Montesquieu: „In den Augen der Nachwelt wird das 18. Jahrhundert durch Voltaire und Madame de Pompadour repräsentiert werden“.
Jeanne-Antoinette Poisson, dame Le Normant d’Étiolles, marquise (Markgräfin) de Pompadour, duchesse (Herzogin) de Menars, wurde vor 300 Jahren geboren.
Seit Nero (siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/247-2000-jahre-verleumdung.html ) wurde kaum eine zweite Person in und nach ihrem Leben so sehr in den Dreck gezogen wie sie.
Nichtsdestotrotz hat sie einen bedeutenden Beitrag zum Fortschritt der Menschheit geleistet.
Überblick
Zum Überblick ein Artikel von Claudia Mäder: „Wahrscheinlich standen die Sterne am 29. Dezember 1721 in einer merkwürdigen Konstellation am Pariser Himmel. Ballte sich da nicht aussergewöhnlich viel Macht zusammen? Dominierte ein verderblicher Einfluss der Venus? Oder kündigten die Gestirne bloss besonders viel Glanz an? Klar ist, dass an jenem Dezembermontag ein Mensch geboren wurde, der die Zeitgenossen über die Massen beschäftigte, noch Generationen später die Phantasie anregte und Mythen inspirierte, die bis heute wirken.
Jeanne-Antoinette Poisson hiess das Mädchen, das vor 300 Jahren zur Welt kam. Dieser Name dürfte kaum jemandem etwas sagen, doch 24 Jahre nach ihrer Geburt wurde Jeanne-Antoinette zur Marquise de Pompadour geadelt und als Mätresse in den Hof von König Ludwig XV. eingeführt. In dieser Rolle ist sie zum Phänomen geworden. Dabei verkörpert Madame de Pompadour eine Form des weiblichen Herrschens, die man eigentlich auch ganz nüchtern betrachten könnte.
Jeanne-Antoinette Poisson war die Tochter eines Finanzverwalters. Aufgewachsen ist sie in einer Zeit, da grossbürgerliche Familien wie die ihre wohl stetig an Einfluss gewannen, die Macht des Monarchen aber noch nicht wesentlich tangierten. Als Jeanne-Antoinette knapp ein Jahr alt war, ist Ludwig XV. in Reims gesalbt worden. Der Urenkel des Sonnenkönigs war beliebt bei den Franzosen: Die Wirtschaft lief gut, Kriege waren keine in Sicht.
Und auch für Nachkommen war früh gesorgt. Ludwig hatte 1725 die polnische Königstochter Maria Leszczyńska geheiratet, aus strategischen Überlegungen, wie in diesen Kreisen üblich. Daneben holte er Frauen, in die er sich verliebte, als Mätressen an seine Seite, ebenfalls wie üblich. Vier solche Beziehungen hat Ludwig ab 1735 unterhalten, 1744 war der Posten nach Trennungen und Todesfällen gewissermassen vakant geworden. Nun kam Jeanne-Antoinette Poisson ins Spiel, oder genauer: Madame d’Étiolles, denn inzwischen hatte die Bürgerstochter in den niederen Adel eingeheiratet.
Schon als Kind habe sich Jeanne-Antoinette in den Kopf gesetzt, später einmal königliche Mätresse zu werden. Damals habe ihr nämlich eine Kartenleserin prophezeit, dass ihr Weg sie in die Gemächer des Königs führen werde. Das ist in diversen Biografien über die spätere Madame de Pompadour zu lesen, und wenn auch keine dieser Schriften mit einer Analyse des Geburtshoroskops aufwartet, wissen sie doch oft die erstaunlichsten Details zu berichten. So soll sich die junge Frau abwechselnd in rosaroten Kleidern und himmelblauen Kutschen beziehungsweise in rosaroten Kutschen und himmelblauen Kleidern auf Spazierfahrten begeben haben, um die Aufmerksamkeit des Königs auf sich zu ziehen.
Der Wahrheitsgehalt solcher wieder und wieder erzählter Geschichten lässt sich schwer überprüfen. Verbürgt ist, dass Madame d’Étiolles, die in den renommiertesten Pariser Salons verkehrte, Anfang 1745 zu Maskenbällen eingeladen war, die der Hof im Vorfeld einer wichtigen Hochzeit veranstaltete. Im Frühling verdichteten sich Gerüchte um eine neue Liebschaft des Königs, im September 1745 wurde Jeanne-Antoinette als Madame de Pompadour offiziell in Versailles vorgestellt.
Die Höflinge zeigten sich zwar begeistert von Pompadours schon damals legendärer Schönheit, ihrem «makellosen Teint», der «perfekt geformten» Nase und den «wunderschönen Augen». Aber auf Anklang stiess die Neue trotzdem nicht. Die Herkunft der Frau war für die Leute am Hof ein Skandal. Nie zuvor hatte ein König eine Bürgerliche zur Mätresse gemacht, immer waren die Gefährtinnen des Monarchen aus gehobenen Adelskreisen gekommen.
Natürlich hat Ludwig XV. Jeanne-Antoinette mit einem standesgemässen Titel versehen: Die Adelsfamilie der Pompadour war unlängst ausgestorben, also hat der König den Namen auf seine Geliebte übertragen. Später hat er sie gar zur Herzogin erhoben, aber an der Ablehnung, mit der man in den höchsten Kreisen auf die Aufsteigerin reagierte, änderte das alles nichts. Für Pompadours offizielle Einführung in Versailles, die gemäss Zeremoniell ein Mitglied der Hofgesellschaft übernehmen musste, war einzig eine verarmte Prinzessin zu gewinnen – nachdem der König versprochen hatte, dafür ihre Schulden zu bezahlen.
Die grossen Vorbehalte zeugen von der bedeutenden Stellung der Mätresse. Ein Hofamt im eigentlichen Sinn bekleidete die Geliebte des Königs nicht, wie die Historikerin Eva Kathrin Dade in ihrer Studie «Die Mätresse und die Diplomatie» ausführt. Doch als enge Vertraute des Königs befand sie sich an einer Schlüsselstelle des Herrschaftsgefüges und konnte im sich langsam ausbildenden Staat der frühen Neuzeit grossen politischen Einfluss ausüben.
Eigentlich hätten Monarchien für Frauen ganz grundsätzlich gute Teilhabemöglichkeiten geboten. Da Macht in dynastischen Systemen übers Blut vererbt wurde, konnten bei geeigneten Konstellationen auch weibliche Familienmitglieder an die Spitze des Staates gelangen. Allerdings sind solche «Weiberregimente» schon früh verpönt gewesen und in der Praxis vielfach verhindert worden. In Frankreich etwa hat das Salische Gesetz Frauen seit dem Mittelalter von der Thronfolge ausgeschlossen. Auch öffentliche Ämter durften sie nicht übernehmen.
Dennoch konnten sich manche Frauen in die Politik einbringen. Die monarchische Herrschaft war nämlich lange Zeit stärker personal als institutionell organisiert: Die Sphäre der Macht glich einem Geflecht von Beziehungen, und die Nähe zum Monarchen war von entscheidender Bedeutung. Privates und Politisches, Formelles und Informelles waren im Frankreich der Königszeit erst ansatzweise voneinander getrennt – was den Frauen, die sich nur im Bereich des Informellen bewegen durften, einen relativ grossen Handlungsspielraum verschaffte.
