, das Symbol des wirtschaftlichen Fortschritts, sprengt, ist eine Anspielung auf das "Unternehmen Barbarossa", den Angriff Hitler-Deutschlands auf Russland.
Orwell führt deutlich vor Augen, wie der hoffnungsvolle Anfang einer Revolution durch Propaganda und Terror zerstört wird und wie sich die neue Elite vollständig den alten Machthabern angleicht. Macht korrumpiert, so lautet die Moral von der Geschicht’; jede Revolution kann in Diktatur umschlagen.
In der Anti-Utopie Farm der Tiere vertritt Orwell eine pessimistische Weltsicht, frei von politischen Illusionen. Dieses Schreckensbild soll beim Leser aber auch einen Erkenntniseffekt provozieren und ihn idealerweise zum Handeln bewegen.
Farm der Tiere hat auch Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht an Aktualität eingebüßt. Denn die Kritik richtet sich nicht nur gegen den Stalinismus, sondern gegen jegliche Anwendung von totalitären Methoden zur angeblichen Verteidigung der Demokratie - wie es sie heute z. B. im "Krieg gegen den Terror" gibt.
Die rücksichtslose Lügenpropaganda und Geschichtsverfälschung der Schweine sind Motive, die Orwell ebenfalls in seinem späteren Meisterwerk 1984 verwendete. Auch der beschriebene Missbrauch der Sprache durch die Mächtigen ist keinesfalls mit dem Kommunismus verschwunden.
Das von Orwell gezeichnete Schreckensbild einer gleichgeschalteten Gesellschaft erwies sich in vielen Punkten als prophetisch und ist immer noch aktuell. Der Satz "Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher" bleibt als geflügeltes Wort lebendig.
Historischer Hintergrund
Der Stalinismus
Farm der Tiere ist zwar eine parodistische Überzeichnung, doch das Tierleben auf der Farm folgt in erstaunlich vielen Details den historischen Ereignissen in der frühen Sowjetunion. So ist die Rivalität der beiden Leitschweine Schneeball und Napoleon nichts anderes als eine satirische Nacherzählung der Auseinandersetzung zwischen Leo Trotzki und Stalin. Trotzki, der Kriegsminister Lenins, wurde von dessen Nachfolger Josef Stalin und seinen Gefolgsleuten erst in der Partei isoliert, dann ausgeschlossen, verbannt und schließlich 1940 im Exil ermordet. Stalin befürwortete wie das Schwein Napoleon "die Entwicklung des Sozialismus in einem Land" und führte die Verschärfung des Klassenkampfes als Legitimation für Repressionen ins Feld. Typisch stalinistisch sind außerdem bestimmte Formen des Personenkults, etwa die Vorliebe für gigantische Denkmäler. Schauprozesse wie auf der Farm der Tiere gab es auch in Russland, und die zum Blöken instruierten Schafe erinnern an Stalins organisierte Hurraschreier. Die Sowjetunion nahm bereits vor dem Zweiten Weltkrieg die Form eines totalitären Regimes an. Das Volk litt in den Jahren nach der Revolution von 1917 unter zahlreichen Hungersnöten. Von 1936 bis 1938 tötete Stalin in den so genannten Säuberungsaktionen systematisch die Gegner seines Regimes. Historiker gehen von insgesamt 20-40 Millionen Opfern aus, die in die sowjetischen Zwangsarbeitslager verbannt oder ermordet wurden.
Entstehung
Orwell schrieb Farm der Tiere von November 1943 bis Februar 1944, also mitten im Zweiten Weltkrieg, als die Sowjetunion zu den Verbündeten Großbritanniens und der USA gegen Hitler-Deutschland zählte. Wie der Autor in seinem Nachwort schreibt, hatte er die Grundidee für das Buch bereits 1937. Orwell beschäftigte sich damals wie viele Sozialisten mit der Frage, wieso die Revolution in Russland offenkundig gescheitert war. Während des Krieges war Orwell für die BBC tätig und begann mit der Niederschrift der Fabel. Die satirische Attacke gegen Stalin konnte jedoch anfangs lange nicht veröffentlicht werden: Die Kritik am Verbündeten Stalin war unschicklich, sodass das Buch erst nach dem Krieg einen Verleger fand. Orwell wollte Farm der Tiere auch als Manifest für die Meinungsfreiheit verstanden wissen, die in Zeiten des Krieges durch Zensur und Selbstzensur gefährdet ist. In seinem Nachwort über die Pressefreiheit schreibt er: "Falls Freiheit überhaupt irgendetwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen." Für Orwell gehörte zur Verteidigung der Demokratie unbedingt auch die gedankliche Unabhängigkeit. Wie es im Nachwort weiter heißt, richtete sich sein kämpferisches Märchen also auch gegen die vorherrschende öffentliche Meinung, die so genannte "Orthodoxie", die jegliche Kritik am Verbündeten Sowjetrussland verbot. Nicht nur die politische Linke hatte in jener Zeit die Tendenz, die negativen Entwicklungen in der Sowjetunion zu verdrängen oder angesichts der gleichzeitigen Gräuel des Faschismus zu relativieren. Während des Krieges war in Großbritannien auch die Verehrung der militärischen Leistungsfähigkeit der Sowjetunion weit verbreitet.
