Homöopathie

Am 13. Juni 2019 hat Jan Böhmermann in seinem "Neo Magazin Royale" das Thema Homöopathie nicht nur aufgegriffen, sondern – überraschend – zum Hauptthema der Sendung gemacht. Ausgelöst wurde sein Interesse am Thema offensichtlich von dem Abmahnungsversuch der Firma Hevert Arzneimittel, mit der der Homöopathiekritikerin Dr. Natalie Grams eine Unterlassungserklärung abverlangt wurde, sie möge in der Öffentlichkeit nicht mehr äußern, "Homöopathie habe keine Wirkung über den Placeboeffekt hinaus".

Natalie Grams hat erklärt, dass sie selbstverständlich keine solche Erklärung abgeben werde; erstens könne niemand verlangen, dass sie den Stand der Wissenschaft nicht öffentlich wiedergebe und zweitens hat ihre Kritik niemals direkt oder indirekt die Firma Hevert erwähnt. Böhmermanns daran anknüpfende Kritik der Homöopathie war ebenso furios wie sachkundig und der bisherige Höhepunkt dessen, was der Abmahnungsversuch gegenüber Dr. Grams bisher an Reaktionen ausgelöst hat.“

https://hpd.de/artikel/scheidegrenze-nachgewiesene-wirksamkeit-16917

 

 

Zu Jan Böhmermann siehe auch http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/217-darf-satire-alles.html

Die Chemikerin und Wissenschafts-Journalistin Mai Thi Nguyen-Kim zeigt in ihrem Video, dass in den USA auf homöopathischen Packungen stehen muss „Claims based on traditional homeopathic practice, not accepted medical evidence. Not FDA evaluated.“ - es gibt also keinen akzeptierten Nachweis der medizinischen Wirksamkeit. Von der US-Gesundheitsbehörde FDA nicht geprüft.

Homöopathika haben in den USA einen ähnlichen Status wie Bonbons. Dieselbe Firma Hevert Arzneimittel, die für ihre US-Produkte obigen Zusatz verwendet bzw. verwenden muss, verlangt nun für Deutschland eine Unterlassungserklärung über genau diesen Sachverhalt.

Mai Thi Nguyen-Kim: „Aber warum darf man überhaupt Abmahnungen gegen wissenschaftlich korrekte Aussagen verteilen? Tja - irrsinniger Weise ist "wissenschaftlich unwirksam" vor dem deutschen Gesetz "rechtlich wirksam". Der Knackpunkt heißt "Binnenkonsens" und ist - leider -Teil des deutschen Arzneimittelgesetzes. Wir zeigen, wie es dazu kam und was sich dringend ändern muss.“

 

 

Alternative Medizin

 

Es sind nicht nur Gutmenschen – aber vorrangig solche Menschen aus den mittleren und höheren Schichten, die sich von der wissenschaftlichen Medizin abwenden und nach Alternativen suchen.

Ansonsten hält sich deren Kapitalismus-Kritik sehr in Grenzen. Die wird nur dann eingesetzt, wenn sie sich für ihren esoterischen Unfug gebrauchen lässt, siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/20-ding-dong-monsanto-ist-tot.html

Dazu gehört auch die böse, böse Pharma-Industrie. Dass die ach so guten Hersteller von homöopathischen Produkten zu einem großen Teil dieser Pharma-Industrie gehören, wird gerne ignoriert. So ist die Deutsche Homöopathie-Union (DHU) Teil der Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG.

Und die Biologische Heilmittel Heel GmbH, Baden-Baden, gehört zur Delton AG, die einem der reichsten Deutschen gehört - nämlich Stefan Quandt: http://www.delton-health.de/index.php?id=32

Ergänzend zur wissenschaftlichen Medizin gibt es einige Bereiche, die sinnvoll sein können. Dazu zählen Phytotherapie (Pflanzenheilkunde), Mineral- und Vitaminpräparate, Meditation und Yoga (wenn bei beiden Letzteren der ideologisch-esoterische Überbau weggelassen wird).

Ansonsten handelt es sich zumeist um Spinnereien, die gefährlich sein können.

Aus einem früheren Beitrag des Wurms: „Religiöser und esoterischer Mumpitz haben schließlich auch ihren Beitrag zum frühen Ableben von Steve Jobs geleistet:

Zum Entsetzen seiner Freunde und seiner Frau entschied sich Jobs gegen eine chirurgische Entfernung des Tumors – die einzige wirksame Therapie … Konkret hieß das, er hielt sich an eine streng vegane Diät mit einer Menge Möhren und viel Obstsaft. Dazu kamen noch Akupunktur, alle möglichen Kräuterpillen und verschiedene andere Mittelchen, die er im Internet oder von irgendwelchen Leuten bekam, die er um Rat fragte, darunter auch ein Hellseher. Eine Zeit lang hielt er viel von einem Naturheilkundler, der eine Klinik in Südkalifornien betrieb und die Anwendung von Biokräutern, Saftfasten, häufigen Abführmittelgebrauch, Hydrotherapie und das Herauslassen aller negativen Gefühle empfahl …

Jobs hielt seinen Widerstand nach der Diagnose vom Oktober 2003 neun Monate lang durch. In gewisser Weise zeigte sich hier die dunkle Seite seines Reality Distortion Field … Die Schattenseite seiner ungeheuren Konzentrationsfähigkeit war seine beängstigende Tendenz, alles auszufiltern, womit er sich nicht befassen wollte.“

Es waren neun Monate zu lang. Steve Jobs könnte heute noch leben, wenn er sich zum richtigen Zeitpunkt hätte operieren lassen.“

http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/197-igod.html

Diese Spinner (siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/125-brett-vorm-kopf.html ) schaden aber nicht nur sich selbst, sondern durch ihre Impf-Verweigerung auch der Gesellschaft bis hin zum Tod anderer Menschen, siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/56-unausrottbar.html

Was immer gut ankommt, ist, wenn „die alten … wussten schon dies und jenes“. Wer da auch immer genommen wird: „Die Alten“ inclusive der Homöopathie wussten nichts vom Blutkreislauf, von Körperzellen, von Viren, von Bakterien; auch waren bei diesen Desinfektion, Hygiene, physiologische oder biochemische Vorgänge im menschlichen Körper weitgehend unbekannt.

Der wissenschaftliche Fortschritt seit dem 19. Jahrhundert hat zu einer Verdoppelung der Lebens-Erwartung, zu einem massiven Rückgang der Kinder-Sterblichkeit und zu sicheren Behandlungs-Methoden bei ehedem tödlichen Krankheiten geführt.

Der Beitrag der Alternativen Medizin hierzu war sehr, sehr gering.

 

Informationsnetzwerk Homöopathie

 

Neben ihren Büchern „Homöopathie neu gedacht – Was Patienten wirklich hilft“ und „Gesundheit! - Ein Buch nicht ohne Nebenwirkungen“ engagiert sich die Ärztin und ehemalige Homöopathin Natalie Grams in der Aufklärung über die Homöopathie.

Dazu zählt das Informationsnetzwerk Homöopathie:

Wir setzen uns für eine ehrliche Medizin und für faire Aufklärung über Homöopathie ein. Denn nur vollständige und richtige Informationen sind die Grundlage für Ihre Wahl und Ihre eigenverantwortliche Entscheidung als Patientin und Patient – für oder gegen die Homöopathie. Wir wollen Ihnen diese Wahl nicht nehmen, im Gegenteil: wir wollen dazu beitragen, dass Sie diese informiert und verantwortlich treffen können.

Wir sind nicht einfach „gegen Homöopathie“, wir haben ein positives Ziel: Wir sorgen uns um Ihre Gesundheit und auch um die Redlichkeit innerhalb der Medizin. Wir möchten nicht, dass falsche Behauptungen über die Homöopathie Sie verunsichern und Ihnen und Ihren Kindern schaden können.

Das Informationsnetzwerk Homöopathie ist ein themenbezogener freier Zusammenschluss von über 60 Experten unterschiedlicher fachlicher Ausrichtung, Biografie und Weltanschauung. Sie vereint die Absicht, zu den massiven Fehlinformationen zur Homöopathie in der Öffentlichkeit mit sachlicher und fundierter Aufklärung ein Gegengewicht zu schaffen.

Wir wollen nicht länger dazu schweigen, …

- dass Patienten falsch oder unzureichend informiert werden und falschen Heilsversprechen Glauben schenken, die zu gesundheitlichen Schäden führen können;

- dass Forschung gutgeheißen wird, die keinerlei Auswirkung auf die homöopathische Behandlungspraxis hat. Und die nur dem einen Zweck dient, dem Patienten vorzugaukeln, man wäre etwa nahe daran, einen Nachweis zu finden, dass bloße Zuckerkugeln gezielte Wirkungen entfalten können;

- dass angehende Ärzte auf Universitäten pseudowissenschaftliche Inhalte wie die Repertorien und das im Widerspruch zur Physik stehende Prinzip der Potenzierung lernen. Dass wir also eine Generation Ärzte ausbilden, von der wir gar nicht mehr wissen, ob sie überhaupt weiß, dass Homöopathika Placebos sind;

- dass Bauchgefühl und saubere wissenschaftliche evidenzbasierte Methodik als gleichberechtigte Nachweisverfahren zur Bestimmung des Risiko-/ Nutzenverhältnisses medizinischer Verfahren dargestellt werden – ebenso wie wissenschaftlich kritisches Denken nicht gleichberechtigt zu vorwissenschaftlichen Weltbilder gelten können.

Jeder von uns hat Erfahrung mit Homöopathie – sei es auf der Anwender- oder Kritikerseite oder beides. Wir sind unabhängig und werden von keiner Organisation, Gruppe oder Einzelperson bezahlt. Kleinere Fördermittel werden ausschließlich zur Deckung von Sachausgaben verwendet, beispielsweise für laufende Kosten unserer Server oder das Drucken von Informationsmaterial. Wir sind ehrenamtlich tätig und bestreiten die Kosten für diese Tätigkeit aus eigenen Mitteln. Initiiert wurde das INH durch Dr-Ing. Norbert Aust, geleitet wird es von Dr. med. Natalie Grams. Zusammen mit Dr. med. Christian Lübbers ist sie auch Sprecherin des INH.

Als Gremium der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V. (GWUP) sind wir dieser aus organisatorischen Gründen angegliedert, jedoch von ihr unabhängig und es besteht keine Notwendigkeit einer Mitgliedschaft. Einige von uns sind GWUP-Mitglieder, andere nicht. Wir werden in unserer Arbeit, die wir als Beitrag zum aktiven Verbraucherschutz verstehen, auch vom Deutschen Konsumentenbund unterstützt.

Wir fühlen uns einer sachlichen und auf nachprüfbaren Fakten basierenden Argumentationsweise verpflichtet. Auch Menschen, die unsere Sichtweise nicht teilen, insbesondere bei gegenteiliger Ansicht, begegnen wir mit persönlichem Respekt und der gebührenden Achtung, auch wenn dies umgekehrt nicht der Fall sein sollte.“

https://netzwerk-homoeopathie.info/ueber-uns-2/

In den FAQ steht die wesentliche Information über Homöopathie, aus denen der Wurm im Folgenden zitieren möchte.

https://netzwerk-homoeopathie.info/unsere-faq-und-die-antworten/

 

FAQ 01 – Was bedeutet eigentlich Homöopathie?

 

Homöopathie ist eine etwas mehr als 200 Jahre alte Heilmethode, die auf den deutschen Arzt Samuel Hahnemann zurückgeht. Sie bedeutete damals einen großen Fortschritt in der Behandlung kranker Menschen, weil sie immerhin schonend mit diesen umging und sie nicht noch weiter schädigte – sie war aber nie „richtig“, was wir heute belegen können. Homöopathie beruht auf drei Säulen, die jede für sich genommen eine unhaltbare Prämisse darstellt: Das Ähnlichkeitsprinzip (Simileprinzip), die Arzneimittelprüfung am Gesunden und die Wirkungszunahme durch Verdünnung (Potenzierung).

Die klassische Homöopathie nach Hahnemann führt Arzneimittelprüfungen am Gesunden durch: Die Testperson (Arzneiprüfer) nimmt eine Substanz ein und beobachtet sich auf Veränderungen jeglicher, nicht nur körperlicher Art – einbezogen werden auch seelische, psychische und emotionale sowie konstitutionelle sogenannte Prüfungssymptome. Die Summe der Erscheinungen wird als sogenanntes Arzneimittelbild in umfangreichen Nachschlagewerken (Materiae medicae) gesammelt. Nach Hahnemanns Gesetz „Similia similibus curentur“ (Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt) sucht man im Behandlungsfall im homöopathischen Symptomfinder (Repertorium) die Substanz aus, für die ein Krankheitsbild beschrieben ist, das dem des Patienten ähnelt.

Ein homöopathisches Mittel wird hergestellt, indem man diese Substanz schrittweise verdünnt, „potenziert“. Dies bedeutet, dass bei jedem Schritt die neue Verdünnung zehnmal auf eine federnde Oberfläche, z.B. ein in Leder gebundenes Buch, geschlagen wird, damit die „geistartigen Kräfte“ aus der Substanz in die Lösung übergehen – so zumindest stellte sich Hahnemann das damals vor. Diese Prozedur wird viele Male wiederholt – bei den D-Verdünnungen jeweils im Verhältnis 1:10 und bei den C-Verdünnungen jeweils im Verhältnis 1:100. Die Zahl der wiederholten Verdünnungen samt der „Potenzierungen“ wird hinter dem D oder C angegeben (Die Zahl hinter einem D gibt also die Zahl der Nullen an und die Zahl hinter einem C die Zahl der Doppelnullen). Zur Herstellung der Kügelchen (Globuli) wird das auf diese Weise hergestellte Homöopathikum auf die Zuckerkügelchen gesprüht. Dann wird die Verdunstung der Lösung = Trocknung der Globuli, abgewartet. Danach steht das homöopathische Mittel „gebrauchsfertig“ zur Verfügung.

Das von Hahnemann erfundene Krankheits- und Therapiemodell Homöopathie ist älter als die moderne Wissenschaft. Es stellte eine Spekulation, ein Gedankengebäude dar, dessen Grundannahmen – oben beschrieben – heute klar als widerlegt gelten. Mit dem heutigen täglich bewährten wissenschaftlichen Weltbild lässt sich die Homöopathie nicht vereinbaren. Hahnemann hat es gut gemeint, aber er hat sich getäuscht.“

 

FAQ 02 – Was haben Sie eigentlich gegen Homöopathie?

 

Als erklärte Placebo-Behandlung, von einem erfahrenen Arzt eingesetzt: nicht viel. Außerhalb der Medizin angewandt: noch weniger.

Als die hochspezifische, natürliche Arzneitherapie, für die sie sich ausgibt, halten wir sie jedoch für falsch. Viele Patienten und Therapeuten meinen, dass die Homöopathie als solche wirkt. Eine Wirkung über Placebo-Effekte hinaus wurde aber in keiner gut gemachten Studie belegbar nachgewiesen. Das wirft die Frage auf: Warum vertrauen wir in unserer Einschätzung eher wissenschaftlichen Studien und nicht der Erfahrung so vieler Menschen?

Eigene Erfahrung versus Wissenschaft

Es ist nicht leicht zu begreifen, dass die eigene Erfahrung, für die man seine Hand ins Feuer legen würde, über den eigenen Erfahrungshorizont hinaus nicht zählt. Eigene Erfahrungen sind jedem unbenommen, sie können auch von außen nicht beurteilt oder gar in Frage gestellt werden. Eigene Erfahrungen sind jedoch (egal, wie überzeugend sie sich anfühlen) nicht – und zwar niemals – geeignet, um über die Wirksamkeit einer Therapie zu entscheiden. Dafür brauchen wir Studien, die bestimmte Anforderungen erfüllen.

