Hölle, Tod und Teufel

 

 

„Präsident der Internationalen Vereinigung der Exorzisten gestorben

Roms berühmtester Exorzist starb am Freitag im Alter von 91 Jahren. Pater Gabriele Amorth hat 70.000 kirchenoffizielle Teufelsaustreibungen vorgenommen. Offenbar gab es Bedarf. Er rede täglich mit dem Satan, sagte dieser Priester einmal.

Amorth wurde 1986 von Papst Johannes Paul II. zum amtlichen Exorzisten berufen. Weltweit bekannt wurde er durch zahlreiche Bücher und Interviews. Er brachte darin etwa Yoga und "Harry Potter" mit dem Teufel in Verbindung. 1990 gründete er die internationale Vereinigung der Exorzisten, die der Vatikan offiziell anerkannte.“

So beginnt ein Artikel von Horst Herrmann über den am 16. September verstorbenen Gabriele Amorth und den christlichen Teufelsglauben. Es mag ja Teufel in Menschengestalt geben – aber richtige Teufel? Weiter geht es mit Horst Herrmann:

„Heute will es mal wieder keiner gewesen sein. Doch innerhalb der katholischen Kirche ist allenfalls die Praxis der Teufelsaustreibungen, nicht aber die Existenz des Teufels selbst umstritten. Dabei wird eine Teufelsaustreibung streng genommen auch in einfacher Form bei normalen Taufzeremonien nach katholischem Ritus vorgenommen. Ich selbst bin 1963 zum Exorzisten "geweiht" worden, nichts Besonderes, es handelte sich um eine sogenannte niedere Weihe, die Vorbereitung auf die Priesterweihe.

Den Großen Exorzismus dürfen geeignete Priester aber nur nach Genehmigung des zuständigen Bischofs vornehmen. Seit 1999 gelten dazu neue Richtlinien des Vatikans, die den Exorzisten dazu anhalten, eine mögliche Besessenheit genau zu überprüfen und sich gegebenenfalls mit Medizinern und Psychiatern zu beraten.

Pater Gabriele Amorth hielt von der Neufassung nicht viel. "Das ist, als ob sie den Teufel mit einer ungeladenen Waffe bekämpfen wollen", urteilte er. Im Übrigen finden sich Hunderte praktizierende Exorzisten in katholisch geprägten Ländern. In Polen gehört Exorzismus immer mehr zum katholischen Alltag. Das hat auch politische Konsequenzen.

Die Existenz des Satan anzuzweifeln, sah Amorth stets als Gefahr an: "Dem Teufel ist es ganz recht, wenn Sie nicht an ihn glauben. Dann kann er ungestört wirken." Die Konsequenzen: Den Vertretern einer abweichenden Auffassung werden nicht so sehr sachliche Argumente bescheinigt. Vielmehr wird hinter ihrem Standpunkt noch immer oder schon wieder das Wirken böser Mächte gesehen. Bis heute gilt intensive Abwehr und Ablehnung des Christentums oder der Kirche als ein Beweis für Besessenheit. Und eben diese muß einem politisch missliebigen Menschen ausgetrieben werden.

Die Verbindung von Andersdenken und -glauben mit dem Wirken des Teufels hat eine sehr lange und sehr verhängnisvolle kirchliche Tradition. Auch die Verbindung der Juden mit dem Teufel zieht sich kontinuierlich durch die Geschichte der christlichen Völker. Der Nationalsozialismus brauchte beispielsweise die jahrhundertealte Gleichsetzung von Teufel und Juden nur aufzugreifen und für seine Zwecke zu nutzen. 1938 forderte ein Pogrom vierhundert Tote und tausend zerstörte Synagogen. Der Protest katholischer Bischöfe darf als sehr zurückhaltend charakterisiert werden.

Verbale Herabsetzungen und nicht zuletzt Dämonisierungen haben immer wieder tatsächliche Aggressionen gegen Andersdenkende und Minderheiten vorbereitet. Nur zu oft verschaffte der Teufelsglaube das gute Gewissen für Diskriminierung, Folter und Exekution. Umfassende sadistische Exzesse wie Kreuzzüge, Inquisition, Hexenverfolgung hatten ihre Stütze.

Auch Teufel haben ihre Geschichten. Es ist wie immer: Wie sich ein Glaube entwickeln kann, der einem beigebracht wurde, habe ich am eigenen Leib verspürt. Ich bin noch als Theologiestudent Jahre lang durch die Straßen gelaufen und habe Nein vor mich hingesagt. Nein zum Teufel, vor dessen Einfluss ich immer gewarnt worden war. Und meine erste Probepredigt befasste sich mit dem Glauben an den Teufel, der eine Grundlage in der Bibel haben soll. Erst Jahre später habe ich mit diesem Unsinn Schluss machen können. Für immer. Doch noch vor wenigen Jahren habe ich unter der Moderation von Gerhard Delling mit einem Piusbruder über so was streiten müssen.

Jedenfalls sehen wir, was der biblische Jesus anrichten kann, wenn er den Aberglauben seiner Zeit wiedergibt. Jesus bezieht sich in diversen Gleichnissen auf den Teufel. Viele Teufelsvorstellungen gehen in der Tat auf das sogenannte Neue Testament zurück. Dort wird der Teufel als der große Drache sowie die uralte Schlange, die Widerwirker und Satan heißt und als Fürst des Vollmachtsgebiets der Luft bezeichnet. Der Satan wird mit einem Engel des Lichts verglichen und als personifiziertes Geistwesen vorgestellt. Ein paulinischer Autor bezeichnet den Teufel als den Gott dieser Welt, und in den Evangelien tritt der Teufel in der Rolle des Versuchers auf, der Jesus zu einem Missbrauch seiner göttlichen Macht verleiten will.

Im Christentum ist der Teufel der Inbegriff des Bösen. Ein eigenständiges Geistwesen soll mit seinem freien Willen nicht unter der Herrschaft und Befehlsgewalt Gottes stehen. Ein gefallener Engel, der gegen Gott rebellierte und seitdem die Welt heimsucht. So wird der Teufel als Urheber der Lügen und des Bösen in der Welt angesehen.

Zudem hat sich die Vorstellung entwickelt, dass der Teufel die Schlange im Paradies war, welche die Menschen verführte und das Opfer des Jesus von Nazaret als einzig mögliche Erlösung erforderlich machte. So wird die historische Katastrophe eines Menschen am Kreuz umzudeuten versucht.

Freilich haben die am meisten verbreiteten Annahmen über den Teufel weder im Judentum ihren Ursprung noch wurden sie zu Lebzeiten des Jesus von Nazaret gelehrt. Vielmehr entstammen sie volkstümlichen Vorstellungen des Mittelalters. Die bildliche Darstellung des Teufels, dessen angeblicher Wohnort die Hölle ist, geht oft auf heidnische Götter wie Pan zurück, die zu Teufeln abgewertet wurden. Sie wurden meist schwarz und behaart, mit einem oder zwei Bocksfüßen, Widderhörnern, einem Schwanz, hässlichem Gesicht und Habichtsnase dargestellt.

Heute wird der Teufel so gut wie nicht mehr thematisiert. Selbst wenn im Katechismus der katholischen Kirche noch an der Existenz des Teufels festgehalten wird, findet sich keine dogmatische Definition. Das ist gut so. Der Abschied vom klassischen Trio infernal, von Teufel, Hölle, Jüngstem Gericht, ist überfällig. Das Böse ist in der Welt. Das ist nicht zu leugnen. Aber um es zu erklären, brauchen wir keinen Teufel einzubringen. Die klassische Exorzisten-Zunft mag das anders sehen. Sie benötigt nun mal eine Existenzberechtigung.“

http://hpd.de/artikel/tod-und-teufel-13526

 

 

 

Des Teufels General

 

Es gibt eine sehr schöne katholische Seite, die Gabriele Amorth und seine Gedanken schildert. Die in diesem Kapitel angeführten Zitate stammen von dort:

http://kath-zdw.ch/maria/besessenheit.html

 

Gabriele Amorth

 

„Wie viele Patienten haben Sie? "Ich bin der einzige Exorzist, der sieben Tage die Woche arbeitet, einschließlich Heiligabend und Ostern, von morgens bis nachmittags. Ich habe in 21 Jahren bisher über siebzigtausend Exorzismen durchgeführt. Als ich jünger war, im Schnitt fünfzehn, sechzehn Exorzismen am Tag. Jetzt habe ich ein wenig nachgelassen. Sehen Sie meinen Terminkalender. Alles ist voll. Ich müsste Fälle einmal die Woche sehen, und kann sie nur einmal im Monat empfangen."“

„Wenn es um den Teufel geht, kennt sich Don Gabriele Amorth bestens aus. In 21 Jahren hat er über siebzigtausend Exorzismen durchgeführt. Da gibt es eine Menge zu berichten.

In wievielen Fällen haben Sie die Gegenwart des Teufels festgestellt?

«Ich persönlich habe es bisher mit ungefähr 12 schweren Fällen zu tun gehabt. Doch die Personen, die bis zu mir gelangen, sind selektioniert. Jeden Montag erhalte ich Anrufe von Menschen, die um Hilfe bitten. Im Schnitt stelle ich bei zwei Drittel der Fälle fest, dass eine Audienz unnötig ist. Beim restlichen Drittel kann ich erst nach einem oder mehreren Exorzismen sehen, ob es sich um wirkliche Teufeleien oder um paranormale Phänomene handelt, die ein Exorzist natürlich auch kennen muss.»“

„Pater Amorth ist hager und mit seinen 81 Jahren äußerst vital. Trotz seines Alters ist er erst seit 20 Jahren Exorzist. Vorher war er Redaktor und Schriftsteller. Er ist seit Jahren Mitglied der internationalen päpstlichen Marianischen Akademie. Seine Ernennung zum Exorzisten kam für ihn überraschend. Alles begann bei einer Zusammenkunft mit dem damaligen Vikar des Papstes für die Stadt Rom, Kardinal Ugo Poletti. Dabei kam der Kardinal auf einen gemeinsamen Bekannten, den Passionistenpater Candido Amantini, zu sprechen. P. Candido war der berühmteste Exorzist in Rom und hatte eine 36jährige Erfahrung. Kardinal Poletti packte die Gelegenheit beim Schopf: ,,Sie sind ein Freund von P. Candido und wissen gewiss, dass er alt ist und einer Hilfe bedarf. Ich verleihe Ihnen darum das Recht zu exorzieren.“ So wurde Pater Amorth zuerst der Gehilfe und Lehrling, später der Nachfolger von P. Candido. Seitdem hat er in weniger als sechs Jahren ca. 12‘OOO Exorzismen durchgeführt.“

„FACTS: Es gibt keine Ausbildung?

Amorth: Nein. Deshalb habe ich 1992 die internationale Vereinigung der Exorzisten gegründet. Auf den Treffen können wir uns gegenseitig etwas beibringen. Anfangs waren wir zwölf, heute sind wir Hunderte.“

 

 

 

Katholische Kirche

 

Was geschieht, wenn ein Priester Exorzismen ohne die Erlaubnis seines Diözesanbischofs spricht?

«Juristisch vollzieht er einen verbotenen Akt, weil er sich etwas anmaßt, das die Erlaubnis seines Bischofs erfordert. Erst mit dessen Einverständnis ist die Durchführung eines Exorzismus rechtmäßig. Ein Priester, der einen unerlaubten Exorzismus durchführt, setzt sich dem Zorn und der Rache Satans aus, weil er nicht den Schutz der Kirche besitzt.»

Glauben die Bischöfe an die Besessenheit und an die Wichtigkeit des Exorzismus?

«Seit etwa 200 Jahren sind die Exorzismen auf ein absolutes Minimum reduziert. Leider besitzen wir Bischöfe und Priester, welche die Traktate über die Dämonologie nicht studiert haben und sich folglich in der Materie nicht auskennen. Viele von ihnen sind nie mit Besessenen oder mit Exorzismen in Kontakt gekommen. Außerdem sind sie von Theorien gewisser Bibelforscher und Theologen beeinflusst, die sogar die im Evangelium berichteten Teufelsaustreibungen Christi bezweifeln. Sie glauben zwar theoretisch an den Teufel, verneinen aber seine praktische Wirksamkeit.»

Doch der Papst ist nicht gegen die Exorzismen eingestellt. Stimmt es, dass Johannes Paul II. selbst Exorzismen vorgenommen hat?

«Ich weiss mit Sicherheit, dass der Heilige Vater im Jahre 1984 zwei Exorzismen durchführte (später sollen andere gefolgt sein. Schon als Kardinal von Krakau hat der jetzige Papst exorziert). Dagegen haben unsere Bischöfe nie Exorzismen durchgeführt. Beim Exorzismus gilt aber nichts anderes als bei so vielen Dingen im Leben: wenn einer etwas nicht selber gemacht und gesehen hat, dann glaubt er nicht.»“

„F. Und die Kirche, was unternimmt sie gegenüber der Verbreitung dieses Phänomens (Satanismus)?

1. Sie ist total abwesend! Seit dreihundert Jahren hat man aufgehört, Exorzismen in der lateinischen Kirche durchzuführen (nicht so in der orthodoxen Kirche und Kirchen bestimmter, protestantischer Bekenntnisse). Und da Priester und Bischöfe, die nie Exorzismen gesehen haben, nicht darüber sprechen, die im katholischen Glauben persönliche Anwesenheit des Teufels, wie sie in Seminaren gelehrt wird, entfernt haben, glauben selbst nicht mehr daran. Ich glaube, dass 99% der Bischöfe nicht mehr an das außerordentliche Wirken des Teufels glaubt.“

„Die Mehrzahl der Kardinäle im Vatikan hält solche Fälle für blanken Unsinn und Exorzismus für einen Ritus des Mittelalters. Seit dem Jahr 1999 ist Exorzismus in der katholischen Kirche nur in extremen Einzelfällen möglich, ansonsten aber verboten. Theologisch ist das ein großes Problem, denn der Stifter der Religion, Jesus von Nazareth, vollzog zweifellos Exorzismus.

Die katholische Kirche kann kaum etwas verbieten, was Jesus offensichtlich für richtig hielt. Im Evangelium (Lukas, Kapitel 8, Vers 27-31) heißt es: "Als Jesus an Land ging, lief ihm ein Mann aus der Stadt entgegen, der von Dämonen besessen war. (. . .) Als er Jesus sah, schrie er auf, fiel vor ihm nieder und rief laut: ,Ich bitte dich, quäle mich nicht.' Jesus hatte dem unreinen Geist befohlen, den Mann zu verlassen (...) Jesus fragte ihn: ,Wie heißt du?' Er antwortete: ,Legion.' Denn er war von vielen Dämonen besessen. Und die Dämonen baten Jesus, sie nicht zur Hölle zu schicken." Die Geschichte endet in der Bibel damit, dass Jesus den Dämonen gestattet, in Schweine zu fahren, die sich in einen See stürzen. Diese Praxis verbietet aber Amorth jungen Exorzisten, denn in einem solchen Fall, einem tödlichen Unfall, müssten die Exorzisten vor Gericht als Zeugen auftreten.

