Flammendes Inferno

 

Stundenlang brannte in Paris die Kathedrale Notre Dame, ein Wahrzeichen nicht nur von Paris, sondern auch von ganz Frankreich und Europa.

Ob es sich um einen „natürlichen“ Brand oder um Brandstiftung handelt, mag dahin gestellt sein und ist zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation.

So schlimm der Schaden auch sein mag – er dient auf jeden Fall dazu, an die Einigkeit Frankreichs und Europas zu appellieren.

 

Sparen beim Brandschutz

 

Alex Lantier: „Millionen Menschen in Frankreich und auf der ganzen Welt verfolgten am Montag fassungslos und entsetzt, wie ein jahrhundertealtes historisches Monument in Flammen aufging. Am Dienstag, als die über die Kathedrale Notre-Dame verstreuten Trümmer noch glühten, war bereits klar, dass das Inferno durch ein katastrophales Versagen des Brandschutzes bei den Restaurierungsarbeiten der Kathedrale verursacht worden war. Die Verantwortung dafür liegt bei der französischen Regierung unter Präsident Emmanuel Macron und letztlich beim kapitalistischen System.

Das meistbesuchte Baudenkmal Europas, das durch Victor Hugos häufig verfilmten Roman Der Glöckner von Notre-Dame von 1831 Unsterblichkeit erlangte, wurde durch eine vermeidbare Katastrophe schwer beschädigt. Flammen verzehrten den Dachstuhl und brachten den Spitzturm zum Einsturz, der das Steingewölbe der Kathedrale durchschlug, sodass die Kunstwerke darunter mit geschmolzenem Blei und Asche überzogen wurden. Unersetzliche Glasfenster aus dem 13. Jahrhundert sind zersplittert, die Hauptorgel ist beschädigt, und das Innere der Kathedrale ähnelt einer geschwärzten Rauchhöhle.

Internationale Experten für Architektur betonen, dass der Brandschutz bei solchen Restaurierungsprojekten kostspielig, technisch anspruchsvoll und aufwendig ist. Die Hitze von Schneidbrennern oder Elektrowerkzeugen, die manchmal durch Rohre über lange Strecken übertragen wird, kann Holz oder Staub in weiter Entfernung von der eigentlichen Arbeitsstelle entzünden.

Zur Restaurierung alter Gebäude erklärte Gerry Tierney von der in San Francisco ansässigen Firma Perkins and Will: „Wenn irgendwo eine Hitzequelle festgestellt wurde, braucht man eine 24-Stunden-Feuerwache, denn sobald es ausbricht, muss man so schnell wie möglich vor Ort sein.“

Katastrophale Brände hängen in der Regel mit Kostensenkungen bei der Personalausstattung für den Brandschutz zusammen, sagte Edward Lewis von der University of South Florida: „Meiner Erfahrung nach beginnt es mit menschlichen Fehlern, die auf eine unzureichende Überwachungsintensität und die Missachtung von Brandschutzverfahren zurückzuführen sind ... Bei vielen Bauarbeiten ist das Verhältnis zwischen Aufsehern und Arbeitern nicht angemessen.“

Dies war auch bei Notre-Dame der Fall, wie aus Berichten über den Brand hervorgeht. Am Montag um 18:20 Uhr ertönte ein erster Feueralarm im Dachstuhl, nachdem die Bauarbeiter längst nach Hause gegangen waren. Daraufhin überprüften die Kirchenmitarbeiter eilig das riesige Labyrinth aus Holzbalken aus dem 13. bis 19. Jahrhundert. Sie konnten den Brandherd nicht finden. Um 18:45 Uhr ertönte ein neuer Feueralarm. Diesmal fing das extrem alte, trockene und brennbare Holz sofort Feuer und der Brand geriet innerhalb weniger Minuten außer Kontrolle.

Bei der Renovierung von Notre-Dame wurde extrem knapp kalkuliert. Vor zwei Jahren, als kirchliche Amtsträger 100 Millionen Euro für das Projekt beantragten, sahen sie sich gezwungen, einen internationalen Aufruf an Geber und Wohltätigkeitsorganisationen zu richten. Denn der französische Staat, dem die Kathedrale gehört, hatte nur 2 Millionen Euro pro Jahr bewilligt. Das Bild des ausgebrannten Kirchenschiffes von Notre-Dame, das nun in das Bewusstsein von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt eingebrannt ist, macht deutlich, dass die daraus resultierende Brandschutzausstattung völlig unzureichend war.

Das Feuer von Notre-Dame ist ein schockierender Ausdruck der zerstörerischen Prozesse, die der Kapitalismus weltweit ausgelöst hat. Seit der Auflösung der Sowjetunion durch den Stalinismus im Jahr 1991 und insbesondere seit dem Wall-Street-Crash im Jahr 2008 ist ganz Europa von einer unerbittlichen Sparpolitik und fieberhafter Aufrüstung geprägt. Macron betreibt Bankenrettungsaktionen der EU im Wert von mehreren Billionen Euro. Er plant bis 2023 Rüstungsausgaben in Höhe von 300 Milliarden Euro und Steuersenkungen in Milliardenhöhe für die Reichen.

