Die dunkle Seite der Wikipedia

„Wikipedia“ ist eine schöne Sache. Worüber sich mensch und wurm auch immer informieren will – zumindest gibt „Wikipedia“ einen groben Überblick über das jeweilige Thema. Und jeder Mensch mit Internet-Zugang kann sein Wissen mit einbringen. Was zur Folge hat, dass es dort sehr viele erstklassige Artikel gibt.

Bei vielen Schreibern gibt es allerdings zu vielen Themen und Personen viele unterschiedliche Meinungen, die teilweise ausgemachter Blödsinn sind. Deshalb macht es durchaus Sinn, innerhalb des „Wikipedia“-Systems Menschen zu haben, die ordnen, gewichten und entscheiden.

Das Problem dabei ist, dass viele dieser Entscheidungen in eine einzige Richtung gehen und noch nicht einmal der Versuch unternommen wird, objektiv zu sein. Da ist es sehr leicht möglich, dass jemand, der Kritik an der Regierungs-Politik übt, sich als „Verschwörungs-Theoretiker“, „Neurechter“ oder „Antisemit“ beschimpfen lassen muss, obwohl er mit all dem nichts zu tun hat.

Etwas Licht hinter das Geschehen bei „Wikipedia“ hat ein Film von Markus Fiedler und Frank-Michael Speer mit dem Titel „Die dunkle Seite der Wikipedia“ gebracht:

 

Noch interessanter ist das Interview mit Markus Fiedler:

 

 

„Wikipedia“

 

„Wikipedia ist ein am 15. Januar 2001 gegründetes Projekt zur Erstellung eines freien Onlinelexikons in zahlreichen Sprachen. Die Wikipedia ist gegenwärtig das meistbenutzte Online-Nachschlagewerk und liegt auf Platz sieben der meistbesuchten Websites der Welt und Deutschlands sowie auf Platz sechs in den USA. Sie ist dabei weltweit wie in Deutschland mit der Top Level Domain .org die einzige nichtkommerzielle Website unter den Top 50.

Etwa 35 Millionen Artikel der Wikipedia in mehr als 280 Sprachen werden in Mehrautorenschaft von unentgeltlich arbeitenden Freiwilligen konzipiert, verfasst und nach dem Prinzip des kollaborativen Schreibens fortwährend gemeinschaftlich korrigiert, erweitert und aktualisiert.

Das Ziel von Wikipedia ist es, eine frei lizenzierte und qualitativ hochwertige Enzyklopädie zu schaffen und zu verbreiten. Jeder Internetnutzer kann Wikipedia nicht nur lesen, sondern auch als Autor daran mitwirken. Um Inhalte zu verändern, ist eine Anmeldung nicht erforderlich. In einem offenen Bearbeitungsprozess hat Bestand, was von der Gemeinschaft der Mitarbeitenden akzeptiert wird.

Bisher haben international mehr als 2,0 Millionen angemeldete und eine unbekannte Zahl nicht angemeldeter Nutzer zur Wikipedia beigetragen. Rund 5800 Autoren arbeiten regelmäßig an der deutschsprachigen Ausgabe (Stand: Mai 2015).“

https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia

„Das Onlinelexikon Wikipedia ist 2001 angetreten, um ein freies Nachschlagewerk und Informationsmedium im Internet aufzubauen. Freie und wahrhaftige Informationen sind die Grundlage einer jeden demokratischen Gesellschaft freier und selbstbestimmter Bürger. Das Projekt Wikipedia ist deshalb als Informationsquelle in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzen. Milliarden Menschen nutzen es – mehrheitlich im Glauben, dort wahrhaftig und möglichst umfassend informiert zu werden.

Dass dem nicht immer so ist, dass in der Wikipedia viel PR und politische Propaganda verbreitet wird, dass dort ein täglicher Kampf um Wahrheit und Bedeutung stattfindet, ist nicht wirklich neu. In Zeiten, in denen Kriege weniger mit Waffen aus Eisen und Stahl, als mit Waffen aus Bits und Bytes ausgefochten werden, hat Wikipedia die Bedeutung eines Herrschaftsinstruments erlangt und es kann kein Zweifel bestehen, dass die Herrschenden mit allen Mitteln versuchen, dort Einfluss zu erlangen, um Wahrheit und Bedeutung von Informationen in ihrem Sinne zu beeinflussen.“

https://propagandaschau.wordpress.com/2015/01/02/wikipedia-informationsquelle-oder-wahrheitsministerium/

„Dass die Wikipedia in allen politischen Themenbereichen mit äußerster Vorsicht zu genießen ist, dass dort westliche Propaganda verbreitet wird, widersprechende Meinungen unterdrückt und kritische Denker diffamiert werden, haben wir hier bereits ansatzweise thematisiert.

Es wäre auch ein Wunder, wenn es anders wäre. Dass diejenigen, die westliche Medien kontrollieren, unterwandern und benutzen, um ihre Deutungshoheit über die Welt zu verbreiten, ausgerechnet ein mächtiges Informationswerkzeug wie das  Onlinelexikon “links liegen” lassen würden, war natürlich nicht zu erwarten …

Die Datenbank der Wikipedia basiert auf der Schwarmintelligenz. Jeder kann einen Artikel anlegen, redigieren oder ergänzen. Damit man sich auf das Wissen von Wikipedia verlassen kann, existiert hinter der Datenbank ein Korrektiv, das Änderungen sämtlicher Nutzer vor der Freischaltung überprüft. Sinn und Zweck dieser Struktur hinter Wikipedia ist, dass die Datenbank neutral und wissenschaftlich korrekt bleibt. Nur: ist sie das wirklich? In naturwissenschaftlichen Bereichen lautet die Antwort eindeutig ja. Hier ist Wikipedia durchaus eine Quelle, die als vorbildlich bezeichnet werden kann. Geht es allerdings um aktuelles Zeitgeschehen oder Personen, die sich mit aktuellem Zeitgeschehen auseinandersetzen, wird Wikipedia immer dann parteiisch, wenn Artikel, die sich zum Beispiel mit Terrorismus beschäftigen, vom Mainstream abweichen. Immer, wenn eine wissenschaftliche Arbeit in der Analyse einem US-amerikanischem Weltbild zuwider läuft, wird ausschließlich die Sicht der US-Organisation Wikipedia veröffentlicht. Der Autor der alternativen Sicht erhält im Gegenzug schnell einen Eintrag als Verschwörungstheoretiker oder wird zusammen mit Holocaust-Leugnern aufgelistet.“

https://propagandaschau.wordpress.com/2015/10/21/manipulationen-der-wikipedia-dieses-thema-findet-in-den-oeffentlich-rechtlichen-medien-nicht-statt/

Paul Schreyer  aus dem Jahr 2014 :

„Gibt man bei Google das Kürzel "9/11" ein, taucht fast an erster Stelle der entsprechende Wikipedia-Artikel auf. Die Terroranschläge in den USA liegen zwar mehr als zwölf Jahre zurück, doch selbst die deutschsprachige Version dieser Seite wird weiterhin rege besucht. Laut Statistik informieren sich mehr als tausend Besucher pro Tag hier über Ablauf und Hintergründe des 11. September 2001 - mutmaßlich wohl vor allem Schüler, Studenten und andere Interessierte, die die Anschläge nicht bewusst erlebt haben. Der Wikipedia-Artikel zu 9/11 spielt ohne Frage eine wichtige Rolle für die öffentliche Information zu den Anschlägen.

Bemerkenswert an dem ebenso detailreichen wie gründlichen Text ist jedoch - neben dem Interesse, auf das er weiterhin stößt - vor allem seine offenkundige Einseitigkeit. Der Text referiert die offizielle Sicht auf die Ereignisse ganz so, als handle es sich dabei um eine weithin unstrittige Wahrheit. Gegenpositionen kommen schlicht nicht vor. Einzige Ausnahme: ein fünfzeiliger Absatz mit der Überschrift "Verschwörungstheorien".“

http://www.heise.de/tp/artikel/41/41071/1.html

„Die Wikipedia ist für die meisten von uns inzwischen alltägliches Nachschlagwerk. Ist sie das aber auch zu Recht? Ist sie seriös und überparteilich, klärt sachlich über verschiedene Standpunkte auf? Nein, meint der Filmemacher Markus Fiedler, dessen Dokumentarfilm „Die dunkle Seite der Wikipedia“ soeben erschien. Fiedler bescheinigt dem Online-Lexikon vermachtet-autoritäre, intransparente Strukturen sowie Parteilichkeit bei gesellschaftspolitischen Artikeln – und steht mit dieser Einschätzung alles andere als allein. Stimmt es, dass die Wikipedia die Kriegslügen der Leitmedien überwiegend einfach nachvollzieht? Dass auch sie – wider alle Recherchepflicht und Wissenschaftlichkeit – Friedensbewegte zu Unrecht und womöglich gezielt als „Rechte“, „Irre“, „Verschwörungstheoretiker“ diffamiert?“

http://www.nachdenkseiten.de/?p=28035

 

Der Film „Die dunkle Seite der Wikipedia“

 

„Die Entstehung des Films geht auf zwei Ereignisse zurück. Zunächst auf ein Gespräch mit meiner Kollegin, die Geschichte unterrichtet und die die Wikipedia klar als nicht zitierfähige Quelle einordnete, wohingegen ich selbst meinen Schülern im Fach Biologie die Wikipedia als teils hervorragende Quelle immer empfohlen habe. Dieses Gespräch machte mich nachdenklich.