Wirkungsgeschichte
Was der immer um Unabhängigkeit bestrebte Denker Orwell geahnt hatte, traf ein: Schon kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Kritik an Stalin opportun und der Antikommunismus selbst zur "herrschenden Orthodoxie". Der Wind hatte gedreht, und Orwells Fabel, deren Publikation zu Kriegszeiten noch verboten war, wurde zum beliebten Lehrtext im Westen. Noch heute ist Farm der Tiere eine weit verbreitete Schullektüre, da das Buch in einfacher Sprache politisches Verständnis vermittelt. Die Geschichte gehört zu den bekanntesten Werken des 20. Jahrhunderts. In den kommunistischen Staaten war das Buch bis zum Fall des Eisernen Vorhangs um 1990 verboten.
1954 wurde Farm der Tiere in Großbritannien von John Halas und Joy Batcheler in einer Zeichentrickversion verfilmt. Die Autoren erzählten Orwells Geschichte zwar frei nach, sie setzten aber die Gratwanderung zwischen Kindermärchen und politischem Schreckstück fort. Das fehlende Happy End hat die Schockwirkung bei vielen Kindern nicht verfehlt, und der Film wird noch heute zur Illustration der Lektüre in Schulen gezeigt.
In England wurde Farm der Tiere 1984 auch in einer Dramatisierung von Peter Hall auf die Bühne gebracht. Nach dem Fall der Sowjetunion wagte der Regisseur John Stephenson 1999 eine weitere Verfilmung fürs amerikanische Fernsehen. In dem Animationsfilm sind die Farmbewohner realistische, dreidimensionale Tierfiguren, denen Hollywood-Schauspieler wie Peter Ustinov die Stimme leihen. Der Film wurde kritisiert, weil er entgegen der literarischen Vorlage ein Happy End anfügt: Die Schreckensherrschaft der Schweine wird gestürzt und die Farm der Tiere wird von einer neuen, idealen Superfamilie übernommen.“
https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/farm-der-tiere/5576
1984
https://www.youtube.com/watch?v=ayU_Dl-G3wY
https://www.youtube.com/watch?v=jKb6DH_rAEc
„Worum es geht
Ein Plädoyer gegen totalitäre Herrschaft
„Big Brother is watching you!“ – der Slogan ist längst zum Synonym für totale staatliche Überwachung geworden. Als George Orwell 1948 seinen Roman 1984 fertigstellte, stand er unter dem Eindruck der Entwicklungen in der Sowjetunion unter Stalin. Da englische Intellektuelle dem Sozialismus sowjetischer Prägung zunehmend mit Akzeptanz begegneten, befürchtete Orwell, sie könnten sich vom totalitären Staatsdenken verführen lassen. Als Folge führte er ihnen in seinem Roman den Totalitarismus drastisch vor Augen. Lohnt es sich nach dem Untergang des Ostblocks noch, den Roman zu lesen? Auf jeden Fall, denn das Buch ist nicht nur ein eindringliches Plädoyer gegen totalitäre Herrschaft jeglicher Couleur, sondern hat auch literarische Qualitäten. 1984 verbindet fantastische mit realistischen Elementen, politische Satire mit einem spannenden Plot. Eindringlich führt der Roman vor, wie Sprache zum Instrument der Manipulation gerät und moderne Kommunikationsmittel die Privatsphäre der Menschen bedrohen. Orwells düsterer und pessimistischer Zukunftsroman war schon bei seinem Erscheinen nur wenige Schritte von der Gegenwart entfernt – und ist es auch heute noch.
Take-aways
George Orwells Roman 1984 zählt zu den berühmtesten Antiutopien der Weltliteratur.
Inhalt: Winston Smith widersetzt sich der totalen Herrschaft des Staates Ozeanien: Heimlich beginnt er eine Liebesbeziehung und tritt einer Widerstandsbewegung bei. Zu spät erkennt er, dass die allmächtige Partei jeden seiner Schritte beobachtet hat. Durch Folter wird sein Denken und Fühlen ausgelöscht; er wird zum perfekten Parteisoldaten.