In einem Gutshaus in Umbrien hatte der römische Exorzist, der mittlerweile verstorbene Pater Candido, 1971 in einem Bauernhaus bei einem alten Mann einen Exorzismus vorgenommen und dem Geist befohlen, in das Hausschwein zu fahren. Am Abend fütterte die Bäuerin das Schwein wie immer. Das bisher unauffällige Tier tötete die Frau, und es kam zu einem Prozess in Perugia.

Papst Johannes Paul II. duldet die Arbeit der Exorzisten, mehr aber auch nicht. Das Anliegen der Exorzisten, einen Weltkongress im Vatikan zu organisieren, lehnte er ab. Den Appellen zahlreicher Bischöfe, das Exorzistenzentrum endlich zu schließen, gab er aber auch nicht nach.

"Es gibt den Teufel, er agiert manchmal hier auf dieser Welt", sagte der Papst zu Don Amorth. Amorth bekommt aber nicht nur von Gläubigen Unterstützung, sondern auch von Atheisten. Das Sprachwissenschaftliche Institut der Universität Rom bestätigte Don Amorth 1998 einen wissenschaftlich unerklärlichen Fall. Eine junge Bäuerin, die schlecht Italienisch sprach, fluchte während eines Exorzismus stundenlang grammatikalisch korrekt in acht Sprachen, darunter die nahezu ausgestorbene Sprache der Zeit Jesu Christi, die nur ein paar Dutzend Menschen auf dem Globus beherrschen: Alt-Aramäisch. In dem Gutachten heißt es: Es ist unerklärlich, wie die Frau diese Sprachen erlernen konnte.“

„FACTS: Warum operieren in Italien über 300 Exorzisten – und in der Schweiz traut sich niemand, darüber zu sprechen?

Amorth: Nach den Hexenverfolgungen wagte drei Jahrhunderte lang niemand mehr, Exorzismus zu praktizieren. Deutschsprachige Theologen fingen sogar an, die Exorzismen von Jesus Christus zu leugnen. Das hat die Bischöfe und Geistlichen zusätzlich entmutigt. In Italien hingegen hat 1972 die Rede von Papst Paul VI. das Eis gebrochen. Außerdem haben meine Bücher, Interviews und Fernsehauftritte viel bewegt.“

 

 

 

Real existierender Teufel

 

Glauben Sie, dass der Teufel real gegenwärtig sein kann?

Satan ist ein wirkliches, persönlichgeistiges Wesen. Er gehört zu den Abertausenden von Gott geschaffenen Engeln. Wie alle Engel war der Teufel einst glücklich und gut, erlag dann aber einer Versuchung. Es steht fest, dass sich Satan und seine Anhänger aus eigener Schuld in Dämonen verwandelten, weil sie sich nicht in den Dienst Christi stellen wollten. Die Dämonen sind persönliche Wesen, weil sie Freiheit und Willen besitzen. Sie sind geistige Wesen, reine Geister, weil sie keine Seele und keinen Leib haben wie der Mensch. Darum benützen sie manchmal den Körper der Menschen.»“

„Vor allem muss man das Problem der Existenz des Teufels betrachten, welche von einer großen Zahl Theologen rationaler Ausrichtung in Frage gestellt wird, die Satan nur als Mythos oder Symbol des Bösen im allgemeinen ansehen möchten. Diese Gelehrten erinnern wir an die Lehre des Katechismus der katholischen Kirche: "Wenn man beim 'Vaterunser' zum Schluss betet 'erlöse uns von dem Bösen', unter 'Bösen' versteht man die Person des Bösen, nicht das Böse im allgemeinen (KKK Nr. 2851).

Papst Paul V. sagte in Bezug auf den Teufel: Satan ist ein perverser, verdorbener Agent ... er ist nicht nur ein Teufel, sondern eine Furcht erregende Mehrzahl. Daher ist Satan Person, im Gegenteil, eine Mehrheit von Personen; er umfasst alle jene Engel, die, nachdem sie sich weigerten, Gott zu gehorchen, zu Teufeln geworden sind, d.h. zu Rebellen und Verfluchte. Zur Untermauerung dieser Lehre der Kirche wäre es angebracht, jene Absätze der Bibel herauszusuchen, aus denen das Dasein Satans hervorgeht und sich deutlich offenbart; ferner kann man verstehen, spricht man vom Teufel, bedeutet das indirekt von Christus zu sprechen, denn die Bibel behauptet, dass Jesus der Retter ist, denn er ist gekommen, uns von der Macht des Bösen zu befreien. "Satan ist frei, intelligent und mit dem Geist der Initiative ausgestattet."“

„FACTS: Wüsste der Teufel die Antwort?

Amorth: Ja. Aber der Teufel lügt. Und er ist wortkarg, weil er sich verstecken will. Er ist glücklich über alle, die nicht an seine Existenz glauben, ihn lächerlich machen und ihn mit Schwanz, Hörnern und Fledermausflügeln abbilden.

FACTS: Und wie sieht er wirklich aus?

Amorth: Der Teufel ist nur ein Geist. Er ist ein Engel, der sich gegen Gott aufgelehnt hat.

FACTS: Haben Sie Angst vor dem Teufel?

Amorth: Niemals. Er hat Angst vor uns.

FACTS: Bedroht er Sie?

Amorth: Er sagt mir höchstens mal: «Heute werfe ich dich aus dem Bett» oder «Heute komme ich mit einer Schlange in dein Bett».“

„Bei einer anderen Signora sagte mir der Dämon, er würde am 8. Dezember verschwinden, dem Fest der Madonna. Wir hatten eine sehr lange Sitzung am 8. Dezember, fünfeinhalb Stunden lang, und alles schien vorbei zu sein. Alle lagen sich in den Armen. Aber eine Woche später war wieder alles wie vorher. Ich fragte den Dämon: Warum hast du mir das falsche Datum genannt? Er antwortete" - Don Gabriele macht eine hohe Stimme nach -: "Ich habe dich reingelegt. Weißt Du nicht, dass ich von Natur aus ein Lügner bin? Hat man dir nie beigebracht, dass ich nicht die Wahrheit sage? Ich stand da wie ein Dummkopf."“

 

 

 

Wege des Teufels

 

Es gibt vier Ursachen für teuflische Besessenheit oder Heimsuchungen teuflischen Ursprungs. Zwei Ursachen sind unverschuldet - für sie ist der Betroffene nicht verantwortlich. Die anderen beiden sind schuldhaft – für sie ist die menschliche Verantwortlichkeit ganz offensichtlich.

Es kann sich einfach um eine göttliche Zulassung handeln, so wie Gott auch eine Krankheit zulassen kann. Der Zweck ist, der Person eine Gelegenheit der Reinigung zu geben und die Möglichkeit, Verdienste zu erwerben. Ich könnte eine lange Liste von Heiligen und Seligen aufzählen, die zeitweise teuflisch besessen waren (die hl. Gemma Galgani, die sel. Angela von Foloigno, der sel. Don Calabria…) Es kann sich freilich auch einfach um teuflische Heimsuchungen handeln, wie Schläge, Stürze und Ähnliches. Davon gibt es bekannte Beispiele aus dem Leben des hl. Pfarrers von Ars und Pater Pios.

Die Ursache kann auch in einer Verwünschung liegen, die ein anderer über jemanden ausgesprochen hat: Das betroffene Opfer hat da keine Schuld, sondern Schuld hat derjenige, der sie hervorruft. Auch der unschuldigste Mensch (z.B. ein noch im Mutterschoß befindliches Kleinkind) kann Opfer einer Verwünschung sein, die das Ziel hat, jemandem durch den Teufel Böses anzutun.

Das kann auf vielerlei Weise geschehen: durch eine Behexung, dadurch dass man etwas auf den Körper legt, durch Verfluchung, durch den Bösen Blick, durch Macumba-Zauber usw.. Hier kommt man in den umfangreichen Bereich der Magie und Hexerei, der uns allzu weit außerhalb unseres Themas bringen würde.

Ich beschränke mich darauf zu sagen, dass Gott den Menschen frei erschaffen hat und auch frei, dem Anderen Böses anzutun. Wie man einen Killer anheuern kann, einen Anderen umzubringen, so kann man auch einen mit dem Teufel Verbundenen anheuern, eine teuflische Verwünschung gegen einen Anderen auszusprechen.

 

 

 

Der Umgang mit gefährlichen Personen und das Aufsuchen solcher Orte

 

Wer sich an Zauberer, Kartenleger, Hexer wendet, wer spiritistische Sitzungen und satanische Sekten aufsucht, wer Okkultismus, Totenbeschwörung (auch in Form automatischen Schreibens, die heute sehr verbreitet ist) betreibt. Alle diese Leute setzen sich der Gefahr aus (auch wenn sie in den meisten Fällen keine Folgen feststellen können), teuflische Einflüsse oder sogar eine Besessenheit zu erleiden. In diesen Fällen ist die Verantwortlichkeit der Betreffenden ganz offensichtlich. Manchmal wird das in der leichtsinnigsten Absicht in Kauf genommen: zum Beispiel im Fall eines Blutspaktes mit Satan.

Auch die vierte Ursache macht den Handelnden voll dafür verantwortlich:

Man kann in teuflische Heimsuchungen verfallen, weil man beständig in schwerer und vielfacher Sünde lebt. Ich glaube, dass dies der Fall des Judas im Evangelium ist, über den uns schließlich gesagt wird: „Satan ging in ihn ein.“ Mir sind Fälle von Jugendlichen vorgekommen, die Drogen nahmen und sich gemeinschaftlich schwerer Verbrechen und sexueller Perversionen schuldig machten: schwere und andauernde Sünden, die sie zu Sklaven des Dämons machten. Ich habe auch große Schwierigkeiten festgestellt, Frauen zu befreien, die neben anderen Gründen, die die Besessenheit hervorgerufen hatten, abgetrieben hatten.“

 

 

 

Wirken des Teufels

 

„Seine hauptsächlichste Aktivität, die wir als gewöhnlich bezeichnen können, besteht darin, den Menschen zum Bösen zu verführen, mit der Absicht, ihn von Gott zu entfernen. Deshalb genügt es nicht nur "an Gott zu glauben" - wie es in der Tat 90% der Italiener tun - sondern es ist notwendig, den Willen Gottes zu tun. "Während meiner 45.000 Exorzismen - erzählt ironisch Don Amorth - bin ich nie einem Teufel begegnet, der nicht an Gott glaubt. Glauben nützt nichts; vielmehr muss man das tun, was uns Jesus gesagt hat" (vgl. Jak 2,14-20; Mt 7,21). Dieser Aktion der Versuchung sind wir alle unterworfen, das ganze Leben lang, wie auch Jesus und Maria nicht ausgenommen waren; deswegen ist es nötig, wachsam zu sein, den Gelegenheiten zur Sünde auszuweichen, und, vor allem zu beten, denn alleine verlieren wir den Kampf gegen Satan, während wir ihn gemeinsam mit Christus durch das Gebet gewinnen.

Es gibt da auch eine außergewöhnliche Tätigkeit des Teufels, die darin besteht, dass er besondere, außerordentliche Störmanöver unternimmt; das passiert manchmal unserer Schuld wegen, manchmal auch aus Schuld anderer. Wir können diese in 4 Kategorien einteilen, auch wenn unter den Exorzisten keine gemeinsame Sprache herrscht, um teuflische Phänomene zu beschreiben.

* Besitzergreifung

Der Teufel kommt in den menschlichen Körper und äußert sich mit Gesten und Worten. In diesem Fall sei klar gesagt, dass Satan nicht der Seele Besitz ergreifen kann.

* Schikanen:

Der Teufel fügt einer Person Leiden und Flüche zu und wirkt auf die Gesundheit, Zärtlichkeit und Arbeit ein. Ein solcher Fall ist nicht leicht zu erkennen, denn diese Übel kommen von Satan auf indirekte Weise, nicht offensichtlich, so dass man glaube, sie haben natürlichen Ursprung. Deswegen wenden sich die betroffenen Personen, die oftmals nicht von Priestern und Bischöfen verstanden werden, die ihrerseits recht wenig von diesen Dingen wissen, an Zauberer, um bei ihnen Hilfe zu erfahren; die Probleme werden nur noch größer, denn alle Zauberei bezieht ihre Kraft vom Reich der Finsternis. Es ist eine banale Täuschung, zu glauben, dass die weiße Magie, jene, die theoretisch "für das Gute" gemacht ist, die Kraft des Bösen verwenden kann, um Wohlbefinden zu schaffen und das Böse auslösche. Die Magie ist und bleibt schwarz, immer nur schwarz, auch wenn sie als "gut" vorgestellt wird.

* Besessenheit:

Es handelt sich um dem Menschen zugefügte Störungen, die seine innere Ausgeglichenheit angreifen, sein psycho-gefühlsmäßiges Gleichgewicht. Satan greift an und verursacht Verwirrung, Kummer und innere Qualen.

* Verseuchung:

Darunter versteht man jene Bösartigkeiten, die Sachen und Tiere treffen. Der Katechismus der katholischen Kirche erklärt, dass man auch Exorzismen über Dinge (KKK Nr. 1673) ausführen kann, und in der Tat kommt es vor, dass man Häuser und Orte exorzieren muss. All diese besonderen Bösartigkeiten, die jedoch keine Macht über die Seele besitzen, empfängt man aus vier Gründen:

a) Aus freier Initiative des Teufels. Infolge der den Geschöpfen geschenkten Freiheit, lässt Gott zu, dass Satan das Böse wirkt, auch wenn das Böse nicht Wille Gottes ist. Das entspricht nicht so sehr einem Zulassen Gottes dem Bösen gegenüber, als vielmehr ein nicht-sofortiges-Eintreten Seinerseits. Die Gründe eines solchen, göttlichen Willens entziehen sich unserem Wissen; wir wissen jedoch, dass Gott die Macht hat,m das Böse in Gutes umzuwandeln. Viele Heilige waren von Besitzergreifung, Schikanen und Besessenheit betroffen, und haben sich durch diese Prüfungen hindurch geheiligt: Pater Pio, der Kurat von Ars, die hl. Gemma... Vergessen wir daher nicht den Wert des Kreuzes. Die satanischen Übel, Gott als Opfer dargebracht, haben eine unglaubliche Auferstehungskraft.

b) Infolge Besuches gefährlicher Orte: Zauberer, Kartenleser, satanische Gruppen, spiritistische Sitzungen.

c) Verharren in schwerer Sünde. Mit der Zeit "verhärtet" man sich in der Sünde und das Böse schlägt in uns tiefe Wurzeln.

d) Verfluchungen: Ist die meiste Ursache und betrifft 90% der Fälle und hängt nicht von dem ab, den die Flüche treffen. "Verfluchung" bedeutet ein begangenes Übel mit Hilfe des Teufels. Wer kann solches ausführen? Nicht alle, sondern nur die Zauberer, die tatsächlich mit dem Teufel in Verbindung sind. Es gibt mehrere Formen von Verfluchungen: Verwünschung, Fessel, 'böser Blick'... Schuld an solchen Übeln sind die Auftraggeber und Ausführenden.“

„Im Vatikan war Padre Davide tätig. Er hat seine Arbeit aufgeben müssen, aus Altersgründen. "Im Vatikan ist seither kein Exorzist mehr tätig. Dafür gibt es satanische Sekten dort. Auch im Vatikan sind satanische Sekten aktiv. Sie sind überall. Man sieht sie nicht. Aber es gibt sie, ci sono." Aber woher weiß man das? "Man weiss es. Si sa. Machen Sie weiter."