Die wissenschaftliche Methode versucht mit den Studien objektiv an die Homöopathie heranzugehen. Studien fassen möglichst viele Einzelerfahrungen zusammen. Und sie fragen: Bewirkt die untersuchte Methode/das untersuchte Medikament in der überwiegenden Zahl der Einzelerfahrungen etwas Positives, Spezifisches, oder bleibt es bei zufälligen positiven Veränderungen oder bei Placebo-Effekten? Die überwiegende Mehrzahl der gut gemachten Studien und sämtliche (!) zusammenfassenden Betrachtungen (Reviews, Metaanalysen) kommen zu dem Ergebnis, dass es keine spezifische Wirkung gibt. Dies aber wäre die Voraussetzung dafür, etwas als medizinisch relevante Methode bzw. als ein solches Mittel zu betrachten. Das gibt uns zu denken und wir fragen uns (und Sie), warum Homöopathen dies konsequent falsch darstellen, verleugnen oder nicht wissen?

Homöopathie als Einstieg zum Ausstieg

Oft führt der Glaube an die Homöopathie dazu, der Medizin insgesamt den Rücken zuzukehren. Medikamente werden als Gift, als Chemie oder als reine Geldbringer bezeichnet und meist nur nach ihren Nebenwirkungen abgeurteilt. Ärzte werden als Hörige der Pharmaindustrie verunglimpft, Impfungen als in erster und einziger Linie schädlich angesehen. So führt der Weg weiter und weiter weg von den Errungenschaften, die die Wissenschaft uns innerhalb der Medizin in den letzten 200 Jahren beschert hat. Das beunruhigt uns sehr. Wir sehen die Homöopathie als eine Art Einstieg zum Ausstieg aus der Medizin. Dass die Medizin auch Fehler und Schwächen hat, ist uns bewusst, nur macht das die Homöopathie nicht automatisch zu einem wirkungsvollen Verfahren.

Viele Homöopathen haben zudem keine fundierte medizinische Ausbildung oder sie vergessen ihr medizinisches Wissen, weil sie glauben, mit der Homöopathie etwas Besseres bieten zu können. Früher nannte man das, was sie tun, Kurpfuscherei. Heute spricht man von sanfter, integrativer Medizin, von Komplementär- oder Alternativmedizin: als ginge es hier um Verfahren mit speziellen, natürlich-biologischen Merkmalen, die in der „verstaubten Schulmedizin“ nicht vorhanden seien. Und die Patienten bekommen oft eingängige Denkstrukturen vorgesetzt: „Du bist krank, weil du Antibiotika geschluckt hast … weil dein Körper innerlich vergiftet ist … weil dein Handy dich bestrahlt!“ Angesichts der Tatsache, dass allein die Angst vor angeblichen Gefahren krank machen kann, halten wir es für unverantwortlich, ja für moralisch höchst verwerflich, solche Angst zu schüren, solange man sich nicht auf unvoreingenommen durchgeführte, objektive Untersuchungen berufen kann, die solche Behauptungen glaubwürdig belegen. Homöopathie ist keine Wissenschaft, sondern Glaubenssache.

Wir kämpfen nicht, wir greifen nicht an – wir informieren

Wir haben die Hoffnung, dass Sie aufgeklärt werden wollen, dass Sie wissen wollen, was es mit der Homöopathie auf sich hat, dass es Sie interessiert, was Hahnemann wirklich gesagt hat und dass er das vor 200 Jahren getan hat. Und dass sich seither in Medizin und Wissen vieles verändert hat, weswegen wir heute anders denken und urteilen können als er. Dafür haben wir das Informationsnetzwerk Homöopathie ins Leben gerufen. Nicht um einfach „gegen Homöopathie“ zu sein, dafür hätten wir uns die Mühe sparen können. Sondern um Sie zu erreichen. Sie möchten sicherlich erfahren, wie sich die wahrgenommene Wirkung der Homöopathie heute erklären lässt und welche Grenzen diese Wirksamkeit hat. Wir sorgen uns um Ihre Gesundheit und auch um die Ehrlichkeit innerhalb der Medizin. Wir möchten nicht, dass falsche Behauptungen über die Homöopathie Sie verunsichern und Ihnen und Ihren Kindern schaden.“

 

FAQ 03 – Homöopathie ist doch sanft und natürlich – wieso sollte sie schaden können?

 

Homöopathie ist anders als Viele denken

Viele Verbraucher bringen die Homöopathie mit „rein pflanzlich“ und / oder mit Naturheilkunde in Verbindung.

Grundsätzlich kann (nach dem Selbstverständnis der Homöopathie) aus allem ein „Homöopathikum“ entstehen, auch aus Pflanzen. Die Tropfen, Globuli, Tabletten, Salben und Injektionslösungen werden aber häufig aus ganz anderem Material hergestellt: giftigen chemischen Elementen, Tier- und sogar Krankheitsprodukten – darunter auch, was wenig bekannt ist, Gruseliges wie etwa Fliegenpilze, Schlangengift, Speichel tollwütiger Hunde, Kopfläuse, Kakerlaken, Hundekot, Eiter, Krebs und Leprazellen, Arsen, Quecksilber und Plutonium. Aufgrund der meist gigantischen Verdünnung allerdings ist von allen Ausgangsstoffen und damit auch von diesen Ekligkeiten in der Regel kein einziges Molekül mehr im Homöopathikum enthalten. Wir setzen uns deshalb auch dafür ein, dass Homöopathika zukünftig nicht mit lateinischem Namen versehen werden, sondern mit der deutschen, allgemeinverständlichen Bezeichnung. So können Anwender leichter nachvollziehen, was enthalten ist und eventuell selbst sehen, dass die Ursprungssubstanzen nicht immer angenehm und sanft sind.

Natur- und Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) haben nichts mit Homöopathie zu tun.

Gegen Naturheilkunde haben wir – wo sich eine Wirkung nachweisen lässt – nichts einzuwenden. Wir wollen nur nicht, dass sie mit Homöopathie verwechselt wird. Übrigens: Auch naturheilkundliche Präparate wirken chemisch. Und eine Unterscheidung von „guter“ und „böser“ Chemie ist nicht nur unzulässig, sie ist schlicht unnötig. Der Körper kann nicht unterscheiden, ob ein Stoff, der ihm zugeführt wird, natürlich oder synthetisch ist. Der Stoff wirkt auf Prozesse ein – oder nicht. Der Stoff hat eine Wirkung – oder nicht. Irreführend ist oft der Gedanke, dass die Natur per se „gut“ sei. Gerne wird auch behauptet, Naturheilkunde sei ungiftig. Wer dies behauptet, sollte (natürlich nicht!) einmal etwas Fingerhut, etwas Mutterkorn-Getreide oder einen Knollenblätterpilz zu sich nehmen. Von letzterem reicht schon ein einziger, um einen Menschen zu töten. Zudem ist die Vorstellung, alles, was Chemie ist, sei „böse“, falsch. Wir selbst sind alle pure Chemie. Ohne dass chemische Vorgänge ablaufen, ist kein Leben möglich. Die Kohlenstoff-, Wasserstoff- oder Sauerstoffatome in uns unterscheiden sich nicht von denen, die außerhalb von uns existieren. Es ist sicherlich ein Unterschied, ob diese Atome zu Plastik oder zu einer Zellwand zusammengebaut werden, doch die Grundsubstanzen sind alle gleich. Auch Globuli enthalten Chemie: C12H22O11 (= Rohrzucker).

Hilfts nicht, so schadets nicht?

Entscheidend ist, dass die Wirksamkeit von Homöopathika – über Placebo-Effekte hinaus – nicht belastbar nachgewiesen ist. Was ja nicht verwunderlich ist bei einer so hohen Verdünnung der Ausgangsstoffe (Potenzierung). Es ist so gesehen also auch wieder egal, was sie ursprünglich enthalten. Der Bezug zur Natürlichkeit ist also eine überflüssige Assoziation.

Dass die Homöopathie auf natürliche Weise die Selbstheilung oder das Immunsystem unterstützen würde, stimmt leider auch nicht. Auch dies wäre ja ein spezifischer Effekt, der bisher nicht gezeigt werden konnte. Im Gegenteil, glaubt man an diese Aussage, so unterlässt man im Vertrauen auf die Wunder der Globuli, vielleicht andere sinnvolle Maßnahmen, die dem Körper wirklich helfen würden. Dass unser Körper über ein unglaubliches Selbstheilungspotential verfügt, auch ganz ohne Homöopathie, ist toll – immerhin schafft er es, über 80% aller Beschwerden ohne medikamentöse Hilfe zu bewältigen. Wir können von der Homöopathie lernen, dass unser Körper ganz schön viel alleine schafft – auf natürliche Weise und ohne „Wunderkugeln“.

Schaden kann die Homöopathie immer dann, wenn man auf sie vertraut in den Fällen, die der Körper nicht alleine schafft. Bei Bluthochdruck, Krebs, Lungenentzündung und vielen anderen akuten, schweren oder chronischen Erkrankungen. Wer hier keine medikamentöse Hilfe in Anspruch nimmt, kann sein Leben früher verlieren, wird unnötige Schmerzen oder Symptome erleiden müssen, an Vitalität verlieren oder Folgebeschwerden riskieren. Gut, auch das ist in gewisser Weise natürlich – aber wollen Sie wirklich in Anbetracht solcher Gefahren auf Wirkungsloses vertrauen? Die Homöopathie mag ja nicht schlimm sein, wenn der Körper einen kleinen Infekt hat, den er mit etwas Ruhe und Zeit überwindet. Sie hilft zwar nicht wirklich – aber sie schadet hier auch nicht. Wir machen aber einen Fehler, wenn wir uns in ernsteren Situationen auf das Nichts verlassen – wozu die scheinbaren „Erfolge“ bei Erkrankungen verleiten können, die von allein abheilen. Ja, es gibt Placebo-Effekte und ja, die Hoffnung hilft heilen. Aber in ernsten Krankheitsfällen reicht das nicht aus. Da dürfen wir nicht auf Heilungen durch die Homöopathie vertrauen, die es nicht gibt!“

 

FAQ 04 – Wie erklärt sich die „Wirkung“ von Homöopathie?

 

Wir sagen nicht, dass Homöopathie gar keine Wirkung hat. Wir bestreiten nur, dass sie die spezifische arzneiliche Wirkung hat, die Homöopathen behaupten und auch, dass sie über „Energie“ und „Information“ wirken würde. Es gibt aber durchaus Effekte und Veränderungen, die unter einer homöopathischen Behandlung auftreten können, aber nicht ursächlich der Homöopathie zuzuschreiben sind:

1. Placebo-Effekt

Der Placebo-Effekt hat nichts mit dem persönlichen „daran Glauben“ zu tun. Er kommt bei allen Menschen vor – auch bei Skeptikern. Auch bei Tieren und Neugeborenen ist der Placebo-Effekt gut nachweisbar. Der Placebo-Effekt ist nicht zu verhindern und nicht zu unterbieten!

2. Falsche Schlussfolgerungen

Im Laufe der Evolution haben Lebewesen einen Überlebensvorteil, wenn sie in der Lage sind, schnell Muster zu erkennen oder schnell Zusammenhänge herzustellen. Selbst wenn sich später herausstellen sollte, dass diese Muster nicht existieren oder die Zusammenhänge falsch sind, bleibt der Überlebensvorteil. Aus diesem Grunde vermuten wir auch heute noch sehr schnell Kausalzusammenhänge, wo tatsächlich keine vorliegen. Die Homöopathie profitiert davon: Der „Danach, aber nicht deswegen„-Fehlschluss.

3. Selektive Wahrnehmung

Wir entwickeln eine Theorie und versuchen, diese Theorie zu überprüfen. Dabei fallen uns nur Fakten auf, die zur Theorie passen. Die Fakten, die nicht zur Theorie passen, ignorieren wir. Für die Homöopathie heißt das: Jede Besserung nach Homöopathie „beweist“ die Homöopathie. Jeder Fehlschlag nach Homöopathie wird vergessen und man kann sie deshalb nicht widerlegen.

4. Wunschdenken

Das Wunschdenken spielt mit der selektiven Wahrnehmung zusammen. Wer möchte, dass die Homöopathie wirkt, erlebt höhere Erfolgsquoten als jemand, der innerlich kritisch-ablehnend ist oder den die Wirkung von Homöopathie nicht interessiert.

5. Spontanheilung

Viele Krankheiten heilen spontan aus. Gern wird behauptet „Wer heilt, hat recht“. Tatsächlich ist aber jemand, der bei einer Spontanheilung anwesend ist, kein Heiler. Nicht jeder, der eine Spontanheilung nicht verhindert, ist ein Heiler – er war einfach nur bei der Spontanheilung dabei. Spontanremissionsraten sind für viele Krankheiten, auch schwere, gut bekannt in der Medizin.

6. Regression zur Mitte

Krankheiten werden mal schlechter, mal besser (wie Aktienkurse). Medikamente nimmt man immer dann, wenn es einem schlechter geht. Dass nach der schlechten Phase wieder eine gute Phase kommt, muss gar nicht auf die Medikamente zurückzuführen sein: Es kann sich auch um den vollkommen natürlichen Spontanverlauf handeln.

7. Eigenartige (geniale ?) Definition von „Erfolg“

Homöopathen verbuchen einen Erfolg bei gebesserten Beschwerden, bei unveränderten Beschwerden („Nachhaltigkeit“) und bei verschlechterten Beschwerden („Erstverschlimmerung“). Unabhängig davon, was passiert: Es kann nur eine der drei Möglichkeiten eintreten – und damit immer ein Erfolg.

8. Immunisierung der Homöopathie gegen Misserfolg

Die Homöopathie stellt Regeln auf, deren Einhaltung fast unmöglich ist und die bei Nichteinhaltung einen Misserfolg verursachen können – aber nicht müssen. Misserfolge können auf Kaffeegenuss, auf minzhaltige Nahrungsmittel (oder Getränke, Zahnpasta) zurückgeführt werden. Erfolge schreibt sich die Homöopathie aber auch dann zu, wenn gegen die Regeln verstoßen wurde und nach den Regeln der Homöopathie die Behandlung eigentlich gar nicht hätte wirken können.

9. „Ganzheitlichkeit“ immunisiert ebenfalls gegen Misserfolg

Misserfolge lassen sich stets auch dem Patienten zuschreiben, der angeblich nicht alle Aspekte seiner Situation mitgeteilt hat und daher eine falsche homöopathische Anamnese erhoben wurde (wobei hier vom Patienten etwas Unmögliches verlangt und erwartet wird).

10. „Zusammenarbeit“ mit der Medizin

Wenn homöopathisch behandelte Patienten gezwungen wären, bis zum Schluss bei der Homöopathie zu bleiben, würde sich schnell herausstellen, wie wenig wirksam die Homöopathie ist. Nun ist die Vorgehensweise der „guten“ Homöopathen aber so, dass sie Patienten zur Medizin rücküberweisen, wenn sie merken, dass die Homöopathie erfolglos bleibt. Natürlich ist das gut für die Patienten. Es ist aber auch gut für die Homöopathie, denn wenn auch die Medizin keine Möglichkeiten mehr hat (und das ist leider so: es gibt immer noch unheilbare Krankheiten), dann wird die letztendliche Erfolglosigkeit dem letzten Behandler – also der Medizin – in die Schuhe geschoben. Kein Wort davon, dass eine früher einsetzende, korrekte medizinische Therapie wahrscheinlich erfolgreich gewesen wäre und der Misserfolg von der Homöopathie zu verantworten ist. Man ist eben erfolgreicher, wenn man für Misserfolge die Verantwortung ablehnt – auch, wenn das ungerechtfertigt ist. Es merkt ja keiner … und niemand zählt die gescheiterten Fälle.

