Dystopie

Mit dem Film „Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2“ findet die Dystopie „Die Tribute von Panem“ ihr Ende.

 

 

Das Desinteresse der Massen an denjenigen, die außerhalb ihrer Gruppe bzw. ihres Distriktes das Elend der „anderen“ nicht wahrnehmen und sich durch perfekt inszenierte „Brot und Spiele“ ablenken lassen, ist deutlich ein Spiegelbild der Gegenwart.

Genauso deutlich (wenn auch weniger offensichtlich) ist das überraschende Ende.

 

Die Tribute von Panem

 

„Die Tribute von Panem spielt in einer nicht näher definierten Zukunft, nachdem Nordamerika durch Kriege und auch Naturkatastrophen größtenteils zerstört worden war. Aus den Trümmern entstand die diktatorische Nation Panem, die ursprünglich aus dem regierenden reichen Kapitol und 13 umliegenden ärmeren Distrikten bestand. Der Name des Landes Panem leitet sich vom Ausspruch Panem et circenses (lat. ‚Brot und Spiele‘) des römischen Dichters Juvenal ab. Mit Brot und Spielen sollten die Römer davon abgehalten werden, gegen den Staat aufzubegehren.

Schließlich kam es wegen der immer größeren Ausbeutung der Menschen zu einem Aufstand der Distriktbewohner gegen das Kapitol. Dieser wurde jedoch niedergeschlagen, wobei Distrikt 13 den Verlautbarungen der Regierung nach vollständig vernichtet wurde. Als Mahnung für die Distrikte führten die Herrschenden die sogenannten Hungerspiele ein. Diese sollen die Distrikte einschüchtern und daran erinnern, dass sie der Macht der Regierung schutzlos ausgeliefert sind …

Jedes Jahr werden aus jedem der zwölf Distrikte ein Mädchen und ein Junge im Alter zwischen 12 und 18 Jahren ausgelost, die so genannten Tribute, die sich in einer Freilichtarena bis auf den Tod bekämpfen müssen, bis nur noch ein Tribut übrig ist. Die Spiele werden im Fernsehen und auf Leinwänden in ganz Panem übertragen, und die Bewohner der Distrikte werden gezwungen, die Hungerspiele als Fest zu feiern.

Bevor die Spiele beginnen, findet eine Wagenparade zum Trainingscenter der Tribute, ein dreitägiges Training mit den anderen Tributen und ein Interview statt. Anschließend werden Einzelvorführungen durchgeführt, und die Spielmacher schätzen die Gewinnchance jedes Tributs auf einer Skala von 0 bis 12 ein. Durch die oben genannten Veranstaltungen versuchen die Tribute, Sponsoren von sich zu überzeugen, die ihnen in der Arena teure Geschenke wie Nahrung oder Medizin zukommen lassen können, um ihre Überlebenschance zu erhöhen.

In der Arena werden die Tribute schließlich auf kreisförmig angeordnete Metallplatten ausgesetzt, in deren Mitte ein Füllhorn liegt. Sie haben zunächst eine Minute Zeit, um sich in der Arena zurechtzufinden. In dieser Zeit dürfen die Tribute die Metallplatten nicht verlassen, andernfalls werden sie von Minen in die Luft gesprengt. Nach Ablauf der Minute können sie sich beim Füllhorn und in der Umgebung mit Ausrüstungsgegenständen versorgen. Dies können sowohl Waffen als auch Nahrung und Medikamente sein. Da um diese Gegenstände vor allem zu Beginn besonders hart gekämpft wird, sterben viele Tribute schon im Startgemetzel rund um das Füllhorn.

Die gesamte Arena ist mit einem Kraftfeld umgeben, das die Tribute am Entkommen hindert. Wetter und unterschiedliche Spezialwaffen werden von den Spielmachern gesteuert; wenn diese und das Kapitol die Spiele zu langweilig finden, zwingen sie die Tribute durch verschiedene Eingriffe zum Kämpfen.

