Nach Wahrheit forschen, Schönheit lieben, Gutes wollen, das Beste thun

„Dieser edle Mann ist nicht mehr … Im Anfang dieses Jahres entriß ihn der Tod seinen Freunden, unsrer Stadt, den Wissenschaften, der Menschheit … Niemand hat ihn gekannt, der ihn nicht geliebt und geehrt hätte … Personen von allen Ständen und Nationen: Fürsten, Staatsminister, Krieger, Geistliche; Männer und Frauen; Fremde und Einheimische; Christen und Naturalisten; Gelehrte und Geschäftsmänner … Er war der Stolz und die Zierde unsrer Stadt. Jedem aufgeklärten und edlen Fremden ward sein Name genannt und seine Bekanntschaft zu suchen empfohlen … Endlich stehe auch hier als Verdienst: daß er durch seinen untadelhaften Wandel, seine hohe Rechtschaffenheit und durch sein eifriges Lehren wichtiger Wahrheiten es dahin brachte, daß man erkannte, auch ein Jude, auch ein Unchrist, könne ein guter Mensch sein, könne Religion haben, könne unter uns Christen Religion und Tugend befördern.“

Nachruf in der Berliner Monatsschrift im Jahre 1786

 

Gerade zu Ende gegangen ist eine Ausstellung über diesen „edlen Mann“ im Jüdischen Museum in Berlin. Es handelt sich um Moses Mendelssohn.

Hier der Link zur Ausstellung: https://www.jmberlin.de/feature-moses-mendelssohn

 

Sofern nicht anders angegeben, stammen die angegebenen Zitate aus den Büchern „Moses Mendelssohn: Selbstzeugnisse – Ein Plädoyer für Gewissensfreiheit und Toleranz, herausgegeben von Martin Pfeideler, 1979“, „Moses Mendelssohn, die Aufklärung und die Anfänge des deutsch-jüdischen Bürgertums, Menora – Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte 2005/2006, Band 16“ und „Phädon oder über die Unsterblichkeit der Seele“ von Moses Mendelssohn.

 

„Nathan der Weise“ und die Ring-Parabel

 

Gotthold Ephraim Lessing hat seinen Freund Moses Mendelssohn als Vorbild zu seinem „Nathan“ genommen. Hier die Inhaltsangabe.

 

Heike Münnich: „Das Drama »Nathan der Weise« von Gotthold Ephraim Lessing wurde 1783 in Berlin uraufgeführt. Es spielt zur Zeit des Dritten Kreuzzuges (1189–1192) während eines Waffenstillstands in Jerusalem. Protagonist ist der jüdische Kaufmann Nathan, der für Humanität, Toleranz und Religionsfreiheit steht. Damit entspricht er dem Menschenbild der Aufklärung. Im Stück gelingt ihm die Versöhnung der drei monotheistischen Weltreligionen.

Nathan, ein reicher jüdischer Kaufmann, kommt von einer langen Geschäftsreise zurück. Er erfährt, dass es in seiner Abwesenheit zu einem Brand in seinem Haus gekommen sei. Ein christlicher Tempelherr habe seine Tochter Recha gerettet. Nathan hört außerdem, dass jener Ordensritter sein Leben dem Sultan verdanke. Der habe ihn als einzigen von zwanzig gefangenen Tempelherren begnadigt, weil er dem verschollenen Bruder des Sultans, Assad, ähnlich sehe.

Nathan möchte sich bei dem Tempelritter für die Rettung seiner Tochter bedanken. Er schickt Rechas Erzieherin, die Christin Daja, mit einer Einladung zu ihm. Der Tempelherr lehnt ab, da er mit Juden nicht verkehren will. Doch Nathan gibt nicht auf und fängt den Ordensritter auf der Straße ab. Dieser verhält sich Nathan gegenüber zunächst sehr abweisend, lässt sich dann aber zunehmend von seiner toleranten Art einnehmen.

Unterdessen denkt Sultan Saladin darüber nach, wie er Frieden zwischen den Christen und Muslimen schaffen könne. Er weiß, dass seine Kassen leer sind und er seinen Gegnern nicht viel anzubieten hat, damit diese in den Frieden einwilligen. Auf der Suche nach einem Kreditgeber lässt er Nathan rufen. Dieser ist erstaunt, als der Sultan ihm plötzlich die Frage stellt, welche Religion er für die »wahre« halte. Nathan wittert eine Falle; er weiß, dass eine falsche Antwort ihn seinen Kopf kosten könnte. Deshalb greift er auf eine alte Geschichte, die Ringparabel, zurück.

In dieser Geschichte geht es um eine Familie, in deren Tradition ein besonderer Ring vom Vater an den jeweils liebsten Sohn vererbt wird. Der Träger des Rings – eine demütige Haltung vorausgesetzt – ist beliebt bei Gott und den Menschen. Ein Vater jedoch, der drei Söhne hat und alle gleichermaßen liebt, kann sich nicht entscheiden, an welchen der Söhne er den Ring vererbt. Deshalb beschließt er, von dem Ring Duplikate anzufertigen. Dann verteilt er die identischen Ringe an die Söhne. Nach dem Tod des Vaters kommt es zu einem Streit zwischen den Brüdern, welcher der echte Ring sei. Der angerufene Richter weigert sich ein Urteil zu sprechen. Er sagt vielmehr, jeder solle seinen Ring als den »wahren« ansehen, denn alle spiegeln die Liebe des Vaters wider. So sei es auch mit den Religionen.

Der Sultan ist beeindruckt von der Parabel und bietet Nathan seine Freundschaft an. Zur selben Zeit besucht der Tempelherr Nathans Haus, wo er nur Recha und Daja antrifft. Als dem jungen Mann bewusst wird, dass er sich in Recha verliebt, zieht er sich zunächst zurück.

Schließlich kann der Tempelherr seine Liebe nicht länger unterdrücken. Ungeachtet ihres unterschiedlichen Glaubens hält er um Rechas Hand an. Nathan erkundigt sich daraufhin bei einem Klosterbruder nach der Herkunft des Tempelherrn. Heimlich trifft sich in der Zwischenzeit Daja mit dem Ordensritter. Sie verrät ihm, dass Recha nicht die leibliche Tochter Nathans sei, sondern dessen Pflegetochter und zudem christlicher Herkunft.

Im Palast des Sultans kommt es zu einer Begegnung zwischen dem Tempelherrn und Nathan. Dabei stellt sich heraus, dass der Ordensritter und Recha Bruder und Schwester sind. Sultan Saladin findet dies in einem Abstammungsbuch bestätigt, das Nathan von einem Klosterbruder erhalten hat. Erstaunt stellt Saladin fest, dass es sich bei dem leiblichen Vater von Recha und dem Tempelherrn um seinen verschollenen Bruder Assad handelt.

Der christliche Ordensritter und die Pflegetochter eines jüdischen Kaufmanns sind also Neffe und Nichte eines muslimischen Sultans. Somit gehören alle drei Weltreligionen ein und derselben Familie an.

»Nathan der Weise« gilt als Klassiker der Literatur der Aufklärung. Lessing hat sein Stück ein »dramatisches Gedicht« genannt. Die beliebte Schullektüre veranschaulicht den Konflikt, in dem Judentum, Christentum und Islam seit jeher zueinander standen und bis heute stehen. Anhand der Figur des Nathan zeigt Lessing auf, dass Humanität und Toleranz Gräben überwinden und friedvolles Miteinander möglich machen können. Vor allem die Ringparabel sowie das Ende des Dramas zeigen dies deutlich: Alle drei Weltreligionen sind in einer Familie vertreten und somit untrennbar miteinander verbunden. Jede Religion hat ihre Existenzberechtigung und keine ist den anderen überlegen.“

https://www.inhaltsangabe.de/lessing/nathan-der-weise/

 

Leben

 

„Seinen Buckel und sein Stottern soll der Sohn des Dessauer Synagogendieners Mendel dem verkrümmenden, lungenschwächenden Studium eines mittelalterlichen Religionsphilosophen verdanken: Mit zehn Jahren war Mausche mi Dessau in den Talmudschülerkreis seines Lehrers Fränkel aufgenommen worden, der das Hauptwerk des Moses Maimonides neu herausgibt, den „Führer der Unschlüssigen“ – nachdem dieses Glauben und Vernunft verbindende Buch lange nicht zu haben war. Vor seinem Aufbruch nach Berlin arbeitet der 13-jährige Mausche beide Bände durch.

Als er im Alter von 14 Jahren, um seinem verehrten Dessauer Lehrer zu folgen, nach Berlin einreist, kontrollieren ihn auch jüdische Gemeindevertreter. Sie haben, auf Befehl der Obrigkeit, am Zuzug von Hungerleidern wenig Interesse. In Preußens Residenzstadt entwickelt sich der bettelarme Autodidakt zur Vermittler-Gestalt eines intellektuellen Netzwerkes. Er eignet sich alte und neue Sprachen des Abendlandes an, das Hochdeutsche und den europäischen Bildungskanon; was Konflikte mit den Rabbinern provoziert, die auf kulturelle Abgrenzung setzen. Sein Aufenthaltsstatus verbessert sich durch eine Hauslehrer-Stelle beim Textilfabrikanten Isaak Bernhard, in dessen Firma er bald als Buchhalter wirkt, zum Geschäftsführer, schließlich zum Teilhaber, zum Eigentümer aufrückt. Durch den ungeliebten Brotberuf sichert Moses Mendelssohn – diesen bürgerlichen Namen nimmt der Selfmade-Gelehrte an – sich selbst den Aufenthaltsstatus und seiner Familie den Lebensunterhalt.

Aus Mendelssohns Bekanntschaft mit dem Verleger Friedrich Nicolai und dem Dichter Gotthold Ephraim Lessing entsteht ein Freundestrio, dessen Dispute, Rezensionen, Aufsätze und publizierte Diskussionsforen Kulturgeschichte machen: das Dreigestirn der Berliner Aufklärung. Aus der Eheschließung des 32-jährigen Moses mit der Hamburger Kaufmannstochter Fromet gehen zehn Kinder hervor, sechs überleben. Sein Haus in der Spandauer Straße wird zum Forum für offen diskutierte Meinungsvielfalt, zum Modell der späteren Salons. Moses, der Bestsellerautor, trifft mit seinem „Phädon. Über die Unsterblichkeit der Seele“ ein Thema, das den Zeitgenossen am Herzen liegt. Das vielfach übersetzte Werk macht den „Juden von Berlin“ europaweit berühmt.

Moses Mendelssohn führt Denkansätze von Leibniz und Christian Wolff weiter, über Logik, Mathematik, Religion und die Harmonie der Welt; er hat beim Wettbewerb der Königlichen Akademie den ersten Preis zur Fragestellung nach einer „Evidenz in den metaphysischen Wissenschaften“ (1763) gewonnen, gegen Kant. Dabei kombiniert er Erfahrung und Vernunft und betont den Primat der Alltagspraxis. Der Ästhetiker und Psychologe Moses möchte die moralische Aufgabe der Kunst als Darstellerin vernünftiger Erkenntnisse und eine Theorie von ihrer Autonomie mit einander verbinden, im „Spiel der Illusion“. Er inspiriert durch Kontakte, Veröffentlichungen, Diskurse und Korrespondenzen die Verbreitung des Toleranzgedankens und der Universalität der Menschenrechte. Seine Ausstrahlung und seine charismatische, integre Persönlichkeit tragen dazu bei. Sein Freund Lessing nimmt ihn zum Vorbild für "Nathan den Weisen" in seinem gleichnamigen dramatischen Gedicht.

