Nacht der langen Messer

Helmut Kohl sagt: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten." http://www.helmut-kohl-kas.de/index.php?menu_sel=15&menu_sel2=213&menu_sel3=122

 

Rupert Regenwurm sagt: Alle herrschenden Menschen haben ein Interesse daran, ihre Sicht der Vergangenheit den nicht-herrschenden Menschen nahe zu bringen.

Ein schönes Beispiel ist der Umgang mit zwei zumindest interessanten Ereignissen der Vergangenheit, die dieser Tage ein halbwegs „rundes“ Jubiläum haben: 70 bzw. 80 Jahre.

Das eine Ereignis gibt es und hatte nur wenige Auswirkungen. Wenn es nicht statt gefunden hätte, wäre es kein großer Unterschied gewesen. Dafür wird es seit Jahrzehnten groß medial aufbereitet. Wenn der Wurm richtig gezählt hat, gibt es am Jahrestag 10 Sendungen im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen: Spiel- und Fernsehfilme, Dokumentationen, Gedenkfeiern, Bundeswehr-Gelöbnisse.

Das andere Ereignis hatte viele und starke Auswirkungen. Wenn es nicht statt gefunden hätte, wäre die Weltgeschichte anders verlaufen. Dafür wird es seit Jahrzehnten von den Medien weitest gehend ignoriert. Wenn der Wurm richtig nachgeschaut hat, gab es am Jahrestag keine einzige Fernsehsendung.

Der Verdacht liegt nahe, dass das eine Ereignis groß aufgebauscht werden und das andere in Vergessenheit geraten soll. Es handelt sich um den 20. Juli 1944, dem Attentat auf Adolf Hitler und den 30. Juni 1934, einer staatlichen Mordaktion, die in der Regierungs-Propaganda als „Röhm-Putsch“ und im Volksmund als „Nacht der langen Messer“ in die Geschichte eingehen sollte.

Da genau dieser „Röhm-Putsch“ sowohl in den Schulen als auch in den Medien kaum behandelt wird, möchte der Wurm diesen zum Anlass nehmen, etwas näher auf die damalige Zeit einzugehen. An Hand einer Person, die mit den unmittelbaren Geschehnissen nichts zu tun hatte außer, dass sie ermordet wurde: Gregor Strasser (manchmal auch Straßer geschrieben).

Den Namen schon mal gehört? Falls nicht: woher auch – er spielt zwar auch heute noch eine nicht zu unterschätzende Rolle, wird aber in den offiziellen Medien kaum erwähnt.

 

Um „Wikipedia“ zu zitieren:

„Als nationalistisch gesinnter Kriegsveteran und Paramilitär trat er 1921 in die Partei ein, beteiligte sich aktiv am missglückten Hitlerputsch und stieg bei der Neugründung der Partei 1925 zu einem führenden Politiker der Bewegung auf. Trotz sich früh abzeichnender ideologischer und realpolitischer Differenzen mit Adolf Hitler wurde er von diesem erst zum Reichspropagandaleiter und 1928 zum Reichsorganisationsleiter ernannt. In dieser Position, die der Tätigkeit eines Generalsekretärs gleichkam, erlangte er eine für Hitler bedrohliche Machtposition, die 1932 in der Strasser-Krise mündete. Trotz Strassers freiwilligem Rückzug und der Versicherung, sich politisch nicht mehr betätigen zu wollen, fiel er 1934 im Rahmen des „Röhm-Putsches“ der Ausschaltung vermeintlicher oder tatsächlicher Gegenspieler Hitlers zum Opfer …