Der 1948 fertiggestellte Roman spielt auf die historische Entwicklung in der Sowjetunion unter Stalin an.
Da sich die englische Linke zunehmend mit dem Sozialismus sowjetischer Prägung anfreundete, fürchtete Orwell eine Ausbreitung totalitären Denkens.
1984 prangert sowohl den Imperialismus wie auch die gesellschaftlichen Missstände an, die Orwell in seiner englischen Heimat vorfand.
Orwells Zukunftswelt hat fantastische und zugleich realistische Züge, in denen der Leser seine eigene Gegenwart wiedererkennt.
Die Sprache als Instrument der Manipulation spielt im Roman eine bedeutende Rolle.
Das Buch wurde schon bald nach seinem Erscheinen ein Welterfolg und mehrmals verfilmt.
Zahlreiche Begriffe und Wendungen des Werks sind in den alltäglichen Sprachgebrauch eingegangen. Am bekanntesten: „Big Brother is watching you.“
Zitat: „Freiheit bedeutet die Freiheit, zu sagen, dass zwei und zwei vier ist. Gilt dies, ergibt sich alles Übrige von selbst.“
Zusammenfassung
Die totale Überwachung
Es ist der 4. April 1984. Oder doch nicht? Winston Smith hat schon seit Langem jedes Zeitgefühl verloren. Zudem erscheinen ihm seine Erinnerungen trügerisch, seit in Ozeanien Engsoz, der Englische Sozialismus, herrscht. In ganz London, der Hauptstadt der drittbevölkerungsreichsten Provinz Ozeaniens, hängen Plakate, von denen der Große Bruder herunterstarrt. Die Straßen sind überwacht, Kinder bespitzeln ihre Eltern. Nicht einmal in den eigenen vier Wänden entkommt man der Kontrolle der Partei. Dafür sorgt der Teleschirm, ein Apparat, über den die Bewohner mit Propaganda beschallt und gleichzeitig beobachtet werden. Mittels der Techniken Realitätskontrolle und Doppeldenk beherrscht die Partei das Gedächtnis der Menschen. Doch die Erinnerung des 39-jährigen Winston steht noch nicht völlig unter fremdem Einfluss. Gelegentlich flackern Bilder besserer Zeiten auf, in denen seine Eltern und seine Schwester, die vaporisiert wurden, noch lebten. Wenn er auch vieles vergessen hat, eines weiß Winston sicher: Er muss der Zukunft ein Zeugnis hinterlassen, ein Tagebuch, das er in einer vom Teleschirm nicht erfassten Nische seiner Wohnung führt. Während er darin schreibt, denkt er an einen Mann namens O’Brien, ein mächtiges Mitglied der Inneren Partei, von dem er glaubt, dass er auf seiner Seite steht.
Die Lügen der Propaganda
Winston ist Angestellter im Miniwahr, dem Ministerium für Wahrheit, das sich mit dem Nachrichtenwesen, der Erziehung und den schönen Künsten befasst. Seine Aufgabe ist es, schriftliche Zeugnisse der Vergangenheit der Gegenwart anzupassen. Unermüdlich schreibt er ältere Zeitungsartikel und Bücher um, korrigiert Statistiken und wirtschaftliche Prognosen, löscht die Namen von Personen, die vaporisiert wurden, und erfindet damit die Geschichte neu. Nach der Korrektur wirft er die alten Dokumente in das Gedächtnis-Loch, wo sie verbrannt und für immer aus dem Bewusstsein der Menschen gelöscht werden. Auch der Akt des Auslöschens sollte damit vergessen werden, doch das gelingt offenbar nicht immer: Ende der 60er Jahre etwa wurden in großen Säuberungsaktionen die ursprünglichen Führer der Revolution beseitigt. Drei von ihnen, Jones, Aaronson und Rutherford, legten umfangreiche Geständnisse ab und wurden hingerichtet. Etwa fünf Jahre später fiel Winston zufällig ein alter Zeitungsartikel in die Hände, der die drei entlastete. Zu dem Zeitpunkt, an dem sie angeblich Verrat begangen hatten, waren sie tatsächlich ganz woanders gewesen. Damit war bewiesen, dass ihre Geständnisse unter Folter erzwungene Lügen waren. Winston vernichtete das brisante Dokument, das die Macht der Partei hätte sprengen können, doch in seiner Erinnerung existiert es fort.
