Vom Ende einer Geschichte

 

Zur Zeit läuft in den Kinos der Film „Vom Ende einer Geschichte“. Der ist gut und schön, hat aber vor allem den Vorteil, auf das gleichnamige Buch von Julian Barnes aufmerksam zu machen. So unscheinbar es daherkommt, behandelt es doch Grundprobleme der Menschen so gekonnt wie kaum ein zweites Buch:

- sich-schön-reden bzw. verdrängen von Ereignissen

- mangelnde Kommunikation

- mangelnde Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung

Julian Barnes trifft diese Punkte dermaßen genau, dass der Wurm näher auf sie eingehen möchte.

 

Das Buch

 

Aus „Wikipedia“: „Vom Ende einer Geschichte ist ein 2011 erschienener Roman des englischen Schriftstellers Julian Barnes. Im englischen Original lautet der Titel The Sense of an Ending. Für den Roman wurde Barnes 2011 mit dem renommierten britischen Literaturpreis Man Booker Prize ausgezeichnet. 2015 wählten 82 internationale Literaturkritiker und -wissenschaftler The Sense of an Ending zu einem der 100 bedeutendsten britischen Romane.

Geschönte Erinnerungen, die es uns erlauben, besser mit der eigenen Vergangenheit zu leben, und die Frage nach der persönlichen Verantwortlichkeit sind die beiden Hauptthemen, die diesen Roman durchziehen. Sie beschäftigen den Ich-Erzähler Anthony („Tony“) Webster, als er im Alter eine Bilanz seines Lebens zieht. Der Roman ist in zwei Teile unterteilt.

Teil 1

Im ersten Teil schildert Tony Webster rückblickend Ereignisse in seiner Jugend. In der Schule bildet er zunächst mit zwei anderen Jungen, Alex und Colin, eine Clique, die sich darin gefällt, herablassend auf die Welt der Erwachsenen zu schauen und mit Phrasen auf weltanschauliche Fragen der Lehrer zu reagieren. So gibt Tony auf die Frage seines Geschichtslehrers, was Geschichte sei, die Antwort: „Geschichte ist die Summe der Lügen der Sieger“ (S. 24), woraufhin der Lehrer zu bedenken gibt, Geschichte sei auch immer die Selbsttäuschung der Besiegten. Zu dieser Clique stößt der hochbegabte Adrian Finn, der, früh gereift, weil seine Mutter die Familie verlassen hat, nachdenklicher an viele Fragen herangeht. Als der Lehrer nach den Ursachen für den Ersten Weltkrieg fragt, entwirft Adrian eine Verantwortungskette: „Mir scheint, es gibt – gab – da eine Kette individueller Verantwortung … aber die Kette ist nicht so lang, dass jeder einfach die Schuld auf den anderen schieben kann“ (S. 19). Nach dem Schulabschluss, dem die Schüler entgegenfiebern, weil sie ungeduldig darauf warten, dass ihr Leben endlich beginnt, nimmt Adrian mit Hilfe eines Stipendiums ein Studium in Cambridge auf, während Tony in Bristol Geschichte studiert. Bald hat er eine Freundin, Veronica, die sich jedoch als sehr anspruchsvoll und zickig erweist und ihn vor allem sexuell auf Distanz hält. Zum Alptraum wird für ihn ein Wochenende bei ihrer – wie er meint – sozial überlegenen Familie, bei dem er sich von Veronica, ihrem grobschlächtigen Vater und ihrem vermeintlich arroganten Bruder von oben herab behandelt fühlt. Sein Stolz ist verletzt. Nur die Mutter begegnet ihm freundlich und ermahnt ihn sogar, sich von Veronica nichts gefallen zu lassen. Kurz darauf stellt er das Mädchen seinen Schulfreunden vor, so dass sie Adrian kennenlernt. Nach einiger Zeit beschließt er jedoch, sich von Veronica zu trennen.

Schließlich erreicht ihn ein Brief von Adrian und Veronica, in dem sie ihm mitteilen, dass sie nun zusammen sind. Nachdem Tony erst mit einer Karte kurz und kühl auf diese Nachricht reagiert, schickt er den beiden schließlich einen Brief, in dem er sie übel beschimpft. Unter anderem verweist er Adrian an Veronicas Mutter, weil die ihn schon vor Veronica gewarnt habe. Den Inhalt dieses Briefes, dessen Wortlaut man erst im zweiten Teil des Romans erfährt, verdrängt Tony. In seiner Erinnerung „erklärte ich ihm (sc. Adrian) recht genau, was ich von ihren gemeinsamen moralischen Skrupeln hielt“ (S. 55). Nach Abschluss seines Studiums verbringt er eine Zeitlang in den USA und erfährt bei seiner Heimkehr, dass Adrian sich umgebracht hat. In seinem Abschiedsbrief äußert Adrian die Auffassung, das Leben sei ein Geschenk, das man auch zurückgeben könne, und dann „sei es seine moralische Pflicht, den Konsequenzen dieser Entscheidung gemäß zu handeln“ (S. 62). Tony heiratet in der Folge Margaret, eine ruhige, unaufgeregte Ehe schließt sich an, die jedoch geschieden wird. Tonys ereignisarmes Leben bis zur Pensionierung wird in extremem Zeitraffer auf zwei Seiten geschildert.