 

 

 

Verfluchungen

 

„Wenn ich einen freien Willen habe, ist es nicht möglich, dass der Dämon mich gegen meinen Willen ergreift? "Doch, es ist möglich. Wenn Sie sich willentlich dem Okkultismus verschreiben. Bei Magiern, Satanisten und so weiter. Dann öffnen Sie sich bereitwillig dem Dämon. Außerdem ist es möglich, dass jemand dich ohne dein Wissen verfluchen lässt. Vielleicht, weil er neidisch ist auf deinen Posten oder deinen Arbeitsplatz ruinieren möchte. Wenn er sich an einen Hexer wendet, der mit Satan im Bunde ist, dann kann er dich verfluchen. Sie werden krank, beispielsweise, und können nicht mehr arbeiten. Wenn sie dagegen in Einklang mit Gott leben, ist es sehr viel schwieriger, sie zu verfluchen. Es gibt auch Magier, die keine Verwünschungen gegen etwas aussprechen, sondern etwas herbeihexen. Man nennt das weiße Magie. Viele Hexer praktizieren keine schwarze Magie, weil sie Angst vor dem Bumerang-Effekt haben. Dass der Fluch nicht ankommt, sondern sich gegen sie selbst wendet. Das ist möglich." Es gibt also keinen vollkommenen Schutz gegen Verfluchungen? "Nein. Es gibt keinen perfekten Schutz. Zum Beispiel die heilige Mirjam, eine Karmeliterin, die einzige Araberin unter den Heiligen. Sie war zwei Mal während ihres Lebens besessen vom Dämon. Und brauchte Exorzisten. Es war gewiss nicht ihre Wahl."“

 

 

Verfluchte Orte

 

„Wir hatten auf das wichtige Zeugnis des Origenes hingewiesen, wonach schon die ersten Christen die Dämonen nicht nur aus Personen, sondern auch aus Häusern, Gegenständen und Tieren austrieben. Wir Exorzisten, die wir erst eine noch nicht existierende Fachsprache finden müssen, übernehmen das Wort «Infestation», «Angriff», um damit eben jene dämonischen Störungen zu bezeichnen, die nicht Personen, sondern Orte, Gegenstände und Tiere heimsuchen.

Wir betreten damit ein Gebiet, das keineswegs neu ist, wurden doch diese Formen von Belästigungen schon in den ältesten Zeiten und bei allen Völkern festgestellt und bekämpft.

Wir dürfen aber zwei Punkte nicht verschweigen:

1. Es handelt sich um ein Gebiet, auf dem uns nur die direkte Erfahrung weiterhelfen kann. Ohne diese Erfahrung glaubt man nicht einmal an solche Dinge. Jeder Exorzist kann bezeugen, dass er bei der Ausübung seines Amtes Fällen begegnet ist, an deren Möglichkeit er nie geglaubt hätte, wenn er sie nicht selbst gesehen und erfahren hätte. Wundern wir uns also nicht über so viel Ungläubigkeit und Skepsis vor allem seitens des Klerus, der, wie wir bereits gesagt und deutlich dargelegt haben, über diese Materie nicht unterrichtet ist.

2. Wir können auch nicht in Abrede stellen, dass auf diesem Gebiet Irrtümer, Beeinflussungen, falsche Ängste an der Tagesordnung sind, wenn es sich nicht gar um eigentliche Wahnvorstellungen handelt. Wir müssen dies klar sehen und in Rechnung stellen, um nicht etwa an fliegende Esel zu glauben!

Wie gewohnt gehe ich von der Heiligen Schrift aus, diesmal vom Buch Exodus, jenem für das Volk Israel so repräsentativen und für alle Zeiten so lehrreichen Buch. Ich werde mich mit den «zehn ägyptischen Plagen» etwas länger befassen. Aus zwei Gründen finde ich dies sehr wichtig.

Erstens weil man hier sieht, wie Moses im Namen Gottes und die Magier mit der Macht Satans die gleichen Phänomene erzeugen können. Bisweilen ist das Geschehen an sich identisch, doch muss man auf die Ursache zurückgehen. Bei gewissen Phänomenen ist es nicht hinlänglich ersichtlich, ob sie Werke Gottes oder Werke Satans sind, und ob derjenige, der sie vollbringt, ein Charismatiker oder ein Magier ist. Es bedarf hierzu einer besonderen Unterscheidungsgabe.

Der zweite Grund, weshalb ich die ägyptischen Plagen für besonders wichtig halte, ist, dass sich analoge Phänomene auch heutzutage ereignen. Ich wiederhole hier, was ich schon gesagt habe: Gewisse Dinge glaubt man erst, wenn man sie sieht oder erfährt. Ich führe ein Beispiel an. Die erste ägyptische Plage war das zu Blut verwandelte Wasser. Nun haben mehrere meiner Exorzistenfreunde gesehen, wie in kürzlich erbauten Privathäusern, deren hydraulische Anlagen den kommunalen Wasserleitungen angeschlossen waren, aus den Wasserhähnen Blut statt Wasser floss. Auch in meinem vorangehenden Buch (Ein Exorzist erzählt / Buch I.) habe ich von einem solchen Fall berichtet:

Zwei berühmte Professoren (Spezialisten der chemischen Analyse) der Universität von Padua hatten dieses Phänomen mit sarkastischer und ironischer Miene beobachtet und eine ganze Flasche von jenem «Blut», woran sie natürlich nicht glaubten, mitgenommen. Als dann aber dessen Analyse ergab, dass es sich wahrhaftig um menschliches Blut handelte, wurden sie von einer Panik ergriffen und waren unter keinen Umständen mehr dazu zu bewegen, in jenes Haus zurückzukehren. Ich bin vielen Rationalisten, Atheisten und auch Priestern begegnet, die sich auf die gleiche Weise benommen haben: Auf ihrem Unglauben folgte das Entsetzen.

Der Exodus berichtet uns bei der zweiten, dritten und vierten Plage von der Invasion der Frösche, Stechmücken und Hundsfliegen, welche die Häuser der Ägypter heimsuchten.

Wir können auch noch die achte Plage, die Invasion der Heuschrecken, hinzufügen. Nun ist mir mehrmals von Häusern berichtet worden - und ich habe solche mit eigenen Augen gesehen -, über welche plötzlich Fliegen, fliegende Ameisen, manchmal widerliche Insekten (Skorpione oder andere, nicht immer leicht identifizierbare kleine Tiere) hergefallen sind, die dann schlagartig und vollständig verschwanden, wenn man sie mit Weihwasser besprengte oder die Orte exorzierte.

Im Exodus ist auch die Rede von einem mysteriösen Übel, durch welches das Vieh umkam; es scheint sich um «eine sehr schlimme Pest» gehandelt zu haben (fünfte Plage). Und es ist auch die Rede von einem Geschwür, das Menschen und Tiere befiel (sechste Plage).

Der Dämon hat die Macht, Krankheiten hervorzurufen: Es können organische Krankheiten sein, die medizinisch zu behandeln sind, oder solche, die rein dämonischer Natur sind und bei denen die Arzneien wirkungslos bleiben, die aber mit den Gnadenmitteln, zu denen die Exorzismen gehören, geheilt werden können.

Jeder Exorzist ist Zeuge gewesen von Fällen von Zysten, Tumoren, unterschiedlich diagnostizierten Krankheiten, die nach einem Exorzismus verschwunden sind, was die Ärzte verblüffte. Auch die neunte Plage - drei Tage Finsternis - kann eine Entsprechung finden in plötzlichen Erblindungen, wovon gewisse Personen für kurze Zeit befallen werden und die auf dämonische Ursachen zurückzuführen sind. Doch damit befinden wir uns bereits im Bereich der teuflischen Quälereien und nicht mehr in dem der Infestationen.

Häuser, Läden, Felder ...: Örtlich beschränkte Angriffe sind immer schwierig zu diagnostizieren und ebenso schwierig zu beheben. Auch ist zu sagen, dass hier jeder Exorzist nach seinen ihm eigenen Methoden verfährt, die er in größtmöglicher Ermessensfreiheit anwendet. Denn - man muss es deutlich sagen - dieses ganze Thema der Angriffe (Infestationen) wird weder im Kanonischen Recht noch im Rituale in Betracht gezogen; diese nehmen nur auf Exorzismen an Personen Bezug. Meiner Meinung nach ist dies ein großer Mangel. Einerseits bedeutet das, dass sich jeder beliebige Priester oder Laie mit dieser Materie befassen kann; andererseits, dass man die Schwindler, Magier und Frömmler weiterhin schalten und walten lässt.

Das Rituale (das Rituale Romanum ist die offizielle Anleitung zur Ausübung eines Exorzismus für berechtigte Personen), das sehr zahlreiche Gebete und Segnungen enthält, die einen wahren Schatz darstellen und die zu Makulatur zu machen ein schwerer Irrtum wäre, hält uns als Ersatz passende Gebete bereit, die auch für diese Fälle verwendet werden können. Man denke etwa an die Gebete der Einsegnung von Häusern und Orten, von Schulen und Feldern. Priester und Exorzisten machen oft von diesen Gebeten Gebrauch. Neben Weihwasser verwenden sie auch oft Weihrauch oder streuen exorziertes Salz. Es herrscht hier große Freiheit; auch wenn ich hier nur von meinen persönlichen Erfahrungen oder denen von anderen Exorzisten berichte, so muss doch klar gesagt sein, dass die Beiziehung eines Exorzisten nicht bei allen Formen von Infestation erforderlich ist. Wirksam ist vor allem die hl. Messe, die jeder Priester zelebrieren kann. Ebenfalls als wirksam haben sich die an Ort und Stelle verrichteten Gebete von Gläubigen erwiesen.

Wenn Exorzisten tätig werden, dann machen diese gewöhnlich auch von einem für die Personen bestimmten Exorzismus Gebrauch, wobei sie ihn auf das Haus oder den Ort abstimmen. Es ist sehr nützlich, wenn man versucht, die Ursache herauszufinden, weshalb der Ort «verhext» ist, und die Konsequenzen daraus zu ziehen.

Welches sind die häufigsten Ursachen? Wir wollen auf einige hinweisen:

- Wenn im betreffenden Haus spiritistische Sitzungen (das Herbeirufen von Verstorbenen / Toten) abgehalten worden sind; wenn man dort Magie betrieben hat; wenn das Haus Sitz satanischer Kulte gewesen ist (dies sind die Fälle, in denen es am schwierigsten ist, die Infestation zu beheben)

- Wenn dort eine Person getötet worden ist oder Selbstmord begangen hat. In einem solchen Fall ist viel fürbittendes Gebet erforderlich.

- Wenn im betreffenden Haus Prostitution betrieben wurde; wenn dort Gotteslästerer, Freimaurer, Verbrecher oder Anstifter von Verbrechen, Rauschgifthändler wohnten; wenn es als Begegnungsort für Homosexuelle diente … In all diesen Fällen ist es notwendig, viel Sühnegebet zu verrichten.

- Wenn es zum Gegenstand einer Verwünschung geworden ist. In diesem Fall muss man gründlich nachforschen, um Zweck und Absicht der Verwünschung herauszufinden und wie sie ausgeführt worden ist. Wenn sich dort z.B. ein «verhexter» Gegenstand befindet, muss man ihn auffinden und verbrennen. Solange nämlich dieser Gegenstand am Ort bleibt, zeigen alle Gebete wenig Wirkung. Dabei können die Bewohner selber mithelfen. Diese werden sich vielleicht erinnern, dass die Störungen an jenem Tag begonnen haben, da ihnen von einer Person, die ihrer Meinung nach am Ursprung der Verwünschung stehen könnte, ein bestimmter Gegenstand überreicht wurde. Die Anwesenheit von Charismatikern oder Sensitiven, über die wir später noch reden werden, kann ebenfalls sehr nützlich sein.

- Ich will hier nicht auf das Phänomen des Poltergeistes eingehen, das an ein Individuum gebunden und gewöhnlich von kurzer Dauer ist. Es handelt sich dabei um ein natürliches Phänomen, dessen Behandlung in die Zuständigkeit der Psychotherapie fällt.

- Es ist nützlich, dass man dessen Ursprung und die Phänomene, die es verursacht, kennt, damit man es nicht mit dem Phänomen der Infestation verwechselt. Es besteht also bloß eine oberflächliche Ähnlichkeit; um sie unterscheiden zu können, genügt ein wenig Erfahrung. Man begegnet hier nicht den gleichen Schwierigkeiten, auf die man etwa stößt, wenn es Störungen dämonischen Ursprungs von psychischen Krankheiten zu unterscheiden gilt.“

 

 

 

Verfluchte Tiere

 

„Auch dies ist möglich, wenn es auch sehr selten vorkommt. Das Evangelium berichtet uns von jener Legion von Dämonen, die in den Besessenen von Gerasa gefahren sind und die, nachdem sie aus dem Manne ausgetrieben worden waren, von Christus die Erlaubnis bekamen, in die Schweineherde zu fahren. Die wild gewordenen Tiere stürzten den Abgrund hinab in den See und ertranken dort. Ich selber bin nie einem Fall dieser Art begegnet. Wenn sich ein solcher vor mir zugetragen hätte, hätte ich ein Gebet der Befreiung gesprochen, das ohne weiteres erlaubt ist.

Ganz anders und leider sehr häufig ist der Fall von Tieren, die von Hexenmeistern für ihre magischen Riten (vor allem durch das Verbrennen der Eingeweide) oder als Boten ihrer Verwünschung verwendet werden. In diesem zweiten Fall sind die am meisten verwendeten Tiere Kröten und vor allem Katzen. Diesbezüglich konnte ich zahlreiche bezeichnende Vorfälle bestätigen, wobei mir auch die Erfahrung anderer Exorzisten zugute kam. Zum Beispiel, dass man im Hause die Gegenwart von Katzen oder anderer nicht eindeutig identifizierbarer Tiere wahrnimmt, obwohl man nichts sieht; man entdeckt ihre Spuren am Boden oder ihre Kratzspuren auf der Bettwäsche.

