https://www.youtube.com/watch?v=r9JzvFAV2UM
Vor 300 Jahren wurde Adam Smith geboren. Er gilt als Begründer der modernen Wirtschafts-Wissenschaft. Noch immer gibt es Menschen, die Auswüchse des Kapitalismus ihm anlasten. Das ist genauso albern, wie Niccolò Machiavelli, der die Mechanismen der Politik beschrieben hat, für unmoralisches Handeln in derselben verantwortlich zu machen.
Werk und Bedeutung
Bert Losse im Jahr 2011: „Adam Smith machte die Nationalökonomie zur eigenständigen Wissenschaft und untersuchte als Erster systematisch die wohlstandsfördernde Wirkung von Arbeitsteilung und freien Märkten. Seine zentrale Botschaft ist umstritten, aber nicht wirklich widerlegt: Triebfeder des wirtschaftlichen Fortschritts ist der Eigennutz.
Wer sich mit dem Leben berühmter Ökonomen beschäftigt, stößt oft unweigerlich auf interessante Dinge aus deren Privatleben. David Ricardo, der erste Globalisierungstheoretiker, machte ein Vermögen als Börsenspekulant. John Maynard Keynes war schwul und heiratete trotzdem eine russische Balletttänzerin. Joseph Schumpeter fuhr mit Prostituierten im offenen Wagen durch Wien, wanderte nach Amerika aus und hielt Vorlesungen im Reitkostüm.
Bei Adam Smith (1723–1790), dem Urvater der Nationalökonomie und historischen Helden liberaler Ökonomen, fehlt alles Schillernde und Schrille. Der Philosoph David Hume beschrieb ihn als „wahrhaft verdienstvollen Mann, wenngleich seine sesshafte, zurückgezogene Lebensweise sein Auftreten und Erscheinungsbild als Mann von Welt getrübt hat“. Der Schotte war kränklich und verklemmt, ein in sich versunkener Kauz mit merkwürdig schlängelndem Gang, der Selbstgespräche führte. Einmal soll er sinnierend im Schlafrock die Straße entlanggewandert sein. Die einzige Frau in seinem Leben war seine fromme Mutter, mit der er fast 60 Jahre unter einem Dach lebte.
Das "Alte Testament" der Nationalökonomie
Doch genau dieser Mann ist zu einem der berühmtesten Ökonomen der Geschichte geworden. Sein Hauptwerk „Der Wohlstand der Nationen“ ist das Alte Testament der Nationalökonomie. Es findet sich bis heute auf den Literaturlisten von VWL-Studenten wieder. In dem fast 1.000 Seiten starken Wälzer analysiert Smith die wohlstandsmehrenden Effekte von Arbeitsteilung und freien Märkten, es gibt umfangreiche Kapitel zur Preis-, Lohn- und Außenhandelstheorie ebenso wie Ausführungen zum Geldwesen, zum Kapitaleinsatz und zur Rolle des Staates.
Der Ökonom Joseph Schumpeter mäkelte zwar mehr als ein Jahrhundert später, Smiths Werk enthalte „keine einzige analytische Idee oder Methode und kein analytisches Prinzip, die im Jahre 1776 völlig neu gewesen wären“. Doch sein großes Verdienst ist es, die Ökonomie zu einer eigenständigen wissenschaftlichen Disziplin entwickelt zu haben, war sie doch zuvor nur ein wenig beachtetes Anhängsel anderer Fachrichtungen. „Smith war ein großer Sammler und Jäger“, sagt der Smith-Experte Heinz Kurz, Ökonomieprofessor an der Universität Graz. „Er hat das verstreute Wissen seiner Zeit systematisiert und neu kombiniert und damit eine universelle Gesellschaftswissenschaft zu entwickeln versucht.“
Smiths Gedankengebäude
Die Gedanken von Smith prägten Heerscharen von Wirtschaftswissenschaftlern, klassische Ökonomen wie David Ricardo und Jean-Baptiste Say ebenso wie im 20. Jahrhundert die Ordoliberalen um Walter Eucken und Friedrich August von Hayek. Karl Marx bediente sich bei den Arbeitswert- und Entfremdungsthesen des Schotten, der schon früh die Gefahr der „Entseelung“ der Arbeit durch – prinzipiell segensreiche – Spezialisierung erkannte.
Das gesamte Gedankengebäude von Smith ist ein ökonomischer Reflex auf das Zeitalter der Aufklärung. Als Smith Mitte des 18. Jahrhunderts mit seinen ökonomischen Studien beginnt, ist die Welt wirtschaftlich und politisch im Wandel. Die einsetzende industrielle Revolution macht die zuvor agrardominierte Wirtschaft immer komplexer; drängende Preis-, Lohn- und Verteilungsfragen und neue Phänomene wie Arbeitsteilung, Massenproduktion und ein wachsender Finanzsektor lassen sich mit dem damals vorhandenen wissenschaftlichen Instrumentarium nur noch unzureichend erklären.
Gleichzeitig emanzipiert sich ein immer selbstbewussteres und nach individueller Freiheit gierendes Bürgertum von König, Adel und Klerus. Dem absolutistischen Staat setzt Smith das selbstbestimmte (und eigennützige) Individuum gegenüber, dem Protektionismus den Freihandel – und der staatlichen Regulierung den freien (aber vom Staat abgesicherten) Wettbewerb.