In der frühen Neuzeit professionalisierte sich der Staat zwar zusehends, die Bürokratisierung sowie die Dichte der Ministerien und Beamten nahmen laufend zu. Die personalen Strukturen verschwanden aber nicht augenblicklich. Vielmehr gab es, so beschreibt es Eva Kathrin Dade, eine Übergangsphase, in der die wichtigsten Vertrauenspersonen des Königs als zentrale Schnittstelle zwischen dem Monarchen und der wachsenden Verwaltung fungierten. Bei diesen Figuren liefen die Fäden zusammen, ohne dass sie ein offizielles Amt innegehabt hätten; man hat sie daher zuweilen auch als «Günstlingsminister» bezeichnet.
Unter Ludwig XV. erfüllte Kardinal de Fleury, der den König von Kindsbeinen an kannte, diese Rolle – bis er 1743 starb. 1745 trat Madame de Pompadour auf den Plan, und man kann die Frau als direkte Erbin des Kardinals verstehen: Während fast zwanzig Jahren stand sie dem König näher als jeder Höfling und avancierte zum «weiblichen Günstlingsminister» (Dade) – oder zum «cardinal de Fleury et demi», wie einer ihrer Gegner sagte, der meinte, dass die Frau noch wesentlich mehr Macht als früher Fleury besitze.
Wie die Mätresse am Hof genau agierte, ist schwierig auf den Punkt zu bringen, zumal mit heutigen Vorstellungen von Ämtern und Funktionen im Kopf. Offenbar hat Madame de Pompadour von Anfang an gezielt an einem Netzwerk gestrickt und Abhängigkeiten geschaffen, um ihre Position abzusichern. Darauf war ihr Bestreben bis zum letzten Tag ausgerichtet: Die Marquise hat kein konkretes politisches Programm verfolgt, sie hat keine Ideologie durchsetzen wollen. Vielmehr ist sie sich selber zum grössten Projekt geworden.
Rasch hat sie sich als Verwalterin der königlichen Gunstbezeugungen etabliert: Um einen Posten, einen Titel oder nur schon die Zulassung zur Jagd zu erhalten, musste jedermann an die Mätresse gelangen. Somit konnte sie personelle Entscheidungen stark beeinflussen – und auch ihre eigene Familie fördern. Schon 1745 ist ihr Vater zum Marquis erhoben, der Geliebte ihrer Mutter zum Oberintendanten der königlichen Bauwerke ernannt worden.
Parallel dazu machte Madame de Pompadour die Kunst zu einem zentralen Herrschaftsinstrument, wie die Historikerin Andrea Weisbrod darlegt. In Versailles richtete die Mätresse ein kleines, aber exquisites Theater ein und brachte dort Dramen, Opern und Ballette zur Aufführung. Von diesen fabelhaften Soireen redeten bald alle. Aber nur die wenigsten konnten eine besuchen: Die kleine Gästeschar war immer handverlesen – von der Marquise, versteht sich.
Auf diese Weise steuerte sie den Zugang zum engsten Zirkel des Königs und schaffte es zugleich, ein aufgeschlossenes Image zu pflegen. Im Theater von Madame de Pompadour waren nämlich auch «progressive» Werke etwa von Voltaire oder Rousseau zu sehen, und überhaupt zeigte sich die Frau gern als kultivierte Freundin des Geistes: ein Wink ans Bürgertum, um dessen wachsende Bedeutung sie nur zu gut wusste.
In den 1750er Jahren verschob sich der Schwerpunkt von Pompadours Tätigkeiten, von der Kunst zur Diplomatie. Den Theaterbetrieb stellte sie 1752 ein. Die wirtschaftliche Lage hatte sich verschlechtert, Missernten liessen seit den späten 1740er Jahren die Lebensmittelpreise steigen. Der verschwenderische Hof geriet zunehmend in die Kritik, und in deren Zentrum stand die luxusliebende Mätresse.
«Die Fische werden immer fetter», hiess es mit Anspielung auf Pompadours bürgerlichen Namen in Pamphleten, die den «Saustall» am Hof anprangerten. Diese üble Nachrede verachte sie gelassen, schrieb Madame de Pompadour ihrem Bruder. Trotzdem versuchte sie, die Gemüter nicht weiter zu erhitzen und der Kritik mit der Schliessung des Theaters mindestens ein bisschen entgegenzuwirken.
Dass die Marquise grosse Summen verschleuderte, ist unbestritten. Sie besass etliche Anwesen, die sie allesamt mit erlesenen Möbeln und eigens in Auftrag gegebenen Kunstwerken ausstatten liess. Sparsamkeit zählte gewiss nicht zu ihren Tugenden. Allerdings teilte der ganze Hof ihre Leidenschaft fürs Geldausgaben. Die Finanzlage der Franzosen sei tatsächlich desaströs, man könne die Mätresse indessen mitnichten als Hauptverantwortliche für die Misere bezeichnen: Das berichtete der preussische Gesandte 1751 seinem König.
Solche ständigen Vertreter aus anderen Ländern fanden sich in zunehmender Zahl an den Höfen – auch das ist ein Zeichen dafür, dass die staatlichen Geschäfte immer professioneller betrieben wurden. Und gerade für diese fremden Diplomaten wurde Madame de Pompadour im Verlauf der Jahre zur wichtigsten Bezugsperson: Die Mätresse hat alle Kontakte zum König vermittelt.
Jeden Vormittag empfing sie eine Schar von Beamten und Vertretern zu ihrer «Toilette», einem Morgenritual, das dem «Lever» des Königs glich. Während Madame de Pompadour den Schmuck des Tages auswählte und ihrer Schminke den letzten Schliff gab, liess sie einige angemeldete Personen vortreten. «Alles, was Rang und Namen hat, ist anwesend», rapportierte der österreichische Botschafter nach Wien, und sein englischer Amtskollege erklärte seinem Staatssekretär, dass die Teilnehmer bei dieser «Toilette» wie Statuen um den Frisiertisch herumstünden und die Marquise anstarrten.
Natürlich hofften alle Vertreter, durch diese kontinuierlichen Aufwartungen das Vertrauen der Pompadour zu gewinnen. Wo sich aber keine guten Beziehungen einstellen wollten, konnten die devoten Ehrenbezeugungen auch in Hass umschlagen. Friedrich II. von Preussen etwa hat zweimal vergeblich versucht, die Marquise über Mittelsmänner mit grossen Geschenken auf seine Seite zu bringen. Über die Jahre wurde er dann aber zum erbitterten Feind der Frau: In bissigen Tiraden wetterte er gegen das verrückte Frankreich, dessen «schwacher Monarch» nurmehr ein «Spielzeug der Pompadour», ja nachgerade deren «Sklave» sei.
Dieses Bild, in dem Madame de Pompadour als dominahafte Strippenzieherin erscheint, war seinerzeit genauso verbreitet wie die Vorstellung, dass die habgierige Mätresse das Königreich ruiniere. Es entsprach dem Geschlechterkonzept, das Jean-Jacques Rousseau im 18. Jahrhundert in verschiedenen Schriften ausarbeitete: Eigentlich, so der Genfer Denker, sei die Frau dem Mann in allen Belangen unterlegen. Durch ihre sexuellen Reize vermöge sie ihn aber auf heimliche Weise doch zu beherrschen.
