Dada ist überall

„Auf der Flöte groß und bieder

Spielt der Dadaiste wieder,

da am Fluß die Grille zirpt

Und der Mond die Nacht umwirbt,

Tandaradei.

 

Ach, die Seele ist so trocken

Und der Kopf ist ganz verwirrt,

Oben, wo die Wolken hocken,

Grausiges Gevögel schwirrt,

Tandaradei.

 

Ja, ich spiele ein Adagio

Für die Braut, die nun schon tot ist,

Nenn es Wehmut, nenn es Quatsch,- O

Mensch, du irrst so lang du Brot ißt,

Tandaradei.

 

In die Geisterwelt entschwebt sie,

Nähernd sich der Morgenröte,

An den großen Gletschern klebt sie

Wie ein Reim vom alten Goethe.

Tandaradei.

 

Dadaistisch sei dies Liedlein,

Das ich Euch zum besten gebe,

Auf zwei Flügeln wie ein Flieglein

Steig es langsam in die Schwebe.

Tandaradei.

Denk an Tzara denk an Arpen,

An den großen Huelsenbeck!“

 

Das war die „Dada-Schalmei“ von Richard Huelsenbeck, einem der führenden Dadaisten. Der Dadaismus ist offiziell im Februar 1916 entstanden und erhielt seinen Namen im April 1916, also vor 100 Jahren.

Dem entsprechend werden 100 Jahre Dada in der Kunstwelt und seine Folgen gefeiert. Der Wurm ist sich jedoch ziemlich sicher, dass es so ziemlich alle diese Folgen auch ohne den Dadaismus gegeben hätte. Bei aller Sympathie und allen Denkanstößen war der offizielle Dadaismus dann doch eine Enttäuschung.

 

 

Was ist Dada?

 

„Dadaismus oder Dada war eine künstlerische und literarische Bewegung, die 1916 von Hugo Ball, Emmy Hennings, Tristan Tzara, Richard Huelsenbeck, Marcel Janco und Hans Arp in Zürich gegründet wurde und sich durch Ablehnung „konventioneller“ Kunst bzw. Kunstformen – die oft parodiert wurden – und bürgerlicher Ideale auszeichnete. Vom Dada gingen erhebliche Impulse auf die Kunst der Moderne bis hin zur heutigen Zeitgenössischen Kunst aus.

Im Wesentlichen war es eine Revolte gegen die Kunst von Seiten der Künstler selbst, die die Gesellschaft ihrer Zeit und deren Wertesystem ablehnten. Traditionelle Kunstformen wurden deshalb satirisch und übertrieben verwendet.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Dadaismus

 

 

„Ein Grund für den weltweiten Erfolg von Dada war der Name «Dada». Eine Revolte in der Kunst lag in der Luft. «-Ismen» gab es schon genug, doch nur eine kleine, verarmte Gruppe Immigranten im Zürcher Niederdorf schaffte es, die innovativen Kräfte der Zeit unter einen Begriff zu bündeln. Dada ist wie Google, ein seltsames Wortspiel, das aber in allen Sprachen funktioniert.

Die Dadaisten jonglierten mit der Sprache. Sie foutierten sich um die schöne Form der bürgerlichen Kultur, sie wollten die laute, prägnante Proklamation! Nicht das edle Buch war ihre Form, sondern das allabendliche Cabaret der Straße. Wenn sie dort mit unverständlichen Gedichten auftraten, wollten sie genau das: Sie wollten Wirkung, Sprachwirkung, und zwar sofort.

Sie verfälschten Nachrichten, sie spielten mit der Werbung, sie behaupteten Dinge, die nicht stimmten. Alles nur für das eine rare Gut – die Aufmerksamkeit. Dada siegt! Sie wussten: Bald kommt die nächste Avantgarde, und dann ist es vorbei.

Alles musste rein in Dada: Musik, Poesie, Kunst, Tanz und Zufall. Es war die erste multimediale, interdisziplinäre Kunstform. Man bezeichnete Ähnliches schon als Gesamtkunstwerk, doch so war es neu, fremd, abstoßend und provokativ.“

http://www.srf.ch/kultur/im-fokus/big-dada/dada-ist

 

 

„Dada ist in aller Munde. Doch nur wenige können sagen, was Dada wirklich ausmacht. Das ist nicht erstaunlich: Dada hat, im Gegensatz zu anderen Kunstrichtungen, keine einheitlichen Merkmale, keinen fassbaren Stil. Der Dokumentarfilm «Das Prinzip Dada» stellt die Kunstbewegung umfassend vor.

Oft wird die in Zürich gegründete Kunstbewegung Dada auf das Absurde, auf den Irrwitz reduziert. Dabei war Dadas Lachen - mal bitter, mal verrückt - nur eines seiner Kampfmittel. Dada war eine Rebellion gegen alle Konventionen, gegen alle Regeln und Autoritäten in der Kunst. Und schliesslich war Dada einer der radikalsten Schritte der Kunstgeschichte. Warum behält diese Kunstbewegung, die vor 100 Jahren entstand und nur knapp sieben Jahre existierte, bis heute ihre inspirierende Kraft?“

http://www.srf.ch/sendungen/sternstunde-kunst/das-prinzip-Dada

 

 

Hanne Bergius im Gespräch mit „art“:

„Dada war eine Geisteshaltung. Die Künstler und Schriftsteller, die sich zu Dada bekannten, wollten sich nicht festlegen auf das, was Kunst und Literatur sein sollten. Sondern sich durch totale Negation erst mal frei machen von und zu allem. Sie haben durchweg – von den Anfängen in Zürich 1916 bis zum Ende in Paris 1921 – Dada programmatisch mit "Nichts" verbunden.