Ein Mädchen, das in ihr gut abgeschlossenes Auto stieg, bemerkte die Gegenwart einer großen schwarzen Katze auf dem Rücksitz. Sie stieg sogleich aus dem Wagen, um das Tier zu vertreiben, doch dieses war verschwunden, ohne durch die Wagentür zu fliehen. Ich könnte von vielen Vorfällen dieser Art berichten. Zur Beruhigung ängstlicher Gemüter kann ich sagen, dass diese gespensterhaften Tiere nie Personen angegriffen oder ihnen Böses zugefügt haben.

Gibt es eine Erklärung für solche Vorfälle? Es sind Vorfälle, die im allgemeinen Personen zugestoßen sind, die bereits mehr oder weniger schwere, auf Verwünschungen zurückzuführende Belästigungen erfahren haben. Man konnte also in diesen Vorfällen eine Wiederholung böswilliger Handlungen erkennen, mit denen man ihnen schaden wollte, oder wenigstens den Versuch, dies zu tun. Eine stärkere Inanspruchnahme der Gnadenmittel genügte jeweils, damit sich solche Unannehmlichkeiten nicht wiederholten.

Eine junge Ordensfrau, Krankenschwester in einem römischen Spital, wurde von einem Arzt, der überdies der Magie ergeben war, belästigt. Eines Abends, als die Schwester ihr verschlossenes Zimmer betrat, fand sie dort eine Katze. Sie wollte sie vor die Türe setzen, doch die Katze lief im Zimmer herum und wollte nicht hinausgehen.

Gereizt schleuderte die Schwester ihren Schlüsselbund gegen das Tier und sah noch, wie die Katze mit blutender Schnauze aus dem Zimmer floh. Am folgenden Morgen, als die Schwester auf ihre Station ging, begegnete sie jenem Arzt. Er trug ein Heftpflaster auf der Nase und eines auf der Oberlippe. «Was ist ihnen zugestoßen, Herr Doktor?» - «Du bist es gewesen mit dem Schlüsselbund.»

Dieser Vorfall ist wahr und gut bezeugt, doch ist es nicht leicht, eine Erklärung zu finden. Ich glaube, dass der Arzt die Ordensschwester mittels Zauberei bespitzeln lassen oder einschüchtern wollte. Doch der Zauber fiel auf ihn zurück, was gelegentlich vorkommt.“

 

 

 

Wie merkt mensch Verhexung?

 

Wie kann man eine Besessenheit erkennen?

«Die Hauptschwierigkeit besteht darin, ein dämonisches von einem psychischen Leiden zu unterscheiden. Hier müsste man weit ausholen. In einigen Fällen kann beides im Spiel sein. Das bedeutet, dass die Person sowohl den Exorzisten als auch den Psychiater braucht. Vereinfachend können wir sagen, dass das einleuchtendste Symptom der Besessenheit die Abneigung gegen das Heilige ist. Wenn eine Person, obwohl sie es möchte, nicht zur Hl. Messe gehen kann, wenn jemand auf heilige Bilder aggressiv reagiert, dann sind das erste Hinweise. Man kann eine Person auch testen, indem man ihr, ohne dass sie es weiss, einen Kaffee oder eine Suppe mit exorziertem Wasser zubereitet. Wenn die Person aufspringt oder die Speise ablehnt, besteht Verdacht auf Besessenheit. Oder man bereitet den Salat mit exorziertem Salz oder exorziertem Öl und prüft, ob die Person ausfällig wird und das Essen ablehnt. Ein anderer Hinweis kann eine medizinisch nicht diagnostizierbare Krankheit sein. Es kommt vor, dass bei einer Person nicht einmal der unmittelbare Effekt eines Medikamentes eintritt. Man versucht z.B. einen Kranken mit hohen Dosen von Schlaftabletten zu beruhigen, ohne dass sich bei ihm eine Wirkung zeigt. Auch die Tatsache, dass jemand an einer spiritistischen Sitzung etc. teilgenommen hat, muss sehr ernst genommen werden. Um die Besessenheit einer Person zu erkennen, ist Verschiedenes zu berücksichtigen. Letztlich kann aber nur der Exorzismus eine eindeutige Diagnose liefern. Deshalb ist es wichtig, die Reaktion einer Person während und nach dem Exorzismus zu beobachten. Der Exorzismus kann nach einigen Tagen gewalttätige Reaktionen, Augenrollen oder Trancezustände auslösen. Oder es kann einer Person für einen Tag schlecht gehen und anschließend wieder gut, bis das Übel nach einigen Tagen erneut eintritt. Um eine mögliche Einbildung auszuschalten, ist es wichtig, die Verhaltensweisen des Bedrängten während einer Reihe von Exorzismen aufzuzeichnen. Erst dann kann festgestellt werden, ob eine Besessenheit tatsächlich vorliegt oder nicht.»“

„Die Ursache der Infestation eines Gegenstandes liegt fast ausschließlich in einer Verwünschung. Theoretisch kann jeder beliebige Gegenstand «verhext» werden und zwar mittels eines satanischen Ritus, der von einem Hexenmeister oder einer Person, die sich irgendwie dem Satan geweiht hat, ausgeführt wird. Doch solche Fälle sind praktisch sehr selten, weshalb äußerste Vorsicht geboten ist, bevor man behauptet, ein bestimmter Gegenstand sei verhext. Eine skeptische Einstellung von Anfang an ist auf diesem Gebiet wahre Weisheit.

Wie merkt man nun, ob ein Gegenstand infestiert (angegriffen) ist? Manchmal merkt man es an der Herkunft, manchmal an den Wirkungen, und bisweilen merkt man es dank der Mithilfe eines Charismatikers oder eines Sensitiven. Die erste mögliche Ursache ist die Herkunft: Ein von einem Magier gegebener Gegenstand ist höchstwahrscheinlich infestiert. Typisches Beispiel hierfür sind die Talismane, die oft einen Haufen Geld kosten und, sofern sie nicht reiner Betrug sind, äußerst schädliche Ladungen von Negativität enthalten. Wir wollen auch klarstellen, dass die Infestation eines Gegenstandes nicht bedeutet, dass der Teufel in diesem drinnen steckt! Es bedeutet nur, dass dieser Gegenstand, weil er einem dämonischen Zauberritus - im allgemeinen gegen eine bestimmte Person und um bestimmte Zwecke zu erreichen - unterzogen wurde, schädlich geworden ist.

Andere Male merkt man es an den Wirkungen. Ein solcher Fall liegt vor, wenn z.B. jemand nicht mehr schlafen kann oder im Bett von starken Kopfschmerzen oder anderen Störungen befallen wird. Möglicherweise merkt die betreffende Person, dass diese Störungen verschwinden, wenn sie in einem anderen Bett schläft (Schlafstörungen können auch natürliche Ursachen haben, z.B. Wasseradern unter dem betreffenden Haus). Dann soll sie hinsichtlich des Kopfkissens oder der Matratze Verdacht schöpfen. Wenn sie nun ein anderes Kopfkissen benützt und bemerkt, dass die Störungen nicht mehr auftreten, während diese Übel, sobald das fragliche Kopfkissen wieder benützt wird, sogleich zurückkehren, so kann es sich in diesem Fall um ein verhextes Kopfkissen handeln, und es kann vorkommen, dass man, wenn man es aufschneidet, darin jene seltsamen Dinge vorfindet, von denen ich in meinem früheren Buch gesprochen habe.

Man muss dann das Kopfkissen verbrennen, nachdem man es mit Weihwasser besprengt hat, wobei man die in solchen Fällen empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen trifft: Verbrennung im Freien und verbunden mit Gebeten, Beseitigung der Asche, indem man sie in fließende Gewässer wirft. Fluss, Meer, Kanalisation; oder man wirft sie in die Abfalleimer, wenn man sicher weiß, dass ihr Inhalt in die Müllverbrennungsöfen gelangen. In leichteren Fällen genügt es, den Gegenstand mit Weihwasser zu besprengen, ohne ihn zu zerstören.

Andere Male kommt es vor, dass eine Person Beschwerden hat, deren dämonischen Ursprung sie gar nicht vermutet, und von einem Sensitiven oder Charismatiker auf das Vorhandensein eines verhexten Gegenstandes aufmerksam gemacht wird. Auch hier sagt uns der gesunde Menschenverstand, wie wichtig es ist, falsche Ängste zu vermeiden, sich vor unnützen Verdächtigungen hinsichtlich der Gegenstände und besonders vor Schwindlern (Magier, Kartenleger, Zigeuner …) zu hüten.“

 

 

 

Auf Teufel komm raus

 

„In einem Quartier der römischen Innenstadt unweit des Kolosseums erhebt sich in einer stark befahrenen Seitenstrasse eine unscheinbare Kirche. Es ist 8.00 Uhr, und drinnen steht die Frühmesse kurz vor dem Ende. Unter den Gläubigen, in der letzten Bank kniet ein Priester im schwarzen Talar. Nach dem Schlusssegen erhebt er sich und geht seitlich in die Sakristei. Einige Personen folgen ihm. Dieser Vorgang wiederholt sich jeden Dienstag- und Freitagmorgen: P. Gabriele Amorth, der berühmteste unter den Exorzisten der Diözese Rom ist bei der Arbeit. Der Pater ist ausgelassen und scherzt mit den Umstehenden, alles junge Leute, unter ihnen auch eine elegant gekleidete 25- bis 30 jährige Frau. Das Hinterzimmer der Sakristei, wo sich die Gruppe befindet, ist spartanisch ausgestattet. Eigentlich ist es mehr ein Abstellraum. In seiner Mitte ist ein Tisch, auf dem mit Wasser gefüllte Behälter bereitstehen. Zuerst wendet sich der Pater ihnen zu und segnet das Wasser. Weihwasser ist für einen Exorzisten ein wichtiges Instrument. In der Zwischenzeit haben sich die Leute niedergesetzt. Die elegante junge Frau hat in einem uralten Polstersitz Platz genommen, der von einem Halbkreis anderer Stühle umgeben ist. Offensichtlich ist sie die «Besessene». Pater Amorth tritt heran, spricht einige Gebete und bespritzt die kleine Gruppe mit Weihwasser. Angetan mit einer langen violetten Stola setzt er sich dem Mädchen gegenüber. Einige Scherze, wie geht‘s, wie steht‘s, die Arbeit, die Familie. Nochmals Weihwasser. Dann legt der Pater dem Mädchen die Enden seiner Stola über die Schultern, berührt mit den Händen ihr Haupt und beginnt mit den langen lateinischen Exorzismusgebeten. Die Frau, eben noch redselig und lachend, durchzuckt es wie ein Stromstoß. Sie fällt in einen tranceähnlichen Zustand. In ihren halboffenen Augen sind die Pupillen nicht mehr zu erkennen. Unruhe breitet sich aus. Links und rechts von ihr nähern sich zwei ältere Frauen, die sie diskret aber mit Kraft an Schultern und Armen zurückhalten. Später treten zwei Männer hinzu, um ihre Beine zu fixieren. Der Pater betet weiter, als ob nichts geschehen wäre. Er bespritzt das Mädchen, das inzwischen tobt, schreit und schäumt, mit Weihwasser und macht ihr mit Katechumenenöl das Kreuz auf die Stirn: «Fugite partes adversae“» — «Flieht, ihr diabolischen Kräfte!»“

Welche Mittel verwenden Sie im Kampf gegen den Teufel?

«Kruzifix, Weihwasser und Katechumenenöl: die gleichen Mittel, die man bei der Taufe benützt. Das Katechumenenöl wird am Hohen Donnerstag vom Diözesanbischof gesegnet. Bei uns in Rom ist das der Papst. Ferner lege ich dem Leidenden die Hände auf und lasse die Enden meiner langen Stola über seine Schultern fallen.»“

Aber der Dämon riecht nicht nach Schwefel? "Im Allgemeinen riecht man nichts. Aber manchmal spucken oder speien sie. Auch Dinge. Ich habe hier mehr als zwei Kilo Metallteile, die Menschen ausgespieen haben. So lange Nägel" - Amorth zeigt eine Fingerlänge -, "Rasierklingen. Diese Dinge materialisieren sich in dem Moment, wo sie aus dem Mund herauskommen. Selbst mit Röntgenstrahlen hätte man sie vorher nicht sehen können." Haben Sie das mit eigenen Augen gesehen? "Ja. Zum Beispiel einer, der auch ganz befreit werden konnte, ein großer junger Mann. Er kam gestern vorbei und ich sagte ihm, mit den ganzen Nägeln, die du ausgespuckt hast, könnten wir einen schönen Eisenwarenladen aufmachen."“

Warum ist es wichtig, den Dämon während einer Behandlung bei seinem Namen zu rufen? "Das ist das erste, was ich den Dämon frage: Wie heißt du? Oft will er es nicht sagen. Man braucht mehrere Sitzungen. Denn sobald er seinen Namen nennt, ist er schon angreifbarer." Welche Namen hat der Dämon? "Es gibt natürlich die Fachbegriffe aus der Bibel, Satanas, Beelzebub, das sind die mächtigsten. Es gibt andere, die nicht aus der Bibel kommen, sondern aus anderer Tradition. Luzifer etwa kommt in der Bibel nicht vor. Zebulon, in der Bibel der Name eines der zwölf Stämme Israels. Hier ist es auch der Name eines Dämons. Es gibt die unterschiedlichsten Namen."

Was fragen Sie den Dämon? "Man darf nie idiotische Fragen stellen, etwa ob Roma gegen Lazio gewinnt und so weiter. Man stellt nur Fragen, die unmittelbar mit der Heilung zu tun haben. Also zuerst den Namen, dann den Tag des Eintritts, den Grund dafür, wer ihn geschickt hat, ob es eine Person war, die sich Satan verschrieben hat, ob es ein Fluch war. In neunzig Prozent der Fälle von Besessenheit war eine Verwünschung die Ursache. Der Rest geht auf Satanssekten, Teilnahme an einer spiritistischen Sitzung oder Magie zurück.““

„Wo arbeiten Sie? "Man hat mir verboten, hier Exorzismen durchzuführen, weil ich den Leuten zu laut bin. Die Schreie stören. Sie befürchten, dass die Leute es mit der Angst zu tun bekommen. Also benutze ich jetzt ein Gebäude der Benediktiner in der Via Baldelli, bei der San Paolo-Gemeinde, das ist etwas abgelegener. Der dortige Priester ist mir dankbar. Die Schreie würden seine Mönchsbrüder immer an die Existenz der Dämonen erinnern, sagt er. Früher hat man die Exorzismen öffentlich durchgeführt, jetzt ist es den Priestern unangenehm, sie machen sie unter größter Geheimhaltung. Das ist ein Irrtum. Für meine starken Exorzismen habe ich jetzt eine Kirche in der Via Emmanuele Filiberti, die nach der Morgenmesse schließt und am Nachmittag erst wieder öffnet. Dienstag und Freitag habe ich dort die schweren Fälle. Dort habe ich fünf, sechs Helfer. Das ist für die Leute, die schreien und gewalttätig werden. Also mache ich hier nur Exorzismen mit Leuten, die nicht brüllen und nicht wild werden, um nicht zu stören."“

„Was hilft gegen die Dämonen? "Das beste Mittel ist: Messe, mindestens am Sonntag einschließlich Kommunion, und möglichst täglich einen Besuch in der Kirche. Wenn jemand in Sünde lebt oder abgetrieben hat, dann sage ich ihm: Bekehre dich, beichte erst einmal. Man kann keinen Exorzismus mit Leuten machen, die in der Sünde leben."“

 

 

 

Wer alles besessen ist

 

„FACTS: Ist der Rocker Marilyn Manson vom Teufel besessen?