Infolgedessen sind alle wirklich existenziellen Programme unterfinanziert. An allen Ecken und Enden wird gespart. Das Ergebnis, das von den Unternehmensmedien und den Machthabern ganz selbstverständlich angestrebt wird, ist die systematische Verarmung der arbeitenden Bevölkerung, Sozialkürzungen und das Kaputtsparen kultureller Einrichtungen. Der rücksichtslose, egoistische und parasitäre Charakter dieser Politik im Interesse der Finanzaristokratie führt immer wieder zur Zerstörung großer Kulturdenkmäler.“

https://www.wsws.org/de/articles/2019/04/18/pers-a18.html

In dem Zusammenhang sei an den Brand des Grenfell Towers in London erinnert, der wg. mangelnder Brandschutz-Maßnahmen ausbrach: http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/283-schlanker-staat.html

 

Spenden-Bereitschaft der französischen Oligarchie

 

Dagmar Henn: „Josef Joffe, das transatlantische Sturmgeschütz der ZEIT, scheint tief erschüttert über mangelnde Dankbarbeit für diese Spenden: „Der Milliardär Bernard Arnault brachte es auf den Punkt: Er sei „bestürzt, dass man in Frankreich auch dann kritisiert wird, wenn man etwas für das Gemeinwohl tut“. Steuerliche Abzüge wolle er nicht. Dito die Milliardärsfamilie Pinault”. Was Joffe tunlichst unterschlägt, ist die Vorgeschichte. Nicht nur, dass die genannten Spender erst jüngst von Macron reichlich beschenkt wurden, durch die Abschaffung der Vermögenssteuer auf Finanzanlagen.

2003 wurde per Gesetz auf Anfrage des Spenders die Erstattung von 60% der Spenden für kulturelle Zwecke in Form von Steuerersparnissen ermöglicht. Benannt wurde das Gesetz nach Jean-Jacques Aillagon, ehemals Kulturminister unter Jacques Chirac, inzwischen Finanzberater des Oligarchen Pinault, der ein Vermögen von über 30 Milliarden Euro besitzt. Wenn es um die Rettung von nationalem Kulturerbe geht, ist sogar ein Steuerabzug von 90% möglich.

Es war eben dieser Aillagon, der unmittelbar nach dem Brand empfahl, Spenden für Notre Dame mit diesem höheren Steuerabzug zu bedenken. Es war diese Dreistigkeit, die letztlich dazu führte, dass der Verzicht auf die Steuerbefreiung erklärt wurde.“

https://kenfm.de/tagesdosis-26-4-2019-die-freiheit-auf-knien/

Heiner Flassbeck: „Kaum war das Feuer gelöscht, flossen Geldströme in Richtung Notre Dame. Frankreichs reiche Familien machten hunderte von Millionen locker. Doch diese Barmherzigkeit hätte ein kompetenter Staat zurückgewiesen.

Der französische Staat hatte erst 2018 die Reichen und Superreichen des Landes von der Vermögenssteuer quasi befreit und wird nun von den Reichen beim Wiederaufbau von Notre Dame entlastet. Man schätzt die Entlastung für die Reichen ab Januar 2018 auf mindestens drei Milliarden Euro in jedem kommenden Jahr. Nun geben sie dem Staat und „ihrem Präsidenten“ etwas zurück. Ist das nicht wirkliche Fairness?

Fast eine Milliarde ist von den Superreichen schon gespendet worden. Das klingt toll, doch für wie viele Jahre soll man die Entlastung von drei Milliarden pro Jahr gegenrechnen, um die jetzt einmalig gespendete Milliarde ins rechte Licht zu rücken? Hundert Jahre oder gar 200? Die Sache ist im Grunde sehr einfach und die Gelbwesten sagen das zu Recht genauso: Diejenigen, die alles dafür tun, keine Steuern zahlen zu müssen, sind einfach nicht glaubhaft, wenn es um die Barmherzigkeit geht …

Philanthropie darf es in einer funktionierenden Gesellschaft sicherlich geben. Sie darf aber nicht, wie das heute schon fast die Regel ist, zum Ersatz für Sozialpolitik und zur Rechtfertigung für den Verzicht auf Umverteilungspolitik werden. Der Zusammenhalt der Gesellschaft wird nicht über freiwillige und zumeist doch interessengeleitete Spenden der Reichen gewährleistet, sondern nur über eine Politik, die von vorneherein verhindert, dass die Unterschiede zwischen Arm und Reich zu groß werden. Das „Glück“ auszugleichen, darf man nicht denen überlassen, die es hatten.