Was heißt das: "Nichts"?

Durch den Krieg hatten die bis dahin gültigen Werte der europäischen Kultur ihre Überzeugungskraft verloren. Sie wurden von Dada in einer Art Tabula rasa infrage gestellt. Man hat die Kathedrale einer in sich geschlossenen Kunst zusammenfallen sehen – und sich geöffnet für den Schutthaufen der Kriegs- und Nachkriegskultur. Die Dadaisten versuchten, offensiv mit dem Kulturschock umzugehen. Ihrem Nihilismus lag zugleich ein heroisches "Ja zum gigantischen Weltenunsinn" zugrunde: Sie wollten sich der Situation stellen …

Der Expressionismus wirkte dagegen auf einmal altmodisch.

Er war das Feindbild von Dada. Weil die Expressionisten die Kunst als Religionsersatz überhöhten und, wie Walter Serner sagte, über "dieses Chaos von Dreck und Rätsel einen erlösenden Himmel stülpen" wollten.

Hätte es die Dada-Bewegung ohne den Krieg überhaupt gegeben?

In dieser Radikalität sicherlich nicht. Durch den Krieg wurde das Gefühl verstärkt, dass es in der Kultur – wie Hugo Ball sagte – keine Fundamente mehr gab, keine Pfeiler und Stützen. Einige Dadaisten haben diese Erschütterungen durch ihre Teilnahme an den Schlachten ja hautnah erfahren, André Breton, Max Ernst, George Grosz, Carl Einstein oder auch Otto Dix. Andere haben die katastrophalen Materialschlachten aus der Ferne in großer Beunruhigung erlebt. Dada war aber nicht nur eine Reaktion auf die Kriegs-, sondern auch auf die Nachkriegszeit und ihre unverarbeiteten Probleme ….

Nach dem Ende von Dada Berlin mündet die Bewegung in Paris. Daraus entstand später der Surrealismus.

1920/21 waren die wichtigsten Jahre für Dada Paris. Es gab zunächst experimentelle schriftstellerische Aktivitäten und paradoxe Bühnenauftritte. Federführend waren Tristan Tzara und André Breton. Erst 1921 konnten Künstler-Dadaisten im "Salon Dada", einer der Dada-Messe entsprechenden Ausstellung, eigene Arbeiten zeigen – darunter Max Ernst, Hans Arp, Ribemont-Dessaignes. Zu diesem Zeitpunkt waren aber schon Risse erkennbar, Francis Picabia verweigerte sich bereits, und Marcel Duchamp, obwohl eingeladen, hatte Paris Richtung New York verlassen. Wie überall in den Dada-Zentren gab es heftige Spannungen, die schließlich zum Ende von Dada führten und die mit einem enormen Ironieverlust einhergingen. Das Prinzip der Negation, auch des Skandals, ließ sich nicht ewig fortführen. Die Strategien für die Zeit danach waren sehr unterschiedlich. Francis Picabia erkannte das Ende der Ironie früh und wollte seine Freiheit haben – nach seinem berühmten Satz "Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann". Tristan Tzara blieb bei seiner nihilistischen Protesthaltung, geriet darüber aber zunehmend in Konflikt mit André Bretons Bedürfnis, neue "Richtlinien" zu finden, die den Nihilismus Dadas überwanden und vielmehr die dadaistischen Grenzüberschreitungen produktiv weiterentwickelten.

Wurde Dada jemals offiziell aufgelöst?

Es gibt zwei Ereignisse, die den Schlusspunkt Dadas in Paris markieren – einmal 1921 der fiktive Schauprozess um den chauvinistisch gewordenen Schriftsteller Maurice Barrès und schließlich der 1922 von Breton veranlasste "Kongress" zur inhaltlich neuen Positionierung der Künstler und Schriftsteller. Danach war die Gruppe zerstritten. Ein richtig offizielles Ende gab es nie.“

 

 

Höhepunkt und Enttäuschung: Dada in Berlin

 

„Wie genau ist denn der Funke von Zürich nach Berlin übergesprungen?

Personell durch Richard Huelsenbeck, der 1917 von Zürich nach Berlin kam und der schon während der Zeit in Zürich den Entschluss gefasst hatte, Dada in Berlin fortzusetzen. Die Dadaisten in Berlin – darunter George Grosz, John Heartfield, Wieland Herzfelde, Raoul Hausmann, Johannes Baader, Hannah Höch – waren offener politisch. Zwischen Individualanarchismus und Kommunismus orientiert, wollten sie dem Feind im eigenen Land direkt ins Gesicht sehen. Deswegen spielte das satirische Moment bei ihnen eine so große Rolle. Man wollte die herrschenden Mächte – das war in Berlin der monarchietreue Militarismus – sowie den autoritätshörigen Untertanen attackieren und entlarven. Die Berliner Dadaisten sahen die Gründung der neuen Weimarer Republik mit Skepsis: Sie sei zu schwach, um die nationalistischen alten Kräfte besiegen zu können.“

http://www.art-magazin.de/kunst/14161-rtkl-interview-mit-dadaismus-expertin-was-ist-Dada

 

 

Berlin war eines der Dada-Zentren und mit Sicherheit das interessanteste. Und hatte mit George Grosz und John Heartfield zwei überragende Künstler am Anfang ihrer Karriere, mit denen sich auch schon der Wurm beschäftigte (http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/32-staeck-brief.html ). Nichtsdestotrotz: auch ohne den offiziellen Dadaismus hätten sie sich und andere gefunden und wären ihren Weg gegangen.