Amorth: Aber sicher! Und wie!

FACTS: Haben Sie ihn getroffen?

Amorth: Nein, aber ich habe seine Texte gelesen. Sie sind voller sublimer Nachrichten, wenn man sie rückwärts liest. Sie verherrlichen Satan, «Du bist mein Gott», heisst es da. Sie verherrlichen den Selbstmord und plädieren für eine Welt ohne Moral.

FACTS: Wer verführt uns noch?

Amorth: Harry Potter. Er verführt zur Magie.

FACTS: Waren Hitler und Stalin auch vom Teufel besessen?

Amorth: Sicher waren sie das. Der ganze Nationalsozialismus stand unter dem Einfluss des Teufels. Der Dämon hat Hitler suggeriert, was zu tun ist. Auch Marx war vom Teufel besessen.“

„Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass der Satanismus leider in der ganzen Welt am Wachsen ist, besonders unter vielen Jugendlichen, auf die er durch eine bestimmte Rockmusik einen starken Einfluss ausübt («Highway to Hell»), aber auch auf Kleinkinder, denen man so viel anscheinend harmloses Spielzeug anbietet wie Cartoons, Spiele-Sammelalben und Figuren aus Plastik und Plüsch. Es ist an der Zeit, dass die Priester, die Lehrer und die Eltern die Augen öffnen.“

 

 

 

Rolle Marias

 

Welche Rolle spielt Maria im Kontext der Besessenheit?

«Maria ist die universale Gnadenmittlerin. Sie übt eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Teufel aus. Die erste Nachricht über Maria finden wir im Protoevangelium: «Feindschaft setze ich zwischen dich und der Frau...» (Gen 3,15). Wenn wir Maria anrufen, dann ärgern wir die Schlange mehr als durch die Anrufung Christi. Denn der Teufel wird mehr gedemütigt, wenn er durch ein Geschöpf als durch den Schöpfer besiegt wird.»“

 

 

 

Abkehr vom Christentum: Aberglaube

 

„«Ich persönlich bezweifle, dass die Leute heute nicht mehr an den Teufel glauben. Der Teufel existiert — und wie! Die Civiltà Cattolica (angesehene Zeitschrift der Jesuiten) hat auf einem Kongress eine Studie mit erschütternden Zahlen vorgestellt: ca. 12 Millionen Italiener wenden sich an Kartenleser, Zauberer, Hexer, satanische Sekten... Sie zahlen 100 Fr. für eine Antwort oder einen Rat und mehrere 1000 Fr. für eine Behexung.»

Das ist ja ein Riesengeschäft. Wie kann man so etwas erklären?

Wenn der Glaube abnimmt, nimmt der Aberglaube auch unter gebildeten Leuten zu. Heute existieren in Rom über 100 satanische Sekten. In Europa gibt es einen großen spirituellen Niedergang. Der Glaube schwindet. Die Zahl der Kirchgänger fällt ins Bodenlose. Ich betrachte die Europäer als ein Volk von getauften Heiden. Scheidung, Abtreibung, Auflösung der Familien: eine Katastrophe.»“

Geht die Nachfrage nach Teufelsaustreibungen zurück? "Im Gegenteil. Ich bekomme sehr viel mehr Anfragen als früher. Das liegt am Rückgang des Glaubens. Das hat die Zahl der Hexer ansteigen lassen. Der Kartendeuter, die man inzwischen selbst im Fernsehen sieht. Zwölf Millionen Italiener gehen zum Kartendeuter. Nehmen wir an, dass mindestens acht Millionen zu Hexern gehen, dann heißt das, es gibt in Italien zweifellos mehr Kartendeuter und Hexer als Priester.“

„FACTS: Gibt es heute noch viele Besessene?

Amorth: Die Verführungen sind groß, denn der Glaube ist nicht mehr stark vertreten. In Italien gehen nur 10 Prozent der Bevölkerung in die Kirche. Die restlichen 90 Prozent sind gefährdet, irgendwelchen Magiern, Kartenlesern oder dem Satanisten-Boom zu verfallen. 37 Prozent der italienischen Jugendlichen nehmen an spiritistischen Sitzungen teil, an denen sie mit Toten zu kommunizieren versuchen. Viele hören satanischen Rock von Marilyn Manson. Das sind gefährliche Momente, in denen der Dämon Besitz vom Menschen ergreifen kann.“

 

 

 

Hölle, Tod und Teufel

 

Eine Zusammenfassung des christlichen Teufelsglaubens bietet folgender Text, der wie die beigefügten teuflischen Bilder aus dem Reisebericht „Teuflisches Rumänien“ stammen:

„Es muss weder Hölle noch Teufel geben. Das ist zum Beispiel im jüdischen Glauben so. Im gesamten Alten Testament ist exakt zweimal vom Satan die Rede: im Buch Hiob und kurz beim Propheten Sacharja (Zacharias). Beide Male als eine Art „Staatsanwalt“. Von der Hölle als einem trostlosen Ort ist zwar ab und zu mal die Rede – aber keineswegs als Ort, in dem man gepeinigt wird.

Im besten Fall gibt es eine Wiederauferstehung; ganz schlimmen Menschen droht der ewige Tod (also das, was im Buddhismus das glückliche Ende bedeutet).

Dies die offizielle Version; inoffiziell gibt es viele unterschiedliche Vorstellungen über das Leben nach dem Tode. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass man ein Jahr lang gequält wird.

Das Schlimmste im Christentum ist die ewige Qual. Die Frage ist, wer gequält wird und wer nicht. Zumindest ist die Zahl derer bekannt, die nicht gequält werden: 144.000 werden laut der Offenbarung (Apokalypse) in das Himmelreich eingehen; der Rest hat Pech gehabt.

Einen verhängnisvollen Einfluss hatte Augustinus von Hippo Anfang des 5. Jahrhunderts mit seiner Lehre der Erbsünde und Gnade Gottes. Ausgehend von Paulus‘ Brief an die Römer sind seit Adam alle Menschen verdammt und mit Jesus werden zumindest einige von ihnen erlöst, eben diese 144.000. Die Erlösung erfolgt durch die Gnade Gottes, keinesfalls durch eigene Taten: Man kann noch so gläubig sein, noch so gute Taten vollbringen – die Chance dafür gequält zu werden, dass man Mensch war, ist sehr, sehr hoch (so ähnlich äußerte sich auch Martin Luther in seinem berühmten Disput mit Erasmus von Rotterdam).

Erbsünde und Gnadenlehre waren von Anfang an umstritten und heiss umkämpft, vor allem Julian von Aeclanum hat Augustinus‘ Theorien in ihre Einzelbestandteile zerlegt. Augustinus hat sich dennoch durchgesetzt und es hat viel Schweiss (und Blut) bis zum 18. Jahrhundert gekostet, bis Augustinus‘ Lehre (zumindest im westlichen Europa) zurückgedrängt war.

Da die Juden das Konzept der Erbsünde überhaupt nicht kannten und Adams „Sündenfall“ sehr viel anders interpretieren, heisst das für den ehemals jüdischen, jetzt christlichen Gott Folgendes: 4.000 Jahre lang ist er so halbwegs zufrieden. Auf einmal ist er wg. Adam beleidigt und verdammt die gesamte Menschheit. Dafür schafft er einen Teufel und eine Hölle. Um ein paar von den Menschen zu erlösen, schafft er einen Heiligen Geist und einen Sohn und lässt diesen ans Kreuz nageln. Wozu ist nicht klar, da er die meisten Menschen ohnehin quälen will – und zwar ewig. Warum ein Mensch erlöst wird und wer diese Menschen sind – keiner weiss es.

Das war jetzt sehr salopp ausgedrückt, aber im Grunde sehr lange Zeit gängige Meinung.

Da nur getaufte Christen die Möglichkeit hatten, nicht in die Hölle zu kommen, entstand das Problem, was mit denen tun, die vor Jesus gelebt hatten. Aus diesem Grunde wurde eine „Vorhölle“ geschaffen, in der sich solche Leute wie Abraham, Moses oder Aristoteles aufhalten durften.

Exkommunikation wie Kirchenbann wurden beliebte politische Druckmittel: So belegten sich die katholische und die byzantinische Kirche damit gegenseitig zwischen 1054 und 1965 (und damit jeweils die Verurteilung zur Hölle für ihre Mitglieder) und die katholische Kirche alle protestantischen Kirchen bis 1870.

Zumindest im westlichen Europa ist es besser geworden. Die Hölle ist quasi abgeschafft, es dürfen mehr als 144.000 Menschen ins Paradies und das Schlimmste, was Einem passieren kann, ist die Einsamkeit und „Abwesenheit Gottes“. In einer Fernsehsendung aus dem Jahr 2007 prägte der evangelische Bischof Wolfgang Huber den Begriff der „Höllenforschung“, die zu solchen Ergebnissen käme und Heiner Geißler sagte in der selben Sendung „Die Existenz der Hölle ist unvereinbar mit der Existenz eines gütigen Gottes.“

Lange Rede, kurzer Sinn: Man kann die in diesem Bericht dargestellten Teufelchen lustig finden, sollte sich aber nicht lustig machen über solche Leute, die daran glauben und auch nicht denken, sie seien „zurück“ geblieben, nur weil deren Höllenforscher zu anderen Erkenntnissen gekommen sind.“

http://www.edwin-grub-media.de/reiseberichte/europa/rumaenien/teuflisches-rumaenien.html

 

 

 

Biblische Grundlagen

 

Altes Testament

Hier sind die beiden Stellen im Alten Testament, in denen vom Satan die Rede. Im Alten Testament stammt das Böse noch von Gott selbst; einen Teufel brauchte er dazu nicht. Teufel und Hölle sind eine Erfindung des Neuen Testaments: ohne einen Jesus gäbe es weder einen Teufel noch eine Hölle.

„Es begab sich aber eines Tages, da die Söhne Gottes vor den HERRN zu treten pflegten, daß auch der Satan unter ihnen kam. Da sprach der HERR zum Satan: Wo kommst du her? Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ich habe das Land durchstreift und bin darin umhergegangen. Da sprach der HERR zum Satan: Hast du meinen Knecht Hiob beachtet? Denn seinesgleichen ist nicht auf Erden, ein so ganzer und gerader Mann, der Gott fürchtet und vom Bösen weicht. Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ist Hiob umsonst gottesfürchtig? Hast du nicht ihn und sein Haus und alles, was er hat, ringsum eingehegt? Das Werk seiner Hände hast du gesegnet und seine Herden breiten sich im Lande aus. Aber strecke deine Hand aus und taste alles an, was er hat; laß sehen, ob er dir dann nicht ins Angesicht den Abschied geben wird! Da sprach der HERR zum Satan: Siehe, alles, was er hat, sei in deiner Hand; nur nach ihm selbst strecke deine Hand nicht aus! Also ging der Satan aus von dem Angesicht des HERRN“   Buch Hiob  1 6-12

http://www.bibel-online.net/buch/schlachter_1951/hiob/1/#1

„Und er ließ mich sehen den Hohenpriester Josua, stehend vor dem Engel des HERRN; und der Satan stand zu seiner Rechten, um ihn anzuklagen“   Buch Sacharja  3; 1

http://www.bibel-online.net/buch/schlachter_1951/sacharja/3/#1

 

 

 

Neues Testament: Jesus als Teufels-Austreiber

 

„Wenn aber der unreine Geist vom Menschen ausgefahren ist, so durchwandelt er wasserlose Stätten und sucht Ruhe und findet sie nicht. Dann spricht er: Ich will in mein Haus zurückkehren, aus welchem ich gegangen bin. Und wenn er kommt, findet er es leer, gesäubert und geschmückt. Alsdann geht er hin und nimmt sieben andere Geister mit sich, die schlimmer sind als er; und sie ziehen ein und wohnen daselbst, und es wird zuletzt mit diesem Menschen ärger als zuerst. So wird es auch sein mit diesem bösen Geschlecht“   Evangelium nach Matthäus  12; 43-45

http://www.bibel-online.net/buch/schlachter_1951/matthaeus/12/#1

„Und als er ans jenseitige Ufer in die Landschaft der Gadarener kam, liefen ihm zwei Besessene entgegen, die kamen aus den Gräbern heraus und waren sehr gefährlich, so daß niemand auf jener Straße wandern konnte. Und siehe, sie schrieen und sprachen: Was haben wir mit dir zu schaffen, Jesus, du Sohn Gottes? Bist du hierher gekommen, uns vor der Zeit zu peinigen? Es war aber fern von ihnen eine große Herde Schweine auf der Weide. Und die Dämonen baten ihn und sprachen: Wenn du uns austreibst, so sende uns in die Schweineherde! Und er sprach zu ihnen: Fahret hin! Da fuhren sie aus und fuhren in die Schweine. Und siehe, die ganze Herde stürzte sich den Abhang hinunter ins Meer, und sie kamen im Wasser um. Die Hirten aber flohen, gingen in die Stadt und verkündigten alles, auch was mit den Besessenen vorgegangen war. Und siehe, die ganze Stadt kam heraus, Jesus entgegen; und als sie ihn sahen, baten sie ihn, von ihren Grenzen zu weichen“   Evangelium nach Matthäus  8; 28-34

http://www.bibel-online.net/buch/schlachter_1951/matthaeus/8/#1

„Da rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister, sie auszutreiben, und jede Krankheit und jedes Gebrechen zu heilen“   Evangelium nach Matthäus  10; 1

http://www.bibel-online.net/buch/schlachter_1951/matthaeus/10/#1

„Und als sie zum Volke kamen, trat ein Mensch zu ihm, fiel vor ihm auf die Knie und sprach: Herr, erbarme dich meines Sohnes; denn er ist mondsüchtig und leidet schwer; denn er fällt oft ins Feuer und oft ins Wasser. Und ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht, aber sie konnten ihn nicht heilen. Da antwortete Jesus und sprach: O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht! Wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringet ihn her zu mir! Und Jesus bedrohte ihn, und der Dämon fuhr aus von ihm, und der Knabe war gesund von jener Stunde an“   Evangelium nach Matthäus  17; 14-18

http://www.bibel-online.net/buch/schlachter_1951/matthaeus/17/#1

 

 

 

Neues Testament: Jesus, Teufel und Hölle

 