Das Liebesleben des Königs und der Mätresse war folglich dauerhaft ein Thema – und dies, obwohl oder weil es nicht lange spannend verlief. Ab den frühen 1750er Jahren, meint nämlich die Literatur, hätten Ludwig XV. und Madame de Pompadour nicht mehr miteinander geschlafen.
Tatsächlich liess der Hof um 1750 verlauten, dass zwischen König und Mätresse «nur noch Freundschaft» bestehe. Alsbald kursierten Gerüchte über die Frigidität der Marquise – sie sei ihrer Natur nach von einer «trauerentenhaften Kälte» gewesen, wollten die Brüder Goncourt noch 1860 wissen, als sie eine Biografie über Madame de Pompadour veröffentlichten.
Den Wandel hin zur platonischen «Freundschaft» könnte man freilich auch ganz anders deuten. Andrea Weisbrod weist darauf hin, dass 1750 ein kirchliches Jubeljahr war. Ein Heiliges Jahr, das nur alle 25 Jahre begangen wurde, von den Gläubigen besondere Demut und Umkehr verlangte und ihnen Absolution in Aussicht stellte. Womöglich haben Ludwig und Madame de Pompadour ihr Verhältnis damals also ganz bewusst in ein anderes Licht gerückt, um bei der Kirche zu punkten und die stets fragile Beziehung zu diesem wichtigen Akteur zu verbessern.
Kurzum: Was sich wann und wieso zwischen dem König und seiner Mätresse abspielte oder nicht, wird man kaum je ganz genau wissen. Die Bettgeschichten sind aber ohnehin unerheblich, wenn es darum geht, das politische Wirken der Marquise zu schildern. Hätte damals, wie so oft, ein Mann als Günstling geamtet, wären sexuelle Belange kaum als relevant erachtet worden – man hätte den männlichen Vertrauten als einflussreiche Person wahrgenommen, die auf den König einwirkt, und nicht als hinterhältigen Vamp, der ihn aussaugt. Die Debatten gewannen jedoch nur noch an Schärfe, als Madame de Pompadour in die entscheidende aussenpolitische Veränderung der 1750er Jahre involviert wurde, die sogenannte «Umkehrung der Allianzen».
Lange war Frankreich mit Preussen gegen Österreich verbündet gewesen. In der Mitte des 18. Jahrhunderts geriet das Machtgefüge in Bewegung: Preussen ging auf Frankreichs Rivalen England zu, die Habsburger suchten eine Annäherung an Frankreich.
Um den französischen König für Verhandlungen zu gewinnen, mussten die österreichischen Diplomaten den richtigen Zugang zu ihm finden. Zwei Mittelspersonen kamen in den Augen des Gesandten infrage: Prinz Conti und Madame de Pompadour. Da der Stand des Ersteren am Hof zum fraglichen Zeitpunkt etwas unsicherer schien als die Position der Marquise, wurde diese ins Vertrauen gezogen und gebeten, den österreichischen Antrag an den König weiterzureichen. Ludwig XV. setzte einen Unterhändler ein, und alsbald kamen geheime Gespräche in Gang, die 1756 zu einem Nichtangriffspakt zwischen Frankreich und Österreich führten; 1757 folgte ein weitreichenderes Offensivbündnis.
Die Abkommen waren für Frankreich wenig vorteilhaft, und richtig verheerend war der Ausgang des gesamteuropäischen Konflikts, der 1756 losbrach: Im Siebenjährigen Krieg verlor Frankreich seine nordamerikanischen Kolonien an England und stand 1763 als geschwächte Macht mit leerer Staatskasse da. Die Hauptschuldige für das Debakel war rasch gefunden: Zeitgenössische Pamphlete stellten Madame de Pompadour als treibende Kraft hinter der Allianz mit Österreich dar.
Die Marquise habe das Bündnis angestrebt, unermüdlich auf den König eingewirkt, ihn gelockt, erschreckt, ermutigt, schrieben auch 1860 noch die Brüder Goncourt. Während man den Frauen im 19. Jahrhundert auf dem politischen Parkett rein gar nichts mehr zutraute, gestand man ihnen hier im Rückblick immerhin noch die Fähigkeit zu, alles zu steuern – und zu vermasseln.
Nur ist diese Deutung nicht zu halten. Zwar meint die Forschung heute, dass das Bündnis mit den Habsburgern wohl nicht zustande gekommen wäre ohne Pompadours Vermittlungsdienste. Und den Vertragsabschluss hat sie, wie sie selber sagte, mit «ausserordentlicher Befriedigung» zur Kenntnis genommen. Dass sie aber an der Ausgestaltung der Allianz beteiligt war, dafür gibt es keine Belege. In den Verhandlungsberichten ist von Madame de Pompadour nicht die Rede.
Lieber als auf solche Fakten hat man sich in der Darstellung von Pompadours Leben indessen auf andere Informationen berufen. Noch vor dem Tod der Marquise kamen fingierte Biografien über sie in Umlauf, später tauchten gefälschte Memoiren auf, bis heute zirkuliert eine Ausgabe mit gefälschten Pompadour-Briefen, die ein findiger Verleger in den 1770er Jahren auf den Markt gebracht und wegen guter Verkaufserfolge gar mit einem Ergänzungsband versehen hat. In den relativ wenigen authentischen Briefen, die sich erhalten haben, wirkt die Frau äusserst diskret; diplomatische Beobachter schilderten sie als höflich und zurückhaltend. Viele der manipulierten Dokumente zeichnen dagegen das Bild einer herrschsüchtigen, schier allmächtigen und krankhaft ehrgeizigen Weibsperson.
Auf dieser Basis konnte man ihr denn auch die Schuld für fast jedes beliebige Übel anhängen. In den Augen der Goncourts, die im 19. Jahrhundert dem Ancien Régime nachtrauerten, war die Mätresse zum Beispiel auch für den Ausbruch der Revolution verantwortlich. Madame de Pompadour, schrieben die beiden, habe den «Totengräbern der herrschenden Ordnung» in Versailles Räume zur Verfügung gestellt, woraufhin in diesem «Winkel des Palastes» der «Niedergang der Kirche und der Monarchie» eingeläutet worden sei.
Bekannt ist, dass Pompadours Leibarzt, Doktor Quesnay, an der «Encyclopédie» von Denis Diderot mitgearbeitet hat. In den Zimmern des Arztes hat die Frau folglich sowohl Diderot als auch D’Alembert, den Co-Herausgeber der «Encyclopédie», getroffen, beiden hat sie wie Voltaire und anderen Philosophen zudem unterstützende Pensionen auszahlen lassen. Aber weder wollten diese Männer in den 1750er Jahren die Monarchie stürzen, noch lag es in Madame de Pompadours Interesse, eine neue Ordnung zu befördern.
Die Marquise war eine «treue Royalistin», wie die Historikerin Andrea Weisbrod schreibt. Die rechtmässige Autorität des Königs stand für sie ausser Frage. Aufgestiegen in die höchsten Kreise der Macht, wollte Pompadour ihren Einfluss unbedingt behalten, und zu diesem Zweck setzte die sehr belesene und gut gebildete Frau auch auf Stützen in den aufklärerischen Kreisen. Dass das Königtum verschwindet, dem sie ihre prominente Stellung verdankte, hat sie sich logischerweise nicht wünschen können.