Für jeden toten Tribut wird eine Kanone abgeschossen und abends erscheint ein Bild des Verstorbenen am Himmel, sodass auch die noch lebenden Tribute wissen, wer getötet worden ist. Manche Tribute schließen sich zusammen und bilden Bündnisse. Außerdem gibt es die sogenannten Karrieros, die ihr ganzes Leben für die Hungerspiele trainiert wurden und sich dann freiwillig melden, um als Tribut anzutreten, und meistens auch gewinnen.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Tribute_von_Panem

Hier die Inhaltsangaben aller 4 Filme:

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Tribute_von_Panem_%E2%80%93_The_Hunger_Games

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Tribute_von_Panem_%E2%80%93_Catching_Fire

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Tribute_von_Panem_%E2%80%93_Mockingjay_Teil_1

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Tribute_von_Panem_%E2%80%93_Mockingjay_Teil_2

 

Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2

 

„Wikipedia“ schildert das Ende folgendermaßen:

„Als Snow alle Einwohner des Kapitols auffordert, in den sicheren Bereich um seinen Palast zu kommen, mischen sich Katniss und Gale mit unter die Menge. Da treffen bereits Kampftruppen der Rebellen ein und im allgemeinen Chaos des Gefechts wird Gale von Friedenswächtern überwältigt und fortgeschleppt. Snows Palastwachen rufen die Kinder nach vorn, als ein Hovercraft mit dem Zeichen des Kapitols anfliegt und Päckchen abwirft, die explodieren, als die Kinder danach greifen. Sanitäter der Rebellen dringen zu den verletzten Kindern vor, darunter Katniss’ Schwester Prim. Doch kurz darauf folgt eine weitere Explosion.

Katniss kommt auf der Krankenstation wieder zu sich, wo sie von ihrer Mutter behandelt wird. Haymitch erklärt ihr, dass das Kapitol sich ergeben hat und Snow gefangen genommen wurde. Effie Trinket begleitet Katniss in den Präsidentenpalast; sie findet Snow, der im Gewächshaus bei seinen Rosen eingesperrt ist. Er macht ihr klar, dass nicht er die letzte Explosion befohlen hatte, da er bereits im Begriff gewesen war, zu kapitulieren, und niemals Kinder des Kapitols ohne Grund töten würde; vielmehr habe es sich um einen taktischen Schachzug von Coin gehandelt. Katniss weiß nicht, was sie glauben soll, doch auch Gale, der überlebt hat, kann (oder will) ihr nicht beantworten, ob die Sprengfalle von den Rebellen stammte, woraufhin sie ihm endgültig „Lebwohl“ sagt. Coin erklärt sich unterdessen auf unbestimmte Zeit zur Übergangspräsidentin von Panem. Mit den verbliebenen sieben ehemaligen Siegern der Hungerspiele (Peeta, Katniss, Haymitch, Annie Cresta, Beetee, Enobaria und Johanna Mason) berät sie über das weitere Vorgehen in Bezug auf die gefangenen Würdenträger des Kapitols. Die Sieger sollen abstimmen, ob es anstelle hunderter Hinrichtungen „symbolische Hungerspiele“ mit Kindern aus dem Kapitol geben soll. Während Peeta strikt dagegen ist, lautet Katniss’ entscheidende Stimme Ja, im Gegenzug darf sie Snow eigenhändig töten.

Bei der öffentlichen Hinrichtung Snows richtet Katniss ihren Bogen im letzten Moment auf Präsidentin Coin und erschießt sie an der Stelle von Snow. Als sie anschließend mit Gift Suizid begehen will, wird sie von Peeta daran gehindert und dann von Soldaten fortgebracht. Snow kommt inmitten der aufgebrachten Menschenmenge zu Tode. Nach einiger Zeit bringt Haymitch Katniss einen Brief von Plutarch Heavensbee in ihr Gefängnis, in dem ihr dieser rät, unterzutauchen und in ein normales Leben zurückzufinden; als zukünftige Präsidentin zeichnet sich Commander Paylor ab, die Katniss begnadigen wird. Haymitch und Katniss kehren ins Dorf der Sieger in Distrikt 12 zurück, wo Prims Kater Katniss wieder an ihre tote Schwester erinnert. Eines Tages kehrt Peeta zurück. Man erfährt, dass Katniss’ Mutter inzwischen Sanitäter ausbildet, Gale neuer Polizeichef in Distrikt 2 ist und Annie Cresta einen nachgeborenen Sohn Finnicks zur Welt gebracht hat. Am Abend gesteht Katniss Peeta erstmals ihre Liebe.