Gleichgewicht auf den Märkten
Smith bricht mit der damals herrschenden dirigistischen Wirtschaftsform des Merkantilismus, bei der die Staaten durch hohe Zollmauern und Exportsubventionen versuchten, Handelsbilanzüberschüsse anzuhäufen. Sein Credo: Bei vollständiger Konkurrenz und einem freien Spiel der Kräfte entsteht über den Preismechanismus, wie von „unsichtbarer Hand“ gelenkt, nicht nur maximaler Wohlstand in einem Land, sondern auch zwingend ein Gleichgewicht auf den Märkten. Die Wirtschaft betrachtet Smith mithin als selbstregulierenden Mechanismus.
Unsichtbare Hand
An dieser zentralen These, die Marktversagen und stabile Ungleichgewichte auf lange Sicht ausschließt, sofern die Rahmenbedingungen stimmen, haben sich Generationen von Ökonomen abgearbeitet. „Die unsichtbare Hand ist unsichtbar, weil es sie nicht gibt“, mäkelte der US-Ökonom und Nobelpreisträger Joseph Stieglitz. Kritiker monieren zu Recht, dass Smith das Phänomen der Arbeitslosigkeit komplett ignorierte. Die nämlich kann es in der Smith’schen Gedankenwelt nicht dauerhaft geben – weil bei sinkender Arbeitskräftenachfrage über sinkende Löhne am Ende wieder Vollbeschäftigung erreicht wird.
Bis heute aktuelle Analysen
Gleichwohl sind viele Analysen des Schotten auch heute noch von großer Relevanz. Zur Rolle des Staates etwa schrieb er einen Satz, der auch im Jahr 2011 in jedem finanzpolitischen Leitartikel Platz finden könnte: „Keine Kunst lernt eine Regierung schneller als die, Geld aus den Taschen der Leute zu ziehen.“ Auch wenn der Ökonom Subventionen und Interventionismus ablehnte, so war er weder der seelenlose Marktradikale noch der rigorose Staatsverächter, zu dem ihn viele Interpreten posthum machten.
„Der Glaube, dass er den Staat als Ordnungsmacht und gestaltende Instanz ablehnte, ist völliger Unfug“, sagt der Grazer Smith-Experte Kurz; Smith habe in seinen Schriften gleich 26 Gründe aufgeführt, wann und wo der Staat tätig werden müsse. Kurz: „Zwar soll sich der Staat abgesehen vom Setzen einer Wirtschaftsordnung weitgehend aus dem Wirtschaftsleben heraushalten – sehr wohl aber zum Beispiel für innere und äußere Sicherheit, eine funktionierende Justiz, Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur und eine schulische Bildung der Menschen sorgen.“
Eigennutz als Triebfeder
Smith argumentierte stets individualistisch. Die Triebfeder des gesellschaftlichen Wohlstands ist für ihn der Eigennutz – auch das macht ihn bei Gutmenschen bis heute verdächtig. „Es ist nicht die Wohltätigkeit des Metzgers, des Brauers oder des Bäckers, die uns unser Abendessen erwarten lässt, sondern dass sie nach ihrem eigenen Vorteil trachten“, schreibt er. „Jeder glaubt nur sein eigenes Interesse im Auge zu haben, tatsächlich aber erfährt so auch das Gesamtwohl der Volkswirtschaft die beste Förderung.“ Was VWL-Lehrbücher heute als optimale Ressourcenallokation bezeichnen, brachte Smith vor über 230 Jahren auf diesen einfachen Nenner: Da „der Zweck jeder Kapitalanlage die Gewinnerzielung ist, so wenden sich die Kapitalien den rentabelsten Anlagen zu, das heißt denjenigen, in denen die höchsten Gewinne erzielt werden. Indirekt wird aber auf diese Weise auch die Produktivität der Volkswirtschaft am besten gefördert.“
Die Idee der Arbeitsteilung
Smith erkannte dabei als Erster die ungeheuren Produktivitätsgewinne durch Arbeitsteilung. „Die Arbeitsteilung dürfte die produktiven Kräfte der Arbeit mehr als alles andere fördern und verbessern“, schreibt er. In seinem berühmt gewordenen Stecknadelbeispiel weist er nach, dass für die Herstellung einer einzigen Nadel bis zu 18 Arbeitsgänge notwendig sind. Wenn sich daher jeder Arbeiter in der Produktion auf einen Arbeitsschritt spezialisiere, steige der Output um ein Vielfaches. „Der eine Arbeiter zieht den Draht, der andere streckt ihn, ein dritter schneidet ihn, ein vierter spitzt ihn zu, ein fünfter schleift das obere Ende, damit der Kopf aufgesetzt werden kann.“
Sparsamkeit fördert Wachstum
Smith war aber durchaus bewusst, was die Zersplitterung des Arbeitsprozesses bedeuten kann, und warnte, dass der Arbeiter „verlernt, seinen Verstand zu gebrauchen, und so stumpfsinnig und einfältig wird, wie es ein menschliches Wesen nur eben werden kann“.
Makroökonomisch legte Smith den Grundstein für eine Debatte, die bis heute nicht abgeschlossen ist: Nützt oder schadet eine hohe Ersparnis dem Wachstum? Für Smith war die Antwort eindeutig: Sparen ist eine Tugend! Denn nur das Sparen ermöglicht für Smith volkswirtschaftliche Kapitalakkumulation und Investitionen; damit sei die Ersparnis der Wirtschaftssubjekte eine grundlegende Bedingung für Wachstum und Beschäftigung. John Maynard Keynes, der Mitte des 20. Jahrhunderts die ökonomische Gegenbewegung zur (Neo-)Klassik einläutete, sah das völlig anders: Bei ihm führt eine steigende Ersparnis zu sinkendem Konsum; als Folge fahren die Unternehmen ihre Produktion zurück. Das Wachstum sinkt, Jobs gehen verloren.