11. Unterschied zwischen „Homöopathika“ und „Homöopathie“

Die Globuli bzw. die Tropfen wirken nicht, da sie keine Wirkstoffe enthalten. Homöopathie ist aber mehr als nur die Gabe von Globuli oder Tröpfchen. Der Homöopath nimmt sich viel Zeit für seine Patienten. Er hört gut zu. Homöopathen zeigen Empathie. Die „Droge Arzt“ trägt zum Erfolg der Homöopathie wesentlich bei. Die Erfolge dessen, was man „Heilkunst“ nennen mag, werden auch von der Medizin anerkannt. Auch Ärzte wünschen sich mehr Zeit für ihre Patienten. Allerdings ist das im „normalen Medizinbetrieb“ (viele Patienten, wenig Ärzte, begrenzte Zeit) häufig nicht möglich.“

 

FAQ 05 – Warum wirkt Homöopathie nicht?

 

Die Wirkung der Homöopathie wird von Homöopathen den homöopathischen Arzneimitteln zugeschrieben (Globuli oder Tropfen, Tablettchen oder andere Darreichungsformen). Sie setzen also auf eine spezifische arzneiliche Wirkung, die allein auf die Methode Homöopathie zurückzuführen ist. Wir sind uns sicher, dass die Homöopathie durchaus Veränderungen bewirken, dass die Ursache dafür aber nicht in den theoretischen, von Hahnemann vor 200 Jahren erdachten Erklärungen liegen kann. Eine spezifische Wirkung der Homöopathie sehen wir als ausgeschlossen an.

Warum?

1. Das Ähnlichkeitsprinzip funktioniert nicht

Ähnlichkeit ist eine menschliche Denk- und Sichtweise. Ähnlichkeiten kennt die Natur nicht. Was für Menschen ähnlich ist, ist noch lange kein Heilprinzip. Auch Analogieschlüsse sind kein naturwissenschaftliches Kriterium.

2. Homöopathische Arzneiprüfungen sind Humbug

Arzneiprüfungen werden nicht standardisiert durchgeführt. Kranke Arzneiprüfer kommen zu anderen Ergebnissen als gesunde Arzneiprüfer. Die Interessenlage der Arzneiprüfer spielt eine Rolle. Die eingeschränkte Reaktionsfähigkeit von Geweben spielt eine Rolle. Die „Ergebnisse“ sind völlig subjektiv, was durch die ständig umfangreicher werdenden Symptomverzeichnisse (Materiae medicae) der Homöopathien zusätzlich belegt wird.

3. Die Verdünnungen sind zu hoch

Eine Wirksamkeit ist unmöglich, wenn keine Substanz mehr vorhanden ist. Moleküle sind einzelne Gebilde, man kann sie nicht beliebig verdünnen. Wenn nur noch 1 Molekül in der Lösung ist, dann ist nach der nächsten Verdünnung kein Molekül mehr in der Lösung – wenn doch, hat eine Verdünnung nicht stattgefunden. Die „Verschwinde-Grenze“ der Substanzen hängt mit einer Naturkonstanten zusammen („Avogadro-Konstante“ oder auch „Loschmidt’sche Zahl“) und liegt bei D23 (1 : 10 hoch 23 = 1 : 100 Trilliarden). In der Homöopathie werden üblicherweise viel höhere Verdünnungen angewandt: C30 (= D60) oder C200 (= D400).

4. Potenzieren von Stoffen funktioniert nicht

Dass ein 200 Jahre altes Ritual, das nur Werkzeuge verwendet, die damals bekannt waren, in der Lage sein soll, irgendwelche „Geistwirkungen von der Materie zu trennen“, ist eine bloße Behauptung, die aus wissenschaftlicher Sicht unmöglich ist, genau das wird von der Quantenmechanik belegt und nicht das Gegenteil.

5. Wasser kann keine Informationen speichern

In Wasser kann man nicht schreiben. Wenn man es trotzdem tut, kann man das Geschriebene nicht lesen. Die Idee von „Molekülclustern“ hilft nicht weiter: Die entscheidenden Wasserstoffbrückenbindungen ändern sich in jeder Sekunde eine Billion Mal. Auch die Quantenphysik hilft nicht weiter. Wo nichts ist, kann nichts wirken.

6. Trennung von Wirkung und Nebenwirkung ist nicht möglich

Es ist nicht erklärbar, dass von einem Substanzgemisch nur die wirksame Substanz potenziert wird, alle anderen unwirksamen Störsubstanzen aber nicht. Es ist auch nicht erklärbar, dass von der wirksamen Substanz nur die von Menschen erwünschte Wirkung potenziert wird, die von Menschen unerwünschte Nebenwirkung aber nicht. Wie sollen Substanzen wissen, was wir wollen?

7. Homöopathie ist nicht geeignet, Mangelkrankheiten zu heilen

Wenn dem Körper Substanzen fehlen, dann muss man die Substanz in der erforderlichen Dosis zuführen und nicht in einer homöopathischen Dosis.

8. Homöopathie ist nicht geeignet, Vergiftungen zu heilen

Wenn der Körper mit einer Überdosierung einer giftigen Substanz belastet ist, dann führt jede zusätzliche Gabe des Giftes zu einer zusätzlichen Belastung. Eine Entlastung durch zusätzliche Giftdosen ist nicht möglich. Dies ist seit jeher ein großes ungelöstes Erklärungsproblem der Homöopathen.

9. „Ganzheitlichkeit“ ist nicht zu erreichen

Niemand ist in der Lage, alle Aspekte und alle Einzelheiten eines Menschen zu erfassen. „Ganzheitlichkeit“ ist ein Schlagwort. Jeder verantwortungsvolle Mediziner ist bemüht, seinen Patienten über die geschilderten Symptome hinaus zu verstehen und arbeitet insofern „ganzheitlich“. Außerdem ist gerade die Homöopathie eine ausdrückliche Symptomentherapie.

10. Phantasievolle, aber abstruse Erklärungsmodelle

Die der Homöopathie zugrundeliegenden Krankheitsmodelle sind vor dem wissenschaftlichen Zeitalter entstanden. Postulierte Kräfte wie „Lebenskraft“, „Lebensenergie“, „Miasmen“, „Nosoden“ sind nicht-existente Phantasiegebilde. Die tatsächlichen Krankheitsursachen wie Bakterien, Viren, Pilze, krebserregende Stoffe, Gifte oder Mangelerscheinungen (Hormonmangel, Vitaminmangel, Mangel an Mineralstoffen) werden hingegen von der Homöopathie nicht als Krankheitsursache akzeptiert.

11. Auch zukünftige Generationen von Wissenschaftlern werden keine Wirkungsweise finden können

Wenn wir lediglich unwissend wären, könnten Homöopathen auf zukünftige Erkenntnisse hoffen. Aber wir sind nicht unwissend, sondern wissend. Dieses Wissen steht im Widerspruch zur Homöopathie und widerlegt sie. Was heute bereits widerlegt ist, kann morgen nicht für „bewiesen“ erklärt werden.“

 

FAQ 07 – „Wer heilt, hat recht“ – und das bedeutet was?

 

Aussage richtig – Interpretation falsch

Die Lorbeeren für eine Heilung (besser: Genesung), erhält immer derjenige „Profi“, der dabei gerade in der Nähe ist. Dadurch bekommt das „rituelle Abwarten, bis es von selbst gut wird“, die Qualität der Verursachung.

Der sicherlich am häufigsten gebrauchte Satz in Diskussionen um die Homöopathie ist „Wer heilt, hat recht“. Wenn dieser Satz fällt, scheint dann jede weitere Diskussion über theoretische und praktische Mängel der Homöopathie erledigt. Es scheint schwer, diesem Argument etwas entgegen zu setzen. Der Grund hierfür ist allerdings hauptsächlich, dass es sich gar nicht um ein echtes, stichhaltiges Argument handelt. Denn die Aussage “Wer heilt, hat recht” setzt voraus, dass 1. tatsächlich jemand von etwas geheilt wurde und dass 2. die Heilung ursächlich auf eine bestimmte, genau bezeichnete und stattgefundene Therapie zurückgeführt werden kann. Jedoch wird oft gefragt: Wenn ein Patient geheilt ist, was zählt es da noch, dass es Mängel in der Theorie gibt oder ob die beiden zitierten Bedingungen erfüllt sind?

Wer heilt, hat recht – zunächst einmal ist das ja ganz richtig. Wenn mir mein Arzt bei einer starken Bronchitis, Lungen- oder Mittelohrentzündung ein Antibiotikum verschreibt, das die Bakterien und damit die Ursache der Entzündung beseitigt und sich daraufhin meine Genesung einstellt, dann hat er selbstverständlich „recht“ in dem Sinne, dass seine Behandlung die richtige war. Selbstverständlich hat auch ein Chirurg „recht“, mein gebrochenes Bein einzugipsen und mein Augenarzt „recht“, wenn er mir gegen eine Bindehautentzündung die richtigen Tropfen verschreibt. Und auch mein Automechaniker hatte recht, als er meinen alten Peugeot durch Auswechseln eines alten, defekten Ventils vom Öltröpfeln „heilte“.

Nur wer den Ursache-Wirkungs-Zusammenhang seiner Behandlung mit der Heilung belegen kann, hat Recht

Also hat der Homöopath doch auch recht, wenn ich nach der Einnahme von Globuli gesund werde?! Dazu folgende Überlegung: Wenn – wie man weiß – ca. 80 % aller Beschwerden (von chronischen Diagnosen wie z.B. Diabetes, Bluthochdruck, etc. mal abgesehen) von alleine wieder verschwinden und ein Homöopath während des Verschwindens zugegen war – hat er dann recht?

Mitnichten. Ganz und gar nicht. Denn er heilt nicht. Die Homöopathie besteht in aller Regel aus Zuckerkugeln, die mit inhaltsleerem Wasser oder inhaltsleerer Alkohollösung besprüht worden sind, oder gleich nur aus inhaltsleerem, verdünntem Alkohol. In aller Regel enthält ein Homöopathikum nichts mehr von dem, was ursprünglich, vor der Verdünnung (Entschuldigung, Potenzierung! Warum das aber keinen Unterschied macht, lesen Sie hier), sich einmal „Urtinktur“ nennen durfte (und schon in diesem Zustand aus naturwissenschaftlich-medizinischer Sicht leider Humbug war).

Die Homöopathie kann einen solchen Kausalzuammenhang nicht belegen

Daher heilt der Homöopath aus vielerlei Sicht nicht:

Das Mittel, das er gibt, ist inhaltsleer und hat daher keine Wirkung (die übergroße Mehrzahl an wissenschaftlich relevanten Studien ergibt, dass homöopathische Mittel lediglich den Placeboeffekt auszulösen helfen).

Daher ist es auch vollkommen egal, welches Homöopathikum gegeben wird. Auch in dieser Hinsicht hat der Homöopath mit der Heilung also reinweg gar nichts zu tun, außer, dass er letztlich den Placeboeffekt auszulösen hilft.

Der Homöopath ist also an der Heilung nicht beteiligt in der Hinsicht, dass er (als „Experte“) oder seine Pseudo-Medikamente nachvollziehbar ursächlich einen Heilungseffekt auslösen würden. Er kann daher auch nicht recht gehabt haben. Denn die Entwicklung, die der Genesende erlebt hat, hätte in gleicher Form auch von jemand anderem auf einem ganz anderen Wege ausgelöst werden können (Placeboeffekt).

In den meisten Fällen aber wäre die Heilung sogar ganz von selbst eingetreten. Kügelchen, die bei Fieber helfen sollen, bei Schnupfen, gegen blaue Flecken oder gegen Husten, brauchen keinen Placeboeffekt auszulösen, um beim Patienten eine Heilung „zu bewirken“. Die kommt nämlich auch von ganz allein – ganz ohne Hokuspokus. Da braucht man keine Kügelchen, die „den Körper wieder ins energetische Gleichgewicht bringen“ (was auch immer das heißen mag). Man braucht nur Zeit.

Also: Wer heilt, hat recht. Stimmt schon. Aber der, der heilt, muss dann auch belegbar die klare Ursache für die Heilung gesetzt haben, wenn er das sachliche Rechthaben beanspruchen will. Aber beim Homöopathen gibt es keinen „Wer“, es gibt keinen „Wer oder was, der oder das heilt“, also gibt es auch kein „Rechthaben“.

Der schöne einfache Satz entpuppt sich als Luftblase. Er ist nichts anderes als der Versuch, die Erfolge der naturwissenschaftlich begründeten Medizin oder die Selbstheilungskräfte des Körpers für sich, seine Ziele, sein Weltbild, seine Religion und/oder gar sein Geschäftsmodell zu kapern.

Vor einiger Zeit war ich übrigens mit meinem alten Auto beim „Heilmechaniker“, weil es eine Fehleranzeige gab, die gelegentlich anging und dann wieder aus. Da war keine Regelmäßigkeit zu erkennen. Der Mechaniker ging einmal ums Auto, fragte nach dem Baujahr und sagte mir dann, ohne weitere Untersuchung, das sei ein bekanntes Problem. Da gäbe es ein Ventil, das ganz selten mal klemme und sich aber von selbst wieder „losrapple“. Dann ginge die Fehleranzeige von selbst auch wieder aus. Unverrichteter Dinge fuhr ich also wieder weg von der Werkstatt. Das Lämpchen ist danach nie wieder angegangen. Mein Auto war genesen. Ohne dass der Mechaniker irgendwas gemacht hätte. Tja, wer heilt, hat eben recht, nicht wahr?

Wenn der Satz fällt, sollte nicht etwa aufgehört werden mit der Diskussion. Es sollte angefangen werden, darüber zu sprechen: Ist eine Heilung plausibel und nachweislich erfolgt? Lag überhaupt ein krankhafter Zustand vor? Wenn ja, wurde er überhaupt zutreffend erkannt (diagnostiziert)? Kann nicht auch Zufall oder der natürliche zeitliche Verlauf der Erkrankung verantwortlich für die Verbesserung gewesen sein, die Regression zur Mitte? Welche Nachweise gibt es für die angeführte Methode bezüglich ihrer theoretischen und praktischen Erkenntnisse? Gibt es Studien? Und gibt es Hinweise, jenseits der eigenen (Einzel-) Erfahrung, dass wirklich eine Heilung stattgefunden hat? Aber diese Fragen sind verwirrend, sie rufen mitunter ein unbehagliches Gefühl hervor. Es ist menschlich verständlich, sich dann schnell zu retten mit diesem Satz, der drauf abzielt, dass ja letztlich nur das Ergebnis wichtig ist.“

 

FAQ 08 – Bei Kindern und Tieren hilfts doch auch – die können sich die Wirkung doch nicht einbilden!

 

„„Homöopathika wirken aber auch bei Kleinkindern und bei Tieren. Es kann also kein Placebo-Effekt sein!“

So oder ähnlich wird gerne argumentiert, wenn es darum geht, ob Homöopathie denn nun bei Kindern wirksam ist oder nicht und ob Homöopathie eine reine Placebo-Therapie ist. Doch was bedeutet der Placebo-Effekt eigentlich genau?

Ich werde Dir helfen“

Ursprünglich bedeutet Placebo wörtlich so etwas wie „Ich werde gefallen“, etwas salopper übersetzt „Ich werde dir helfen“. Zum einen ist damit das Placebo gemeint, also das Scheinmedikament, das keinen Wirkstoff enthält, aber dennoch eine Reaktion im Patienten auslösen kann, da er meint, Hilfe zu bekommen. Die Wirkung wird also nicht etwa durch einen pharmakologischen Inhaltsstoff möglich, sondern durch die Bedeutung, die der Tablette (den Globuli) zugeschrieben wird. Dennoch kann diese Reaktion durchaus messbar und objektiv nachvollziehbar ausfallen.