Und dann habe ich im Januar 2015 das Video eines Vortrags des Historikers Dr. Daniele Ganser auf YouTube gesehen, in dem es um NATO-Geheimarmeen ging. Als ich deswegen mehr über Dr. Ganser auf Wikipedia erfahren wollte, las ich dort: „Er greift Verschwörungstheorien zum 11. September 2001 auf und stellt sie als diskutable wissenschaftliche Erklärungen dar.“ Der Begriff „Verschwörungstheorie“ ist dabei vollkommen unsachlich und diffamiert Dr. Ganser als Spinner. Als ich daher versuchte, mit meinem langjährig ungenutzten Wikipediakonto eine Korrektur dieses Satzes zu erwirken, geschah Seltsames: Obwohl ich einen sachlich formulierten Text in die Diskussion zum Artikel Ganser eingestellt hatte, in dem ich auf die genannte und einige weitere Unzulänglichkeiten des Wikipedia-Artikels einging, wurde ich unter fadenscheinigen Begründungen umgehend als Vandale gemeldet und danach recht schnell von einem Admin mit dem Kommentar „beratungsresistenter Meta-Account“ gesperrt. Dieses Vorgehen in der Wikipedia war vollkommen regelwidrig und wurde aber auch, wie ich dann herausfand, bereits inflationär bei anderen Benutzern praktiziert. Und zwar ausschließlich bei solchen, die im Ganser-Artikel mehr Sachlichkeit einforderten und nicht über ein langjährig genutztes Wikipedia-Konto verfügten.

Es roch förmlich nach einer ideologisch motivierten Absprache der beteiligten Sichter und Administratoren in der Wikipedia. Also sprach ich mich meinerseits mit meinem Bekannten Frank-Michael Speer ab und wir fingen an zu recherchieren. Denn das Thema ist aus drei Gründen wichtig:

1. Als Anhänger und Verfechter der Creative-Commons-Bewegung liegt mir persönlich sehr viel an kostenlosen und urheberrechtsfreien Lern- und Lehrinhalten. Denn sie sind auch für solche Personen verfügbar, die sich die Anschaffung teurer Bücher nicht leisten können. Wikipedia als kostenlose Wissensquelle ist hier aber anscheinend auf dem besten Wege, sich als glaubhafte Quelle zu verabschieden, zumindest was die Artikel anbelangt, die sich mit der aktuellen Politik und dem Zeitgeschehen beschäftigen.

2. Hier wird durch die Wikipedia offensichtlich gezielt Rufmord betrieben. Wie sich sehr schnell herausstellte, richten sich diese Rufmordkampagnen dabei nicht nur gegen Dr. Ganser, sondern gegen viele verschiedene Personen, die sich gegen Krieg und gegen die NATO-Geopolitik positionieren. Hier wollten wir einen Beitrag zum Eindämmen dieses Treibens leisten.

3. Die Öffentlichkeit muss darüber informiert werden, dass Wikipedia in großen Teilen eben nicht objektiv ist. Denn liest man in den üblichen Leitmedien etwas zur Wikipedia, so werden fast ausschließlich positive Seiten des Onlinelexikons hervorgehoben. Wenn man von Angriffen auf die Objektivität der Wikipedia liest, dann werden immer nur von den Wikipedianern erfolgreich abgewehrte Angriffe von außen thematisiert, nämlich beispielsweise solche von PR- Agenturen und verschiedenen Politikern. Weitgehend verschwiegen hingegen wird das Problem, dass in der Wikipedia selbst offensichtlich Strukturen existieren, die die Sachlichkeit des Mediums insgesamt massiv bedrohen. Insofern haben die Leitmedien diesbezüglich auf ganzer Linie versagt und es bedarf hier anscheinend einer Berichterstattung, die nicht von ihnen kommt.“

http://www.nachdenkseiten.de/?p=28035

„Dieses Mobbing dient der Verleumdung und hat System. Die Filmemacher Markus Fiedler und Frank-Michael Speer weisen in ihrer Dokumentation „Die dunkle Seite der Wikipedia“ nach, dass hinter der Struktur der deutschsprachigen Wikipedia ein spezieller Personenkreis agiert, der es sich zur Aufgabe gemacht hat oder womöglich auch beauftragt wurde, jegliche Kritiker US-amerikanischer Politik zu diskreditieren. Die Leistung der beiden Filmemacher besteht vor allem darin, die anonymen Wächter zu enttarnen.“

https://propagandaschau.wordpress.com/2015/10/21/manipulationen-der-wikipedia-dieses-thema-findet-in-den-oeffentlich-rechtlichen-medien-nicht-statt/

„Der Film von Markus Fiedler und Frank-Michael Speer untersucht das "System Wikipedia" am Beispiel des Schweizer Historikers Dr. Daniele Ganser.

Der Wissenschaftler erforscht die militärischen Auseinandersetzungen der letzten Jahrzehnte, unter anderem auch die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York. Dabei diskutiert er zahlreiche Fakten, die der offiziellen Version widersprechen. Ein Kernpunkt ist die Frage, wie es möglich war, dass zwei Flugzeuge drei Hochhäuser vollends zum Einsturz brachten. Nun klingt das nach einem logischen Einwand, doch Wikipedia schreibt schon in den ersten Sätzen, Ganser greife "Verschwörungstheorien zum 11. September 2001" auf. Dem Leser wird vermittelt: Der Mann ist ein Spinner und kein Historiker.

Interessant ist, wie Wikipedia Verschwörungstheoretiker in Sachen 11. September 2001 definiert. Zitat: "Vertreter dieser Ansichten bezeichnen diese  als 'offene Fragen', 'alternative Forschung' oder 'Suche nach der Wahrheit'." Vereinfacht gesagt: Wer die offizielle Version über 9/11 glaubt, ist wissenschaftlich, jeder, der sie anzweifelt, ist ein Verschwörungstheoretiker, also ein Spinner.

Natürlich haben Mitarbeiter von Dr. Ganser und Menschen, die seine Arbeit schätzen, versucht, den negativen Eintrag über ihn zu ändern. Was bei solchen Versuchen passiert, stellt der Film von Fiedler und Speer eindrücklich dar.

Die deutsche Wikipedia ist hierarchisch strukturiert. Es gibt zahllose einfache Benutzer, die sich nur um einzelne Artikel kümmern. Weiterhin vielschreibende Benutzer, die aufgrund ihrer Erfahrung andere Artikel "sichten" und freischalten dürfen. Über denen stehen etwa 200 Administratoren, die weitergehende Rechte haben, etwa die Entscheidung über Streitigkeiten oder die Löschung eines Artikels. Und an der Spitze sitzen 12 "Bürokraten" mit hoher Entscheidungsbefugnis. Alle agierenden Personen treten unter Pseudonym auf, so dass man sich im Grunde ständig auf einer Art "digitalem Maskenball" befindet.

Tritt man nun als Außenstehender in eine Artikel-Diskussion ein, gehört man zur untersten Schicht dieses Systems. So auch diejenigen, die losziehen, um Gansers wissenschaftliche Ehre zu verteidigen. Diese sehen sich nun erfahrenen Benutzern, Sichtern oder Administratoren gegenüber, die seit Jahren mit dem System Wikipedia vertraut sind. Im Fall Ganser heißen sie z.B. Phi, Kopilot und MBurch.