Nach der Wiedergründung der NSDAP durch Hitler am 26. Februar 1925 im Münchner Bürgerbräukeller wurde Strasser eines der ersten Mitglieder der neuen NSDAP (Mitgliedsnr. 9) und erster Gauleiter von Niederbayern/Oberpfalz und nach der Teilung des Gaus vom 1. Oktober 1928 bis 1929 von Niederbayern. Gemeinsam mit seinem Bruder Otto entwickelte er ein eigenständiges ideologisches Profil gegenüber dem völkisch-nationalen Parteiflügel. Die Brüder verfochten – zunächst gemeinsam mit Joseph Goebbels – einen „linken“, d. h. antikapitalistischen, sozialrevolutionären Kurs der NSDAP, mit dem die Arbeiterschaft für die Partei gewonnen werden sollte. Strasser unterstützte daher teilweise Streiks der sozialdemokratischen Gewerkschaften, forderte die Verstaatlichung von Industrie und Banken und trat bei allem Festhalten an einem radikalen Antikommunismus für eine Zusammenarbeit Deutschlands mit der Sowjetunion ein. Mit der im September 1925 gegründeten „Arbeitsgemeinschaft Nordwest“, einem Zusammenschluss der nord- und westdeutschen Gauleiter der NSDAP unter seiner Leitung (Geschäftsführer war Goebbels), hatte Strasser zunächst ein Instrument zur Durchsetzung der sozial- und wirtschaftspolitischen Vorstellungen des linken NSDAP-Flügels geschaffen. Auf einer Führertagung in Bamberg am 14. Februar 1926 setzte sich Hitler erfolgreich gegen die „nationalbolschewistische“ Fraktion durch und beanspruchte die uneingeschränkte Führerschaft innerhalb der NSDAP für sich …

Trotz des in Bamberg erstmals offen ausgebrochenen Konflikts setzte Hitler den von ihm weiterhin hoch geschätzten Strasser am 30. Juni 1926 als Reichspropagandaleiter der NSDAP ein, ein Amt, das er bis Anfang 1928 bekleidete. Im Anschluss daran übernahm Strasser den Posten des Reichsorganisationsleiters der NSDAP, den er bis zum Dezember 1932 innehaben sollte.

Strasser reorganisierte in den folgenden Jahren die gesamte Struktur der Partei. Änderungen nahm er dabei sowohl in Hinsicht auf ihre regionale Gliederung, als auch hinsichtlich ihres vertikalen Aufbaus vor: Die NSDAP wurde schrittweise zu einer straff zentralistischen Organisation mit parteieigenem Kontrollapparat und hohem Propagandapotential ausgebaut. Durch sein Organisationsgeschick gelang der NSDAP der Schritt von einer randständigen süddeutschen Splitterpartei zu einer „großdeutschen“ Massenpartei. Die Zahl der Parteimitglieder wuchs von ca. 27.000 (1925) auf über 800.000 im Jahr 1931. Strasser gelang es insbesondere, die NSDAP in Nord- und Westdeutschland zu einer starken politischen Vereinigung zu entwickeln, die schließlich sogar über eine größere Mitgliederbasis verfügte als Hitlers Parteisektion im Süden.

Den Höhepunkt seiner Laufbahn erreichte Strasser 1932: Nachdem bereits 1930 auf Strassers Drängen hin eine weitreichende Reform der Organisationsstruktur der NSDAP durchgeführt worden war, wurde die Reichsorganisationsleitung – also der Führungsapparat der Partei – mit der Dienstvorschrift der „Politischen Organisation (P.O.)“ der NSDAP vom 15. Juli 1932 endgültig zur wichtigsten Schaltstelle innerhalb der Masse der NSDAP-Gliederungen ausgebaut. Der Reichsorganisationsleiter Gregor Strasser galt zu diesem Zeitpunkt längst als der nach Hitler mächtigste Mann in der Partei: Als Einzelperson galt er als der beliebteste und fähigste Mann im Führungszirkel der NSDAP und als Reichsorganisationsleiter verfügte er nun de facto über die Machtstellung eines Generalsekretärs der NSDAP, ohne diesen Titel zu führen. Bis zur Reichspräsidentenwahl des Jahres 1932 galt Strasser für den Fall einer Regierungsbildung unter Führung der NSDAP allgemein als der aussichtsreichste Anwärter auf den Posten des Reichskanzlers. Hitler selbst wurde bis zu diesem Zeitpunkt öffentlich kaum mit diesem Amt in Verbindung gebracht, hatte es auch nie für sich gefordert. Stattdessen wurde weithin angenommen, dass der „Bohèmien“ Hitler, dem selbst Mitglieder der NS-Führung attestierten, dass er „eine regelmäßige, disziplinierte Gedankenarbeit gar nicht zu leisten“ vermöge nach seiner Wahl zum Reichspräsidenten, Strasser mit dem Amt des Reichskanzlers betrauen würde: „Gregor Straßer erschien […] als der Mann der praktischen Politik, der die harte Tagesarbeit verrichtete, während der legendäre Führer Adolf Hitler die großen Ziele und Wege der deutschen völkischen Erneuerung aufzeigte.“ Den Forschungen des Strasser-Biografen Udo Kissenkötter zufolge „scheint die Möglichkeit einer Kanzlerschaft Hitlers innerhalb der Führungsgremien der NSDAP ernsthaft […] erst in den Tagen nach der [erfolglosen] Wahl […] erwogen worden zu sein.““

http://de.wikipedia.org/wiki/Gregor_Strasser

 