„KRIEG IST FRIEDEN. FREIHEIT IST SKLAVEREI. UNWISSENHEIT IST STÄRKE.“ (Parteiparolen)
Syme, ein Kollege von Winston, mit dem er in der heruntergekommenen Kantine sein karges Mittagessen einnimmt, hat die Aufgabe, der Amtssprache – dem Neusprech – ihren letzten Schliff zu geben. Massenweise Wörter werden ausgemerzt; die Sprache wird so auf ihr nacktes Gerüst reduziert. Das Wort „schlecht“ etwa wird durch „ungut“ ersetzt, das Wort „hervorragend“ durch „plusgut“. Auf diese Weise sollen alle Gedankenschattierungen verschwinden und Gedankenverbrechen unmöglich gemacht werden, da es keine Worte mehr geben wird, mit denen man sie ausdrücken kann. Syme erklärt, die Literatur werde komplett umgeschrieben, der Begriff „Freiheit“ ausgelöscht und so werde Strenggläubigkeit schließlich das Denken ersetzen. Er wirft Winston vor, noch zu sehr im Altsprech – und damit in dem alten Denken – verhaftet zu sein.
Alltag in Ozeanien
Nach offiziellen Verlautbarungen herrscht in Ozeanien Überfluss, tatsächlich aber sind selbst alltägliche Gebrauchsgegenstände wie Rasierklingen Mangelware. Die Parteimitglieder sind entgegen dem propagierten Menschenideal überwiegend klein und hässlich. Sie tragen Trainingsanzüge, ernähren sich von Eintöpfen und Kunstfleisch. Ihre Häuser sind verfallen und schmutzig, die Möbel kaputt, Zigaretten und Schokolade rationiert, nur synthetischer Gin zur Betäubung der Sinne fließt reichlich. Der Alltag – vom Morgensport bis zu den Gemeinschaftsabenden – ist streng geregelt. Täglich werden Hass-Sendungen ausgestrahlt, deren Wirkung sich niemand entziehen kann. Sie dienen dazu, die Bevölkerung gegen Emmanuel Goldstein, einst ein Revolutionsheld und jetzt der Anführer der Untergrundorganisation „Die Brüderschaft“, und gegen den Kriegsfeind Eurasien aufzustacheln. Dass Eurasien bis vor wenigen Jahren der Verbündete Ozeaniens im Kampf gegen Ostasien war, wurde aus dem allgemeinen Bewusstsein gelöscht; Winston erinnert sich allerdings noch vage daran. Das einzige erlaubte Vergnügen für Parteimitglieder bieten Schauprozesse und öffentliche Hinrichtungen. Sex unter Genossen, selbst verheirateten, ist verpönt und dient allein der Fortpflanzung. Die Prostitution von Proles-Frauen dagegen wird stillschweigend geduldet, bei ihnen können Parteimitglieder ihre Instinkte ausleben.
Auf der Suche nach der Vergangenheit
Winstons ganze Hoffnung liegt auf der Unterschicht, den Proles – immerhin 85 % der Bevölkerung. Zwar erhebt die Partei den Anspruch, sie aus Armut und kapitalistischer Knechtschaft befreit zu haben, doch es geht ihnen nicht besser als vor der Revolution. Weitgehend unkontrolliert leben sie in ihren Elendsvierteln und lenken sich mit Lotto, Kino, Fußball und Bier von der schweren körperlichen Arbeit ab. Um sich ein eigenes Bild vom Leben der Proles zu machen, fährt Winston in eines ihrer Viertel. Hier herrscht buntes Treiben in den Straßen und Kneipen, wenngleich die Menschen abgestumpft wirken. Doch im Unterschied zu den Parteimitgliedern scheinen sie innerlich nicht verhärtet, sondern menschlich geblieben zu sein. Bei dem Antiquitätenhändler Charrington kauft Winston einen gläsernen Briefbeschwerer – ein verbotener Akt in einem Staat, der alles Alte und Schöne auszumerzen trachtet. Winston lässt sich ein Zimmer zeigen, das mit alten Möbeln und Bildern seine Sehnsucht nach der Vergangenheit weckt. Auf einem Stich ist eine Kirche zu sehen, von der nur noch eine Ruine übrig ist. Ein alter Kinderreim über die Glocken der Londoner Kirchen, den Charrington aufsagt, geht Winston nicht mehr aus dem Sinn. Draußen auf der Straße bemerkt er ein Mädchen aus der Literaturabteilung des Ministeriums, von dem er sich schon lange beobachtet fühlt. Kein Zweifel: Sie ist eine Agentin der Gedankenpolizei und spioniert ihm nach.