Im Film wird sehr schnell klar, dass jeder Versuch, jedes noch so gute Argument, das dafür spricht, den Vorwurf "Verschwörungstheoretiker" zu entfernen, am heftigen Widerstand dieser "Elite" scheitert. Es ist mehr als auffällig, wie intensiv hier der schlechte Ruf des 9/11-Zweiflers und Friedensforschers Ganser verteidigt wird.“

http://www.heise.de/tp/artikel/46/46435/1.html

 

Daniele Ganser und die Folgen

 

Wer sich ein Bild über „Wikipedia“ machen möchte, kann dies unter Zuhilfenahme des Artikels zu Daniele Ganser tun:

https://de.wikipedia.org/wiki/Daniele_Ganser

Und wer sich ein Bild über Daniele Ganser machen möchte, kann dies am Besten an seinem Vortrag „Medial vermittelte Feindbilder und die Anschläge vom 11. September 2001“ tun:

 

 

Wie sehr „Wikipedia“ den Mob aus Gutmenschen und weniger guten Menschen aufzuhetzen vermag, lässt sich an folgendem Vorfall erkennen. Daniele Ganser ergeht es öfter so oder so ähnlich. Ähnlich ergeht es auch jedem anderen, der von „Wikipedia“ als „Verschwörungs-Theoretiker“ oder sonstwie negativ bezeichnet wird und öffentlich auftreten möchte:

„Ein Bündnis begabter Verschwörungstheoretiker, getragen von Wittener SPD und Jusos, Wittener Bündnis90/Die Grünen und sogar der ehemals zensurkritischen Piratenpartei NRW, fordert von der privaten Universität Witten-Herdecke die Ausladung des Schweizer Historikers Dr. Daniele Ganser, der am Donnerstag dort einen Vortrag über Medienkritik halten soll. Außerdem fordern die Wittener Verschwörungstheoretiker Distanzierung von Gansers "Thesen", ohne solche jedoch konkret zu benennen.

Die selbst ernannten McCarthys, die sich irreführend als "Bündnis gegen Verschwörungswahn" formiert haben, konstruieren in einem gemeinsamen offenen Brief selbst krude Verschwörungstheorien über Ganser und Personen, die rechtes Gedankengut verbreiten. Indiz für eine unerwünschte Gesinnung seien Auftritte des gefragten Redners auch auf Veranstaltungen, wo man tatsächlich fragwürdigen Personen eine Bühne bot. Ganser hat sich jedoch von Antisemitismus und Holocaust-Leugnung klar distanziert und bestreitet eine Kenntnis entsprechender Einladungen rechter Redner vehement.

Die aberwitzig-naive Zurechnung fremder Äußerungen und der reaktionäre Zensuraufruf der selbsternannten Inquisition grenzen an Realsatire, denn Gansers Thema lautet "Wer kontrolliert die vierte Gewalt? Fakten, Meinungen, Propaganda - Wie mache ich mir selbst ein Bild?". Die durchweg hysterische Hexenjagd auf den von Wittens besorgten Bürgern geächteten Dr. Ganser wird nämlich häufig mit Gansers Wikipedia-Eintrag begründet, dessen Objektivität der Schweizer Historiker bereits in der dritten Zeile bezweifelt. Über Entstehen und redaktionelle Hoheit des fragwürdigen Wikipedia-Eintrags erschien letzte Woche sogar eine detaillierte Filmdokumentation Die dunkle Seite der Wikipedia, die Ganser inzwischen kommentierte. Die Hetze gegen den Friedensforscher erinnert an den unbeholfenen Versuch von Spindoctors, die Berliner Anti-TTIP-Demo in die rechte Ecke zu stellen.

Wer seine Meinungsbildung nicht an die Wikipedia delegiert, kann sich von Ganser anhand von YouTube-Videos seiner Vorträge oder der Lektüre seiner Bücher selbst ein Bild machen. Ganser hatte sein eigenes Swiss Institute for Peace and Energy Research - SIPER gegründet, um unabhängig zu Energie- und Friedenspolitik forschen zu können (Die Welt im Erdölrausch). Der Einfluss etwa der mächtigen Energieindustrie auf die etablierte Forschung ist kaum zu unterschätzen. So wurde dieser Tage bekannt, dass der Exxon-Konzern bereits 40 Jahre vom Klimawandel wusste und statt einer Warnung 30 Millionen Dollar in schwarze PR investierte, um die Lehre vom Klimawandel als Verschwörungstheorie zu diskreditieren. Umso beschämender ist es daher, dass ausgerechnet die aus der Ökologie und Friedensbewegung stammenden Grünen dem ökologischen Friedensforscher den Mund verbieten wollen.

Nicht zu den provinziellen Blockwarten gesellt haben sich Linkspartei, FDP und CDU. Ausdrücklich distanziert von der Hetze gegen den Wissenschaftler hat sich inzwischen die Junge Union Witten, berichtet die Zeitung Der Westen. Die Forderung auf Ausladung Gansers sei ein "Angriff auf die freie Lehre". Das Bündnis sei "dreist" und wolle offenbar der Uni schaden …

Die Universität Witten-Herdecke lässt sich von den Wittener Zensur-Taliban nicht beirren und beruft sich auf die vom Grundgesetz in Art. 5 Abs. 3 GG geschützte Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre. Der Dekan der Fakultät für Kulturreflexion, Professor Dirk Baecker, und Seminarleiter Dr. David Hornemann-von Laer beschrieben in einem Telepolis vorliegenden Antwortschreiben die Universität als Ort der lebendigen Auseinandersetzung auch mit abweichenden Meinungen. Genau das heiße Forschung und Lehre. Es gäbe keine wissenschaftlichen Entdeckungen, wenn Wissenschaftler nicht gegen die herrschende Meinung auf ungewöhnliche Phänomene, Erklärungslücken, methodische Fehler und sogenannte Anomalien in Theorien aufmerksam machen würden. Die Universität sei ein Ort der Erkenntnissuche und kein Ort des Dogmas.“

http://www.heise.de/tp/artikel/46/46404/1.html

„Gansers Auseinandersetzung mit tiefenstaatlichem Terrorismus ließen den Historiker auch die Terroranschläge vom 11. September grundlegend hinterfragen. Und unter anderem das missfällt den Unterzeichnern des offenen Briefes. Darin heißt es:

Daniele Ganser stellt Verschwörungstheorien insbesondere zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 als in der Wissenschaft zu diskutierende Erklärungsansätze dar. In seinen Vorträgen unterschlägt er längst geklärte Sachverhalte und stellt Fragen als offen dar, die eine plausible und nahliegende Erklärung haben...Der Rektor der Uni Basel, Antonio Loprieno, sagte in dem Zusammenhang, dass er Gansers Thesen zu 9/11 dieselbe empirische Wahrscheinlichkeit wie der Theorie, dass Außerirdische die ägyptischen Pyramiden gebaut haben könnten, beimesse.

Die Unterzeichner des Briefes kritisieren außerdem, dass Ganser "regelmäßig" mit "bekannten Verschwörungstheoretikern" auftrete, "so etwa mit Jürgen Elsässer, dem Chefredakteur des rechtspopulistischen Magazins Compact... ." Ein Blick auf die Homepage des Historikers verrät, dass Ganser sich nicht nur gegenüber alternativen Formaten wie den Nachdenkseiten, Russia Today, KenFM oder Telepolis äußerte. Über 250 Mal meldete sich Ganser in Medien zu Wort, darunter in bekannten Publikationen wie etwa Le Monde Diplomatique, der Basler Zeitung, dem Standard, dem Handelsblatt oder der Neuen Zürcher Zeitung.

Im September 2011 diskutierte der Schweizer unter anderem mit dem ehemaligen Chefredakteur des Spiegels, Stefan Aust, und dem Leiter der Münchener Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, zu dem Thema "Zehn Jahre 9/11 - Wie vernetzt sind Angst und Terror?" in der Talkshow Talk im Hangar.“

http://www.heise.de/tp/artikel/46/46412/1.html

 

Katrin McClean und die Folgen

 

Ein kleines Porträt von Katrin McClean gibt es bei der „Propagandaschau“ incl. einer Verlinkung zu einem sehenswerten Gespräch mit ihr:

https://propagandaschau.wordpress.com/2015/10/15/zu-gast-beim-spiegel-manchmal-muss-eine-meldung-auch-kommen-weil-die-oeffentliche-meinung-sie-verlangt/

Wie ihr bei „Wikipedia“ mitgespielt wurde, erzählen Markus Fiedler und sie selbst:

„Zuletzt wurde beispielswiese bekannt, dass die Autorin Katrin McClean, die sich in der Friedensbewegung in Hamburg stark engagiert und kritische Artikel publiziert, im Wikipedia-Artikel zu ihrer Person ebenfalls ins rechtsextreme Lager gerückt wird, obwohl diese Attributierung vollkommen unsinnig ist. Es wurde ihr unter anderem fehlende Abgrenzung nach rechts vorgeworfen. Das wurde dann damit begründet, dass sie auf einer Bühne gesprochen habe, auf der Stunden zuvor jemand rechtes Gedankengut verbreitet habe. Merke also: Bevor man irgendwo spricht, erst die Bühne ab- und dann neu aufbauen, denn dann ist man auch nachweislich der erste Sprecher auf dieser Bühne – und sich am besten mit der Historie des Ortes beschäftigen, denn es könnte früher ja mal der Falsche von hier aus irgendwas vertreten haben.“

http://www.nachdenkseiten.de/?p=28035

„Bis vor wenigen Monaten hatte ich als Autorin mehrerer Bücher und vieler Kinderhörspiele einen kleinen, bescheidenen Wikipedia-Eintrag, der in wenigen Zeilen auf ein Werk hinwies, das in vielen langen, teils recht mühsamen Jahren meines Autorenlebens erschaffen wurde. Das fand ich gut und richtig so. Ich fühlte mich von der Wikipedia als Person von öffentlichem Interesse geehrt und enthielt mich jeglicher Einwirkung …

Umso entsetzter war ich, als ich Monate später feststellen musste, dass die Internet-Enzyklopädie Wikipedia nun die Hälfte meines Lebenswerkes jener unsäglichen Episode widmete. Als hätte ich in den letzten 50 Jahren eigentlich nur innerhalb weniger Stunden gelebt, wurde mein „neurechtes“ Gebaren zum Großereignis aufgebläht und dabei an eine Art Gesinnungspranger gestellt.