Der Kulturtransformator Moses ebnet Glaubensgenossen durch Thora-Übersetzungen den Weg zur Sprache ihrer christlichen Umgebung, zu deren Literatur und Kunst, für die er sich selbst leidenschaftlich interessiert. Als gläubiger Jude und „Weltweiser“ vereinbart er Gesetzesoffenbarung und aufgeklärte Vernunftreligion und motiviert zum Aufbruch aus dem geistigen Ghetto. Als Modernisierungshelfer berät er jüdische Gemeinden im Konflikt zwischen Tradition und Anpassung an die Mehrheitsgesellschaft; auch preußische Beamte, denen der Abbau von Diskriminierungen wichtig ist. Seine deutschen Bibel-Übertragungen erscheinen in hebräischer Schrift. In seinem Essay „Jerusalem. Über religiöse Macht und Judentum“ ist er der eigenen Epoche mit Überlegungen zur Gewissensfreiheit, zur Trennung von Staat und Glaubensgemeinschaft weit voraus. Bahnbrechend erweist er sich als Vordenker der jüdischen Aufklärungsbewegung Haskala und ihrer Protagonisten, zu denen David Friedländer, Gründer der Jüdischen Freyschule, Isaac Euchel, Herausgeber der ersten hebräischen Zeitschrift „Der Sammler“, der Dichter Hartwig Wessely und der Pädagoge Herz Homberg zählen. Die sich interreligiös öffnenden Reform-Projekte der Haskala tragen bei zur Integration der jüdischen Minderheit: zur Entstehung jener deutsch-jüdischen Moderne, aus deren Erfahrungen sich gesellschaftliche Ideale für die Gestaltung unserer pluralistischen Gegenwart ableiten.

Kontakte zur politischen Macht bleiben für Moses` diskriminierte Generation zwiespältig. Friedrich II. lässt den Gelehrten nach Potsdam rufen, ohne ihn zu empfangen; ihm als Seidenhändler gewährt der König zwar Anerkennung und Bleiberecht, doch dem Philosophen verwehrt er die Akademie der Wissenschaften und verweigert seiner Familie einen gesicherten Aufenthaltsstatus. Mendelssohn schreibt im Gemeinde-Auftrag Huldigungsverse an den königlichen Hof, scheut sich aber nicht, die Dichtkunst des Monarchen in einer kühnen Rezension zu kritisieren. Den befreundeten Kriegsrat Christian Konrad Wilhelm Dohm inspiriert er zu dem Buch „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden“ (1791), das Diskurse in Frankreich und anderen Ländern Westeuropas beeinflusst; auch den Grafen Mirabeau, der sich kurz nach Mendelssohns Tod in Berlin aufhält und eine Schrift über diesen veröffentlicht. In der Menschenrechtsdebatte der Französischen Nationalversammlung wird Mirabeau Berliner Ideen einbringen und umsetzen.

Die Aufforderung des Theologen Lavater, sich taufen zu lassen, weist Moses Mendelssohn zurück – doch löst eine nun anhebende öffentliche Debatte um diese Provokation bei ihm eine siebenjährige Nervenkrankheit aus. Als er, weitere sieben Jahre später, geschwächt durch eine Kontroverse um die Ehrenrettung seines verstorbenen Freundes Lessing, im Alter von 56 Jahren stirbt, gibt ihm Berlins ganze jüdische Gemeinde mit christlichen Freunden und Vertretern des Adels das Geleit, alle Geschäfte haben geschlossen.“

https://www.mendelssohn-gesellschaft.de/mendelssohns/biografien/moses-mendelssohn

 

Juden in ihrer Zeit

 

Moses Mendelssohn, Vorrede zu Manasseh Ben Israels „Rettung der Juden“: „Merkwürdig ist es, zu sehen, wie das Vorurteil die Gestalten aller Jahrhunderte annimmt, uns zu unterdrücken, und unserer bürgerlichen Aufnahme Schwierigkeiten entgegen zu setzen. In jenen abergläubischen Zeiten waren es Heiligtümer, die wir aus Mutwillen schänden; Kruzifixe, die wir durchstechen, und bluten machen; Kinder, die wir heimlich beschneiden, und zur Augenweide zerfetzen; Christenblut, das wir zur Osterfeier brauchen; Brunnen, die wir vergiften u. s. w. Unglaube, Verstocktheit, geheime Künste und Teufeleien, die uns vorgeworfen, um derentwillen wir gemartert, unseres Vermögens beraubt, ins Elend gejagt, wo nicht gar hingerichtet worden sind. – Itzt haben die Zeiten sich geändert; diese Verleumdungen machen den erwünschten Eindruck nicht mehr. Itzt ist es gerade Aberglaube und Dummheit, die uns vorgerückt werden; Mangel an moralischem Gefühle, Geschmack und feinen Sitten; Unfähigkeit zu Künsten, Wissenschaften und nützlichem Gewerbe, hauptsächlich zu Diensten des Krieges und des Staates; unüberwindliche Neigung zu Betrug, Wucher und Gesetzlosigkeit, die an die Stelle jener gröbern Beschuldigungen getreten sind, uns von der Anzahl nützlicher Bürger auszuschließen, und aus dem mütterlichen Schoße des Staats zu verstoßen. Vormals gab man sich um uns alle ersinnliche Mühe, und machte mancherlei Vorkehrungen, uns nicht zu nützlichen Bürgern, sondern zu Christen zu machen, und da wir so hartnäckig und verstockt waren, uns nicht bekehren zu lassen; so war dieses Grundes genug, uns als eine unnütze Last der Erde zu betrachten, und dem verworfenen Scheusale alle Greuel anzudichten, die ihn dem Haß und der Verachtung aller Menschen bloßstellen konnten. Itzt hat der Bekehrungseifer nachgelassen. Nun werden wir vollends vernachlässiget. Man fährt fort, uns von allen Künsten, Wissenschaften und andern nützlichen Gewerben und Beschäftigungen der Menschen zu entfernen; versperret uns alle Wege zur nützlichen Verbesserung, und macht den Mangel an Kultur zum Grunde unserer fernern Unterdrückung. Man bindet uns die Hände, und macht uns zum Vorwurfe, daß wir sie nicht gebrauchen …

Überhaupt, Menschen dem Staate unnützlich; Menschen, die in einem Lande nicht zu gebrauchen sind, dieses ist eine Sprache, die mir eines Staatsmannes unwürdig zu sein scheint. Die Menschen können mehr oder weniger nützlich sein; können so oder anders beschäftiget, die Glückseligkeit ihrer Nebenmenschen und ihre eigene mehr oder weniger befördern. Aber kein Staat kann die geringsten, nutzlosscheinendsten seiner Bewohner, ohne empfindlichen Nachteil, entbehren, und einer weisen Regierung ist kein Bettler zu viel, kein Krüppel völlig unbrauchbar … 

In einigen neuern Schriften findet man den Einwurf wiederholt, »die Juden bringen nichts hervor. Sie sind in ihrer jetzigen Verfassung, weder Landbauer, noch Künstler und Handwerker, helfen also der Natur nicht in ihrem Hervorbringen, und geben auch ihren Produkten keine andere Form; sondern tragen und versetzen bloß die rohen oder verbesserten Erzeugnisse der Länder von einem Orte an den andern. Sie sind also lediglich Verzehrer, die den Erzeugern zu Last fallen müssen.« Ja, ein großer sonst einsichtsvoller Kopf hat letzthin laut über den Mißbrauch geklagt, daß der Hervorbringer so viele Zwischenhände zu versorgen, so viele unnütze Mäuler zu ernähren habe! Der gesunde Menschenverstand, meinet er, lehre schon, daß die Produkte der Natur und der Kunst verteuert werden müssen, je mehr Zwischenkäufer dazukommen, die solche nicht vermehren, und doch erhalten werden, also an denselben Anteil nehmen wollen. Er erteilet also den Staaten den Rat und die wohlmeinende Warnung, entweder die Juden nicht zu dulden, oder ihnen Landbau und Handwerke zu erlauben.

Das Resultat mag herzlich gut gemeint sein; aber die Gründe sind schwach, die dem Verf. so einleuchtend und unwiderlegbar scheinen. Was heißt denn nach seinen Begriffen eigentlich Hervorbringer und Verzehrer? Wenn nur derjenige hervorbringet, der etwas Greifbares erzeugen hilft, oder durch seiner Hände Arbeit verbessert; so bestehet ja der weit wichtigste und größte Teil des Staats aus bloßen Verzehrern. Der ganze Lehr- und Wehrstand bringet, nach diesen Grundsätzen nichts hervor; wenn nicht etwa die Bücher, die von jenem geschrieben werden, eine Ausnahme machen. Beim Nährstande selbst sind zuförderst Kaufleute, Lastträger, Land- und Wasserfahrer abzurechnen, und am Ende wird die Klasse der sogenannten Hervorbringer größtenteils aus Ackerknechten und Handwerksgesellen bestehen; denn die Landeigentümer und Meister pflegen selten mehr selbst Hand ans Werk zu legen. Sonach bestünde der Staat, außer jenem zwar achtungswerten, aber doch geringern Teil des Volks, aus Leuten, die durch ihrer Hände Arbeit die Produkte der Natur weder befördern, noch vervollkommnen; also aus bloßen Verzehrern, und wie? Also auch aus unnützen Mäulern, die dem Hervorbringer zur Last werden?

Hier fällt die Ungereimtheit in die Augen, und da die Folgerung richtig ist so muß der Fehler in den Vordersätzen liegen. Und so ist es auch! Nicht bloß Machen; sondern auch Tun heißt hervorbringen. Nicht nur wer mit Händen arbeitet; sondern überhaupt, wer nur etwas tut, befördert, veranlasset, erleichtert, das seinen Nebenmenschen zum Nutzen oder Vergnügen gereichen kann, verdient den Namen des Hervorbringers, und er verdient ihn zuweilen um desto mehr, je weniger Bewegung ihr an seinen Extremitäten gewahr werdet. Mancher Kaufmann, der an seinem Pulte Spekulationen macht, oder auf seinem Ruhesessel Pläne entwirft, bringet im Grunde mehr hervor als der Arbeiter und Handwerksmann, der das mehrste Geräusch macht. Der Kriegsmann bringt hervor; denn er verschaffet dem Staate Ruhe und Sicherheit. Der Gelehrte bringt hervor; zwar selten etwas, das in die Sinne fällt, aber doch Güter, die wenigstens ebenso schätzbar sind; guter Rat, Unterricht, Zeitvertreib und Vergnügen. Nur in der Anwandelung einer übeln Laune kann einem weisen Manne, wie Rousseau, der Einfall entfahren, daß der Biscuitbäcker zu Paris mehr hervorbringe, als die Akademie der Wissenschaften. Zur Glückseligkeit des Staats, so wie der einzelnen Menschen, gehören mancherlei sinnliche und übersinnliche Dinge, körperliche und geistige Güter, und wer zu deren Hervorbringung oder Vervollkommung, auf irgend eine mehr, oder entfernte, mittelbare oder unmittelbare Weise etwas beiträgt, der ist kein bloßer Verzehrer zu nennen; der ißt sein Brot nicht umsonst; sondern hat dafür hervorgebracht …

Ach, meine Brüder, ihr habt das drückende Joch der Intoleranz bisher allzu hart gefühlt, und vielleicht eine Art von Genugtuung darin zu finden geglaubt wenn Euch die Macht eingeräumt würde, Euern Untergebenen ein gleich hartes Joch aufzudrücken. Die Rache sucht ihren Gegenstand, und wenn sie anderen nichts anhaben kann, so nagt sie ihr eigenes Fleisch. Vielleicht auch ließet Ihr Euch durch das allgemeine Beispiel verführen. Alle Völker der Erde schienen bisher von dem Wahne betört zu sein, daß sich Religion nur durch eiserne Macht erhalten, Lehren der Seligkeit nur durch unseliges Verfolgen ausbreiten, und wahre Begriffe von Gott, der nach unser aller Geständnis die Liebe ist, nur durch die Wirkung des Hasses mitteilen lassen. Ihr ließet Euch vielleicht verleiten, eben dasselbe zu glauben und die Macht zu verfolgen war das Euch wichtigste Vorrecht, das Eure Verfolger euch einräumen konnten. Danket dem Gotte eurer Väter, danket dem Gotte, der die Liebe und die Barmherzigkeit selbst ist, daß jener Wahn sich nach und nach zu verlieren scheint. Die Nationen dulden und ertragen sich einander, und lassen auch gegen Euch Liebe und Verschonung blicken, die unter dem Beistande desjenigen, der die Herzen der Menschen lenkt, bis zur wahren Bruderliebe anwachsen kann. Oh meine Brüder, folget dem Beispiele der Liebe, so wie Ihr bisher dem Beispiele des Hasses gefolgt seid! Ahmet die Tugend der Nationen nach, deren Untugend Ihr bisher nachahmen zu müssen, geglaubt. Wollet Ihr gehegt, geduldet und von andern verschont sein, so heget und duldet und verschonet euch untereinander! Liebet, so werdet Ihr geliebt werden!“