Kurz: es gab einen bedeutenden linken Flügel innerhalb der NSDAP, deren Kopf Gregor Strasser war. „Nationaler Sozialismus“ hieß unter anderem Verstaatlichung von Industrie und Banken und nichts zu tun haben mit der sozialistischen Sowjetunion.

„Wikipedia“ zum 25-Punkte-Programm der NSDAP von 1920: „Die Punkte 11 bis 18 beschäftigten sich mit der Umsetzung dieses Gemeinnutzprinzips. Einleitend, und wiederum fettgedruckt, wurde in Punkt 11 eine Brechung der Zinsknechtschaft gefordert. Die nachfolgenden Forderungen betrafen die „Einziehung der Kriegsgewinne“ (Punkt 12), die Verstaatlichung der Trusts (Punkt 13), eine Gewinnbeteiligung an Großbetrieben (Punkt 14), einen Ausbau der Altersversorgung (Punkt 15), Kommunalisierung der großen Warenhäuser zugunsten kleiner Gewerbetreibende, die bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen besonders zu berücksichtigen seien (Punkt 16), eine Bodenreform, die die Möglichkeit schaffen sollte, Boden für gemeinnützige Zwecke entschädigungslos zu enteignen (Punkt 17), die Todesstrafe für „Wucherer und Schieber“ (Punkt 18).

Punkt 19 verlangte, das ganze Römische Recht, das angeblich dem Materialismus diene, durch ein „deutsches Gemeinrecht“ zu ersetzen.“

http://de.wikipedia.org/wiki/25-Punkte-Programm

 

Was wird mit ernst zu nehmenden „linken“ Menschen und Gruppierungen für gewöhnlich gemacht? Auf die eine oder andere Art und Weise werden sie vernichtet oder sie werden gekauft. Ein Beispiel dafür ist Alfred Hugenberg. Heinz Höhne schreibt in seinem starken Buch „Die Machtergreifung“:

„Denn Hugenberg besaß, was Hitler und seine Partei trotz der Anstrengungen der Brüder Straßer nicht hatte: eine Presse, die bis in die letzte Ecke Deutschlands reichte. Der Geheimrat, durch vielfältige Bande mit allen Großen der Schwerindustrie verbunden, stand dem mächtigsten Pressekonzern vor, den es je in Deutschland gegeben hatte. Mit seinen Zeitungen, Verlagen, Anzeigenfirmen, Lichtbildgesellschaften, Pressediensten, Klischeebetrieben und Filmunternehmen okkupierte Hugenberg eine publizistische Schlüsselstellung, aus der ihn kein Konkurrent, nicht einmal sein schärfster Rivale, der Gutehoffnungshütte-Generaldirektor Paul Reusch, verdrängen konnte.

Von diesem Presseimperium zu profitieren war Hitler aller Mühe wert. Trotz einiger Bedenken sagte ihm Hugenberg eine wohlwollendere Behandlung der NSDAP durch seine Presse zu – unter Bedingungen. Welche das waren, bekamen die engeren Mitarbeiter Hitlers rasch zu spüren.“

Und: „Er verwaltete die Gelder der Ruhrlade, die an politische Parteien verteilt wurden.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Hugenberg

 

Anders ausgedrückt: der linke Flügel der NSDAP wurde durch die Gelder der Industrie und die mediale Unterstützung Hugenbergs deutlich „zahmer“ und der rechte Flügel immer stärker.

Auch, wenn Gregor Strasser anfangs einige unangenehme Züge hatte (stark militaristisch, antisemitisch), war er bis 1932 die neben Hitler bedeutendste Person der NSDAP und war im gesamten Parteiensystem der Weimarer Republik als besonnener Realpolitiker geschätzt.