Durch Zitate, die entweder völlig aus dem Zusammenhang gerissen waren oder von anderen stammten und mir zugeschrieben wurden, entstand ein Bild, indem der arglose Leser nun eine rechtsextreme oder jedenfalls politisch äußerst fragwürdige Person sehen musste, mit der man lieber nichts zu tun haben sollte.

Die Absage-Drohung meines Widersachers wurde dabei zum politischen Großereignis aufgebläht, weshalb die Vermutung nahe lag, dass es sich hier um einen nachgelegten Angriff handelte …

Zahlreiche Künstler, Wissenschaftler und Publizisten stehen derzeit bei Wikipedia an solchen Gesinnungsprangern und werden so mehr oder weniger stark in ihren Wirkungsmöglichkeiten geschwächt. Freiberuflern kann das im schlimmsten Fall die Karriere zerstören, da ihre Auftraggeber das Vertrauen in sie verlieren.

Es erscheint mir unrealistisch zu glauben, dass all diese diffamierenden Artikel, deren Wortlaut bzw. Argumentationsmuster sich so auffällig gleichen, nur durch das spontane Wirken von Einzelakteuren entstanden sind. Ebenso habe ich große Zweifel, dass die deutsche Wikipedia, die neben all ihren freiwilligen „Benutzern“ auch ein paar hauptamtliche Administratoren beschäftigt, so gar nichts von diesem Treiben wissen sollte. Ob es hier nur um stillschweigende Duldung oder ein aktives Einwirken geht, mag ich nicht beurteilen.

Am meisten erschreckt mich das unglaublich diktatorische und respektlose Verhalten, das mir während meiner Artikel-Diskussion begegnet ist. Ich wurde bedroht, eingeschüchtert und verhöhnt, auch permanent geduzt, während ich konsequent siezte. Die Vorgehensweise gleicht meiner Meinung nach völlig jener Struktur der verdeckten Gewalt, die Kafka im Vorfeld des Ersten Weltkrieges beschrieb.

Wenn anonyme Kräfte Friedensaktivisten an öffentliche Gesinnungspranger stellen, dann sind nicht nur Meinungsfreiheit und Demokratie gefährdet. Dann wird vor allem auch das Entstehen einer breiten Friedensbewegung mit erschreckend wirkungsvollen Mitteln bekämpft. Und das sollte uns doch vielleicht ein Warnsignal sein.“

http://le-bohemien.net/2015/09/19/wikipedia-katrin-mcclean/

 

Gesinnungs-Pranger

 

„De facto wird der Begriff "Verschwörungstheorie" heute vor allem benutzt, um Ansichten zu beschreiben, die nonkonform sind. Diese müssen dabei noch nicht einmal Theorien im eigentlichen Sinne sein. Es reicht der reine Dissens mit dem Mainstream. Wenn beispielsweise jemand sein Unverständnis über den Zusammenbruch der drei Türme am 11. September äußert, im Sinne von "keine Ahnung, was da genau passiert ist, aber Hochhäuser aus Stahl kollabieren jedenfalls nicht einfach so zu Staub", oder wenn etwa jemand argumentiert, er halte es für "schwer glaubhaft, dass die Geheimdienste von den Anschlägen wirklich überrascht wurden", dann fällt das offiziell schon in die Schublade "Verschwörungstheorie" - obwohl noch überhaupt keine Theorie geäußert wurde.

Das Wort wird somit in einer pauschalen Weise benutzt, die sich logisch oder vernünftig kaum mehr fassen lässt. Festes Kriterium scheint aber der nonkonforme Inhalt zu sein. Nonkonform wäre demnach "falsch". Wird diese Gleichung zur Grundlage wissenschaftlichen Denkens, ist der Stillstand natürlich determiniert. Wird sie zur Grundlage der Führung einer Enzyklopädie, so entsteht Wissen, das auf politische Opportunität genormt ist.“

http://www.heise.de/tp/artikel/41/41071/1.html

„Nach dieser Episode habe ich mir verschiedene Wikipedia-Einträge von Menschen angesehen, die sich in letzter Zeit für Frieden bzw. die Aufklärung aktueller militärischer Konflikte eingesetzt haben. Als Autorin und Lektorin fiel mir auf, dass ich immer wieder auf dasselbe Vokabular stieß. Es war mir aus anderen Diskussionen reichlich bekannt, dass es aber auf Wikipedia bereits den Grad „lexikalischer Sachlichkeit“ erreicht, war mir neu und schockiert mich.

Die Argumente des wikipedianischen Gesinnungsprangers

Rechts ist böse

„Mangelnde Abgrenzung gegen rechts“, „rechte“ Tendenzen, „rechtspopulistisch“ – dieser Vorwurf wird immer so formuliert, dass der Leser schnell das Gefühl bekommen kann, der Betroffene hätte eine rechtsextreme Einstellung. Wenn linke Akteure vor einem starken Einfluss von rechts warnen, dann ist das implizit eine Warnung vor der Wiederkehr des Nazireiches, besonders im linken, also eher regierungskritischen Klientel erreicht man diese Assoziation schnell.

Das Fatale ist, dass derjenige, dem dieser Vorwurf gemacht werden kann, selbst absolut nicht rechtsextrem eingestellt sein muss. Es reicht schon das Befürworten konservativer Einstellungen, um von links als „rechts“ eingestuft zu werden. Da der Wunsch nach Frieden jenseits politisch-ideologischer Grenzen gehegt und verteidigt werden kann, laufen aber heute enorm viele Friedensaktivisten, also alle aus dem ideologisch mittigen oder konservativen Lager, Gefahr, in die Assoziationskette rechts-rechtsextrem-Neonazi zu geraten.

„Kontaktschuld“

Genauer betrachtet, ist der Vorwurf „rechts“ oder „neurechts“ zu sein also inhaltsleer. Um ihn zu erhärten, wird gern erwähnt, dass der Delinquent Kontakt zu Menschen hatte, deren „Rechtslastigkeit“ allgemein bereits als erwiesen gilt. Dabei gilt es praktisch als selbstverständlich, dass ein Mensch, über den Wikipedia das Urteil „rechts“ gefällt hat, als Persona non grata zu behandeln ist. Also als eine Person, der keinerlei Chance mehr gegeben wird, ihre Ansichten in einer Diskussion oder Debatte zu vertreten.

Es gibt Wikipedia-Einträge, die fast zu einem Drittel aus der bloßen Erwähnung von Kontakten bestehen, obwohl völlig klar ist, dass der Delinquent keinen weiteren Bezug zu jenen „rechten“ Kontaktpersonen hatte.

Anti-Semitismus

Anti-Semit ist laut Jutta Ditfurth jeder, der amerikanische Notenbanken kritisiert. Begründung: Weil man in Deutschland Juden nicht öffentlich beleidigen darf, kritisiert man die FED, meint aber in Wirklichkeit alle Juden dieser Welt. So hat sie es jedenfalls in ihrem berühmten 3-Sat-Interview dargelegt und so oder so ähnnlich wird es von ihr und anderen Gesinnungswächtern wiederholt. Die entsprechenden „Urteile“ werden dann gern von Wikipedia als Fakt übernommen.

Dabei ist die Logik dieser Argumentation absurd. Wo kämen wir hin, wenn jeder behaupten könnte, hinter einem wörtlichen Statement würde in Wirklichkeit ein ganz anderes stehen? Wenn ich verkünden würde: „Das Finanzamt sagt, ich soll Steuern zahlen, meint aber in Wirklichkeit, ich darf mein Geld behalten“, nähme mich doch auch niemand ernst.