Von Raoul Hausmann stammt übrigens der schöne Satz „Ich werde Dich von Grosz zeichnen lassen, damit Du siehst, wie häßlich Du bist.“

 

 

Protest gegen die offizielle Kunst

Warum es die Bewegung des Dadaismus gab und es diese zwangsläufig geben musste, bringt der „Wikipedia“-Artikel zu George Grosz zumindest am Anfang auf den Punkt:

„Grosz war, zusammen mit John Heartfield und Wieland Herzfelde, Begründer der Berliner Dada-Szene. Gemeinsam mit Richard Huelsenbeck, dem Schweizer Dada-Initiator, veranstaltete er 1917 erste Dada-Abende in der Berliner Sezession am Kurfürstendamm. Im Laufe des Ersten Weltkriegs hatte sich der Dadaismus in ganz Europa ausgebreitet. Überall protestierten Künstler durch gezielte Provokationen und vermeintliche Unlogik gegen den Krieg und das obrigkeitsstaatlich denkende Bürger- und Künstlertum. Der Kriegsbegeisterung stellten sie pazifistische Positionen gegenüber und führten die bisher geltenden bürgerlichen Werte ins Absurde …

In seinem 1923 entstandenen Aufsatz Statt einer Biographie setzt sich Grosz kritisch mit dem zeitgenössischen Kunstbegriff und -betrieb auseinander. Die Kunst wird als „Banknotenfabrik“ und „Aktienmaschine“ für „ästhetische Fatzke“ in Abhängigkeit von der bürgerlichen Klasse bezeichnet. Auch dient sie der „Flucht […] in ein reineres partei- und bürgerkriegsloses Paradies.“ Der Künstler kommt meistens aus den unteren Klassen und muss sich den „Bonzen“ anpassen. Entweder bekommt er monatlich Geld von einem Mäzen oder er verfällt dem Kunsthändler, der die neueste Mode bedient. Er vermeint als „Schöpfer“ haushoch über den „Banausen“ zu stehen, die über die Bilder von Picasso und Derain lachen, schafft aber nur vermeintlichen Tiefsinn, weitab von jeder Wirklichkeit. Auch die abstrakte Kunst und den Expressionismus lehnt er ab. Bissig setzt er sich mit den „individualistischen“ Künstlern auseinander: „Arbeitet ihr etwa für das Proletariat, das der Träger der kommenden Kultur sein wird? […] Eure Pinsel und Federn, die Waffen sein sollten, sind leere Strohhalme.“ Er selbst stellt sich auf die Seite der „Unterdrückten“ und will die wahren „Gesichter ihrer Herren zeigen“, und zwar in einer jedem verständlichen Bildsprache. Anfang der 30er Jahre war Grosz einer der berühmt-berüchtigsten Künstler Deutschlands und der gefragteste Illustrator. Sein Name wurde aufs Engste mit der kulturellen und künstlerischen Moderne der Weimarer Republik verknüpft. Er galt als "kommunistischer" Künstler; seine Arbeiten wurden von Museen gekauft und in zahlreichen, auch für Arbeiter ausgerichteten Ausstellungen gezeigt. Er und seine Familie waren Gegenstand der Berichterstattung zahlreicher Illustrierter, Feuilletons warben um seine Meinung, bürgerliche Illustrierte übernahmen seine unverfänglicheren Zeichnungen von Clowns, Jazzmusikern oder Bauern. Urbaner Futurismus, Kubismus und Neue Sachlichkeit – sein Werk umfasste den ganzen Reigen der Klassischen Moderne. Vor diesem Hintergrund bestätigte er 1931 erneut seine Auffassung der Gegenwarts-Kunst als Teil des bourgeoisen, kapitalistischen Schwindels, der den Status der herrschenden Klasse aufrechterhielte und die Künstler der Gnade der Kunsthändler ausliefere.“

https://de.wikipedia.org/wiki/George_Grosz

Wie gegen den offiziellen Kunstbetrieb vorgegangen wurde und wie lange das Agieren anhielt, hing vom jeweiligen Dada-Zentrum (hauptsächlich waren das Zürich, Berlin, Paris und New York) und den einzelnen Künstlern ab, die oft sehr unterschiedliche Standpunkte vertraten. Der offizielle Kunstbetrieb integrierte Dada in sein Treiben und die meisten Dadaisten wurden früher oder später selbst Teil der offiziellen Kunst.

 

 

Auftritte vor Publikum

Richard Huelsenbeck in „Mit Witz, Licht und Grütze – Auf den Spuren des Dadaismus“:

„Durch die Vermittlung Baders arrangierte ein Dresdener „Konzert“-Agent für uns eine Vortragstournee durch die Tschechoslowakei. Die Vortragsgruppe bestand aus Hausmann, Baader und mir selbst – aber überall schlossen sich Freunde an, lokale Dadaisten, Künstler und Menschen, die ahnten, daß irgend etwas in unserer Zeit vorging …

Will man in einem Satz unsere Vortragstätigkeit beschreiben, muß man sagen, daß wir unsere Zuhörerschaft ärgerten und verstörten. Alle Vorstellungen hatten dies gemeinsam, daß wir niemals wußten, was wir sagen wollten. Zwar las ich die „Phantastischen Gebete“ und Hausmann hatte, soweit ich mich erinnere, seine Lautgedichte zur Hand. Aber dies Material genügte natürlich nicht, den langen Abend auszufüllen. So mußten wir dem Publikum von Anfang an beibringen, daß es nichts zu erwarten hatte.