Ein kompetenter französischer Präsident hätte sich für die Bereitschaft der Superreichen, für den Aufbau von Notre Dame in die Bresche zu springen, höflich bedankt und das Angebot gleichzeitig zurückgewiesen. Er hätte sagen sollen, dass gerade im Lichte dieser Bereitschaft die Abschaffung der Besteuerung der fortune ein Fehler war, der umgehend korrigiert wird. Die Gesellschaft, hätte er sagen sollen, ist bereit und in der Lage, den Wiederaufbau in einer Weise zu stemmen, bei der am Ende jeder Franzose sagen könne, er habe das dafür getan, was in seiner Kraft stand und was eine demokratisch gewählte Regierung ihm zugemutet hat.“

https://makroskop.eu/2019/04/notre-dame-die-barmherzigkeit-und-das-glueck/

 

Kultur-Förderung

 

Tobias Riegel: „„Private Großspender“ und „wohlhabende Philanthropen“ erfahren noch immer Respekt dafür, dass sie Kultur erst „möglich machen“ würden. Dieser Respekt ist unverdient und die Zeiten der Instrumentalisierung der Kultur sollten vorbei sein. Nicht nur der Fall Notre-Dame zeigt: Auch bei der Kultur muss der Staat Handlungsfähigkeit zurückerobern.

Haben private Großspender das Recht, die Kulturlandschaften zu prägen, nur weil sie wohlhabend sind? Haben Sie das Recht, sich als besonders „freigiebige“ Mitglieder der Gesellschaft darzustellen und mit diesem ungerechtfertigten Status zu werben? Muss man ihnen gar für ihr „kulturelles Engagement“ dankbar sein? Und: Hat der Staat das Recht, die Konzerne durch seine Untätigkeit erst in die Lage zu versetzen, sich als „kulturelle Wohltäter“ produzieren zu können? Unter anderem diese Fragen werden durch die Debatte um die Pariser Kathedrale Notre-Dame und andere Facetten des privaten Kultur-Sponsorings aufgeworfen.

Spenden „sind nun mal freiwillig“

So hat sich laut „Spiegel“ etwa in der Kontroverse über hohe Spendensummen privater Großverdiener für den Wiederaufbau von Notre-Dame Frankreichs Regierung zu Wort gemeldet. Der Beauftragte für Kulturgüter rief demnach zu mehr Gelassenheit auf: “Man kann nicht schockiert sein von der Tatsache, dass Menschen das Gefühl haben, Notre-Dame de Paris sei so etwas wie die Seele Frankreichs”, sagte Stéphane Bern dem Sender Franceinfo. Mehr als eine Milliarde Euro sind für den Wiederaufbau bislang gespendet worden. “Ich würde mir wünschen, dass man zwei Milliarden gibt, damit niemand mehr auf der Straße schlafen muss”, sagte Bern.

Dann kommt der entscheidende Satz: Gleichzeitig müsse man aber bedenken, dass Spenden eine freiwillige Angelegenheit seien, so Bern. „Freiwillig“ kann man im Kulturbetrieb (und nicht nur dort) auch als „willkürlich“ oder als „ganz nach dem eigenen Geschmack und zugunsten der eigenen Marke“ übersetzen. Spenden sollen in diesem Text nicht grundsätzlich kritisiert werden. Wohl kritisiert werden soll aber ein untragbares Ungleichgewicht, das die betreffenden Konzerne erst in die Lage versetzt, Einfluss auf die Kulturlandschaften zu nehmen: Der Rückzug des Staates mangels Finanzmitteln einerseits und das rasante Wachstum privater Vermögen mangels angemessener Steuerpolitik.

Kultursponsoring: „Vorbild“ USA

Flankiert wird der staatliche Rückzug aus seiner Verantwortung für eine kulturelle Versorgung durch zahlreiche Artikel wie diesem in der „Zeit“, der das in den USA vorherrschende Spenden-Modell als gangbare Alternative beschreibt: „Denn viel von dem, was in Europa ganz selbstverständlich der Staat macht, wird in den USA von Privatbürgern, gemeinschaftlichen Stiftungen oder gar Firmen organisiert.“

Aber es wird auch Kritik laut an der Auslieferung wichtiger gesellschaftlicher Bereiche an private Interessen und das Gutdünken der Geldgeber. So berichtet der „Deutschlandfunk“ über die aktuelle Debatte in Italien um Kulturförderung aus Saudi-Arabien und die selbst geschaffenen Finanzlücken, in die Sponsoren hineinstoßen können:

Ohne mehr finanzielle Unterstützung durch Private werden nicht nur Musiktheater bald schon enorme Probleme haben, denn der Staat zieht sich immer mehr aus seiner kulturpolitischen Verantwortung heraus. Unter den vergangenen Regierungen wurden viele staatliche Kultureinrichtungen, Museen und Musiktheater in halbstaatliche Stiftungen umgewandelt, die sich zu einem guten Teil selbst finanzieren müssen.“

Der Artikel zitiert auch die positiven Bezüge auf das Sponsoring in den USA: „Doch was in den USA seit Langem funktioniert – die großzügige Hilfe durch private Geldgeber – klappt nicht in Italien.“ Ein anderer Bericht zeichnet allerdings das US-Sponsoring-System auch in unvorteilhaften Farben: So wachse die Kritik am „Einfluss der Reichen“ auf die Kulturlandschaft, die mit ihrem „Engagement“ zudem schamlos Eigenwerbung machten: „Ohne Philanthropen gäbe es keine Walt Disney Concert Hall und keinen Erweiterungsbau für das Los Angeles County Museum of Art (LACMA) von Architekt Peter Zumthor. Kunstsammlerin Elaine Wynn gab für die Erweiterung 50 Millionen, Fernsehmogul Jerrold Perenchio 25 und Filmproduzent Geffen 150 Millionen. Der Neubau wird ‚David Geffen Galleries‘ heißen.“