Teil 2

Im zweiten Teil holen ihn die geschilderten Ereignisse der Vergangenheit ein. Meisterlich gelingt es Barnes, alle wichtigen Elemente aus dem ersten Teil wieder aufzunehmen, die alten Wahrnehmungen Tonys durch neue Fakten subtil in Frage zu stellen und dem Leser die Fragwürdigkeit aller Erinnerungen einschließlich der eigenen vor Augen zu führen. Ein Brief erreicht Tony, in dem ihm mitgeteilt wird, dass Veronicas Mutter gestorben ist und ihm 500 Pfund sowie Adrians Tagebuch hinterlassen hat. Das Tagebuch befindet sich jedoch im Besitz Veronicas, die ihm davon gezielt nur eine Fotokopie einer Seite aushändigt, auf der wieder die Verantwortungskette hinterfragt und eine merkwürdige Gleichung aufgemacht wird, die anscheinend ein Beziehungsgeflecht zwischen Tony, Adrian, Veronica, ihrer Mutter und einem rätselhaften b darstellt. Die Seite endet mit dem offenen Satz: „Zum Beispiel, wenn Tony …“ (S. 110). Auch spielt Veronica ihm den Wortlaut des üblen Briefes zu, über den Tony ehrlich entsetzt ist. Die Vergangenheit holt ihn ein wie die Gezeitenwelle des Severn, ein Naturphänomen, das er mit Freunden beobachtet hat. Dabei flutet das Wasser des Flusses entgegen seinem natürlichen Lauf wieder das Flussbett hinauf. Dieses Bild stellt ein Leitmotiv des Romans dar. Tony empfindet tiefe Reue und wünscht sich, diese in Schuld zurückverwandeln zu können, um so Vergebung zu finden, was sich natürlich als unmöglich erweist.

Schließlich bringt Veronica ihn mit einer Gruppe Behinderter zusammen. Einer von ihnen, so findet Tony mühsam heraus, ist Adrians Sohn und – wie sich später herausstellt – jedoch nicht mit Veronica, sondern mit Veronicas Mutter gezeugt, er ist das rätselhafte b (= Baby) aus der Gleichung. Tony erinnert sich an die Worte des Lehrers über Geschichte als Selbsttäuschung der Besiegten und erkennt: „Ich betrachtete die Verantwortungskette. Ich sah meinen Anfangsbuchstaben darin. Ich erinnerte mich, dass ich Adrian in meinem hässlichen Brief aufgefordert hatte, Veronicas Mutter zu befragen. Ich ließ die Worte noch einmal abspulen, die mich bis in alle Zeiten verfolgen würden. Genau wie Adrians unvollendeter Satz ‚Zum Beispiel, wenn Tony …‘ (S. 181).“ Diesen Satz vervollständigt Tony für sich mit „… nicht Tony gewesen wäre“ (S. 110).

Literarische Bezüge

Mit dem englischen Titel The Sense of an Ending des Romans hat Barnes den Titel einer Studie des Literaturwissenschaftlers Frank Kermode aufgegriffen, der in einer gleichnamigen Studie 1967 untersuchte, wie Menschen apokalyptisches Geschehen verarbeiten und Schriftsteller die Erschütterungen ihrer Zeit deuten. Peripetien, die tragischen Wendepunkte, sind bei Kermode ein zentraler Begriff. Die Peripetie ist auch fester Bestandteil klassischer Tragödien. In Julian Barnes’ Roman, der im Aufbau an eine antike Tragödie erinnert, bildet der Brief der Anwältin, der Tony von seinem Erbe in Kenntnis setzt, die Peripetie, die seinem Leben eine Wendung gibt und es von diesem Moment an auf die Katastrophe zusteuern lässt. Ähnlich wie in Sophokles’ analytischem Drama „König Ödipus“ ist das Unheil im zweiten Teil schon geschehen und muss nur noch aufgeklärt werden, wobei gerade die eigenen Nachforschungen den Protagonisten immer weiter in die Tragödie treiben.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Vom_Ende_einer_Geschichte

„Tragödie“ hört sich dramatisch an. Tatsächlich ist der Roman völlig unaufgeregt und dem guten Tony wird immer mehr über sich selbst und sein Leben bewusst. Das ist nicht schön, bedeutet aber auch nicht den Weltuntergang.

Sein übler Brief war tatsächlich unter aller Sau, jedoch ist nicht klar, ob dieser überhaupt eine Wirkung hatte und wenn ja, welche.