Verbotene Liebe
Eines Tages steckt ihm das Mädchen im Ministerium heimlich einen Zettel zu, auf dem „Ich liebe dich“ steht. Unter Lebensgefahr gelingt es Winston und ihr, sich im Wald zu treffen. Außer Reichweite von Mikrofonen und Bildschirmen gesteht das Mädchen – Julia –, sie habe in Winstons Gesicht gelesen, dass er gegen die Partei sei. Ihr Geständnis, schon mit Hunderten Parteimitgliedern geschlafen zu haben – und das gerne –, gefällt ihm, denn nichts hasst er mehr als Reinheit und Unschuld. Der animalische Trieb, da ist er sich sicher, wird einstmals die Macht der Partei brechen. Mit Julia zu schlafen, ist für ihn ein Akt des politischen Widerstands.
„Immer die Augen, die einen beobachteten, die Stimme, die einen umgab. Im Wachen oder im Schlaf, bei der Arbeit oder beim Essen, drinnen oder draußen, im Bad oder im Bett – es gab kein Entrinnen. Nichts gehörte einem, bis auf die paar Kubikzentimeter im eigenen Schädel.“
Allmählich lernt Winston Julia besser kennen. Sie hasst zwar die Partei und verstößt gegen Gesetze, doch wie viele der Jüngeren, die nie etwas anderes erlebt haben, übt sie keine prinzipielle Kritik an den Doktrinen. Sie interessiert sich weder für die Zukunft noch für die Vergangenheit, sondern will nur die Gegenwart unbeschwert genießen. Winston empfindet jetzt nicht mehr bloß Begehren, sondern eine tiefe Zärtlichkeit für sie. Um ungestört mit ihr zusammen sein zu können, mietet er das Zimmer über Mr. Charringtons Laden. Gemeinsam liegen sie im Bett, dösen und lauschen den Geräuschen von draußen – früher eine Selbstverständlichkeit, heute ein Verbrechen. Von einer Ratte erschreckt, gesteht Winston, dass er sich vor nichts mehr fürchtet als vor diesen Tieren.
Die Erkenntnis der Wahrheit
Mitten in einer Hasskundgebung gegen Eurasien wird den Demonstrierenden mitgeteilt, dass der bisherige Verbündete Ostasien nun der Kriegsgegner sei, Eurasien hingegen ein Verbündeter. Die Masse setzt ihre Demonstration fort, als sei nichts gewesen, nur die Zielscheibe ihres Hasses hat sich abrupt geändert. Eine Riesenaufgabe liegt vor den Angestellten des Wahrheitsministeriums: Alle Artikel, Geschichtsbücher, Flugblätter und Plakate der Vergangenheit müssen eilig korrigiert werden: Ozeanien stand immer schon im Krieg mit Ostasien, Eurasien war immer schon ein Verbündeter. Wie die anderen Angestellten arbeitet Winston ohne Pause bis zur Erschöpfung. Unterdessen hat O’Brien Kontakt zu ihm aufgenommen und ihn zusammen mit Julia für die Brüderschaft angeworben. Die Mitglieder dieser Widerstandsbewegung kennen einander nicht, und sie kämpfen für eine Idee, deren Verwirklichung in weiter Ferne liegt.
„Alles löste sich in einer Welt des leeren Scheins auf, in der zuletzt sogar die gültige Jahreszahl unsicher geworden war.“
In seinem Versteck über dem Laden liest Winston Julia ein Buch vor, das O’Brien ihm hat zukommen lassen. Nach der Theorie des Verfassers Goldstein teilt sich die Menschheit seit jeher in eine Ober-, eine Mittel- und eine Unterschicht. Die Geschichte ist ein ewiger Kreislauf von Revolutionen. Sobald eine Schicht an der Macht ist, wird sie von den anderen gewaltsam verdrängt. Unter dem Banner von Freiheit und Gleichheit wurden stets neue Tyranneien errichtet. Erst der Sozialismus machte sich ab 1900 Unfreiheit und Ungleichheit bewusst zum Ziel. Goldstein beschreibt detailliert die Oligarchie der herrschenden Partei, die sich mithilfe von Terror und Gehirnwäsche an der Macht hält. All diese Gedanken sind Winston keineswegs neu. Trotzdem macht ihn die Lektüre glücklich. Nun weiß er endlich, dass es eine Wahrheit gibt und er nicht verrückt ist. Eines Tages, so meint er, werden die Proles, die sich unberührt von Lügen und Hass ihr Herz bewahrt haben, die Welt umstürzen. Im Augenblick dieser Erkenntnis werden Winston und Julia verhaftet. Der alte Charrington, in Wirklichkeit ein Spitzel der Gedankenpolizei, hat sie verraten.