 

Friedrich Nicolai: „Der Marquis d‘Argens, der als philosophischer Gesellschafter Friedrichs II. in Potsdam lebte und der Mendelssohn sehr wohl kannte und oft mit ihm umging, vernahm zufällig, daß fremde Juden nicht im Lande bleiben dürfen. – „Aber“, sagte er, notre cher Moise trifft diese doch nicht?“ –„O ja“, war die Antwort, „er wird bloß geduldet, weil er in Diensten des Fabrikanten Bernhard stehet. Wenn dieser ihn heute aus seinen Diensten entläßt und er keinen anderen Schutzjuden findet, der ihn in Dienst nehmen will, so würde die Polizei ihn zwingen, noch heute das Land zu verlassen.“ Der Marquis war darüber außer sich, er wollte nicht glauben, dass ein so weiser und gelehrter Mann, den jeder Rechtschaffene hoch schätzen mußte, täglich in der Gefahr sein sollte, sich auf so niedrige Weise behandelt zu sehen. Er sprach mit Mendelssohn darüber. Dieser bekräftigte es und sagte: „Sokrates bewies ja seinem Freunde Criton, daß der Weise schuldig ist zu sterben, wenn es die Gesetze des Staates fordern. Ich muss also die Gesetze des Staates, in welchem ich lebe, noch für milde halten, da sie mich bloß austreiben, im Fall mich in Ermangelung eines anderen Schutzjuden auch nicht ein Trödeljude für seinen Diener erklären will.“ Der Marquis war von dieser Lage der Sache aufs äußerste betroffen und wollte sogleich an den König darüber schreiben. Man brachte ihn mit Mühe davon ab, weil man voraussah, daß jetzt - es war im Jahre 1762 während des Krieges - nicht die rechte Zeit sein würde. Nach erfolgtem Frieden dachte der Marquis selbst daran und verlangte, Mendelssohn sollte eine Bittschrift aufsetzen, die er selbst übergeben wolle, obgleich er sich sonst nie damit befaßte, Bittschriften abzugeben. Mendelssohn wollte sich anfangs nicht dazu verstehen. Er sagte: „Es tut mir weh, daß Ich um das Recht der Existenz erst bitten soll, welches das Recht eines jeden Menschen ist, der als ruhiger Bürger lebt. Wenn aber der Staat überwiegende Gründe hat, Leute von meiner Nation nur in gewisser Anzahl aufzunehmen, welches Vorrecht kann ich vor meinen übrigen Mitbrüdern haben, eine Ausnahme zu verlangen?“ Indessen stellten Mendelssohns Freunde ihm vor, dass er es für das Wohl seiner Familie tun sollte, und so schrieb Mendelssohn folgende, aus den Akten gezogene Bittschrift: „Ich habe von meiner Kindheit beständig in Ew. Majestät Staaten gelebt und wünsche, mich auf immer in denselben niederlassen zu können. Da ich aber im Auslande geboren bin und das nach dem Reglement erforderliche Vermögen nicht besitze, so erkühne ich mich alleruntertänigst zu bitten, Ew. Majestät wollten allergnädigst geruhen, mir mit meinen Nachkommen dero allergnädigsten Schutz nebst den Freiheiten, die dero Untertanen zu genießen haben, angedeihen zu lassen, in Betracht, daß ich den Abgang an Vermögen durch meine Bemühungen in den Wissenschaften ersetze, die sich Ew. Majestät Protektion zu erfreuen haben.“

Der Marquis gab diese Vorstellung selbst dem König im April 1763, aber Moses bekam keine Antwort. Wir (Nicolai erzählt) waren alle darüber betroffen, und der sonst so sanfte Moses war hierüber ziemlich empfindlich und machte uns, wie wir ihn zu dem Schritte verleitet hatten, einigermaßen Vorwürfe. Die Sache blieb so, weil Moses auf keine Weise weiter einen Schritt tun, auch nichts darüber an den Marquis gelangen lassen wollte. Dieser erfuhr zufällig im Jahre 1763, daß Mendelssohns Bittschrift keinen Erfolg gehabt und daß der König nicht geantwortet habe. Der Marquis war darüber äußerst entrüstet, und als er denselben Abend zum König kam, fing er schon beim Eintritt in das Zimmer an zu schelten. Der König, der nicht wußte, was er wollte, bezeigte ihm sein Befremden. „Ach!“ rief der Marquis aus, „Sire! Sie sind doch sonst gewohnt, Wort zu halten. Nun habe ich einmal etwas von Ihnen gebeten, nicht für mich, sondern für den würdigsten, rechtschaffensten Mann, Sie versprechen mir, es zu gewähren und hernach tun sie es doch nicht. Nein! Das ist zu arg!“

Der König versicherte, Mendelssohn habe das Schutzprivilegium erhalten, der Marquis aber versicherte, Mendelssohn habe auf seine Bittschrift keine Antwort erhalten. Endlich fand es sich, daß ein bloßes Missverständnis bei der Sache war. Der König versicherte, die Bittschrift müsse durch einen ungewöhnlichen Zufall verloren gegangen sein, Moses solle nur noch eine Bittschrift einreichen, sodann wolle er das Privilegium auszufertigen befehlen. „Gut“, sagte der Marquis, „ich werde Ihnen selbst eine machen, verlieren sie sie aber nicht wieder.“ Moses schrieb auf wiederholtes Verlangen des Marquis die Bittschrift noch einmal am 12. Juli 1763, und der Marquis fügte unter seinem eigenen Namen hinzu:

„Ein Philosoph, der ein schlechter Katholik ist, bittet einen Philosophen, der ein schlechter Protestant ist, einen Philosophen, der ein schlechter Jude ist, den Schutzbrief zu gewähren. Hierin steckt zu viel Philosophie, als daß die Vernunft nicht auf Seiten der Bitte stünde.“"

 

Einfluss des Moses Maimonides

 

„Seit Mose hatte im Judentum niemand einen solchen Einfluss und eine solche Autorität wie Rabbi Moses ben Maimon.

Maimonides wurde 1135 in Córdoba geboren. Im Alter von 13 Jahren floh er mit seiner Familie aus Spanien und lebte fortan in Fostat bei Kairo. Bereits mit zwanzig schrieb er sein erstes Hauptwerk, einen Kommentar zur Mischna: dem Kodex des jüdischen Gesetzes. Während dieser Zeit wurde er von seinem wohlhabenden Bruder David unterstützt, der mit Edelsteinen handelte. Als sein Bruder jedoch im Meer ertrank, war Maimonides gezwungen, sich seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Er entschloss sich, Medizin zu studieren und wurde Leibarzt des Wesirs des Sultans. Er hörte jedoch nicht auf, zu lernen und schrieb seine Werke in seiner Freizeit. Durch die Klarheit seines Stils und seine eindringlichen Argumente gelang es ihm, eine Synthese zu bilden zwischen dem großen Korpus des jüdischen Rechts und ethischen Zielen.

Zu seiner Zeit galt Maimonides als die führende Autorität des Judentums. Er erhielt Briefe von jüdischen Gemeinden aus aller Welt, in denen seine Meinung über Glaubensfragen, über Rituale und Bräuche erfragt wurde.

Maimonides blieb nicht ohne Gegner. Dass er die jüdische Lehre mit Hilfe der griechischen Philosophie zu erklären versuchte, wurde von einigen als ketzerisch missbilligt. Doch Maimonides Schriften, vor allem sein großer philosophischer Traktat »Führer der Unschlüssigen«, bleiben eine Inspiration für Juden, Christen und Muslime, die eine Religiosität suchen, die sich auf die Vernunft gründet. In derselben Weise lehrte Maimonides, die Prophetie sei ein natürlicher Zustand, den alle erreichen könnten. Wenn das menschliche Bewusstsein genügend Intelligenz und Empfindsamkeit und Mut und Umsicht habe, könne es sich in die göttliche Einsicht verwandeln, und das sei »Prophetie«. So verstanden war Maimonides ein Prophet, und tatsächlich hat er sich selbst so betrachtet. Die Prophetie ist seiner Meinung nach der Gipfel der menschlichen Errungenschaften und das Ziel aller, die nach religiöser Erfüllung streben.“

https://www.hagalil.com/judentum/sfarad/maimonides.htm

 

Isaak Euchel: „Zu dieser Zeit fiel ihm des Maimonides More Nebuchim (Führer der Verirrten) in die Hand; er fand ihn so scharfsinnig und mühte sich um ihn Tag und Nacht, bis er ihn ganz durchdrungen hatte. Darum vergaß er es ihm bis an sein Lebensende nicht, daß Maimonides die erste Quelle gewesen war, an der er seinen Wissensdurst hatte löschen dürfen.

Manchmal erzählte er scherzend im Kreise seiner Freunde: „Maimonides habe ichs zuzuschreiben, daß ich einen so verwachsenen Körper bekommen habe. Meinen Leib hat er geschädigt, denn durch ihn erkrankte ich. Aber trotzdem liebe ich ihn von Herzen; denn viele trübe Stunden meines Lebens hat er mir erhellt. Und wenn er auch, ohne es zu wollen, mir Böses zufügte und meinen Körper schwächte, so hat er mir die Schädigung doch siebenfach vergolten, als er mir die Seele durch seine hohe Weisheit erquickte.“

 

Horst Möller: „Seit 1735 besuchte der junge Moses in Dessau die höhere Schule für Talmud-Studien - Bet Hamidrasch. Das auch von Nicolai später erwähnte vertiefte Studium des jüdischen Philosophen und Arztes Moses Maimonides aus dem 12. Jahrhundert sollte Mendelssohns eigenes Denken nachhaltig prägen. Das philosophisch-theologische Hauptwerk Führer der Verirrten (More Nevuchim) wurde seit 1742 auch Mendelssohns Führer, bevor er seinem Lehrer David Fränkel 1743 nach Berlin folgte und dort seine Talmud-Studien fortsetzte. Ohne hier auf Einzelheiten eingehen zu können, seien doch zwei, drei Punkte hervorgehoben, die die Bedeutung des Maimonides für Mendelssohn veranschaulichen. Maimonides systematisierte die jüdische Tradition und Theologie seiner Zeit und bemühte sich darum, die Einsichtigkeit und Vernunftgemäßheit der Religionsgesetze nachzuweisen. Seine Adressaten waren die gebildeten Juden, die durch die arabische Philosophie ihrer Zeit in ihrem Glauben unsicher geworden waren. Durch seinen intellektuellen Zugang zum Glauben provozierte er die Orthodoxie, gewann jedoch gerade dadurch Einfluß auf die Scholastik der christlichen Theologen wie Albertus Magnus und Thomas von Aquin.“

 

Gottes-Begriff

 

Moses Mendelssohn im „Phädon“: „Sie irren, die Wahrheit suchend, auf den Meeren der Meynungen auf und nieder, bis ihnen Vernunft und Nachdenken, die Kinder Jupiters, in die Segel leuchten, und eine glückliche Anlandung verkündigen. Vernunft und Nachdenken führen unsern Geist von den sinnlichen Eindrücken der Körperwelt zurück in seine Heimat, in das Reich der denkenden Wesen, vorerst zu seines Gleichen, zu erschaffenen Wesen, die, ihrer Endlichkeit halber, auch von andern gedacht und deutlich begriffen werden können. Von diesen erheben sie ihn zu jener Urquelle des Denkenden und Gedenkbaren, zu jenem alles begreifenden, aber allen unbegreiflichen Wesen, von dem wir, zu unserm Troste, so viel wissen, daß alles, was in der Körperwelt und in der Geisterwelt gut, schön und vollkommen ist, von ihm seine Wirklichkeit hat, und durch seine Allmacht erhalten wird. Mehr braucht es nicht zu unserer Beruhigung, zu unserer Glückseligkeit in diesem und in jenem Leben, als von dieser Wahrheit überzeugt, gerührt, und in dem Innersten unsers Herzens ganz durchdrungen zu seyn …