Dies zu tun, war meine Aufgabe, und es setzt mich heute noch in Erstaunen, daß ich es tun konnte, ohne, sozusagen, mit der Wimper zu zucken. Ich trat, ehe der Abend begann, an den Rand des Podiums und ließ eine Stimme erschallen: ‚Meine Damen und Herren (meine Höflichkeit war betont, meine Stimme geziert) … Wenn Sie glauben sollten, wir sind hierhergekommen, Ihnen etwas vorzusingen, zu spielen oder zu rezitieren, sind Sie in einem bösen Irrtum befangen. Es wäre dann besser für Sie, diesen Saal mit dem nächsten Kino zu vertauschen …‘

Wenn sich im Publikum nichts regte, wurde ich ein wenig aggressiver. Ich sprach kritisch über Leute, die die Kunst als Nachspeise ihrer bürgerlichen Existenz benutzen, und mit der falschen Innigkeit eines Pastors appellierte ich an das Gewissen derjenigen, die glauben, die Kunst sei für etwas Besseres da.

Auf das Schweigen im Anfang folgten mehr oder weniger laute Proteste. Man rief, man wolle Dadaismus sehen. ‚Dadaismus ist nichts‘, sagte ich, ‚wir selbst wissen nicht, was Dadaismus ist …‘

Jemand schrie; ‚Betrüger, wir wollen unser Geld zurückhaben‘, andere nahmen die Sache scherzhaft und versuchten sich der Stimmung anzupassen. Es gab aber immer viele, die sich beleidigt und betrogen fühlten, so wie Herr I.B. Neumann in Berlin.

Jemand schrie: ‚Man muß die Polizei holen …‘ (à la Neumann) ‚Meine Damen und Herren‘, sagte ich, ‚auch die Polizei kann nicht ändern, daß wir Ihnen keine Unterhaltung vorsetzen wollen, wie Sie sie im Kino oder im Theater zu finden gewohnt sind …‘

Es wurde nun lauter und lauter, und schließlich tobte der ganze Saal. In Prag, in der Produktenbörse, hatten wir einige tausend wütende Gäste. Es war wie der Ausbruch einer Revolution, der Mob schrie nach Gewalt. Man verlangte nach Haudegen, Stuhlbeinen und Feuerspritzen. Es war das heisere Schreien einer aufs äußerste erregten Masse.

Jetzt hatten wir sie da, wo wir sie haben wollten. Es galt nun Öl auf die Wogen zu gießen. Ich breitete meine Arme aus, als sollte ich gekreuzigt werden. Ich erkletterte einen Stuhl und schrie mit gemachter Verzweiflung:

‚Nur einen Augenblick, bitte … nur einen Augenblick … seien Sie gerecht und geben Sie uns Gelegenheit, Ihnen zu zeigen, was wir sind und was wir tun …‘

Manchmal (hauptsächlich in kleineren Sälen und vor einer kleinen Zuhörerschaft) gelang es, die Leute zu beschwichtigen, manchmal aber, wie in Leipzig und Prag, artete es von Anfang an in eine Rauferei aus.

Wenn wir nicht in persönlicher Gefahr gewesen wären, so hätte sich uns auf diese Weise eine glänzende Gelegenheit geboten, Massenpsychologie zu studieren. Massen, so fand ich, bestehen immer aus einer Truppe und einer kleinen Schar von Vorkämpfern. In unserem Fall fingen die Vorkämpfer an, uns mit harten Gegenständen zu bewerfen. Das war dann das Signal für eine Schlägerei der Leute untereinander. Männer nahmen für und wider uns Partei, Frauen warfen ihren Männern vor, sie mitgenommen zu haben. Literaten fühlten sich persönlich beleidigt, Pastoren glaubten, Dada sei eine persönliche Beleidigung Gottes, Kaufleute sahen unsere Angriffe auf die approbierte kommerzielle Ordnung mit Grauen und Ressentiment. Von den vielen Möglichkeiten, unsere Haltung auf diesen Vortragsabenden zu schildern, kann man nur einige herausgreifen. Diejenigen, die nicht gewöhnt sind, Handlungen als Symbole zu verstehen, werden nicht aufhören, uns als Wahnsinnige, Verbrecher oder bestenfalls als ‚anmaßende Lümmel‘ zu bezeichnen. Wenn man aber geneigt ist, dem ‚tieferen Sinn‘ unserer Handlungen eine Interpretationsmöglichkeit zu geben, muß man (vielleicht mit Erstaunen) zugeben, daß es auf unserer intellektuellen Ebene bisher kaum jemanden gegeben hat, der wie wir mit großem Geschick und ungewöhnlichem Mut konventionelle Erwartungen enttäuscht hat.