Zu viel Einfluss für einzelne Personen

Der ehemalige US-Präsident Theodore Roosevelt sagte angeblich einst: „Keine Summe an gespendetem Vermögen kann dafür entschädigen, wie es erworben wurde.“ Und der US-Kommentator David Callahan sagt heute: „Meine Bedenken sind außerdem, dass auch das, was am Ende präsentiert wird, vor allem das Denken von reichen Unternehmern reflektiert. Und die denken nicht wie du und ich. Weil reiche Spender sagen, wo es langgeht, werden vor allem ihre Ansichten und Werte reflektiert.“ Als Beispiel nennt er den auch politisch ambitionierten Spender Eli Broad: „Alle lieben sein Museum und was er für die Kunstszene getan hat. Aber warum soll er als einzelne Person so viel Einfluss auf die Politik haben? Nur weil er reich ist? Das ist nicht demokratisch. Er steuert mit seinem Geld Kunst und politische Reformen. Das ist viel Macht für einen Mann.“

In gänzlich anderem Licht als das Kultursponsoring in den USA sieht der „Deutschlandfunk“ naturgemäß das vergleichbare Phänomen in Russland: „Das Vermögen der Oligarchen spielt im Kultursponsoring in Russland eine große Rolle. Ob die Gelder auf legalem Wege erwirtschaftet wurden, ist dabei nicht so wichtig. Hauptsache, es wird keine Kritik am herrschenden System und Vladimir Putin geübt.“

Kultursponsoring in Deutschland: Ursache und Wirkung

Wie steht es aber um die Wirksamkeit der mit Kultur verbundenen Werbung in Deutschland? Die „FAZ“ schreibt dazu einerseits, dass „Studien belegen, dass Kultursponsoring keine direkten und kurzfristig messbaren Effekte auf den Unternehmensgewinn“ hätten. Andererseits erklärt im selben Artikel Nikolaus Reichert vom Autobauer Skoda, dass „die weichen Werte“, die beim Kultursponsoring über die Jahre entstehen würden, „sich auf lange Sicht bezahlt machen“: Wiedererkennbarkeit als „engagierter Kulturförderer”, das könne er belegen, leiste mehr als die schnelle Rabattaktion.

Die Marketing-Wirkung des Kultursponsoring betont auch das darauf spezialisierte Web-Portal „Kulturmarken.de“: „Kultursponsoring wirkt! Erfolgreiche Sponsoringbeispiele der letzten Jahre belegen, dass Kultursponsoring kulturelle Prozesse beflügeln und Marken mit Sympathie aufladen kann. Informieren Sie sich über eindrucksvolle und erfolgreiche Sponsoringengagements der Wirtschaft.“ In der Folge kann man sich über die weitreichenden Einmischungen großer Firmen in die lokale bis nationale Kulturpolitik informieren. Diese Firmen praktizieren ihre als „Engagement“ kaschierte Einmischung in Gemeinwohl-Entscheidungen nicht stillschweigend. Sie nutzen sie zusätzlich als Werbung für ihre Produkte, wie etwa Bayer, Porsche, Hypovereinsbank oder BMW offen zugeben.

Gegen die Indoktrination durch „weiche Werte“ – ein üppiger Kulturhaushalt hilft

Die ersten Mittel gegen die Indoktrination durch „weiche Werte“ und die einhergehende und anmaßende Prägung der Kulturlandschaft durch einzelne Privatpersonen wären ein üppiger staatlicher Kulturhaushalt und eine gerechte Steuerpolitik, die einzelne private Vermögen nicht obszön anwachsen ließe. Einen Überblick über die staatlichen Anstrengungen Deutschlands im Kulturbereich liefert etwa der Kulturfinanzbericht des Bundes und der Länder. Es ist interessant, dass selbst dieser Bericht zunächst das „privatwirtschaftliche Engagement“ nennt, bevor er auf die öffentliche Verantwortung zu sprechen kommt:

Die kulturelle Vielfalt in unserem Land beruht nicht nur auf vielfältigem ehrenamtlichem und privatwirtschaftlichem Engagement, sondern auch auf der Kunst- und Kulturförderung in gemeinsamer Verantwortung von Bund, Ländern und Kommunen.“

Laut Bericht tragen neben den Ländern (40,3 %) und dem Bund (14,8 %) vor allem die Städte und Gemeinden mit knapp 45 % den größten Anteil an den Kulturausgaben der öffentlichen Hand in Höhe von insgesamt rund 10,4 Milliarden Euro. Es ist kein Wunder, dass die kaputtgesparten Kommunen ihren permanenten Spardruck oft zunächst an die angeblich „nicht essenzielle“ Kultur weitergeben. Immerhin ist die Tendenz des Kulturhaushaltes insgesamt nicht rückläufig. So stellt die öffentliche Hand laut dem Bericht von 2018 im Jahr 2015 insgesamt 10,4 Milliarden Euro für Kultur zur Verfügung. Im Vergleich zum Vorjahr entspreche dies einem Anstieg von 1,7 %. Zwischen 2005 und 2015 wurden die öffentlichen Kulturausgaben laut Bericht von acht Milliarden Euro um 30,5 % erhöht.