Früher Aufklärer
Adam Smith wird 1723 in Kirkcaldy geboren, einem 1.500-Seelen-Nest an der schottischen Ostküste. Sein Vater, ein Zollbeamter, stirbt kurz vor Adams Geburt. Schon als Schüler fällt Smith auf, der Junge hat eine feine Beobachtungsgabe, ein phänomenales Gedächtnis und eine Vorliebe für Bücher. Schon mit 14 Jahren beginnt er ein Studium an der Universität Glasgow. Dort prägt ihn vor allem der Moralphilosoph Francis Hutcheson, ein früher Aufklärer und brillanter Redner, der als erster Wissenschaftler in Glasgow anstatt auf Latein auf Englisch doziert (was Smith ihm später nachmachen wird).
Dank guter Leistungen bekommt der junge Smith 1740 ein Stipendium für ein weiterführendes Studium. Er geht nach Oxford, studiert dort sechs Jahre Philosophie und beschäftigt sich mit griechischer Literatur. Wohl fühlt er sich in Oxford mit den dortigen strengen Konventionen nicht; einmal erhält er einen strengen Verweis, als er ein zu „fortschrittliches“ Buch liest. 1746 kehrt Smith in sein Heimatdorf zurück, und versucht ohne Erfolg, als Privatlehrer Fuß zu fassen.
1748 erhält er die Möglichkeit, in Edinburgh verschiedene Vorlesungen zu halten. Obwohl die Vorträge nicht zum offiziellen Lehrprogramm gehören, kommen die Studenten bald in Scharen, um seinen Ausführungen über englische Literatur, Rhetorik, Philosophie und ökonomische Fragen zu lauschen. In dieser Zeit entwickelt sich auch eine Freundschaft mit dem Philosophen David Hume, der für Smith auch zur wichtigsten wissenschaftlichen Bezugsperson wird.
Smith-Paradoxon
1750 erhält der populär gewordene Smith eine Professur für Logik an der Universität Glasgow, ein Jahr später wechselt er auf den besser bezahlten Lehrstuhl für Moralphilosophie. Seine Vorlesungen zu Ethik und politischer Ökonomie kommen an. Schnell verbreitet sich sein Ruf als scharfsinniger Intellektueller; sogar aus Russland sollen Studenten angereist sein, um ihn zu hören.
1759 veröffentlicht er sein erstes großes Werk: Die „Theorie der ethischen Gefühle“, die er im Laufe der Jahre mehrfach ergänzt und erweitert. Smith sieht die menschliche Empathie als Korrektiv zu Eigennutz und Egoismus, also jenen Eigenschaften, die in seinen späteren ökonomischen Schriften eine so zentrale Rolle einnehmen. Er schreibt: „Mag man den Menschen für noch so egoistisch halten, es liegen doch offenbar gewisse Prinzipien in seiner Natur, die ihn dazu bestimmen, an dem Schicksal anderer Anteil zu nehmen, und die ihm selbst die Glückseligkeit dieser anderen zum Bedürfnis machen, obgleich er keinen anderen Vorteil daraus zieht, als das Vergnügen, Zeuge davon zu sein.“
Der "unparteiische Beobachter"
Für Smith ist auch ein eigennütziges Wesen wie der Mensch zur moralischen Urteilsbildung fähig. Er entwirft das Konstrukt eines „unparteiischen Beobachters“, dessen Rolle die Menschen intuitiv einnehmen, um eigene oder fremde Handlungen ethisch bewerten zu können.
Nicht alle Ökonomen hat das freilich überzeugt. Mit Blick auf das divergierende moralphilosophische und ökonomische Welt- und Menschenbild des Schotten ist noch heute in der Literatur vom „Smith-Paradoxon“ die Rede.
1764 gibt Adam Smith seinen Professorenjob überraschend auf und wird Tutor des jungen Herzogs von Buccleugh, den er alsbald auf eine fast dreijährige Reise durch Frankreich und die Schweiz begleitet. Die Bezahlung ist für damalige Verhältnisse enorm, und da es obendrein eine lebenslange Rente von 300 Pfund Sterling jährlich gibt, hat Smith fortan finanziell ausgesorgt.
Inspirationen
In Frankreich lernt er den Philosophen Voltaire kennen und François Quesnay, den führenden Kopf der sogenannten Physiokraten. Quesnay ist kein Geisteswissenschaftler, sondern Chirurg und Leibarzt von Ludwig XV. Das hält ihn indes nicht von ökonomischen Studien ab. Quesnay, inspiriert von der menschlichen Blutzirkulation, entwickelt mit seinem „Tableau Économique“ das erste Modell eines makroökonomischen Wirtschaftskreislaufs und formuliert das ökonomische Laissez-faire-Prinzip, wonach die Wirtschaft allein dem freien Spiel der Kräfte unterliegen soll.
Unpassender Nebenjob
Beide Ideen faszinieren Smith. 1767 kehrt er in sein Heimatdorf zurück und verbringt volle neun Jahre mit den Arbeiten an seinem Hauptwerk, dem „Wohlstand der Nationen“. Das Buch erscheint am 9. März 1776 und wird ein großer Erfolg, die erste Auflage ist nach sechs Monaten vergriffen. Smith bezieht in Edinburgh ein Haus mit Mutter, Cousine und einer großen Bibliothek mit mehr als 3.000 Bänden. Er beginnt mit einer Überarbeitung seiner „Theorie der ethischen Gefühle“. Und er nimmt einen neuen Job an, der so gar nicht zu seinem Freihandelspostulat passen will. Smith wird im Jahr 1778 schottischer Zollkommissar – und soll beim Kampf gegen Schmuggler in den Folgejahren durchaus erfolgreich die Staatseinnahmen gemehrt haben.