Einer meiner Tricks bestand darin, eine Diskussion über den Dadaismus vorzuschlagen. Das wurde fast immer angenommen, und eine Reihe von Diskussionsrednern meldete sich zum Wort. Mit verständlicher, oft komischer Ernsthaftigkeit suchten die Leute dem Phänomen Dada nahezukommen. Die Unmöglichkeit, Dada zu definieren, trug dazu bei, die allgemeine Verwirrung zu vergrößern. Die Verwirrung vertiefte den Zustand der Enttäuschung, und oft, wenn wir schon glaubten, wir hätten die Schlacht gewonnen, fanden vergessene Komplexe gewaltsamen Ausdruck.

Alles in allem muß man der Zuhörerschaft in ihrem allerdings oft ungeduldigen, um nicht zu sagen ungebärdigen Bemühen um Verständnis Sympathie entgegenbringen. Niemand kann die Leute dafür tadeln, daß sie unser Auftreten von ihrem normalen Unterhaltungsstandpunkt aus verurteilten. Sie hatten ihre geistige Statur durch konventionelle Werte erhalten. Nun sahen sie sich plötzlich mit Menschen konfrontiert, die den Prozeß der Übermittlung, den Kausalnexus zwischen dem, was man bezahlt und dem, was man kriegt, zwischen Erwartung und Erfüllung, zwischen Unsicherheit und Bestätigung willentlich unterbrachen. Wir waren Irrationalisten, aber wir begnügten uns nicht damit, den Leuten ‚nette Verrücktheiten‘ vorzusetzen, die sie wie Weihnachtsgeschenke heimtragen konnten. Wir zerschnitten das Band zwischen Haben und Sollen, zwischen Mensch und Mensch, wir stellten die Frage nach der Notwendigkeit einer Wertübermittlung, indem wir den Inhalt aus unserer Darstellung entfernten. Das ‚Nichts‘, von dem Sartre so oft spricht, setzte sich an die Stelle des Etwas.“

Mensch stelle sich vor, er wäre unter dem Publikum gewesen, wäre dem Dadaismus wohl gesonnen gewesen, wäre aber interessiert gewesen, um was es sich jetzt genau handelt. Und kriegt dann intellektuelle Spinner zu sehen, denen es offensichtlich egal ist, was andere Menschen von ihnen und von Dada halten. Hauptsache, sie selbst haben ihren Spaß dabei.

 

 

Aktionskunst

Heutzutage gilt Dada (in erster Linie der „Oberdada“, „Vorsitzende der Menschheit“ und "Präsident des Weltalls“ Johannes Baader) als „Erfinder“ der Aktionskunst und wird dafür gefeiert. Johannes Baader im November 1918:

„Daß meine gestern im Dom gesprochenen Worte: ‚Jesus Christus ist uns wurscht!‘, einen ganz anderen Sinn hatten als den von heutigen Berliner Morgenzeitungen wiedergegebenen, geht aus dem Wortlaut der Ansprache hervor, die in Ihrem Besitz ist. Die gleichfalls in jenen Zeitungen aufgetretene Behauptung, es handle sich um einen Geistesgestörten, rechne ich zu den Mittelchen, die heute angewandt werden, wenn ein Mensch unbequem wird.“

Dazu Richard Huelsenbeck: „Ich erwähnte Baader, es ist nötig, noch einige Worte über ihn zu sagen. Er starb vor kurzer Zeit in Deutschland, und es scheint mir wichtig, die Bildung einer Baader-Legende zu verhindern. Baader war ein Mann mit phantastischen Ideen, so phantastisch, daß sie wenig oder nichts mit dem Dadaismus zu tun hatten. Es scheint mir heute klar, daß er sich für uns hauptsächlich wegen des wirklich ungewöhnlichen Öffentlichkeitserfolges interessierte. Heute, nach vierzig Jahren, ist es offensichtlich, daß Baaders Tätigkeit uns weiterhin schadete. Seine Selbsternennung zum ‚Oberdada‘, seine Taten im Berliner Dom und in der Weimarer Volksversammlung (er warf Hunderte von Dada-Propagandazetteln auf die Köpfe der tödlich ernsthaften Abgeordneten) machten aus dem Dadaismus so etwas wie einen metaphysischen Ulk, eine Art universellen Witz, von dem aus sich nur mit großer Schwierigkeit ein Weg zur Kunst zurückfinden ließ. Es ist hier wichtig, zu wiederholen: Obwohl der Dadaismus ursprünglich eine emotionale Reaktion war, die sich in jeder Form ausdrücken konnte, operierte er doch auf einer Ebene, von der die Künste leicht erreichbar waren. Unsere Stellung zur Kunst wurde von Haß und Liebe diktiert, wir waren Künstler, die von der Sprödigkeit ihrer Geliebten überwältigt waren. Baader aber hatte mit der Kunst ganz und gar nichts zu tun. Er war eine Art Wanderprediger, ein Billy Graham unserer Zeit, eine Mischung aus Wiedertäufer und Zirkusbesitzer. Während wir zwischen Hemmung und Hemmungslosigkeit schwankten, war Baader von psychotischer Grenzenlosigkeit erfüllt. Es ist mir heute noch nicht klar, ob er für die Erneuerung des Christentums, die Verbesserung des Volksschulunterrichts oder für den Dadaismus kämpfte.“

 

 

Dada-Ausstellung

„Die Erste Internationale Dada-Messe war eine von Dadaisten organisierte Ausstellung. Sie fand vom 30. Juni bis zum 25. August 1920 in Berlin statt und wurde von der Galerie Dr. Otto Burchard veranstaltet. Die Messe war mit ihren Ausstellungsobjekten eine Absage an die bürgerliche Kultur, bildete jedoch eine Dokumentation künstlerischer Kreativität, welche die Dada-Revolte freigesetzt hatte, und deren Impulse die weitere Entwicklung der modernen Kunst inspirierten. Als Beispiele sind die Pop Art, die Konzeptkunst und die Objektkunst sowie der sich von Paris aus den Ideen und meist spontanen Arbeitstechniken der Dadaisten entwickelnde Surrealismus zu nennen, indem von den Pariser Dadaisten diese Techniken systematisiert wurden.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Erste_Internationale_Dada-Messe

 

 

Das war die freundliche Beschreibung. Die unfreundliche stammt von Kurt Tucholsky:

„Am Lützowufer 13 ist jetzt eine Dadaausstellung zu sehen. Weil wir sonst keine Sorgen haben.