Zum andern ist damit aber auch der Akt der Zuwendung gemeint. Jede Mutter vollbringt Placebo-Therapie, wenn sie ihrem Kind liebevoll auf ein „Aua“ pustet, ein Trostpflaster aufklebt oder wenn sie es in den Armen wiegt. Tatsächlich „wirkt“ eine solche Handlung nicht, praktisch weiß jeder, dass das Kind meist nach ein paar Minuten des Tröstens wieder munter davon springt oder beruhigt einschläft. Es hat also geholfen.

Babys haben sehr feine Antennen

Die Homöopathie ist nun besonders geschickt darin, diese beiden Mechanismen zu benutzen. Sie verabreicht einerseits wirkstofflose Tablettchen und sie verbindet dies oft mit einem Ritual an Zuwendung, Empathie und der Kraft guter Erfahrungen. Die Globuli tragen somit die Bedeutung „ich lasse Dir Hilfe zuteil werden, liebes Kind“ und zwar ohne, dass dies unbedingt in Worte gefasst wird. Die Mutter strahlt aus, dass sie helfen kann, dass sie etwas tun kann, dass sie sich von den Globuli Hilfe verspricht. Das Kind bekommt etwas, das ihm helfen soll, es nimmt wahr, dass es mit seinem Problem nicht allein gelassen wird. Das tut gut. Beiden. Die Mutter/der Vater beruhigt sich und auch das tut Kind und Eltern gut. Das müssen auch keine krassen Verhaltensänderungen sein, Kinder und Babys spüren intuitiv kleinste Veränderungen. Sie sind so abhängig von uns, dass sie mit feinsten Antennen ausgestattet sind.

Natürlich helfen auch andere Rituale (warmer Tee, Vorlesen, etc.), doch die ausdrücklich medizinische Ausrichtung der Homöopathie verstärkt den „Ich kann und werde dir helfen“-Effekt sehr positiv. Man tut nicht einfach irgendwas, sondern etwas, das (vermeintlich) medizinisch Sinn macht.

Auch das anschließende Warten auf die Genesung ist nun nicht mehr ein bloßes Ausharren, sondern ein „Lass uns schauen, wie die Globuli wirken“. Es besteht Hoffnung, dass sich etwas zum Positiven verändert – und siehe da, es verändert sich tatsächlich. Gefühlt auch schneller als ohne die Möglichkeit, etwas Gutes getan zu haben. „Wirken“ die ersten Globuli nicht, so schaut der Therapeut noch einmal in seinen Repertorien nach, gibt andere Globuli und das Abwarten fällt wiederum leichter. Schließlich aber heilt die Krankheit von alleine aus, vergehen die Beschwerden von selbst und wir sind überzeugt, die Globuli hätten ein kleines Wunder vollbracht – und geben sie deshalb beim nächsten Mal mit neuer, gar stärker gewordener Überzeugung. Die Gelegenheiten, bei denen die Globuli nicht geholfen haben, vergessen wir rasch oder entschuldigen sie mit „Da haben wir eben das richtige Mittel nicht rechtzeitig gefunden“.

Ein praktisches und hilfreiches System. Aber wir unterliegen da einem heimtückischen Bestätigungsfehler.

Der Placebo-Effekt – das „Heile, heile Segen“ der Medizin

Problematisch wird es dann, wenn wir so sehr von der Homöopathie überzeugt sind, dass wir nicht mehr die obigen Erklärungen für die Wirkung verantwortlich machen, sondern eine „Information“ oder „Energie“ in den Globuli. Natürlich könnte man sagen, dass die Globuli tatsächlich eine Information beinhalten: die Information „Ich werde dir helfen“. Aber das ist ja nicht das, was die Homöopathen meinen. Sie meinen eine nicht nachvollziehbare oder nicht erklärbare Information, die sich weder bislang finden ließ, noch in Zukunft gefunden werden kann. Problematisch wird es auch dann, wenn sich durch solche vermeintlich positiven Erfahrungen der Glaube an die Globuli etabliert und man denkt, auch schwere Erkrankungen könnten so „natürlich“ behandelt werden. Nein, schwere Erkrankungen können schwere Folgen haben und diese lassen sich durch die genannten Effekte zwar vielleicht leichter ertragen, aber geheilt werden sie dadurch nicht. Und das dürfen wir unseren Kindern nicht zumuten.

Natürlich kann es auch nicht angehen, jedem Kind bei einem kleinen Schnupfen sofort ein Antibiotikum zu verschreiben. Und ein bloßes Abwarten bei banalen viralen Infekten bis zur Besserung fällt schwer. Zumal, wenn man bisher die Möglichkeit von homöopathischer „Therapie“ nutzte und das Warten somit leichter fiel. Aber es ist dennoch ein Glück, dass wir für schwere Fälle die Medizin und wirksame Medikamente haben. Für die leichteren Fälle dürfen es dann auch mal „Zauberkügelchen“ sein, wenn wir uns darüber im Klaren sind, dass wir damit eigentlich nur ein erweitertes „Heile, heile Segen“ singen – oder auch irgendetwas ganz anderes, das das Potenzial hat, genau die gleiche Wirkung hervorzurufen.

Wunder gibt es immer wieder …

Für Tiere, die ebenfalls sehr feine Antennen für ihre Tierhalter haben, gilt natürlich Ähnliches. Es gibt z.B. Hunde, die den epileptischen Anfall ihrer Halter spüren können, noch bevor diese das selbst tun. Dies zeigt, wie feinsinnig viele Tiere sind und wie sehr sie sich auf ihre Besitzer einstellen können. Bei weniger feinfühligen Tieren wie Hasen, Schildkröten oder Kühen mögen einfach die vergangene Zeit, der natürliche Krankheitsverlauf und Zufall oder Glück eine Rolle spielen, auch wenn es schwer ist, das einzusehen. Eine Wunderheilung macht einfach mehr her als diese nüchternen Gründe. Wunder lassen sich oft ganz einfach erklären – fragen Sie einmal einen Berufsmagier.“

 

FAQ 09 – Placeboeffekt bedeutet doch Einbildung, oder?

 

Viele Menschen denken: Placebos („Scheinmedikamente“) würden doch nur bei Patienten wirken, die sich Krankheiten – und demgemäß auch Besserungen – einbilden, bei labilen Personen, die sich leicht beeinflussen lassen. Aber das stimmt nicht. Placebos wirken bei allen Menschen – mehr oder weniger stark. Die Gesundheitsforschung weiß, dass 20-90% aller Patienten (abhängig von zahlreichen Faktoren) auf ein wirkstofffreies Medikament ansprechen. Im klinischen Alltag würden Placebos geschätzt jedem Zweiten helfen. Wir alle lassen uns also sicherlich dann und wann durch Scheinmedikamente oder Scheinmethoden beeinflussen – ohne, dass wir es merken. Denken Sie nur an den Fall, dass im Rahmen einer Selbstmedikation ein falsches, der Beschwerdeursache nicht adäquates Mittel eingenommen wird (was häufig vorkommen dürfte).

Placebo-Forschung ist seit langem ein Feld der wissenschaftlichen medizinischen Forschung. Es handelt sich daher keineswegs um ein „unbekanntes“ oder „unerforschtes“ Phänomen, wenn auch noch längst nicht alle Faktoren bekannt sind. Dabei ist die Placebo-Wirkung der homöopathischen Anamnesen bzw. des „Behandlungssettings“ hochinteressant. Neurobiologisch fundierte Placebo-Forschung offenbart, wie mächtig suggestive Worte bei körperlichen oder auch bei seelischen Schmerzen sein können. Werden bei Schmerzen Scheinmedikamente mit den Worten verabreicht „Diese Tabletten nehmen Ihnen den Schmerz“, so spüren Betroffene meistens auch eine Linderung ihrer Schmerzen. Bei ihnen wird offenbar nach Placebogabe im Nucleus accumbens Dopamin (ein neurobiologischer Botenstoff) ausgeschüttet, was daraufhin im Gehirn schmerzhemmende Endorphine freisetzt. Placebos – bzw. suggestive Worte und Situationen – bewirken also biochemische Reaktionen, sie verändern quasi die Gehirnaktivität. Ein Homöopath, der bedeutungsschwer äußert: „Diese Globuli passen genau zu Ihnen. Sie werden sehen, das hilft Ihnen nun endlich, nachdem die Schulmedizin versagt hat“, therapiert eventuell tatsächlich – durch seine Worte und durch die Art, wie er sie sagt. In der Psychotherapie ist bekannt, dass psychotherapeutische Interventionen insoweit Veränderungen bei Patienten hervorrufen können, als Worte Veränderungen in den Gehirnen von Patienten erzeugen. Doch solche Effekte werden in der Psychologie und in der psychosomatischen Medizin viel besser bedient und erforscht – auch dafür brauchen wir die Homöopathie nicht. (Anmerkung: Viele Kritiker sagen, Homöopathie sei so etwas wie Psychotherapie light und habe den Vorteil, dass die leider übliche Stigmatisierung fehle – „einen an der Klatsche haben“. Allerdings kennen viele Homöopathen im Gegensatz zu den Psychotherapeuten nicht die Grenzen ihres Einflusses – und nutzen dies ohne Hemmungen aus, um Patienten zu manipulieren. Hier sehen wir große Gefahr, gerade im Heilpraktiker-Bereich.)

Placebos sind erstaunlich: Gibt man Patienten „unwirksame“ Placebo-Tabletten als angebliche Schmerzmittel, dann geht es ihnen sogar besser, als wenn man ihnen „echte“, bewährte Schmerzmittel mit ihrer Nahrung verabreicht, ohne es ihnen zu sagen. Selbst wenn der Patient weiß, dass er Placebos bekommt, haben sie noch eine gewisse Wirkung. Placebos sind also keine „Medikamente für Dumme“. Und dass sie helfen, ist keine Einbildung: Sie mobilisieren – in gewissen Grenzen – die körpereigenen Selbstheilungssysteme, solange der Patient im Grunde seines Herzens dem Therapeuten vertraut – selbst wenn er dabei oberflächlich Skepsis empfindet. Denn was wir bewusst glauben, kann etwas anderes sein als das, was wir unterbewusst fürchten und hoffen. Veränderungen können Placebos also durchaus bewirken – allerdings nicht spezifisch und verlässlich. Mit Einbildung haben sie jedoch nichts zu tun.“

 

FAQ 10 – Und wenn es nur Placebo ist – was macht das schon?

 

Viele Menschen verstehen, dass Homöopathie nur auf Placebo-Effekten beruht. Aber sie stellen die Frage: „Was macht das schon? Solange es dem Patienten besser geht, ist das doch egal.“ Doch ist es auch ehrlich? Zumindest die Therapeuten sollten doch wissen, ob sie wirkliche Medizin verschreiben oder eben nur Scheinmedikamente. Und ist es ethisch vertretbar, den Patienten darüber im Unklaren zu lassen? Nach den geltenden Ethikrichtlinien für die Ärzteschaft: Nein. Es bedarf eines „informed consent“, einer „informierten Übereinkunft“, bis auf ganz wenige Konstellationen. Ob so ein „informed consent“ bei der verfestigten Wahrnehmung der Homöopathie als wirksamer Medizin überhaupt möglich ist, darf man bezweifeln. Dazu kommt:

Placebo-Antworten maskieren untaugliche Heilverfahren

Es ist schwer, zu unterscheiden, ob eine spezifische Wirkung eines Verfahrens vorliegt, wenn Scheinmedikamente gegeben werden, die auch immer irgendeine Wirkung haben können. Das ist ja genau das Dilemma der Homöopathie selbst.

Placebo-Antworten maskieren möglicherweise den tatsächlichen Gesundheitszustand des Patienten

Erhält der Patient Scheinmedikamente und glaubt sich gut behandelt, so nimmt er möglicherwiese seine Beschwerden anders wahr. So kann es zu einer Verschlechterung kommen – obwohl sich Betroffene besser fühlen.

Placebo-Antworten sind kein abrufbares, quantitativ genau zu bestimmendes Phänomen

In welcher Größenordnung, in welcher Richtung und ob sie überhaupt auftreten, ist im Einzelfall nicht vorher zu ermessen und auch im Nachhinein oft nicht zweifelsfrei belegbar.

Placebo-Effekte lassen sich nicht „gegen“ eine bestimmte Erkrankung richten, sie können nicht gezielt eingesetzt werden.

Die Verordnung von Placebo-Arzneien als Regeltherapie verlangt die Täuschung des Patienten

Warum? Weil der Therapeut zur Maximierung der Placebo-Antwort natürlich nicht die pharmakologische Unwirksamkeit der Arznei, sondern vielmehr die Bedeutungen „des Mittels“ in den Vordergrund des therapeutischen Gesprächs stellen wird.

Placebo-Gaben als Regeltherapie fördern die Medikamenten-Affinität

Placebogabe heißt sehr oft, dass selbst dann, wenn im Grunde keine Arzneien verabreicht werden müssten, der Patient trotzdem mit einer Medikamenten-Verordnung versehen wird. Dies halten wir vor allem bei Kindern für ein Problem (Stichwort „Globulisierung der Kinder“ – ihnen wird suggeriert, dass es für alles ein Mittelchen gäbe – und bräuchte, mit der Folge, dass eine solche Konditionierung auch noch im im Erwachsenenalter fortwirkt).

Placebo-Gaben, die nicht als solche ausgewiesen sind, führen den Patienten hinters Licht und sind nach den geltenden ärztlichen Richtlinien medizinethisch nicht korrekt

Um Placebos sinnvoll nutzen zu können, muss den Verabreichern selbst bewusst sein, dass es Placebos sind (eine absolute Grundvoraussetzung für ein „informiertes Einverständnis“. Die meisten Homöopathen gehen allerdings davon aus, dass die Homöopathie eben nicht (nur) eine Placebowirkung hat, sondern vertreten mit Nachdruck, mit ihr eine spezifisch wirksame Arzneimitteltherapie anzuwenden. Homöopathie wird üblicherweise als grenzenloses Allheilmittel bis hin zu Krebs, Aids und Ebola angepriesen – und nicht einmal der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ), distanziert sich von solchen Umtrieben, ganz im Gegenteil. Die regelmäßigen Jubelarien des DZVhÄ auf und die Unterstützung für das skandalöse Treiben der „Homöopathen ohne Grenzen“ in Kriegs- und Krisenregionen gibt dafür beredt Zeugnis. Wie sich das mit dem Selbstverständnis des DZVhÄ als Hüter der Patientensicherheit verträgt, möge jeder selbst beurteilen. Viele weitere Homöopathen-Webseiten geben Auskunft darüber, dass sie sich die Heilung von allem zutrauen. Davor gilt es Patienten zu schützen – nicht vor dem Placebo-Effekt.“

 

FAQ 11 – Aber es gibt doch Studien, die zeigen, dass Homöopathie wirkt!

 

„„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“

Es gibt doch zahlreiche positive Studien zur Homöopathie! Dieses Argument wird von Befürwortern der Homöopathie regelmäßig ins Feld geführt. Daraus wird dann der Schluss gezogen, dass die Wirksamkeit der Homöopathie bewiesen sei. Das Argument ist richtig, die Schlussfolgerung ist aber falsch und das aus mehreren Gründen.

Derzeit gibt es mehr als 400 klinische Studien zur Homöopathie. Unter der Annahme, dass Homöopathika reine Placebos sind, müssen bei gebräuchlichen Irrtumswahrscheinlichkeiten rund 20 Studien allein per Zufall positiv ausfallen. Diese Zahl könnte sich noch erheblich erhöhen, wenn man berücksichtigt, dass negative Studien häufig unpubliziert bleiben. Ein Phänomen, das in der Wissenschaft als „publication bias“ (Schubladeneffekt) bekannt und gut untersucht ist.