Nach einigem Stillschweigen wendete sich Sokrates zum Cebes und sprach: Mein lieber Cebes! seitdem du von dem Wesen der Unsterblichen richtigere Begriffe erlangt hast, was dünkt dich von den Fabellehrern, die öfters einen Gott auf die Verdienste eines Sterblichen neidisch, und wider denselben bloß aus Mißgunst feindlich gesinnt seyn lassen? – Du weißt es, Sokrates, was wir von dergleichen Lehrern und ihren Erdichtungen zu halten gelernt haben. – Haß und Neid, diese niederträchtigen Leidenschaften, die die menschliche Natur so sehr entehren, müssen der göttlichen Heiligkeit schnurstracks widersprechen. – Ich bin hievon überzeugt. – Du glaubst also nunmehr zuverläßig, und ohne die geringste Bedenklichkeit, daß du, wir, und alle unsere Nebenmenschen von jenem allerheiligsten Wesen, das uns hervorgebracht, nicht beneidet, nicht gehaßt, nicht verfolgt, sondern auf das zärtlichste geliebt werden? – Richtig! – In dieser festen Ueberzeugung kann dir niemals die mindeste Furcht anwandeln, daß der Allerhöchste dich zur ewigen Qual berufen, und, schuldig oder unschuldig, unaufhörlich würde elend seyn lassen? – Niemals, niemals! rief Apollodorus, an den die Frage doch gar nicht gerichtet gewesen, und Cebes begnügte sich einzustimmen. – Wir wollen diesen Satz, fuhr Sokrates fort, daß uns Gott nicht zum ewigen Elende bestimmt, zum Maßstabe für die Gewißheit unserer Erkenntniß annehmen, so oft von zukünftigen Dingen die Rede ist, die einzig und allein von dem Willen des Allerhöchsten abhängen.“

 

Religionsgespräch mit dem Erbprinzen von Braunschweig-Wolfenbüttel:

„Was hat ein unter dem mosaischen Gesetze lebender Weltweiser für Grund, die historischen Beweise des Alten Testaments anzunehmen und des Neuen zu verwerfen?

Durchl. Prinz! Ich kann keinem Zeugnisse trauen, das meiner Überzeugung nach einer ausgemachten, unumstößlichen Wahrheit widerspricht. Nach der Lehre des Neuen Testaments (wenigstens wie dieses in öffentlichen Lehrbüchern erklärt wird) muß ich erstens eine Dreieinigkeit in dem göttlichen Wesen, zweitens die Menschwerdung einer Gottheit, drittens das Leiden einer Person der Gottheit, die sich ihrer göttlichen Majestät entäußert hat, viertens die Genugtuung und Befriedigung der ersten Person in der Gottheit, durch das Leiden und den Tod der erniedrigten zweiten Person, und noch viele anderen, diesen ähnlichen oder aus diesen fließenden Sätzen bei Verlust meiner ewigen Seligkeit glauben …

Da die Menschen alle von ihrem Schöpfer zur ewigen Glückseligkeit bestimmt sein müssen, so kann eine ausschließende Religion nicht die wahre sein. - Diesen Satz getraue ich mir als ein Kriterium der Wahrheit in Religionssachen anzugeben. Eine Offenbarung, die allein die seligmachende sein will, kann nicht die wahre sein, denn sie harmoniert nicht mit den Absichten des allbarmherzigen Schöpfers.“

 

Horst Möller : „Mendelssohns Intention einer Aufklärung des Judentums war derjenigen der protestantischen und katholischen Aufklärer analog: Keiner von ihnen beabsichtigte die Aufgabe seiner Religion, sondern ihre vernunftgemäße Interpretation. Und Mendelssohns Übersetzung des Pentateuch bildete deswegen nicht allein eine sprachschöpferische Leistung, mit der er wie sein Vorgänger Luther die deutsche Sprachkultur bereicherte, sondern zugleich religiöse Selbstvergewisserung. Als, Jude, Bürgerlicher und Wahlpreuße war er ein gleichberechtigter, ja ein führender Repräsentant der Berliner Aufklärung. Er war, wie Hans Moshe Graupe bemerkt hat, der erste moderne Jude, der nicht mehr als Zaungast an der Kultur seiner Umwelt teilnahm, „sondern tätiger Mitträger und Gestalter dieser Kultur war.“ Als solcher war er im Kreise Friedrich Nicolais nicht geduldet, sondern höchst willkommen, ja unentbehrlich.“

 

Umgang mit Menschen

 

Menschen sind wie Maschinen

 

Salomon Maimon: „Die neu ankommenden polnischen Juden, deren Gedanken größtenteils verworren sind, und deren Sprache ein unverständlicher Jargon ist, konnte Mendelssohn recht gut verstehen. Er nahm in seinen Unterhaltungen mit ihnen ihre Ausdrücke und Redensarten an, suchte seine Denkungsart zu der ihrigen herunterzustimmen und dadurch diese zu der seinigen zu erheben.

Er verstand auch die Kunst, die gute Seite eines jeden Menschen oder Vorfalls ausfindig zu machen. Er fand nicht selten an Leuten Unterhaltung, deren Umgang wegen Unregelmäßigkeiten in dem Gebrauch ihrer Kräfte sonst vermieden wird; und nur gänzliche Dummheit und Trägheit war im Höchst zuwider. Ich war einst Augenzeuge, wie er sich eine geraume Zeit mit einem Manne von der unregelmäßigsten Denkungsart und dem ausschweifendsten Betragen unterhielt. Ich verlor dabei alle Geduld; und nachdem er weg war, fragte ich Mendelssohn voller Verwunderung: Wie konnten sie sich mit diesem Manne so viel abgeben? „Warum das?“ erwiderte er, „wir betrachten eine Maschine mit Aufmerksamkeit, deren Zusammensetzung uns unbekannt ist, und suchen uns Ihre Bewegungsart begreiflich zu machen; soll dieser Mensch nicht eben die Aufmerksamkeit verdienen? Sollen wir uns nicht seine seltsamen Äußerungen auf eben die Art begreiflich zu machen suchen? da er doch gewiß seine Triebfedern und Räderwerk so gut als irgendeine Maschine haben muß?“

Mendelssohn war im Disputieren mit einem steifen, an einem einmal angenommenem System hängenden Denker steif; und machte sich die kleinste Unrichtigkeit in der Denkungsart seines Gegners zunutze. Mit einem biegsamen Denker hingegen war er auch biegsam, und er pflegte gemeiniglich alsdann dem Disput mit folgenden Worten ein Ende zu machen. „Wir müssen uns nicht an die Worte, sondern an die Sachen halten.““

 

Lehrer und Schüler

 

David Friedländer: „Schüler im gewöhnlichen Sinne des Worts hat mein unsterblicher Lehrer nicht gehabt. Öffentliche Vorlesungen hat er nie gehalten. Vor seiner Verheiratung war er Hauslehrer gewesen, und auch nachher soll er einigen Zöglingen Unterricht gegeben haben. Diese kann man aber füglich nicht Schüler eines Weisen nennen.

Im Jahre 1771, als ich ihn kennenlernte, hatte der von Lavater aufgeregte Streit bereits seine Endschaft erreicht; die allgemein gemißbilligte Aufforderung desselben war bereits zurückgenommen, Mendelssohns weises und bescheidenes Benehmen anerkannt, und sein Ruf hatte bei der großen und gelehrten Welt ungemein zugenommen; seine Religionsverwandten im allgemeinen waren aber noch nicht dazu geeignet, Anteil daran zu nehmen. Dazu kam, dass er gern alles Aufsehen vermied; aber nach dem Ausdruck des Talmuds je mehr er der Berühmtheit aus dem Wege ging, je mehr folgte sie ihm auf dem Fuße wie sein Schatten … Er sprach indessen unaufgefordert nie von diesem Vorfalle (Lavaters Aufforderung), weder mit Fremden noch mit den Jünglingen und jungen Freunden, die seinen Umgang suchten; er schien ihn gern in Vergessenheit bringen zu wollen; wahrscheinlich weil er heftig und zerstörend auf seine ohnedies geschwächte Gesundheit gewirkt hatte.

Als Hausvater lebte er sehr glücklich, mit dem äußern Benehmen eines Geschäftsmannes, ohne alle Ansprüche auf Auszeichnung und Gelehrsamkeit. Er war Teilnehmer einer Seidenfabrik, leitete die Geschäfte mit kaufmännischen Kenntnissen und besaß als Fabrikant einen ungemein feinen Geschmack; selbst Frauenzimmer suchten seinen Rat bei Farbenwahl und Kleidung - An Besuchen von Fremden, besonders Reisenden von Stande fehlte es nicht; diese sowie einheimische Künstler und. Handwerker, die sich mit ihm beraten wollten, fanden ihn im Handlungsladen. Aber gegen Abend, vorzüglich am Sabbath und an Feiertagen, kamen junge Männer von seinen Religionsgenossen zu ihm ins Haus und kamen mit der bestimmten Absicht, sich zu bilden und zu belehren. Auch ältere Freunde und verheiratete junge Männer, die Geschmack und Liebe zu den Wissenschaften erlangt hatten, fehlten nicht. In dieser Hinsicht kann man mit Zuversicht behaupten, daß er eine Menge Schüler hatte. Sie zerstreuten sich später in den Provinzen in ganz Deutschland, im Österreichischen, in Holland, ja, der Same der bessern Kenntnisse und des reellen Wissens wurde bis nach Polen geführt und brachte großen Segen, besonders nachdem seine Übersetzung des Pentateuchs und der Psalmen so allgemein verbreitet und geschätzt wurde. - Er hat einen weit größeren Anteil an der Aufklärung und Bildung seiner Religionsgenossen als man gewöhnlich glaubt, und es ist dankbare Pflicht, das Andenken davon bei seinem Volke zu erhalten. Aber außer dem Nutzen, den er für die Zukunft schaffte, wie angenehm anziehend und lehrreich war seine Unterhaltung! Die Erinnerung an diese genossenen Stunden muss bei seinen Freunden und Schülern unauslöschlich sein. Lange nach seinem Tode gewähren sie ein unerschöpfliches, mit Rührung untermischtes Vergnügen, welches die Seltenheit der Erscheinung nicht anders als erhöhen kann …

Unter seinen Religionsgenossen war damals die sogenannte Lektüre noch nicht ausgebreitet und reelle Gelehrsamkeit noch seltener, aber die wahre Wißbegierde war bei mehreren jungen Männern aufgeregt. Sie strömten zu ihm wie sonst zu einem berühmten Rabbi. Keinem Jüngling war der Zutritt verwehrt, und die echten Jünger der Weisheit konnten auf freundliche Aufnahme mit Sicherheit rechnen. Das Gespräch leitete sich von selbst ein, war leicht, ungezwungen und freimütig. - Größtenteils betraf es Moral und Sprachkunde, hebräische Literatur, die israelitische Religion und ihre Grundlehren; nie talmudische Streitigkeiten oder unscheinbar gewordene Ritualgesetze. - Die Sophistereien der erstern, die Geringfügigkeit und Kleinigkeit der letzteren waren im gewöhnlichen Leben schon Gegenstände des Spöttelns geworden, aber demungeachtet in Mendelssohns Gegenwart enthielt man sich, ihrer im Ernst oder Scherz zu erwähnen. -

Vorzüglicher Gegenstand der Unterredung waren Erziehungs- und Bildungsanstalten. Verbesserung des Unterrichts und Empfehlung der deutschen Muttersprache waren Mendelssohns Lieblingsthemata. Dieses war das fühlbarste Bedürfnis der deutschen Jugend. Öffentliche Schulen und Gymnasien wurden von ihr damals noch nicht häufig besucht. Auch die Freischule existierte noch nicht. Nachdenkende Hausväter wollten aber nicht länger ihre Kinder polnischen Lehrern anvertrauen, und die Zeit nicht mit leeren Spitzfindigkeiten, die im bürgerlichen Leben nicht im mindesten Vorteil brachten, vergeuden lassen. Und die jungen jüdischen Privatlehrer, worunter sehr fähige Köpfe waren, die an ihre Stelle traten, die waren es eben, die mit Eifer Mendelssohns Meinungen und Ratschläge vernehmen wollten. Der Weltweise sah es gern, daß die jungen Männer vorzüglich über diese Materien miteinander stritten. Von der Erziehungs- und Unterrichtskunst hatten sie höchstens einige Theorie sich erworben; aber alle diese Jünglinge waren geübte Ringer und Kämpfer, denn alle ohne Ausnahme waren, wie Mendelssohn selbst durch das Studium des Talmuds gewandte Dialektiker und hatten durch Übung Scharfsinn und Witz erworben, Eigenschaften, welche heutzutage ziemlich selten werden.