Es gibt Romane, bei denen so ziemlich jeder Absatz wichtig ist und der Leser im Rückblick viele davon rekapituliert und Vergleiche zieht, wie der eine Absatz am Anfang später aufgegriffen wird und welche Bedeutung er hat.

„Vom Ende einer Geschichte“ gehört dazu. Ein wertvolles Buch.

 

Alte Zeiten

 

Teil 1 spielt in Tonys Jugendzeit, also in den 1960ern. Ab und zu macht Julian Barnes Vergleiche zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Heutige Jugendliche können sich kaum vorstellen, wie es damals so zuging: das Verhalten von Jugendlichen untereinander und das von Erwachsenen, die Gesellschaft und die Zeitumstände.

Hier ein Beispiel: „‚Tai-jai-jai-jaim is on my side, yes it is‘, trällerte ich gern im Duett mit Mick Jagger, während ich allein in meiner Studentenbude herumhüpfte. Also überließ ich es anderen, sich als Ärzte und Juristen ausbilden zu lassen oder die Eingangsprüfungen für den Staatsdienst zu absolvieren, ging in die USA und trieb mich ein halbes Jahr dort herum. Ich kellnerte, strich Zäune an, machte Gartenarbeiten und überführte Autos quer durch die Staaten. In jenen Zeiten, als es noch keine Handys, keine E-Mails und kein Skype gab, waren Reisende auf das rudimentäre Kommunikationssystem angewiesen, das man Postkarte nennt. Andere Möglichkeiten - wie Ferngespräch oder Telegramm - waren für absolute Notfälle reserviert. Daher verabschiedeten mich meine Eltern ins Unbekannte, und ihre Bulletins bezüglich meiner Person beschränkten sich auf ‚Ja, er ist gut angekommen‘ und ‚Als wir das letzte Mal von ihm hörten, war er in Oregon‘ und ‚Wir erwarten ihn in ein paar Wochen zurück‘. Ich will damit nicht sagen, dass das unbedingt besser war, geschweige denn mehr zur Charakterbildung beitrug; nur war es für mich wahrscheinlich hilfreich, dass meine Eltern nicht einen Knopfdruck entfernt waren und mich mit ihren Befürchtungen und langfristigen Wetterprognosen überschütten oder vor Überschwemmungen, Epidemien und Psychopathen warnen konnten, die es auf Rucksacktouristen abgesehen hatten.“

 

Verantwortung

 

Aus Teil 1:

„Ich glaube ganz sicher, dass wir alle auf die eine oder andere Art Schaden erleiden. Wie sollte es anders sein, außer in einer Welt mit perfekten Eltern, Geschwistern, Nachbarn und Gefährten? Und dann stellt sich die Frage, von der so viel abhängt, wie wir mit diesem Schaden umgehen: Ob wir ihn zugeben oder unterdrücken, und wie sich das auf unsere Beziehungen zu anderen auswirkt. Manche Leute geben den Schaden zu und versuchen, ihn zu mildern; andere versuchen ihr Leben lang, anderen, die einen Schaden erlitten haben, zu helfen; dann gibt es noch die, deren größte Sorge es ist, um jeden Preis weiteren Schaden von sich abzuwehren. Und das sind die Skrupellosen, vor denen man sich in Acht nehmen muss.“

„Das heißt, ich konnte Adrians Gründe verstehen, sie respektieren und ihn bewundern. Er war intelligenter und seinem Wesen nach rigoroser als ich; er dachte logisch und handelte dann nach dem, was sich aus logischem Denken ergab. Wir anderen hingegen tun, fürchte ich, meist das Gegenteil: Wir treffen eine instinktive Entscheidung und bauen uns dann eine Infrastruktur von Argumenten auf, um diese Entscheidung zu rechtfertigen. Und das Ergebnis nennen wir gesunden Menschenverstand.“

Aus Teil 2:

„Adrians Fragment handelt auch von der Frage der Verantwortung: ob es eine Verantwortungskette gibt oder ob wir den Begriff eingrenzen. Ich bin ganz fürs Eingrenzen. Nein, tut mir leid, du kannst das nicht auf deine toten Eltern schieben oder darauf, dass du Geschwister hattest oder eben keine, oder auf deine Gene oder die Gesellschaft oder sonst was - nicht unter normalen Umständen. Geh davon aus, dass du ganz allein die Verantwortung trägst, bis du durchschlagende Beweise für das Gegenteil hast. Adrian war viel intelligenter als ich - er bediente sich der Logik, wo ich mich des gesunden Menschenverstands bediene -, aber ich glaube, wir sind mehr oder weniger zu demselben Schluss gekommen.“

„Was wusste ich schon vom Leben, ich, der ich so vorsichtig gelebt hatte? Der weder gewonnen noch verloren hatte, sondern das Leben einfach geschehen ließ? Der die üblichen Ambitionen gehabt und sich allzu rasch damit abgefunden hatte, dass sie sich nicht erfüllten? Der Verletzungen aus dem Weg ging und das Überlebensfähigkeit nannte? Der seine Rechnungen bezahlte, sich möglichst mit jedermann gut stellte, für den Verzückung und Verzweiflung bald bloße Worte waren, die er einst in Romanen gelesen hatte? Ein Mensch, dessen Selbstvorwürfe nie wirklich schmerzhaft waren? Ja, über all das musste ich nachdenken, während ich eine besondere Art der Reue erfuhr: den Schmerz, der am Ende einem Menschen zugefügt wird, der immer zu wissen glaubte, wie man Schmerzen vermeidet - und der ihm aus ebendiesem Grund zugefügt wird.“

 

Das waren Beispiele, wie Thesen aus Teil 1 in Teil 2 aufgegriffen werden.