Weiterhin dürfte sich bei den meisten Menschen die Einsicht durchgesetzt haben, dass Kritik an der Regierungspolitik Israels längst nichts mehr mit der Diskriminierung von Juden zu tun hat. Nur noch wenige ziehen diesen pauschalisierenden Kurzschluss. Umso erschreckender ist es, dass entsprechende Vorwürfe von Anti-Semtismus mit leichter Hand bei Wikipedia eingestreut werden.

Obwohl das virtuelle Lexikon sonst so vehement auf überzeugenden Belegen besteht, findet man beim Vorwurf des Anti-Semitismus so gut wie nie überzeugende Original-Zitate und als Quelle dienen in der Regel ausschließlich die Aussagen anderer. Und das bei einem der schlimmsten Vorwürfe, den man einer öffentlichen Person in Deutschland machen kann.

Das Diffamierungspotential solcher Kurzschlüsse ist gewaltig, vor allem, weil es heutzutage fast jeden betrifft, der sich ernsthaft für Frieden einsetzt. Man kann sich nicht mehr für Frieden einsetzen, ohne die Politik der Banken zu kritisieren, insbesondere der Notenbanken. Und man kann auch nicht friedenspolitisch aktiv sein, ohne eine kritische Haltung gegenüber Israel einzunehmen, das inzwischen drittgrößter Waffenproduzent der Welt ist.

Verschwörungstheoretiker

Der Begriff wird in der Regel verkürzt verwendet und meint fast immer die „Verschwörungstheorie um den 11. September 2011“. Ich finde, hier zeigt Wikipedia sehr deutlich, dass es KEINE neutrale Wissensplattform ist: 9/11-Verschwörungstheoretiker sind bei Wikipedia alle, die die offiziellen Ermittlungsergebnisse „wonach das Terrornetzwerk al-Qaida die Anschläge plante und ausführte“ anzweifeln. Weiter sagt Wikipedia. „Die wissenschaftliche Forschung weist sie (die Verschwörungstheorien) als haltlos zurück.“

Der zweite Satz ist schlichtweg falsch. Man kann hier nicht von DER wissenschaftlichen Forschung sprechen, es gibt zahlreiche wissenschaftlich arbeitende Forschungsgruppen zu 9/11, die unterschiedliche Ergebnisse veröffentlichen und einige von ihnen weisen die Zweifel an der offiziellen Version eben nicht zurück. Doch dank seiner eigenen Definition kann Wikipedia alle, die die Al Quaida-Version anzweifeln, als „nicht-wissenschaftlich“ aburteilen und mit dem Bann „Verschwörungstheoretiker“ belegen.

Anti-Amerikanismus

Scheinbar etwas harmloser, aber immer noch sehr zugkräftig ist die Diffamierungsvokabel des „Anti-Amerikanismus“. Auch hier wird mit dem Nachhall deutscher Geschichte gearbeitet. Die Assoziation, wer die Befreiung vom Faschismus durch die USA nicht akzeptiert, muss zwangsläufig ein Nazi oder zumindest ein Ewig-Gestriger sein, scheint unausgesprochen noch immer zu wirken.

Auch hier steht der Friedensaktivist vor einem unlösbaren Problem. Wer sich ernsthaft für die friedenspolitischen Probleme unseres Planeten interessiert, kommt an einer kritischen Sicht auf das US-Militär gar nicht vorbei. Das lässt sich bei einer Regierung, die über fast die Hälfte des weltweiten Militärbudgets ganz allein verfügt und mit etwa 800 Militärbasen auf dem ganzen Globus vertreten ist, einfach nicht vermeiden.

In seiner Gesamtwirkung ist das Diffamierungsvokabular des wikipedianischen Gesinnungsprangers politisch unglaublich wirksam, weil es bei jedem, der sich ernsthaft für Frieden einsetzt, wenn nicht in allen, so doch mindestens in ein oder zwei Punkten zutreffen muss.“

http://le-bohemien.net/2015/09/19/wikipedia-katrin-mcclean/

„Solche Vorgänge beobachtet man nicht nur bei Daniele Ganser und Xavier Naidoo. Ich habe mir die Wikipedia-Einträge anderer öffentlicher Personen und Medien angeschaut, die für ihre Kritik an der US-amerikanischen Politik bekannt sind, etwa Jürgen Todenhöfer, Peter Scholl-Latour, Gabriele Krone-Schmalz, die "Junge Welt". Die Häufung diffamierender Anteile im vermeintlich enzyklopädischen Eintrag sind augenscheinlich. Sie werden von Wikipedia-Benutzern eingearbeitet und gegen jede kritische Stimme verteidigt …

Dabei handelt es sich um keine Kavaliersdelikte. Wir sprechen hier von Journalisten, Künstlern und Wissenschaftlern, deren Existenz maßgeblich von ihrer öffentlichen Reputation abhängt …

Bis jetzt dürfte deutlich geworden sein, bei welchen politischen Positionen die Wikipedia besonders wachsam die Gesinnung öffentlicher Personen verfolgt. Ein Beleg mehr: Je stärker die Kritik an den USA das öffentliche Wirken einer Person bestimmt, umso abstruser fällt der Wikipedia-Artikel aus. Hier empfehle ich als Beispiel die Einträge über Friedensaktivisten wie Ken Jebsen oder den Sänger der Polit-HipHop-Band "Die Bandbreite", Marcel Wojnarowicz. Der Anteil an diffamierenden Äußerungen, die unter der Überschrift "Rezeption", "politische Aktivitäten" oder "Kontroverse" zusammengetragen werden, dürfte in beiden Fällen bei etwa siebzig Prozent liegen.

Ich habe mir daraufhin viele weitere Wikipedia-Artikel über öffentliche, lebende Personen angeschaut und festgestellt, in der Regel agieren die Wikipedia-Autoren sachlich und respektvoll. Diffamierende Äußerungen oder gar ganze Abschnitte, auf denen über die Gesinnung der jeweiligen Person gemutmaßt wird, gibt es extrem selten.

Nun mag man einwenden: Das liegt an der Natur der Sache. Menschen, die sich öffentlich politisch äußern, rufen eben auch mehr Widerspruch hervor.

Aus diesem Grund habe ich mir den Wikipedia-Artikel über das "Zentrum für politische Schönheit" (ZPS) angeschaut. Zu den Aktionen dieser Politaktivisten zählen ein vermeintlicher Transport von Flüchtlingsleichen oder die Entfernung der Gedenksteine der Berliner Mauertoten. Damit haben sie heftige Stürme der Entrüstung im deutschen Blätterwald verursacht. Doch man staune: Bei Wikipedia gibt es keine Kritik. Auf die Frage, warum das so ist, erhielt ein User die Antwort: "Wikipedia ist eine Enzyklopädie, keine Tageszeitung."

Mit dem Argument wären die Artikel über viele andere Friedensaktivisten nur noch halb so lang. Dem ZPS gestehen Wikipedia-Autoren sogar einen Abschnitt "Selbstverständnis" zu, zitieren also Primär-Quellen. Die ungleiche Behandlung ist mehr als offensichtlich. Und was ist das Selbstverständnis des ZPS? Der Kampf gegen eine vermeintliche hartherzige deutsche Bevölkerung mit "moralischen Hochdruckkammern". Doch kein Wörtchen Kritik an den Kriegen der USA. Glaubt da wirklich noch jemand an Zufall?

Verfolgt die deutsche Wikipedia, bzw. eine ihrer Untersektionen, am Ende sogar ein ähnliches Ziel wie das ZPS? Sieht sich die weltweite Enzyklopädie made in USA etwa als stille "moralische Hochdruckkammer", um öffentliche Personen abzustrafen, die an der gegenwärtigen Militärpolitik der NATO unter US-amerikanischer Führung öffentliche Zweifel anmelden? Die auffällige Häufung diffamierender Artikel spräche dafür.

So hätte man ein weiteres Mittel, um die öffentlich wirksame, intellektuelle Schicht in Deutschland unter Gesinnungskontrolle zu stellen. Dabei ist überhaupt nicht abzuschätzen, wie viele Publizisten, Gesellschaftswissenschaftler oder Künstler sich schon jetzt aus Angst vor Diffamierung einer Selbstzensur unterwerfen.“

http://www.heise.de/tp/artikel/46/46435/1.html

„Nach meinem Empfinden ist so eine Meinungsgleichheit ohne Absprachen und Steuermechanismen kaum zu erreichen. Und diese Absprachen erfolgen anscheinend tatsächlich über pro-amerikanische Think Tanks, also transatlantische Lobbyorganisationen, in denen Elitejournalisten – also zum Beispiel Chefredakteure in TV-Sendern oder Herausgeber von Zeitungen – auf die Linie der US-Administration gebracht werden. Die Protagonisten der Sendung „Die Anstalt“ im ZDF, Max Uthoff und Claus von Wagner, haben dazu in einem kritischen Beitrag vom 29. April 2014 genau diese transatlantischen Netzwerke beleuchtet. Man findet diesen Beitrag ebenfalls auf YouTube unter den Stichwörtern „Anstalt Josef Joffe“. Eine sehr amüsante Art, etwas zu diesem ernsten Thema zu lernen. Zum Ende des Beitrags vergeht einem aber schnell das Lachen. Dann nämlich, wenn formuliert wird, dass diese Leitmedien wohl doch nichts anderes als ein Ableger der NATO-Pressestelle sind …

Während ich anfangs von Überzeugungstätern ohne äußere Steuerung ausgegangen bin, scheint es mir inzwischen doch eher wahrscheinlich, dass ein äußerer Einfluss auf die manipulativ arbeitenden Wikipedia-Autoren besteht.