Aber das ist noch längst nicht alles. Wir wissen, dass methodisch schwache Studien eher ein positives Ergebnis erbringen als methodisch hochstehende Untersuchungen. Es liegt somit auf der Hand, dass die Positivstudien im Durchschnitt weniger verlässlich sind als die Untersuchungen, die die Wirksamkeit der Homöopathie nicht belegen. Hinzu kommt, dass viele der methodisch saubersten Homöopathie-Studien, z.B. die aus dem homöopathischen Krankenhaus in Glasgow, eigentlich nicht die Homöopathie, sondern die Isopathie überprüfen; d.h., sie basieren gar nicht auf dem für die Homöopathie essenziellen Ähnlichkeitsprinzip.

Schließlich ist zu betonen, dass man für eine wirklich verlässliche Beurteilung einer Therapie nicht nur einzelne Studien herausgreifen darf, sondern stets die Gesamtheit aller hochwertigen Studien, also systematische Reviews, berücksichtigen muss. Zusammenfassungen aller methodisch passablen Studien kommen in aller Regel zu dem Ergebnis, dass die Wirksamkeit der Homöopathie nicht bewiesen ist. Erst dies ist dann eine Aussage über die Gesamtevidenz eines Mittels oder einer Methode.

Eine (wenig verblüffende) Ausnahme bilden lediglich Reviews, die von Homöopathen auf der Basis selektierter Studien publiziert wurden. Eine dieser Publikationen aus dem Jahre 2014 kommt zu dem Schluss, dass Homöopathika marginal besser sind als Placebos. Aber selbst diese (von Homöopathie-Organisationen bezahlten) Autoren müssen einräumen, dass

The low or unclear overall quality of the evidence prompts caution in interpreting the findings“ (Übersetzung: „Die schlechte oder unklare Qualität der Evidenz gebietet Vorsicht bei der Interpretation der Ergebnisse“).

Wie immer wir es drehen und wenden, die derzeitige Studienlage belegt keineswegs die Wirksamkeit der Homöopathie. Und es sollte zu denken geben, dass dies auch in über 200 Jahren nicht eindeutig gelungen ist. Homöopathen verdienen ihren Lebensunterhalt damit, das Gegenteil zu behaupten – vielleicht hat jeder das Recht auf seine eigene Meinung, aber sicher nicht auf seine eigenen Fakten!“

 

FAQ 12 – Studien kann man doch eh nicht trauen…

 

Viele Menschen haben ein Grundmisstrauen gegen „wissenschaftliche Studien“ verinnerlicht. Sie denken, dass Studienergebnisse wertlos seien, weil sie allein von der Interessenlage dessen abhängen würden, der die Studie durchgeführt und / oder finanziert habe. Die wenigsten Menschen haben jedoch eine Vorstellung von den vielen und raffinierten Instrumenten, Kriterien und Abläufen in der Wissenschaft – und damit auch der Medizin -, nach denen beurteilt wird, was gute und was schlechte Studien sind, wo Fehlerquellen liegen können oder auch tatsächliche Fehler auftreten oder Studien nur eine „self fulfilling prophecy“ bestätigen.

Medikamentenzulassung auf wissenschaftlicher Grundlage

Die Aussage „Wir wissen, dass Medikament XY wirkt“ ist gleichbedeutend mit der Aussage „Es liegen wissenschaftliche Studien vor, die einen Effekt (über Placebo-Niveau) zeigen“. Die Wissenschaft ist eine Methode, mit der sich solche Aussagen belegen lassen und das Mittel zum Zweck sind Studien.

Bevor ein normales Arzneimittel für die Anwendung am Patienten zugelassen wird, unterzieht man es als erstes in prä-klinischen Studien „theoretischen“ Untersuchungen, um herauszufinden, ob es vernünftige Grundannahmen für eine mögliche Wirksamkeit des geplanten Medikamentes gibt. Es wird also zunächst sozusagen auf „Plausibilität“ nach chemischen und physiologischen Kriterien untersucht. Einerseits hat das wirtschaftliche Gründe (Vermeidung von Fehlinvestitionen), andererseits wiegt aber auch der ethische Aspekt hier schwer. Denn die Ethikgrundsätze in der Medizin fordern, dass keine Menschen in klinischen Studien unüberlegten „Schnellschüssen“ ausgesetzt werden dürfen, nach der „Try-and-error-Methode“ sozusagen.

Dann erst folgen die praktischen klinischen Studien. In einem ersten Schritt muss herausgefunden werden, wie der zu untersuchende Arzneistoff auf den Körper einwirkt (Pharmakodynamik) und wie er sich im Körper verteilt und dann verstoffwechselt wird (Pharmakokinetik). Dabei geht es bereits um Nebenwirkungen und vor allem um die richtige Dosierung. Hat man dazu Ergebnisse, muss zweifelsfrei bestätigt werden, dass der Zusammenhang zwischen der Gabe des Medikaments und der therapeutischen Veränderung signifikant, also nicht etwa rein zufällig ist. Dazu wird es meist mit einem Placebo oder einem anderen bereits etablierten Medikament (der jeweiligen „Standardbehandlung“) verglichen. Erst dann darf ein Medikament zugelassen und eingesetzt werden, wobei weiterhin „im freien Feld“ beobachtet wird, ob und welche Nebenwirkungen in der Anwendung bei großen Patientenzahlen auftreten. Nur in ca. 8% der Fälle (Quelle: FDA 2004) schafft ein Arzneimittel diesen Prozess und darf angewendet werden.

Soweit zum Standard-Vorgehen innerhalb der Medizin. Es ist ein hochkomplexes und aufwändiges Verfahren, ein Medikament zuzulassen. Dabei ist Studie nicht gleich Studie. Es gibt ganz verschiedene Sorten und nicht alle lassen die gleichen Aussagen zu. Doch alle können auch Fehler haben. Zum Glück weiß man in der Medizin meist, welche das sein können. Einen guten Wegweiser durch den Studiendschungel finden Sie hier (externer Link, PDF).

Und wie läuft es bei der Homöopathie?

Homöopathen berichten von „unzähligen“ Studien, die eine Überlegenheit der Homöopathie über Placebo zuverlässig nachweisen sollen. Wie ist das nun einzuordnen?

Erfolgreiche“ homöopathische Studien hangeln sich üblicherweise am Rande der Signifikanz (wissenschaftlich bedeutet dies: am Rande der erwartbaren Zufallsergebnisse) entlang. Ihre Validität ist stark vom Ausmaß ihrer methodisch-systemischen Mängel im Studiendesign abhängig, vor allem aber von den statistischen Eigenheiten des untersuchten Sachverhalts. Weiterhin zeigen sie oft nur (manchmal nicht so leicht erkennbare) statistische Artefakte, also banale, nicht reproduzierbare Zufallsergebnisse, beruhen auf mehr oder weniger geschickten Datenmanipulationen oder sind einfach nur insgesamt methodisch schlecht.

Bei pharmazeutischen Zulassungsverfahren wachen neben der Wissenschaftsgemeinde selbst interne Kontrollinstitutionen der evidenzbasierten Medizin sowie viele andere öffentliche und private Einrichtungen über die Integrität vorgelegter Studienergebnisse, sie monieren (auch dort) vorkommendes Fehlverhalten und machen dies teilweise auch öffentlich. In der Welt der Homöopathie sucht man solche Kontrollinstanzen, die die Wirksamkeit homöopathischer Arzneien streng nach den Regeln der evidenzbasierten Medizin hinterfragen, vergeblich. Das macht es der homöopathischen Szene leicht, eine bestimmte Sichtweise auf die „Studienlage“ zu verbreiten, dabei negative Ergebnisse auszublenden und – scheinbar – positive meist auch noch überzuinterpretieren. Von einer gegenseitigen kritischen Kontrolle innerhalb der homöopathischen Forschergemeinschaft kann auch keine Rede sein.

Die manchmal nicht ganz einfache Aufgabe der Homöopathiekritik besteht nun darin, nach Fehlern – im Studiendesign, in der Datenauswertung, in der Interpretation (oder in allem gleichzeitig) – zu suchen, oder, im schlimmsten Fall, bewusste Datenmanipulation nachzuweisen. Dass nämlich diese Fehler da sind, daran besteht kein Zweifel, denn bisher hat jede erfolgreiche homöopathische Studie sich als in irgendeiner Art als fehlerhaft und unhaltbar erwiesen. Warum Homöopathen dennoch diese Fehler nicht sehen (wollen), ist uns unverständlich, sie reklamieren immerhin ständig „Wissenschaftlichkeit“ für ihre Methode. Kennen sie sich nur nicht aus mit Studieninterpretation? Hängen sie so sehr an ihrer Methode, dass sie blind sind für die fehlenden oder fehlerbehafteten Nachweise? Wie können sie ohne schlechtes Gewissen ihren Patienten und Anhängern Falsches erzählen?

Es gibt eine ganze Reihe von systematischen Reviews und Metaanalysen zur Homöopathie, also Arbeiten, die einzelne Studien systematisch zusammenfassen und gemeinsam auswerten. Diese Arbeiten kommen durch die Systematisierung von Einzelergebnissen – und deren kritische Vorbetrachtung auf Validität – zu Resultaten, die zwangsläufig viel valider sind als die von Einzelstudien. Deshalb kommt diesen Reviews / Metaanalysen auch der höchste „Evidenzgrad“ zu, sozusagen der höchste Grad von wissenschaftlicher Relevanz. Von den seit 1991 durchgeführten elf großen Reviews kommt kein einziges (!) zu einem belastbaren Nachweis einer Überlegenheit über Placebo bei irgendeiner homöopathischen Behandlung. Auch die Reviews von homöopathischen Forschern nicht. Es gibt kaum eine größere Diskrepanz zwischen diesen Ergebnissen und den Versprechen der Homöopathen, es handele sich bei der Homöopathie um eine medizinisch wirksame Methode mit großem praktischem Nutzen („klinische Relevanz“) für den Patienten. Denn was keine Überlegenheit über Placebo hinaus (Placebo ist überall) nachweisen kann, kann nicht beanspruchen, als „Medizin“ anerkannt zu werden.

Generell gilt für die Forschung: Einzelne positive Studien oder Ergebnisse (noch dazu von Forschungsgruppen, die ein großes Interesse an positiven Ergebnissen haben, also nicht unabhängig sind) haben für sich keine Relevanz als Wirksamkeitsbelege. Wichtig und entscheidend ist, dass sich Ergebnisse unabhängig wiederholen („reproduzieren“) lassen und dass sie in einer Häufigkeit vorkommen, die Zufallsergebnisse ausschließt.

All das wird in der Wissenschaft – und in der Medizin mit ihrer hohen Relevanz für das menschliche Wohlergehen erst recht – täglich kritisch fokussiert. Wissenschaft ist ständige Kritik und Selbstkritik, das gehört zu ihrem Wesen.

Nach dem, was wir hier gelesen haben:

Wer redet höchst ungern über negative Studienergebnisse, beschönigt durch euphemistische Darstellungen selektiv ausgewählter Studienergebnisse die belegte Tatsache, dass Homöopathika eben nur Placebos sind, „lebt“ vom Alpha-Fehler oder leugnet glattweg, dass die Homöopathie es in 200 Jahren nicht geschafft hat, eine Placeboüberlegenheit sauber zu belegen? Richtig, die Homöopathen.

Wer kritisiert gleichzeitig mit großer Attitüde, dass es Fehler in Studien der Wissenschaftsmedizin gibt? Richtig, ebenfalls die Homöopathen. Aber Fehler sucht und kritisiert sie nicht etwa bei sich selbst – sondern all das hält sie immer wieder der von ihr so diffamierten „Schulmedizin“ vor. Whataboutism nennt man das, auch das „Haltet den Dieb“-Prinzip. Das ändert nichts an der Studienlage zur Homöopathie. In der wissenschaftlichen Medizin gibt es strengste Mechanismen und Methoden, um die Integrität von Studienergebnissen zu sichern, um Fehler zu vermeiden und zu bereinigen. In der Homöopathie gibt es all das nicht. Und warum gibt es so etwas nicht? Weil der Gesetzgeber – ein Unding – die Homöopathie im Arzneimittelgesetz vom Wirkungsnachweis auf der Grundlage von Studien nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden Studien freigestellt hat …“

 

FAQ 13 – Aber es gibt doch mehr als (Natur-)Wissenschaft!

 

„„Es gibt mehr Ding‘ im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt.“

Hamlet, 1. Akt, 5. Szene, William Shakespeare, ca. 1602

Dieser Satz von Shakespeare wird gerne in Diskussionen über die Homöopathie zitiert. Damit soll gemeinhin ausgedrückt werden, dass Wissenschaft und „Schulmedizin“ eben auch nicht der Weisheit letzter Schluss seien. Aber was soll das nun konkret heißen? Unabhängig davon, ob Naturwissenschaften ein vollständiger Blick auf die Welt sind oder ob die existenzialistischen Fragen lieber der Philosophie überlassen bleiben sollten, hilft das Eingeständnis, dass wir noch nicht alles wissen, der Homöopathie nicht weiter.

Denn Hahnemann behauptet im Organon, die Homöopathie sei ein empirisches Verfahren. Er habe sie durch Beobachtung der Natur entwickelt, schreibt er. Sie fällt entsprechend in den Zuständigkeitsbereich der Naturwissenschaften, nimmt dies gar explizit für sich in Anspruch.

Meist kommt das Hamlet-Zitat an der Stelle, wo über die Unsinnigkeit einer „Wirkungsverstärkung durch Verdünnung“ (Potenzierung) diskutiert wird. Die Naturwissenschaft sagt aber klar: Beim Verdünnen geht etwas verloren – Schütteln hilft da auch nicht. Die Erkenntnisse, auf denen diese Aussage beruht, reichen tief in unser Wissen über Atome und molekulare Vorgänge hinein. Ein Wissen, das wir in zahlreichen technischen Anwendungen auch nutzen und das sich im Alltag ständig bewährt.

Die Homöopathie widerspricht diesem sich ständig bewährenden Wissen, denn ohne die Annahme, beim Verdünnen entstünde etwas Neues, Bleibendes und sich Verstärkendes, kommt sie nicht aus. Deshalb steht sie im Widerspruch zum sich bewährenden Wissen und zu bekannten Naturgesetzen. Bedenken Sie – geht es hier keineswegs um etwas, das wir uns „nicht träumen lassen“, sondern um eine klare Unvereinbarkeit homöopathischer Grundprinzipien mit gesichertem, alltagsbewährten Wissen.

Ein Naturgesetz ist der Versuch der Beschreibung und Erklärung natürlicher Tatsachen, nicht deren Setzung. Dass ein Apfel vom Baum nach unten und nicht nach oben fällt, folgt Mechanismen, die Wissenschaftler ergründet und beschrieben, aber nicht geschaffen haben. Naturgesetze sind nicht verhandelbar und auch nicht umgehbar. Wir sind an sie gebunden, da wir selbst ein Teil der Natur sind. Sie können auch nicht falsch sein – nur unser Wissen darüber kann unvollständig oder sogar falsch sein.

Naturgesetze und Wissenschaft sind Erkenntnisgrundlagen, keine Beschränkungen

Die Homöopathie behauptet also nun (stellt die Hypothese auf), dass sie (über einen Placebo-Effekt hinaus) wirkt. Sie kann es aber nicht nachweisen – im Gegenteil, die meisten seriösen Studien zeigen, dass ihre Wirkung dem Placebo-Effekt entspricht. Darüber hinaus kann die Homöopathie nach den Maßstäben unserer heutigen Wissenschaft noch nicht mal sagen, wie sie wirken könnte. Schlimmer noch, sie setzt Dinge voraus, die nach bestem heutigen Wissen teilweise extrem unwahrscheinlich, teilweise – da gegen Naturgesetze verstoßend – konsequent ausgeschlossen sind.