Zur Verantwortung: ja, die äußeren Umstände bieten sich mit zur Erklärung an, befreien aber nicht den Einzelnen von seiner Verantwortung.

In Teil 1 begehen zwei junge Männer Selbstmord – mutmaßlich deshalb, weil sie eine Frau geschwängert haben. Und entziehen sich dadurch ihrer Verantwortung für die Frau, für das Kind und ihr eigenes Leben. Und Tony entzieht sich leichtfertig seiner Beziehung zu Veronica.

In allen drei Fällen spielen die Gesellschaft und die Zeitumstände eine Rolle. Selten, dass einer allein verantwortlich ist – aber mit „die Gesellschaft“ lässt sich nicht alles entschuldigen.

„Aber die Zeit ... die Zeit, die uns erst lähmt und dann beschämt. Wir hielten uns für reif, dabei gingen wir nur auf Nummer sicher. Wir hielten uns für verantwortungsbewusst, dabei waren wir nur feige. Was wir Realismus nannten, erwies sich als eine Manier, den Dingen aus dem Weg zu gehen, statt ihnen ins Auge zu sehen. Zeit ... man gebe uns genügend Zeit, und unsere fundiertesten Entscheidungen scheinen wackelig, unsere Gewissheiten bloße Schrullen.“

 

Erinnerung

 

Geschichte

 

„Was hatte Old Joe Hunt erwidert, als ich naseweis behauptete, Geschichte sei die Summe der Lügen der Sieger? ‚Solange Sie im Auge behalten, dass sie auch die Summe der Selbsttäuschungen der Besiegten ist.‘ Behalten wir das genügend im Auge, wenn es um unser persönliches Leben geht?“

„Ich habe viel erlebt und viel überstanden. ‚Wer viel erlebt, kann viel erzählen‘ - so heißt es doch, nicht wahr? Geschichte ist nicht die Summe der Lügen der Sieger, wie ich Old Joe Hunt einst nassforsch versichert hatte; das weiß ich jetzt. Sie ist eher die Summe der Erinnerungen derer, die viel erlebt und viel überstanden haben und meistens weder Sieger noch Besiegte sind.“

Und was von diesen Erinnerungen zu halten ist, ist klar: sehr wenig.

 

Jugendträume

 

„Ich erinnere mich an eine Zeit gegen Ende der Pubertät, als ich mich innerlich an Bildern von Kühnheit und Abenteuerlust berauschte. So wird es sein, wenn ich mal erwachsen bin. Dort werde ich hingehen, das werde ich tun, jenes entdecken, diese Frau lieben und dann die und die und die. Ich werde leben, wie die Menschen in Romanen leben und gelebt haben. In welchen genau, wusste ich nicht, nur dass es darin Leidenschaft und Gefahr, Verzückung und Verzweiflung (aber dann noch mehr Verzückung) geben würde. Indes ... von wem stammt dieser Satz von der 'Nichtigkeit des Lebens, die die Kunst überhöht'? Als ich Ende zwanzig war, kam ein Moment, in dem ich mir eingestand, dass meine Abenteuerlust längst im Sande verlaufen war. Ich würde nie tun, was die Jugend sich erträumt hatte. Stattdessen mähte ich den Rasen, ich machte Urlaub, ich hatte mein Leben.“

„Was wusste ich schon vom Leben, ich, der ich so vorsichtig gelebt hatte? Der weder gewonnen noch verloren hatte, sondern das Leben einfach geschehen ließ? Der die üblichen Ambitionen gehabt und sich allzu rasch damit abgefunden hatte, dass sie sich nicht erfüllten? Der Verletzungen aus dem Weg ging und das Überlebensfähigkeit nannte? Der seine Rechnungen bezahlte, sich möglichst mit jedermann gut stellte, für den Verzückung und Verzweiflung bald bloße Worte waren, die er einst in Romanen gelesen hatte?“

 

Rechtfertigung von nicht-logischen Entscheidungen

 