Zwei und zwei ist fünf
In der Gefängniszelle im gefürchteten Ministerium für Liebe kreisen Winstons Gedanken unablässig um dieselben Fragen: Wann bekommt er endlich etwas zu essen? Was ist mit Julia? Wird O’Brien ihm helfen? Unter den Gefolterten und Verhungernden, die nacheinander in seine Zelle gebracht und wieder abgeholt werden, befinden sich auch Kollegen von ihm. Wie lange Winston selbst gefoltert wird, weiß er nicht. In den Tag und Nacht hell erleuchteten Räumen ist ihm jedes Zeitgefühl abhandengekommen. Zwischen den brutalen Schlägen und Tritten verliert er immer wieder das Bewusstsein. Nach stundenlangen quälenden Verhören unterschreibt er, was man von ihm verlangt, und gesteht Verbrechen, die er nie begangen hat. Winstons Ahnung, dass hinter allem der Parteiobere O’Brien stehen könnte, wird schließlich zur schrecklichen Gewissheit. Die Elektroschocks verabreicht dieser ihm selbst. Dabei erklärt er sanft, Winston leide unter Gedächtnisstörungen. Die Vergangenheit existiere nirgendwo sonst als in den Aufzeichnungen. Und da die Partei diese kontrolliere, habe sie auch die Macht über die Vergangenheit. Winstons Einwand, sie könne nicht das Gedächtnis kontrollieren, weist O’Brien zurück. Die Wirklichkeit sei nichts Objektives, sondern existiere nur im menschlichen Denken. Der Einzelne könne sich irren, nicht aber die Partei, deren kollektives Denken unsterblich sei. Winston müsse Selbstaufgabe und Demut lernen, um geistig gesund zu werden. O’Brien quält Winston so lange mit Elektroschocks, bis dieser aus tiefster Überzeugung anerkennt, dass zwei und zwei fünf ist – wenn die Partei das behauptet.
Gehirnwäsche
Trotz allem bewundert Winston O’Brien, der sich als der wahre Verfasser von Goldsteins Buch entpuppt, der alles durchschaut und dennoch an die Lügen der Partei glaubt. Naturgesetze seien eine Fiktion, die Sonne drehe sich um die Erde, selbst Schwerkraft und Materie unterlägen der allmächtigen Partei. Diese verfolge – im Unterschied zu den alten Utopien – nicht das Wohl der Menschheit, sondern nur den eigenen Machterhalt. Macht bedeute, den menschlichen Geist zu kontrollieren und ihn nach eigenem Gutdünken neu zu erschaffen. Ziel sei die Zerstörung aller menschlichen Bindungen und eine Welt, in der Hass und Grausamkeit herrschten. O’Brien zwingt Winston, seinen nackten geschundenen Körper im Spiegel zu betrachten und anzuerkennen, dass er nur noch ein Wrack ist.
„Er fragte sich wie schon so oft, ob er nicht selbst irrsinnig war. Ein Irrer war vielleicht nichts weiter als eine Einmannminderheit.“ (über Winston)
Nachdem er wieder hochgepäppelt worden ist, beginnt Winston seinen Geist im Parteidenken zu üben. Ozeanien stand immer schon im Krieg mit Ostasien, die Naturgesetze sind Unsinn, Jones, Aaronson und Rutherford waren schuldig, und der Zeitungsausschnitt, der das Gegenteil bewies, hat nie existiert. Es ist alles ganz einfach – warum hat er sich überhaupt dagegen aufgelehnt? Sein Verstand funktioniert zur Zufriedenheit O’Briens, doch in seinem Innersten lebt noch die Liebe zu Julia. Damit er lernt, nur den Großen Bruder zu lieben, wird ihm ein Käfig mit Ratten vors Gesicht geschnallt, die nur durch eine Drahttür von ihm getrennt sind. Bislang hat er Julia selbst unter dem größten Schmerz nicht verraten, doch nun ist es so weit: In seiner grenzenlosen Panik wünscht er ihr die eigenen Schmerzen. Sein Innerstes ist ausgebrannt. Als ein vom Wahn geheiltes, gefühlloses Wesen wird er in die Welt entlassen.
Zum Text
Aufbau und Stil
Orwells Roman 1984 ist in drei längere Abschnitte unterteilt, von denen der letzte nahezu ausschließlich im Gefängnis und in den Folterräumen spielt. Zwei längere Exkurse – verfasst im Stil einer wissenschaftlichen Abhandlung – heben sich deutlich von der eigentlichen Romanhandlung ab: zum einen das angeblich von Emmanuel Goldstein verfasste Buch über die oligarchischen Tendenzen in der Geschichte, zum anderen die ans Ende angefügte Erläuterung zum Neusprech, der Amtssprache Ozeaniens.