Doch die Arbeit macht ihm zunehmend zu schaffen; Smith wird schwer krank. Kurz vor seinem Tod am 17. Juli 1790 lässt er alle unvollendeten Werke, vor allem rechtsphilosophische und literaturgeschichtliche Schriften, von zwei Freunden verbrennen – insgesamt verschwinden an die 16 Bände in den Flammen.
Stets präsent
In Vergessenheit geriet er nach seinem Tod nie. Vor allem im angelsächsischen Raum ist Smith heute präsenter denn je. Die National Association for Business Economics in Washington vergibt alljährlich einen Adam-Smith-Preis (jüngster Preisträger: der Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff). Das Adam Smith Institute, ein libertärer Thinktank in London, ließ 2008 gar ein bronzenes Denkmal in der Innenstadt von Edinburgh errichten – passenderweise ohne jede staatliche Subvention. Den Engländern erscheint der Ökonom mittlerweile fast jeden Tag – beim Einkaufen. Seit 2007 ziert sein Konterfei die 20-Pfund-Noten der Bank of England.“
https://www.wiwo.de/politik/konjunktur/adam-smith-urvater-der-oekonomie/5939410-all.html
Stationen
Die folgenden Zitate stammen aus dem Buch „Adam Smith – mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt von Gerhard Streminger“.
Aufstieg Schottlands
„Aber weiterhin war es Schotten untersagt, mit England und den englischen Kolonien Handel zu treiben. Als sieben Jahre lang, von 1696 bis 1703, das Land von Mißernten heimgesucht wurde, die etwa 10 Prozent der Bevölkerung das Leben kosteten und weiteren 20 bis 40 Prozent zu Bettlern machten, mußte die wirtschaftliche Lage Schottlands endlich verbessert werden. Was aber sollte ein kleines, rückständiges, an einen reichen Nachbarn grenzendes Land tun?
… Die andere Gruppe sah die Bewältigung der Probleme in der Belebung des Exporthandels und in der Aufhebung aller Handelsschranken mit England und den Kolonien. Der von England dafür geforderte Preis war die Vereinigung der beiden Parlamente in London. Nach langen Debatten willigten die schottischen Verantwortlichen ein. Ihr Land verlor 1707 die Unabhängigkeit … und Großbritannien entstand …
Die Vereinigung der Parlamente und die Öffnung der Grenzen hatten für Schottland zwei weitreichende Folgen:
1. Es kam zum kulturellen Austausch mit England. Liberaleres Gedankengut aus dem Süden durchbrach einige der Festungsmauern der Orthodoxie. Der englische Deismus wurde zur Religion der Aufklärer. Alle Vertreter dieser ‚natürlichen Religion‘ standen unter dem Eindruck Newtons, der die Bewegungen der Planeten auf einige Grundgesetze zurückgeführt und gemeint hatte, darin das Wirken eines wohlwollenden Gottes zu erkennen. Die Deisten zogen daraus folgenreiche Schlüsse: Gott zeigt seinen Willen nicht in Wundern, in willkürlichen Abweichungen von Naturgesetzen, sondern in der natürlichen Ordnung des Universums! Das Wort der Bibel ist vieldeutig, aber die Schöpfung ist eindeutig! Nach der theozentrischen Verdüsterung des Naturverständnisses bedeutete der Deismus eine fundamentale Aufwertung gerade auch der menschlichen Natur, da sie nun nicht mehr als verderbt und ohne die Gnade Gottes zur Moralität unfähig angesehen wurde.
2. Allmählich setzte ein wirtschaftlicher Aufschwung ein. Bald überlagerten in Schottland Gespräche übers Geschäft theologische Debatten. Der Übergang vom Pomp der Paläste zur Geschäftigkeit der Manufakturen, vom feudalen zum industriellen Zeitalter hatte begonnen. Zwei gesellschaftliche Gruppen gewannen gegenüber Adeligen und Priestern an Einfluß: Unternehmer und Intellektuelle. Die von (John) Knox gestreute Saat, nämlich ein vorzügliches Schulsystem, konnte sich nun, von geistiger Vormundschaft befreit, entfalten. Als die Aufklärer zur Schule gingen, gab es in England zwei Universitäten - und in Schottland mit einem Viertel der Bevölkerung (etwa 1 ¼ Millionen) vier.
Innerhalb weniger Jahrzehnte holten die Schotten bestehende Rückstände nicht nur auf, sondern ihr Land wurde auf vielen Gebieten sogar das führende. Mit verständlicher Verwunderung meinte auf dem Höhepunkt der Aufklärung Amyat, der englische Apotheker des Königs, zu William Smellie, seinem schottischen Freund und ersten Verleger der „Encyclopaedia Britannica“: „Hier stehe ich am ‚Kreuz von Edinburgh‘ und kann in wenigen Minuten 50 Genies und Gelehrte treffen.“ Unter anderem David Hume, den Vater der modernen Philosophie, James Watt, den Erfinder der universell einsetzbaren Dampfmaschine, James Hutton, den Begründer der modernen Geologie, William Robertson, einen der bedeutendste Historiker seiner Zeit, Joseph Black, den Entdecker des Kohlendioxids und Mitbegründer der modernen Chemie, Thomas Reid, den einflussreichen Vertreter der Common sense-Philosophie, Robert Adam, den größten britischen Architekten seiner Zeit, Adam Ferguson und John Millar, die Mitbegründer der modernen Soziologie, Allan Ramsay und Henry Raeburn, herausragende Porträtmaler des 18. Jahrhunderts, die Doktoren Monro, die gemeinsam mit William Cullen Edinburghs Medizinische Fakultät zur besten Europas machten, deren Ruf selbst noch Charles Darwin anlockte, und schließlich Adam Smith, den „berühmtesten aller Wirtschaftswissenschaftler“, dessen Wohlstand der Nationen seinen Namen „unsterblich gemacht und nach der Meinung berufener Historiker vielleicht mehr Einfluß auf das Denken und Handeln der Kulturvölker gehabt hat als irgendein anderes Werk dieser an neuen und fruchtbaren Gedanken so reichen Zeit“. Die wissenschaftlich-industrielle Revolution ist eine „Achse der Menschheit“. Es ist kaum bekannt, daß sie maßgeblich von Schottland, das im 18. Jahrhundert eine „Brutstätte genial begabter Menschen“ war, ihren Ausgang genommen hat.