Medizin ist Wissenschaft

Die Homöopathie möchte Teil der Medizin sein und ist es mit dem Sonderstatus „besondere Therapierichtung“ in Deutschland derzeit – jedenfalls formal – auch noch.

Die Medizin richtet sich in ihrem Erkenntnisgewinn nach wissenschaftlichen Methoden. Die Homöopathie jedoch verweigert sich erstens komplett seit jeher einer strukturierten Weiterentwicklung, zweitens einer ernsthaften wissenschaftlichen Prüfung (die meisten Homöopathie-Anwender halten sie sogar für überflüssig) und drittens dem Ziehen von Konsequenzen aus vorliegenden wissenschaftlichen Untersuchungen und den wissenschaftlichen Fortschritten seit Hahnemanns Zeiten. Dass die Mehrzahl aller gut gemachten Studien ein negatives Ergebnis für die Homöopathie ergibt, wird entweder bestritten, verfälscht oder negiert. Wenn in der Medizin Fehler passieren, falsche Entscheidungen getroffen werden oder manipulierte Studien auftauchen, ist die Empörung zu Recht groß – bei der Homöopathie wird geflissentlich darüber hinweggesehen.

Der Glaube spielt in Medizin und Wissenschaft keine Rolle

Der Glaube und die subjektive Überzeugung der Homöopathen, dass ihre Methode wirke, reicht nicht dafür aus, sie als Medizin zu betrachten. In der Medizin hat die Homöopathie also mit dem Anführen ihrer auf Erfahrung und Glauben beruhenden Überzeugung keine Chance. Hier gelten einfach sachliche und nachvollziehbare Argumente, Fakten und Daten. Zum Glück, denn kennen Sie einen Menschen, der gern ein Antibiotikum einnehmen möchte, das der Arzt ihm nach Gutdünken verschreibt? Oder der sich von einem Chirurgen operieren lassen möchte, der ihm versichert, dass seine Operationsmethode in Zukunft schon noch irgendwann anerkannt werde, weil es ja Dinge zwischen Himmel und Erde gebe… na, sie wissen schon?

Hamlet erweist sich also als echter Naturwissenschaftler

Dass es eine Menge Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, von denen wir heute noch nichts wissen (und vielleicht nie etwas wissen werden) – das sei zugestanden. Das bedeutet aber keineswegs, dass man gutgläubig jede Behauptung in diese Lücke einschieben kann. Das würde auch dem Hamlet-Zitat durchaus nicht gerecht werden.

Das Zitat stammt aus dem ersten Akt von Shakespeares Hamlet, wo der Held auf die Erscheinung des Geistes seines Vaters reagiert: „There are more things in heaven and earth, Horatio, than are dreamt of in your philosophy“.

Hamlet sagt es, nachdem der Geist im aufgetragen hat, den Mord an seinem Vater zu rächen. Aber er spekuliert hier durchaus nicht, an dieser Stelle sind seine Worte nur Ausdruck eines (noch) unreflektierten Erstaunens. Erinnern wir uns: Er verlangt am Ende des 2. Aktes nach „Grund, der sichrer ist“. Er zieht in Betracht, dass die Erscheinung des Geistes seines Vaters „eine Täuschung“ sein könnte, die ihn auch „zum Verderben“ bringen könnte. Ja, er berücksichtigt sogar, dass er bei seiner „Schwachheit und Melancholie“ besonders leicht einer solchen Täuschung unterliegen könnte. Und er kommt auf die Idee, sich mittels der Schauspieltruppe Gewissheit darüber zu verschaffen, ob die Botschaft des Geistes den Tatsachen entspricht.

Das Hamlet-Zitat ist also keineswegs eine Bekräftigung dafür, dass man sich ganz nach Belieben auf das „Unbekannte“ zurückziehen, es nach eigenen Gusto mit Vorstellungen füllen und dafür einen Wahrheitsanspruch geltend machen kann. Ganz im Gegenteil – man könnte Hamlets Spruch viel eher wissenschaftsfreundlich deuten, als Aufforderung, sich zu vergewissern, kritisch zu sein selbst gegenüber seiner eigenen Wahrnehmung, kurz, die skeptische Frage zu stellen: Wo ist der Beweis? Hamlet erweist sich also als echter Naturwissenschaftler: Für seine Entscheidung will er eine handfeste Grundlage, die er sich über einen aussagekräftigen Test der Behauptung holt.

Ein Ausflug „zwischen Himmel und Erde“ ist in unserem Falle aber gar nicht angezeigt. Wenn es um Homöopathie geht, reden wir nämlich durchaus nicht von irgendwelchen exotischen Vorgängen spekulativer Art weit jenseits unserer Alltagswelt. Wir reden vielmehr über uns bestens vertraute und bekannte Vorgänge: Verdünnen und Schütteln. Wir haben nicht den geringsten Hinweis darauf, dass unsere Physik das Verdünnen falsch verstanden hat. Und das darf man mit Recht anführen. Zumal sich dies mit der Gesamtstudienlage zur Homöopathie und deren inneren Widersprüchen zu einem stimmigen Gesamtbild ergänzt: Homöopathie hat keine spezifische arzneiliche Wirkung und kann keine haben.

Wer die Homöopathie außerhalb der Medizin für sich privat anwenden möchte, dem sei das unbenommen. Es sollte aber bewusst bleiben, dass homöopathisches Potenzieren absurder ist, als die Erwartung, nach oben zu fallen.“

 

FAQ 14 – Warum müssen Homöopathen nachweisen, dass Homöopathie wirkt?

 

„„Wunderheilmittel gegen Krebs! Wunderheilmittel gegen Krebs! Leute, kauft mein Wunderheilmittel gegen Krebs! Soeben erfunden, Wirkmechanismus unklar, Wirknachweis nicht erbracht …“

Zum Glück darf in unserer heutigen Medizin so etwas nicht mehr geschehen.

Bevor man ein neues Medikament (oder eine neue Therapie) auf den Markt bringen darf, muss erst einmal ein plausibles theoretisches Wirkungsmodell aufgestellt werden. Dann müssen etliche klinische Studien gemacht werden, in der eine solche postulierte Wirksamkeit überprüft wird. Und zwar – ganz wichtig – nicht einfach per se, sondern immer im Vergleich zu einem Placebo oder zu bereits etablierten Methoden/Medikamenten (der „Standardtherapie“). Erst wenn sich hier eine wiederholbare Wirksamkeit nachweisen lässt, kann ein Medikament als solches zugelassen werden (dies ist hier natürlich sehr stark verkürzt wiedergegeben). Diese gesamte Zulassung muss derjenige erbringen, der das Medikament auf den Markt bringen möchte. Wobei es nicht primär darum geht, es lediglich auf den Markt zu bringen, sondern damit auch Patienten Heilung zukommen zu lassen. Hier konkurrieren manchmal Wissenschaft und Wirtschaft miteinander, das soll jetzt aber kein Thema sein.

Wichtig ist: Es ist ja nicht Sache des Patienten, welcher das Medikament erst mal angepriesen oder gar verschrieben bekommt, sich nach dem Wirkmechanismus oder den Wirksamkeitsnachweisen zu erkundigen. Nein, eine Therapie muss vorher geprüft und belegt werden und zwar von dem, der sie durchführen möchte.

Wo ist der Beweis?

Und bei der Homöopathie? Der Unterschied zu neuen Medikamenten besteht darin, dass sie nicht neu auf dem Markt ist, sondern bereits seit etwa 200 Jahren existiert. Sie hat sich also bereits etabliert und es sich in vielen Köpfen gemütlich gemacht mit dem Etikett „wirkt!“. Jetzt kommen die „bösen“ Kritiker daher und fordern die Homöopathie auf, sich nach den Maßstäben und Methoden der oben genannten, in der Medizin unverzichtbaren Prozesse als tatsächlich wirksam und damit für die Anwendung am Patienten vertretbar zu erweisen.

Und was tut die Homöopathie? Sie sagt nicht etwa: „Au ja, genauso läuft es in der Medizin, zu der wir gehören möchten: Wir weisen deshalb zunächst einmal nach gültigen wissenschaftlichen Regeln nach, dass die Homöopathie zuverlässig, reproduzierbar und oberhalb zu erwartender Zufallsergebnisse über Placeboeffekte hinaus wirkt. Wir erklären weiterhin unsere Wirksamkeitsvorstellungen so, dass sie naturwissenschaftlich verstanden werden können. Wir wollen, dass sich unsere Patienten sicher sein können, dass das, was wir ihnen anbieten, auch richtig ist und nicht nur ein Etikett bekommt (oder behält), das uns gefallen würde.“ Nein, dazu bekennt sich die Homöopathie nicht. Sie beruft sich für ihre Existenzberechtigung in der Medizin stattdessen darauf, dass die Homöopathie den Patienten „gefällt“! Was ja keiner bestreitet, aber nun wirklich nicht gleichbedeutend mit „wirksam“ ist.

Es wäre also an den Homöopathen, erst einmal eine Wirkung der Homöopathie zu belegen, und zwar nachvollziehbar und reproduzierbar. Dabei kann der Wirkmechanismus durchaus zunächst hintanstehen, es wäre aber schon zu erwarten, dass er – bei nachgewiesener Wirkung – irgendwann so erklärt wird, dass er innerhalb der geltenden Maßstäbe der Medizin und im Kontext des gültigen Wissens verstanden wird und plausibel ist. Daran scheitert die Homöopathie aber kläglich. Die Wirksamkeitsnachweise kommen über einen Vergleich mit Placebo nicht überzeugend hinaus oder sind schlichtweg fehlerhaft. Zu Wirkungsnachweisen gibt es eine Menge Theorien und auch Experimente, die aber weder mit gültigem Wissen vereinbar sind noch kritischem wissenschaftlichem Blick standhalten können.

So sieht es aus mit der Homöopathie. Sie kann die Anforderungen an einen Wirkungsnachweis nicht erfüllen. Insofern spielt der zweite Schritt, die Erklärung eines Wirkungsmechanismus, keine entscheidende Rolle mehr. Das bedeutet aber, dass die Homöopathie weiterhin peinlicherweise marktschreierische Behauptungen aufstellt, um sich einen Platz in der Medizin zu erhalten, ohne diese Behauptungen belegen zu können. Daraus folgt, dass sie nicht mehr Teil der Medizin sein kann.“

 

FAQ 15 – Früher dachte man doch auch, die Welt sei eine Scheibe…

 

„… und wie soll uns das nun mit der Homöopathie weiterhelfen?

Nun, erstens stimmt dieser Satz ohnehin nicht. Leuten, die darüber nachdachten, war schon in der Antike völlig klar, dass die Erde keine Scheibe ist. Und zweitens – es gibt bestimmt eine Menge Dinge, von denen wir heute noch nichts wissen, höchstwahrscheinlich sogar eine Menge, von denen wir nie etwas wissen werden. Nur ist es nicht einleuchtend, warum dies ein Argument für die Richtigkeit der Homöopathie sein soll, von etwas, was sich bei allem Bemühen seit 200 Jahren einfach nicht belegen lässt. Mehr noch: Soll das ein „Argument“ sein für etwas, das im Laufe dieser 200 Jahre durch unser fortschreitendes Wissen über die Natur immer unplausibler wurde, für etwas, das nicht mehr zu dem passt, was wir in dieser Zeit über die Natur gelernt haben und das sich im Alltag bestens bewährt?

Wenn wir alle nicht wissen, was die Menschheit in 100 Jahren wissen wird, dann wissen es die heutigen Homöopathen auch nicht. Hier wird ja in gewisser Weise behauptet, dass die Homöopathen wüssten, in welche Richtung sich das naturwissenschaftliche Wissen in Zukunft erweitern wird. Auf den Punkt gebracht: „Heute kann das noch keiner wissen – aber wir wissen auf alle Fälle schon mal mehr als die Wissenschaftler“. In diesem Bild wird Wissenschaft als etwas dargestellt, was sie nicht ist: Als etwas, das der Erkenntnis hinterherhinkt, weil sie Belege fordert.

Tatsache ist aber: Was unbelegt ist, ist blanke Spekulation. Wissenschaft passiert per definitionem immer an dieser Grenze zwischen Wissen und Spekulation, denn sie schafft ja Wissen. Das bedeutet also erst einmal: Allein mit der Tatsache, dass wir Wissenschaft betreiben, räumen wir ein, dass wir noch nicht alles wissen – denn andernfalls könnten wir gar kein neues Wissen mehr schaffen.

Intuition ist nicht Wissen

Ja, einer Intuition mag es durchaus entsprechen, dass die Erde flach zu sein scheint. Eine sehr große Kugel und eine flache Scheibe schauen lokal erst einmal gleich aus. Man sieht nicht sofort, dass die Erde eine Kugel ist. Es gab aber nie Beobachtungen, die gegen die Kugelgestalt gesprochen hätten. Bereits in der Antike wiesen griechische Wissenschaftler auf einzelne Daten hin, die für die Kugelgestalt sprachen. Und Eratosthenes berechnete im dritten Jh. vor Christus als erster die korrekte Größenordnung des Erdumfangs.

Erstens konnte die Frage nach der Gestalt der Erde also schon früh durch wissenschaftliche Beobachtungsdaten eindeutig geklärt werden (die sicher in der Folgezeit nicht jedem bekannt, aber gleichwohl vorhanden waren). Zweitens gingen weder dieser – noch einer anderen gesicherten naturwissenschaftlichen Erkenntnis – Beobachtungsdaten voraus, die dieser Erkenntnis explizit widersprachen. Und genau deshalb passt dieser Vergleich nicht, um das Aufrechterhalten der homöopathischen spekulativen Grundannahmen zu rechtfertigen, gegen die heute sehr wohl naturwissenschaftliche Erkenntnisse sprechen.

Irren sich Physik und Chemie? Oder irrt sich die Homöopathie?

Das Prinzip der Potenzierung steht im Widerspruch zu dem, was in der Physik bewährt und dort schlüssig erklärt ist. Physik und Chemie sagen übereinstimmend, dass es völlig egal ist, ob wir in einem Schritt verdünnen oder in vielen Einzelschritten. Physik und Chemie sagen, dass beim Verdünnen etwas verloren geht, auch dann, wenn wir dabei schütteln. Physik und Chemie sagen beide, dass gleichartige Atome ununterscheidbar, also gedächtnislos sind. Liegt die Homöopathie hier richtig, beschreiben Physik und Chemie vollkommen alltägliche Dinge falsch oder zumindest grob unvollständig. Und zwar, ohne dass wir davon etwas bemerken. Auf diesen Aussagen beruhen zahlreiche technische Anwendungen unseres naturwissenschaftlichen Basiswissens, die sich in unserem Alltag bestens bewähren. Wir haben nicht den geringsten Hinweis darauf, dass unser naturwissenschaftliches Wissen, was Verdünnungsprozesse angeht, dermaßen falsch ist, wie es sein müsste, wenn die Homöopathie richtig liegt. Auch die Quantenmechanik, neuerdings die beliebteste „Erklärung“ für die homöopathischen Annahmen, liefert keine Belege – ganz im Gegenteil, was jeder Fachwissenschaftler aus diesem Bereich bestätigen wird.