In einem Epilog sind Katniss und Peeta mit ihren ersten beiden Kindern zu sehen.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Tribute_von_Panem_%E2%80%93_Mockingjay_Teil_2

Positiv sieht der Wurm, dass es nicht das übliche Ende in menschlichen Filmen ist: „Die Guten“ besiegen „die Bösen“ und alles ist gut.

Letztendlich sind „die Guten“ auch nicht besser als „die Bösen“. Im Gegenteil: sie bringen spektakulär Kinder der Gegenpartei und eigene Rettungskräfte um und tun dabei so, als ob es die Regierung selbst gewesen wäre. Mit der Folge, dass sich das eigene Volk und die eigenen Sicherheitskräfte von der Regierung abwenden und die Rebellen siegen.

Dieser Hergang erinnert stark an ein paar Revolutionen der letzten Zeit, die so ähnlich abgelaufen sind, siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/129-sir-ceausescu.html. Dass der Film da nicht näher drauf eingeht, zeigt, dass es sich mehr um ein Spektakel als um einen ernsthaften Film handelt.

Dass die neue Regierung, kaum an der Macht, sich genauso verhält wie die alte (also die eine Diktatur durch die andere Diktatur ersetzt wird), lässt den Zuschauer resignieren – es lohnt sich nicht, sich für irgend etwas einzusetzen.

Das wird ganz zum Schluss deutlich: fernab jeglicher Zivilisation und aller politischen Händel sind die zwei Helden glücklich mit ihren zwei kleinen Kindern in der freien Natur zu sehen.

Und dieses ist das zweite Spiegelbild der Gegenwart: die heutzutagigen Menschen interessieren sich kaum noch für höhere Ziele, kaum noch für die Gemeinschaft – es geht ausschließlich um sie selbst. Notfalls auf Kosten ihrer Mitmenschen.

Der Film bestärkt diese Haltung noch.

 

Unpolitik

 

„Der Politische Analphabet“ von Bertolt Brecht:

„Der schlimmste Analphabet ist der politische Analphabet. Er hört nicht, spricht nicht, und nimmt nicht an den politischen Ereignissen teil. Er weiß nicht, daß die Kosten des Lebens, der Preis der Bohnen, des Fisches, des Mehls, der Miete, des Schuhes und des Medikamentes von politischen Entscheidungen abhängen. Der politische Analphabet ist so dumm, daß er stolz ist und sich in die Brust wirft um zu sagen, daß er Politik haßt. Der Schwachsinnige weiß es nicht, daß aus seiner politischen Ignoranz die Prostitution, der verlassene Minderjährige, der Räuber und der schlimmste von allen Verbrechern – der politische Betrüger, korrupt, Lakai der nationalen und multinationalen Unternehmen resultieren.“

http://www.diedenker.org/inhalte/brecht-zum-politischen-analphabeten/

Aus “Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechtes“ von Jean-Jacques Rousseau:

„Je besser der Staat verfaßt ist, desto mehr überwiegen im Herzen der Bürger die öffentlichen Angelegenheiten die privaten. Es gibt sogar viel weniger private Angelegenheiten; denn indem die Gesamtheit des gemeinsamen Glücks einen bedeutenderen Anteil zu dem jedes Individuums beiträgt, muß dieses sein Glück weniger in der Sorge um sein eigenes Wohl suchen. In einem gut geführten Staat eilt jeder zu den Versammlungen; unter einer schlechten Regierung möchte niemand auch nur einen Schritt dorthin tun; weil nämlich keiner mehr Interesse daran hat, was dort geschieht, weil man voraussieht, daß der Gemeinwille dort nicht herrscht, und weil schließlich die Sorgen um das häusliche Wohl alles in Anspruch nehmen. Gute Gesetze lassen bessere entstehen, schlechte ziehen schlechtere nach sich. Sobald einer bei den Staatsangelegenheiten sagt: Was geht’s mich an?, muß man damit rechnen, daß der Staat verloren ist.“

http://www.gewaltenteilung.de/tag/gesellschaftsvertrag

 