Der Triumph des dritten Stands hätte ihr umso weniger gedient, als die bürgerliche Welt den Frauen erheblich geringere politische Einflussmöglichkeiten bot als die adlig-monarchische. Der Geschlechterdiskurs vieler Aufklärer war gerade darauf ausgerichtet, Frauen wie die Pompadour aus der öffentlichen Sphäre zu verbannen. Die Macht der Mätresse wurde weitum als Zeichen für das überkommene, dekadente Wesen der Monarchien und ihrer Hofgesellschaften gedeutet.
Mit Blick auf Frankreich schrieben viele aufgeklärte Europäer, dass sich Schwäche ausbreite, wo man den Frauen zu viel Platz einräume – «eine schwere Weichlichkeit» sah etwa der Schweizer Johann Jakob Bodmer 1759 aus Konstellationen resultieren, in denen sich die Bereiche von Männern und Frauen vermischten und man Letzteren die Macht gab, «zu reden und zu thun». In dem tugendhaften Regime, das die effeminierte Monarchie ablösen sollte, galt es entsprechend, den schädlichen Einfluss der Frauen konsequent zu unterbinden. «In einer Republik braucht man Männer», schrieb Rousseau 1758 an D’Alembert.
Madame de Pompadour war tatsächlich eine etwas schwächliche Frau. Schon in ihrer Kindheit hat sie öfters gekränkelt, im April 1764 starb sie mit nur 43 Jahren an einer Lungenentzündung. Doch ihr Leben zeigt, wie wenig körperliche Konstitutionen mit geistigem Vermögen zusammenhängen. Über zwei Jahrzehnte hinweg hat die Frau alle Herrschaftsmittel ihrer Zeit ausgenutzt und sie eisern für ihren eigenen Machterhalt eingesetzt. So, wie es zahllose Männer vor und nach ihr taten, ohne dass jemand besonderen Anstoss daran genommen hätte.“
Mätressen-Wirtschaft
Aus „Wikipedia“: „Die Bedeutung des Begriffs Mätresse änderte sich im Lauf der Jahrhunderte von der herausragenden Geliebten in der Renaissance zur politischen Karrierefrau im Absolutismus und sank im 19. Jahrhundert als Folge der bürgerlichen Revolutionen ab zu einer Bezeichnung für ein prostitutionsnahes Dauerverhältnis eines mächtigen Mannes.“
https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%A4tresse
Heirat hatte bis vor relativ kurzer Zeit (etwas mehr als vor 200 Jahren) recht wenig mit Zuneigung oder gar Liebe zu tun, sondern wurde aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen durchgeführt. Mit der Folge, dass es viele außereheliche Verhältnisse gab.
Interessant wird es, wenn die Geliebte des Königs ein nichtsnutziges Etwas ist, das Unsummen von Geld verschlingt und sich der König dadurch zum Deppen macht. Oder wenn die Geliebte politischen Einfluss ausübt.
Letzteres war bei Madame de Pompadour der Fall. Nicht zum Schaden Frankreichs.
Perfektion in Person
Andrea Weisbrod in ihrem Buch „Madame de Pompadour und die Macht der Inszenierung: „Voltaire behauptet, sie habe mehr gelesen als irgendeine andere Frau ihrer Zeit, sie sei liebenswürdig, anmutig, klug, gebildet, ja geradezu die Perfektion in Person.“
Wille zur Person
Um die „Perfektion in Person“ sein zu können, bedarf es neben dem gegebenen Talent und Charakter und der entsprechenden Erziehung vor allem des entsprechenden Willens. Des Willens zur Macht und des Willens zur eigenen Person.
Sie war kränklich und litt unter Migräne, quälendem Husten und Fieberschüben. Vom König hatte sie mehrere Fehlgeburten. Ihr Sohn starb ein Jahr nach seiner Geburt, ihre Tochter starb knapp zehnjährig an einer Blinddarm-Entzündung. Auf diese Nachricht hin fiel sie in Ohnmacht – wohl die einzige Schwäche, die sie jemals öffentlich zeigte. 12 Tage danach starb ihr Vater.
Andrea Weisbrod zitiert einen Brief an den Grafen de Stainville: „Ich schätze die Sorgen, die Sie sich um mein Lebensglück machen. Leider hat mir der 15. Juni diesbezüglich ein unüberwindliches Hindernis errichtet. Mit dem Tod meiner Tochter ist in mir alle Zufriedenheit abgetötet worden. Momentan handelt es sich höchstens darum, mich irgendwie abzulenken.“
Wenige Tage nach den Todesfällen ist sie wieder in der Öffentlichkeit zu sehen und es ist ihr nichts anzumerken. Ist das Hartherzigkeit? Nein, sie stellt sich selbst nicht in den Mittelpunkt, stellt das Gemeinwohl über ihre eigenen Empfindlichkeiten und schafft es, sich „irgendwie abzulenken“.
Die Bewohner des Erdreichs kennen zur Genüge niedere Charaktere unter den Menschen, deren Leben sich ausschließlich um sie selbst dreht, die sich ihrem Schicksal ergeben, endlos darüber jammern, wie ungerecht ihnen mitgespielt wird, aus ihrem Leiden und Jammern nicht raus kommen und meinen, andere da noch mit reinziehen zu müssen.
Madame de Pompadour hätte allen Grund zum Jammern und zum Zetern gehabt – aber sie hatte den Willen, sich gegen ihre privaten Schicksalsschläge zu stemmen, sich „irgendwie abzulenken“ und damit Großes für sich selbst, für ihr Land und für die gesamte Menschheit zu leisten.
Verhältnis zum König
Andrea Weisbrod: „Zu lähmender Schüchternheit und Melancholie kommt die Angst des Königs vor Langeweile und die daraus resultierende Gier nach Abwechslung und Unterhaltung, die er durch tägliche, exzessive Jagden stillt.
Madame de Pompadour lernt schnell, sich ganz auf Ludwigs Bedürfnisse auszurichten und seinen Pessimismus, den Überdruss und die Lebensangst zu zerstreuen. Sie entführt den König in einem nicht enden wollenden Reigen von Festen, Bauprojekten und Überraschungen und übernimmt die Planung der exklusiven Abendessen in seinen Privatgemächern. Ludwigs langweilige Jagdgefährten ersetzt sie bei dieser Gelegenheit durch geistreiche redegewandte Männer und Frauen.“
Neben gegenseitiger Liebe und Freundschaft ist sie dem König gegenüber absolut diskret. Sie ist für ihn ein verläßlicher Ruhepol und sie genießt sein vollstes Vertrauen.
Die Größe eines Menschen besteht nicht darin, alles zu wissen und zu können und in allem gut zu sein, sondern zu wissen, was mensch nicht weiss und kann – aber zu wissen, wer etwas weiss oder kann.
Und Ludwig XV. hatte diese Größe, wusste, dass Madame de Pompadour die ideale Ratgeberin für politische und Personal-Angelegenheiten war.
Förderung
Menschenkenntnis ist teilweise angeboren, teilweise erlernbar. Voraussetzung dafür ist, sich nicht ausschließlich für sich selbst zu interessieren, sich in andere hineinversetzen zu können (und dies überhaupt zu wollen) und immer das Erlernte in sein Gedanken-Gebäude zu integrieren und zu erweitern. Dazu gehört auch, aus seinen Fehlern zu lernen.
Madame de Pompadour konnte Menschen zumeist sehr gut einschätzen. Wen sie kennt und für gut hält, den fördert sie. Natürlich auch aus ihrem Verwandten- und Freundeskreis. Allerdings kennt sie auch deren Grenzen. Und wenn sie Wünsche nach Höherem hört, ist sie bereit, diese abzulehnen, wenn die jeweilige Person nicht die entsprechende Qualifikation besitzt oder sonst nicht gut für die Sache ist.