Daniel Defoe über den Geburtsort von Adam Smith
„Daniel Defoe, der 1706 als Geheimagent der englischen Regierung nach Schottland gekommen war, kam einige Jahre später wieder. Sein Weg führte ihn auch nach Kirkcaldy, das nur wenige Meilen von Largo entfernt ist, dem Geburtstort Alexander Selkirks, den Defoe zum Engländer Robinson Crusoe gemacht hatte. Kirkcaldy, damals von etwa 1500 Menschen bewohnt, erschien ihm „größer, dichter bevölkert und besser erbaut als irgendeine andere Stadt an dieser Küste“. Sie „beherbergt einige bedeutende Händler“, auch gehören „mehrere gute Schiffe zur Stadt. Da Fife überdies ein fruchtbares Land ist, gibt es einige, die in großem Umfang mit Getreide handeln.“ Defoe war beeindruckt von den Kohlengruben, die teilweise so nahe am Meer lagen, daß man „glauben könnte, die Flut mache es unmöglich, in ihnen zu arbeiten“. Am Ostrand der Stadt entdeckte er eine kleine Reederei sowie „mehrere Kessel“, in denen Meerwasser zur Salzgewinnung gekocht wurde.“
Aus einem früheren Beitrag des Wurms zu Daniel Defoe: „Die Regierung hatte sich schon unter König Wilhelm ein neues großes Ziel gesteckt, die Vereinigung Englands mit Schottland zum Königreich Großbritannien, nachdem ja seit 1603 bereits mit dem schottischen König Jakob, der zugleich Nachfolger der englischen Königin Elisabeth war, eine Personalunion bestanden hatte. Da Defoe wohl schon gemerkt hat, dass Harley wie er selbst Geheimaktivitäten liebt, macht er einen Vorschlag, zu dem er durch ein französisches Vorbild angeregt wurde. Dort habe man unter der Leitung des großen Kardinals Richelieu ein Spionagesystem für die Vorgänge im Inneren Frankreichs und für das Ausland aufgebaut. Ein derartiges Agentennetz benötige auch England; denn man müsse über die politischen Pläne eines Nachbarlandes Bescheid wissen, bevor diese in die Tat umgesetzt würden. Besonders dringend sei aber der Aufbau eines Spionageringes in Schottland, um alle Schwierigkeiten zu beseitigen, die sich der geplanten Vereinigung mit England entgegenstellten. Dafür bietet Defoe seine speziellen Dienste an. Harley überträgt ihm nun diese Aufgabe. Da bekannt war, dass sich in Schottland teilweise heftiger Widerstand gegen eine Eingliederung in das Reich der britischen Krone regte, war die Geheimagententätigkeit Defoes ebenso nötig wie gefährlich. Aber Defoe schrieb Harley aus Schottland, dass er als echter Spion agiere, hin und wieder inkognito reise und seine Identität durch permanentes Rollenspiel verberge: Ich rede mit jedermann auf seine eigene Weise ... So war er der richtige Mann für diese Aufgabe. Er baut einen Spionagestützpunkt an jedem Ort auf und verbringt nicht weniger als fünfzehn Monate in Schottland. Als im Jahre 1707 unter Königin Anna das Vereinigte Königreich Großbritannien ausgerufen wurde, war dies nicht zuletzt durch Defoes vorbereitende Arbeit möglich geworden. Er ist somit dieses Mal an einer hoch bedeutsamen politischen Entscheidung beteiligt, die bis heute ihre Gültigkeit behalten hat. Und ihrer Bedeutung entsprechend verfasste er ein ganzes Buch über die Geschichte der Vereinigung Englands mit Schottland (The History of the Union of Great Britain).”“
http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/index.php/632-pleiten-pest-und-pranger
Nur natürliche Ursachen
„Seine Analyse der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft ist ebenso interessant wie die Methode, nämlich nur natürliche Ursachen als Erklärungen zu akzeptieren. Vor Montesquieu wurden Gesetze, die das Staatswesen regeln, auf göttliche Offenbarungen oder geniale Ideen großer Staatsmänner zurückgeführt. Montesquieu erkannte ihre Abhängigkeit von gesellschaftlichen Umständen. Smith übernahm diese Idee und versuchte aufzuzeigen, wann ein gesellschaftliches Stadium in ein anderes übergeht. Da in der modernen Händlerkultur die Gefahr von Hungersnöten erstmals gebannt ist, glaubt er von einem Fortschritt sprechen zu können. Smiths Analyse der gesellschaftlichen Entwicklung ist eine ganz erstaunliche Leistung ...“
Wohlstand der Nationen