Wenn man abzieht, was an diesem Verein Bluff ist, so bleibt nicht so furchtbar viel. Ich weiß sehr genau, was die Leute wollen: die Welt ist bunt, sinnlos, prätentiös und intellektuell aufgeplustert. Das wollen sie verhöhnen, aufzeigen, verneinen, zerstören. Darüber ist durchaus zu reden. (Wie überhaupt Kunstbolschewismus, Anzweiflung der Berechtigung des Wertes der Kunst eine Angelegenheit ist, die man nicht einfach abtun kann. Unglaube steckt an.) Aber die Formate da gefallen mir nicht.

Wer inbrünstig haßt, muß einmal sehr geliebt haben. Wer so die Welt verneinen will, muß sie einmal sehr stark bejaht haben. Muß einmal umarmt haben, was er nun verbrennt. Wie aber ist der Eindruck?

Kleinere Literaten bemühen sich ein wenig krampfhaft, den Bürger zu schrecken und in anderer Leute Heiligtümer zu spucken. Das ist das Wort: Krampf. Man ist von neun bis sieben Uhr ununterbrochen zersetzend lustig und satirisch aufgelegt. Ein Dadaismus gegen drei Mark und dreißig Pfennige Entree. »Nur hier echt. Vor Nachahmungen wird gewarnt.«

Die Ausstellung selbst sieht aus wie ein ganz putziger Kramladen. (Obgleich ich glaube, dass Hunderte von Künstlergenerationen auf ihren Atelierfesten das witziger, schlagkräftiger, mutiger gemacht haben.) Ein dicker ausgestopfter Matrose hängt an der Decke und schaut selig auf das Getümmel von alten Hutschachteln, Pappkartons, verrosteten Nägeln, sehr unpassend angebrachten Gebissen und Malgemälden herunter. Es ist ziemlich still in der kleinen Ausstellung, und entrüsten tut sich eigentlich auch niemand mehr. Dada – – na ja.

Aber einer ist dabei, der wirft den ganzen Laden um. Dieser eine, um den sich der Besuch lohnt, ist George Grosz, ein ganzer Kerl und ein Bursche voll unendlicher Bissigkeit. Wenn Zeichnungen töten könnten: das preußische Militär wäre sicherlich tot. (Zeichnungen können übrigens töten.) Seine Mappe ›Gott mit uns‹ sollte auf keinem gut bürgerlichen Familientisch fehlen – seine Fratzen der Majore und Sergeanten sind infernalischer Wirklichkeitsspuk. Er allein ist Sturm und Drang, Randal, Hohn und – wie selten –: Revolution.

Die andern ritzen. Der tötet. Die andern machen Witzchen. Dieser Ernst. Ist das ungeheuer mutig, über irgendeinem Bild von Giorgione, sagen wir mal, ›Scheibenkleister‹ zu schreiben und es mit zwei dicken weißen Pinselstrichen abzulehnen? Theaterdonner.

Das Boxmatch zwischen Grosz und dem Jahrhundert des Soldaten aber sollten Sie nicht versäumen zu betrachten.“

http://www.textlog.de/tucholsky-dada-ausstellung.html

 

 

Dada-Prozess

Einem Künstler kann nichts Besseres passieren, als dass er wg. seiner Kunst vor Gericht gestellt wird. Mal davon abgesehen, dass das sehr gut für’s Geschäft ist, hat er die Möglichkeit, direkt oder indirekt über die Presse aufrührerische Reden an die Nation zu halten.

Ein enttäuschter Kurt Tucholsky über den Dada-Prozess:

„Vor der Strafkammer des Landgerichts II zu Berlin fand dieser Tage der Prozeß gegen George Grosz und Genossen wegen Beleidigung der Reichswehr statt.

Die Dada-Ausstellung hatte ein paar Spaßfiguren gegen die Götter Preußens: seine Offiziere, aufgebaut – und vor allem hatte der p. Grosz eine geniale Mappe: ›Gott mit uns‹ verfertigt, in der Fratzen von so unerhörter Brutalität zu sehen waren, dass sich die Reichswehr und ihre Angehörigen getroffen fühlten. Zum Beweise, dass es Gesichter wie diese nicht gebe, hatte man einen ehemaligen Rayonchef aus dem Reichswehrministerium zitiert, einen Herrn Matthäi. Das hätte man nicht tun sollen …

Die Angeklagten haben mich enttäuscht. Fünf Lebewesen saßen auf der Anklagebank, darunter ein Mann: Wieland Herzfelde. Er war der einzige, der hier und da das Nötige sagte und nicht zurückzuckte. Im übrigen glich das Unternehmen dem Kapp-Putsch: einen Führer hatte es nicht. Niemand von den Jungens war derjenige gewesen, der die Fensterscheibe eingeworfen hatte ... Was Grosz angeht, so weiß ich nicht, ob die Schlappheit seiner Verteidigung darauf zurückzuführen ist, dass er nicht sprechen kann. Er sagte kein Wort, das auch nur einem Strich seiner Blätter adäquat gewesen wäre.