Sie kennt die Menschen nur zu gut. Andrea Weisbrod beschreibt das Klima ihrer Umgebung: „Der prachtvolle Hof und seine erlesenen Räume, seine exquisit erzogenen Bewohner.innen in ihren eleganten Kleidern, ihre vollendete Art der Konversation - hinter dem schönen Schein tobt ein mörderischer Kampf um Gunst, Macht und Geld, um einen oberen Rang in der Hierarchie. Mit aufgeklappten Fächern und lächelnden Mienen belauert man die anderen, wartet gierig auf einen Fehltritt, auf die Möglichkeit, einen anderen von seinem Platz zu verdrängen. Wahre Loyalität ist so selten wie Schnee im August, selbst enge Freund.innen können zu Feind.innen werden, um ihre eigene Position zu sichern. Dazu ein indifferenter, sinnlicher Herrscher, der blutjunge Frauen liebt und Menschen, derer er überdrüssig geworden ist, mit einem kurzen unpersönlichen Schreiben vom Hof verbannt, sie eiskalt vom Licht ins Nichts zurückstößt.“
Gegen Ende ihres Lebens schreibt sie ihrem Bruder Abel: „Außer dem Glück, mit dem König sein zu dürfen, das mich doch über alles hinweg tröstet, ist der Rest nichts als ein Gewebe aus Bosheit und Oberflächlichkeit, kurz all der Unsäglichkeiten, derer die armselige, menschliche Natur fähig ist.“
Gegen-Beispiel
Eine seriöse, stilvolle Politik-Beraterin ist nicht selbstverständlich. Als Gegen-Beispiel möge die unseriöse spätere Königin Marie Antoinette gelten. In einem früheren Beitrag zitierte der Wurm Stefan Zweig folgendermaßen:
„Im Jahre 1776 und im Karneval 1777 erreicht der Vergnügungstaumel Marie Antoinettes den höchsten Punkt der scharf ansteigenden Kurve. Die mondäne Königin fehlt bei keinem Rennen, keinem Opernball, keiner Redoute, nie kommt sie vor Morgengrauen nach Hause, ständig meidet sie das eheliche Bett. Bis vier Uhr früh sitzt sie vor dem Spieltisch, ihre Verluste und Schulden erregen bereits öffentliches Ärgernis. Verzweifelt schmettert der Botschafter Mercy Bericht auf Bericht nach Wien: »Ihre Königliche Majestät vergißt vollkommen ihre äußere Würde«, es sei kaum möglich, sie zu belehren, denn »die verschiedenen Arten des Vergnügens folgen einander mit solcher Geschwindigkeit, daß man nur mit größter Mühe einige Augenblicke findet, mit ihr von ernsten Dingen zu sprechen«. Seit langem habe man Versailles nicht so verlassen gesehen wie in diesem Winter; im Laufe des letzten Monats hätten sich die Beschäftigungen der Königin oder, besser gesagt, ihre Vergnügungen nicht geändert oder vermindert. Es ist, als ob ein Dämon sich dieser jungen Frau bemächtigt habe: nie war ihre Unruhe, ihre Unrast unsinniger als in diesem entscheidenden Jahr.
Die Reise Josephs II. nach Paris hat einen dreifachen Zweck. Er soll, Mann zu Mann, mit dem König, seinem Schwager, über die heikle Angelegenheit der noch immer nicht vollzogenen ehelichen Pflichten reden. Er soll mit der Autorität des ältern Bruders seiner vergnügungssüchtigen Schwester den Kopf waschen, ihr die politischen und menschlichen Gefahren ihrer Vergnügungssucht vor Augen halten. Drittens soll er das staatliche Bündnis zwischen dem französischen und österreichischen Herrscherhaus menschlich festigen …
Schwieriger, weil verantwortlicher, wird Josephs Stellung zu Marie Antoinette. Mit gemischten Gefühlen hat die Schwester den Besuch des Bruders erwartet, glücklich, sich endlich einmal mit einem Blutsverwandten, und zwar dem vertrautesten, ehrlich aussprechen zu können, aber auch voll Angst vor der schroffen lehrhaften Art, die der Kaiser der jüngeren Schwester gegenüber anzunehmen liebt. Erst vor kurzem hat er sie gerüffelt wie ein Schulmädchen: »In was mengst Du Dich ein?«, hatte er ihr geschrieben, »Du läßt Minister absetzen, einen andern auf seine Güter verbannen, Du schaffst neue kostspielige Ämter bei Hof! Hast Du Dich schon einmal gefragt, mit welchem Rechte Du Dich in die Angelegenheiten des Hofes und der französischen Monarchie mengst? Was für Kenntnisse hast Du Dir erworben, um zu wagen, Dich einzumengen und Dir einzubilden, Deine Meinung könnte in irgendeiner Hinsicht wichtig sein und besonders in jener des Staates, die doch ganz besondere vertiefte Kenntnisse erfordert? Du, eine liebenswürdige junge Person, die den ganzen Tag an nichts als an Frivolitäten, ihre Toiletten und Vergnügungen denkt, die nichts liest, nicht eine Viertelstunde im Monat in vernünftigem Gespräch verbringt oder zuhört, die nicht nachdenkt, nichts zu Ende und nie, ich bin dessen sicher, an die Folgen dessen denkt, was sie sagt oder tut ...« Einen solchen bittern Schulmeisterton ist die verwöhnte, verhätschelte Frau von ihren Höflingen in Trianon nicht gewöhnt, und man versteht ihr Herzklopfen, als plötzlich der Hofmarschall meldet, der Graf von Falkenstein sei in Paris eingetroffen und werde morgen in Versailles erscheinen …
Während sich Joseph II. aber scheinbar lässig bei all den Festen vergnügt, die ihm seine Schwester darbietet, beobachtet dieser merkwürdige Zwielichtgeist gleichzeitig scharf und genau. Vor allem muß er feststellen, daß Marie Antoinette »gar keine Liebe für ihren Gatten empfindet«, daß sie ihn nachlässig, gleichgültig und mit einem ungebührlichen Vonobenherab behandelt. Er hat ferner nicht viel Mühe, die üble Gesellschaft des »Windkopfs«, vor allem jene der Polignacs, zu durchschauen. Nur in einer Hinsicht scheint er beruhigt. Joseph II. atmet sichtlich erleichtert auf – wahrscheinlich hat er Ärgeres befürchtet –, daß trotz aller Koketterieen mit jungen Kavalieren die Tugend seiner Schwester bisher standgehalten hat, daß – sorgfältig fügt er die Klausel bei »wenigstens bis jetzt« – inmitten dieser verluderten Moral ihr Verhalten in sittlicher Hinsicht besser sei als ihr Ruf. Allerdings: sehr sicher für die Zukunft scheint ihn, was er in dieser Beziehung gehört und gesehen, nicht gemacht zu haben; ein paar kräftige Warnungen scheinen ihm nicht überflüssig. Einige Male nimmt er sich seine junge Schwester vor, es kommt zu heftigen Zusammenstößen, zum Beispiel, als er ihr vor Zeugen grob vorhält, daß sie »ihrem Mann zu nichts gut sei«, oder das Spielzimmer ihrer Freundin, der Herzogin von Guémenée, »un vrai tripot«, eine wahre Gaunerhöhle, nennt. Solche öffentlichen Vorhalte erbittern Marie Antoinette: es geht manchmal hart auf hart bei diesen Unterredungen zwischen den Geschwistern. Der kindische Trotz der jungen Frau wehrt sich gegen die angemaßte Bevormundung; aber gleichzeitig spürt ihre innere Aufrichtigkeit, wie sehr ihr Bruder mit allen seinen Vorwürfen im Recht ist, wie notwendig ihrer eigenen Charakterschwäche ein solcher Wächter an ihrer Seite wäre.