„Antike Philosophen interessierten sich kaum für die Ursachen ökonomischen Reichtums oder die produktive Kraft der Arbeit; und dem mittelalterlichen Klerus wäre ein Lehrstuhl zur Erforschung der Grundlagen des Handels als Blasphemie erschienen, ging es doch um künftiges Glück und himmlische Schätze. Die Politische Ökonomie ist also eine junge Wissenschaft. Smith teilt sein Werk in fünf Bücher; die ersten beiden sind den Grundbegriffen der Politischen Ökonomie gewidmet (Arbeitsteilung; Werttheorie; Lohn; Gewinn; Rente); das dritte handelt vom Aufstieg der Städte und kapitalistischer Wirtschaftsformen aus dem Feudalismus (natürliches Wachstum des Wohlstands); im vierten diskutiert Smith die verschiedenen Systeme der Politischen Ökonomie (Merkantilismus; Kolonien; Physiokratie) und im letzten geht es um die Aufgaben des Staates (Schule und Bildung; Kirche und Staat; Steuern). Erst dann, wenn der Staat gewisse Aufgaben übernimmt, wird nach Smith der Übergang vom Pomp der Paläste zum Reichtum der Manufakturen auch zum Wohlstand der Nationen führen.“
Die arbeitende Bevölkerung
„Adam Swift plädierte deshalb für die Legalisierung von Arbeiterorganisationen, für Arbeiterschutz (Fast jeder Handwerker ist einer spezifischen Krankheit ausgesetzt, eine Folge übermäßiger Anstrengung bei ganz bestimmten Arbeiten) und hohe Löhne: Dienstboten, Tagelöhner und Arbeiter bilden die Masse der Bevölkerung, so daß man deren verbesserte Lebenslage wohl niemals als Nachteil für das Ganze betrachten kann. Und ganz sicher kann keine Nation blühen und gedeihen, deren Bevölkerung weithin in Armut und Elend lebt. Es ist zudem mehr als recht und billig, wenn diejenigen, die alle ernähren, kleiden und mit Wohnung versorgen, soviel vom Ertrag der eigenen Arbeit bekommen sollen, daß sie sich selbst richtig ernähren, ordentlich kleiden und anständig wohnen können. Smith sah also nicht nur, was Werktätige leisten, sondern auch, was sie leiden.
Staat und Bildung
„Smith nennt seine Politische Ökonomie aber nicht nur das System der natürlichen Freiheit, sondern auch die liberale Ordnung von Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit. Wie er in seiner Theorie ausführte, ist ein gerechtes Verhältnis ein natürliches. Diese These verbindet er nun mit der Frage nach den Aufgaben des Staates.
Neben der Verteidigung des Landes (Smith spricht sich für ein stehendes Heer aus, da nur ein solches die Gewöhnung an unbedingten Gehorsam ermöglicht), dem Justizwesen (er plädiert für größtmögliche Gewaltenteilung, denn ohne sie wird die Gerechtigkeit allzu häufig der, wie man sagt, Politik geopfert, und öffentlichen Einrichtungen zur Förderung des Handels (Verkehrsnetz, Botschaften) muß der Staat sich um die Erziehung kümmern. Erst wenn das Recht auf gleiche Bildung für alle garantiert ist, kann von einer gerechten Gesellschaft gesprochen werden. Das Argument, daß nur Begabte das Recht auf eine gute Ausbildung hätten, läßt Smith nicht gelten: Der Unterschied in den Begabungen ist in Wirklichkeit weit geringer, als uns bewußt ist, und die verschiedensten Talente, welche erwachsene Menschen unterschiedlicher Berufe auszuzeichnen scheinen, sind meist mehr Wirkung als Ursache der Arbeitsteilung.
Was die konkreten Bildungsinhalte sein sollen, um die der Staat sich zu kümmern hat, hängt vom Entwicklungsstand eines Gemeinwesens ab. Mit fortschreitender Arbeitsteilung ist der Staat gezwungen einzugreifen, um Korruption und Entartung der Massen zu verhüten. Denn die Arbeit der überwiegenden Mehrheit wird nach und nach auf einige wenige Arbeitsgänge eingeengt, oftmals auf nur ein oder zwei. Nun formt die Alltagsbeschäftigung ganz zwangsläufig das Verständnis der meisten Menschen. Jemand, der tagtäglich nur wenige einfache Handgriffe ausführt, die zudem immer das gleiche oder ein ähnliches Ergebnis haben, verlernt, seinen Verstand zu gebrauchen. Er wird stumpfsinnig und einfältig, wie ein menschliches Wesen nur eben werden kann. Solch geistlose Tätigkeit beraubt ihn nicht nur der Fähigkeit, Gefallen an einer vernünftigen Unterhaltung zu finden oder sich daran zu beteiligen, sie stumpft ihn auch gegenüber differenzierteren Empfindungen wie Selbstlosigkeit, Großmut oder Güte ab, so daß er auch vielen Dingen gegenüber, selbst jenen des täglichen Lebens, seine gesunde Urteilsfähigkeit verliert. Die Staatsinteressen kann er überhaupt nicht beurteilen, und falls er nicht ausdrücklich darauf vorbereitet wird, ist er auch nicht in der Lage, sein Land in Kriegszeiten zu verteidigen. Ein solch monotones Dasein erstickt allen Unternehmensgeist und verleitet ihn, das unstete, ungewisse und abenteuerliche Leben eines Soldaten mit Widerwillen zu betrachten. In diese Lage gerät die Masse des Volkes in jeder entwickelten und zivilisierten Gesellschaft unweigerlich, wenn der Staat nichts unternimmt, sie zu verhindern.