„Irgendwann konnte ich doch wieder klar denken. Das heißt, ich konnte Adrians Gründe verstehen, sie respektieren und ihn bewundern. Er war intelligenter und seinem Wesen nach rigoroser als ich; er dachte logisch und handelte dann nach dem, was sich aus logischem Denken ergab. Wir anderen hingegen tun, fürchte ich, meist das Gegenteil: Wir treffen eine instinktive Entscheidung und bauen uns dann eine Infrastruktur von Argumenten auf, um diese Entscheidung zu rechtfertigen. Und das Ergebnis nennen wir gesunden Menschenverstand.“

 

Erfolgreich verdrängt

 

„Und überhaupt war jener Schmerz ja nicht von Dauer gewesen. Ich habe, wie gesagt, einen gewissen Selbsterhaltungstrieb. Ich hatte Veronica erfolgreich aus meinen Gedanken, aus meiner Geschichte verdrängt.“

 

Nichts gelernt, nur vorsichtiger

 

„Am nächsten Tag, als ich wieder nüchtern war, dachte ich noch einmal über uns drei nach und über die vielen Paradoxien der Zeit. Zum Beispiel: Wenn wir jung und empfindsam sind, sind wir auch am verletzendsten; wenn aber das Blut allmählich langsamer fließt, wenn unsere Empfindungen abgestumpft sind, wenn wir besser gewappnet sind und gelernt haben, Verletzungen zu ertragen, dann lassen wir mehr Vorsicht walten. Heute wollte ich Veronica zwar auf die Nerven gehen, aber ich würde sie nie in ihrem Lebensnerv treffen wollen.“

 

Immer weniger Widerspruch (eigentlich)

 

„Wie oft erzählen wir unsere eigene Lebensgeschichte? Wie oft rücken wir sie zurecht, schmücken sie aus, nehmen verstohlene Schnitte vor? Und je länger das Leben andauert, desto weniger Menschen gibt es, die unsere Darstellung infrage stellen, uns daran erinnern können, dass unser Leben nicht unser Leben ist, sondern nur die Geschichte, die wir über unser Leben erzählt haben. Anderen, aber - vor allem - uns selbst erzählt haben.“

„Mein jüngeres Ich war zurückgekommen, und mein älteres Ich war entsetzt darüber, was jenes Ich gewesen war oder immer noch war oder wozu es manchmal imstande war. Und ich hatte mich erst vor Kurzem darüber ausgelassen, dass es immer weniger Zeugen unseres Lebens und damit auch immer weniger an notwendiger Bestätigung gibt. Jetzt hatte ich eine höchst unangenehme Bestätigung dafür, was ich war oder einst gewesen war.“

 

Strich durch die Rechnung

 

„Aber wir lernen auch etwas anderes: dass sich das Gehirn nicht gern auf eine Rolle festlegen lässt. Gerade wenn du denkst, es ist alles nur Verminderung, Subtraktion und Division, hält dein Gehirn, dein Gedächtnis, vielleicht eine Überraschung für dich bereit. Als wollte es sagen: Bilde dir nur nicht ein, du könntest dich auf einen beruhigenden Prozess von allmählichem Niedergang verlassen - das Leben ist weitaus komplizierter. Und so wirft dir das Gehirn ab und zu einen Brocken hin und löst sogar die vertrauten Gedächtnisschleifen auf. Genau das musste ich zu meiner Bestürzung bei mir feststellen. Ich erinnerte mich in ungeordneter Rang- und Reihenfolge an längst vergessene Einzelheiten jenes fernen Wochenendes bei der Familie Ford.“

 

Mittelmaß

 

Trau keinem über 30

 

„Entwickelt sich ein Charakter im Laufe der Zeit? In Romanen natürlich schon: sonst würde die Geschichte ja nicht viel hergeben. Aber im richtigen Leben? Manchmal frage ich mich das. Unsere Einstellungen und Ansichten ändern sich, wir entwickeln neue Gewohnheiten und Marotten; aber das ist etwas anderes, eher eine Art Dekoration. Vielleicht ist es mit dem Charakter so ähnlich wie mit der Intelligenz, nur dass der Charakter seinen Höhepunkt etwas später erreicht: sagen wir, zwischen zwanzig und dreißig. Und danach müssen wir uns einfach mit dem begnügen, was wir haben. Wir sind auf uns selbst gestellt. Wenn das stimmt, würde es einige Lebensgeschichten erklären. Und auch - falls das Wort nicht zu hochgestochen ist - unsere Tragödie.“

 

Selbstzufriedenes Durchwursteln

 

„Sosehr ich mich auch bemühte - was nicht sehr eifrig war -, ich fantasierte mir so gut wie nie ein wesentlich anderes Leben zusammen als das, was ich hatte. Ich finde nicht, dass das Selbstgefälligkeit ist; eher ein Mangel an Fantasie oder Ehrgeiz oder dergleichen. Die Wahrheit sieht vermutlich so aus, dass ich, jawohl, nicht verrückt genug bin, um etwas anderes zu tun als das, was ich schließlich mit meinem Leben angefangen habe.“

„Wer von uns - von uns, die wir geblieben sind - kann das von sich behaupten? Wir wursteln so vor uns hin, wir lassen das Leben geschehen, wir legen uns nach und nach einen Vorrat an Erinnerungen zu.“