Zu einer endgültig zusammenfassenden Aussprache scheint es zwischen den beiden nicht gekommen zu sein. Zwar erinnert später in einem Brief Joseph II. mahnend Marie Antoinette an ein gewisses Gespräch auf einer Steinbank, aber das Eigentlichste und Wichtigste will er ihr offenbar nicht in gelegentlichen Gesprächen anvertrauen. In zwei Monaten hat Joseph II. ganz Frankreich gesehen, er weiß mehr von diesem Land als der eigene König, und mehr von den Gefahren seiner Schwester als sie selbst. Aber auch dies hat er erkannt, daß bei dieser flüchtigen Person jedes gesprochene Wort sich verflüchtigt, daß sie in der nächsten Stunde alles vergißt, besonders das, was sie vergessen will. So verfaßt er in aller Stille eine Instruktion, die alle seine Beobachtungen und Bedenken vereinigt, und übergibt ihr dieses dreißigseitige Dokument absichtlich in der allerletzten Stunde, mit der Bitte, es erst nach seiner Abreise zu lesen. Scripta manent, die geschriebene Mahnung soll ihr in seiner Abwesenheit zur Seite stehen.
Diese »instruction« ist das für den Charakter Marie Antoinettes vielleicht aufschlußreichste Dokument, das wir besitzen, denn Joseph II. schreibt es guten Willens und in völliger Unbestechlichkeit. Ein wenig schwülstig in der Form, für unsern Geschmack etwas zu pathetisch in seinem Moralismus, zeigt es gleichzeitig eine große diplomatische Geschicklichkeit, denn mit Takt vermeidet der Kaiser von Deutschland, einer Königin von Frankreich direkte Verhaltungsmaßregeln für ihr Betragen zu erteilen. Er reiht nur Frage an Frage, eine Art Katechismus, um die Gedankenfaule zum Nachdenken, zur Selbsterkenntnis und Selbstbeantwortung anzuregen; aber ohne es zu wollen, werden die Fragen zur Anklage, ihr scheinbar lockeres Hintereinander zu einem vollständigen Register der Verfehlungen Marie Antoinettes. Joseph II. erinnert seine Schwester vor allem, wieviel Zeit schon unnütz vertan sei. »Du schreitest im Alter vor, Du hast also nicht mehr die Entschuldigung, ein Kind zu sein. Was soll geschehen, was aus Dir werden, wenn Du länger zögerst?« Und er antwortet mit erschreckender Hellsicht selbst: »Eine unglückliche Frau und eine noch unglücklichere Königin.« Einzeln zählt er in Frageform alle ihre Nachlässigkeiten auf: ein scharfes kaltes Blitzlicht fällt vor allem auf ihr Verhalten zum Könige. »Suchst Du wirklich alle Gelegenheiten? Erwiderst Du die Gefühle, die er Dir offenbart? Bist Du nicht kalt und zerstreut, wenn er mit Dir spricht? Scheinst Du nicht manchmal gelangweilt oder abgestoßen? Wie willst Du bei einem solchen Verhalten, daß ein von Natur aus kühler Mann sich Dir nähert und Dich wirklich liebt?« Unbarmherzig hält er ihr – immer scheinbar nur fragend, in Wahrheit aber scharf anklagend – vor, daß sie, statt sich dem König unterzuordnen, seine Ungeschicklichkeit und Schwäche ausnütze, um statt seiner alle Erfolge und alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Verstehst Du, Dich ihm wirklich notwendig zu machen?« fragt er strenger. »Überzeugst Du ihn, daß niemand ihn aufrichtiger liebt und mehr seinen Ruhm und sein Glück im Herzen hegt als Du? Unterdrückst Du jemals Deinen Wunsch, auf seine Rechnung zu glänzen? Beschäftigst Du Dich mit den Dingen, die er vernachlässigt, um den Anschein zu vermeiden, Du hättest Verdienste auf seine Kosten? Bringst Du ihm Opfer? – Und bewahrst Du undurchdringliches Schweigen über seine Fehler und Schwächen? Entschuldigst Du sie, und befiehlst Du sofort denjenigen Schweigen, die wagen, darüber Andeutungen zu machen?«
Blatt um Blatt rollt Kaiser Joseph dann das ganze Register der Vergnügungswut auf: »Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, welche schlechte Wirkung Deine gesellschaftlichen Bindungen, Deine Freundschaften, wenn sie sich nicht auf in jeder Hinsicht untadelige Personen erstrecken, auf die öffentliche Meinung haben können und müssen, weil dadurch doch unwillkürlich der Verdacht entsteht, daß Du diese schlechten Sitten entweder billigst oder sogar an ihnen teilnimmst? Hast Du einmal die furchtbaren Folgen ausgewogen, die das Hasardspiel mit sich bringen kann durch die schlechte Gesellschaft und den Ton, den es nach sich zieht? Erinnere Dich doch an die Dinge, die vor Deinen eigenen Augen vor sich gegangen sind, erinnere Dich, daß der König selbst nicht spielt und daß es aufreizend wirkt, wenn Du sozusagen als einzige der ganzen Familie diesen schlechten Brauch unterstützest. Ebenso denke auch wenigstens einen Augenblick an alle die Peinlichkeiten, die sich an die Opernbälle knüpfen, an alle die üblen Abenteuer, die Du mir ja selbst in dieser Hinsicht erzählt hast. Ich kann Dir nicht verschweigen, daß von allen Vergnügungen dieses zweifellos das ungehörigste ist und besonders durch die Art, wie Du auf jene Bälle gehst, denn daß Dich Dein Schwager dorthin begleitet, macht nichts aus. Was hat es für einen Sinn, dort unbekannt sein, eine fremde Maske spielen zu wollen, siehst Du denn nicht ein, daß man Dich trotzdem kennt und manche Dinge zu Dir sagt, von denen es sich nicht paßt, daß Du sie hörst, die man aber mit Absicht sagt, um Dich zu amüsieren und Dich glauben zu machen, man habe sie in aller Unschuld gesagt? Schon der Ort hat einen sehr schlechten Ruf. Was suchst Du denn dort? Die Maske verhindert ein anständiges Gespräch, auch tanzen kannst Du dort nicht, wozu also diese Abenteuer, diese Ungehörigkeiten, wozu sich also mit diesem Pack von zügellosen Burschen und Dirnen und Fremden gemein machen, zweideutige Reden hören und vielleicht welche halten, die ihnen ähnlich sind? Nein, das gehört sich nicht. Ich gestehe Dir, daß das der Punkt ist, über den ich alle Leute, die Dich lieben und die anständig denken, am meisten empört gesehen habe: der König wird ganze Nächte lang in Versailles allein gelassen, und Du bist in Gesellschaft der ganzen Kanaille von Paris!« Dringend wiederholt ihr Joseph die alten Lehren ihrer Mutter, sie solle endlich anfangen, sich ein wenig mit Lektüre zu befassen, zwei Stunden täglich seien nicht viel und würden sie klüger und vernünftiger machen für die übrigen zweiundzwanzig. Und plötzlich springt mitten in der langen Predigt ein seherisches Wort auf, das man nicht ohne Schauer lesen kann. Wenn sie ihm nicht folge in dieser Hinsicht, sagt Joseph II., so sehe er arge Dinge voraus, und wörtlich schreibt er hin: »Ich zittere jetzt für Dich, denn so kann es nicht weitergehen; la révolution sera cruelle si vous ne la préparez.« – »Die Revolution wird grausam sein« – das unheimliche Wort, hier ist es zum erstenmal hingeschrieben. Obwohl in einem andern Sinn gemeint, ist es doch prophetisch ausgesprochen. Aber erst ein ganzes Jahrzehnt später wird Marie Antoinette den Sinn dieses Wortes begreifen.“