„Darauf ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf daß er vom Teufel versucht würde. Und als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn hernach. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden! Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.» Darauf nimmt ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellt ihn auf die Zinne des Tempels und spricht zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben: «Er wird seinen Engeln deinethalben Befehl geben, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht etwa an einen Stein stoßest.» Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht geschrieben: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.» Wiederum nimmt ihn der Teufel mit auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und spricht zu ihm: Dieses alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. Da spricht Jesus zu ihm: Hebe dich weg von mir, Satan! Denn es steht geschrieben: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen!» Da verließ ihn der Teufel; und siehe, Engel traten hinzu und dienten ihm“   Evangelium nach Matthäus  4; 1-11

http://www.bibel-online.net/buch/schlachter_1951/matthaeus/4/#1

„Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es ist gesagt: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!» Und nachdem der Teufel alle Versuchung vollendet hatte, wich er von ihm eine Zeitlang“   Evangelium nach Lukas  4; 12-13

http://www.bibel-online.net/buch/schlachter_1951/lukas/4/#1

„Der Acker ist die Welt; der gute Same sind die Kinder des Reichs; das Unkraut aber sind die Kinder des Bösen. Der Feind, der es sät, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Weltzeit, die Schnitter sind die Engel. Gleichwie man nun das Unkraut sammelt und mit Feuer verbrennt, so wird es sein am Ende der Weltzeit. Des Menschen Sohn wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reiche sammeln alle Ärgernisse und die da Unrecht tun und werden sie in den Feuerofen werfen; dort wird das Heulen und das Zähneknirschen sein“   Evangelium nach Matthäus  13; 38-42

http://www.bibel-online.net/buch/schlachter_1951/matthaeus/13/#1

„Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen, fürchtet vielmehr den, welcher Seele und Leib verderben kann in der Hölle“   Evangelium nach Matthäus  10; 28

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„Es sprach aber der Herr: Simon, Simon, siehe, der Satan hat euch begehrt, um euch zu sichten wie den Weizen“   Evangelium nach Lukas  22; 31

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„Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Hebe dich weg von mir, Satan! …“   Evangelium nach Matthäus  16; 23

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„Und nach dem Bissen, da fuhr der Satan in ihn (Judas) …“   Evangelium nach Johannes  13; 27

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„Dann wird er auch denen zur Linken sagen: Gehet hinweg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln … Und sie werden in die ewige Pein gehen, die Gerechten aber in das ewige Leben“   Evangelium nach Matthäus  25; 41-46

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„Ich sage euch aber, daß die Menschen am Tage des Gerichts Rechenschaft geben müssen von jedem unnützen Wort, das sie geredet haben. Denn nach deinen Worten wirst du gerechtfertigt, und nach deinen Worten wirst du verurteilt werden“    Evangelium nach Matthäus  12; 36-37

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„Wer aber einem dieser Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, daß ein Mühlstein um seinen Hals gelegt und er ins Meer geworfen würde. Und wenn deine Hand für dich ein Anstoß zur Sünde wird, so haue sie ab! Es ist besser für dich, daß du als Krüppel in das Leben eingehest, als daß du beide Hände habest und in die Hölle fahrest, in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. Und wenn dein Fuß für dich ein Anstoß zur Sünde wird, so haue ihn ab! Es ist besser für dich, daß du lahm in das Leben eingehest, als daß du beide Füße habest und in die Hölle geworfen werdest, in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. Und wenn dein Auge für dich ein Anstoß zur Sünde wird, so reiße es aus! Es ist besser für dich, daß du einäugig in das Reich Gottes eingehest, als daß du zwei Augen habest und in das höllische Feuer geworfen werdest, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. Denn ein jeglicher muß mit Feuer gesalzen werden, wie jedes Opfer mit Salz gesalzen wird“   Evangelium nach Markus  9; 42-49

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„Ihr seid von dem Vater, dem Teufel, und was euer Vater begehrt, wollt ihr tun; der war ein Menschenmörder von Anfang an und ist nicht bestanden in der Wahrheit, denn Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben“   Evangelium nach Johannes  8; 44

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Neues Testament: Paulus & Co.

 

„Seid nüchtern und wachet! Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen könne“   1. Petrusbrief  5; 8

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„Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon an der Arbeit, nur muß der, welcher jetzt aufhält, erst aus dem Wege geschafft werden; und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, welchen der Herr Jesus durch den Geist seines Mundes aufreiben, und den er durch die Erscheinung seiner Wiederkunft vernichten wird, ihn, dessen Auftreten nach der Wirkung des Satans erfolgt, unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder und aller Verführung der Ungerechtigkeit unter denen, die verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, durch die sie hätten gerettet werden können. Darum sendet ihnen Gott kräftigen Irrtum, daß sie der Lüge glauben, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit gehabt haben“   2. Brief an die Thessalonicher  2; 7-12

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„Darum hielt ich es auch nicht mehr länger aus, sondern ließ mich nach eurem Glauben erkundigen, ob nicht etwa der Versucher euch versucht habe und unsre Arbeit umsonst gewesen sei“   1. Brief an die Thessalonicher  3; 5

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„Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern milde sein gegen jedermann, lehrtüchtig, fähig die Bösen zu tragen, mit Sanftmut die Widerspenstigen zurechtweisend, ob ihnen Gott nicht noch Buße geben möchte zur Erkenntnis der Wahrheit und sie wieder nüchtern werden, aus der Schlinge des Teufels heraus, von welchem sie lebendig gefangen worden sind für seinen Willen“   2. Brief an Timotheus 2; 26

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„Petrus aber sprach: Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, den heiligen Geist zu belügen und von dem Erlös des Gutes etwas zu entwenden?“   Apostelgeschichte  5; 3

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„Wir aber, Brüder, nachdem wir euer für eine kleine Weile beraubt waren, dem Angesicht, nicht dem Herzen nach, haben uns vor großem Verlangen um so mehr bemüht, euer Angesicht zu sehen. Darum wollten wir auch zu euch kommen, ich Paulus einmal, sogar zweimal, und Satan hat uns verhindert“   1. Brief an die Thessalonicher  2; 17-18

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„So will ich nun, daß jüngere Witwen heiraten, Kinder gebären, dem Haushalt vorstehen, dem Widersacher keinen Anlaß zur Lästerung geben; denn schon sind etliche abgewichen, dem Satan nach“   1. Brief an Timotheus 5; 15

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„Kindlein, niemand verführe euch! Wer die Gerechtigkeit übt, der ist gerecht, gleichwie Er gerecht ist. Wer die Sünde tut, der ist vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an. Dazu ist der Sohn Gottes erschienen, daß er die Werke des Teufels zerstöre. Keiner, der aus Gott geboren ist, tut Sünde; denn Sein Same bleibt in ihm, und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist. Daran sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels offenbar: Wer nicht Gerechtigkeit übt, der ist nicht von Gott, ebenso wer seinen Bruder nicht liebt“   1. Johannesbrief  3; 7-10

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„Der Gott des Friedens aber wird den Satan unter euren Füßen zermalmen in kurzem! Die Gnade unsres Herrn Jesus Christus sei mit euch!“   Brief an die Römer 16; 20

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„Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon an der Arbeit, nur muß der, welcher jetzt aufhält, erst aus dem Wege geschafft werden; 8 und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, welchen der Herr Jesus durch den Geist seines Mundes aufreiben, und den er durch die Erscheinung seiner Wiederkunft vernichten wird, ihn, dessen Auftreten nach der Wirkung des Satans erfolgt, unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder und aller Verführung der Ungerechtigkeit unter denen, die verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, durch die sie hätten gerettet werden können. Darum sendet ihnen Gott kräftigen Irrtum, daß sie der Lüge glauben, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit gehabt haben“   2. Brief an die Thessalonicher  2; 7-12

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„Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herabsteigen, der hatte den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette in seiner Hand. Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, welche der Teufel und Satan ist, und band ihn auf tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund und schloß zu und versiegelte über ihm, damit er die Völker nicht mehr verführte, bis die tausend Jahre vollendet wären. Und nach diesen muß er auf kurze Zeit losgelassen werden“   Offenbarung 20; 1-3

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Franz Buggle zum christlichen Teufelsglauben

 

Folgende Aussagen von Franz Buggle stammen aus seinem Buch „Denn sie wissen nicht, was sie glauben – Oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann“ aus dem Jahr 1992.

 

Ewige Tortur

 

„Jesus führt so eine für das Neue Testament spezifische Strafvorstellung ein, nämlich von der ewigen Höllenstrafe, eine Strafandrohung, deren unheilvolle, psychisch verheerende Wirkung in der Geschichte des Christentums auf unzählige Menschen gar nicht übertrieben werden kann. Man versuche, sich von aller Gewöhnung durch religiöse Erziehung einmal frei und sich hier klarzumachen, was eine Drohung mit ewig dauernden extremen Qualen psychologisch bedeuten muß; dagegen verblassen alle sonst bekannten Folterungen und Strafen, weil diese immerhin zeitlich endlich sind. Bei aller Anerkennung der positiven Züge Jesu (und bei aller Schonung der Gefühle von Gläubigen): Kann ein ethischer und religiöser Lehrer, der solche Strafandrohungen wie selbstverständlich heranzieht und mit ihnen umgeht, der solche Strafphantasien offenbar unproblematisch akzeptiert oder entwickelt, kann ein solcher Mann heute noch als Verkörperung des absolut Guten, der absoluten Liebe, als Gott verkündet werden?

Ich möchte, generell in diesem Buch, mit starken Worten sparsam umgehen, aber es gibt kaum ein anderes psychologisches Phänomen wie dasjenige der Drohung mit ewig dauernden Qualen, das so sehr den Namen psychischen Terrors verdiente! Hier liegt, vielleicht neben der Kreuzeslehre, der eigentliche, m. E. unheilbare Skandal gerade des Neuen Testaments und damit aller sich auf  das Neue Testament berufenden christlichen Kirchen und Konfessionen. In diesem Punkt fallt das Neue Testament, was archaisch­ inhumane Grausamkeit angeht, noch hinter das Alte Testament zurück.

Spätestens hier müßte sich für jeden nur einigermaßen human denkenden Menschen die Frage der Entscheidung stellen, ob er eine „heilige Schrift“ akzeptieren will, die diese Lehre enthält.

Denn daß diese Lehre genuiner Bestandteil des Neuen Testamentes ist, diese Peinlichkeit wird zwar heute von modernen Theologen teils verschwiegen, teils durch allerlei dialektische Künste zu verharmlosen versucht. Demgegenüber halten so gut wie alle Kirchen in ihren offiziellen, verbindlichen Lehrverlautbarungen an dieser Lehre von den ewigen H6llenqualen fest, widerrufen sie zumindest nicht offiziell.“

„Man stimmt also durchaus mit der aktuellen Lehre zumindest der katholischen Kirche überein, wenn man sich die Hölle auch als Ort ewig dauernder körperlich-physischer Qualen vorstellt. Solange eine Kirche sich nicht von solchen Vorstellungen eindeutig und klar distanziert, muß sie sich den Vorwurf extremer Inhumanität und des Einsatzes extremer psychischer  Angst- und  Drohmechanismen mit allen bekannten verheerenden psychischen Folgen  gefallen lassen …“

 

 

 

Höllen-Drohungen für Kinder

 

„Wie offen und uneingeschränkt im übrigen der Glaube an die ewige Höllenstrafe und die Drohung mit ihr nicht nur in dem vielen heutigen katholisch erzogenen Erwachsenen als schulisches Religionsbuch noch bekannten „Einheitskatechismus“ von Theodor Mönnichs, sondern auch in dem entsprechenden Nachfolgewerk, dem 1955 im Auftrag der deutschen Bischöfe herausgegebenen „Katholischen Katechismus der Bistümer Deutschlands“ (mit Untermauerung durch die entsprechenden katechetischen Handbücher) intellektuell noch weitgehend wehrlosen Kindern indoktriniert wurde, vermittelt eindrucksvoll mit vielen Belegen und Zitaten Haag  (1974, S. 74ff.).

 

 

 

Inhumaner Strafvollzug

 

Neben den an zahllosen christlich erzogenen Menschen früherer und auch noch dieser Zeit angerichteten psychischen Verheerungen ist auch auf die - explizit oder implizit - hemmende Wirkung dieser neutestamentlichen Lehre über eine extreme, ewig dauernde und endgültige Bestrafung auf die Ausbildung humanerer Einstellungen zum Strafvollzug hinzuweisen, auf die zentrale, ja tendenziell ausschließliche Betonung des Vergeltungs- und Sühneaspekts von Strafen. Pius XII. hat diesen Sachverhalt, biblisch konsequent, klar herausgestellt, wenn er die „modernen Theorien“, die „die Sühnung des begangenen Verbrechens als wichtigste Aufgabe der Bestrafung nicht in Betracht ziehen“, verwirft und unter ausdrücklicher  Berufung  auf Mt. 16; 27 u. Röm 2; 6 und 13; 4 feststellt: „Aber der Höchste Richter wendet in seinem Letzten Gericht einzig den Grundsatz der Vergeltung an. Dieser muß also von großer Bedeutung sein“ (Pius XII., 1952, S. 117ff.; Kursiv vom Verf.; vgl. auch Kaufmann, 1965, S. 197). Obwohl an einen großen Internationalen Kongreß von Strafrechtswissenschaftlern gerichtet, ist mir nicht zu Ohren gekommen, daß juristische Fakultäten oder Kriminologen gegen diese päpstliche (und biblische) Botschaft vernehmbar protestiert hätten.

Die Amtskirchen und ihr offizielles Lehramt sind in Fragen der ewigen Höllenstrafen meist konsequenter, wenn auch weniger human als eine Reihe moderner Universitätstheologen. Aber können sich die Kirchen denn von dieser Lehre überhaupt distanzieren, ohne sich zugleich von der Bibel, und zwar auch und gerade der neutestamentlichen, zu distanzieren?“

 

 

 

Unverhältnismäßige Bestrafung

 

„Auch die immer wieder sehr positiv aufgenommene Tatsache, daß das Kriterium der ewigen Verdammnis an dieser Stelle die Unterlassung karitativer Werke (Hungrigen, Durstigen, Obdachlosen, Nackten, Kranken, Gefangenen zu helfen oder sie zu besuchen) darstellt, kann die unter einem auch nur bescheidenen Maßstab von Humanität und Ethik moralisch vernichtende Substanz dieser und entsprechender anderer biblischer Stellen nicht aufheben: Hier wird ein zeitlich beschränktes Fehlverhalten - Egoismus, das Unterlassen von Werken der Nächstenliebe, Unbarmherzigkeit - durch die extreme, ja die überhaupt denkbar extremste Unbarmherzigkeit und Grausamkeit vergolten, eine ewige, zeitlich unbegrenzte, qualvolle Strafe, ein „ewiges Feuer“.