Die Verteidigung war im großen ganzen darauf gerichtet, bei Grosz als Spaß hinzustellen, was bitterster und bester Ernst ist. Fritz Grünspach, der gleichermaßen Zeichner und Gezeichnete verteidigen kann, war geschickt genug, nicht den starken Angriff auf Kaisers Geist, sondern auf dessen Auswüchse in den Vordergrund zu schieben. Sein Plädoyer rettete Grosz den Kragen und war vernichtend für ihn und seine Freunde. So sieht eure Verteidigung aus? Ihr habt es nicht so gemeint?

Das Gericht verurteilte den Zeichner Grosz zu dreihundert und den Verleger Herzfelde zu sechshundert Mark Geldstrafe, also zusammen zu ungefähr der Geldbuße, die in Deutschland die Aufforderung zum Mord (von Pazifisten) kostet. (Die Dosierung war so begründet, dass der Verleger finanziellen Vorteil vom Vertrieb der Mappe gehabt habe.) Die Spaßpuppen der Ausstellung wurden als Bierulk angesehen. Das milde Urteil war vielleicht hervorgerufen durch ein Gutachten des Reichskunstwarts Redslob, der forsch und energisch für Grosz Partei ergriffen und dabei mit feinstem Takt vermieden hatte, auf das Politische der Sache einzugehen. Das imponierte ein wenig: denn der Reichskunstwart untersteht dem Ministerium des Innern – und vor einer Behörde hat ein preußischer Richter immer Respekt. Vor der Kunst weniger. (Zu George Grosz sagte einer der Justizbeamten: »Das müssen Sie doch sehen, wenn Sie Zeichner und Künstler sein wollen ... «)

Was ist hier gespielt worden?

Festzustellen ist, dass diese Verhandlung mit Justiz überhaupt nichts zu tun hat. Ich habe nie begriffen, warum nicht der Angeklagte in den Saal zu treten gezwungen ist, zu sagen hat: »Mein Name ist Grosz – Schwerverbrecher«, und der Vorsitzende sagt dann: »Sehr angenehm. Dreihundert Mark Geldstrafe!« Das würde viel Zeit und Arbeit sparen. Bei der politischen Erziehung und der allgemeinen Vorbildung unsrer Richter ist nicht zu verlangen, dass sie diesen Dingen so gegenübertreten, wie wir es erwarten. Wir haben kein Vertrauen mehr zur politischen Strafjustiz des Landes. Bestraft wird in allen diesen Fällen nicht das Delikt. Bestraft wird – nach bestem Wissen und Gewissen – die Gesinnung …

Der Prozeß verwässerte Blut zu Limonade. Wenns Grosz nicht so gemeint hat – wir habens so gemeint. In meiner Wohnung hängen die Blätter der Mappe, und ich bin stolz darauf, sie zu besitzen. Sie halten mir vor Augen, welche Leute einmal in Deutschland geherrscht haben. Tun sies noch? …“

http://www.textlog.de/cgi-bin/search/proxy.cgi?terms=dada&url=http%3A%2F%2Fwww.textlog.de%2Ftucholsky-dada-prozess.html

 

 

Fazit

 

Dada ist alles und nichts – jeder kann hinein interpretieren, was er will. Wer in der Zeit des Dadaismus eine Dada-Vorstellung, die Dada-Ausstellung, den Dada-Prozess gesehen hat, wird mit großer Wahrscheinlichkeit enttäuscht gewesen sein; wer die Aktionskunst miterlebt hat, kann nun hören, dass das gar nichts mit Dada zu tun hatte.

Es hätte auch ohne Dadaismus Künstler gegeben, die auf die eine oder andere Art und Weise gegen den konventionellen Kunstbetrieb rebelliert und sich zusammengeschlossen hätten. Die großen Namen, die bei den Dadaisten waren, wären auch so ihren Weg gegangen. Johannes Baader hätte auch ohne Dadaismus seine Aktionskunst gemacht.

Der Wurm geht sehr stark davon aus, dass sich ohne den Dadaismus überhaupt nichts geändert hätte und er überhaupt keinen Einfluss auf die weitere Geschichte und Kunst-Geschichte hatte. Mit einer Ausnahme: dem Namen Dada.

 

 

Dada: immer und überall

 

Noch ein Gedicht:

 

„Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,

In allen Lüften hallt es wie Geschrei.

Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei

Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

 

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen

An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.

Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.

Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.“

http://lyrik.antikoerperchen.de/jakob-van-hoddis-weltende,textbearbeitung,149.html

„Weltende“ wurde von Jakob van Hoddis im Jahr 1911 geschrieben. Also ein paar Jahre vor dem Dadaismus.

Dadaisten hat es zu allen Zeiten an allen Orten gegeben. Über Ion Creanga (2. Hälfte 19. Jahrhundert) hat der Wurm einen eigenen Beitrag geschrieben: http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/130-subversiver-maerchen-erzaehler.html .