Interpretationsansätze
Eine Kombination von fantastischen und realistischen Elementen zeichnet den Roman aus: Die Zukunft spielt nicht in einer ganz anderen, verfremdeten Welt, sondern ist nur wenige Schritte von der Gegenwart entfernt.
Die Sprache als Instrument der Manipulation spielt eine bedeutende Rolle: Immer wieder tauchen im Text propagandistische Slogans auf. Winstons Kampf gegen den totalen Überwachungsstaat ist auch ein Kampf gegen dessen Sprachdiktat. Die Freiheit des Individuums ist letztlich die Freiheit der Sprache. Alte Lieder und Abzählreime, die den Roman leitmotivisch durchziehen, symbolisieren Winstons Sehnsucht nach einer besseren Vergangenheit.
Zweifelsfrei ist 1984 ein Plädoyer gegen jede Art von Totalitarismus, ob faschistischer oder sozialistischer Prägung. Für Ozeanien stand aber unverkennbar die Sowjetunion der Stalin-Ära Modell. So wie der Große Bruder mit seinem dicken Schnauzbart und dem durchdringenden Blick die Züge Stalins trägt, hat der ehemalige Revolutionsheld und Abtrünnige Emmanuel Goldstein deutliche Ähnlichkeiten mit Leo Trotzki.
Schon bald nach seinem Erscheinen wurde der Roman von Konservativen vereinnahmt. Orwell verwahrte sich jedoch dagegen, 1984 als Waffe im Kampf gegen den Sozialismus einzusetzen. Er betonte, jede Zeile, die er seit 1936 zu Papier gebracht habe, sei direkt oder indirekt gegen den Totalitarismus und für den demokratischen Sozialismus geschrieben worden.
Orwells Staat hat auch etwas von einer Theokratie: Der Große Bruder, der jeden noch so versteckten Gedanken kennt und bedingungslose Liebe verlangt, besitzt göttliche Allmacht. Das den Parteimitgliedern abverlangte Glaubensbekenntnis, dass zwei und zwei fünf ergebe, steht im Widerspruch zu den Naturgesetzen und verstößt gegen jede Vernunft.
Die Überzeichnung der imperialistischen Tendenzen, der gesellschaftlichen Missstände und der Verelendung der Arbeiter, die Orwell in England und anderen westeuropäischen Ländern beobachtete, verleihen dem Roman zeitkritische, satirische Züge.
Der Titel 1984 und damit die zeitliche Verortung der Romanhandlung hat vermutlich keine tiefere Bedeutung, sondern geht allein auf eine Umkehrung von 1948, dem Jahr der Fertigstellung des Romans, zurück …
Historischer Hintergrund
Enttäuschung vom real existierenden Sozialismus
Nach Lenins Tod im Jahr 1924 setzten in der Sowjetunion Machtkämpfe zwischen Josef Stalin und Leo Trotzki ein. Mithilfe der Geheimpolizei gelang es Stalin, die eigene Position in Politbüro und Partei weiter auszubauen. Trotzki, der für eine Demokratisierung im Innern der Partei eintrat, musste von seinem Ministeramt zurücktreten und ins Exil fliehen, wo ihn die Geheimpolizei 1940 ermordete. Unter Stalins Alleinherrschaft geriet Russland in den 30er Jahren zu einem totalitären Staat, der jede Form von Opposition mit Folter und Tod bestrafte. Der Diktator nutzte seine Machtfülle zur Zwangskollektivierung in der Landwirtschaft und zu einer rigorosen, an phantasmagorischen Fünfjahresplänen ausgerichteten Industrialisierung. In einer großen „Säuberungsaktion“ mit Schauprozessen und öffentlichen Hinrichtungen vernichtete Stalin zwischen 1936 und 1938 die letzten ehemaligen Mitstreiter der bolschewistischen Revolution. Im Zweiten Weltkrieg schloss die Sowjetunion 1939 einen Nichtangriffspakt mit Hitlerdeutschland, doch nach dem deutschen Übergriff auf Russland 1941 wurde der einstige Verbündete zum Kriegsfeind.