Dieser Tatbestand wird noch verstärkt durch den an anderer Stelle sichtbar werdenden extremen Rigorismus Jesu, was die Gründe ewiger Höllenstrafen angeht (ebenfalls wieder Bestandteil der meist nur sehr selektiv vermittelten Bergpredigt ): „Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt worden ist: ‚Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.‘ Ich aber sage euch: ‚Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf, soll dem Spruch des hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du Narr!, der soll dem Feuer der Hölle verfallen sein . . .‘ Ihr habt gehört, daß gesagt worden ist: ‚Du sollst nicht die Ehe brechen.‘ Ich aber sage euch: ‚Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß' es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, daß eines deiner Glieder verlorengeht, als daß dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird‘“ (Mt. 5 ; 21,22,27-29). Auch an anderer Stelle vertritt Jesus diesen Rigorismus: „Ich sage euch: ‚Über jedes unnütze Wort, das die Menschen reden, werden sie am Tag des Gerichts Rechenschaft ablegen müssen; denn aufgrund deiner Worte wirst du freigesprochen und aufgrund deiner Worte wirst du verurteilt werden‘“ („verdammt“ heißt es noch in der Lutherbibel) (Mt. 12; 36,37).“

 

 

 

Ewiges Feuer für Nicht-Katholiken

 

Auch in der „großzügigen“ Zuerkennung ewiger Höllenstrafen war die Kirche bzw. die Christenheit ein gelehriger Schüler der biblischen Vorbilder. Nicht nur Unglaube (gemäß dem Bibelwort „Wer nicht glaubt, wird verdammt werden“, Mk. 16; 16), sondern nach katholisch-kirchlicher unfehlbarer Konzilslehre wurde auch Christlichkeit außerhalb der katholischen Kirche mit ewiger Höllenstrafe geahndet: „Die Heilige Römische Kirche, durch das Wort unseres Herrn und Erlösers gegründet, glaubt fest, bekennt und verkündet, daß niemand außerhalb der katholischen Kirche, weder Heide noch Jude, noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod ihr (der katholischen Kirche) anschließt ...“ – „Mag einer noch so viele Almosen geben, ja selbst sein Blut für den Namen Christi vergießen, so kann er doch nicht gerettet werden, wenn er nicht im Schoß und in der Einheit der katholischen Kirche bleibt (Fulgentius)“ …

Fairerweise muß gesagt werden, daß auch die katholische Kirche seit etwa Mitte des letzten Jahrhunderts in zunehmendem Maße für „schuldlos der katholischen Kirche äußerlich nicht Angehörende“ eine allerdings ebenfalls allein durch die katholische Kirche vermittelte Heilsmöglichkeit sieht, unbeschadet der weiterhin aufrechterhaltenen verbindlichen Lehre von der Existenz einer von Jesus verkündeten ewigen, qualvollen, leiblich wie seelisch vollzogenen Höllenstrafe. Jedoch steht dieses neuerliche Zugeständnis in scharfem Widerspruch zu eindeutigen früheren lehrverbindlichen Aussagen - hier haben die Traditionalisten um Lefebvre schon recht -, die als Heilsvoraussetzung eine auch sichtbar-äußerliche Zugehörigkeit zur katholischen Kirche verlangten. Nach katholischer offizieller Lehre wird oder wurde die ewige Höllenstrafe bis vor kurzem (?) auch für so schwerwiegende Vergehen wie schuldhaftes Fernbleiben von der sonntäglichen Meßfeier, für „freiwillig herbeigeführte“ (auch gedankliche) sexuelle Lust aller Art außerhalb der Ehe, Empfängnisverhütung  usw. verhängt.

Aber ist das Lehramt der katholischen Kirche, sind die Fundamentalisten und Evangelikalen zwar nicht gerade die humansten, aber doch die konsequentesten, d. h. bibeltreuesten Christen?

 

 

 

Unkraut und schlechte Bäume

 

Zu Matthäus 13; 24-50 und 7; 17-19 http://www.bibel-online.net/buch/schlachter_1951/matthaeus/13/#1 + http://www.bibel-online.net/buch/schlachter_1951/matthaeus/7/#1 :

„Wer sich von der (zugegeben meist überstarken) Macht frühkindlicher und kindlicher lndoktrination und durch vieles Hören eingetretenen Abstumpfung freimachen und diesen Text, soweit es ihm noch möglich ist, unbefangen lesen und aufnehmen kann, dem müßte eigentlich die implizite archaische Inhumanität und Gewalttätigkeit spätestens dann aufgehen, wenn von Menschen als „Unkraut“ (zu vergleichen mit der Bezeichnung von Menschen als

„Ungeziefer“; es assoziieren sich Begriffe wie „Säuberung“ usw.) und vom Ins-Feuer-Werfen von Menschen die Rede ist. Auch hier kann es sich nicht um einen „Ausrutscher“, „Fremdkörper“ o. ä. handeln, denn nach wenigen Versen wird dieselbe Vorstellung noch einmal durch ein weiteres Gleichnis bekräftigt und eingeschärft.“

 

 

 

Krankheit und Dämonen

 

Eine ganz wesentliche Rolle bei der Hexenverfolgung, eines der grauenhaftesten Geschehnisse in der Geschichte der Menschheit, spielte der biblisch-kirchliche Teufelsglaube. Selbst der „Insider“ und katholische Theologe Haag muß konstatieren: „Jede Hexe war zu eliminieren. Die theologische Begründung dafür lieferte die Kirche mit ihrer Teufelslehre. Wäre der Teufel nicht zu einer überdimensionalen Gestalt aufgebaut worden, hätte ein derartiger Vernichtungsapparat nicht in Bewegung gesetzt werden können, hätte die Säuberungswelle beim von der Teufelsangst geplagten Volk nicht diesen Widerhall gefunden. So aber wurde der Scheiterhaufen zum einfachsten und zugleich wirkungsvollsten Mittel der Krisenbewältigung“ (Haag, 1978, S. 164).

Damit steht eine besondere Ausprägung des biblischen und in der Folge kirchlichen Teufels- und Dämonenglaubens in Zusammenhang, der Glaube an die Besessenheit, d. h. an das enge Zusammenwirken von Teufel/ Dämonen und bestimmten Menschen bis zur Besitznahme eines Menschen und seines Körpers als „Wohnung“ durch den Teufel oder Dämon. Die Zeiten der Hexenverfolgung waren so auch die Zeiten größter Besessenheitsepidemien, die „Behandlungsmethoden“ austauschbar: „Man exorzierte Hexen und mißhandelte Besessene. Beides sollte ja dazu dienen, die Menschen vom Teufel zu befreien ... Und es ist konsequent, wenn die Folterung der Hexe mit dem Exorzismus Besessener verglichen wird ... Zumindest für die beiden Verfasser des Hexenhammers stellt sich die Hexenverfolgung letztlich als ein massiver Exorzismus dar“ (Haag, 1978, S. 161).

Eine besonders verhangnisvolle  Rolle spielte dabei die  Tatsache, daß die Bibel und gerade das Neue Testament bzw. der Jesus der Evangelien Besessenheit mit göttlichem Autoritätsanspruch als das Erklärungsmodell für Geisteskrankheit propagiert. Dieses Faktum hat die Einstellung zu Geisteskrankheiten über viele Jahrhunderte der Herrschaft des Christentums in sehr problematischer Weise beeinflußt und beeinflußt  es in seinen nur teilweise  säkularisierten Nachwirkungen zeitweise noch bis heute,  etwa in der häufig noch zu findenden Doppeletikettierung „geisteskrank / böse-aggressiv­ gefährlich“ (vgl. etwa die im Rahmen der Forschungsarbeit an unserem Institut von Kagelmann durchgeführte Untersuchung  über das Bild des Geisteskranken in der Trivialliteratur; Kagelmann,1982).

Insgesamt und nach alldem dürften die grauenhaften Auswirkungen des biblischen Teufels- und Dämonenglaubens nicht mehr ernsthaft zu bestreiten sein. In welchem Ausmaß er jeweils als Quelle oder als Rechtfertigung der vorgekommenen Greuel gedient hat, ist von Fall zu Fall zu diskutieren und zu gewichten, ist an dieser Stelle aber von untergeordneter Wichtigkeit. Viel bemerkenswerter erscheint wieder (vergleichbar der Lehre von den ewigen Höllenstrafen), daß es entgegen dem weitverbreiteten christlich-egozentrischen (gläubige Juden immer noch diskriminierenden) Klischee von der ethisch-anthropologischen Überlegenheit des Neuen Testamentes über das Alte gerade das Neue Testament ist, das die entsprechenden Vorstellungen von Teufeln und Dämonen, bösen und unreinen Geistern in ganz überwiegendem Ausmaß vermittelt, trotz seines viel geringeren Umfangs: Nach Kasper und Lehmann (1978) findet sich der Ausdruck „Teufel“ im Neuen Testament 34mal, im gesamten, etwa drei- bis viermal so umfangreichen Alten Testament nur einmal, „Satan“ im Neuen Testament 36mal (nach Haag sogar 80mal), im Alten Testament 18mal, „Dämon“ im Neuen Testament 64mal, 30mal ist dort von bösen oder unreinen Geistern die Rede.

Tatsächlich spielt die Austreibung von Teufeln, Dämonen und unreinen Geistern durch Jesus selbst oder auch der Auftrag an seine Jünger, dies zu tun, in den synoptischen, also den authentischsten und ältesten Evangelien eine hervorragende Rolle. Das große Gewicht, das die Autoren dieser drei Evangelien der Teufel- oder Dämonenaustreibung durch Jesus zugemessen haben, ergibt sich nicht nur aus der großen Häufigkeit, mit der sie diese Vorgänge erwähnen (an ca. 20 entsprechenden Stellen) und die der von Berichten über Krankenheilungen etwa gleichkommt bzw. häufig eng damit verbunden ist, sondern auch aufgrund der Tatsache, daß die entsprechenden Gegebenheiten für so wichtig und zentral gehalten werden, daß sie zu einem wesentlichen Teil von allen drei Evangelisten berichtet werden.

Die für jeden, der die Geschichte des Christentums kennt, bekannten grauenhaften Konsequenzen und Auswirkungen dieses biblisch so stark und eindeutig propagierten und legitimierten Dämonenglaubens erhalten noch einen zusätzlichen tragisch-inhumanen Akzent. Dieser liegt in der oben schon kurz angesprochenen Tatsache, daß es sich bei den biblisch geschilderten Fällen von Besessenheit, neben körperlichen Krankheiten und Beschwerden, offenbar häufig auch und gerade um Geisteskrankheiten gehandelt haben dürfte. Diese werden hier im biblischen Kontext durch die höchste Autorität, nämlich Jesus selbst, nach dem historisch so verhängnisvollen dämonistischen Modell, ergo als Besessenheit durch Dämonen und unreine Geister interpretiert und behandelt …

Wie wichtig und zentral die Tatsache der Teufels- oder Dämonenaustreibung durch Jesus den nach kirchlicher Lehre göttlich inspirierten Autoren ist, ergibt sich nicht nur aus der schon erwähnten Häufigkeit und Konkordanz, mit der diese Ereignisse berichtet werden, sondern zum anderen aus der Tatsache, daß Jesus seine Teufels- oder Dämonenaustreibungen auch immer wieder in seinen Reden ausdrücklich bestätigt und sich selbst durch diese Tätigkeit ausdrücklich gekennzeichnet haben will …“

 

 

 

Atheismus stammt vom Teufel

 

„Sozial gefährlich wird die kirchliche Teufelslehre aber auch und vor allem dann, wenn das kirchliche Lehramt Hilfen gibt, um das Wirken des Teufels zu erkennen. In derselben oben zitierten Ansprache instruiert Papst Paul VI.: „Wir werden sein (des Teufels) unheilvolles Wirken überall dort vermuten können, wo die Leugnung Gottes radikale, scharfe und absurde Formen annimmt.“ Ebenso steht für H.-M. Barth hinter der Ablehnung Jesu der Teufel: „Da ist kein anderer am Werk: Der Teufel“ (im Katechetischen Handbuch I, 384-86, zit. nach Haag, 1980, S. 86). Auch die von Hammers und Rosin (1974, S. 72) befragten Theologen sehen den Teufel außer auf dem Gebiet der Sexualität besonders im Atheismus am Werk.

Die implizite Gefährlichkeit dieser archaischen Auffassung, die historisch zu den bekannten grauenhaften Konsequenzen von Folterungen und Liquidation von Ungläubigen und Häretikern geführt hat, ist kaum zu überschätzen: Dem Vertreter einer abweichenden Glaubensauffassung, insbesondere eines radikalen, atheistischen Standpunktes werden nicht so sehr sachliche (gleichgültig ob richtige oder falsche) Argumente zugestanden, sondern hinter seinem Standpunkt wird noch immer oder schon wieder das Wirken böser Mächte, des Teufels gesehen. Bis heute gilt intensive Abwehr und Ablehnung des Christentums „unter Kennern“ als eines der Kernmerkmale für Besessenheit (vgl. etwa van Dam, 1970; Rodewyk, 1966; Balducci, 1976; u. a.).

Für jeden, der psychologisch denken kann, muß die hier implizit drohende Inhumanität und Intoleranz einer solchen Auffassung deutlich werden. Wehret den Anfängen, oder vielleicht besser gesagt, den Fortsetzungen: Denn diese Verbindung von Andersdenken und -glauben mit dem Wirken des Teufels, auf die Paul VI. wie auch die befragten Theologen hier abheben, hat eine sehr lange und sehr verhängnisvolle christlich-kirchliche Tradition. Auch sie ist biblisch wohlbegründet und beginnt schon im Neuen Testament: „Ihr nehmt es ja offenbar hin, wenn irgendeiner daherkommt und einen anderen Jesus verkündigt, als wir verkündigt haben, wenn ihr einen anderen Geist empfangt, als ihr empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, als ihr angenommen habt ... Denn diese Leute sind Lügenapostel, unehrliche Arbeiter; sie tarnen sich freilich als Apostel Christi. Kein Wunder, denn auch der Satan tarnt sich als Engel des Lichts. Es ist also nicht erstaunlich, wenn sich auch seine Handlanger als Diener der Gerechtigkeit tarnen.“ Und es fehlt auch nicht die klassische Drohung: „Ihr Ende wird ihren Taten entsprechen“ (2 Kor. 11; 4, 13 -15).

Die noch heute offizielle Formel der feierlichen Exkommunikation nach dem Pontificale Romanum bestätigt diese Verbindung der sich vom christlichen Glauben Abwendenden mit dem Teufel ausdrücklich: „Weil N. N. unter dem Einfluß des Teufels vom christlichen Glauben ... abgefallen ist ..., werde ihm keine Gnade gewährt, er sei verdammt mit dem Teufel und seinen Engeln und allen Verworfenen im ewigen Feuer“ (zit. nach Haag, 1980, S. 125).

Daß die Verbindung des Häretikers mit dem Teufel zu den schlimmsten Verbrechen und Sadismen führen kann und in der Geschichte der Kirche und des Christentums auch sehr häufig geführt hat, bestreiten ja auch kirchentreue „Insider“ (zumindest unter sich in entsprechenden theologischen Fachzeitschriften) nicht mehr: „Aber gerade das Stichwort Häresie - und in seinem Hintergrund die Gestalt des Teufels, der sich in der Abirrung der Hexen anbeten und Dienste leisten läßt - ist es, was die Berechtigung verleiht, für eben diese Hexen ohne jedes Erbarmen die härtesten Strafen zu verlangen » (Gérest, 1975, S. 181).