http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/279-maria-theresia.html
Bürgertum
Andrea Weisbrod: „Auch wenn die Hofschranzen die neuen Denker mit ihren umwälzenden Theorien und die reichen Finanziers mit ihrem größer werdenden Einfluss Naserümpfend als Emporkömmlinge bezeichnen, beginnt spätestens ab 1740 ein Machtwechsel in Frankreich. Während die Führungskaste der sogenannten Schwertadligen noch beharrlich auf ihre vielen Generationen zurückreichende Familiengeschichte als einzige echte Legitimation politischer Machtausübung pochen, zieht die Realität lachend an ihnen vorbei: Die wichtigen, gesellschaftsverändernden Theorien werden jetzt im Bürgertum entwickelt. Die katastrophale explodierende Schuldenwirtschaft des Hofes wird von bürgerlichen Großbankiers finanziert. Die öffentliche Meinung als das oberste Korrektiv von Sitten und Moral bildet sich in den Salons des Bürgertums. Ihre Macher stammen aus dem Bürgertum. Wie der Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas in seiner Untersuchung Strukturwandel der Öffentlichkeit nachweist, lässt sich ihr stetig wachsender Einfluss allein schon an ihrer Zahl ablesen: Gab es im Jahr 1723 nur 2 namentlich bekannte, schreiben im Jahr 1783 28 Kritiker regelmäßig über Kunst, Theater und Literatur. Sie alle nutzen ihre scharfsinnigen Artikel nicht als einfache Kommentare zur Kunst, sondern als Möglichkeit, im Bereich der Ästhetik ihre radikalen politischen Theorien zu entwickeln. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Bürgertum auch die Macht im Land übernehmen wird.“
Madame de Pompadour stammt aus dem Pariser Großbürgertum. Sie ist nicht einfach „nur“ eine Frau, sondern die Vertreterin des Bürgertums am Hofe und der Politik und quasi als erste bürgerliche Mätresse überhaupt das Sinnbild der Verbindung zwischen Königtum und Bürgertum. Ihre Gegner stammen entsprechend aus Adel und Klerus, die es nicht verkraften können, dass eine bürgerliche Frau Einfluss auf König und Politik hat, der ihr deren Meinung nach nicht zusteht und sie bekämpfen, wo es nur geht.
Da Adel und Klerus nicht bereit waren, auch nur einen Teil ihrer Macht abzugeben, wäre eine Französische Revolution wohl unvermeidlich gewesen – wäre mit einer Madame de Pompadour an der Spitze des Staates wohl aber in sehr geordneten Bahnen verlaufen.
Schutzherrin der Aufklärung
Ihre weit über Frankreich hinaus gehende Bedeutung für die Geistesgeschichte der Menschheit schildert Andrea Weisbrod in ihrem Porträt, das Maurice-Quentin Delatour im Jahre 1755 für sie anfertigte: Das Bild ist gleich am Anfang von Claudia Mäders Artikel zu sehen: https://www.nzz.ch/feuilleton/madame-de-pompadour-zum-300-geburtstag-der-koeniglichen-maetresse-ld.1661298
„Die Botschaft des zweiten großen Porträts richtet sich deutlich an die neuen Machteliten in Frankreich, an die finanzstarken großbürgerlichen Kreise in Paris und an die aufgeklärten Adelskreise am Hof - also an jene, bei denen Madame de Pompadour Finanzierungshilfen für Steuerreform, Militärakademie und den Ausbau der Porzellanmanufaktur wie auch Unterstützung für ihre auf Frieden ausgerichtete Außenpolitik sucht. Das Portrait umwirbt vor allem diejenigen Kreise, die Madame de Pompadour im Kampf gegen die Kirchenpartei in Frankreich und damit gegen ihre erbitterten Gegner helfen können. Ihnen tritt sie als Ikone einer Reformbewegung entgegen, als Schutzherrin der Aufklärung Und Heilsbringerin einer neuen, friedlichen, prosperierenden, besseren Welt.
Schaut man sich die Bücher an, die sich links vom Globus befinden, so besteht kein Zweifel daran, nach welchen Prämissen Madame de Pompadour politische Entscheidungen trifft: Sie sind so platziert, dass sie wie eine häufig genutzte Handbibliothek wirken. Die Auswahl ist sprechend und wirkt wie die Illustration von Pompadours politischem und kulturellem Programm: Es handelt sich um La Henriade von Voltaire, De l‘esprit des lois (Vom Geist der Gesetze) von Montesquieu, den vierten Band der Encyclopédie von Diderot und d‘Alembert sowie Pastor fido von Guarini. Die drei ersten haben mit ihren revolutionären Thesen zur Aufklärung dazu beigetragen, die Macht von Kirche und König zu brechen und damit weit über das 18. Jahrhundert hinaus gewirkt.
La Henriade, Voltaires aus dem Jahr 1728 stammendes, umfangreiches Lobgedicht auf den französischen König Heinrich IV. (1553 – 1610), stellt den berühmten Vorfahren Ludwigs XV. als umsichtigen Herrscher dar, der mit dem Edikt von Nantes, das den Protestanten in Frankreich die ungehinderte Ausübung ihrer Religion und die vollen Bürgerrechte gewährte, am 13. April 1598 einen Meilenstein in Sachen religiöser Toleranz setzte. Es gilt als Lehrbuch für den vorbildlichen Umgang eines Herrschers mit seinen Untertanen und mit neuen Bewegungen in der Gesellschaft und wird von einigen seiner Zeitgenoss.innen als eines der größten Werke der Epoche angesehen. Die erste Ausgabe der Henriade erschien 1723, als der junge König Ludwig XV. mit 13 Jahren seine Volljährigkeit erreichte. Dieser ersten Ausgabe war ein Kupferstich vorangestellt, auf dem Heinrich IV. seinen Nachfahren Ludwig umarmt. In einem späteren Gedicht bezeichnet Voltaire Ludwig XV. als ‚Mon Henri IV‘, mein Heinrich IV.
Pompadour ist mit Voltaire gut befreundet, sie unterstützt ihn auch gegenüber Ludwig XV., der den gewandten Schriftsteller trotz des an prominenter Stelle geäußerten Lobes, nicht sonderlich schätzt. Immer wieder tritt sie selbst in Stücken des Autors auf, als jung verheiratete Frau in ihrem ersten eigenen Theater in Schloss Etiolles in Zaire oder später in ihrem Versailler Theater vor dem König in L’enfant prodigue oder Alzire.