Es ist deshalb grundlegend unzutreffend, die Homöopathie als etwas darzustellen, von der wir lediglich (noch) nicht beweisen können, wie sie wirkt (ganz abgesehen davon, dass jeder Beleg fehlt, dass sie überhaupt spezifisch wirkt). Wir können über unser physikalisches Grundlagenwissen erklären, warum sie nicht besser wirkt als ein Placebo. Wir können aus der Studienlage sehen, dass die Messungen (die erhobenen Daten) mit dieser theoretischen Vorhersage übereinstimmen, denn Überlegenheit über Placebo konnte nicht belastbar belegt werden – trotz eines enormen Aufwandes. Und wir können innere Widersprüche im Gedankengebäude der Homöopathie benennen. Eine Ausgangslage also, die die Homöopathie mit der Astrologie oder der Alchemie gemeinsam hat, die sich im Zuge der Aufklärung von der wissenschaftlichen Astronomie und der wissenschaftlichen Chemie genau deshalb losgelöst haben.

Indem Wissenschaft immer wieder die Frage stellt „woran würden wir merken, dass diese Aussage falsch ist?“, findet sie wie keine zweite Methode durch immer schärfere Tests Fehler auch in dem, was wir bereits sicher glaubten. Wissenschaftliche Aussagen aber deshalb zu ignorieren und als den gerade aktuellen Irrtum abzutun, das wird ihr nicht gerecht. Bei all unseren Entscheidungen können wir immer nur nach bestem Wissen handeln und niemals nach dem Wissensstand der Zukunft, denn dieser steht niemandem zur Verfügung – den Homöopathen eben auch nicht. Zudem gibt uns unser heutiges Wissen mit seiner überwältigenden Bewährung in der täglichen Praxis sehr wohl Schlussfolgerungen dazu an die Hand, was als unmöglich (d.h. auch in Zukunft nicht belegbar) angesehen werden kann.

Spekulation hat in der Behandlung kranker Menschen nichts verloren

Ein Patient hat das Recht darauf, dass sein Arzt ihm das Verfahren empfiehlt, das dem Patienten die größtmöglichen Chancen liefert, wieder gesund zu werden. Der Entscheidung, welches dieses Verfahren ist, sollte der Arzt vernünftige Gründe, also rationale, überprüfbare, nachvollziehbare Argumente zugrunde legen. Für einen Patienten sollte doch zumindest erkennbar sein, wann sein Arzt ein Verfahren aufgrund einer rein emotionalen Haltung wählt, aus einem spekulativen Glauben heraus oder in der Annahme, er allein wüsste besser als die Naturwissenschaftler bereits heute, in welche Richtung sich die naturwissenschaftliche Erkenntnis entwickeln wird.

Jeder, der Homöopathika zubilligt, mehr als ein Placebo zu sein, muss damit auch vertreten, dass unsere tagtäglich angewendeten physikalischen Grundlagen komplett falsch oder gröblichst unzulänglich sind (ohne dass wir es im Alltag bemerken würden). Mehr noch: Dieser Jemand muss auch noch vertreten, zu wissen, in welche Richtung sich unsere naturwissenschaftliche Erkenntnis entwickeln wird. Freilich ohne, dass irgendwelche Beobachtungsdaten für diese Entwicklung vorliegen. Ein Standpunkt, der bei nüchterner Betrachtung doch wohl weitaus dogmatischer erscheint als der, einfach die vorhandene Faktenlage anzuerkennen.“

 

FAQ 16 – Homöopathie arbeitet mit feinstofflicher Schwingung/Energie/Information!

 

„„Homöopathie arbeitet mit Energie- oder Informationsübertragung und wirkt über elektromagnetische Schwingungen“.

Das klingt auf Anhieb plausibel, aber ohne konkretere Information bleibt viel Spielraum für eine eigene Interpretation.

Schauen wir genauer hin: Bei der Potenzierung wird Wasser (oder Alkohol) mit der gewünschten Heilsubstanz versetzt und verschüttelt (= Urtinktur). Durch den Schüttelvorgang soll das Gemisch – in den Worten Hahnemanns – „dynamisiert“ werden. Dabei stellte er sich vor, dass etwas Wesenhaftes von der Ursprungssubstanz auf das Lösungsmittel übergehen würde. Und er behauptete, je öfter man die Urtinktur weiter verdünne und den speziellen Schüttelvorgang durchführe, umso mehr würde das Materielle abnehmen und das „Geistartige“ zunehmen. Die erste seiner Aussagen stimmt, die zweite ist den Beleg bis heute schuldig geblieben.

Es gibt sehr viele gute Gründe, die dagegen sprechen, dass eine solche „Energieübertragung“ stattfinden kann:

1. Das ganze Konzept der Informationsübertragung und -speicherung setzt voraus, dass eine dauerhafte, von außen aber nicht sofort sichtbare „Strukturveränderung“ in das Wasser eingebracht werden kann. Wir kennen Informationsträger wie Papier, magnetisierbare Festplatten oder CDs mit mikroskopisch kleinen, mit Hilfe eines Laserstrahls auslesbaren Vertiefungen. Wie aber könnte eine passende Strukturveränderung des Wassers im Detail aussehen, welche Freiheitsgrade kommen dafür in Frage? Eine elektromagnetische Anregung der Wassermoleküle ist zwar physikalisch möglich, aber – zumal in einer dichten wässrigen Umgebung und bei Raumtemperatur – nicht stabil. Nach sehr kurzer Zeit kehren die Moleküle zurück in ihren Grundzustand. Ohnehin ist fraglich, wie durch einfaches Schütteln genügend Energie für eine elektronische Anregung aufgebracht werden kann, denn für eine elektronische Anregung ist pro Molekül eine sehr hohe Anregungsenergie (z.B. durch UV-Licht) erforderlich.

2. Für die Anregung von Molekülschwingungen ist deutlich weniger Energie erforderlich als für die Anregung elektronischer Übergänge. Doch zwischen den Wassermolekülen findet ein reger Austausch statt, u.a. von Schwingungsenergie, weshalb jede Abweichung vom thermischen Gleichgewicht innerhalb kürzester Zeit korrigiert wird. Das Zuführen von „Schüttelenergie“ mag zwar kurzfristig Energie in das Wasser bzw. die wässrige Lösung bringen, wobei die kinetische Energie der so erzeugten turbulenten Strömung aber sehr schnell in Wärme dissipiert – die großen Wirbel zerfallen schnell in kleinere, die wiederum in die allgegenwärtige Molekularbewegung übergehen. Das Schütteln führt also (umgangssprachlich) zu mehr Unordnung und nicht zu einer Strukturierung oder einer gerichteten Übertragung von Energie von der Urtinktur auf das Wasser. Es bleibt also beim Potenzieren – bis auf einen beim Schütteln kaum vermeidbaren, durchaus signifikanten Eintrag von Luft ins Wasser –, allein bei einer immer weiteren Verdünnung.

3. Auf molekularer Ebene zeichnen sich Flüssigkeiten ebenso durch ständigen Wandel aus wie durch das Fehlen einer langreichweitigen Ordnung oder Regelmäßigkeit. Nicht umsonst bestehen sämtliche Materialien, die zur Speicherung von Information verwendet werden, aus Materie im festen Aggregatzustand. Zwar bilden sich innerhalb von flüssigem Wasser ständig kleine „Gebiete“ fluktuierender Dichte, die über Wasserstoffbrücken zusammengehalten werden, da aber die Lebensdauer einer Wasserstoffbrücke bei Raumtemperatur in der Größenordnung von einer Pikosekunde liegt (0,000 000 000 001 sek, die Zeit, in der Licht etwa 0,3 mm zurücklegt), ist keine dieser Strukturen von Dauer. Etwas stabilere Anordnungen aus Wassermolekülen finden sich um Fremdkörper – z.B. ordnen sich die Wassermoleküle so an, dass sie das elektrische Feld von gelösten Ionen effektiv abschirmen – doch auch diese Gebilde sind sehr kurzlebig und die daran „teilnehmenden“ Moleküle wechseln ständig. Aufgrund der sehr kurzen Austauschzeit der Moleküle dieser Strukturen ist gerade deshalb ausgeschlossen, dass sie erhalten bleiben, weil die Fremdkörper, die sie hervorrufen, durch aufeinanderfolgende Verdünnungsschritte erst in ihrer Konzentration abnehmen und schlussendlich vollkommen verschwinden.

4. Nebenbei sei noch angemerkt, dass auch Wassermoleküle an sich nicht beliebig stabil sind – die Autoprotolyse des Wassers sorgt dafür, dass ein beliebiges Wassermolekül bei Raumtemperatur etwa einmal alle 10 Stunden in ein Proton und ein OH-Ion dissoziiert. Wesentlich schneller, nämlich innerhalb von Millisekunden, tauschen benachbarte Wassermoleküle ihre Wasserstoffatome untereinander aus.

5. Für das „Gedächtnis des Wassers“, das als Erklärung der Homöopathie gerne angeführt wird, konnte bisher weder ein funktionierendes theoretisches Modell vorgelegt noch ein überzeugender experimenteller Beleg gefunden werden. Im Gegenteil, es bestehen große Zweifel an dieser Theorie, und die durchgeführten Experimente, die die Idee stützen sollten, konnten allesamt nicht reproduziert (wiederholt) werden.

6. Ebenso bestehen mehr als Zweifel an Erklärungsversuchen mit der Quantentheorie, die ebenfalls gerne bemüht wird. Generell lieben Homöopathen zwar ihre persönliche Vorstellung der Quantenmechanik, weil sie scheinbar zwei zentrale (esoterische) Grundannahmen bestätigt, nämlich den Vorrang des „Geistes“ gegenüber der Materie und die Verbundenheit aller Dinge. Richtig verstandene Quantenmechanik sagt aber nichts dergleichen aus. Es ist zwar unbestritten, dass quantenmechanische Einheiten wie z.B. einzelne Elektronen – gemessen an unserer Alltagserfahrung – sich mitunter reichlich bizarr verhalten. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass jede beliebige bizarre Annahme zutrifft oder mittels Quantenmechanik erklärt werden kann. In Bezug auf die von Hahnemann angenommene „Energieübertragung“ bei der Potenzierung hilft die Quantentheorie (und auch die verallgemeinerte oder schwache Quantentheorie der Homöopathen) nicht weiter.

Letztendlich sind die von Homöopathen an dieser Stelle gern genannten „elektromagnetischen Schwingungen“ so vielfältig und omnipräsent, dass eine Aussage wie „X funktioniert mit elektromagnetischen Schwingungen“ so richtig und gleichzeitig so nichtssagend ist wie die Feststellung, ein Material „bestehe aus Atomen oder Molekülen“. Der Bitte von kritischen Wissenschaftlern um mehr Präzision an dieser Stelle kommen Homöopathen jedoch nicht nach. Es bleibt bei einem „gefühlten“ Wissen, das gerne mit physikalischen Worten gespickt wird, und den Anschein von großer Tiefe erweckt. Dahinter ist jedoch Leere.

So bleibt uns festzuhalten, dass Hahnemanns Gedanken vor 200 Jahren zwar als Gedankenmodell plausibel gewesen sein mögen, gegen den heutigen Stand der Wissenschaft aber nicht mehr haltbar sind. Wir haben zu viel Wissen über das Verhalten von Atomen, Molekülen, Energie und Schwingung, das zu Hahnemanns Zeiten noch nicht bekannt oder gar etabliert war. Es ist nicht zu erwarten, dass sich durch zukünftige Forschung daran etwas Entscheidendes ändert – zumal die Studien zur Wirkung der Homöopathie selbst, ganz unabhängig vom angenommenen Wirkmechanismus, nicht darauf hindeuten, dass überhaupt spezifische Vorteile jenseits gut ausgenutzter Placebo-Effekte vorhanden sind.“

 

FAQ 17 – Aber die Medizin macht doch auch Fehler!

 

Fehler der Medizin machen die Homöopathie nicht automatisch zu einem wirksamen Verfahren

Dass Fehler und Missstände in der Medizin mehr Schaden verursachen, als es gemeldete Fehler in der Pseudomedizin gibt, ist unstrittig und wird von uns an keiner Stelle bezweifelt.

Dennoch muss man feststellen:

- Die Fehler der Medizin sind durchaus nicht so zahlreich, wie häufig – gerade auch von pseudomedizinischer Seite – behauptet wird. Im Vergleich zu der enormen Vielzahl der jährlichen Arzt-Patienten-Kontakte und Behandlungen weltweit ist die Fehlerquote außergewöhnlich klein (Keine Frage: Jeder Fehler ist einer zu viel und zu bedauern!).

Die Bundesärztekammer schreibt zur Arbeit der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekammern:

- „Fehler passieren, auch in der Medizin. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass Sie als Patient durch einen Behandlungsfehler zu Schaden kommen, ist extrem gering. So kommt es allein in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung jährlich zu mehr als einer Milliarde Arzt-Patienten-Kontakten. In den Krankenhäusern erhöhte sich die Zahl der Behandlungsfälle in den letzten zehn Jahren um mehr als 2,5 Millionen auf fast 19,8 Millionen pro Jahr. Gemessen an dieser Gesamtzahl der Behandlungsfälle liegt die Zahl der durch die Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen aber auch durch andere Stellen festgestellten Fehler im Promillebereich.“ Die jährlichen Behandlungsfehler-Statistiken sind einsehbar, für 2018 z.B. hier.

- Die Fehler der Medizin sind Zufallsfehler: Menschliches Versagen, technisches Versagen, Verkettung unglücklicher Umstände, Schicksal (Schicksal ist natürlich kein „Fehler“). Menschliches Versagen ist dem Arzt anzulasten, aber nicht „der Medizin“. Unsere Medizin ist es jedoch wiederum, die einen Fehler als Fehler erkennt und sie ist die einzige Institution, die einen Fehler als Fehler überhaupt erkennen kann. Auf jeden Arzt, von dem ein Fehler bekannt wird, kommt ein medizinischer Gutachter, der diesen Fehler benennt!

- Die Fehler der Pseudomedizin – unser Thema ist hier zwar nur die Homöopathie, aber die Aussage gilt für alle pseudomedizinischen Verfahren – sind hingegen „Systemfehler“.

- Fehler in der Medizin sollten zu Verbesserungen in der Medizin führen und nicht zum Einsatz von Pseudomedizin. Auch, wenn die Medizin keinen 100%igen Erfolg liefert (wo in aller Welt gäbe es so etwas?), sind doch ihre Erfolgsquoten die höchsten, die wir Menschen derzeit bekommen können. Sämtliche Erfolgsquoten sämtlicher pseudomedizinischer Verfahren sind deutlich geringer als die der wissenschaftlichen Medizin.

Innerhalb der Medizin besteht ein großes Problembewusstsein. Dies mag nicht bei jedem einzelnen Arzt so sein, aber das ganze Großprojekt der EbM (Evidenzbasierte Medizin), die Errichtung des IQWIG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen), die gesetzliche Bindung der Leistungen der Krankenkassen an den „Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse“ (ausgenommen die „besonderen Therapierichtungen“ wie die Homöopathie) oder Initiativen wie MEZIS oder Choosing Wisely sind Ausdruck des Bewusstseins von diesen Missständen in der normalen Medizin. Unser Gesundheitswesen verfügt über viele Institutionen und Instrumente, um solchen Fehlern auf die Spur zu kommen oder sie besser gar nicht erst entstehen zu lassen:

- Es gibt eine Approbationsordnung für die Zulassung zur Ausübung des Arztberufs in Form einer Rechtsverordnung, die laufend auf ihre Eignung hin überprüft bzw. angepasst wird, wenn sich eine Regelung nicht bewährt.

- Es gibt die Ärztekammern, die einem ungeeigneten Arzt die Approbation entziehen können.

- Es gibt Gutachter- und Schiedsstellen, an die man sich wenden kann, wenn etwas schiefgegangen ist (siehe oben).

- Es gibt ein recht umfassendes Berichtswesen über Problemfälle, auch die Medien erfüllen dabei ihre Funktion.