In welcher Form diese Einflussnahme stattfindet, kann ich nicht sagen. Und selbstverständlich muss man auch in Betracht ziehen, dass rufschädigende Textpassagen gegen Bezahlung in die Wikipedia eingebaut werden. Insbesondere bei den Autoren, die quasi rund um die Uhr in der Wikipedia aktiv sind, steht natürlich dieser Verdacht im Raum. Wir sind diesbezüglich aber weit entfernt von irgendwelchen Nachweisen oder konkreten Indizien. Im Moment handelt es sich hierbei lediglich um eine Arbeitshypothese …

Die „Befreiung“ kann nur in der Wikipedia von innen heraus geschehen. Wir werden beobachten, ob sich da in den nächsten Wochen und Monaten etwas zum Positiven entwickelt. Ich selbst hoffe darauf, dass sich all diejenigen Benutzer der Wikipedia zu Wort melden werden, denen an sachlichen und ideologisch möglichst ungefärbten Artikeln gelegen ist. Es bleibt also zu wünschen, dass der ein oder andere engstirnige Autor der Wikipedia in seine Schranken verwiesen wird. Wir müssen daher Manipulationen beim Namen nennen, damit das bisherige Treiben hier aufhört. Der Film macht den Anfang dazu.“

http://www.nachdenkseiten.de/?p=28035

 

Kafkaesk: Der Prozess

 

Katrin McClean

„Die Wikipedia ist für mich inzwischen so etwas wie die virtuelle Ausgabe des Gerichtsgebäudes aus Kafkas Prozess. Zumindest habe ich gespenstisch viele Parallelen zu spüren bekommen.

Ein negativer Wikipedia-Artikel kann wie bei Kafka einem vernichtenden Urteil gleichkommen. Freiberufliche Künstler, die auf ihr Renommee angewiesen sind, laufen Gefahr, das Vertrauen ihrer Fans und Auftraggeber zu verlieren.

Als Betroffener kann man nun, ähnlich wie Josef K. im „Prozess“, versuchen, eine entsprechende virtuelle Tür zu finden, um in die „Schreibstube“ des Artikels zu gelangen und das vermeintliche Missverständnis aufzuklären.

Doch so wie im Kafkaesken Gerichtsgebäude erwartet den Beschwerdegänger die geballte Ladung struktureller Gewalt, für die, ebenfalls wie bei Kafka, selbstverständlich kein einziger Mensch persönlich verantwortlich ist, ja schlimmer noch, die personell nicht einmal sicht- oder greifbar ist.

Mein erster Versuch in meinen eigenen Artikel einzugreifen, endete mit einer „Vandalismus-Meldung“ und zeitlich befristeter Kontensperre. Ich hatte ein falsches Format genutzt. Nach einer Anfrage bei Wikipedia wurde mir der rechte Verfahrensweg aufgezeigt, und ich dazu ermuntert, auf einer Diskussionsseite für meine Persönlichkeitsrechte einzutreten. Hier geht man mit verschiedenen Autoren in Kontakt, die alle am selben Artikel schreiben, alle unter Pseudonym auftreten und auch nicht Autoren sondern „Benutzer“ heißen. Was ich besonders bedenklich finde, wenn ich mir vorstelle, dass fremde Menschen, die sich mir in keinster Weise zeigen müssen, quasi „maskiert“ Wikipedia „benutzen“, um meine Person darzustellen.

Hier konnte ich also das Pseudonym des Benutzers ansprechen, der die Frankfurter Konferenz als Hauptereignis in mein wikipedianisches Leben gebracht hatte. Ich nenne ihn hier kurz M. Nach der Ermunterung durch die Wikipedia-Service-mail wies ich ihn also auf die Unverhältnismäßigkeit der Erwähnung hin, sowie auf das falsche Zitieren. Schon bald empörte sich eine sogenannte „dritte Meinung“ Zitat: „Ich finde es einigermaßen skandalös, wie hier jemand versucht, seinen eigenen Wikipedia-Artikel schönzuschreiben.“ Dabei hatte ich sogar ganz brav auf Formulierungsvorschläge verzichtet.

Weitere Benutzer schalteten sich ein, solche, die den Zusatz von M verteidigten und solche, die auf meiner Seite standen. Interessant war, dass Ms Verteidiger jeden geringsten Anlass nutzten, um Regelverstöße zu melden, was für den jeweiligen Diskussionsgegner zeitlich befristetes „Klappe halten!“ bedeutet. Dabei nimmt man solche Verweise aus diplomatischen Gründen eher klaglos hin, weil man die Erfahrung gemacht hat, dass das persönliche Infragestellen eines anderen Benutzers sofort wieder als Regelverstoß geahndet wird.

Die Häufigkeit der geahndeten Regelverstöße galt M makabrerweise dann noch als Beweis für besonders aggressives Verhalten.

Es wurde sehr deutlich, dass meine Gegner die Wikipedia-Strukturen wesentlich besser und schneller beherrschten, um ihre Interessen durchzusetzen, und dabei eine Aggressivität an den Tag legten, die mir den Atem verschlug. So erhielt ein Benutzer für den Vorschlag, die unbedeutende Episode einfach aus dem Artikel zu streichen, die Antwort: „Lösch doch einfach die entsprechenden Abschnitte bei Brigitte Bardot. Dann haben wir Grund für deine Sperre.“

Entnervt bat ich darum, den Artikel um meine Person einfach völlig zu löschen. Darauf erhielt ich folgende Maßregelung: „Du bist für diese Enzyklopädie relevant und relevante Artikel werden nie gelöscht. Wenn du Fragen hast oder Hilfe benötigst, dann wende dich an das Mentorenprogramm. Ich hoffe, dir den Ernst der Lage klargemacht zu haben, denn sollte es zu weiteren Verstößen gegen die Regeln kommen, wird vermutlich dein Benutzerkonto gesperrt.“

In der Konsequenz hätte ich dann keinerlei Mitsprache-Recht mehr auf meine Darstellung und jeder Wikipedia-Benutzer könnte weiter an der Demontage meiner Persönlichkeit arbeiten. Der Verweis auf das Mentorenprogramm war, eben genau wie bei Kafka, nur ein weiteres virtuelles Büro auf dem Weg in den Wahnsinn, das ich hier nicht weiter beschreiben werde.

Schließlich gelang es mühevoll, die schlimmsten Abwertungen meiner Person aus dem Artikel „heraus zu kämpfen“. Dennoch nehmen die negativen Bewertungen meiner Werke und meines Tuns nach wie vor einen großen und unverhältnismäßigen Teil des Artikels ein und es ist ganz offensichtlich, dass hier jemand meinem Ruf schaden will.“

http://le-bohemien.net/2015/09/19/wikipedia-katrin-mcclean/

„Auf der Wikipedia heißen inhaltliche Streitigkeiten "Edit-Wars", und so möchte ich hier in aller Kürze die "Waffen" darstellen, mit denen erfahrene Benutzer die Rechte öffentlicher Personen verletzen und deren Verteidiger abwehren.

Verteidiger von Ganser, Naidoo und anderen, ernten nicht selten enorm höhnische Reaktionen. O-Töne wie: "Spar Dir doch redundantes, floskelhaftes Herumgeeiere" oder "Du darfst davon ausgehen, dass deinem persönlichen Anliegen kaum ernsthafte Aufmerksamkeit zuteil werden wird" geben die Atmosphäre wieder. Auch wird generell "geduzt", egal, ob der Dialog-Partner darauf eingeht oder konsequent beim "Sie" bleibt.

Wikipedia ermöglicht Sanktionen für unsachgemäßes Verhalten, was an sich ganz sinnvoll ist, wenn man eine inhaltliche Diskussion vor Unsachlichkeit schützen möchte. Doch Wikipedia-Profis wie "Phi" oder "Kopilot" beherrschen den Umgang mit diesen Sanktionen viel besser als ihre Gegner. Während diese im Streit nach vernünftigen Argumenten suchen, bekommen sie für das kleinste Vergehen eine "Vandalismus-Meldung", d.h. eine Verwarnung, eine zeitweilige Sperrung ihres Benutzerkontos (oder der IP-Adresse) bis hin zur endgültigen Sperre.