Was ökonomisch vorteilhaft ist, nämlich die Teilung der Arbeit, ist gesellschaftlich problematisch, da sie bei vielen zur weitgehenden Verkümmerung der höheren Anlagen führt. Diese Wirkung der Arbeitsteilung ist ebenfalls eine ungeplante, wiewohl unerwünschte Folge menschlichen Handelns. Der Staat muss hier der unsichtbaren Hand des Marktes in den Arm fallen, und zwar durch den Unterricht einer von orthodoxen Vorstellungen gereinigten Moralphilosophie.“
Staat und Kirche
„Je gebildeter Menschen sind, desto weniger sind sie Täuschungen, Schwärmerei und Aberglauben ausgesetzt, die in rückständigen Ländern häufig zu den schrecklichsten Wirren führen. Außerdem sind sie eher geneigt, die Ziele hinter dem Geschrei nach Zwietracht und Aufruhr kritisch zu überprüfen, und fähiger, sie zu durchschauen. Erst um die praktische Aufklärung bemühte Politik macht aus der modernen Händlerkultur einen Wohlfahrtsstaat.
Nun liegt in vielen Ländern der Großteil der Erziehung in den Händen kirchlicher Institutionen, deren Ziel es weniger ist, Menschen zu guten Bürgern dieser Welt zu machen, sondern sie für eine andere Welt in einem künftigen Leben vorzubereiten. Smith äußert sich sehr abfällig über diese Schulen, im besonderen, wenn sie von katholischer Seite betrieben werden. Unter dem Eindruck, daß protestantische Länder katholischen an Freiheit, Unabhängigkeit und Wohlstand weit überlegen sind, übt er scharfe Kritik am Katholizismus. In der Kirche Roms wird Einsatz und Eifer des niederen Klerus durch das ausgeprägte und starke Motiv des Eigeninteresses gefördert und lebendig gehalten. Viele Pfarrer bestreiten ihren Unterhalt zu einem beträchtlichen Teil aus Spendenopfern ihrer Gemeinde, eine Quelle des Einkommens, deren Ergiebigkeit zu verbessern ihnen die Ohrenbeichte manche Gelegenheit bietet. Sollte ein Souverän so unklug sein, auch nur den unbedeutendsten Teil ihrer Doktrin zu bezweifeln, oder sollte er aus Menschlichkeit versuchen, jene zu beschützen, die sich das eine oder andere zuschulden kommen ließen, so fühlt sich eine Geistlichkeit in ihrer empfindlichen Ehre sofort herausgefordert, ihn als eine gottlose Person zu verurteilen, um das Volk dahin zu bringen, daß es seine Ergebenheit einem Fürsten zuwendet, der orthodoxer und gehorsamer ist. Smith erinnert an die Auf- und Umtriebe des unruhigen römischen Klerus im Laufe verschiedener Jahrhunderte und an die schrecklichste Waffe, die man sich nur denken kann: den Vorwurf der Gotteslästerung.
Natürlich weiß Smith, daß sich seit dem Mittelalter einiges geändert hat. Damals war die Einrichtung der Römischen Kirche der fürchterlichste Zusammenschluß, der jemals gegen Autorität und Sicherheit einer zivilen Regierung gerichtet war, aber auch gegen Freiheit, Vernunft und Glück der Menschen. Aber Teile Europas wurden von dieser Institution, in der die gröbsten Irrtümer des Aberglaubens auf eine Weise gestützt werden, daß ein Angriff der menschlichen Vernunft niemals zu befürchten war, durch die Entwicklung von Handwerk, Gewerbe und Handel befreit. Keine innere Entwicklung der Kirche, sondern der durch den Kapitalismus möglich gewordene bescheidene Reichtum lockerte die Bindungen, welche die unteren Schichten zur Geistlichkeit hatten.
Wie soll sich der moderne Staat gegenüber der oder den Kirchen verhalten? Smith spricht sich für die strikte Trennung aus, und zwar in dem Sinn, daß der Staat für keine religiöse Gruppe Partei ergreift. Der eigennützige und tätige Eifer der Geistlichen kann lediglich dort gefährlich werden, wo entweder nur eine Religionsgemeinschaft geduldet wird oder die Geistlichen jeweils übereinstimmend handeln. Wäre die Regierung ernstlich entschlossen, die Religionsgemeinschaften sich selbst überlassen und sie zu zwingen, miteinander in Frieden zu leben, so wäre kaum zu befürchten, daß sie sich nicht von selbst schnell genug aufspalten und nach kurzer Zeit genügend zahlreich sein würden. Da die Moral kleiner Religionsgemeinschaften oftmals unsozial oder zu streng ist, muß der Staat Aktivitäten setzen: Förderung des Unterrichts der Naturwissenschaft und Philosophie, den wichtigsten Mitteln gegen das Gift der Schwärmerei und des Aberglaubens, sowie öffentlicher Zerstreuungen und fröhlicher Feste, die immer schon Gegenstand der Furcht und des Hasses aller Aufwiegler waren
Adam Smith behandelt also die Religion wie eine Medizin, die in geringsten Mengen genossen auch positive Wirkungen haben kann, die insgesamt aber stark toxisch ist. Da nicht wenige Priester Freude und diesseitiges Glück verteufeln, um die Lust am Jenseits zu erhöhen, ist Religion eine Gefahr für die Moral.“
Bedeutung und Folgen