„Im Vergleich zu ihm hatte ich mich immer nur durchgewurstelt, unfähig, viel aus den wenigen Lektionen zu lernen, die das Leben mir geboten hatte. Nach meinen Maßstäben fand ich mich mit den Realitäten des Lebens ab und unterwarf mich seinen Notwendigkeiten: wenn dies, dann das, und so gingen die Jahre dahin. Nach Adrians Maßstäben hatte ich das Leben aufgegeben, hatte aufgegeben, es genau zu betrachten, nahm alles, wie es kam. Und so spürte ich zum ersten Mal eine umfassendere Reue - ein Gefühl, das irgendwo zwischen Selbstmitleid und Selbsthass angesiedelt war - über mein ganzes Leben. Mit allem, was dazugehörte. Ich hatte die Freunde meiner Jugendzeit verloren. Ich hatte die Liebe meiner Frau verloren. Ich hatte alle Ambitionen aufgegeben, die ich einst gehegt hatte. Ich hatte gewollt, dass das Leben mir nicht allzu sehr zusetzt, und das hatte ich geschafft - und wie erbärmlich das war.

Mittelmaß - seit dem Ende der Schulzeit war ich nichts als Mittelmaß. Mittelmaß an der Universität und im Beruf; Mittelmaß in Freundschaft, Treue, Liebe; Mittelmaß zweifellos auch beim Sex. Vor ein paar Jahren ergab eine Umfrage unter britischen Autofahrern, dass sich fünfundneunzig Prozent der Befragten für 'überdurchschnittlich gute' Fahrer hielten. Nun müssen aber dem Gesetz des Mittelmaßes zufolge die meisten von uns zwangsläufig Durchschnitt sein. Nicht dass mir das ein Trost gewesen wäre. Das Wort klang mir in den Ohren. Mittelmaß im Leben; Mittelmaß bei der Wahrheit; moralisches Mittelmaß. Veronica hatte bei unserem Wiedersehen als Erstes darauf hingewiesen, dass ich keine Haare mehr hatte. Das war noch das Wenigste.“

 

Keine Projekte, kein Plan, alles belanglos

 

„Außerdem entwickelte ich in meinem nun leerer gewordenen Leben verschiedene Ideen, die ich als ‚Projekte‘ bezeichnete, vielleicht, um sie realisierbar klingen zu lassen. Es ist nie was dabei herausgekommen. Na, das ist nicht von Bedeutung und gehört auch nicht zu meiner Geschichte.“

„Manchmal fuhr ich wieder zu dem Laden und der Kneipe. Dort empfand ich immer ein Gefühl der Ruhe, wie komisch das auch klingen mag; und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, vielleicht das letzte richtig Sinnvolle meines Lebens. Wie zuvor dachte ich nie, ich würde meine Zeit verschwenden. Genau dazu könnte meine Zeit jetzt da sein. Und beides waren freundliche Orte - jedenfalls freundlicher als die in meiner Nachbarschaft. Ich hatte keinen Plan: Das war nichts Neues. Ich hatte schon seit Jahren keinen ‚Plan‘ mehr.“

„Eines Spätnachmittags fuhr ich aus einer Laune heraus über den nördlichen Ring, kaufte ein paar Sachen ein und aß im William IV zu Abend. Ich wurde gefragt, ob ich im Urlaub gewesen sei. Im Laden sagte ich Ja, in der Kneipe Nein. Die Antworten schienen mir kaum von Belang zu sein. Überhaupt war nicht viel von Belang. Ich dachte an alles, was mir im Laufe der Jahre geschehen war, und wie wenig ich selbst bewirkt hatte.“

 

Scheitern

 

„‚Die Frage der Akkumulation‘, hatte Adrian geschrieben. Man setzt Geld auf ein Pferd, es gewinnt, der Gewinn wird auf das nächste Pferd im nächsten Rennen übertragen und so immer weiter. Die Gewinne akkumulieren sich. Aber was ist mit den Verlusten? Nicht auf der Rennbahn - da verlierst du nur deinen ursprünglichen Einsatz. Aber im Leben? Vielleicht gelten da andere Regeln. Du setzt auf eine Beziehung, sie scheitert; du fängst eine neue Beziehung an, und die scheitert auch: und vielleicht verlierst du dabei nicht zwei einfache Minusbeträge, sondern ein Vielfaches deines Einsatzes. So fühlt es sich jedenfalls an. Das Leben besteht nicht nur aus Addition und Subtraktion. Es gibt auch die Akkumulation, die Multiplikation des Verlusts, des Scheiterns.“

 

Änderungslosigkeit

 

„Du kommst ans Ende des Lebens - nein, nicht des Lebens an sich, sondern von etwas anderem: das Ende jeder Wahrscheinlichkeit einer Änderung in diesem Leben. Du darfst lange innehalten, lange genug, um die Frage zu stellen: Was habe ich sonst noch falsch gemacht?“

 

Kommunikation

 

Anspielung verstanden?