Private Tendenz zu „Leuchttürmen“ – Provinz geht leer aus

Ein zusätzliches Problem des privaten Sponsorings ist die Tendenz zu Leuchttürmen und die Ignoranz gegenüber einer weniger sensationellen Grundversorgung: Die Provinz und die unbekannteren Institutionen und Künstler werden mit Missachtung gestraft. Doch selbst Betreiber eines kulturellen Leuchtturms begeben sich durch die private Förderung in die Hand willkürlicher privater Entscheidungen, wie die „Süddeutsche Zeitung“ am Beispiel der Bayerischen Staatsoper beschreibt: „Kulturleute kennen das. Wechselt etwa der CEO einer Firma, die sie gerade noch gesponsert hat, endet prompt die Unterstützung – er entspannt eben lieber beim Fliegenfischen als bei Wagner.“ Die Oper hatte „Glück“ – auch der neue Eigentümer fördert weiter. Für Nikolaus Bachler, den Intendanten der Staatsoper, ist das Anlass für eine unwürdige Huldigung an den betreffenden Firmenmanager Wolfgang Reitzle: “Wir haben einen Schutzengel, und der heißt Wolfgang Reitzle.“

Wie sich ein einzelner Unternehmer anschickt, die Kulturlandschaft „seiner“ Stadt zu dominieren, kann man in Potsdam beobachten: Der Chef der Software-Firma SAP Hasso Plattner durfte sich dort etwa mit dem „Museum Barberini“ ein persönliches Kulturdenkmal schaffen, das mutmaßlich positiv auf seine Computer-Produkte abfärben soll. Im Museum entwickelt man durchaus politisches Sendungsbewusstsein, etwa als die DDR-Kunst präsentiert wurde. Für das Projekt hat der Milliardär Plattner nun sein städtisches Portfolio noch erweitert. Die Stadtverordneten von Potsdam entschieden kürzlich ohne Gegenstimme, den Verkauf von Grundstücken am Brauhausberg an die Hasso-Plattner-Stiftung vorzubereiten. Die Stiftung des Softwaremilliardärs möchte laut „Neues Deutschland“ das »Minsk« als Unikat der DDR-Architektur erhalten und als Museum für die derzeit im Museum Barberini ausgestellte DDR-Kunst nutzen.

Wenn der Modigliani im Privatsafe endet

Eine besonders extreme Form des anmaßenden „Anspruchs“ an die Weltkultur durch Superreiche ist das Horten von epochalen Werken in Privatgemächern – denn dadurch wird die Kunst nicht nur durch Werbung kontaminiert, sondern sie wird der Allgemeinheit gleich vollständig entzogen. Dass anonyme Käufer bei Auktionen etwa für einen Modigliani oder einen (angeblichen) Leonardo da Vinci mehrere hundert Millionen Dollar bezahlen, hilft den restlichen Menschen nicht weiter, für sie sind diese Bilder verloren, wenn sie im Privatsafe landen.

Es ist höchste Zeit, allen hier beschriebenen Facetten der kulturellen Einflussnahme und Verknappung durch Privatleute entgegenzutreten. Dabei wäre eine Finanz- und Kulturpolitik hilfreich, die den Staat mit ausreichend Mitteln versorgt und gleichzeitig das Entstehen von Privatvermögen in obszöner Höhe (und die damit einhergehende Machtposition) verhindert. Wie bereits gesagt: Spenden sollen nicht grundsätzlich diffamiert werden. Aber sie dürfen nicht als Vorwand für staatliche Kürzungen dienen, sie dürfen nicht zur Werbung missbraucht werden und sie dürfen nicht mit politischer Einflussnahme verbunden sein.

Auch Digitalisierung bietet Einfallstor

Der staatlich erzeugte Mangel bietet der Privatwirtschaft nicht nur auf dem Gebiet der Kultur ein Einfallstor. Ein aktuelles weiteres und drängendes Beispiel ist die „Digitalisierung des Klassenzimmers“: Auch hier sollte darauf geachtet werden, dass die Not der einzelnen Schulen nicht durch „Spenden“ etwa von Microsoft oder Bertelsmann zunächst „gelindert“ wird und diese privaten „Zuwendungen“ nach und nach als „unverzichtbar“ behandelt werden.“

https://www.nachdenkseiten.de/?p=51115

Über das Gebaren reicher Spender, ihrer Stiftungen und die gesellschaftlichen Auswirkungen hatte sich der Wurm in einem früheren Beitrag ausgiebig geäußert: http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/199-milliarden-spenden.html

 

Vom Räuber-Baron zum Wohltäter der Menschheit: John D. Rockefeller

 

Wie mensch es schafft, durch Kultur-Sponsoring sein Ansehen vom skrupellosen Drecksack zum Wohltäter der Menschheit zu ändern, zeigt der Fall John D. Rockefeller:

John D. Rockefeller (1839 - 1937), eine der legendären Gestalten der amerikanischen Wirtschaft, stieg Anfang des 20. Jahrhunderts zum reichsten Amerikaner auf und sein Name entwickelte sich weltweit zu einem Synonym für Reichtum, ähnlich wie in Europa der Name Rothschild.