Zum Disputieren forderte Mendelssohn wohl selbst auf, aber selten trat er mit entscheidendem Urteile dazwischen. Indessen kam es bei diesen Streitigkeiten fast nie zu Heftigkeit oder Bitterkeit; davor schützte das war sanfte aber ehrfurchtgebietende Ansehen des edlen Mannes. Auch verstand wohl nicht leicht jemand besser die Kunst, ein Gespräch zu leiten, wie unser Weltweiser. Meisterhaft wußte er die Unterhaltung zu beleben, wenn sie zu ermatten schien, noch meisterhafter, den Schüchternen zu ermuntern oder gegen den Kickern in Schutz zu nehmen; mit einem Worte, er lenkte die Unterredung, ohne daß man es gewahr wurde.

Gewöhnlich saß er am Fenster im Winkel auf seinem Armsessel, mit untergeschlagenen Augen. Aber alle sahen auf ihn und seine Bewegungen. Oft befeuerte er den entflohenen Mut durch ein plötzliches Aufsehen oder durch einen einsilbigen Aufruf, oft belohnte er durch lächelnden Beifall. Ein schnelles Niedersehen, ein verneinendes Kopfschütteln galt ohne ein lautes Wort für bedeutenden Tadel. Wenn dieses nicht wirkte, wenn der Gegner auf wohlbegründete Einwürfe sich nicht ergab, wenn Lauteres sprechen entscheidend werden wollte, oder wenn endlich Reden und Gegenreden sich durchkreuzten, verwirrten, in Dunkelheit sich verloren; so stand er wohl von seinem Sitze auf, trat in die Mitte der Streitenden, und schien liebreich um Gehör zu bitten. Dann erfolgte ein ehrerbietiges Stillschweigen. Nun nahm er den Faden des Gesprächs auf, entwickelte die Streitfrage, stellte Satz und Gegensatz mit einer ihm eigentümlichen Klarheit und Kürze gegeneinander und ließ die Streitenden die Vergleichspunkte selbst finden, ohne des einen oder des andern Partei geradezu zu nehmen. Wenn sich dann die Hitze gelegt und die Vereinigung stattgefunden hatte, pflegte er oft zu sagen: „Sehen Sie meine Herren, es war ein bloßer Wortstreit, wie es gemeiniglich der Fall ist; ich glaubte gleich, Sie würden eines Sinnes werden.“ Wie vergnügt gingen dann die Unterredenden auseinander und drückten sich brüderlich die Hände! Keiner war besiegt oder gar beschämt worden; auf jedem Antlitz glänzte Zufriedenheit, Genuß wohlangewandter, lehrreicher Stunden, und in diesem seligen Gefühle freute man sich auf die künftige Zusammenkunft wie auf ein Seelenfest. Die Jünglinge, die zu Männern gereift sind, und denen Gegenwärtiges zu Gesicht kommen sollte – leider! sind deren nur wenige -, werden die Wahrheit dieser und der folgenden Darstellungen bezeugen und vielleicht ausrufen: sie sind dahin, die glücklichen Stunden! Wahrlich die Tage der Vorzeit waren besser denn die gegenwärtigen!

Manchmal eröffnete der Weltweise selbst die Unterredung. Das Ich wurde nie gehört. „Ehe Sie kamen“, fing er dann an, „hat ein junger Mann aus unserer Mitte, wie mich dünkt, eine geistreiche Bemerkung, eine feine Beobachtung gemacht - einen glücklichen Einfall gehabt - er hat einen scharfsinnigen Einwand gegen eine Meinung vorgetragen, die über allen Zweifel erhaben zu sein scheint. Sie mögen urteilen …“ Und nun trug er das Erwähnte mit einer unnachahmlichen Holdseligkeit vor, begleitete es mit so viel erläuternden Zusätzen (wenn es wirklich einem Dritten, nicht ihm selbst gehörte) und doch immer soviel wie möglich mit den eigenen Worten des Urhebers, daß dieser Mut gewann, sich dazu zu bekennen und das Vorgetragene mit neuen Gründen auszustatten.

Wie oft war der junge Mann freudig überrascht, daß er etwas so gar Geistreiches zu Tage gefördert! Der Keim gehörte ihm freilich, aber die Pflege des Gärtners, das Sonnenlicht, das dieser so kunstreich hatte darauf fallen lassen, diese waren es eigentlich, welche Blüte und Frucht, jene so schön, diese so reif ans Licht brachten. Der junge Mann täuschte sich, manchmal wissentlich, manchmal ohne es selbst gewahr worden zu sein. Auch bei Mendelssohn war es wenigstens nicht immer Kunstgriff, auf diese Weise die Jugend anzureden. Es war Gabe des Himmels, daß jeder feine, richtige, neue, Kerngedanke, so wie ihn sein Gemüt ergriff oder derselbe seinen Geist durchflog, unwillkürlich gleichsam Rundung, Wohllaut, Vollendung annahm, etwa wie ein persisches Gewand, edel, fein, aber geruchlos das durch den Dunstkreis der Balsamstaude dahinflatternd den wohlriechenden Duft einsaugt, weil das feine Gewebe ihn festzuhalten geeignet ist.

Setzte dann der Weise hinzu: „Nun, was dünkt Ihnen von diesem Vortrage? Unser junger Freund scheint Recht zu haben, die Sache scheint einer näheren Erörterung wert zu sein“, dann war das Signal gegeben, die Aufmerksamkeit auf diese Weise gespannt, wurde das Gesagte wiederholt und der Wettstreit begonnen. So erweckte Mendelssohn das Nachdenken, so feuerte er den Mut an, so regte er den edelsten Ehrgeiz auf - denn niemand wollte doch mit leeren Händen zu diesem Gedankenfest kommen, und so gewann er Liebe und Vertrauen bei Jünglingen und Männern, die ihn besuchten. - Dieses war die Weise des deutschen Sokrates, die Methode, durch welche er, wie der griechische, die Geburten seiner Schule zum Leben entwickelte. Wie bei den Griechen war alles Folge seiner Denkweise, seiner Sinnesart, seiner sittlichen Natur, ihm eigentümlich nichts Erkünsteltes, nichts Nachgeahmtes.“

 

Ehen werden im Himmel geschlossen

 

Eine schöne Geschichte erzählt Berthold Auerbach (die auch heute noch jeder seinem Partner vortragen kann): „Moses Mendelssohn war im Bade Pyrmont. Hier lernte er den Kaufmann Gugenheim aus Hamburg kennen. „Rabbi Moses“, sagte dieser eines Tages, „wir alle verehren Sie, aber am meisten verehrt Sie meine Tochter. - Mir wäre es das höchste Glück, sie zum Eidam zu haben; besuchen Sie uns doch einmal in Hamburg.“

Moses Mendelssohn war sehr schüchtern, denn er war traurig verwachsen. Endlich entschloß er sich von Berlin aus zur Reise und besuchte unterwegs Lessing in Braunschweig, wie in dessen Briefen zu lesen.

Mendelssohn kommt nach Hamburg und besucht Gugenheim in seinem Kontor. Dieser sagt: „Gehen Sie hinauf zu meiner Tochter, sie wird sich freuen, Sie zu sehen, ich habe viel von ihnen erzählt.“

Mendelssohn besucht die Tochter; anderntags kommt er zu Gugenheim und fragt endlich, was die Tochter, die ein gar anmutiges Wesen sei, von ihm gesagt habe.

„Ja, verehrter Rabbi“, sagt Guggenheim, „soll ich’s Ihnen ehrlich sagen?“

„Natürlich!“

„Und Sie sind ein Philosoph, ein Weiser, ein großer Mann, Sie werden es dem Kinde nicht übelnehmen; sie hat gesagt, sie wäre erschrocken, wie sie Sie gesehen hat, weil Sie -“

„Weil ich einen Buckel habe?“

Gugenheim nickte.

„Ich habe es mir gedacht, ich will aber doch bei Ihrer Tochter Abschied nehmen.“

Er ging hierauf in die Wohnung und setzte sich zu der Tochter, die nähte. Sie sprachen gut und schön miteinander, aber das Mädchen sah nicht von ihrer Arbeit auf, vermied, Mendelssohn anzusehen. Endlich, da dieser das Gespräch geschickt gewendet, fragt sie:

„Glauben Sie auch, daß die Ehen im Himmel geschlossen werden?“

„Gewiß, und mir ist noch was Besonderes geschehen. Bei der Geburt eines Kindes wird im Himmel ausgerufen: Der und der bekommt die und die. Wie ich nun geboren wurde, wird mir auch meine Frau ausgerufen. Aber dabei heißt es. Sie wird, leider Gottes, einen Buckel haben, einen schrecklichen. Lieber Gott, habe ich da gesagt, ein Mädchen, das verwachsen ist, wird gar leicht bitter und hart, ein Mädchen soll schön sein, lieber Gott, gib mir den Buckel und laß das Mädchen schlank gewachsen und wohlgefällig sein.“

Kaum hat Moses Mendelssohn das gesagt, als ihm das Mädchen um den Hals fiel - und sie ward seine Frau, und sie wurden glücklich miteinander und hatten schöne und brave Kinder, von denen noch Nachkommen leben.“

 

Andersgläubige zu Freunden

 

Mendelssohn an Lavater 1769: „Ich habe das Glück, so manchen vortrefflichen Mann, der nicht meines Glaubens ist, zum Freunde zu haben. Wir lieben uns aufrichtig, ob wir gleich vermuten und voraussetzen, daß wir in Glaubenssachen ganz verschiedener Meinungen sind. Ich genieße die Wollust ihres Umganges, der mich bessert und ergötzt. Niemals hat mir mein Herz heimlich zugerufen: Schade für die schöne Seele! Wer da glaubt, daß außerhalb seiner Kirche keine Seligkeit zu finden sei, dem müssen dergleichen Seufzer gar oft in der Brust aufsteigen …“

 

Gotthold Ephraim Lessing und Friedrich Nicolai

 

Johann Michael Siegfried Lowe: „Durch Lessing erwarb Nicolai die Bekanntschaft mit dem edlen Moses Mendelssohn, welche gleichfalls bald in die genaueste Freundschaft überging. Diese drei eng verbundenen Freunde, welche wöchentlich wenigstens zwei- oder dreimal zusammenkamen, waren sich darin gleich, daß sie in der gelehrten Welt gar keinen Stand, keine Absichten, keine Verbindungen, keine Aussichten auf Beförderung hatten oder suchten, und selbst in der bürgerlichen Welt ohne alle Verbindung oder Bedeutung waren, auch keine verlangen … Ihre Studien und ihre Unterhaltungen hatten nichts als bloß die Erweiterung ihrer Kenntnisse und die Schärfung ihrer Beurteilungskraft zum Zwecke … Von allen aufgeworfenen Fragen ward beständig das Dafür und Dawider von einem oder dem anderen, der Unterredenden aufgenommen, niemals aber darauf ausgegangen, einen zur Meinung des anderen schlechterdings zu bekehren; sondern jeder blieb selbständig … Lessing und Moses waren sich einander ganz gleich an freimütiger Verwerfung aller Vorurteile, beide gleich reinen Herzens, gleich edelmütig, gleich frei von aller Prätension, gleich scharfsinnig im schnellen Entwickeln, im genauen Unterscheiden und deutlichen Bestimmen der Begriffe. Lessing war lebhafter beim Suchen nach Wahrheit und bot seinen Scharfsinn nicht selten auf, bloß um zu verteidigen oder zu widerlegen, was etwa noch nicht stark genug verteidigt oder widerlegt schien; Moses war bedächtiger, mit deutlicherer Rücksicht auf Resultate; Nicolai Ihnen wenigstens gleich an lebhafter Wahrheitsliebe, an gutem Willen und Freimütigkeit … alle drei waren heiteren Geistes, so daß ihre Unterhaltung oft mit Scherzen und Witzen gewürzt war, ohne daß je wechselseitige Achtung wäre vergessen worden, daher auch in vieljährigem Umgange … nie das geringste Mißverständnis, noch weniger je ein Zank unter diesen zur beständigen Untersuchung der Wahrheit verbundenen Freunden entstand.“