 

„Und schließlich fiel mir die Postkarte ein, die ich Adrian als vorläufige Antwort auf seinen Brief geschickt hatte. In der ich so kühl und gelassen getan hatte, als wäre alles völlig okay, altes Haus. Auf der Karte war ein Bild der Clifton-Hängebrücke. Von der jedes Jahr einige Menschen in den Tod springen.“

 

Kommunikation Tony - Veronica

 

a) Unfähigkeit, zu verstehen

 

„Zwei andere Sachen, die sie (Margaret) im Laufe der Jahre gesagt hat: Dass es Frauen gibt, die überhaupt nicht mysteriös sind, sondern nur durch die Unfähigkeit der Männer, sie zu verstehen, dazu gemacht werden.“

 

b) Verkorkste Beziehung – doch selbst schuld?

 

„Ich fragte mich, ob ihr ‚Ich hab kein gutes Gefühl dabei‘ vor all den Jahren einfach nur Höflichkeit gewesen war. Vielleicht hatte sie nicht mit mir schlafen wollen, weil die sexuellen Kontakte, die wir während der Zeit ihrer Entscheidung hatten, einfach nicht erfreulich genug waren. Ich fragte mich, ob ich ungeschickt, zudringlich, selbstsüchtig gewesen war. Nicht ob, sondern wie.“

 

c) Verkorkste Kommunikation

 

„… ‚Nun?‘, sagte sie.

‚Nun?‘, wiederholte ich.

‚Du wolltest mich treffen.‘

‚Wollte ich das?‘

‚Du meinst, du wolltest nicht?‘

‚Wenn du es sagst, wollte ich es offenbar.‘

‚Heißt das nun Ja oder Nein?‘, fragte sie, sprang auf und stand, jawohl, ungeduldig da.

Darauf ging ich absichtlich nicht ein. Weder sagte ich, sie solle sich wieder hinsetzen, noch stand ich selbst auf. Wenn sie wollte, konnte sie gehen - und das würde sie auch, deshalb war jeder Versuch sinnlos, sie zurückzuhalten. Sie schaute über das Wasser hinaus. Sie hatte drei Muttermale am Hals - konnte ich mich an die erinnern oder nicht? Jetzt wuchs aus jedem ein langes Haar, und die feinen Fäden glänzten im Licht.

Also schön, kein Geplauder, kein Blick in die Historie, keine Nostalgie. Zur Sache …

Zu Hause schaute ich mir meine eigenen Mails an, und natürlich hatte ich nie um ein Treffen gebeten. Also jedenfalls nicht direkt.“

 

„‚Also‘, sagte ich, ‚wie ist es dir in den letzten vierzig Jahren ergangen?‘

Sie sah mich an. ‚Erst du.‘

Ich erzählte ihr die Geschichte meines Lebens. Die Version, die ich mir selbst erzähle, die Darstellung, die einer Prüfung standhält. Sie erkundigte sich nach ‚diesen zwei Freunden von dir, die ich einmal kennengelernt habe‘, ohne sie, wie es schien, mit Namen nennen zu können. Ich sagte, ich hätte keinen Kontakt mehr zu Colin und Alex. Dann erzählte ich ihr von Margaret und Susie und dass ich inzwischen Großvater war, und versuchte dabei Margarets geflüstertes ‚Wie geht's der Zimtschnecke?‘ aus meinem Kopf zu vertreiben. Ich sprach von meiner Berufstätigkeit und meinem Ruhestand und dass ich mich weiterhin beschäftige und im Winter oft eine kurze Reise mache - dieses Jahr dachte ich zur Abwechslung mal an St. Petersburg im Schnee ... Es sollte sich so anhören, als sei ich mit meinem Leben zufrieden, aber nicht selbstgefällig. Ich war mitten in einer Schilderung meiner Enkelkinder, als sie aufschaute, ihren Kaffee mit einem Schluck austrank, etwas Geld auf den Tisch legte und aufstand. Ich wollte schon nach meinen Sachen greifen, da sagte sie:

‚Nein, bleib du nur und trink in Ruhe aus.‘

Da ich sie auf keinen Fall verärgern wollte, setzte ich mich wieder hin.

‚Na, nächstes Mal bist du dran‘, sagte ich. Damit meinte ich: ihr Leben.

‚Dran - womit?‘, fragte sie, aber noch ehe ich antworten konnte, war sie verschwunden.