Dystopie

 

„Eine Dystopie (zu griechisch dys- = schlecht und tópos = Platz, Stelle; englisch dystopia), auch Antiutopie genannt, ist ein Gegenbild zur positiven Utopie, der Eutopie, und ist in der Literaturwissenschaft eine fiktionale, in der Zukunft spielende Erzählung mit negativem Ausgang. Sie entwirft ein zukunftspessimistisches Szenario von einer Gesellschaft, die sich zum Negativen entwickelt, und stellt somit einen Gegenentwurf zu Thomas Morus’ Utopia dar. Häufig wollen die Autoren dystopischer Geschichten mit Hilfe eines pessimistischen Zukunftsbildes auf bedenkliche Entwicklungen der Gegenwart aufmerksam machen und vor deren Folgen warnen …

Eine Utopie ist dem eigentlichen Wortsinn nach die Beschreibung eines „Nicht-Ortes“, d. h. eines Ortes, den es im realen Leben nicht gibt; es ist ein herbeigewünschtes Nirgendwo: die griechische Vorsilbe ου- ou- ist verneinend wie das deutsche „un-“ im Sinne von „nicht-“. Philosophische und literarische Utopien sind faktisch aber ausgeführte Entwürfe eines Staates oder Landes, dessen Gesellschaft gut organisiert ist, was deshalb gelegentlich ähnlich klingend (im Englischen sogar gleich klingend) Eutopie genannt wird, denn die griechische Vorsilbe ευ- eu- steht für „gut“- oder „wohl“-. Eben dazu ist δυσ- dys- das Gegenstück. Insofern sind die Begriffe Dystopia und Utopia nicht exakt gegenteilige Begriffe in dem Sinne wie z. B. Dysphorie und Euphorie …

Der erste Gebrauch des Wortes wird John Stuart Mill zugeschrieben, dessen gute Griechisch-Kenntnisse es vermuten lassen, dass er unter Dystopia weniger nur das Gegenteil von Thomas Morus’ Utopia verstand, sondern vielmehr einen Ort meinte, an dem es im weitesten Sinne schlecht um die Dinge bestellt ist.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Dystopie

Eine der besten Dystopien ist der Film „Soylent Green“ (deutsch: „Jahr 2022 … die überleben wollen“):

 

 

Wie es um die jeweilige menschliche Gesellschaft im Wandel der Zeit bestellt ist, lässt sich daran ablesen, wie sie sich ihre Zukunft vorstellt.

Vor allem an ihrer Literatur. Alleine die Anzahl der Bücher und die Anzahl der Leser zu Utopie oder Dystopie sind ein guter Gradmesser.

Auch das Vertrauen bzw. Misstrauen in die Politik gehört dazu. Auch politische Visionen.

Vor noch gar nicht langer Zeit gehörte für viele Menschen die Vision des Sozialismus dazu. Unabhängig davon, wie die real existierenden sozialistischen Staaten agierten.

Nichtsdestotrotz gab es nach dem Ende des Sozialismus hohe Erwartungen an die Zukunft in vielen Ländern. Die Älteren werden sich an den Begriff „Friedens-Dividende“ erinnern – das Geld, das früher in die Rüstung floss, sollte jetzt den Menschen zugute kommen.

Das Vertrauen in die Politik war da.

Und Francis Fukuyama rief gar das „Ende der Geschichte“ aus. Vereinfacht ausgedrückt: alle wollen dasselbe, es gibt keine Konflikte mehr.