 

Brief an August von Hennings, 1781: „„… Was ich Ihnen noch zu sagen habe, gehet bloß mich an. Mich beschäftigt jetzt der einzige Gedanke: Lessings Tod. Er macht mich nicht traurig, nicht tiefsinnig; aber er ist mir immer gegenwärtig, wie das Bild einer Geliebten. Ich schlafe mit ihm ein, träume von ihm, wache mit ihm auf und danke der Vorsehung für die Wohltat, die sie mir erzeigt hat, daß ich diesen Mann so frühzeitig habe kennen lernen und daß ich seinen freundschaftlichen Umgang so lange genossen habe. Die Welt kennt seinen schriftstellerischen Wert; wenige aber kennen seinen freundschaftlichen Wert; ja ich finde, daß sein moralischer Wert überhaupt von vielen sogar mißkannt werde … Soviel scheint mir indessen außer allem Zweifel zu sein: Wenn irgendein Mensch besser war als er sich in seinen Schriften zu erkennen gab, so war es Lessing …““

 

Wohltätigkeit

 

Sebastian Panwitz: „Versteht man heutzutage unter „Wohltätigkeit“ gemeinhin ein Engagement im sozialen Bereich, während „Mäzenatentum“ die Förderung von Kunst und Wissenschaft umfaßt, so war diese Trennung den Mendelssohns unbekannt. Ihr Ziel hatte Moses Mendelssohn schon 1782 so umrissen: „Nach Wahrheit forschen, Schönheit lieben, Gutes wollen, das Beste thun.“ Gutes zu wollen und das Beste zu tun, egal um welchen Bereich gesellschaftlichen Wirkens es sich handele, war stets ein Leitwert der Mendelssohn-Familie.“

 

Mendelssohn an Elise Reimarus, 1785: „„Mein Sohn Joseph wird sich einige Tage zu Strelitz aufhalten; ich erwarte ihn mit Sehnsucht zurück. Herzlich bedauere ich es, dass ich ihn den Wissenschaften entziehen muß, um einen Knecht des Mammons aus ihm zu machen. Zur Arznei hat er nicht Lust; und als Jude muß er Arzt, Kaufmann oder Bettler werden.“

 

Dieser „Knecht des Mammons“ sollte der Wissenschaft auf andere Art und Weise seine Dienste leisten.

 

Sebastian Panwitz: „Bereits 1799, vier Jahre nach ihrer Gründung, kreditierte die Mendelssohn-Bank dem damals noch nicht sehr bekannten jungen Alexander von Humboldt seine Südamerikaexpedition, eine Unterstützung, die von etablierten Geldinstituten verweigert worden war. In den folgenden Jahrzehnten gab es wiederholt Reiseunterstützungen sowie regelmäßig ungedeckte Vorschüsse auf Staatsgehälter und Manuskripthonorare …

Ungeachtet dessen stellt die Förderung von Humboldts Forschungen durch Mendelssohn eine Frühform bürgerlichen Mäzenatentums auf dem Gebiet der Wissenschaft dar. Zu jener Zeit war die Finanzierung herausragender Wissenschaftler noch Aufgabe des Hofes und seiner Institutionen …

Wie hier bereits anklingt, wurde das wohltätige und mäzenatische Wirken auch in den folgenden Generationen von den Nachkommen Joseph Mendelssohns wie Abraham Mendelssohn Bartholdys fortgesetzt. Ob es sich um die Gründung von Stiftungen, das Engagement in wohltätigen Vereinen, die Finanzierung oder Bezuschussung von Gemäldeankäufen durch Museen oder die Förderung der Naturwissenschaften zum Beispiel in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ging - in allen Bereichen waren Mendelssohns tätig, ein Engagement, das sich inzwischen bis in die siebente Generation fortsetzt.“

 

Zu Alexander von Humboldt siehe auch http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/404-kosmos.html

 

Bedeutung

 

Moses Mendelssohn als Wegbereiter und Symbol

 

„Begegnen wir der Zeit, wie sie uns sucht“ – die Zeit hatte Moses Mendelssohn gesucht und er hat sich von ihr finden lassen.

Der rund hundert Jahre zuvor lebende Baruch de Spinoza, der ähnliche Gedanken vertrat wie Moses Mendelssohn, kam zu früh – und deshalb bestrafte ihn das Leben.

„…Im Alter von 23 Jahren wird er wegen als häretisch eingestufter Schriften aus der jüdischen Gemeinde von Amsterdam verbannt, wird Opfer eines Attentats und flüchtet nach Den Haag, wo er seinen Lebensunterhalt als Linsenschleifer verdienen muss …“

https://www.philomag.de/philosophen/baruch-de-spinoza

 

Bei Moses Mendelssohn war die Zeit reif: Die Aufklärung ist in vollem Gange, das Bürgertum wird immer bedeutender und mächtiger und führt kurz nach seinem Tod in Frankreich seine große Revolution, viele Juden wollen raus aus ihrem Ghetto und Teil der großen, weiten Welt sein.

Hätte es Moses Mendelssohn nicht gegeben, hätte ein anderer seine Rolle übernommen. Nichtsdestotrotz ist er der Repräsentant des aufgeklärten, säkularen Judentums, der geistig den Weg frei machte für Juden, im europäischen Bürgertum eine bedeutende Rolle in Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst (und deren Förderung) einzunehmen. Juristisch leistete der Code Civil unter Napoleon Erhebliches, siehe auch http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/491-jeder-ein-kaiser.html .

 

Aus dem  Buch „Deutschland ohne Juden. Eine Bilanz“ von Bernt Engelmann: „Der kleine, verwachsene und durch die Entbehrungen seiner Jugend kränkliche Moses Mendelssohn, der 1743 als Vierzehnjähriger von Dessau zu Fuß nach Berlin gekommen war, nach autodidaktischem Studium bald ein gefeierter Gelehrter, engster Freund Gotthold Ephraim Lessings wurde und den man schließlich den «deutschen Sokrates» nannte, leistete den ersten und wohl auch bedeutendsten Einzelbeitrag: Er ermöglichte den Jahrhunderte zuvor ausgestoßenen, in vieler Hinsicht noch im Mittelalter lebenden deutschen Juden den Wiederanschluss an die geistige und kulturelle Entwicklung des gemeinsamen Vaterlandes; er lehrte nicht nur seine Glaubensgenossen, sondern auch die ihre Prosa vernachlässigenden Christen ein «richtiges, klares und anmutiges Deutsch», und er wurde der erste deutsche Schriftsteller jüdischer Religion von Weltrang.

Kein Geringerer als Johann Gottfried Herder schrieb über ihn in seinen «Fragmenten über die neuere deutsche Literatur: «Sokrates führte die Weltweisheit unter die Menschen; Moses ist der philosophische Schriftsteller unserer Nation, der sie mit der Schönheit des Stils vermählt; ja, er ist’s, der seine Weltweisheit in ein Licht der Deutlichkeit zu stellen weiss, als hätte es die Muse selbst gesagt.» …

Von Moses Mendelssohn, dem «deutschen Sokrates», bis zu Eduard von Simson, dem «geborenen Präsidenten», spannt sich der Bogen, der die Epoche umfasst, die den Juden in Preussen und in den anderen «kleindeutschen» Staaten zwar noch immer nicht die volle Gleichberechtigung, wohl aber die Genugtuung brachte, zumindest von vielen gebildeten Christen rückhaltlos anerkannt zu werden als wertvolle, ja unentbehrliche Glieder der deutschen Nation.“

 

Über Friedrich II.

 

König Friedrich II., der sich ansonsten als der große Aufklärer gab, wollte keinen Kontakt zum „deutschen Sokrates“ und hat sogar dessen Aufnahme in die Akademie der Wissenschaften abgelehnt.

Julius H. Schoeps: „Was Friedrich II. wirklich erbost haben wird, war Mendelssohns Kritik, daß der König sich in seinen Schriften nicht der deutschen, sondern der französischen Sprache bediente. Die Äußerungen waren zwar in ein Kompliment gekleidet, dem Leser, der zwischen den Zeilen zu lesen verstand, erschloß sich jedoch, was Mendelssohn an dem König auszusetzen hatte:

Welcher Verlust für unsere Muttersprache, dass sich dieser Fürst, die französische geläufiger gemacht! Sie (die deutsche Sprache) würde einen Schatz besitzen, um den ihre Nachbarn Ursache hätten sie zu beneiden.“

Zu Friedrich II. siehe auch http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/279-maria-theresia.html

 

Nachfahren und Auswirkungen

 

Bernt Engelmann: „Allein unter den Nachkommen Moses Mendelssohns und ihren Ehepartnern finden sich die Träger von mehr als vierzig Adelsnamen – die von geadelten jüdischen Familien, zum Beispiel «von Simson», gar nicht mitgezählt –, darunter von Arnims, von Schwerins, von Winterfelds, von Bonins, von Räumers, von Richthofens und Kleists (die ihren Adel abgelegt hatten), außerdem die Namen von rund einem Dutzend französischer, vorwiegend hugenottischer, Geschlechter wie Dirichlet, du Bois Reymond, von ChaulinEgersberg, Jeanrenaud, von Lassaullx, (von) Longard, Souchay, Thevoz, Cauer und Biarnez.

Natürlich haben sich die Nachfahren Moses Mendelssohns ebenso mit den meisten der alteingesessenen «besseren» jüdischen Familien Berlins verbunden – mit den Veits, den Riess’, den Hitzigs, den Friedländers oder Bendemanns –, aber auch mit Familien wie den Laupichlers, die von vertriebenen Salzburger Protestanten abstammten – kurz, die Mischung entsprach ziemlich genau derjenigen der Berliner Oberschicht, auch darin, dass kräftige Einschüsse aus der Provinz, zumal aus dem jüdischen wie christlichen Bürgertum von Breslau und Königsberg, zu verzeichnen waren.

Auch hinsichtlich ihrer Berufe entsprachen die Nachfahren Moses Mendelssohns und deren Ehepartner exakt dem Gesamtbild der bürgerlichen Oberschicht. Wir finden unter ihnen eine Reihe von bedeutenden Bankiers und Industriellen, einige hohe Beamte und Richter, ein Dutzend Berufsoffiziere und ebenso viele Rittergutsbesitzer, einige hervorragende Techniker, etliche Verlagsbuchhändler, namhafte Pädagogen, mehrere in der Sozialarbeit aktive Frauen, darunter drei Ordensschwestern, zahlreiche bekannte Schriftsteller, Musiker, Schauspieler und andere Künstler, viele Ärzte, mehrere Anwälte und insgesamt einunddreißig Universitätsprofessoren der verschiedensten Fachgebiete, unter ihnen mindestens sechs, die man als Gelehrte von Weltruf bezeichnen kann...“

„Unvergleichlich viel größer ist der Verlust, der den deutschen Nachfolgestaaten dadurch entstanden ist, dass mit den Juden ein sehr beträchtlicher Teil dessen, was sich mit den Begriffen «Bürgertum» oder «Intelligenz» nur unzureichend umschreiben lässt, vertrieben, ausgerottet oder, was die Reste betrifft, dem deutschen Volk entfremdet wurde.