Ja, ich wusste, was sie getan hatte. Sie hatte es geschafft, eine Stunde mit mir zu verbringen, ohne irgendetwas, und schon gar kein Geheimnis, von sich preiszugeben. Wo sie wohnte und wie, ob sie mit jemandem zusammenlebte oder Kinder hatte.“

 

d) Er hat nichts kapiert - ihm wird aber auch nichts ausdrücklich gesagt

 

„Ihre Antwort lautete: ‚Du kapierst immer noch nichts. Hast du ja nie und wirst du auch nie. Also gib's auf.‘

Ich ließ das in meiner Mailbox stehen und las es ab und zu wieder durch. Hätte ich mich nicht für die Einäscherung und das Verstreuen der Asche entschieden, so hätte ich den Satz als Grabspruch auf einem Stein- oder Marmorblock nehmen können: ‚Tony Webster - er hat nichts kapiert‘.“

 

Kommunikation Tony - Margaret

 

„‚Also, worum geht es, Tony?‘

Ich musste lachen. Wir hatten kaum einen Blick in die Speisekarte geworfen, aber ich fand die Frage nicht voreilig. So ist Margaret eben. Wenn du sagst, du weißt nicht recht, ob du ein zweites Kind willst, soll das heißen, du weißt nicht recht, ob du ein zweites Kind mit mir haben willst? Warum glaubst du, bei einer Scheidung gehe es um Schuldzuweisung? Was willst du jetzt mit dem Rest deines Lebens anfangen? Wenn du wirklich mit mir in Urlaub fahren wolltest, wäre es dann nicht eine gute Idee gewesen, Tickets zu besorgen? Und worum geht es, Tony?“

 

„Sie beugte sich vor und tätschelte eine Hand. ‚Es ist schön, dass wir uns immer noch gernhaben. Und es ist schön für mich zu wissen, dass du diesen Urlaub nie buchen wirst.‘

‚Nur weil ich weiß, dass es dir nicht ernst damit ist.‘ Sie lächelte. Und für einen Moment wirkte sie beinahe rätselhaft. Aber Rätselhaftigkeit, dieser erste Schritt zu einer Frau mit Mysterium, will Margaret nicht gelingen. Wenn sie gewollt hätte, dass ich das Geld für einen Urlaub zu zweit ausgebe, dann hätte sie das gesagt. Ja, mir ist klar, dass sie genau das gesagt hat, aber ...

Aber egal.“

 

Zusammenfassung

 

Es wird also munter aneinander vorbeigeredet.

Jeder geht von sich und seinem System aus, ohne in der Lage zu sein, sich in den anderen hineinversetzen zu können.

Das Hauptproblem wie meistens bei menschlicher Kommunikation ist, dass nicht offen miteinander geredet wird.

Es gibt ein Problem – es wird offen darüber geredet – Problem gelöst. Wenn das Problem nicht lösbar ist, so kennt mensch dieses zumindest und kann sich damit arrangieren. Wenn arrangieren keine Lösung ist, kann sich mensch entscheiden, ob er ein Ende mit Schrecken oder einen Schrecken ohne Ende vorzieht.

Auf diese Art und Weise lässt sich eine wunderbare Beziehung leben. Wer es vorzieht, nebeneinander her zu leben, sollte sich nicht wundern, eine drittklassige Beziehung zu führen, die (sofern sie nicht völlig inhaltsleer ist) früher oder später in der Katastrophe mündet.

„Er hat nichts kapiert“. Deswegen, weil er nicht fragt bzw. keiner es ihm sagt. Wie dem guten Tony ergeht es vielen – sie sehen, aber sie verstehen nicht. Teilweise können sie es nicht verstehen, weil sie nicht „eingeweiht“ sind und keine Chance haben, etwas wahrzunehmen oder weil sie sich nicht trauen, danach zu fragen, weil es ihnen peinlich ist und es schließlich alle anderen wüssten.

Julian Barnes schildert eine Szene im Lokal. Tony bestellt wie üblich Pommes Frites. Die „handgeschnittenen“ Pommes Frites möchte er diesmal dünner geschnitten haben. Der Kellner schaut ihn völlig fassungslos an: es steht keiner in der Küche mit dem Messer vor den Kartoffeln, sondern sie bekommen die Ware bereits „handgeschnitten“ angeliefert. Also in der üblichen Form, in der Pommes Frites üblicherweise im Restaurant serviert werden - nicht in Scheiben, nicht gewürfelt, nicht geraffelt.

Beide reden in ihrer Selbstverständlichkeit von etwas völlig anderem – aber sie reden miteinander und können so das Missverständnis klären.

Es kann nie davon ausgegangen werden, dass zwei Menschen immer dasselbe meinen. „Anspielungen“ und „zwischen den Zeilen lesen“ werden entweder ins Nirwana oder in die Katastrophe führen.

Wie bei Julian Barnes Meisterwerk „Vom Ende einer Geschichte“.

Zur menschlichen Kommunikation siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/313-missachtung-des-gesprochenen-wortes.html

Für die Bewohner des Erdreichs ist es jedes Mal eine Zumutung, einen Menschen vor sich zu haben, der nicht sagen kann, was er will. Sich aber alles schönredet und sich selbst für den Größten hält.

 

 

Ich bin Philanthrop, Demokrat und Atheist. Rupert Regenwurm