Ebenso wie die Schriften Voltaires fördert Madame de Pompadour auch die Arbeit Montesquieus, Diderots und d’Alemberts, denen sie häufig finanzielle Unterstützung zukommen lässt. Sie trifft die Schriftsteller regelmäßig zu angeregten Diskussionen in den Räumen ihres Leibarztes Dr. Quesnay in Versailles.
Montesquieus Buch De l’esprit des lois, erstmals 1748 im liberalen Genf erschienen, ist das politische Standardwerk zu den neuen Theorien der Aufklärung. Der Verfasser orientiert sich in seiner wegweisenden Schrift am Wirken des preußischen Königs Friedrich II., einem Herrscher, den Ende der 1740er Jahre viele Bürgerliche und Adlige in Frankreich noch als Vorreiter einer neuen besseren Art zu herrschen bewundern. Im Porträt ist der dritte Band der zweiten Ausgabe von 1749 abgebildet, die in insgesamt vier Bänden in Amsterdam veröffentlicht wurde. Interessanterweise handelt es sich dabei um den Band, in dem Montesquieu eine Position entwickelte, die von einer echten Gleichheit der Geschlechter ausgeht. Die Quintessenz dieses Buches besagt nicht nur, dass Frauen den Männern intellektuell ebenbürtig sind, sondern dass sie sogar in einem erheblichen Maße zur Zivilisierung von Gesellschaften beitragen können. 1751, genau zu dem Zeitpunkt, als Delatour die schleppenden Arbeiten am Portrait wieder aufnimmt wird De l’esprit des lois auf Betreiben der katholischen Kirche in Frankreich offiziell verboten. Ein Schicksal, das dieses Wirkmächtige Buch mit einem weiteren Buch teilt, das sich auf Pompadours Schreibtisch befindet.
Es handelt sich um die zwischen 1751 und 1772 herausgegebene Encyclopédie, das erste umfassende Lexikon und ein Meisterwerk der Aufklärung, mit dem französische Philosophen wie Denis Diderot und Jean Le Rond d’Alembert die herrschende Weltordnung nachhaltig auf den Kopf stellen sollten. Anders als heutige Lexika bietet die Encyclopédie zu jedem Stichwort ausführliche Artikel. Die kirchliche Partei in Frankreich und damit die erbitterten Widersacher von Madame de Pompadour und ihren liberalen Ansichten, läuft Sturm gegen das in ihren Augen gotteslästerliche Projekt. Am 7. Februar 1752 werden die bis dahin erschienenen ersten beiden Bände in Frankreich verboten. Französische Kirchenmänner wettern von ihren Kanzeln gegen die Encyclopédie, die ihnen schon allein wegen der alphabetischen Anordnung der Begriffe als Teufelswerk gilt. In einer Zeit strenger Ständehierarchien erscheint es ihnen als unerhört und unvorstellbar, dass die Reihenfolge der Begriffe nicht durch die Bedeutung und Wichtigkeit, sondern durch den zufälligen Platz im Alphabet diktiert werden soll. Delatour zeigt den vierten Band der Encyclopédie, der erst 1754 kurz vor der Fertigstellung des Porträts veröffentlicht wird. Schaut man sich die ersten Einträge in diesem Band an, wird deutlich, dass auch diese Wahl kein Zufall ist: ‚Conseil‘ (Rat). ‚Conseiller‘ (Ratgeber) und ‚Conseiller du Roi‘ (Berater des Königs) umreißen treffend die Rolle, in der sich Madame de Pompadour in der Mitte der 1750er Jahre am französischen Hof sieht: als Beraterin des Königs, die ihre Entscheidungen im Geist der Aufklärung trifft und als gute und umsichtige Politikerin Kunst und neue philosophische Strömungen fördert.
Mit feinem Gespür für politische Veränderungen richtet sich die Mätresse mit ihrem zweiten Porträt an jene bürgerlichen und aufgeklärten Kreise, die immer mehr Einfluss gewinnen und schließlich mit der Französischen Revolution von 1789 die Macht in Frankreich übernehmen werden. Zu ihren Ansichten will sie, so scheint es, Ludwig XV. zum Wohle Frankreichs und zu seinem persönlichen Ruhm bekehren.
Gleichzeitig wirbt sie mit dem Gemälde um Rückendeckung für den politisch schwer angeschlagenen König. Auch er erscheint im milden Licht seiner im Geiste der Aufklärung herrschenden Mätresse als umsichtiger Herrscher, der alles für das Wohlergehen seines Landes unternimmt. Folgerichtig verbirgt sich im letzten der vier Bücher auf dem Schreibtisch ein Hinweis auf den König und die loyale, tiefe Freundschaft, die ihn mit Madame de Pompadour verbindet.
Die bei Hofe wohlbekannte tragikomische Pastorale Pastor fido aus dem Jahr 1590 erzählt von einem Hirten - einem Synonym für Gott wie für den König - und einer Nymphe - eine Rolle, in der Madame de Pompadour mehrfach brillierte. Ihre Liebe zueinander wird von Priestern bedroht, doch durch die unverrückbare Treue des Hirten gerettet.
Was sich uns heute nur anhand vieler Informationen und einer sorgfältigen Bildbetrachtung erschließt, war für die Zeitgenossen Madame de Pompadours schnell erkennbar. In einer Gesellschaft, die fast ausschließlich durch Anspielungen und Allegorien miteinander kommunizierte, muss dieses Porträt sofort gewirkt haben. Man sah in Delatours Gemälde nicht einfach irgendeine Hofdame inmitten einer pastellfarbenen Rokoko-Dekoration, sondern eine umsichtige Staatslenkerin, weitblickende Strategin, Wohltäterin und Förderin der Künste, die ihrem Land zu Wohlstand verhilft. Ein derart selbstbewusstes Auftreten ist für eine Frau und Mätresse im 18. Jahrhundert unerhört. Der Schlag, den die Pompadour mit diesem neuen Image führt, ist tiefgreifend. Sie stellt sich nicht nur als zur Machtausübung berechtigt dar, sondern deutet mit den Mitteln der Kunst die informelle Stellung der Mätresse in ein offizielles Amt um:
Wenn Madame de Pompadour schon nicht der Herrscher höchstpersönlich sein kann, sagt das Porträt so haben wir es hier doch wenigstens mit Frankreichs unersetzlicher Premierministerin zu tun!
Die für die Zeit skandalöse Bildaussage lässt erahnen, wie sehr das Porträt als propagandistischer Befreiungsschlag aus dem moralischen Würgegriff der Kirchenpartei gemeint ist.“
Den Geschichtslosen möge zumindest eines im Gedächtnis bleiben: Trotz aller Klugheit der Philosophen – die französische Aufklärung, die die Welt seit dem 18. Jahrhundert verändern sollte, hatte ihre enorme Wirkung zu einem großen Teil Madame de Pompadour zu verdanken, die sie finanziell unterstützte und gesellschaftlich/politisch förderte.
Ich bin Philanthrop, Demokrat und Atheist. Rupert Regenwurm
Das Böse verlachen
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Laschet und die Bundesländer | Es ist für uns alle 8. Stunde | Strippenzieher
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Vermessungstechniker
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Eine Hand wäscht die andere
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Also jetzt mal ehrlich was sagt er da ?
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Steimles Aktuelle Kamera / Ausgabe 50 / Finale 2021
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HallMack Omikron: Halskratzen & Nachtschweiß
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