Sehr schnell jedoch war es aus mit der Friedens-Dividende und der Kriegs-Industrie ging es besser denn je, siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/190-die-luege-aller-luegen.html

Und in Deutschland führte sich die rot-grüne Regierung unter Gerhard Schröder (die mit viel Euphorie, zumindest Wohlwollen, an die Macht gekommen war) auf wie die neue Regierung bei „Die Tribute von Panem“ und verriet hemmungslos die eigene Bevölkerung (siehe unter anderem http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/176-personifizierter-drecksack.html und http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/88-bruch-des-voelkerrechts.html ).

Hat irgend ein ernst zu nehmender Mensch in den westlichen Ländern noch Vertrauen in die Politik, werden noch irgend welche Utopien entworfen? Anstatt sich zu engagieren, Missstände zu benennen und dagegen vorzugehen, sich für andere und ein besseres Leben aller einzusetzen, herrscht ein allgemeiner Rückzug in die Privatheit und diejenigen, die sich tatsächlich engagieren, werden allein gelassen. Diese Haltung wird durch solche Bücher und Filme wie „Die Tribute von Panem“ noch unterstützt.

Grundzüge einer dystopischen Gesellschaft

Mensch möge bei jedem der von „Wikipedia“ aufgeführten Punkte den Vergleich zur heutigen Gesellschaft ziehen und innerlich sagen „ja“ oder „nein“ oder auf einer Skala von 1 bis 10 eine Zahl nennen:

„Eine dystopische Gesellschaft weist für gewöhnlich mindestens einen der folgenden Züge aus dieser nicht erschöpfenden Liste auf:

- eine augenscheinlich utopische Gesellschaft, frei von Armut, Seuchen, Krankheit, Konflikten und sogar emotionaler Niedergeschlagenheit. Unter der Oberfläche offenbart sich jedoch genau das Gegenteil. Die zentralen Aspekte der Geschichte sind erstens das Problem an sich, zweitens die Art und Weise, wie dieses vertuscht wird, sowie drittens die Chronologie des Problems.

 

- Weitgehende Privatisierung der öffentlichen Daseinsvorsorge ohne funktionierende Aufsicht und Regulierung des Staates. Dies hat zur Folge, dass ärmere Schichten nicht mit Energie und Wasser versorgt werden.

 

- Privatisierung der öffentlichen Verwaltung, wie auch im Gegensatz dazu deren bloße, systembezogene Hypertrophierung, z.B. in Franz Kafkas Der Process

 

- Soziale Schichtung, wobei die Gliederung der Gesellschaft in soziale Klassen streng definiert ist und ebenso streng durchgesetzt wird. Es fehlt an sozialer Mobilität, z. B. im Roman Schöne neue Welt von Aldous Huxley die Unterteilung in Alphas, Betas, Gammas, Deltas und Epsilons (Kastenwesen).

 

- Eine reiche Oberschicht isoliert sich in nach außen abgeriegelten (und teilweise luxuriösen) Wohnkomplexen, während die restliche Bevölkerung unter einfachen Bedingungen hausen muss wie in Die Tribute von Panem von Suzanne Collins.

 

- Ein hohes Wohlstandsgefälle sichert der reichen Oberschicht Zugang zu hochwertigen Lebensmitteln und Wasser, während sich der Rest der Bevölkerung mit künstlichen Nahrungsmitteln zufriedengeben muss.

 

- wenig bis gar keine Mitbestimmung der unteren Schichten an politischen Entscheidungen, die allein von der Obrigkeit getroffen werden.

 

- staatliche Propaganda und ein Bildungssystem, das die meisten Bürger in die Anbetung des Staates und seiner Regierung nötigt und ihnen die Überzeugung aufzwingt, das Leben unter dem Regime sei gut und gerecht.

 

- die Einführung einer Sprache, die Kritik am Staat oder die Organisierung eines Aufstands unmöglich macht, da zu diesem Zweck schlicht die Worte fehlen (siehe Neusprech).

 

- strikter Konformismus und die allgemein herrschende Annahme, dass Dissens und Individualität ein Übel seien.

 

- in der Regel gibt es eine Repräsentationsfigur des Staates, die von den Bürgern fanatisch angebetet wird, in Begleitung eines aufwendigen Personenkultes, wie z. B. für die Figur des Großen Bruders in dem Roman 1984 von George Orwell.