Noch heute zählt die Familie mit einem Gesamtvermögen von > 5 Mrd $ zu den allerreichsten Familien der Welt. Diverse Vergleiche, die den Geldwert der jeweiligen Zeit berücksichtigen, haben ergeben, daß John D. Rockefeller mit großem Abstand der reichste Mann war, der je in den USA gelebt hat. Nach Berechnungen des Magazins "American Heritage" betrug sein Vermögen nach 1998er Werten 189,6 Mrd $.

Basis für das Vermögen bildete der STANDARD Oil-Konzern, eine gigantische Geldmaschine, die neben den Rockefellers auch anderen Managern gigantische Vermögen verschaffte.“

http://www.bornpower.de/rockefel/ro-index.htm

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stiegen in der neu entstehenden Industrie zahlreiche sog. "robber barons" in die höchsten Spitzen der Wirtschaft auf. Dabei bedienten sie sich äußerst skrupelloser Methoden. Aktionäre wurden übervorteilt, Aktienkurse nach Belieben manipuliert, Politiker wurden in großem Stile bestochen, Konkurrenten mit zweifelhaften Mitteln ausgeschaltet.

Im Laufe dieses Prozesses entstanden in kurzer Zeit riesige Imperien, da es kaum Regularien für die Wirtschaft gab und im sprichwörtlichen "Wilden Westen" der Skrupelloseste sich durchsetzte.

In vielen Branchen entstanden große Trusts, die immer größere Teile ihrer Branche beherrschten und monopolisierten, zu Lasten der Verbraucher.

Rockefeller und seine Partner bauten mit den erwähnten Methoden den ersten Riesenkonzern der USA auf und gerieten in das Kreuzfeuer der Kritik. Von linker und liberaler Seite wurde er deshalb von den sog. "Muckrackers" scharf angegriffen, mit Erfolg, denn das Reformklima zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte letztlich zur Auflösung des Standard Oil-Trusts (wie auch anderer Trusts). Am bekanntesten wurde Ida Tarbell, die mit ihrer "History of the Standard Oil Company" zahlreiche Skandale offenlegte.

Anfang des 20. Jahrhunderts engagierte Rockefeller eine Art PR-Manager, der sein Bild in der Öffentlichkeit korrigieren sollte. Dazu gehörte auch die großzügige Verteilung großer Geldsummen an Stiftungen und wohltätige Zwecke.

Einen schweren Rückschlag bei dem Versuch ein positives Bild aufzubauen, erlitt der Name Rockefeller durch das Ludlow-Massaker.

Ins Kreuzfeuer landesweiter Kritik geriet Rockefeller 1914, als sich ein Streik bei der Rockefeller-Minengesellschaft Colorado Fuel & Iron Co. zu bewaffneten Kämpfen ausweiteten.

Der Streik begann 1914 in der Minenstadt Ludlow/Colorado, um sich das Recht zur Gewerkschaftsbildung zu erkämpfen.

Als Gegenmittel setzte der Konzern die streikenden Arbeiter (70% beteiligten sich), die überwiegend in konzerneigenen Wohnungen lebten, mitten im Winter buchstäblich auf die Straße. In einer hastig aufgebauten Zeltstadt setzten die Arbeiter den Streik fort, bis es zu ersten Schußwechseln kam.

In erbitterten Kämpfen, die auch mit Maschinengewehren ausgetragen wurden, ging den Streikenden schließlich die Munition aus und die Milizen der Mine übten Selbstjustiz. Sie schütteten Öl über die Zelte und zündeten sie an, wobei 11 Kinder und Frauen starben.

In den nächsten 10 Tage dauerten die Kämpfe an, bis US-Präsident Wilson die US-Armee nach Colorado beorderte.

Insgesamt starben bei den Kämpfen 33 Menschen.“

www.bornpower.de/rockefel/bad.htm

Um seinen äußerst schlechten Ruf zu verbessern, gründete Rockefeller schließlich eine Anzahl von Stiftungen, die heute noch zu den größten Stiftungen der USA zählen und die ihn heute in erster Linie als Philanthropen erscheinen lassen.

Zusammen mit Andrew Carnegie gilt er als der größte amerikanische Philanthrop überhaupt.

Mit seinem Geld legte er u.a. den Grundstein für die Gründung der Uni/Chicago, mit der die Familie auch heute noch eng verbunden ist. Die treibende Kraft für die Stiftungstätigkeiten der Familie war nicht John D. Rockefeller, sondern sein Sohn John D. Rockefeller II, der seinen Vater von seinen Projekten überzeugen konnte.

John D. Rockefeller stiftete ca. 540 Mio $

John D. Rockefeller II stiftete ca. 537 Mio $.“

http://www.bornpower.de/rockefel/stiftung.htm

Im weiteren Verlauf des Artikels sind die Rockefeller-Stiftungen aufgeführt.