Aus „Wikipedia“:

„Trotz seiner Reputation als Vertreter der Linken innerhalb der NSDAP verfügte Strasser seit Anfang der dreißiger Jahre über gute Kontakte zu Unternehmerkreisen, deren Vorstellungen von einer Zähmung der NSDAP durch Einbindung in die Regierungsverantwortung er entgegenkam. Die Deutschen Führerbriefe, eine unter dem Einfluss des Industriellen Paul Silverberg stehende Privatkorrespondenz, lobten Strasser im Mai 1932, weil er für einen „Übergang der N.S.D.A.P. von der Opposition zur gouvernementalen Position“ stehe. Um die Regierungsfähigkeit seiner Partei zu beweisen, verkündete Strasser am 20. Oktober 1932 im Berliner Sportpalast das neue „Wirtschaftliche Aufbauprogramm“ der NSDAP. Darin wurden die schrillen antikapitalistischen Töne und die Forderungen nach einer Autarkie Deutschlands deutlich zurückgenommen, wie sie etwa in seinem eigenen „Wirtschaftlichen Sofortprogramm“ noch vom Juli 1932 laut geworden waren. Statt Steuererhöhungen für Reiche forderte er jetzt Steuersenkungen, statt mit Preiskontrollen wollte er die Deflation nun mit einer Freigabe der Preise bekämpfen. Zwar redete er weiterhin einem Agrarprotektionismus und einem Vorrang für deutsche Produkte das Wort, betonte aber gleichzeitig, dass dadurch die Exporte nicht behindert werden dürften. Zur Überwindung der Massenarbeitslosigkeit schlug er vor, die Bindung der Reichsmark an das Gold aufzugeben, die Banken zu verstaatlichen und durch eine massive Kreditaufnahme der öffentlichen Hand öffentliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zu ermöglichen. Im selben Jahr äußerte er sich in einem Interview mit dem amerikanischen Journalisten Hubert Renfro Knickerbocker ausgesprochen wirtschaftsfreundlich:

„Wir erkennen das Privateigentum an. Wir erkennen die private Initiative an. Wir erkennen unsere Schulden an und unsere Verpflichtung, sie zu zahlen. Wir sind gegen die Verstaatlichung der Industrie. Wir sind gegen die Verstaatlichung des Handels. Wir sind gegen Planwirtschaft im Sowjetsinne.“

Strasser erhielt von verschiedenen Industriellen finanzielle Zuwendungen. Der Lobbyist August Heinrichsbauer organisierte im Frühjahr 1931 eine monatliche Zahlung von Unternehmern des Ruhrbergbaus an ihn in Höhe von 10.000 Reichsmark. Auch von dem Kölner Eisenindustriellen Otto Wolff, der den Nationalsozialisten an sich ablehnend gegenüberstand, soll Strasser auf Bitten des Reichskanzlers Kurt von Schleicher Spenden erhalten haben. Aus diesen Zuwendungen speist sich die verbreitete These, die Großindustrie hätte durch ihre Spenden zum Aufstieg der NSDAP beigetragen. Der britische Historiker Peter Stachura vertritt die These, dass es Strasser nicht um die Durchsetzung linker Programmanteile innerhalb der NSDAP gegangen sei, vielmehr sei er ein realpolitisch denkender Opportunist gewesen, der der NSDAP möglichst breite neue Rekrutierungsfelder erschließen und damit sich selbst eine Hausmacht sichern wollte.

Die programmatische und persönliche Rivalität mit Adolf Hitler verschärfte sich dramatisch, als Hitler sich durch sein bedingungsloses Beharren auf einer Kanzlerschaft vorübergehend in eine politische Sackgasse manövriert hatte und Reichskanzler Kurt von Schleicher Gregor Strasser im Dezember 1932 die Vizekanzlerschaft und das Amt des preußischen Ministerpräsidenten anbot. Er hoffte, mit Strasser die NSDAP zu spalten und ihren linken Flügel auf seine Seite ziehen zu können. Spätere Schätzungen von Zeitgenossen Strassers gingen davon aus, dass von 196 nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten 60 bis 100 bei einem offenen Bruch zwischen Strasser und Hitler mit Strasser gegangen wären.