 

- Angst bzw. Abscheu vor der restlichen Welt außerhalb des eigenen Staates.

 

- die allgemein herrschende Ansicht, das traditionelle Leben (insbesondere die traditionellen organisierten Religionen) sei primitiv und unsinnig. Alternativ dazu die vollständige Dominierung der Gesellschaft durch eine Staatsreligion, z. B. den Engsoz (Englischer Sozialismus, engl. Ingsoc = English Socialism) in 1984, oder die „Technopriests“ in der Comic-Buchreihe Der Incal rund um den Privatdetektiv John Difool.

 

- das „historische Gedächtnis“ der bürokratischen Institutionen hebt das kollektive historische Gedächtnis der Menschen auf oder hat Vorrang vor diesem. Im Roman 1984 ist das Ministerium für Wahrheit mit der Anpassung des „autobiographischen“ gesellschaftlichen Gedächtnisses an die Bedürfnisse des Regimes betraut.

 

- ein Strafvollzugsgesetz, dem eine angemessene Strafprozessordnung fehlt bis hin zum privatisierten Strafvollzug.

 

- Mangel an lebensnotwendigen Gütern für weite Teile der Bevölkerung, einhergehend mit bevorzugter Versorgung privilegierter Schichten. Dies kann bis zu fast ewigem Leben für Privilegierte gehen (In Time – Deine Zeit läuft ab).

 

- permanente Überwachung durch die Regierung oder ihre Behörden.

 

- Abwesenheit oder aber vollständige Kooptation der gebildeten Mittelschicht (z. B. Lehrer, Journalisten, Wissenschaftler), die in der Lage wäre, das herrschende Regime zu kritisieren.

 

- militarisierte Polizeikräfte bis hin zur Privatisierung von Polizei und Militär.

 

- die Verbannung der natürlichen (biologischen) Umwelt aus dem Alltag.

 

- Konstruktion fiktionaler Ansichten über die Realität, die der breiten Masse aufgezwungen werden.

 

- Korruption, Unfähigkeit oder Usurpation der demokratischen Institutionen.

 

- vorgetäuschte Rivalität zwischen Gruppen, die tatsächlich ein Kartell bilden.

 

- die etablierten Kräfte bestehen darauf, dass sie die beste aller möglichen Welten verwirklichen und alle innerstaatlichen Probleme durch die Kräfte des (wenn nötig auch fiktiven) Feindes verursacht werden.

 

- ein übergreifender, langsamer Zerfall aller Systeme (politisch, ökonomisch, religiös, infrastrukturell …), der der Entfremdung des Einzelnen von der Natur, dem Staat, der Gesellschaft, der Familie sowie sich selbst geschuldet ist.

 

- Kritik, die trotz repressiver Maßnahmen des Regimes öffentlich wird, wird von der Medien- und Vergnügungskultur der Gesellschaft aufgesaugt, trivialisiert und damit ins Absurde verkehrt, so z. B. in Schöne Neue Welt, in dem die Geschichte des Protagonisten „Michel“ (in der englischen Ausgabe „John“, auch The savage ‚Der Wilde‘) von den staatlichen Medien zum reinen Zwecke der Unterhaltung bzw. Vergnügung für breite Bevölkerungsschichten aufbereitet wird.

 

- Ausrichtung von Gesellschaft und Wirtschaft auf Stabilität. Die Ökonomie in dystopischen Gesellschaften ist so strukturiert, dass die Regierung oder das ökonomische System selbst immun gegenüber Veränderungen oder Störungen ist.

 

- Industrien arbeiten mit maximaler Effizienz und Kapazität, der erwirtschaftete Überschuss wird dabei vom Staat absorbiert. In 1984 sind die lebensnotwendigen Güter rationiert, und der erwirtschaftete Überschuss wird vom immerwährenden „Krieg“ gegen Eurasien oder Ostasien aufgesaugt. In Schöne Neue Welt fließt der Überschuss in das extreme Konsumverhalten der Bevölkerung, zu dem die Bevölkerung gar von der Regierung konditioniert wird.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Dystopie

 

Alles wird gut!