„Smiths Beobachtungsgabe und sein Vermögen, sich in die Situation anderer zu versetzen, machen ihn zum großen Interpreten der verwirrenden Vorgänge am Marktplatz. Im Wohlstand ist nicht nur eine ganze Wissenschaft begründet, sondern sie ist auch noch eingebettet in die Frage nach dem menschlichen Glück. Wie Smith sein fein gesponnenes intellektuelles Garn mit dem rauen Gewand des täglichen Lebens, seine Weltoffenheit mit den Neuigkeiten einer Lokalzeitung zu verknüpfen wußte, ist vielleicht unübertroffen …
Daß Großbritannien im 19. Jahrhundert zur Schmiede, zum Schiffsbauer und Spediteur der Welt und zur Weltbank wurde, hat viele Ursachen; eine entscheidende ist Adam Smiths Wohlstand der Nationen.“
Meinungen zu Adam Smith
Arnold Toynbee (1881): „Die Welt befand sich … am Vorabend der Industriellen Revolution; und es ist interessant, daß die beiden Männer, die am meisten dazu beitrugen, sie herbeizuführen, sich in Glasgow trafen … denn der Wohlstand der Nationen und die Dampfmaschine … zerstörten die alte Welt und schufen eine neue.“
John B. Bury (1900): „Wie die anderen antiken Staaten litt auch das Römische Reich unter der Unkenntnis vernünftiger Prinzipien der Ökonomie … Wäre ein Adam Smith aufgetaucht, hätte das Reich möglicherweise vom Niedergang gerettet werden können.“
John M. Keynes (1938): „Abgesehen von seinem eigenen Meister Hutcheson war Smith vielleicht der erste und größte jener Lehrer, die einen modernen Gegenstand in einer modernen Weise gelehrt haben. Es ist interessant, den 2. Abschnitt im großartigen ersten Kapitel des 5. Buches des Wohlstands der Nationen im Lichte seiner eigenen Erfahrungen als Lehrer neuerlich zu lesen. Ausgaben der Bildungseinrichtungen für die Jugend enthält Passagen, die den Statuten einer jeden Universität und eines jeden College vorangestellt werden sollten.“
E. Royston Pike (1965): „Er war ein Philosoph … Er durchschaute den Glanz und den Schein. Immer hatte er den einfachen Menschen im Auge, den Mitmenschen, der mit seinen Händen in einer Fabrik oder auf einer Farm arbeitet … Auch vergaß er die weibliche Hälfte der Bevölkerung nicht. Er wußte um die Härten im Leben der Bauernmädchen, … der Fischerfrauen, die unten am Hafen … die Heringe verarbeiteten, der Mütter, die sich abmühten, für ihre Kinder in den Hütten aus Lehm und Stroh ein Heim zu schaffen, als die Löhne der Männer weniger als 5 Schilling pro Woche betrugen. Der wirkliche Reichtum eines Landes, darauf beharrte er, ist das, was die Arbeiter im Lauf eines Jahres produzieren.“
Ronald L. Meek (1967): „Im 18. Jahrhundert war natürlich Smith der Autor, in dessen Werk die klassische politische Ökonomie und die klassische Soziologie am engsten miteinander verknüpft waren … Marx‘ Studium der klassischen politischen Ökonomie im Jahre 1844 war, so glaube ich, der entscheidende Faktor, der ihn über den Materialismus von Feuerbach hinaus zu dem materialistischen Geschichtsbegriff geführt hat. Wie dem auch sei: Zweifellos kann man sagen, daß Marx der Erbe der Grundgedanken der schottischen historischen Schule gewesen ist.“
Milton Friedman (1976): „In der Ethik betrachtete Smith das Mitgefühl als zentralen Zug des menschlichen Charakters, jedoch sei es nicht unerschöpflich, und man müsse deshalb sparsam damit umgehen. Er hätte argumentiert, daß die Unsichtbare Hand des Marktes viel wirkungsvoller als die sichtbare Hand des Staates geeignet ist, nicht nur materielle Mittel für unmittelbare egoistische Ziele, sondern auch das Mitgefühl für selbstlose wohltätige Zwecke mobilisieren. Das 19. Jahrhundert ist ein drastisches Beispiel hierfür. Sowohl die Vereinigten Staaten als auch Großbritannien kommen während eines großen Teils dieses Jahrhunderts Smiths System natürlicher Freiheit so nahe, wie man es vernünftigerweise anstreben sollte. Beide Länder erlebten im 19. Jahrhundert ein in der Welt bis dahin unbekanntes Übermaß an Wohltätigkeit.“
Zum Schluss
Adam Smith lebte in der Zeit der Aufklärung, in der die Religion zurückgedrängt wurde und alles auf natürliche oder menschliche Ursachen zurückzuführen sei. Wer wollte, konnte immer noch an Gott glauben – aber der Mensch ist dafür verantwortlich, was er tut. In Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Und überall wurde systematisiert, wurden Muster erkannt und beschrieben. Das reicht von Niccolò Machiavelli im 16. Jahrhundert bis zu Charles Darwin im 19. Jahrhundert.
Adam Smith ist nicht vom Himmel gefallen. Wenn er die Abläufe der Wirtschaft und die Rolle des Individuums in ihr nicht beschrieben hätte, hätte es ein anderer getan.
Dies soll nicht seine Bedeutung schmälern. Auch wenn die Wirtschaft sich in den letzten 250 Jahren sehr gewandelt hat, ist einiges gleichgeblieben. Adam Smith hat dies nachvollziehbar beschrieben.
Adam Smith ist der Ausgangspunkt der modernen Wirtschaftswissenschaft, nach der alle modernen Staaten mehr oder weniger deutlich verfahren. Mensch sollte die von Adam Smith beschriebenen Prinzipien kennen.
Ich bin Philanthrop, Demokrat und Atheist. Rupert Regenwurm
Das Böse verlachen
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