Weil Dr. Daniele Ganser ein berühmter Mann ist und immer wieder Menschen daran interessiert sind, ihn vom Ruf des Verschwörungstheoretikers zu befreien, haben es sich die Administratoren in seinem Fall inzwischen ganz einfach gemacht. Jeder Benutzer, der hier noch Kritik anmeldet, wird ohne große Umschweife gesperrt. Begründung ist nur noch: "Causa Ganser".

Zitate aus fragwürdigen Quellen werden ungeprüft wiedergegeben, so lange sie dem beabsichtigten Bild entsprechen. Bevorzugt werden Sekundär-Quellen, die die betroffene Person in ein negatives Licht setzen. Primär-Quellen und Original-Zitate der Person werden dagegen gern abgewiesen, mit dem Hinweis, Wikipedia stütze sich nur auf die Wiedergabe öffentlichen Wirkens in anderen Medien, also auf Sekundär-Quellen.

Wie im Falle Naidoos werden auch bei anderen Personen schwere Vorwürfe zu einer vermeintlichen Gesinnung. (Anti-Semit, homophob etc.) referiert. Öffentliche Richtigstellungen der Betroffenen werden dagegen, obwohl vorhanden, gern unterschlagen.

Die porträtierte Person wird verdächtig gemacht, indem man ihr ein vermeintlich gemeinsames Auftreten mit fragwürdigen Personen "nachweist". So wird etwa im Porträt von Dr. Ganser erwähnt, dass er sich von einem Veranstalter einladen ließ, der zuvor auch Holocaust-Leugner eingeladen habe. Obwohl das eine "Null-Aussage" über Gansers Gesinnung ist, bewirkt sie einen schalen Beigeschmack.“

http://www.heise.de/tp/artikel/46/46435/1.html

Paul Schreyer 

Paul Schreyer hat sich unter anderem intensiv mit 9/11 beschäftigt. Um sich ein näheres Bild von ihm zu verschaffen, seien seine Artikel und ein Interview mit ihm zu empfehlen:

https://paulschreyer.wordpress.com/

 

 

 

Und hier seine Erlebnisse mit „Wikipedia“:

„Doch Wikipedia ist ja bekanntlich eine offene Enzyklopädie. Jeder kann teilnehmen und sein Wissen einbringen. Warum also nicht auch ein Journalist, vielleicht sogar einer, der mehrere Sachbücher zum Thema veröffentlicht hat? Dachte ich. Doch Bekannte und Kollegen rieten mir ab. Ich solle bloß die Finger davon lassen. Aussichtslos! Ich würde enden wie Don Quichotte. Das Online-Lexikon wäre längst bekannt als "Church of Wikipedia", Dissens, insbesondere bei 9/11, sei unerwünscht und würde umstandslos entfernt.

Durch diese Warnungen erst richtig neugierig geworden, begann ich am 7. Februar den Selbstversuch. Zunächst stellte ich mich freundlich auf der entsprechenden Wikipedia-Diskussionsseite vor, als Journalist und Autor, der gern seine Expertise bei der Verbesserung des 9/11-Artikels einbringen wolle. Keine zehn Minuten später hatte ich auch schon eine ebenso freundliche Antwort eines Wiki-Users. Ich könne einfach loslegen, der Artikel habe ja nur einen Halbschutz. Ich solle aber die Regeln für Belege beachten. Und so machte ich mich am Folgetag ans Werk.

Zunächst ergänzte ich den fünfzeiligen "Verschwörungstheorie"-Passus im Hauptartikel. Ich erwähnte die über 2.000 Architekten und Ingenieure von AE911Truth und die Tatsache der Folterverhöre von Hauptzeugen der 9/11-Planung. Als Beleg verlinkte ich den 9/11 Commission Report, Seite 146, der an dieser Stelle einräumt, dass die Commission selbst keinen direkten Zugang zu diesen Zeugen hatte. Zurückhaltend schloss ich: "Viele Skeptiker schließen daraus, dass die eigentliche Planung der Anschläge bis auf Weiteres als unaufgeklärt zu gelten habe. Sie fordern daher eine neue Untersuchung."

Meine Ergänzung war exakt drei Minuten lang online - von 11:26 Uhr bis 11:29 Uhr. Dann schritt der erste Wikipedianer beherzt ein und "reinigte" die Seite wieder von meiner offenbar unwillkommenen Ergänzung. Das Tempo beeindruckte mich. Die Begründung weniger: "Verschwörungstheorie".

Zurück auf der Diskussionsseite brachte ich meine Verwunderung zum Ausdruck. Und bekam daraufhin von einem anderen Wikipedianer eine Standpauke. Die 9/11 Commission brauchte gar keinen Zugang zu Zeugen, erfuhr ich nun, "weil ihr Auftrag nicht war, Tatbeteiligte zu verhören". Ach so? Alles sei im Übrigen auch längst anderweitig belegt. Und dann, direkt gegen den Überbringer der unfrohen Botschaft vom 9/11-Zweifel:

Auf eigene Faust absichtlich falsche Zusammenhänge zwischen Kommissionsbericht und Verschwörungstheorien herzustellen oder nahezulegen, und zwar in genau derselben Weise wie 9/11-Truther das tun, ist daher nicht nur keine Verbesserung, sondern auch regelwidriges POV-Pushing. Das kann im Wiederholungsfall zu deiner Sperre führen. Und falls du nochmals "vergisst", deinen Senf zu signieren, wird er diskussionslos abgeräumt.

Alles klar. Danke für das herzliche Willkommen bei Wikipedia! Höflich verwies ich in meiner Antwort nun auf die Tatsache, dass die 9/11 Commission tatsächlich mehrfach dringlich versucht hatte, Zugang zu den Zeugen zu erhalten. Denn natürlich wollte die Commission sich selbst ein Bild machen von Khalid Scheich Mohammed, Ramzi Binalshibh und Abu Subaidah, den angeblichen Planern der Anschläge, die derweil in Geheimgefängnissen schmorten, ohne öffentliche Anhörung und ohne Prozess. Vizechef Lee Hamilton drang im Dezember 2003 sogar persönlich bis ins Büro von CIA-Chef George Tenet vor, um den Zugang zu diesen Männern einzufordern. Doch der ließ ihn einfach abblitzen:

‚Lee, Du wirst keinen Zugang zu ihnen bekommen. Es wird nicht passieren. Nicht einmal der Präsident der Vereinigten Staaten weiß, wo diese Leute sind. Und er hat keinen Zugang zu ihnen. Und Du wirst keinen Zugang zu ihnen erhalten.‘

Dass im Lichte des heutigen Wissens von den Folterungen der drei zum Zeitpunkt ihrer Aussagen das ganze Beweisgebäude zur Planung der Anschläge auf sehr wackligen Füßen steht, wollten die an der Diskussion beteiligten Wikipedia-User aber nicht gelten lassen. Daraufhin schaltete ich einen Gang höher und schrieb:

Wenn eine solche rein faktenbasierte und transparente Ergänzung des bisherigen in seiner Form sehr einseitigen Artikels hier unmöglich gemacht wird, werde ich die Diskussion dazu evtl. in ein größeres öffentliches Forum tragen, in dem dann auch die Arbeitsweise innerhalb von Wikipedia selbst Thema sein wird.

Wenig später nahm der lauteste unter meinen Kritikern die Sache mit den Folterverhören still und leise in den Artikel mit auf. Allerdings nicht etwa in den 9/11-Hauptartikel mit den erwähnten über 1.000 Lesern pro Tag, sondern in den sehr viel seltener frequentieren Artikel zum 9/11 Commission Report, der im Durchschnitt von weniger als 20 (!) Interessierten täglich angeklickt wird. Ganz so, als hätten die in Zweifel stehenden Beweise für die Planung der Anschläge nicht wirklich direkt mit eben diesen Anschlägen zu tun - sondern nur mit dem Untersuchungsbericht dazu.

In diesem Sinne ergänzte er: "Thema dieses Artikels sind der Verlauf und die Folgen von 9/11. Um die Planung der Anschläge geht es nur am Rande." Ich hatte also das "Thema verfehlt". Setzen, Sechs - sozusagen. Und überhaupt hätte ich "aus der Folterdebatte falsche unzulässige verschwörungstheoretische Schlüsse gezogen und diese versucht, mit unzulässigen Belegen in den Ereignisartikel zu drücken. Das geht natürlich nicht."

