Das Militär hat geputscht, der Präsident steht unter Hausarrest. Etliche Tote und bürgerkriegsähnliche Zustände. Wie auch immer es in Ägypten weiter gehen mag: Es wird nicht gut ausgehen. Wir Regenwürmer haben das seit Jahrzehnten vorausgesehen, denn das eigentliche Problem Ägyptens (und vieler anderer Länder) ist die Bevölkerungsexplosion. In den letzten 50 Jahren hat sich die Bevölkerung Ägyptens verdreifacht. Das heisst für den Staat: Es werden 3x so viele Lebensmittel, 3x so viel Wasser, 3x so viele Arbeitsplätze, 3x so viel Wohnraum, 3x so viele Rohstoffe gebraucht und 3x so viel wird die Umwelt belastet. Theoretisch. Praktisch sind in den letzten 50 Jahren auch die Ansprüche gestiegen: Es werden bessere Lebensmittel und Arbeitsplätze sowie mehr Wohnfläche für den Einzelnen gewünscht, es gibt mehr Verkehr und mehr Möglichkeiten, die Umwelt zu verdrecken.
Welches auch immer die Wünsche und Bedürfnisse sein werden: Es werden nicht genügend Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Wer keine Arbeit hat, hat kein Geld. Und wer Arbeit hat, hat wenig Geld und schlechte Arbeitsbedingungen: Wenn genügend Reserven da sind, haben Arbeitgeber (und Vermieter) keinen Anlass, ihre Arbeiter bzw. Mieter gut zu behandeln. Wenn im Umkehrschluss mehr Arbeitsplätze als Arbeiter bzw. mehr Wohnungen als Mieter da sind, wird mensch sich aber wundern, wie freundlich er auf einmal von Arbeitgeber und Vermieter behandelt wird.
Keine Arbeit, kein Geld. Oftmals heisst das auch keine Ehe. Und es gibt eine Gruppe von Menschen, bei denen sich das nicht gut auswirkt: junge Männer. Sagen wir mal, im Alter zwischen 16 und 25 Jahren. Diese unzufriedenen, hoffnungslosen Männer, die wenig bis nichts zu verlieren haben, neigen dazu, sich zu radikalisieren und auf die eine oder andere Art und Weise Rabbatz zu machen. Mit den neuen technischen Möglichkeiten, in denen mensch sieht, wie es in reicheren Ländern so zugeht, werden zusätzliche Begehrlichkeiten geweckt und die Verärgerung wird zunehmen.
Bei zwischenzeitlich sieben Milliarden Menschen werden staatlicherseits immer mehr Konflikte um Land, Wasser und Energie kommen. Und Staaten werden sich immer unangreifbarer machen wollen, vor allem dann, wenn sie sehen, was mit solchen Ländern passiert, die keine Massenvernichtungswaffen zur Abschreckung haben. Auf nicht-staatlicher Ebene wird es eine größere Fanatisierung von Menschen geben, die vor Terrorakten in den reichen Ländern nicht zurückschrecken.
Eine Entwicklung, die seit Jahrzehnten vorhersehbar war. Hat denn gar niemand darauf reagiert? Wundersamerweise gibt es zwei Staaten, die sehr gut etwas gegen die Bevölkerungsexplosion getan haben. Der eine Staat ist China mit seiner im Westen verteufelten „Ein-Kind-Politik“ (böse, böse Diktatur!) – mensch stelle sich vor, was los wäre, wenn es eine Milliarde zusätzlicher Chinesen auf der Welt gäbe (ohne diese Politik wäre das der Fall).
Wer es nicht weiss, wird nicht drauf kommen, welches der zweite erfolgreiche Staat in der Bekämpfung der Bevölkerungsexplosion ist. Dessen Erfolge werden nämlich gerne totgeschwiegen. Denn es gibt viele Länder, die können diesen Staat nicht leiden, unabhängig davon, von wem er gerade regiert wird, und zeichnen ein sehr schlechtes Bild von diesem Land und seinen Menschen. Es handelt sich um den Iran.
Es gibt sehr gute Gründe, etwas gegen die aktuelle Führung des Iran zu haben. Eines muss man ihr aber lassen: Sie hat es geschafft, seit den 1980er Jahren die Geburtenrate (= Anzahl der Geburten pro Frau) von 6,9 auf 1,8 zu senken. Zum Vergleich (aktuelle Zahlen): China 1,8, Türkei 2,1, Ägypten 2,8, Saudi-Arabien 3,0, Pakistan 3,8, Afghanistan 6,4.
Wie haben die das bloß geschafft? Im Wesentlichen dürfte es drei Gründe geben:
1. Große Anstrengungen zur Bildung, die letztendlich dazu führten, dass ca. 60% aller Studierenden weiblichen Geschlechts sind (und bei höherer Bildung gerade der Frauen sinkt die Geburtenrate automatisch)
2. Paare, die heiraten wollen, müssen an einem Kurs zur Sexual-Aufklärung teilnehmen, wobei ihnen ausführlich Methoden der Verhütung erklärt werden (ein sehr interessanter YouTube-Film zeigt für einen Europäer lustige Szenen: www.youtube.com/watch?v=Xm_KLyi9W9U )
3. Verhütungsmittel werden vom Staat in ausreichender Zahl zur Verfügung gestellt, der auch kostengünstige Sterilisationen durchführt
Menschen, die davon noch nichts gehört haben, mögen sich einmal Gedanken darüber machen, woran das liegen könnte ?
Wurm hat auf jeden Fall den Eindruck, dass die meisten Staaten sehr wenig (wenn überhaupt) agieren. Warum sind ausgerechnet China und der Iran dermaßen erfolgreich? Unabhängig vom aktuellen System und der aktuellen Regierung haben sie eine Gemeinsamkeit, die sie von vielen anderen Staaten unterscheidet. Es ist der Gemeinsinn: Mensch schließt sich zusammen zu immer größeren Einheiten und fühlt sich als Teil desselben. Letztendlich also als Teil des Staates. Im Umkehrschluss fühlt sich der Staat verantwortlich für seine Bevölkerung. Das mag vielleicht nicht immer gut sein, aber wirksame Maßnahmen können greifen.
In solchen Staaten, in denen sich die Menschen nicht mit dem Staat, sondern mit der eigenen Familie identifizieren (also innerhalb der Familie nicht die Argumente zählen, sondern der jeweilige Rang, der sich wiederum nach Alter und Geschlecht richtet), werden die Menschen sich sehr wenig um den Staat kümmern und der Staat wird sich sehr wenig um die Menschen kümmern. Und solche Staaten gibt es mehr, als mensch denkt.
Es gibt jetzt schon über sieben Milliarden Menschen. Die Entwicklung dieser Wesen und das, was sie mit der Erde und ihren Mitbewohnern tun, wird nicht gut sein.
Ältere Menschen werden sich an Hoimar von Ditfurth erinnern, der sich auch unter den Bewohnern des Erdreichs einer hohen Beliebtheit erfreut. Hier ist ein Beitrag aus der Sendereihe „Querschnitte“ aus dem Jahre 1978, der sich mit dem Schicksal der Erde befasst:
http://www.youtube.com/watch?v=gnzOXnWkKzo
Wir Regenwürmer können die Entwicklung leider nicht aufhalten. Eines haben wir allerdings gemacht: Wir haben ein Apfelbäumchen gepflanzt.