 

Internationale Solidarität

 

Albrecht Müller: „Dass die berühmte Kirche in Paris einem Brand zum Opfer gefallen ist, ist schrecklich. Genauso schrecklich ist aber die Zerstörung von Kulturgütern (mindestens) ähnlich bedeutender Art im Irak, in Libyen, in Syrien, im Jemen und an vielen anderen Orten der Welt. Sie wurden Opfer der westlichen Kriege, an denen Frankreich wie die USA, Großbritannien und andere Nationen beteiligt sind. Die Trauer über den Großbrand von Notre Dame und die Wiederaufbaubekenntnisse und Spendenfreudigkeit wären glaubwürdiger, wenn der Westen die Zerstörung in anderen Teilen der Welt endlich bedauern würde und vor allem aufhören würde, weiter zu zerstören und Millionen von Menschen das Zuhause zu rauben. Wolf Wetzel hat sich in einem hier folgenden Beitrag mit der Rolle Frankreichs bei der Zerstörung im Jemen beschäftigt …

Die französische Regierung behauptet unverdrossen und seit Jahren, die Waffen dienen ausschließlich Verteidigungszwecken, würden also in keinster Weise zu Kriegsverbrechen genutzt. Tatsache ist:

Saudi-Arabien und die VAE begehen dort immer wieder Kriegsverbrechen durch das Bombardieren von Zivilisten und durch die Blockade von Hilfsmitteln. Die Vereinten Nationen bezeichnen die Lage im Jemen seit längerem als die schwerste humanitäre Krise, 7 Millionen Menschen sind unterernährt, 80 Prozent der Bevölkerung sind angewiesen auf Hilfe.“ (s.o.)

Von diesem Land ist fast nichts mehr übrig. Fast kein Stein steht mehr auf dem anderen. Wie oft hat es dort gebrannt?

Ohne eine Kirche kann man – noch ganz gut – leben, aber ohne ein Zuhause?

Dieser Krieg findet seit vier Jahren statt. Wenn man will, vor unser aller Augen, auch den Augen französischer BürgerInnen. Seit Jahren klagen ganz Wenige die französische Regierung an, dass sie an diesen Kriegsverbrechen verdient und beteiligt ist. Seit Jahren wischt welche französische Regierung auch immer, diese Vorwürfe vom Tisch. Bis heute.

Die französische Regierung bleibt stur und im Leugnen. Nach Kenntnis der Regierung würden französische Waffen zur Verteidigung außerhalb von Jemen, aber nicht an der Front eingesetzt. Und:

Wir haben keine Kenntnis von zivilen Opfern, die aus ihrem Einsatz im Jemen-Krieg folgen.” (s.o.)

Das ist ein- und dieselbe Seite der Notre Dame.

Für sie wurden bereits Hunderte Millionen Euro an Spendengeldern zugesagt – für ihren Wiederaufbau in Paris, dem „Symbol für Paris und die Nation“ für „ein Bauwerk für die Ewigkeit“.

Für Jemen nicht.

Das Feuer in der Kathedrale Notre Dame ist ein Unglück. Was in Jemen passiert, ist kein Unglück, sondern gewollt … und sehr lukrativ.“

https://www.nachdenkseiten.de/?p=51003

Alex Lantier: „Während der illegalen, von den USA angeführten Invasion im Irak 2003 stachelten die amerikanischen Besatzungstruppen Milizen zur Plünderung des irakischen Nationalmuseums an und sahen tatenlos zu. Etwa 50.000 Kunstwerke aus 5.000 Jahren und der Bestandskatalog des Museums wurden zerstört. Der damalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld unterstützte die Plünderung und erklärte: „Freie Menschen haben auch die Freiheit, Fehler zu machen und Verbrechen zu begehen.“

Es besteht ein innerer Zusammenhang zwischen dem Brand von Notre-Dame und diesem Vandalismus. Das gilt auch für die Zerstörung der Altstadt von Palmyra durch die islamistischen Stellvertretermilizen der NATO im Syrienkrieg. Ursache ist in beiden Fällen die Politik derselben herrschenden Klasse für die im Wesentlichen gleichen politischen Ziele.“

https://www.wsws.org/de/articles/2019/04/18/pers-a18.html

Auch die Bewohner des Erdreichs sind traurig wg. der Zerstörungen der Kathedrale und freuen sich auf die Restaurierung – sind jedoch bestürzt, dass die Mitglieder der „westlichen Werte-Gemeinschaft“ es kaum interessiert, wenn außerhalb ihres Gebietes wertvollste Kulturgüter kaputt gemacht werden. Und das zum größten Teil durch sie selbst.

Trotz aller Bekenntnisse zu „internationaler Solidarität“ interessiert es sie kaum, wenn „hinten, weit, in der Türkei“ oder noch weiter weg etwas Schlimmes passiert.

Oder hat jemand etwas von den verheerenden Folgen des Wirbelsturms, der vor ein paar Wochen über das südliche Ostafrika niedergegangen ist, mitgekriegt? Sich darüber den Kopf zerbrochen, für die Opfer gespendet? Dass die eigene Regierung sich dazu geäußert oder gar Hilfe geleistet hätte?