Daß diese schon biblisch angelegte Verbindung von Andersgläubigen mit dem Satan mit allen bekannten Folgen besonders  die  Juden betroffen hat, die gar „den Teufel zum Vater haben“ Joh. 8; 44),  wird unten noch näher ausgeführt werden.“

 

 

 

Protestantische Teufel

 

"Die bisher vorwiegend angeführten (hochselektiven) Belege könnten bei einem das biblisch-christliche Lehrgebäude weniger kennenden Leser den Anschein erwecken, der Teufelsglaube mit seinen grauenhaften historischen Konsequenzen sei eine nur oder vorwiegend die katholische Variante der christlich-biblischen Lehr- und Glaubensinhalte betreffende Angelegenheit. Dieser Eindruck trügt; auch die Tradition des evangelischen Glaubens aller Schattierungen ist reich an entsprechenden Aussagen und aus ihnen sich ergebenden Praktiken.

Der geradezu pathologische Teufelsglaube Luthers, eines Mannes, der in Deutschland zuletzt 1983 wieder fast kultisch gefeiert wurde, seine exzessive Angst vor dem Teufel, die sich zum Verfolgungswahn steigerte und in allen möglichen Ereignissen, nicht nur in widrigen Umständen wie Krankheit, Not, Unglück, sondern durchaus auch in „positiven“ Phänomenen wie etwa der Vernunft den Teufel am Werk sah, ist bekannt. „Ich stelle fest, daß die ganze Welt vom Satan besessen ist“, sagt er in einer Predigt (zit. nach Haag, 1980, S. 57; dort auch weitere Belege), wobei diese Welt, in der der Teufel herrscht, scharf und ohne Zwischenraum vom Reich Gottes abgetrennt ist (die typische Schwarzweißdichotomie archaischen, wenig entwickelten Denkens). „Luther fühlt sich bis zum Übermaß vom Teufel verfolgt und gequält, wovon vor allem die Briefe ein beredtes Zeugnis ablegen“ (Haag, 1980, S. 57), von einem Teufel, der paradoxerweise doch „Gottes Teufel“ ist, Gottes, der ihn nicht nur duldet, sondern in ihm wirkt, durch ihn handelt, ihn als Werkzeug seines Zornes benutzen kann, eine Auffassung, deren psychologisch schädigende und belastende Implikationen Generationen von evangelischen Theologen und Gläubigen aufs nachhaltigste beeinflußte.“

 

 

 

Antisemitismus

 

Zu Matthäus 12; 43-45 http://www.bibel-online.net/buch/schlachter_1951/matthaeus/12/#1

„Gerade diese Aussage Jesu fiel auf besonders „fruchtbaren Boden“ und brachte „tausendfältige Frucht“; so beziehen sich z. B. die Kirchenväter der alten Kirche seit Origenes über Cyrill von Alexandrien, Hilarius von Poitiers, die Heiligen (!) Ambrosius, Hieronymus und andere (vgl. Haag, 1980, S. 479) ausdrücklich auf diese Bibelstelle zur Begründung ihres exzessiven Antisemitismus: Die Juden sind das Haus, in das der Dämon mit sieben weiteren Dämonen zurückgekehrt ist. Aber auch eine der jüngsten Stellungnahmen des kirchlichen Lehramtes, in der die personale Existenz und Bedrohlichkeit des Teufels noch einmal ausdrücklich als von jedem Katholiken zu akzeptierendes Glaubensgut herausgestellt wird, die unten erwähnte Ansprache Papst Pauls VI. vom 15.11.1972, beruft sich neben anderen Bibelstellen auch auf die hier angeführte.“

„Neben den hunderttausend- bis millionenfachen Verbrennungen und Folterungen von Frauen und Kindern als „Hexen“ war eine besonders beschämende Implikation des Teufelswahns die jahrhundertelange Diskriminierung und Verfolgung der Juden, ebenfalls neutestamentlich begründet und / oder gerechtfertigt. Im 8. Kapitel des Johannesevangeliums sagt Jesus zu den Juden: „Ihr habt den Teufel zum Vater, und ihr wollt das tun, wonach es euren Vater verlangt. Er war ein Mörder von Anfang an. Und er steht nicht in der Wahrheit; denn es ist keine Wahrheit in ihm. Wenn er lügt, sagt er das, was aus ihm selbst kommt; denn er ist ein Lügner und ist der Vater der Lüge“ Joh. 8; 44). In der Geheimen Offenbarung des Johannes spricht Jesus wiederholt von der „Synagoge des Satans“ (Offb. 2; 9 u. 3,9). Diese und andere biblische Stellen - besonders auch Psalm 106; 37,38, wo von den alten Juden anklagend-selbstkritisch u. a. gesagt wird: „Sie brachten ihre Söhne und Töchter dar, als Opfer für die Dämonen. Sie vergossen schuldloses Blut, das Blut ihrer Söhne und Töchter“, wurden immer wieder als Begründung der hartnäckigen Verleumdung, die Juden betrieben Ritual- und Kindermord, herangezogen - dienten den Antisemiten von der frühen christlichen Kirche bis in die neueste Zeit als Begründung und Rechtfertigung ihrer verbalen und tätlichen Exzesse. Konsequent wurden diese vor allem auch immer wieder abgeleitet aus der von Matthäus „infam erfundenen - wie die historisch-kritische Forschung längst nachgewiesen hat“ (Kahl,  1968, S. 35) und grauenhafte Folgen nach sich ziehenden Selbstverfluchung des jüdischen Volkes: „Da rief das ganze Volk: ‚Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!‘“ (Mt. 27; 25) („Heilige“ Schrift?).

Schon in den Predigten des heiligen (!) Chrysostomus „Gegen die Juden“ vom Jahre 387 werden diese u. a. als minderwertig, unmoralisch, verflucht, mit Dämonen im Bund stehend, sie  verehrend und von ihnen besessen dargestellt, ihre Synagoge wird „Bordell“ und „Burg des Teufels“ genannt. „Nenne einer sie Hurenhaus, Lasterstätte, Teufelsasyl, Satansburg, Seelenverderb, jeden Unheils gähnenden Abgrund oder was immer, so wird er noch weniger sagen, als sie verdient hat“ (zit. nach Heer, 1986, S. 63).

Die Anschauung, daß die Juden als Ungetaufte an Teufel und Dämonen ausgeliefert seien, ist Gemeingut der Kirchenväter und taucht regelmäßig in den Kommentaren zu Mt. 12; 43 -46 u. Lk. 11; 24-26 auf (vgl. Haag, 1980, S. 479). Auch die mittelalterliche Theologie vertrat die Auffassung, daß die Juden mit dem Teufel im Bunde standen und von ihm besessen seien (weitere Daten und Belege im einzelnen bei Haag, 1980, S. 480ff.).

Auch bei Luther, besonders dem älteren, verband sich ein exzessiver Teufelswahn mit einem nicht minder exzessiven Antisemitismus. Auch für ihn stehen die Juden mit dem Teufel und seinen Dämonen im Bund, der Teufel ist ihr Gott, den sie anbeten, er wirkt durch sie usw. (vgl. Haag, 1980, S. 481 ff.). Entsprechend waren seine Ratschläge, wie mit den Juden zu verfahren sei (die Hitler dann ausgeführt hat), was, wie oben schon ausgeführt, die deutsche kirchlich-politische Szene z. T. in der in diesem Lande ja nicht ganz unbekannten Unsensibilität (um es milde auszudrücken) nicht hinderte, 1983 eine Art Luther-Jubeljahr zu feiern!

Daß auch diese Reden und dieser von den Vertretern der christlichen Kirchen, auch Päpsten und Konzilien, geforderte, mit dem Teufelsglauben systematisch verbundene, religiös fundierte Antisemitismus zu vielfachen Diskriminierungen, Quälereien, Folterungen und schließlich der Ermordung vieler Juden führten, ist historisch zu vielfältig belegt, als daß es hier noch einmal im einzelnen dokumentiert werden müßte (vgl. Haag, 1980, S. 477 bis 489; Deschner, 1972, Kap. 56, 57, 58).

Die Verbindung, ja fast Gleichsetzung der Juden mit dem Teufel zieht sich kontinuierlich durch die Geschichte der christlichen Völker, insbesondere auch des deutschen, bis zum Nationalsozialismus. Hitler brauchte hier die jahrhundertealte, religiös begründete psychologische Gleichsetzung von Teufel und Juden nur aufzugreifen und für seine Zwecke auszunutzen. So empfahl  er etwa, die Juden als „den bösen Feind der Menschheit, als den wirklichen Urheber allen Leids dem allgemeinen Zorn (zu) weihen“ (Hitler, „Mein Kampf“, 1934, S. 724). Julius Streicher konnte seine Zuhörer fragen, warum sie nicht auf Christus hörten, der zu den Juden gesagt habe (und er bezieht sich dabei auf die Bibel): „Ihr seid Kinder des Teufels“, und vor dem Nürnberger Internationalen Gerichtshof auf Luther „als einen der Kronzeugen für die Notwendigkeit der ‚Endlösung der Judenfrage‘ hinweisen. Und Streicher hatte recht!“ (Maser, 1973, S. 71).“

 

 

 

Wer sich für den großen Humanisten Franz Buggle interessiert, sei an einen Vortrag verwiesen, den er im Jahr 2001 beim Bund für Geistesfreiheit Augsburg gehalten hatte:

https://www.youtube.com/watch?v=YMV6IrU5Qls

https://www.youtube.com/watch?v=X4AfU9wV7IE

 

Glaube und Aberglaube

 

Um Gabriele Amorth noch mal zu zitieren:

„«Ich persönlich bezweifle, dass die Leute heute nicht mehr an den Teufel glauben. Der Teufel existiert — und wie! Die Civiltà Cattolica (angesehene Zeitschrift der Jesuiten) hat auf einem Kongress eine Studie mit erschütternden Zahlen vorgestellt: ca. 12 Millionen Italiener wenden sich an Kartenleser, Zauberer, Hexer, satanische Sekten... Sie zahlen 100 Fr. für eine Antwort oder einen Rat und mehrere 1000 Fr. für eine Behexung.»

Das ist ja ein Riesengeschäft. Wie kann man so etwas erklären?

Wenn der Glaube abnimmt, nimmt der Aberglaube auch unter gebildeten Leuten zu. Heute existieren in Rom über 100 satanische Sekten. In Europa gibt es einen großen spirituellen Niedergang. Der Glaube schwindet. Die Zahl der Kirchgänger fällt ins Bodenlose. Ich betrachte die Europäer als ein Volk von getauften Heiden. Scheidung, Abtreibung, Auflösung der Familien: eine Katastrophe.»“

Geht die Nachfrage nach Teufelsaustreibungen zurück? "Im Gegenteil. Ich bekomme sehr viel mehr Anfragen als früher. Das liegt am Rückgang des Glaubens. Das hat die Zahl der Hexer ansteigen lassen. Der Kartendeuter, die man inzwischen selbst im Fernsehen sieht. Zwölf Millionen Italiener gehen zum Kartendeuter. Nehmen wir an, dass mindestens acht Millionen zu Hexern gehen, dann heißt das, es gibt in Italien zweifellos mehr Kartendeuter und Hexer als Priester.“

„FACTS: Gibt es heute noch viele Besessene?

Amorth: Die Verführungen sind groß, denn der Glaube ist nicht mehr stark vertreten. In Italien gehen nur 10 Prozent der Bevölkerung in die Kirche. Die restlichen 90 Prozent sind gefährdet, irgendwelchen Magiern, Kartenlesern oder dem Satanisten-Boom zu verfallen. 37 Prozent der italienischen Jugendlichen nehmen an spiritistischen Sitzungen teil, an denen sie mit Toten zu kommunizieren versuchen. Viele hören satanischen Rock von Marilyn Manson. Das sind gefährliche Momente, in denen der Dämon Besitz vom Menschen ergreifen kann.“

Anscheinend kann ein Großteil der Menschheit nicht leben, ohne an einen unsäglichen Blödsinn zu glauben. Ob der sich jetzt „Glaube“ oder „Aberglaube“ nennt.

 

 

 

Der Wurm hatte sich in einem früheren Beitrag dazu geäußert:

„Wurm sollte es freuen, wenn die Menschen es schaffen, vom Unfug Religion loszukommen. Sollte. Denn meistens geht es gleich weiter zur Esoterik. Wer das für eine harmlose Spinnerei hält, möge sich mal das „Esoterikforum“ anschauen. Dort wird mensch eine recht große Spannbreite der Spinnerei erkennen. Unten bei „Aktuelle Informationen“ wird das ganze Ausmaß der Idiotie deutlich (Stand: 04.12.2014):

Themen: 88.313

Beiträge: 1.568.315

Benutzer: 44.780

http://www.esoterikforum.de/forum.php

Und hier handelt es sich nur um eine einzige Seite im Internet. Mensch kann davon ausgehen, dass es noch zahlreiche andere Seiten gibt.

Eine (für einen Wurm) lustige Seite ist für „Aussteiger“ gedacht:

„Wenn Sie selbst in Lichtarbeit, Spiritualität, Newage, Esoterik, Okkultismus oder entsprechenden Gruppen/Sekten verstrickt waren und zum Glauben an Jesus Christus und das Evangelium gekommen sind, dann würden wir uns freuen, wenn Sie uns von Ihren Erfahrungen berichten, damit auch andere Menschen davon profitieren können.“

http://www.achtung-lichtarbeit.de/

Und es wird berichtet. Wer glaubt, er wüsste schon alles und ihn könne nichts mehr überraschen, der wird überrascht werden.“

http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/125-brett-vorm-kopf.html

Mensch schaue mal nach, was sich auf dem „Esoterikforum“ in den letzten knapp 2 Jahren getan hat: 40.000 weitere Themen, 700.000 weitere Beiträge, 10.000 weitere Benutzer. – Blödsinn unter den Menschen ist unausrottbar. Aber sich selbst als „Homo sapiens“ bezeichnen!

Gabriele Amorth scheint Pech gehabt zu haben: Wenn es tatsächlich nur 144.000 „Gerettete“ gibt, ist es schon statistisch unwahrscheinlich, dass er selbst dazu gehört. Ob Gott sich an ihm „gnädig“ erweist, ist auch zweifelhaft. Sollte es tatsächlich diesen Gott geben, an den Gabriele Amorth geglaubt hat, so ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der Teufel sich doch noch den tapferen Exorzisten geholt hat.

Sollte jemand glauben, dass er vom Teufel oder sonstigen finsteren Gesellen heimgesucht wird, gibt es einen guten Tipp: diesem Ungetüm laut und deutlich sagen „Dich gibt es gar nicht!“ – und schon ist es weg. Mensch kann nur von dem geplagt werden, an das er glaubt, dass es das gibt.