Als sozialkritischer Schriftsteller trat George Orwell von Beginn an vehement für den Sozialismus und die Sache der Arbeiter ein. Gegen einen linken Labour-Flügel, der mit der sowjetischen Spielart des Marxismus sympathisierte, hatte er jedoch seine Vorbehalte. Dem Anhänger eines humanistischen Sozialismus waren Leninismus und Stalinismus mit ihren diktatorischen Tendenzen zutiefst suspekt. Als 1936 der Spanische Bürgerkrieg ausbrach, meldete er sich sogleich als Freiwilliger und kämpfte auf der Seite der anarchistisch-marxistischen Partei gegen die faschistischen Truppen von General Franco. Orwell bewunderte die freiheitliche, an Michael Bakunin anknüpfende politische Haltung seiner spanischen Mitkämpfer, die ihn in seiner Ablehnung eines staatsgläubigen, hierarchisch strukturierten Sozialismus bestärkten. Hier sah er sein Ideal vom klassen- und herrschaftslosen, solidarischen Zusammenleben verwirklicht. Nachdem jedoch die Sowjetunion die republikanische Front in Spanien mit Waffen zu unterstützen und ideologisch zu infiltrieren begann, änderte sich die Situation schlagartig. Unter dem Einfluss moskautreuer Funktionäre begann die Hatz auf spanische Freiheitskämpfer, die nicht mit der Parteilinie konform gingen und angeblich Anhänger Trotzkis waren oder sogar Franco unterstützten.
Orwell, der nur knapp der Verhaftung entkam, fühlte sich in seiner Ablehnung des Bolschewismus bestätigt. Zurück in London musste er entsetzt feststellen, dass die sowjetische Version der Geschichte über spanische Anarchisten und Syndikalisten, die angeblich von Franco finanziert wurden, bei englischen Linken auf offene Ohren stieß. Mit dem Ziel, diese Lügen als russische Propaganda zu entlarven, veröffentlichte er 1938 Mein Katalonien. Nachdem sein linkssozialistischer Verlag das Manuskript ablehnte, fand Orwell in Frederic Warburg einen neuen Verleger. Von nun an verfolgte der Schriftsteller nur noch ein Ziel: den literarischen Kampf gegen den verhassten Bolschewismus.
Entstehung
Bereits Anfang der 40er Jahre trug sich Orwell mit dem Gedanken, einen Roman über den Totalitarismus zu schreiben, doch es sollte noch dauern, ehe er seinen Plan in die Tat umsetzte. Um in Ruhe arbeiten zu können, zog sich der an Tuberkulose Erkrankte in das abgelegene Haus eines Freundes auf den Hebriden vor der Küste Schottlands zurück, das weder Strom noch Wasseranschluss hatte. Schwer krank und fiebernd schrieb er den Roman die meiste Zeit im Bett liegend. Ursprünglich hatte Orwell für sein letztes Werk den Titel The Last Man in Europe vorgesehen. Auf Vorschlag Warburgs benannte er den Roman in Nineteen Eighty-Four um.
Wirkungsgeschichte
Nach seinem Erscheinen im Juni 1949 erlebte der Roman in englischsprachigen Ländern eine geradezu explosionsartige Verbreitung. Außerdem wurde er in 65 Sprachen übersetzt und erzielte weltweit Millionenauflagen. Neben Aldous Huxleys Schöne neue Welt ist 1984 der bekannteste und meistzitierte antiutopische Roman. Er hinterließ bis in den alltäglichen Sprachgebrauch hinein seine Spuren: So wurde „1984“ zum Synonym für totalitäre Herrschaft und der immer wiederkehrende Slogan „Big Brother is watching you“ zum Kampfbegriff gegen eine lückenlose staatliche Kontrolle und Verletzung der Privatsphäre. In der DDR und anderen Ostblockstaaten war das Buch verboten.
Literarisch beeinflusste 1984 Werke wie Ray Bradburys Fahrenheit 451 und Anthony Burgess’ Die Uhrwerk-Orange. Der Roman wurde 1956 von Michael Anderson und im „Orwell-Jahr“ 1984 erneut unter der Regie von Michael Radford verfilmt. 1985 schuf der britische Regisseur Terry Gilliam unter dem Titel Brazil eine eigene filmische Adaption des Werks. Mit der viel diskutierten Dokusoap Big Brother wurde Orwells Vision von der totalen Überwachung 1999 auf bizarre Weise in die Realität umgesetzt. Organisationen wie Big Brother Watch, die etwa die Totalüberwachung durch Straßenkameras kritisieren, zeugen davon, dass Orwells Roman immer noch aktuell ist.“
https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/1984/6637
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Gerne verweist der Wurm auf frühere Beiträge.
Zum Spanischen Bürgerkrieg: http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/index.php/526-feuerzauber
Zu Stalin: http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/index.php/1310-stalin
Zu Dystopie (Auswahl): http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/index.php/446-dystopie
http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/index.php/701-fahrenheit-bradbury
https://www.ansichten-eines-regenwurms.de/index.php/719-im-lande-mordor-wo-die-schatten-drohn
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https://www.ansichten-eines-regenwurms.de/index.php/1404-ploetzlich-staatsfeind
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https://www.servustv.com/aktuelles/v/aa3hdpf4ubtnf6ai3wph/
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