Das Vorhaben misslang, weil Strasser sich nicht zu einem solchen Bruch mit dem angeschlagenen Hitler durchringen, und dieser führende Köpfe der Partei bei einer Führertagung im Dezember 1932 noch einmal auf sich einschwören konnte. Am 8. Dezember 1932 trat Strasser überraschend von allen Parteiämtern zurück, blieb jedoch Parteimitglied. Aus Angst vor einer Spaltung war Hitler peinlich darauf bedacht, den Eindruck eines offenen Machtkampfes zu vermeiden und bedauerte öffentlich Strassers Rückzug.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Gregor_Strasser

 

Im Dezember 1932 tritt Gregor Strasser zurück, im Januar 1933 wird Adolf Hitler Reichskanzler und hat sein Bündnis mit den national-konservativ-kapitalistischen Kräften. Nichtsdestotrotz haben Gregor Strasser und seine Ideen noch immer großen Einfluss in der NSDAP und ihren Unterorganisationen, vor allem der SA. Diese forderte nach der „Machtergreifung“ eine „Zweite Revolution“ und die Schaffung eines „NS-Volksheeres“, das die Reichswehr ablösen sollte. Deren Einheiten sollten sich der SA anschließen, in ihr aufgehen und so das „NS-Volksheer“ bilden.

Mit „Zweiter Revolution“ waren die linken Programmpunkte wie Verstaatlichungen gemeint. Da sich die NSDAP von ihren linken Programmpunkten nun mal entfernt und neue Bündnispartner hatte, mussten SA und die restlichen linken Kräfte „unschädlich“ gemacht werden.

Heinz Höhne: „Es war ein Tag, den kein Deutscher vergessen kann, der ihn miterlebt hatte: Der 30. Juni 1934, von den Nazis unter dem falschen Kürzel „Röhm-Putsch“ propagiert, veränderte das Deutsche Reich radikaler als jedes andere Ereignis nach dem Machtantritt Hitlers. An diesem Sonnabend ermordeten SS und Gestapo die Führungsclique um den SA-Stabschef Ernst Röhm und bürgerliche Antinazis. Mit der Mordnacht beginnt erst richtig die Diktatur in Deutschland: Die revolutionäre „Kampfzeit“ der NSDAP ist endgültig vorbei, der letzte nationalsozialistische Gegenspieler Hitlers beseitigt, die Partei zu einem willenlosen Mobilmachungsinstrument des Alleinherrschers herabgesunken …

Hitler hat den Schlag gegen Röhm bis in die letzten Junitage hinein weder gewünscht noch geplant. Die Treiber und Macher der Mordaktion waren andere: Hitlers Partner in Partei, Armee, Polizei und Verwaltung, die Etablierten des Regimes, die sich von den Millionen arbeitsloser SA-Männer und deren vagen sozialrevolutionären Ambitionen bedroht fühlten und den Diktator zu einem radikalen Schritt drängten.“

Gregor Strasser hatte sich zwar aus der aktiven Politik zurückgezogen, galt aber immer noch als gefährlich und musste deshalb sterben. Nichtsdestotrotz: so ziemlich alle, die als „Neonazis“ bezeichnet werden, berufen sich auf die frühen wirtschaftlichen Ideen von ihm. Der Wurm weiss, dass Menschen gerne freiwillig eine „Schere im Kopf“ haben und sich fürchterlich aufregen, wenn eine ihnen nicht genehme Gruppe zitiert wird – egal, was diese sagt. Bei einem Wurm ist das nicht so. Deshalb gibt er hier den Link zu einer solchen Gruppe mit einem sachlichen Text und dem Titel „Der sozialistische Flügel der NSDAP und sein Wirken“:

http://sachedesvolkes.wordpress.com/2011/06/28/der-sozialistische-flugel-der-nsdap-und-sein-wirken/

 

Hier noch links zur SA und zum „Röhm-Putsch“:

http://de.wikipedia.org/wiki/Sturmabteilung

http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6hm-Putsch

http://www.dieterwunderlich.de/Roehm_putsch.htm

 

Sehr empfehlenswert sind die Bücher von Heinz Höhne „Die Machtergreifung“ und „Mordsache Röhm“. Auszüge davon in den „Spiegel“-Serien:

„Mordsache Röhm“:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13507978.html

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13510835.html

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13508934.html

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13509574.html

„Die Machtergreifung“:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14018553.html

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14019841.html

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14021280.html

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14022698.html

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14018665.html

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14020098.html

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14021547.html

 

Nach dem „Röhm-Putsch“ möchte der Wurm noch kurz auf zwei Gruppen eingehen: Die Wehrmacht machte Konzessionen in der Innenpolitik, war aber außenpolitisch tonangebend und bekam alles, was sie haben wollte, inclusive dem Krieg.