Weitere Wikipedianer äußerten nun ihren Unmut über mich und fragten sich, "wieso man sich hier auf diesen Unfug überhaupt einlässt - woher kommt diese unnötige Milde auf einmal?" Offenbar vermisste man die harte Hand eines Zensors, der nicht nur die Zweifel aus dem Artikel tilgte, wie bereits geschehen, sondern auch gleich die ganze Diskussion dazu.

Kurze Zeit später tauchte dieser ersehnte Zensor dann auch auf und löschte kurzerhand anonym einen meiner Diskussionsbeiträge - wohlgemerkt: nicht im Artikel, sondern bereits auf der Diskussionsseite. Als ich meinen der Zensur zum Opfer gefallenen Beitrag daraufhin wieder neu eintrug, teilte man mir drohend mit, dies sei ein "unzulässiger Edit", denn die Diskussion sei bereits beendet und archiviert. Kein Scherz. Kafka ließ grüßen.

Denn der Fehler lag selbstverständlich bei mir. Mein engagierter Mitdiskutant (sinnigerweise mit dem Nutzernamen "Kopilot") hatte unsere noch laufende Debatte schließlich schon längst Wikipedia-regelkonform "archiviert", so dass er statt mühevoller Argumente nun mit einem zeitsparenden Hinweis kontern konnte: "In Archiven wird nicht weiterdiskutiert". Ende der Debatte also. Ronald Pofalla winkte von Ferne.

Doch auch die größten Freunde der offiziellen Version hatten mittlerweile gemerkt, dass der Einwand bezüglich der Folterverhöre nicht so einfach von der Hand zu weisen war. Zumal ich im Laufe der Diskussion einen Mainstream-Artikel als Quelle ergänzt hatte. NBC News zufolge verwiesen nämlich "mehr als ein Viertel aller Fußnoten des 9/11 Reports auf CIA-Verhöre von Al-Qaida-Mitgliedern, die den inzwischen strittigen Verhörmethoden ausgesetzt wurden. Tatsächlich basieren die entscheidendsten Kapitel des Reports, zur Planung und Ausführung der Anschläge, im Kern auf Informationen aus diesen Verhören" - so wörtlich der amerikanische TV-Sender NBC im Jahr 2008.

Und so begann sich die Diskussion auf Wikipedia nun zu verlagern. Ja, es stimme zwar, entscheidende Zeugen für die Darstellung der Attentatsplanung seien gefoltert worden. Der Glaubwürdigkeit tue dies allerdings keinen Abbruch, denn diejenigen hätten ja schon vor ihrer Festnahme im Interview gegenüber einem Reporter von Al Jazeera alles zugegeben.

Es ging dabei um das bekannte Interview, das der Al-Jazeera-Journalist Yosri Fouda eigenen - und sich widersprechenden - Angaben zufolge entweder im April, im Mai oder im Juni 2002 angeblich mit Khalid Scheich Mohammed und Ramzi Binalshibh an einem geheimen Ort in Pakistan geführt hatte - und in dem die beiden die Planung der Anschläge gestanden hatten. So zumindest Fouda. Als Beweis konnte er jedoch lediglich eine Tonspur präsentieren.

Yosri Fouda hatte das Interview kurz vor dem ersten Jahrestag der Anschläge im September 2002 veröffentlicht - ein Scoop, der ihn weltberühmt machte. Die pakistanischen Behörden nahmen unmittelbar darauf, fast wie bestellt, genau zum Jahrestag Ramzi Binalshibh in Pakistan fest. Ein perfektes Timing - erst die Interview-Ausstrahlung, dann der Zugriff - beides worldwide breaking news.

Zum allgemeineren Hintergrund an dieser Stelle ein kurzer Rückblick: Unmittelbar nach 9/11 hatte es zunächst kein Bekennerschreiben gegeben. Niemand hatte sich der Tat bezichtigt. Bin Laden selbst hatte sogar explizit seine Verantwortung dementiert, wie CNN berichtete. US-Außenminister Colin Powell versprach dennoch, "der Welt und dem amerikanischen Volk einen überzeugenden Fall" zu präsentieren, der Bin Ladens Verantwortung für die Anschläge zeigen werde. Doch, wie der renommierte amerikanische Enthüllungsjournalist Seymour Hersh bereits im Oktober 2001 mit Verweis auf einen Beamten des US-Justizministeriums schrieb, "das allgemein erwartete Papier konnte aus Mangel an harten Beweisen nicht veröffentlicht werden". Und dabei blieb es. Ein Papier mit entsprechenden Belegen wurde nie publiziert.

Alles, was seither an Beweisen in den Medien auftauchte, sind Videos oder Audiobotschaften dubiosen Ursprungs und zweifelhafter Übersetzung - beginnend mit der vom Pentagon im Dezember 2001 veröffentlichten angeblichen Selbstbezichtigung Bin Ladens, vom ARD-Magazin "Monitor" unmittelbar darauf als Falschübersetzung entlarvt, bis hin zu dem angeblichen Interview des Journalisten Yosri Fouda mit den vermeintlichen Planern. Von denen man dann einen - Ramzi Binalshibh - just nach der Ausstrahlung festnahm. Im Grunde ein klassisches "too good to be true".

Bei der Diskussion auf der Wikipedia-Seite setzte ich all das als bekanntes Wissen voraus und merkte nur an, dass es sich bei dem Interview um grundsätzlich nicht überprüfbares Hörensagen handle und dass es, aus diesem Umstand resultierend, kein juristisch verwertbares Beweismittel ist, was wohl auch der Grund dafür sei, dass es nicht Gegenstand der offiziellen Beweisführung ist. Der 9/11 Commission Report argumentiert nicht damit und erwähnt das Interview noch nicht einmal.

Weiterhin wies ich auf die erheblichen Widersprüche hin, in die sich Fouda im Zusammenhang mit diesem Interview verstrickt hatte - vom Autor Chaim Kupferberg im Magazin "Global Research" gründlich dokumentiert. Doch dazu wurde mir in der Folge nur beschieden, "Global Research" scheide "als private Website" generell als Quelle aus.

Auf meinen Einspruch verlagerte sich die Argumentation wiederum und nun hieß es, der Autor Kupferberg sei "keine anerkannte Quelle", da er in 9/11-Fachliteratur nicht zitiert werde. Weil das aber nicht stimmte und Kupferberg tatsächlich in einer ganzen Reihe von Sachbüchern zum Thema zitiert wird, kam das ultimative Argument: die Autoren der ihn zitierenden Bücher seien eben auch alles Verschwörungstheoretiker.

Da war er - der klassische Zirkelschluss. Der hermetische Ausschluss von jeder möglichen Kritik - der sonst gerne eben jenen "Verschwörungstheoretikern" vorgeworfen wird. Was verboten ist, kann es nicht geben. Und wenn doch, dann ist es gelogen. Denn sonst wäre es ja erlaubt. Oder so ähnlich. Wer einen Verschwörungstheoretiker zitiert, muss selbst einer sein, per Definition. Denn sonst wäre der Zitierte ja keiner. Und das ist ja ausgeschlossen. Was zu beweisen war.

It's crazy - but it works. Dabei erscheint das Wikipedia-Prinzip selbst zunächst so logisch wie schlüssig: Es werden nur Belege aus seriöser Quelle akzeptiert, keine Verschwörungstheoretiker. Was aber bezeichnet diese Kategorie "Verschwörungstheorie" genau? Welches Buch gehört dazu, und welches nicht? Was sind die spezifischen Kriterien? Die Fakten in einem Artikel oder in einem Buch können stimmen oder sie können falsch sein. Wann aber sind sie "verschwörungstheoretisch"? Wenn sie zwar stimmen, aber zur falschen Schlussfolgerung führen? Was ist die "falsche" Schlussfolgerung?

Meine Frage an die selbsternannten Gralshüter der Wahrheit, nach welchen spezifischen Kriterien denn "verschwörungstheoretische" Texte von solchen unterschieden würden, die man als Quelle bei Wikipedia akzeptiert, blieb unbeantwortet. Man sei nicht da, um Auskünfte zu erteilen, hieß es dazu nur knapp. Die gesuchten Kriterien solle ich "durch eigene Lektüre herausfinden". Fazit: Der Entscheidungsprozess darüber, was "verschwörungstheoretisch" und damit per se abzulehnen ist, verbleibt bei Wikipedia in einer Grauzone.

Man gewinnt den Eindruck, dass diese Grauzone so auch gewünscht ist. Ähnlich wie die gerichtliche Aufklärung der Anschläge dadurch behindert wird, dass man mutmaßliche Drahtzieher in das juristische Nirgendwo von Guantánamo und Co. abschiebt und ihnen einen transparenten Prozess verweigert, so dient die definitorische Grauzone des Begriffs "Verschwörungstheorie" einer Behinderung der journalistischen Aufklärung. Mission accomplished also?“

http://www.heise.de/tp/artikel/41/41071/1.html