Wir haben mit einigen Stichproben – beispielsweise auf den Gebieten der Medizin, der Physik, der Chemie, aber auch der Malerei, des Theaters, des Films und der Literatur – zu analysieren versucht, wie hoch die quantitativen und qualitativen Verluste ungefähr zu veranschlagen sind. Die Ergebnisse mögen, was ihre Exaktheit betrifft, unbefriedigend gewesen sein. Eines aber können wir mit Gewissheit sagen: nämlich, dass die Deutschen gerade jenen Teil ihrer Mitbürger verjagt und ermordet haben, der auf nahezu allen Gebieten den relativ bedeutendsten Beitrag zu dem geleistet hat, was man gemeinhin die Kultur eines Volkes nennt.

Es waren diejenigen Deutschen, die – trotz ihrer verhältnismäßig geringen Anzahl – mindestens ein Fünftel der gesamten internationalen medizinischen Forschung und Entwicklung der letzten hundertfünfzig Jahre geleistet und damit ganz wesentlich zu Deutschlands Weltruf auf diesem Gebiet beigetragen hatten.

Es waren diejenigen Deutschen, die der deutschen chemischen Forschung und der deutschen chemischen Industrie zu einer glänzenden Stellung in der Welt mitverholfen hatten, und zwar mit etwa zwanzig- bis dreißigmal mehr Wissenschaftlern von internationalem Ruf, als ihrem Bevölkerungsanteil entsprochen hätte.

Es waren auch diejenigen Deutschen, aus deren Gruppe einige der bedeutendsten Physiker, Mathematiker und Ingenieure hervorgegangen waren, wiederum ein Zigfaches dessen, was man nach dem Anteil der Juden an der deutschen Gesamtbevölkerung hätte erwarten können. Und gerade die deutsch-jüdischen Physiker und Mathematiker waren es, die im Zweiten Weltkrieg ganz entscheidend dazu beigetragen haben, dass eine – durchaus mögliche – Weltherrschaft Hitler-Deutschlands verhindert werden konnte.

Welche enormen Beiträge die deutschen Juden auf allen Gebieten der Kunst geleistet haben – als Theaterleiter, Regisseure, Schauspieler, Sänger, Textdichter, Komponisten, Filmproduzenten, Drehbuchautoren, aber auch als Maler, Bildhauer, Architekten, Graphiker, vor allem aber als Schriftsteller und Dichter, das haben wir nicht nur anhand eines einzigen Theaterzettels und der Auslagen einer großen Buchhandlung der frühen dreißiger Jahre ermittelt; es zog sich dies vielmehr wie ein roter Faden auch durch die Betrachtungen ganz anderer Gebiete, denn die zahlreichen Querverbindungen zwischen den Bereichen der Kunst und der Wissenschaft, ganz zu schweigen von ihren Mäzenen aus der Wirtschaft, boten immer wieder Anlass, auf das eine oder andere, das den kulturellen Verlust noch vergrößert hat, besonders hinzuweisen.

Natürlich waren beileibe nicht alle deutschen Bürger jüdischer Herkunft bedeutende Wissenschaftler, Philosophen, Schriftsteller, Künstler oder auch Mäzene. Die allermeisten waren ganz gewöhnliche Mitglieder des deutschen Mittelstandes, Kaufleute, Handwerker, kleine Gewerbetreibende, Angehörige der freien Berufe, Beamte, Soldaten oder auch Landwirte. Denn auch die gab es, allen gegenteiligen Behauptungen der Nationalsozialisten (und auch allen Beschränkungen des landwirtschaftlichen Grunderwerbs, wie sie noch bis tief ins 19. Jahrhundert hinein vielerorts in Deutschland für Juden bestanden) zum Trotz …

Aber da gab es noch ein Drittes, nur schwer Erklärbares, etwas Buntes, Schillerndes, den Gebildeten und den Aufgeschlossenen Faszinierendes, die Subalternen, Bornierten, Dumpfen und Verspießerten oft Abstoßendes. Es war die Atmosphäre dieser – wie Dr. Joseph Goebbels, der so gern dazugehört hätte, sie hasserfüllt genannt hat – «durch und durch verjudeten Gesellschaft», eine Atmosphäre voller Geist und Witz, Toleranz, Humanität und – bei aller Geschäftstüchtigkeit und gelegentlicher Oberflächlichkeit – auch voller Noblesse. (Ein seltsam altmodisches Wort, Noblesse ... Doch es trifft genau den Kern. Und die Tatsache, dass das Wort verstaubt und ungebräuchlich klingt, zeigt nur, dass die, auf die es anzuwenden war und die es selbst anwendeten, nicht mehr allzu zahlreich vorhanden sind. Es war beispielsweise anzuwenden auf einen Wissenschaftler wie James Franck, einen Künstler wie Max Liebermann, einen so kompromisslosen politischen Satiriker wie Kurt Tucholsky, der nicht zögerte, auch für seine Gegner einzutreten, wenn ihnen empörendes Unrecht geschah. Damit soll beileibe kein Rassismus mit umgekehrten Vorzeichen betrieben und behauptet werden, alle noblen Männer seien deutsche Juden oder gar alle deutschen Juden seien nobel gewesen; anstatt James Franck hätte beispielsweise auch Max von Laue oder Max Planck genannt werden können, also einer der «weißen Juden»...)

Diese atemberaubend aufregende, außerordentlich fruchtbare Atmosphäre, nicht allein des Berliner Westens der Wilhelminischen Epoche und erst recht der zwanziger und frühen dreißiger Jahre, aber dort, im damaligen politischen, geistigen und künstlerischen Zentrum der Nation am intensivsten sich manifestierend, wäre ohne die zahlreichen Künstler und Gelehrten, Schriftsteller und Musiker, Ärzte und Anwälte, Journalisten, Kritiker, Maler, Architekten oder auch Kaufleute und Bankiers jüdischer Herkunft gar nicht vorstellbar gewesen, obwohl niemand und am wenigsten sie selbst das so recht wahrhaben wollten. Denn dann hätte ja die enorme Blüte des deutschen Theaters und Films, des Musiklebens, der bildenden Künste und der deutschen Literatur, die führende Stellung des Reiches in der internationalen Medizin, Physik und Chemie, das weltweite Ansehen der Forschung und Technik, der modernen deutschen Architektur und des fortschrittlichen Bildungswesens, auch der kultivierten Gastlichkeit und des vorbildlichen Mäzenatentums der wohlhabenden Bürger, der sprichwörtlichen Korrektheit der Beamten, Großkaufleute und Bankiers – dann hätte dies alles und noch manches mehr zu einem sehr erheblichen Teil den Leistungen der Juden zu verdanken gewesen sein müssen ...

Nun, wir haben erkennen können, dass genau dies der Fall gewesen ist. Und damit sollte auch klarwerden, dass der Verlust unermesslich groß ist, das Verlorene unwiederbringlich …

Indessen herrscht in der Bundesrepublik – und dies nun zum Teil auch in den anderen Nachfolgestaaten – eine viele Ausländer, zumal Angelsachsen und Franzosen, erschreckende geistige Armut, ein erschütternder Zustand des Bildungswesens, ein trauriger Mangel an umfassender und vielseitiger Information, eine selbst in den großen Städten kaum gemilderte Provinzialität und eine allgemeine Verspießerung, selbst da, wo sie durch eine zur Anregung des Konsums inszenierte Sexwelle nicht sofort sichtbar wird.“

 

Ideal von einem Menschen?

 

Moses Mendelssohn kommt dem menschlichen Ideal ziemlich nahe, erfüllt es aber doch nicht zur Gänze.

 

Keine Verdammung von Krieg

 

Julius H. Schoeps: „Trotz aller Bedrängnisse und trotz aller Auflagen, mit denen er leben mußte - Moses Mendelssohn schätzte Friedrich II. auf seine Weise. Als Preußen 1756 die Feindseligkeiten gegenüber Österreich und Sachsen eröffnete, bewies Mendelssohn, daß er ein preußischer Patriot war. Am 25. November 1757 überraschte er seinen Freund Gotthold Ephraim Lessing mit der Neuigkeit, „dass es schon so weit gekommen (sei), dass ich eine Predigt schreibe und einen König lobe.“

Bei dieser von Mendelssohn verfaßten Predigt, die von Oberrabbiner David Fränkel am 10. Dezember 1757 in der Synagoge vorgetragen worden war, handelte es sich um eine „Dankpredigt“ auf den Sieg der Preußen bei Roßbach. Das „Danklied“ auf den „herrlichen“ und „glorreichen“ Sieg bei Leuthen, das unter Fränkels Namen veröffentlicht wurde, stammt ebenfalls von Mendelssohn.“

 

Zur Erinnerung: Es handelte sich um einen widerrechtlichen preußischen Angriffs-Krieg, vom Zaun gebrochen durch einen Hasardeur. Abgesehen von Moral und Recht hätte dem großen Moses Mendelssohn etwas mehr Pazifismus gut getan.

 

Intellektuelle Unredlichkeit

 

Wie schön auch immer sein Gottes-Begriff gewesen sein mag – mit jenem Drecksack, wie er sich im jüdischen und christlichen Glauben darstellt, hat das jedoch nichts zu tun.

Moses Mendelssohn hat exakt das getan, was viele heutzutagige Menschen auch tun – sie erfinden sich ihren eigenen Gott und gestalten ihn so, wie sie es für vernünftig halten. Aus humanistischer Sicht ist das ja durchaus löblich – hat jedoch mit der ursprünglichen Religion nichts mehr zu tun.

Dann kann mensch es auch gleich bleiben lassen. Also sich zu seiner eigenen Religion oder gleich zum Atheismus bekennen.

Alles andere wäre intellektuell unredlich.

Allerdings muss mensch ihm zugestehen, dass er dann sehr wohl massive persönliche Nachteile auf sich gezogen hätte und er seine ansonsten überragende Wirkung nicht gehabt hätte.

 

Feindbild Mendelssohn

 

Gerne vergessen werden diejenigen, die nicht „aufgeklärt“ sein wollen und diejenigen, die nicht wollen, dass er für sie „steht“. Moses Mendelssohn ist für gläubige Juden das Symbol für die Abkehr vom Glauben und letztendlich für die Abkehr vom Judentum als solchem. Immerhin hatte er sechs erwachsene Kinder, von denen vier zum christlichen Glauben konvertiert sind. Selbst aufgeklärte Juden wollen deshalb nicht, dass sein Name für sie steht.

 

Martina Steer bringt es in ihrem Buch „Moses Mendelssohn und seine Nachwelt – Eine Kulturgeschichte der jüdischen Erinnerung“ auf den Punkt:

„Anlässlich des 200. Todestags Moses Mendelssohns im Jahr 1986 schrieb der amerikanische Rabbiner Avi Shafran, dass die Menschen Mendelssohn nicht komplett verdammen sollten. Er listete detailliert auf, warum der Philosoph für Assimilation, Mischehen und Konversionen verantwortlich war, warb aber auch um Verständnis für die Nöte und Zwänge eines derart exponierten Juden im voremanzipatorischen Zeitalter. Statt ihn anzugreifen, so meinte er, sollte sich jeder fragen, wie er selbst mit den Worten der Gedolim, der rabbinischen Autoritäten, umginge. Die versöhnlichen Worte scheinen auf den ersten Blick wenig kontrovers, doch erschien seine Apologetik im Jewish Observer, dem Presseorgan der ultraorthodoxen Agudath Israel of America.

Das ambivalente Mendelssohnbild Shafrans verursachte einen Aufruhr unter den Ultraorthodoxen, mit dem niemand gerechnet hatte. In hunderten von Leserbriefen beschwerten sie sich über die Ungeheuerlichkeit eines derart positiven Blicks auf Mendelssohn. Als besonders perfide empfanden sie den Abdruck des berühmten Porträts von Anton Graff, das den Artikel schmückte. Die Proteste nahmen derart überhand, dass der nationale Vorstand, der Agudath eine Sitzung einberief. Zur Schadensbegrenzung musste der Chefredakteur Ernst Bodenheimer sich öffentlich entschuldigen, die Gefühle der Leser verletzt zu haben. In der Folge brachten Hardliner wie der Rebbe der Nowominsker Chassidim, Yaakov Perlow und der litwakische Rabbiner Simon Schwab die traditionell vernichtende Meinung der Ultraorthodoxen über Mendelsohn wieder auf eine Linie. Zwar sei dieser ein gesetzestreuer Jude gewesen, so Perlow, aber „kulturell ein Vollblutdeutscher“.