- Es gibt Leitlinien für bestmögliche Behandlungsempfehlungen unter Einbeziehung des jeweils aktuellsten Wissens in der Medizin. Und es gibt Kommissionen, die sie erstellen und jeweils auf aktuellem Stand halten, sprich: aktiv aus Fehlern lernen.

Pharmazeutika und auch Medizinprodukte durchlaufen nicht nur einen Zulassungsprozess, sondern müssen im Markt auf Problemfälle und Auffälligkeiten hin beobachtet werden. Zulassungen für Medikamente können bei Häufung von Schadensmeldungen entzogen werden – und dies geschieht auch.

- Geeignete Korrektur- und Abhilfemaßnahmen müssen im Fall eines Problems dokumentiert eingeführt und deren Wirksamkeit überprüft werden.

- Ob die letzten beiden Punkte in der Praxis auch gewährleistet sind, wird in jährlichen Audits von staatlich akkreditierten Agenturen überprüft. Wenn da etwas nicht stimmt, steht die Produktion und der Vertrieb, Produkte werden vom Markt zurückgezogen, Warnmeldungen gehen an Kunden. Es liegt damit im höchsten Eigeninteresse der pharmazeutischen und medizintechnischen Hersteller, sich an die Vorgaben zu halten.

- Eine systematische Aufarbeitung aller (!) auftretenden Probleme besonders in der Therapie gibt es nicht – hier ist aufgrund der individuellen Therapiegeschehnisse sicherlich nie 100% Fehlerfreiheit zu erzielen. Und auf jeden Fall gibt es erheblich mehr Kontrollinstanzen, als es sie in der Homöopathie, insbesondere in der Ausprägung beim Heilpraktiker (dem nichtärztlichen Therapeuten), gibt. Die Kritik der Homöopathie-Anhänger an der Medizin fällt letztlich auf sie selbst zurück – zeigt sie doch, dass es die Homöopathie seit 200 Jahren nicht geschafft hat, Kontrollinstanzen einzusetzen. Haben Sie je davon gehört, dass nach einer Arzneimittelprüfung Arzneien zurückgerufen wurden? Je von einem Homöopathikum, das nicht mehr verwendet werden darf? Je von einem Homöopathen, der die Homöopathie in Frage stellt? Je von einheitlichen Behandlungs- oder Diagnosekriterien? Je von Qualitätssicherung oder Beschwerdestellen, falls man sich als Homöopathie-Patient falsch behandelt fühlt oder gar Schaden durch eine homöopathische Behandlung erlitten hat? Wir nicht.“

 

FAQ 18 – Homöopath und Heilpraktiker – was ist der Unterschied?

 

Im alltäglichen Sprachgebrauch werden die Bezeichnungen „Homöopath“ und „Heilpraktiker“ gerne verwechselt. Zunächst einmal ist ein „Homöopath“ einfach jemand, der als „Ausübender der Heilkunde“ Homöopathie praktiziert. Dorthin gibt es jedoch zwei komplett verschiedene Wege:

Als Arzt: Man studiert mindestens 6 Jahre lang Medizin, macht meist weitere fünf Jahre eine Facharztausbildung (das heißt, eine Spezialisierung für ein medizinisches Fachgebiet), absolviert in dieser Zeit drei Staatsexamina und mindestens eine Facharztprüfung. Dann absolviert man mindestens 100 weitere Stunden (vor 2004 sogar 300 Stunden) Homöopathie-Weiterbildung als eine Zusatzausbildung für die geschützte Zusatzbezeichnung Homöopathie, die man nach einer weiteren Prüfung (vor der Ärztekammer) erhält und darf sich fortan Homöopath nennen.

Als Heilpraktiker (eine deutsche „Spezialität“ nach dem Heilpraktikergesetz von 1939): Man bereitet sich in Eigenregie oder an speziellen Schulen auf eine Überprüfung (durch einen Amtsarzt) vor, in welcher der medizinisch i.d.R. sonst nicht ausgebildete Antragsteller zu beweisen hat, dass er über so viele medizinische Kenntnisse verfügt, dass er „keine Gefahr für die Volksgesundheit“ darstellt. Diese Prüfung ist lediglich eine sogenannte „Gefahrenabwehrprüfung“, die nicht auf den Nachweis umfassender medizinischer, diagnostischer und kurativer Kenntnisse und Fähigkeiten ausgerichtet ist.

Für die Heilpraktiker-Ausbildung selbst müssen keine weiteren Voraussetzungen erfüllt sein. Die Frage der Vorqualifikation muss sich jeder Schüler selbst beantworten. Der Zeitaufwand ist abhängig von der fachlichen Vorbildung. Schülerinnen und Schüler ohne medizinische Vorkenntnisse haben einen höheren Lernaufwand“. Die weitere Ausbildung zum Homöopathen ist frei bestimmbar. Es gibt zwar die Möglichkeit von Prüfungen durch Heilpraktiker-Schulen, sie sind jedoch kein Muss. Vorschrift ist irgendeine Schulung oder Ausbildung nicht – man kann es auch im Selbststudium versuchen oder sich auch auf sein Glück verlassen.

Der Unterschied in der medizinischen Ausbildung, die unabhängig von der Homöopathie besteht, ist zwischen Arzt und Heilpraktiker immens. Deshalb ist es auch hanebüchen, diese beiden Berufszweige miteinander zu verwechseln oder unter dem Begriff „Homöopath“ undifferenziert zusammenzufassen.“

 

FAQ 19 – Wollen Sie die Homöopathie verbieten?

 

Ganz klar: Nein.

Die Homöopathie „verbieten“ können und wollen wir nicht. Wir haben aber gute Gründe, warum wir sie innerhalb der Medizin nicht für sinnvoll oder hilfreich halten. Natürlich kann jeder Mensch die Homöopathie für sich privat anwenden – und sie auch privat bezahlen. Wir möchten aber dafür sorgen, dass diese Menschen auch wissen, was Homöopathie denn nun wirklich ist. Denn gerade bei Homöopathie-Befürwortern herrscht da oft eine erstaunlich hartnäckige Unwissenheit. Die Hoffnung, dass Homöopathie wirken möge, ist berechtigt und in jedem Einzelfall verständlich. Dass sie jedoch so wirkt, wie Hahnemann sich das vor 200 Jahren ausgedacht hatte und wie es auch heute immer noch viele Homöopathen glauben, stimmt nicht. Wir verfügen heute über gute Erklärungsmodelle für die „Erfolge“ der Homöopathie, die mit den Homöopathika selbst jedoch nur wenig zu tun haben. Wir möchten uns dafür einsetzen, dass Sie darüber mehr Informationen erhalten können.

Wir finden wichtig, dass Sie wissen, dass ein Festhalten an der Homöopathie nicht für eine bessere Medizin steht.

Homöopathie steht heute für:

Verlust der naturwissenschaftlichen Kompetenz

Die Naturwissenschaften sind eindeutig in ihrem Urteil: Homöopathie kann aus naturwissenschaftlichen Gründen nicht wirken. Naturwissenschaften werden an Schulen und Hochschulen gelehrt. Wir sollten hier nicht Wissen und Glauben miteinander verwechseln und in falscher Toleranz beides lehren.

Verlust der erkenntnistheoretisch-philosophischen Kompetenz

Die philosophische Frage „Wie können wir Wissen bekommen?“ ist eine wichtige Frage. Es gibt Regeln, die dafür sorgen, dass wir uns nicht ständig irren. Regeln, die uns vor Fehlschlüssen und Fehlentscheidungen schützen. Wenn wir Homöopathie anerkennen, dann missachten wir die erkenntnistheoretischen Regeln – und gewöhnen uns zudem einen falschen Umgang mit wichtigen Regeln an.

Beliebigkeit

Naturgesetze werden nicht von Menschen gemacht. Die Naturgesetze sind vorhanden; wir Menschen können sie lediglich erkennen (oder auch nicht erkennen). Wir können sie nicht ändern. Wer Homöopathie akzeptiert, der akzeptiert auch, dass sich Naturgesetze beliebig verändern und an eigene Bedürfnisse anpassen lassen. Wer Homöopathie akzeptiert, hat keine Argumente mehr, wenn es um die Existenzfrage von Einhörnern, Trollen, Feen, Elfen und anderen Märchenwesen geht.

Verlust der Entscheidungsfreiheit

Wer an Homöopathie glaubt, der ist all ihren Verheißungen hilflos ausgesetzt. Er hat keine gültigen Entscheidungskriterien, anhand derer er selbst entscheiden kann, ob etwas sinnvoll ist oder möglich, unsinnig oder unmöglich.

Es gibt keine friedliche Koexistenz

Aussagen wie „Man kann doch beides nutzen – Medizin und Homöopathie“ oder „Medizin und Homöopathie können doch friedlich nebeneinander existieren“ zeugen von Unkenntnis und Unverständnis der Homöopathie. Man kann nicht „Sinn“ mit „Unsinn“ kombinieren und hoffen, dass es besser wird. Die beste „Mischung“ aus Sinn und Unsinn ist 100 % Sinn und 0 % Unsinn! Alles andere ist eine Verwässerung und Verschlechterung – vor allem für Sie als Patient.

Falsche Gesundheitserziehung

Kinder, die bei allen Wehwehchen Globuli bekommen, lernen, dass es gegen jede kleine Befindlichkeitsstörung einen homöopathischen „Ausschalter“ gibt. Man wird zur Unachtsamkeit seinem Körper gegenüber erzogen und lernt, dass man für alles ein „Medikament“ bräuchte. Das ist aber doch eher das Gegenteil von natürlichem Großwerden.

Wir sind nicht einfach nur „gegen“ die Homöopathie, wir setzen uns auch und vor allem für eine bessere Medizin ein.

Selbstverständlich möchten Menschen als Individuen gesehen und behandelt werden und nicht etwa als „Fälle“ oder gar „Nummern“. Wir können hier etwas von der Homöopathie und ihrem Umgang mit Patienten lernen. Doch die Alternative zu einer schlechten Medizin ist nicht Unsinn und ein letztlich unhaltbares Versprechen, sondern eine bessere Medizin. Wirksame Medizin und wieder mehr Menschlichkeit im Medizinbetrieb!

Aus unserer Sicht gibt es an vielen Ecken etwas zu verbessern:

Patienten

Die Patienten dürfen sich über die Homöopathie informieren. Sie sollten dabei die naturwissenschaftliche Basis unseres Wissens nicht leichtfertig durch esoterische Glaubenssätze verwässern oder gar ersetzen – auch wenn letztere sich irgendwie gut anhören/anfühlen.

Krankenkassen

Krankenkassen sollten Homöopathie und Homöopathika nicht bezahlen. Andernfalls handelt es sich um Veruntreuung von Versichertengeldern. Nur, weil den Patienten die Homöopathie gefällt, ist dies kein ausreichender Grund, sie zu erstatten. Besser wäre, wenn stattdessen auch Ärzte wieder längere Gespräche mit ihren Patienten führen könnten (und dies auch abrechenbar wäre), man die psychosomatische Grundversorgung weiter ausbauen würde und sich Patienten in der Medizin dadurch wieder wohler fühlen könnten. Dass die Homöopathie-Erstattung zu sinkenden Kosten führen sollte, ist übrigens nicht eingetreten. Das Geld stünde für sinnvollere Therapien zur Verfügung.

Ärztekammern

Die Ärztekammern sollten weder Weiterbildungen noch Fortbildungen für Homöopathie anbieten oder mit Fortbildungspunkten „belohnen“. Die Prüfungskommissionen sollten sämtliche Prüfungsfragen zum Thema „Homöopathie“ aus den medizinischen Staatsexamina verbannen. Stattdessen sollten zwischenmenschliche Kompetenzen mehr Raum in der Aus- und Fortbildung bekommen.

Universitäten

Die Medizinischen Fakultäten der Universitäten sollten keine Homöopathie-Kurse anbieten. Einzige Ausnahme: Historische Betrachtungen zur Homöopathie im Fach „Geschichte der Medizin“. Sie sollten allerdings auch versuchen, ihr Wissen den Menschen besser zu vermitteln. Oft kommen sie als zu „kalt und abweisend“ daher.

Politik

Die Politik sollte den Binnenkonsens der „besonderen Therapierichtung“ wieder aufheben. Von allen Medikamenten verlangen die Behörden Wirksamkeitsnachweise. Nur nicht von Medikamenten der „besonderen Therapierichtung“, zu denen Homöopathika zählen. Bei diesen „Medikamenten“ reicht es, wenn sich die Homöopathen gegenseitig die Wirksamkeit bescheinigen – einfach so. Das wäre vergleichbar mit einer kleinen Gruppe von „Teppichpiloten“, die sich gegenseitig bescheinigen, dass man auf fliegenden Teppichen fliegen kann. Wir treten entschieden gegen dieses Zweiklassenprinzip der Medizin ein!“

 

FAQ 20 – Würden Sie sich homöopathisch behandeln lassen?

 

Nein.

Was wir der Homöopathie vorwerfen, sind aber nicht die Placebos, die sie verordnet, sondern ihr gläubiges Festhalten an wissenschaftlich unhaltbaren Ideen. Dass sich die Homöopathie bei uns überhaupt halten konnte, das verdankt sie dem Multiplikationsfaktor Patient, der offensichtlich den Ruf der Methode honoriert, dass hier „der Mensch und nicht die Krankheit behandelt wird“. Der Körper heilt sich in einem hohen Maß selbst. Hauptsache, er wird irgendwie behandelt und man glaubt daran. Die homöopathischen Heilkünstler mögen Erfolge haben, aber ihre Arzneimittel sind wirkungslose Scheinmedikamente.

Doch Heilkunst ist Teil jeder guten Medizin. Wir setzen uns dafür ein, dass Patienten beides bekommen: einen wohlgesinnten, verständnisvollen Arzt, der mehr in ihnen sieht als eine Nummer oder einen abrechenbaren Fall (und der dies auch erstattet bekommt) – und gute, evidenzbasierte Medizin. Im Zweifel kann auch vertrauensvolles Abwarten besser sein als ein unnötiges Medikament – auch das können wir von der Homöopathie lernen. Wir brauchen sie allerdings nicht dafür.“

 

 

Was hilft?

 

Allen Ernstes: Homöopathie. Allerdings nicht die homöopathischen Präparate, sondern die Gesprächs-Therapie, die der Homöopath durchführt. Der Homöopath hat Zeit, hört zu, stellt ab und zu Fragen. Er kümmert sich nicht um die Symptome, aber um den Menschen. Das Gespräch führt beim Patienten zu Entspannung, möglicherweise zu neuen Gedanken und Ideen.

Aber dazu braucht mensch keinen Homöopathen. Tipp des Wurms: mensch werfe alle Dummschwätzer und alle auf sich selbst fixierten Menschen, denen der Gesprächs-Inhalt größtenteils egal ist (siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/313-missachtung-des-gesprochenen-wortes.html ) aus seinem Leben und umgebe sich mit solchen Menschen, die die Fähigkeit und den Willen haben, zuzuhören und auf ihr Gegenüber einzugehen.

Das ist sehr gut für das seelische Wohlbefinden und damit auch für die Gesundheit.

Mensch sollte sich eine positive Lebenseinstellung und einen gesunden Optimismus zulegen, für Entspannung und Sichwohlfühlen sorgen und Stress vermeiden.

Und Krankheiten vorbeugen durch für ihn passende Bewegung und Ernährung, Vermeiden von Alkohol und Nikotin und das Wahrnehmen von Vorsorge-Untersuchungen.

Der Wurm wünscht jedem seiner Leser ein Höchstmaß an Gesundheit!

 

 

Ich bin Philanthrop, Demokrat und Atheist. Rupert Regenwurm