Der Kapitalismus nahm unter den Nazis erst so richtig an Fahrt auf. Die Wirtschaftspolitik des „3. Reiches“ war bestimmt durch massive Aufrüstung und Autarkie-Bestrebungen mit dem Ziel, einen großen Krieg zu führen. Dies war bei dieser Wirtschaftspolitik auch nötig, denn nur durch zukünftige Eroberungen konnten die enormen Schulden überhaupt bezahlt werden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Vierjahresplan

 

Österreich hatte einen Sparkurs eingeschlagen mit dem Ergebnis, dass es dem Land zwar schlecht ging, es aber hohe Goldreserven gehortet hatte. Deshalb fiel es dem Fast-Pleiteland Deutschland als erstes zum Opfer.

Von zusätzlichen Absatzmärkten abgesehen, brachten die deutschen Eroberungen im Osten Europas vor allem Zugang zu Rohstoffen und billige Arbeitskräfte:

„Im Spätsommer 1944 waren etwa ein Viertel der Arbeitskräfte in der gesamten deutschen Wirtschaft Zwangsarbeiter, Anfang 1945 stellten Ausländer ein Drittel der gesamten Arbeitskräfte in der Landwirtschaft. Sie stammten aus allen von der Wehrmacht besetzten Ländern Europas, die meisten aus Polen und der Sowjetunion, letztere wurden auch als Ostarbeiter bezeichnet. Etwa die Hälfte von ihnen waren Mädchen und Frauen.“

http://de.wikipedia.org/wiki/NS-Zwangsarbeit

 

Es gab Ausbeutung und Kosten/Nutzen-Rechnung bis ins Letzte: „wertlose“ Menschen wurden umgebracht (Euthanasie), die Überreste der Getöteten wurden Gewinn bringend verwertet. Im Vernichtungslager Auschwitz ist heute noch ein Raum mit gesammelten Haaren zu sehen (bestimmt für Perücken oder für Seiler). Das, was von den toten Menschen immer noch übrig blieb, wurde zu Seife verarbeitet.

Deshalb kam es zum berühmten „Ahlener Programm“ der CDU von 1947, das mit folgenden Worten beginnt:

„Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen.

Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein. Durch eine gemeinschaftliche Ordnung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Ahlener_Programm

 

Allerdings mussten die Führer des linken Flügels der CDU nicht mehr umgebracht werden – ihnen wurde ein Angebot gemacht, das sie nicht ablehnen konnten.

Es wird immer so getan, als ob eine Art „Marsmenschen“ sich Deutschlands bemächtigt hätten. Das stimmt nicht – das „3. Reich“ war ein Bündnis nationaler, konservativer, kapitalistischer und zu einem großen Teil auch religiöser Kräfte. Daran will heute keiner mehr erinnert werden. Deshalb wird der „Röhm-Putsch“ heute in den Medien kaum behandelt.

Zum Schluss noch zwei Werke von John Heartfield (siehe 2. Hälfte von http://www.edwin-grub-media.de/ansichten-eines-regenwurms/32-staeck-brief.html) …

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… und eines von A. Paul Weber "... und kommen nach kurzer Pause wieder":

http://www.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fwww.weber-museum.de%2Fwerk%2Fwiderstand%2Fimages%2F2478.jpg&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.weber-museum.de%2Fwerk%2Fwiderstand%2F&h=500&w=411&tbnid=iSsvIxZSPsaPnM%3A&zoom=1&docid=Rqsj-UdKqmiJcM&ei=xtzGU-_-D4Gu7AbjvIDIAg&tbm=isch&iact=rc&uact=3&dur=805&page=1&start=0&ndsp=13&ved=0CCAQrQMwAA