Bekannte spätere Dadaisten, die es genau so auch ohne den Dadaismus gegeben hätte, waren etwa die Monthy Pythons, siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/207-donald-trump-als-witzbold-trottel-rassist-und-hassprediger.html . Hier der Sketch „Dirty Hungarian Phrasebook“:

 

 

Bekannte deutsche Dadaisten sind unter anderem Heinz Erhardt

 

 

und Ingo Insterburg. Hier mit seiner Gruppe „Insterburg & Co:

 

 

Ein etwas böser Dadaist war Georg Kreisler:

 

 

 

 

https://www.google.de/?gws_rd=ssl#q=georg+kreisler&tbm=vid

 

Die „Comedian Harmonists haben ab und zu auch einen abgelassen. Hier „In der Bar zum Krokodil“:

 

 

 

 

Auch in die Politik haben sich Dadaisten eingeschlichen. Dazu gehören Heinrich Lübke ...

 

 

... und Edmund Stoiber:

 

 

Das Wesen des Dadaisten besteht darin, für alle offen Außergewöhnliches, Verblüffendes, Überraschendes darzustellen. Der Wurm kann schon jetzt verraten: an so ziemlich jedem Ort der Welt haben Dadaisten der Nachwelt ihre Spuren hinterlassen.

Der Wurm bekennt sich dazu: er ist Dadaist und ist immer hoch erfreut, die Spuren anderer Dadaisten zu finden.

Hier ein Beispiel, wo sich Dadaisten ausgetobt haben, aus dem Jahr 2006:

„Seit 1877 können deutsche Schüler die Veränderungen der Welt im "Putzger"-Geschichtsatlas nachvollziehen. Das Standardwerk aus dem Cornelsen Verlag (Werbeslogan "Grenzen verschieben sich - der Putzger bleibt") ging gerade in die 103. Auflage. Doch einige Orte im Schulbuch hat es auch im langen Lauf der Weltgeschichte nie gegeben: Das Städtchen Bruchtal etwa, auf der Karte "Mitteleuropa nach dem Dreißigjährigen Krieg 1648" an der Donau in Ungarn verzeichnet, stammt in Wahrheit aus J. R. R. Tolkiens Fantasy-Trilogie "Der Herr der Ringe". Ebenso "Hobbingen", das im aktuellen Putzger in der österreichischen Steiermark ("Mitteleuropa im Zeitalter der Reformation") versteckt ist. Im Register finden sich auch noch wichtige Ereignisse zu den Phantasie-Orten: Für Hobbingen etwa 1521 die "Ermordung Sarumans, des vormaligen Führers des Weißen Rates", für Bruchtal "Versammlungsort der späteren Ringgemeinschaft". Beim Cornelsen Verlag war der Schildbürgerstreich bis zur vergangenen Woche nicht bekannt. "In alter Tradition von Kartografieredakteuren, denen ja zu Unrecht meist wenig Humor nachgesagt wird, wurden die beiden Orte tatsächlich auf Karten und im Register platziert", erklärte ein Verlagssprecher auf Anfrage. Der Schuldige sei bereits ermittelt.“

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-49767436.html

 

 

Nun sind die meisten Menschen (ca. 99%) aber nicht auf Dadaistisches eingestellt und übersehen es, auch wenn es noch so offensichtlich ist. Das ist so wie mit den meisten „lustigen“ Menschen – lustig sind die nur dann (und nur dann), wenn es heisst „jetzt wird’s lustig“. Also an eine geselligen Abend oder zu Fasching. Den Rest der Zeit sind diese überhaupt nicht lustig.

Oder: „jetzt beschäftigen wir uns mit Dada“. Also im Museum, auf einer Ausstellung, einer kabarettistischen Veranstaltung, einer Fernseh-Sendung. Dann freuen sie sich darüber – erkennen aber Dadaistisches in ihrem Alltag nicht. Steht der Wurm fassungslos vor einer sehr frechen dadaistischen Darstellung, wundert er sich um die Menschen um ihn herum, die das nicht erkennen. Erst dann, wenn er sie darauf anspricht, ob sie den Schmäh in der Darstellung erkannt haben, kommt ein zögerliches „ja, jetzt wo Du es sagst“.

Auch diejenigen, die den ganzen Tag rumblödeln, tun das nur dann, wenn sie Menschen um sich rum haben, bei denen das gut ankommt. Sind diese Blödler allein, ist’s meist aus mit lustig. Auch diese habens nicht mit Dada am Hut

Die dadaistischen Bilder, die der Wurm hier zeigt, stammen von Mallorca. Nun waren auf Mallorca schon sehr viele Menschen. Allerdings hat der Wurm noch von keinem gehört, dass er dort viele dadaistische (oder lustige, außergewöhnliche) Dinge gesehen hätte. Wenn es nicht heisst „jetzt gehen wir Dada schauen“, fällt es so gut wie keinem auf. Bei Mallorca gilt, wie überall: es mag das ein oder andere lokale dadaistische Zentrum geben, wo Dada gehäuft auftritt – aber ansonsten gibt es Dada überall. Mensch muss es nur erkennen wollen.

 

 

Aufruf des Wurms

 

Ab der nächsten Ausgabe wird es am Ende jedes Beitrags einen dadaistischen Text und ein dadaistisches Bild geben.

Der Wurm ruft seine Leser dazu auf, ihm Texte und Bilder zur Veröffentlichung zur Verfügung zu stellen.

 

Es grüßt der Oberdada und Präsident der Bewohner des Erdreichs, Rupert Regenwurm.