Nun, ein von unbeugsamen Menschen bevölkertes Land hört nicht auf, der Gleichgültigkeit des Restes der Welt Widerstand zu leisten. Und dieses Land heisst Kuba.

Von der „Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e. V.“: „Kubanische Mediziner und medizinisches Fachpersonal sind international mit Ärztebrigaden in Katastrophengebieten im Einsatz. Desweiteren bestehen Kooperationsabkommen mit Staaten der sogenannten Dritten Welt und in der Lateinamerikanische Hochschule für Medizin werden medizinische Fachkräfte aus den ärmsten Ländern kostenlos ausgebildet.“

https://www.fgbrdkuba.de/infos/medizinischer-internationalismus.php

Edgar Göll: „Kuba hat Gesundheitspersonal, medizinische Ausrüstung und Medikamente nach Mosambik geschickt. Es handelt sich um die 48. Brigade des Henry Reeve-Kontingents. Sie besteht aus Fachleuten, die auf Katastrophen und schwere Epidemien spezialisiert sind. Die Brigade leistet dringend benötigte medizinische Hilfe in der Stadt Beira, die zur mosambikanischen Provinz Sofala gehört und sehr stark zerstört und überschwemmt worden ist.

Am 14. März wurden in Folge des tropischen Wirbelsturms Idai in Mosambik mindestens 493 Menschen getötet, in Simbabwe wurden bisher 293 Tote gezählt, 56 in Malawi. Die endgültige Zahl der Toten dürfte am Ende aber noch weit höher liegen. Hunderttausende Menschen sind nun ohne Wohnung. Diese Katastrophe sei ein weiteres schreckliches Warnzeichen für die Gefahren des zunehmenden Klimawandels, sagte António Guterres, der Generalsekretär der Vereinten Nationen. Rund 1,85 Millionen Mosambikaner sind von dem zerstörerischen Wetterereignis betroffen. Bisher läuft die Hilfe aus Europa und den restlichen westlichen Staaten eher schleppend, während die Länder des Südens wie Kuba und insbesondere andere afrikanischen Länder den Großteil der Hilfe leisten.

Mosambik durchläuft eine komplexe epidemiologische Situation, die sich bezüglich Cholera und Malaria verschärft hat. Nun ist die Gefahr groß, dass es zu einem Ausbruch dieser gefährlichen Erkrankungen kommen könnte. Allein in der Hafenstadt Beira sind bis Freitag schon über 270 Cholera-Fälle bekannt geworden.

Die 40 Brigadisten werden sich den mehr als 270 kubanischen Mitarbeitern anschließen, die in dem afrikanischen Land bereits seit Jahren medizinische Dienstleistungen erbringen. Gemeinsam werden sie ein von Kuba gestiftetes Feldlazarett errichten. Darin werden 16 Ärzte, 22 Hochschulabsolventen und zwei Pflegekräften in Beratungsräumen, Operationssälen, klinischen und mikrobiologischen Labors, mit Bildausrüstungen und 20 Krankenhausbetten arbeiten. Zu der kubanischen Brigade gehören Spezialisten für Allgemeine Integralmedizin, Chirurgie, Innere Medizin, Pädiatrie, Gynäkologie und Chirurgen, Orthopäden sowie zwei Epidemiologen.

Nachdem der Hurrikan Idai die Stadt Beira am 14. März zerstört hatte, machte Kuba bereits am 16. März sein Hilfsangebot und ab dem 18. März war die Brigade reisebereit. Kurz vor der Abreise erhielten sie eine detaillierte Vorbereitung auf die epidemiologische Situation. Der kubanische Gesundheitsminister José Ángel Portal Miranda erklärte bei der feierlichen Verabschiedung: "Wir alle haben die beste Einstellung, um das internationalistische Engagement der kubanischen Gesundheitsexperten zu erfüllen. Sie sind bereit, das zu liefern, was das mosambikanische Volk zu diesem Zeitpunkt benötigt."“

https://amerika21.de/2019/04/224382/kuba-hilft-mosambik-mit-aerzten

Das internationale Engagement Kubas stammt aus den Zeiten Fidel Castros. Aus einem früheren Beitrag des Wurms:

„In der Folge spinnen Castro und seine Diplomaten weltweit ein dichtes Netz von vielschichtigen Beziehungen zu Dritte-Welt Staaten. Mit der Sowjetunion und einer bescheidenen wirtschaftlichen Prosperität der Revolution im Rücken, kann Kuba sich sogar ein eigenes Entwicklungshilfekonzept leisten: Mit den kubanischen Diplomaten kommen nicht nur Militärberater und Geheimdienstexperten, sondern auch Lehrer und Ärzte. Zu Tausenden schwärmen Freiwillige aus, um den neuen Freunden bei der Alphabetisierung, dem Aufbau eines Gesundheitssystems und sozialer Einrichtungen zur Überwindung von Unterentwicklung zu helfen. Bis zur Jahrtausendwende sind es laut Castro allein über 25.000 Ärzte, die Kuba in die Dritte Welt entsandt hat.“

http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/239-der-letzte-seiner-art.html

 

 

Ich bin Philanthrop, Demokrat und Atheist. Rupert Regenwurm