Eine kürzlich erschienene Studie über die aktuellen Schulbücher der israelischen Ultraorthodoxen, der Haredim, bestätigt die Rolle Mendelssohns als Inkarnation des Bösen, das in ihren Augen für alle Übel des modernen Judentums verantwortlich war. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass Mendelssohn dort nach wie vor als einer der größten Feinde des Judentums gilt. Vieles, was den Ultraorthodoxen Angst macht, Assimilation, Säkularisierung und Modernisierung, wird seinem schlechten Einfluss zur Last gelegt.

Außerhalb dieser Kreise spielt Mendelssohn in der jüdischen Öffentlichkeit heute keine große Rolle mehr. In Israel ist er kaum noch ein Thema gesellschaftlicher Debatten. Allenfalls in einigen staatlichen Schulbüchern finden sich Hinweise auf die Konversion seiner Kinder. Im öffentlichen Raum ist er nur als Namensgeber kleinerer Straßen in Tel Aviv und wenigen anderen Städten präsent. In Jerusalem, der Stadt, deren Name auch das wichtigste Werk Mendelssohns trägt, weist hingegen kein Denkmal oder irgendein nach ihm benannter Ort auf den Philosophen hin …

Auch die Berliner jüdische Gemeinde tut sich mit Mendelssohn schwer. Als 2012 die Idee auftauchte, die jüdische Oberschule nach dem Philosophen zu benennen, wehrte sie sich als Trägerin der Schule vehement mit dem Verweis, jemand, dessen Kinder konvertiert seien, eigne sich kaum als Namensgeber einer jüdischen Schule. Naheliegender erschienen ihr der Begründer des (politischen) Zionismus, Theodor Herzl, oder die ehemalige israelische Ministerpräsidentin Golda Meir. Die überwiegend nichtjüdische Gesamtelternschaft setzte schließlich den Schulnamen ‚Jüdisches Gymnasium Moses Mendelssohn‘ gegen den Willen der jüdischen Gemeinde durch.

Auch sonst ist Mendelssohn unter nichtjüdischen Deutschen en vogue. Im gleichen Jahr rief die Mendelssohn-Gesellschaft e.V. zum ersten Mal ein Jubiläum anlässlich des 250. Jahrestags der Hochzeit zwischen Moses und Fromet Gugenheim und damit des ebenso langen Bestehens der Familie Mendelssohn aus. Das Gedenkjahr wurde von mehr als hundert Veranstaltungen, Konzerten, Ausstellungen, Podiumsgesprächen, Studien-Exkursionen, Stadtführungen, Vortragsabenden, Lesungen, Kongressen und Theateraufführungen begleitet.

Ein Jahr später entschied das Berliner Bezirksparlament Friedrichshain-Kreuzberg nach einer heftigen Diskussion, den Platz vor dem Jüdischen Museum ‚Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz‘ zu nennen. Der Stiftungsrat des Museums hatte als Straßennamen ‚Moses Mendelssohn‘ favorisiert, jedoch setzte die Fraktion der Grünen mit dem Hinweis auf die angestrebte Gender-Parität bei Straßennamen durch, dass Mendelssohn nur in einer (heterosexuellen) Paarbeziehung als Namensgeber auftauchen durfte. Der Name seiner Frau wurde dem des Philosophen vorangestellt.

Beließe man es bei dieser präsentistischen Beobachtung, so müsste man glauben, dass es wieder einmal die osteuropäischen Juden oder, genauer gesagt, die von einer osteuropäischen Kultur geprägten jüdischen Gemeinden in Deutschland, den USA und Israel seien, die das schlechte Image Mendelssohns immer wieder aufwärmen und am Leben erhalten. Gemäß dieser dialektischen Sichtweise, die ihre Wurzeln bereits im frühen 19. Jahrhundert hat, stünden dann die aufgeklärten, westlichen Juden und Nichtjuden im Gegensatz dazu. Sie würden die positive Erinnerung an Mendelssohn, den Vertreter von Aufklärung und Toleranz, wachhalten. Abgesehen davon, dass solche Gegensätze, wenn auch sehr verlockend, so doch selten derart simpel sind, stellt sich angesichts der Nachhaltigkeit, mit der sich Mendelssohn im kollektiven Gedächtnis verschiedener Gruppen in verschiedenen Ländern festgesetzt hat, die Frage nach Entstehung und Entwicklung eines solchen Erinnerungsorts.

Dabei geht es hier nicht um irgendeine historische Figur, sondern um eine Persönlichkeit, welche die Geschichte des modernen Judentums seit dem Ende des 18. Jahrhunderts als Erinnerungsort nicht nur begleitet, sondern überstrahlt. Nach der Definition von Pierre Nora ist ein solcher lieu de mémoire ein realer oder metaphorischer Ort, an dem sich das kollektive Gedächtnis einer sozialen Gruppe kristallisiert und der daher im Laufe der Zeiten zum historischen Referenzpunkt für die Formierung einer Gruppenidentität wird. Entsprechend steht Mendelssohns Lebensweg in der Geschichte der Juden für den Übergang von der Zeit der Isolierung zu einer Öffnung gegenüber ihrer nichtjüdischen Umwelt. 1729 als Sohn armer Eltern in Dessau geboren, studierte er Thora, Talmud und andere religiöse Schriften, bis er 1743 nach Berlin zog, wo er seine Studien fortsetzte. Gleichzeitig eignete er sich weltliche Bildung an und lernte verschiedene Sprachen. Er freundete sich mit Gotthold Ephraim Lessing und dem Verleger Friedrich Nicolai an und wurde zu einer zentralen Figur der Aufklärung in Berlin.

Seine philosophischen Arbeiten ließen Mendelssohn zu einer angesehenen, aber auch umstrittenen Person werden. Obwohl er selbst einer traditionellen Lebensweise verbunden blieb und immer wieder jüdischen Gemeinden bei Konflikten mit der Obrigkeit beisprang, lotete er das Verhältnis zwischen Religion und säkularer Moderne neu aus. Gleichzeitig bemühte er sich, nicht zuletzt mit einer Übersetzung des Pentateuchs ins Deutsche, jedoch mit hebräischen Buchstaben geschrieben, die Juden an die deutsche Sprache und weltliche Bildung heranzuführen.

Mendelssohns Lebensgeschichte steht nicht von sich aus paradigmatisch für die Entwicklung des Judentums seit dem 19. Jahrhundert, sie wurde bewusst dazu stilisiert, denn nach Nora ist es nicht nur die prinzipielle Eignung, die etwas oder jemanden zum Erinnerungsort macht, sondern der aktive Wille, einen solchen zu schaffen. Sie korrespondierte mit dem Wunsch vieler Juden, der Maskilim und später der Vertreter der Reformbewegung nach Anerkennung durch die nichtjüdischen Gesellschaften, in denen sie lebten, und nicht zuletzt mit dem - nicht überall gleichermaßen ausgeprägten - Gefühl, die jüdische Gemeinschaft und die jüdische Religion müssten sich ändern, wollten sie gleiche Rechte erlangen und sich in den sich ebenfalls veränderten Gesellschaften zurechtfinden und als ebenbürtige Mitglieder integrieren. Dieses Bedürfnis nach Anerkennung, Gleichstellung und Reform trug zur herausragenden Bedeutung des Philosophen für das moderne Judentum bei und machen ihn zu einem virulenten Erinnerungsort, nicht nur für die deutschen Juden, sondern auch für diejenigen in anderen Ländern, sowie darüber hinaus auch für Nichtjuden, die sich mit diesen Bemühungen auseinandersetzten. Im 19. Jahrhundert bedurften die Juden solcher Identifikationsfiguren, da sie die voremanzipatorischen Bezugsgrößen, die aus dem Bereich der Religion stammten, nicht mehr als befriedigende Vorbilder für die Herausforderungen der Moderne empfanden.

Da sich mit Mendelssohn aber auch die Ängste vor Auflösungserscheinungen, das Abwehren von Säkularisierungstendenzen und das Abschotten vor der nichtjüdischen Umwelt ausdrücken und rechtfertigen ließen, wurde er zugleich ein Erinnerungsort für diejenigen, die all diese Veränderungen ablehnten. Orthodoxe, Chassidim und Mitnagdim begründeten ihre heftige Ablehnung mit Mendelssohns angeblichem Atheismus, seinem in ihren Augen angepassten Lebensstil und der tatsächlichen Konversion von vieren seiner sechs (überlebenden) Kinder. Frühe jüdische Nationalisten wie Perez Smolenskin hieben in eine ähnliche Kerbe. Ähnliches galt für Antisemiten. Auch unter ihnen markierte Mendelssohn eine Annäherung des Jüdischen an das Nichtjüdische, das sie fürchteten. Mendelssohn entwickelte sich also nicht nur zu einem positiv besetzten Referenzpunkt, sondern war heftig umstritten wie kaum ein anderer. Die Erinnerung an ihn spielte daher nicht nur eine zentrale Rolle bei der Bestimmung jüdischer Selbst- und Fremdzuschreibungen, gewissermaßen als Gradmesser für die Veränderungen des Judentums selbst. An der Erinnerung an Ihn lässt sich auch die soziale und kulturelle Position der Juden in den nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaften ablesen.“

 

 

Ich bin Philanthrop, Demokrat und Atheist. Rupert Regenwurm

 

 

Das Böse verlachen

- Satire, Realsatire, ernst Gemeintes -

 

10. September – Wochenkommentar von Ferdinand Wegscheider

„Besser geht’s nicht“ – Im neuen Wochenkommentar ziehen der Till und ich eine Bilanz des Sommers! Und – so viel sei verraten: besser könnte diese Bilanz gar nicht sein! Ob Corona, Sanktionspolitik, Inflation oder Teuerungsexplosion – die wahrscheinlich beste Regierung aller Zeiten hat alles im Griff!

https://www.servustv.com/aktuelles/v/aaypg93ywyvjxhzm7klp/

 

Reiche Loser | Glück im Spiel, Pech beim Rest | Strippenzieher

https://test.rtde.tech/programme/strippenzieher/148394-reiche-loser-gluck-im-spiel/

 

Der Ruinator

https://www.youtube.com/watch?v=aJVH54KNxJA

 

Einlassmanagement

https://www.youtube.com/watch?v=gFSwYaVeE_0

 

§ 28a Infektionsschutzgesetz

https://www.youtube.com/watch?v=cmE2g9D_B6U

 

Im Hamsterrad

https://www.youtube.com/watch?v=p3xjoJVYz9k

 

Lauterbach über Crystal Meth gestolpert…...aber ganz anders, als Sie jetzt vielleicht denken!

https://www.youtube.com/watch?v=PMnRJR-7izw

 

UNBEKANNTE URSACHE IST DIE HÄUFIGSTE TODESURSACHE!UNKNOWN CAUSE IS THE LEADING CAUSE OF DEATH!

https://www.bitchute.com/video/ARKXYhpaVUK0/

 

KLAUS STÖHR:"FACHLEUTE WUSSTEN VON ANFANG AN,DASS INFEKTIONEN DURCH IMPFUNG NICHT VERHINDERT WERDEN"

https://www.bitchute.com/video/8K8XvhHmA2Ec/

 

HallMack Unterhosen für's Volk

https://www.frei3.de/post/32d436ee-3d68-4250-ad90-acc0258d8547

 

HallMack Aktuelle Kamera 2

https://www.frei3.de/post/8bf98e67-e600-4a22-b427-207d433cd236

 

HallMack Demokratie bewahren und beschützen

https://www.frei3.de/post/319e5a1b-0af8-4bbc-93bc-a13c2efb7a72